https://i0.wp.com/ecx.images-amazon.com/images/I/81SWE3R1PIL._SL1500_.jpg?resize=227%2C363

Was haben wir mit Luisa Preyß´ Protagonistin Franka Mainke gemeinsam? Wir bloggen im Internet.

Und doch gibt es einen großen Unterschied, denn wir bloggen über Literatur, Franka über Sex.

Ja, richtig gelesen, denn Franka braucht dringend Geld. Sie ist pleite und lebt seit einiger Zeit getrennt von Richard, dem Vater ihrer beiden Kinder, Nele und Leon. Er zahlt ihr keinen einzigen Euro Unterhalt für die Kinder, ihre Wohnung ist alles andere als schön, zudem sitzt ihr auch noch der Vermieter wegen der unpünktlichen Mietzahlung im Nacken. Ihr Job als Journalistin läuft mehr schlecht als recht und unter all diesen Bedingungen funktioniert es natürlich nicht, ihre Träume zu verwirklichen.

Franka möchte ihr Geld mit schreiben verdienen, sich voll und ganz der Literatur widmen. Ein eigener Roman ist ihr Traum, doch um sich Schreibzeit zu verschaffen, ist ein finanzielles Polster notwendig. Als Quereinsteigerin in der Journalistenbranche ist dies jedoch mehr als mühsam und so entschied sie sich für ihren Bekannten Guido mehrere Sex-Blogs zu betreuen. Ihre Aufgabe besteht darin mit erotischen Texten die Männer zu animieren, einen Anruf bei der Telefonsexhotline zu tätigen. Trotz ihrer Unerfahrenheit in den außergewöhnlichen Fetischbereichen und einigen zuvor nie gehörten Fremdwörtern schlägt sich Franka wacker und ist selbst erstaunt, welche Fantasien sich in ihr verstecken.

Neben Kinderstreit, Trennungszoff, Geldsorgen und Freundinnen-Problemen eine echte Abwechslung.

Franka bleibt kaum eine Alternative als die Schwarzmalerei, da es nicht einmal annähernd weiße Flecken gibt. Sie fühlt sich alleine und beneidet ihre Freundin Jana um ihr Leben. Diese ist in einer glücklichen Beziehung, ist am Ziel ihrer Traumkarriere, hat Geld ohne Ende und ein wunderschönes Haus im Grünen. Jana hat es einfach geschafft und Franka würde einen Rollentausch bevorzugen.

Wären ihre Kinder nicht, würde sie sich vergraben und ganz tief abtauchen. Das Glück scheint auf der anderen Seite ihrer Welt zu leben und positive Nachrichten werden immer mehr zum Fremdwort.

Ablehnungen und Enttäuschungen stehen auf der Tagesordnung. Das Leben ist allerdings überhaupt nicht vorhersehbar und der tief schlummernde Hoffnungsschimmer muss irgendwann aufwachen und vor ihr auftauchen. Franka lässt sich nicht unterkriegen und nimmt jede Chance wahr, um endlich ihren festen Platz im Leben zu finden.

Kann ein Besuch im Swingerclub vielleicht Steine versetzen und eine zündende Idee auslösen? Kommt vielleicht doch ein Angebot auf sie zu, was sie nie für möglich gehalten hätte? Gibt es das Glück in ihrem trüben Leben irgendwo? Kann französischer Boden Richtung weisend sein?

Am Dienstag kommt das Glück (eBook) ist eine frei erfundene Geschichte und doch mit großem Wiedererkennungswert, was die Frauen unter uns betrifft, zudem der erste Roman der Berliner Autorin Luisa Preyß. Luisa Preyß ist das Pseudonym einer Berliner Journalistin, Bloggerin und Autorin. Wir Literatwos wissen, welche symphatische Frau dahinter steckt und werden es euch auch noch im Laufe des Jahres verraten. Die verwendeten Bilder hier im Artikel stammen übrigens von der Autorin persönlich und decken sich mit dem Kopfkino während des Lesens.

Bevor ihr allerdings zum Roman greift, macht es anders als ich, denn auf der Zugfahrt nach Hof, hatte ich nur Limonade im Gepäck und der Sitzplatz war unbequem. Holt euch also ein Glas Rotwein und macht es euch auf der Couch bequem. Ihr werdet schnell merken warum und spätestens am Ende des Romans habt ihr das Verlangen, ein Glas Rotwein mit Franka zu trinken.

Franka wächst unglaublich schnell mit ihrem Charakter ans Leserherz. An ihrer Seite möchte man gern verweilen, da sie einfach eine Kämpfernatur ist und trotz allen negativen Nachrichten den Humor und ihre Einstellung zum Leben nicht verliert.

Als Leser nimmt man mehr als schnell die Freundinnenposition ein und bedauert es, sie nicht einfach mal kurz in den Arm nehmen zu können, zu telefonieren oder wirklich mit ihr einen ruhigen Mädelsabend zu verbringen.

Keinesfalls ist der Roman ein Familienroman, rosarot, kitschig oder mit einem sich überschlagendem Happy End versehen.

Die Autorin hat sich für die Ich-Erzählperspektive entschieden und damit aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Die Nähe zu Franka ist dadurch sofort hergestellt und es ist ein Genuss an ihrer Seite zu verweilen, da ihre Art einfach einmalig ist. Franka ist stark, sie handelt plausibel und kämpft sich Tag für Tag neu frei. An vielen Passagen bleibt aber auch das Schmunzeln einfach nicht aus und es ist bewundernswert, wie Franka sich im Alltag schlägt. Franka hätte man einfach gern zur Freundin.

Luisa Preyß schreibt in einem Guss und pflanzt ihrer Protagonistin Gedankenwelten ein, die zum Nachdenken anregen, aber auch Mut machen. Die Handlung ist facettenreich und turbulent und punktuell wird der Leser mit geballter Erotik konfrontiert. Ihre Sex-Blogtexte sind einfach treffend genial und erzeugen neben den Überraschungseffekten ein heftiges Prickeln.

„Jeder Abschnitt ist Teil des Weges, ein Puzzlestück im Leben und egal ob gut oder schlecht, die Erfahrung lehrt, dass oft genug genau dieser Puzzleteil zu einem späteren Zeitpunkt, das Fehlende in einem großartigen Bild ist.“

„Am Dienstag kommt das Glück“ – kommt es wirklich an einem Dienstag und vor allem, kommt es überhaupt?

Ich habe die Zeit mit Franka sehr genossen, viele Bilder vor Augen gehabt und darin für mich ein ganz bestimmtes Puzzleteil gefunden.

Zudem habe ich für mich entdeckt, dass ein Ausflug ins Genre Frauenliteratur doch ab und an ganz gut tut. Ich habe dieses Genre nun seit einigen Jahren gemieden, da mir eben in fast allen Romanen zu viel rosarot gemalt wurde, grundsätzlich ein übertriebenes Happy Ends zu finden war und ich wenige Parallelen mit dem echten Leben finden konnte.

Genau dies fand ich fast in allen Frauenromanen, hier glücklicherweise nicht. Anstelle davon dafür eine Menge Realität und Plausibilität voller zart aufgetragenem Gefühl.

Luisa Preyß hat mich wirklich begeistert durch ihren klaren Blick in das Frauenleben und ich freue mich auf den Monat März, denn da erscheint ihr zweiter Roman „Wie wende ich meine Mutter?“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert