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Gerade zu Neumond solltet ihr euch in Acht nehmen, denn genau dann passiert es.

Rouven erwacht plötzlich und das nicht in seinem Bett. Er erwacht in völlig fremden Wohnungen, in denen alles verwüstet ist und er selbst sogar teilweise verwundet ist.

Was würdet ihr machen, wenn euch so etwas passiert? Es könnte doch jeden von uns treffen, oder?

Ihr würdet wohl nach den Besitzern der Wohnung schauen oder Hilfe holen, richtig? Rouven schaut ebenfalls nach den Besitzern, doch diese sind nicht da. Weg, die Wohnung ist leer. Allerdings scheinen die Bewohner vor kurzem noch da gewesen zu sein. Und nun?

In Rouven kommt die Frage auf, ob er selbst nicht mit diesem Verschwinden zu tun haben könnte. Schließlich hat er nicht einmal Erinnerungen daran, wie er hier hingekommen sein soll.

Was wäre, wenn ihr dann in einer Tür einen Buchstaben eures Vornamens eingebrannt vorfinden würdet? Gruselig oder? Rouven erlebt dies nun zum dritten Mal. Er kann sich zudem nicht erklären, was die zwei Symbole bedeuten sollen. Ein Sichelmond und eine Vogelkralle wurden ebenfalls in die Tür eingebrannt.

Unter Schmerzen flüchtet Rouven aus dem Haus, doch als schlechten Traum kann er das Geschehene auch dieses Mal nicht abstempeln, denn es ist pure Realität. Rouven lebt und Rouven wird nun auch von der Polizei gesucht, denn die Bewohner der drei Wohnungen sind nicht zurückgekehrt, sondern spurlos verschwunden.

Im still gelegten Wasserwerk der Stadt zieht er sich zurück und findet dort seinen eigenen Ruhepol. Nana ist bei ihm, eine ältere Frau, die er damals vor der Tür des Werks gefunden hat und die ihn täglich neu kennenlernt. Nana leidet an Demenz und gibt Rouven entweder den Namen Michael, Bernie oder Arthur. Rouven behandelt Nana mit viel Gefühl und lässt sie in ihrer Welt, da alles andere ihr wehtun würde und er möchte, dass sie sich wohlfühlt.

Neumond. Es ist wieder passiert, Rouven befindet sich in einer fremden Wohnung, aber dieses Mal ist etwas anders. Er ist nicht allein. Als Tabitha stellt sich ihm das Mädchen, nachdem er es von den umgelegten Fesseln befreit und sie gemeinsam vor der Polizei geflüchtet sind, vor.

Im Wasserwerk finden beide Zeit um sich zu unterhalten, doch ohne Erinnerungen fällt dies Rouven schwer.

Tabitha möchte so viel wissen und doch bleibt er ihr alle Antworten schuldig. Ein abgegebener Brief wird ihm von Nana überreicht. Wer diesen ihr übergeben hat, bleibt durch ihre Krankheit ebenfalls unerklärbar. Geschockt findet Rouven ihm gut bekannte Symbole auf diesem Zettel vor und auch Tabitha hat einen Sichelmond und eine Kralle auf dem Unterarm eingeritzt.

Die Botschaft: „Suchst du dich, dann folge den Symbolen, Rouven.“ prangt ihm von dem Zettel entgegen und ein Karussell der Fragen beginnt in seinem Kopf zu drehen.

Stefan Gemmel ist Autor dieses fantastischen Jugendromans. Richtig, der Stefan Gemmel, welcher den Weltrekord im Lesen mit über 10.000 Kindern geschafft hat. Genau jener Stefan Gemmel, den wir immer wieder als witzigen und sympathischen Mann auf Buchmesse treffen, mit ihm lachen und gute Gespräche führen. Bisher haben wir keines seiner Bücher gelesen und sahen ihn immer als Kinderbuchautor an.

Gut, dass wir Autoren in keine Genreschublade stecken und uns wahnsinnig gern begeistern lassen. Stefan Gemmel hat es getan, er hat uns begeistert, überzeugt und so richtig vom literatwoischen Hocker gerissen.

Über 400 Seiten versteht es Gemmel den Spannungsfaden gruselig hoch zu halten. Dabei ist es ihm ein Vergnügen seine Charaktere einerseit liebevoll zu zeichen, um diese dann anderseits entgegengesetzt den Vorstellungen des Lesers handeln zu lassen.

Nach und nach werden dem realitätsbezogenem Roman fantastische Elemente eingehaucht, um den Gruseleffekt zu verstärken und den Leser teilweise auch in eine Welt nach dem Leben zu führen. Rouven steht dabei im Strudel des Geschehens, welcher durch eine starke Empfindung ausgelöst wurde.

Dieses Werk wollen wir vor allem auch männlichen Lesern ans Herz legen und allen Lesern die sich dieser Frage stellen wollen: „Welche Türen hast du selbst bereits verschlossen, um Dinge aus deiner Vergangenheit zu verschweigen?“

Bei der Beantwortung dieser Fragen zeigt Gemmel umfassend sein Autorentalent, denn er bedient sich wahnsinnig vielen Mitteln, ohne zu übertreiben. Er verbindet in Sichelmond Thriller, Krimi und Fantasy und lässt neben Kämpfen und Gruseleffekten dennoch einen großen Gefühlshauch zu. Gemmel vereint die Macht und die Liebe, die Toten und die Lebendigen, die Kranken und die Gesunden.

Sagenhaft wie ihm dies gelingt, ohne den Leser ausatmen zu lassen. Er begibt sich mehrmals auf gewagtes Terrain und überzeugt am Ende damit, dass er jeden Schritt bewusst ausführte. Sogar die Krankheit Demenz, bei der Literatwo mehr als feinfühlig ist, konnte Stefan Gemmel so einbinden, dass diese anfänglich sachte und doch präsent mit aller Sensibilität ins Herz stach.

Er bringt vor allem unterbewusst Themen näher, die keine Hauptrolle in seinem Werk spielen. Gemmel ist Meister des Verpackens und hat hier viel Stoff zu einem großen Ganzen verarbeitet, welcher Jugendlichen, wie auch erwachsenen Lesern aufregende Stunden beschert.

Zwischen Wächtern, Polizisten, Seelen, liebevollen Charakteren und geheimnissvollen Symbolen werdet ihr euch finden. Doch seid auf der Hut, denn ihr werdet ebenso kämpfen, flüchten und rätseln! Vor allem aber müsst ihr stark sein und euch erinnern…

Lasst euch auf diesen Roman ein und erlebt ein facettenreiches Lesevergnügen. Lernt Rouven kennen, stellt euch der Vergangenheit und taucht nach Erinnerungen.

Wir sollten uns gruseln und wir haben uns gegruselt und werden es wieder tun, denn am 10. Mai ist Neumond.

Passt auf euch auf!

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