Kategorie: Artikel / Buchvorstellung / Rezension

Bücher lösen Gedankenketten aus…

439_40109_109945_xxlVor einiger Zeit schrieben wir einen besonderen Artikel über das Buch „Ich habe den Todesengel überlebt“ von Eva Mozes Kor. Das Buch wurde zugeklappt, aber der Inhalt hat sich festgebrannt in die Leserseele und die Gedanken wurden angekurbelt.

So sah ich mich im KZ-Buchenwald ankommen. Damals war ich 14 Jahre, die Zeit vor meiner Konfirmation. In der DDR war es damals üblich, in den Jugendstunden das Thema Holocaust zu besprechen und ein Konzentrationslager zu besuchen. Auch heute ist dies oftmals noch so üblich. Während ich die Zeilen Eva Mozes Kor las, überkam mich ein mehr als bedrückendes Gefühl. Das Gefühl, welches ich während der Besichtigung in Buchenwald hatte. Beklemmung, Traurigkeit, Hass, Wut und Entsetzen.

Lange Gespräche mit Mr. Rail über das Buch, holten letztendlich noch mehr Erinnerungen an die Oberfläche. Das große Eingangstor mit der Aufschrift „Jedem das Seine“ machte mir damals Angst. Es zu durchschreiten, war als ob ich in eine anderen Welt ging, in die ich nie gehen wollte, die es für mich am Liebsten nie gegeben haben sollte. Eva Mozes Kor musste das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ damals in Auschwitz kennen lernen, ein Tor welches auch sie ganz sicher nie durchschreiten wollte. Ihr war kalt, mir war an diesem Tag kalt und doch war ich nur zur Besichtigung dort, sie musste um ihr Überleben kämpfen. Bedrückend, ungeheuerlich, eine Vorstellung die schmerzt.

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Das verbotene Eden – David und Juna

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Grünes Cover – die Farbe der Hoffnung – Thomas Thiemeyer überzeugte mich bisher immer…also auf ins verbotene Eden.

Die Leben hat sich verändert.

Seit dem Tagebucheintrag im März 2015 sind 65 Jahre vergangen. Die Menschheit hat sich innerhalb kurzer Zeit in die Steinzeit zurück katapultiert. Damals schrieb Dr. med Karl Freihofer seine Befürchtungen nieder. Er sah schon damals dem Grippeimpfstoff FLU-VACC mit großem Argwohn entgegen. Er hatte damals die Angst, dass der Wirkstoff sprunghafte Mutationen an Grippeviren auslösen könnte. Die Menschheit würde davon befallen werden und ein atypisches Verhaltensmuster an den Tag legen. Frauen und Männer würden sich hassen. Was er in Gedanken experimentierte, ist im Jahr 2080 bereits Realität.

Es gibt keinen Strom mehr, kein Gas, kein Öl, kein Fernsehen, keine Fortbewegungsmittel. Geschäfte sind geplündert, es herrscht Krieg zwischen den beiden Geschlechtern. Dies ist die Welt, in der Juna und David leben.

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HHhH – Ein Buchtitel?!

Himmlers Hirn heißt Heydrich_Laurent Binet_Literatwo

Außergewöhnlich – bereits das Cover zieht unsere Blicke an.
Außergewöhnlich – auch der Titel mit seinen vier Buchstaben, drei große und ein kleiner.
Außergewöhnlich – auch sein Inhalt, denn der Autor schreibt sein Buch, während der Leser es liest.
Außergewöhnlich – und doch so bekannt ist der Inhalt seines Werkes.

HHhH

Ein Buchtitel bestehend aus vier gleichen Konsonanten? Richtig gelesen. HHhH… Himmlers Hirn heißt Heydrich – ein geflügeltes Wort der französischen Resistance wird hier zum programmatischen Aufmacher. Ungewöhnlich der Titel – ungewöhnlich das Buch – in jeder Beziehung.

Der Roman ist in Frankreich erschienen und dies ist schon deshalb eine Bemerkung wert, da der Franzose sprachlich den Buchstaben H nicht beherrscht. Wie mag es sich angehört haben, wenn in einer kleinen französischen Huchhandlung nach diesem Roman gefragt wurde? Denn diese vier Buchstaben prangten auf der Originalausgabe, ist der deutsche Spottspruch doch im Französischen ebenso eingänglich, wie sämtliche Anglizismen in unserer Sprache.

Der historische Plot ist wohl schnell erzählt. Reinhard Heydrich, rassenideologischer Vordenker und Initiator aller technischen Fragen der „Endlösung“, Erfinder der Verfahrensweise eines realisierbaren „Genozids“ an der jüdischen Bevölkerung Europas wird im Jahre 1942 in Prag auf offener Straße erschossen. Die Attentäter rekrutieren sich aus der Gruppe nach England emigrierter Exiltschechen, die einzig zum Zweck des politischen Widerstands ihr Heimatland infiltrieren.

Schnell erzähltein Fallschirmabsprung in der Gegend von Prag, Unterschlupf in Prag, Auskundschaften der Routinewege des Platzhalters des großen Diktators und „Rums“AttentatOperation Anthropoid erfüllt und das dramatische Ende der „Terroristen“. Alles bekannt – keine Frage ist offen. Das ganze wurde beschrieben, vertont und verfilmt. Also – ein Buch von vielen zu einem bekannten Thema…. Dachten wir… und damit lagen wir falsch… so falsch…

Was der Autor Laurent Binet mit diesem Roman vorlegt ist wohl eines der ungewöhnlichsten Bücher, das in den letzten Jahren den Weg zu uns gefunden hat. Ein Buch im Buch, da er in vielen eingeschobenen und verwobenen Kapiteln nicht nur den Handlungsfaden spinnt, sondern auch die Entstehung des Romans in äußerst skurriler Art und Weise in das gesamte Geflecht mit einwebt. Er beantwortet sich selbst die Frage, warum dieses Buch geschrieben wird, er erliegt Täuschungen und Fehlinterpretationen, die er selbst im Fortlauf der Geschichte einräumt und korrigiert und er vergleicht sein Schaffen mit all Jenen, die sich diesem Thema zuvor genähert haben. Sensationell. Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell und Vaterland von Robert Harris begegnen uns auf der Suche nach der Wahrheit, verzerren diese, unterstreichen sie und lassen uns dann doch wieder mit Binet alleine. Die Bücher reden miteinander…. Wie immer…

Binea hat während des gemeinsamen Verfassens dieser Rezension ein passendes Bild für diese literarisch außergewöhnliche und teilweise etwas groteske Vorgehensweise formuliert:

„Sagenhaft was der Autor Laurent Binet mit mir macht… wie bei einem Fußballspiel, welches man kennt und in der Wiederholung sieht, geht er mit meinem Empfinden um. Ich kenne das Ziel, kenne den Tatverlauf und doch ist die Spannung vorhanden, aber er möchte nicht schnell zum Ziel kommen, spielt den Wortball in den Rückraum, dann ein Stück nach vorne, wechselt über die komplette Wortseite um etwas Lesezeit heraus zu holen, passt dann wieder nach vorne, beschleunigt ungemein, um dann kurz vor dem finalen Tor doch noch kurz zu stoppen, damit sich der Leser bereit machen kann für das was kommt…

Das tut Laurent Binet nicht nur für den Leser, sondern auch für sich… ein Gleichtakt… bei dem keiner den Schlusspfiff möchte…

Einerseits begleiten wir in einer geheimen Kommandoaktion die tschechischem Attentäter, erfahren Hintergründe aus ihrem Leben, als würden sie uns selbst Rechenschaft ablegen – andererseits sitzen wir neben dem Schriftsteller und erleben sozusagen live, an welchem Tag und wo er diese Erkenntnis erlangte. Wir werden Teil des Rechercheteams und Teil der Geschichte. Und dabei lässt uns der Autor allen Spielraum, selbst zu denken, selbst Schlüsse zu ziehen und räumt dabei ein, auch nicht immer den 100%ig richtigen Weg gefunden zu haben. Geschichte wird lebendig und das Prag zweier unterschiedlicher Perioden erwacht vor unseren Augen. Litertwo blickt tief…

Zeitgeschichte zum Anfassen – eine Geschichte der Zeit – es wurde Zeit für diese Geschichte.

Heydrich hallt nach. Das Attentat verblasst in der Weltgeschichte, als hätte es nie stattgefunden. Der Technokrat der Vernichtung hat über seinen Tod hinaus den Maßstab der Vernichtung definiert. Zuletzt mussten wir feststellen, dass sein Name sogar im Jahr 1944, also zwei Jahre nach seinem Tod, im KZ Auschwitz bei zwei 10jährigen Zwillingsschwestern das Synonym für Leid und Verlust der gesamten Familie bedeutete. Sie gerieten dort an den Arzt Josef Mengele, dessen Taten erst durch den Vordenker Heydrich ermöglicht wurden.

Heydrich und Mengele… zwei Namen – nur zwei Namen… unter dem Dach des Nationalsozialismus allerdings skrupellose Henker der Neuzeit.

Literatwo empfiehlt….

Kann Ursula Poznanski mit Saeculum Erebos übertreffen?

Saeculum -
Saeculum – U. Poznanski

Erebos hat uns vor einem Jahr komplett überzeugt. Mr. Rail und ich haben das Spiel mitgespielt und wir konnten Erebos einfach nicht entkommen.

Wir waren gefangen, wir konnten das Buch kaum aus der Hand legen, wir mussten immer wieder darüber reden.

Wir haben uns komplett in Frau Poznanskis Hände begeben und waren durch ihre Wortgewalt und die wahnsinnige Spannung machtlos, wir konnten nicht entkommen.

Wir haben das Buch beide besprochen und haben damit weitere Buchliebhaber mit dem Spielvirus infiziert.

Der Virus ist immer noch ansteckend, also Vorsicht!

Mr. Rail setzt mit seinen Worten die Nadel an, durch die Erebos in den Blutkreislauf gelangt und meine Worte intensivieren die Blutverteilung und wirken hochgradig ansteckend. 

Mit großen Erwartungen haben wir uns ins Rollenspiel Saeculum begeben. Ein weiteres Spiel, diesmal ohne PC, sondern in der freien Natur. Hätte es Erebos nicht für uns gegeben, wäre unsere Messlatte nicht so hoch gewesen. Die Höhe von Erebos hat Ursula Poznanskis nicht mehr übersprungen. Warum das Buch aber immer noch deutlich höher springt als bei anderen Autoren, könnt ihr in unseren Rezensionen lesen. Entscheidet selbst, ob ihr an diesem Spiel teilnehmt und euch in den Wald begebt oder lieber in der städtischen Sicherheit bleibt.

Saeculum – so heißt der neue Roman der Erebos Autorin Ursula Poznanski. Ganz in schwarz-weiß gehalten, weckt das Buch absolute Neugier und Vorfreude auf den Inhalt. Die Äste ranken sich bereits auf dem Cover und greifen nach dem Leser. Die Hände des Waldes strecken sich weit aus, um Leser und Protagonisten zu umfassen.

Saeculum bedeutet Jahrhundert. Wir leben im 21. Jahrhundert, doch die Mitspieler des Live-Rollenspiels namens Saeculum versetzen sich ins 14. Jahrhundert, ins Mittelalter zurück. Das Rollenspiel ist beliebt im Kreis der jugendlichen Mittelalterfans und bald soll wieder ein neues beginnen. Das Organisationsteam hat bereits schon einen geheimen Ort ausgesucht, denn ganz legal ist dieses Spiel nicht, in dem die Mitspieler fünf Tage lang unterwegs sind, ohne Gegenstände aus der heutigen Zeit.

Saeculum – Bastian weiß bisher noch nichts von diesem Spiel. Er ist zum ersten Mal mit auf dem Mittelaltermarkt in Köln. Wegen Sandra ist er da, denn sie hat es geschafft, den Medizinstudenten von seinem Schreibtisch zu entführen. Bastian war zuvor noch nie auf so einem Markt und blickt sich skeptisch, aber interessiert um. Sandras Freunde, sind ihm leicht suspekt. Iris hat eine kunterbunte Frisur und ist zurückhaltend,  Lisbeth ist wunderschön, hat aber ständig ihren Freund Georg neben sich, der jeden Schritt von ihr beobachtet, und Paul ist stark, wie er in einem Schaukampf beweist, aber nicht richtig einzuordnen. Doro ist eine Wahrsagerin und scheint die Zukunft voraus sehen zu können, jeder hat etwas Seltsames an sich. Einzig sympathisch scheinen Warze und Steinchen zu sein, mit denen er gleich ins Gespräch kommt.

Saeculum – ein neues Abenteuer wird beginnen und Sandra möchte unbedingt, dass Bastian dabei ist. Etwas Abwechslung würde ihm sicherlich gut tun und sie hätte ihn gern bei sich, denn sie würde sich durch ihn sicherer fühlen. Da er Sandra mag, kann er ihren Wunsch kaum ausschlagen und erklärt sich sofort bereit dabei zu sein. Seine mittelalterliche Ausstattung kauft er sich prompt und seine Vorfreude auf die Natur beginnt zu steigen. Über Pfingsten findet das Rollenspiel statt und Bastian legt freiwillig seine Unilektüre beiseite. Ein merkwürdiger warnender Anruf erreicht ihn kurz vor der Abfahrt und auch sein Vater, der ihn immer nur aufsucht, wenn er ihn zum Vorzeigen irgendwo braucht, erscheint plötzlich. Doch Bastian hat die Nase gestrichen voll von seinem Vater und weist ihn ab.

Saeculum – es geht los, der Zug setzt sich in Bewegung und fünf Tage brechen an. Fünf Tage mit seinen neuen Freunden im Mittelalter. Fünf Tage Natur, Freiheit und Abenteuer. Doch bereits am Zielort wird Bastian mit Unerwartetem konfrontiert und der komplette erste Tag entwickelt sich vollkommen anders, als er es sich, genau wie scheinbar alle anderen auch, vorgestellt hatte. Ein Mitspieler verschwindet und eine Botschaft taucht auf, die nicht aussichtsreich klingt.

Mein Fazit:

Saeculum – ein wahrlich packender Roman, der in eine vergangene Zeit führt, finde ich. Anfangs heißt es, den Überblick nicht verlieren, denn Frau Poznanski bringt jede Menge Namen und Charaktere auf den ersten Seiten sprichwörtlich ins Spiel. Rasend schnell plustert sich der Roman auf, es gilt ein breites Faktenspektrum im Auge zu behalten. Aufmerksamkeit muss die ganze Zeit beim Lesen bewahrt werden, denn die Ereignisse überschlagen sich und jeder der Mitspielenden muss genau analysiert werden. Ein packendes Rennen gegen die Zeit beginnt und der Spannungsbogen wird immer straffer gespannt. Ursula Poznanski greift in ihrem neuen Thriller vor allem die Themen Freundschaft und Zusammenhalt auf. Als Leser ist man mittendrin im Geschehen und muss selbst die Nerven bewahren und fragt sich, wie weit man für andere gehen und wie man selbst in solchen Situationen entscheiden würde.

