Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley
Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley

Willkommen zum literatwoischen Lagerfeuer!

Setzt euch und seid buchig gespannt, denn es geht um ein wirklich buchiges Buch. Das Haus der vergessenen Bücher (Atlantik) aus Christopher Morleys  Feder, die wahnsinnig schöne Worte hervorgebracht hat.

Mit Estel (Sarah) von Mein Blätterwald ~ eine büchersüchtige Studentin bloggt habe ich mich über einen bezaubernden Roman unterhalten. Sehr aktiv hat Estel an der Leserunde auf Facebook teilgenommen und über ihre Lesefortschritte gebloggt und den Roman rezensiert.

Nehmt euch Knüppelkuchen und kuschelt euch in eure Zuhörsessel, es geht los…

Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley
Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley

Binea fragt ~ Estel antwortet

Bücher über Bücher sind für uns Leser sehr bedeutend. Bei diesem Werk finden wir sogar das Wort „Bücher“ im Titel. Magst du den Titel des Romans und findest du ihn passend?

In einem Wort? Absolut! Als ich das erste Mal den Titel las, hatte ich sofort folgendes Bild im Kopf: Ein freundliches aber auch etwas geheimnisvolles Haus, mit hohen Decken, vollgestopfte Regale an jeder Wand, vielleicht eine Galerie mit einer Wendeltreppe und gedämpftes Licht überall. „Das Haus der vergessenen Bücher“ klang nach dem Duft alter Bücher, Seitenrascheln und dem Ächzen der überladenen Regalböden. Als ich dann gleich auf den ersten Seiten die Beschreibungen von Roger Mifflins Laden gelesen habe, war ich erstaunt, wie nah meine Vorstellung an dem dran war, was Christopher Morley sich damals ausgedacht hat. Aber vielleicht ist diese „Idealvorstellung“ eines Hauses voller Bücher ja auch einfach universal.

Ich finde übrigens, dass der Titel sogar doppelt gut passt. Nicht nur, weil die Buchhandlung von Roger Mifflin den Träumen eines jeden Bibliophilen entsprungen zu sein scheint, sondern auch, weil in der Geschichte so viele bereits in Vergessenheit geratene Bücher angesprochen werden. „Das Haus der vergessenen Bücher“ kann dadurch für den interessierten Leser zum „Tor der vergessenen Bücher“ werden. Für mich ist es jedenfalls so.

Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley
Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley

Welcher Charakter aus Christopher Morleys Werk hat dein Herz im Stum erobert und warum?

Da nenne ich jetzt mal zwei Charaktere, weil ich mich einfach nicht entscheiden kann: Zum einen bin ich natürlich begeistert von Roger Mifflin und seiner Liebe zu Büchern und dem Beruf des Buchhändlers. Er wirkt so herzlich und obwohl er jedem erklärt, wieso und weshalb Bücher so bereichernd für das eigene Leben sind, wirkt er damit überhaupt nicht belehrend. Das fand ich sehr angenehm. Gerne würde ich mich von ihm einmal durch die Buchhandlung führen lassen und eine Empfehlung für ein Buch bekommen, von dem ich gar nicht wusste, dass es zu mir passen würde.

Zum anderen habe ich aber auch sofort seinen Hund, Bock, ins Herz geschlossen. Das kann jetzt daran liegen, dass ich zur Zeit leider kein Haustier habe, aber das gutmütige und treue Wesen von Bock haben es mir auch besonders einfach gemacht, ihn zu mögen. Ich glaube, bei einem Besuch in Mifflins Buchhandlung hätte nur Bock mich wirklich von den Büchern ablenken können – und das will wirklich was heißen.

Magst du mir/uns deine absolute Lieblingsstelle nennen und erklären, warum diese und kein andere? Natürlich spoilerfrei.

Das ist jetzt eine wirklich sehr schwierige Frage, weil es so viele tolle Stellen im Buch gibt, die ich mir angestrichen habe und die ihren ganz eigenen Reiz haben. Aber ich will’s versuchen.

Da mir besonders diese eingeflochtenen Weisheiten über Bücher sehr gefallen haben, zitiere ich jetzt mal – ganz spoilerfrei, wie ich hoffe – aus Seite 116:

„Bücher enthalten die Gedanken und Träume der Menschen, ihre Hoffnungen, ihr Streben, alles, was an ihnen unsterblich ist. […] In den Büchern liegt die Unsterblichkeit der Menschheit, sie sind der Ursprung von fast allem, das wert ist, in unseren Herzen bewahrt zu werden. […] Druckerschwärze und Schießpulver liefern sich seit vielen, vielen Jahren einen Wettkampf. Die Druckerschwärze ist in gewisser Weise im Nachteil, denn mit Schießpulver kann man einen Menschen in einer halben Sekunde in die Luft jagen, während man mit einem Buch manchmal zwanzig Jahre dafür braucht. Aber das Schießpulver zerstört sich zusammen mit seinem Opfer selbst, während ein Buch über Jahrhunderte hochexplosiv sein kann.“

Ich finde, in diesen Worten hat Christopher Morley genau das zusammengefasst, was mich an Büchern so fasziniert. In der Schule mag sich manch einer noch darüber beklagen, aber letztlich ist es doch faszinierend, die Gedanken längst verstorbener Menschen bewahren zu können – all ihre Hoffnungen und Ängste. Und ihre Worte können weiter wirken, können Dinge bewegen, wenn ihre Schöpfer schon längst nicht mehr sind. Auch in der Gegenwart, das vergisst man manchmal, werden Worte auf diese Weise aufgezeichnet und wer weiß – vielleicht setzen sich in hundert Jahren, wenn wir längst nicht mehr sind, Menschen zusammen und diskutieren diese Worte. So wie wir das in der Leserunde gemacht haben.

Bei Mr. Mifflin muss der Tabakrauch regelrecht über die Bücher kriechen. Wie stehst du zur Kombination Tabak und Buch?

Zugegebenermaßen finde ich die Vorstellung eines so verrauchten Buchladens ein wenig befremdlich. Ich bin mein Leben lang Nichtraucher gewesen und werde das auch so beibehalten, weshalb Tabakqualm allein schon deswegen nicht so meins ist. Dazu kommt, dass ich eine sehr empfindliche Nase habe und sehr schnell auch die geringsten Duftspuren wahrnehme. Ein Buchladen voller Tabakrauch – der ja auch in das Papier hineinzieht – würde mich dann doch beim Stöbern und Lesen etwas stören. Andererseits… wenn es so besondere Bücher wie bei Roger Mifflin gibt, hält mich eigentlich auch Tabakrauch nicht von meiner Leselust ab.

Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley
Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley

Estel fragt ~ Binea antwortet

Christopher Morleys Geschichte ist ja selbst eine Fundgrube „der vergessenen Bücher“: Es gibt kaum eine Seite, auf der nicht auf andere Werke oder Autoren verwiesen wird. Magst Du das und schreibst Du Dir vielleicht auch einige dieser Leseanregungen auf oder stören Dich diese Verweise eher im Lesefluss?

Die Erwähnung von Büchern in Büchern mag ich sehr. Es ist immer wieder herrlich zu lesen, welche Bücher den Autor damals beim Schreiben über den Weg gelaufen sind und welche er somit in seinem Werk verankert hat. Viele der hier aufgezählten Werke sind mir unbekannt, was mich aber nicht wirklich wunderte. Einige Romane habe ich „gegoogelt“, aber nicht alle. Die vielen Titel sind sogar sehr große Leseanregungen.

Die Verweise stören mich keinesfalls im Lesefluss. Ich mag es sehr, die Titelnamen zu lesen und gerade in einem Roman der den Titel „Das Haus der vergessenen Bücher“ trägt, sollten viele Bücher vorkommen.

Ich selber habe mir im ganzen Buch über zwanzig Stellen markiert, die mir besonders gefielen. Gibt es für Dich ein ganz spezielles Lieblingszitat aus dem Buch?

Da kann ich mich wohl nur anschließen – bei mir sind es nicht ganz zwanzig, aber siebzehn Stellen sind wohl auch schon sehr aussagekräftig. Lach. Ein spezielles Lieblingszitat ist dabei nicht einfach auszuwählen, darum nehme ich zwei.