Saeculum – ein mehr als lesenswerter Jugendthriller mit gut konstruiertem Plot, geheimnisvollen Charakteren, bei denen jeder Leser selbst den Tiefgang suchen muss und dem ein Entkommen zwischen den Seiten kaum möglich ist.

Railys Fazit:

Meisterlicher Spannungsaufbau, flüssiger Schreibstil und die grandiose Verkettung von Handlungsgeflechten kennzeichnen diesen spannungsgeladenen Roman, findet Mr. Rail. Die Szenerie ist bildhaft und packend gewählt und ich werde nie wieder einen Mittelaltermarkt betreten können, ohne an Saeculum zu denken. Ich werde nie wieder meine Brille aufsetzen, ohne darüber nachzudenken, dass ihr Verlust auch der Verlust meiner Orientierung sein könnte – und sei es nur in einem Rollenspiel, in dem ich sie nicht tragen dürfte. All dies hat mich begeistert.

Im Vergleich zu Erebos hatte ich jedoch auch so meine Probleme mit der Plausibilität des Plots. Während in Erebos jeder Teilnehmer am „Spiel“ in einzigartiger Art und Weise in das Spiel aufgesogen wurde, kann ich in Saeculum nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet eine junge Frau an einem solchen Rollenspiel teilnehmen sollte, deren reales Leben durch Flucht und Angst gekennzeichnet ist. Abwechslung vom Alltag und Abenteuerlust als Motivation -ok – das glaube ich gerne. Aber jemand, der auf der Straße lebt, wird wohl kaum freiwillig in den Wald gehen, um das Erlebnis des Schlafens in der freien Natur mit anderen zu teilen.

Bei der Vielzahl der Charaktere, die zudem blasser ausgefallen sind, als diejenigen in Erebos, hat die Autorin an einer für mich entscheidenden Weggabelung ihres Romans eine Person schlicht und ergreifend vergessen – ihre weitere Zukunft im Buch wurde für mich danach nur noch zum Rätsel. Erebos ist Maßstab und Weltrekordhöhe – Saeculum ist hoch genug für die Bestsellerlisten, sehr hoch, hat aber  nicht das erhoffte Erebosformat.

  Saeculum

 Broschiert – 496 Seiten

 14,95€

 Loewe Verlag

Alex Capus berührt mit Leon und Louise

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Alex Capus berührt…und wie er berührt. Mehrere Worte, nein ganze Zeilen, sogar ganz Seiten kann ich mit dem guten Literatwofüller unterschreiben, denn was Capus schreibt, kommt mir mehr als bekannt vor. Hachja…seufz…ohne Worte…

Leise lese ich die ersten Wörter des Romans, denn ich befinde mich in der Kathedrale Notre Dame, in Paris. Ich atme kaum, sitze inmitten der Großfamilie Le Gall und schaue auf den offenen Sarg in dem Leon Le Gall liegt. Das Klingeln einer Fahrradklingel stört die Ruhe, eine Frau tritt an den Sarg und legt diese hinein. Erst nachdem sie jedem der Trauernden einen Blick zugeworfen hat, verschwindet sie genauso schnell, wie sie gekommen war.

Wer war diese Frau und was für eine Bedeutung hatte dieser Gegenstand zwischen ihr und ihm?

Frankreich im Jahr 1918. Ein Mädchen mit einer rot-weiß gepunkteten Bluse auf einem Fahrrad hat Leons komplette Aufmerksamkeit erregt. Zwei Mal hat er sie nur gesehen und dennoch war er hin und weg. Louise, die Überbringerin der Gefallenennachrichten an die Bewohner in einem Dorf in Frankreich. Leon und Louise finden sich und werden ein Liebespaar, allerdings nur von kurzer Dauer, der Krieg holt sie ein und sie werden voneinander getrennt. Eine Trennung, die endgültig scheint, denn beide halten sich für tot. Ein Fliegerangriff beendet die noch nicht richtig begonnene Beziehung.

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Tote Mädchen lügen nicht…

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Wir können nichts verändern, was wir jemals angerichtet haben. Unbedachte Verletzungen und gezielte Schmährufe kommen oft leicht von den Lippen, besonders wenn man sich in einer Gruppe versteckt. Die Folgen sind oftmals fatal. Unkalkulierbar. Binea und ich haben uns diesem Thema schon mehrfach gewidmet. Diesmal begeben wir uns gleichzeitig in ein Buch. Binea liest – ich höre. Und unmittelbar danach haben wir alle Karten auf den Tisch gelegt.

Impressionen, Gefühle, Inhalt, Wirkung und anhaltende Botschaft des Romans Tote Mädchen lügen nicht haben uns dazu veranlasst, dem Buch in Print- und Audiofassung ein besonderes Augenmerk zu schenken. Eine Teambesprechung der literatwoischen Art eben. Binea fängt mal an… ein Anfang ohne Ende 😉

Am Ende des Buches liegt Hannah Bakers Liste neben mir. Von Kassettenseite zu Kassettenseite habe ich alle Namen aufgelistet und Verbindungslinien zwischen ihnen gezogen. Wenn ich mir die Namen ansehe und daran denke, was diese Personen gesagt oder getan haben, kann ich ihren letzten Schritt, sich das Leben zu nehmen, nachvollziehen. Eine Lawine hat sie überrollt, der sie einfach auf Dauer nicht standhalten konnte, vor allem nicht, wenn die Lawine immer größer und schneller wird.

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Die wir am meisten lieben…

Nicholas Evans… er ist wieder da… und doch ganz anders…

Es war ein friedlicher Sommer im Jahr 2008, als der britische Bestsellerautor Nicholas Evans auf einem Spaziergang in Schottland ein paar Pilze sammelte und diese abends für sich und seine Frau Charlotte zubereitete. Ein gemütlicher Abend. Der letzte in ihrem Leben. Der Morgen begann mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und endete in der Klinik. Pilzvergiftung – die niederschmetternde Diagnose. Irreparable Schäden und Lebensgefahr die Folge. Nieren nicht mehr zu heilen – die Uhr läuft ab. Desaster.

Im vergangenen Jahr spitzt sich die Situation weiter zu. Nicholas Evans dazu:

„Im Sommer hat das Gift begonnen, mein Herz zu zerstören. Meine Tochter Lauren kam zu mir und sagte: Ich möchte, dass du lebst. Ich möchte, dass du eines Tages meine Kinder siehst . . .“  

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„tschick“ – Lesen? Oder doch lieber nicht?

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Manche Bücher springen uns Leser sofort an, da kommt keine Frage auf, ob man es lesen sollte oder nicht. Andere Bücher bewegen uns überhaupt nicht, da stellt sich die Frage von vornherein nicht. Doch einige Bücher stehen genau dazwischen. Für mich war das „tschick“.

Ich sah es immer wieder, ob vor Ort im Buchgeschäft, auf der Buchmesse oder bei Freunden im Regal. Und doch entschied ich, es nicht zu lesen. Nach fast einem Jahr nun habe ich es getan und zwar wegen Benedict Wells. Ja genau der Benedict Wells, dessen aktueller Roman „Fast genial“ heißt, hat mir dieses Buch ans Herz gelegt. Er hat mir eine persönliche Widmung hinein geschrieben, in der steht, dass ich „Tschick“ unbedingt lesen soll. Er liebt dieses Buch und es wäre Pflicht es zu lesen, also folge ich seinen Worten und finde mich im Verhörraum der Autobahnpolizei wieder.

Dort sitzt Maik Klingenberg, vierzehn Jahre jung, der einfach nur Maik genannt wird. Früher hieß er mal Psycho, ansonsten nur Maik, denn Langweiler haben keine Spitznamen. Ich sitze ihm gegenüber und schaue ihn an. Er ist voller Blut und hat sich in die Hose uriniert, außerdem steh er total unter Schock. Dann fällt er ohnmächtig vom Stuhl und ich finde mich mit ihm im Krankenhaus wieder, der eindeutig beste Ort für ihn. Was er erlebt hat, muss schlimm gewesen sein, ich vermute einen Unfall mit dem Auto auf der Autobahn, das scheint mir am Wahrscheinlichsten.

Die Gedankenwelt dreht sich bereits jetzt darum, wie denn der Weg bis zur Autobahnpolizei aussah und was Maik erlebt hat. Er ist unscheinbar, langweilig, seine Eltern sich reich und er ist gut in der Schule. Ihn nimmt keiner wahr, er hat keine wirklichen Freunde und ist in ein Mädchen aus seiner Klasse verliebt. Tatjana Cosic ist ihr Name und mit ihr begann alles, jedenfalls dank dem sonderbaren Neuling in der Klasse. Ein Russe, Andrej Tschiachatschow, kurz Tschick, denn dieser Name ist unaussprechlich. Denn dieser besuchte Maik an einem Nachmittag in einem selbst aufgebrochenen und gestohlenen Auto. Ein sonderbarer Mensch, der einen merkwürdigen Lebenslauf hat, aber dennoch sympathisch auf Maik wirkt. Er schien in sein langweiliges Leben etwas Farbe zu bringen und da seine Mutter mal wieder auf der Schönheitsfarm ist, eigentlich eine Entzugsklinik, und sein Vater auf Dienstreise, eigentlich mit seiner Freundin im Urlaub, bietet sich es für Maik an, die Freiheit zu nutzen. Er wusste sowieso nicht, was er mit sich anfangen sollte, denn die Ferien hatten begonnen und seine Gedanken drehten sich ununterbrochen um die Party von Tatjana, zu der er nicht eingeladen worden war.

Trotz aller versuchter Widerrede, lässt sich Maik darauf ein, mit ihm eine Runde im alten Lada zu drehen. Während der Fahrt kommt Tschick noch auf eine viel bessere Idee, sie sollten bei der Geburtstagsfeier vorbei fahren und das wundervolle Geschenk für sie abgeben, was Maik für seine Liebe in wochenlanger Arbeit angefertigt hatte. Eine Zeichnung von ihrem großen Idol, Beyonce. Egal was Tatjana sagt, ihr einfach das Bild in die Hand drücken, umdrehen, wegfahren. Weit weg, raus aus Berlin, bis in die Walachei, die es im Gegensatz zur Pampa wirklich gibt, um bei Tschicks Großvater die Ferientage zu verbringen. Maik gibt nach und sein Selbstbewusstsein wächst, denn mit diesem Schritt könnte er sein Langweilerimage abschütteln. Er stimmt ein und setzt sich ins Auto neben Tschick um loszufahren, in der Hoffnung nicht erwischt zu werden und endlich mal etwas ganz anderes, nicht ganz ungefährliches zu machen. Die Reise mit Ziel aber keinem genauen Routenplan beginnt und verwandelt sich in eine rasante Fahrt.

Wolfgang Herrndorf konfrontiert den Leser gleich zu Beginn des Romans mit dem Ende. Ein guter Schachzug, wenn man es schafft, den Leser ordentlich unter Spannung zu setzten und ihm bis dahin eine plausible Geschichte erzählt, deren Inhalt auch wirklich fesselt und berührt. Ich kann sagen, ja, Herr Herrndorf, sie haben es geschafft und Danke an Benedict für diese Empfehlung. Ein Roadmovie über zwei besonders unterschiedliche Jugendliche, aus Sicht von Romanfigur Maik erzählt. Authentisch durch die Sprachweise und das Verhalten der beiden Abenteurer, fühlt man sich während des Lesens, als ob man auf der Rückbank sitzt. Die Charaktere selbst, wie auch ihre Reiseerlebnisse sind mit viel Humor ausgestattet, der ab und an so trocken ist, dass ein lautes Loslachen nicht zu unterbinden ist. Herr Herrndorf lässt aber nicht nur den fröhlichen Themen Platz, sondern beleuchtet ganz gezielt das Thema Freundschaft, was gegenseitiges Vertrauen und den Zusammenhalt wenn es hart auf hart kommt, beinhaltet. Das Ende des Romans ist vielleicht nicht das gewünschte, aber es ist plausibel und sehr realistisch.

Ein Roadmovie für den Sommer, mit Lachgarantie, aber auch ernstem Hintergrund.

Einfach tschick…

tschick
Hardcover
16,95€
Rowohlt Verlag
 
Traurige Aktualisierung:

In der Nacht auf den 27. August 2013 ist Wolfgang Herrndorf im Alter von 48 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.

Mit seinem literarischen Roadmovie „Tschick“ hat er uns in seine ganz eigene Welt entführt. Literatwo gedenkt einem großen zeitgenössischen Schriftsteller, der wohl mehr Ideen mit ins Grab nimmt, als ihm das Leben zu Schreiben Zeit gelassen hat….

Nur mal EBEN lesen…

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Vor wenigen Stunden erst haben wir in unserem Artikel Die Liga der Bücher einen gewagten Vergleich angestellt und die literarische Leidenschaft auf die Fußballplätze dieser Welt gespiegelt. Über Auf- und Absteiger haben wir berichtet, vom drohenden Lizenzentzug wegen sportlicher Wertlosigkeit und vom Meistertitel 2011.

Unser wahres Anliegen war es jedoch, darauf aufmerksam zu machen, wer in dieser Bücherwelt zu den Meistern unserer Herzen zählt.

Robert Eben gehört zweifellos in diese literatwoische Ehrenliga. Lange haben wir über seinen Roman gesprochen, haben gezweifelt, gelacht und auch geweint. Wir waren kritisch und offen… wir haben uns fallenlassen und wurden aufgefangen. Ein Roman ohne doppelten Boden und mit einem Autor, der Aufmerksamkeit verdient. Biancas Worte treffen den Kern unserer Lesereise und ich kann sie nur mit dem guten Füller unterschreiben.

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Mit ohne dir…

„Grünrock, ich glaube es ist bald soweit. Ich habe es im Gefühl, es scheint bald Weihnachten zu sein“ sagte der Stadtbote.

„Meinst du? Sei mal grad still. Ich glaube ich habe was gehört.“ antwortete der Grünrock.

„Es ist zwar noch nicht so kalt, wie im letzten Jahr, aber die Tage sind dunkler und es scheint ewig her zu sein, das Weihnachtsfest. Mir schmerzt schon das Holz und so langsam möchte ich mal wieder einen Tannenduft riechen und selbst paffen. Meine Umhängetasche binde ich schon mal um, meine Zeitung muss ich nur noch finden. Es soll ja alles sitzen und ich möchte gut aussehen, wenn wir raus können. Ich glaube jetzt höre auch was.“ murmelte der Stadtbote.

„Psst…wir sind auch gerade wach geworden, scheinbar zum richtigen Zeitpunkt. Wir sind wohl in der Kiste über euch beiden. Bei uns ist außerdem auch das Engelspärchen. Die können noch gar nicht richtig reden, strecken und recken aber gerade ihre langen Flügel.“ meinten die zwei großen roten Rauschebartnussknacker.

„Es geht los, es geht los, wir kommen nach oben in die gute warme Stube und können sie endlich wieder sehen und nah bei ihr sein. Endlich, lang ist es her, als wir von ihr liebevoll aus unseren Kartons geholt worden sind, oder?“ fragte der Grünrock.

„Jippiee, juhuuu, endlich ist es soweit“ tönte es aus der kleinen Kiste, in der die kleinen Miniholzfigürchen untergebracht sind.

Plötzlich wurde es ganz still im Keller, das Schloss schnappte auf und das Licht wurde angestellt. Alle Bewohner der vielen Weihnachtskisten versteiften sich, hielten ihre Münder und warteten darauf, dass es losging. Sie genossen jedes Jahr aufs Neue das Geräusch der sich nähernden Schritte, das Gefühl zu schweben und letztendlich das Licht zu erblicken. Gleich, der Augenblick rückt näher. Jeder der hölzernen Weihnachtszeitgefährten war aufgeregt und freute sich auf die nun bevorstehende Zeit. Endlich wieder liebevoll aus den Kisten geholt werden, das kalte Gefühl abzustreifen und vor allem bewundert zu werden. Ansehen, umblicken, sich gegenseitig wiedersehen und hören, was es in der großen weiten Welt neues gibt. Die meisten kennen sich schon über 55 Jahre und sind sich vertraut, die jüngsten sind erst ein Jahr unter ihnen und es wird sicher auch in diesem Jahr wieder den ein oder anderen neuen Kameraden geben. Der oder die wird wohl allerdings schon da sein, hoffentlich nicht auf dem eigenen Stammplatz stehen, dies gab es aber nur einmal und wurde schnell wieder geändert. Nun war der große Moment da, die Figuren, ob Engel, Nussknacker oder Räuchermann, alle blieben starr und steif und genossen diesen Moment. Gerade stehen, nicht mehr liegen und ohne das Seidenpapier, ein weihnachtliches Gefühl.

Liebevoll wurden sie alle aus den Kisten geholt, in die Schrankwand, auf den Tisch oder vor die Bücher ins Bücherregal gestellt. Alles wie in jedem Jahr, doch etwas fühlte sich für alle anders an. Das Licht kam aus einer anderen Ecke, die Ruhe war eine andere und auch der Weg ins Wohnzimmer schien etwas länger geworden zu sein.

Eine ganze Weile verging, in der alle still stehen mussten, kein Auge durfte blinzeln, kein Wanderstab sich bewegen, keine Hand in die Höhe gehen um sich gegenseitig zuzuwinken. Die Flügel mussten senkrecht nach oben stehen, die Münder durften nicht aufklappen, der Bart der an der Nase krabbelt, durfte nicht glatt gestrichen werden.

„Nanu? Was war das? Wer war das? Und wo sind wir denn jetzt? Freunde? Ihr könnt eure Augen bewegen und euch umschauen, wir sind alleine, es brennt aber noch Licht und ich konnte nicht anders und musste mich rühren.“ sprach der Nussknacker.

„Oooohhh…wo sind wir denn? Wo ist sie denn hin?“ rief das kleine Engelchen, was neben dem Grünrock aufgestellt wurde.

„Sind wir entführt worden oder warum ist hier alles so anders? Ist es noch gar nicht Weihnachten?“ fragte der kleine Schneemann mit der Kerze.

„Nein, es ist alles richtig, auf dem Kalenderblatt steht der 12. Monat, es ist Dezember und zwar so wie ich es mir dachte, haben wir das Jahr 2011. Im Jahreszahlen merken bin ich sehr gut.“ sagte der Grünrock.

„Es stimmt, es muss so sein, denn schaut doch alle mal, wir sind nicht alleine.“ stellte der Soldatennussknacker fest.

„Hallo ihr Neulinge, wo kommt ihr denn her? Wir sind die dynamische Räucherbande. Jährlich kommt ein neuer dynamischer Begleiter dazu. Wo habt ihr denn überwintert und wo wart ihr all die Jahre davor?“ fragten sie im Chor.

Keiner traute sich zu antworten, jeder schaute sich um und wunderte sich, wo er sich befindet. Alles war fremd und anders, alles.

„Wenn ich auch mal was sagen darf, ich glaube ich kann euch Licht in die Dunkelheit bringen, denn ich habe das volle Jahr in der Helligkeit verbracht. Ich bin der Bücherwichtel und im Sommer des Jahres, als die Tage voller Sonnenschein waren, die Vögel zwitscherten und ich die grünen Bäume durchs Fenster sehen konnte, ist es passiert. Es stand ganz plötzlich ein Umzug an.“ seine Stimme stockte bei diesen Worten und ihm kullerten die Tränen auf der Wange entlang.

„Alles war wie immer und dann ging alles so schnell. Ich war diese Schnelligkeit gar nicht mehr gewöhnt und war gerade mitten in meinen Tagträumen. Auf einmal war sie weg, sie wollte nur kurz rausgehen und ihren geliebten Eichhörnchen ein paar Nüsse hinlegen, den kleinen Felixen, so nannte sie die roten Tierchen immer. Als sie wieder kam, war sie nicht alleine, es war hektisch und laut und dann kehrte Ruhe ein. Ruhe. Es wurde still, die Tür ging zu und sie kam nie wieder. Bis heute nicht. Wie ihr seht sind wir woanders, sie ist nicht mehr da. Dies ist wohl nun auch eure erste Zeit, ohne sie. Ohne die Ruhe, ohne den Sessel auf dem sie täglich saß um zu häkeln und zu sticken, ohne die Menschen die immer kamen um sie zu besuchen, ohne das stündliche Zusammensein mit ihr. Alles ist anders, seit dem Umzug. Alles.“ flüsterte er bedrückt.

Im Wohnzimmer herrschte Ruhe, nach den Worten des Bücherwichtels, denn so langsam begriffen alle, was passiert war.

„Warum sind denn die Menschenleben nicht ewig, so wie unsere? Warum können wir nicht immer alle ewig beisammen sein?“ fragte der kleine Nussknacker, der bereits schon einmal aus so einem Grund das Wohnzimmer wechselte. Das war allerdings schon eine ganze Weile her, doch er wusste zu genau, wie es sich nun für alle anfühlen musste und merkte wie es ihm jetzt zum zweiten Mal in dieser Situation ging.

„Ich kann gar nicht wirklich reden, ich glaube ich kann das gerade alles nicht glauben.“ flüsterte der Räucherpilz.

„Oh weh, oh weh, oh weh, nein, nein, es kann nicht sein! Ich war all die Jahre an ihrer Seite und sehe auch jetzt ihr fröhliches Gesicht vor mir. Jedes Jahr diese Begegnungen mit ihr und mit euch und jetzt…und jetzt…“ wimmerte der eigentlich starke und fest im Nussknackerleben stehende Grünrock.

Jeder einzelne trauerte vor sich hin oder stellte den anderen Fragen, um nicht den Boden unter den Holzfüßen zu verlieren.

„Liebe Freunde, wir hier alle, möchten euch gern bei uns aufnehmen und die Weihnachtszeit mit euch verbringen. Lasst uns zusammen rücken, für jeden einen neuen Platz finden. Ich möchte im Namen aller sprechen, wir sind alle geschockt und mussten einen Umzug noch nie selbst erleben. Gebt uns die Möglichkeit euch aufzumuntern und lasst uns unsere Lebensgeschichten austauschen.“ sagte der Kantenhockerräucherkoch.

„Es tut mir so leid euch das alles erzählen zu müssen, aber es gibt einen kleinen Trost. Nicht nur wir sind hier angekommen, sondern auch ein Großteil ihrer Bücher ist da. Wir haben also noch ein Stück alte Heimat in unserem neuen Reich. Seht mal selbst, auch hier wird gelesen und geschrieben. Die wahren buchigen Schätze sind und bleiben gleich, denn viele Bücher sind nun doppelt vorhanden. Einfach magisch, denn hier stehen ihre und die anderen die es hier schon gab, nebeneinander. Dort drüben steht „Der alte Mann und das Meer“, dort findet ihr die Erich Kästner Werke. „Nackt unter Wölfen“, „Im Westen nichts Neues“, Charles Dickens, Tolstoi und Mark Twain Bücher. „Robinson Crusoe“ steht dort, „Buddenbrooks“ da und alle Märchenbücher sind zu finden. Alle Schätze nebeneinander, ein schönes Bild was mich erfreut und auch nachdenklich macht. Wie die Bücher sich neu gefunden haben und über das Leben hinaus verbinden, haben auch wir uns wieder gefunden. Achja…eine Zeit die für uns besonders in diesem Jahr nicht leicht ist, aber wir sollten es versuchen, diese neue Zeit, mit und doch ohne ihr, zu genießen und zu leben.“ sprach er zu alten und neuen Freunden.

„Es ist Weihnachten im Himmel und auf der Erde, lasst uns ankommen und über die Zeit mit ihr reden. Da drüben, gleich neben dem Räucherkoch mit der Kerze steht ein Bild von ihr, ich denke ihr habt es bisher noch nicht gesehen. Lasst uns die Kerze anzünden und an sie denken. Weihnachten wird auch bei ihr ankommen.“ sagte der Bücherwichtel und verdrückte sich ein Tränchen.

Danke kleine Oma für dich, du hast für die Literatur gelebt, tausende von Buchschätzen um dich gehabt und immer wissen wollen, was in der Bücherwelt passiert. Diese Geschichte ist für dich, ich hoffe du kannst sie lesen.

Bianca Raum