„Das Leben in einer Buchhandlung ist wie das Leben in einem Munitionslager. Diese Regale sind angefüllt mit dem gefährlichsten Sprengstoff der Welt – dem menchlichen Geist.“ (Seite 21)

Was ich total genial finde und ab und an mit mir selbst spiele oder mit meinem Mann, ist das folgende Spiel, von dem Roger Mifflin seiner Gehilfin Titania erzählt:

„…sehen Sie sich einfach um, bis Sie die Regale so gut kennen, dass sie auch im Dunkeln jedes Buch finden würden. Früher habe ich dieses Spiel mit meiner Frau gespielt. Wir haben abends alle Lichter ausgemacht, ich habe einen Buchtitel genannt, und sie musste nach dem Buch suchen, danach war ich dran.“ (Seite 70)

Ähm nein, ich muss noch eins nennen – tut mir leid, es ist einfach zu schön und seit diesem Zitat weiß ich, dass es bei jedem Menschen, der einen „SUB“ (Stapel ungelesener Bücher) besitzt, spukt. 🙂

„Es gibt nur eine Möglichkeit, den Geist eines Buches zu bannen – man muss es lesen.“

Der Hund von Roger Mifflin, genannt Bock, hat es ja auch auf das Buchcover geschafft. Was sagst Du zu der Idee, des „Buchhandlungs-Hundes“ – und gibt es vielleicht ein Tier, dass Du gerne in Buchhandlungen antreffen würdest?

Als ich mag Hunde sehr, habe aber leider keinen eigenen. Einen Buchhandlungshund würde ich total genial finden, absolut. Das Bock auf dem Buchcover zu finden ist, finde ich ebenfalls total schön und nicht zu vergessen, er ist auch hinten auf der Rückseite abgebildet.

Vermutlich sind in einer Buchhandlung Fische vom Optischen her gesehen nicht schlecht, wobei ich diese nicht so sehr mag. Wohl, weil ich nie einer sein möchte, lach. Es kommt auch drauf an, ob die Tiere angefasst werden sollen. Als mein Kater noch lebte, (ich vermisse dich schrecklich, mein geliebter Mauz) habe ich viel an seiner Seite gelesen oder besser, er hat an meiner lesenden Seite geschlafen und sich kraulen lassen. Katzen oder Hunde sind wohl am geeignetsten.

Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley
Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley

Roger Mifflins Buchhandlung kann man beinahe auch als Tabak-Stube bezeichnen, da er und seine Kundschaft so viel rauchen. Würde Dich das stören? Und was gehört für Dich unbedingt zum Lesen dazu wie für Mifflin seine Pfeife?

Bevor ich mich der ersten Frage widme, muss ich erstmal sagen, dass für mich Schokolade und ein Kaffee dazu gehört. Mehr braucht es nicht, natürlich noch ein schönes Plätzchen, aber hauptsächlich Kaffee und Schokolade.

Das Thema Tabak und Buch hat mich den ganzen Roman über begleitet. Also ehrlich gesagt, finde ich es nicht wirklich schön, wenn in Wohnungen, allgemein in geschlossenen Räumen, geraucht wird. Am nächsten Tag stinkt es nach kaltem Rauch. Ekelhaft. Die einzige Ausnahme die ich wohl machen würde, wäre in der Buchhandlung bei Roger Mifflin, denn irgendwie gehört dies bei ihm eben zur Ausstattung des Buchladens. Wahrscheinlich macht der Rauch, der über die Bücher kriecht, auch ein wenig den Zauber der Buchhandlung aus. Generell bin ich total dagegen, aber hier scheinbar mal nicht. Was ich nie gedacht hätte.

Ich habe die Buchhandlung betreten, bin kurz zusammengezuckt und habe sie dann doch so akzeptiert.

P.S. Was ich euch noch verraten möchte – ich bin eine Librocubicularistin. Ich lese im Bett und das Wort ist eine Erfingung von Roger Mifflin – herrlich, oder?

2 Comments on [Bücher] Das Haus der vergessenen Bücher ~ Christopher Morley

  1. Hey ihr zwei Lieben,

    ein schönes Lagerfeuergespräch hat sich da zwischen euch entwickelt 🙂 Herrlich, dass Roger Mifflin sich in so vielen Leserherzen einen Platz ergattern konnte.

    Liebe Grüße Nanni

    • Liebe Nanni, schön dich hier zu lesen. Der Roger Mifflin ist eben einfach ein wundervoller Protagonist mit Potenzial zum Einnisten in den vielen buchigen Leserherzen.

      Danke für deine Worte über unser Gespräch. Vielleicht reden auch wir bald mal 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert