Kategorie: Lesebienchen – Artikel

Lady Africa: Die Frau, die den Himmel bezwang

Lady Africa ~ Paula McLain
Lady Africa ~ Paula McLain

„Du würdest nicht frei sein wollen, einfach für dich allein?

Um was zu tun?

Zu leben, denke ich. Deine eigenen Entscheidungen zu treffen oder auch Fehler zu machen, ohne dass dir irgendjemand vorschreibt, was du zu tun und zu lassen hast.“ (S. 163)

Dies sind für mich die wohl eindrücklichsten Worte der Helding Beryl Markham aus Paula McLains Roman „Lady Africa“. Es sind die Worte einer äußerst mutigen Frau, die trotz vieler Widrigkeiten, Schicksalsschläge, gescheiterten Ehen, sich nicht selbst verloren hat, die für sich und ihre Freiheit gekämpft hat.

Beryl Markham war mir bis zum Lesen des Romans kein Begriff, doch sie ist keine fiktive Romanfigur, sondern eine real existierende Person. 1936 überflog sie als erster Mensch non stop den Atlantik von England aus. Allein diese Tatsache spricht für ihre starke Persönlichkeit. Taucht man dann jedoch ein in den Roman von McLain lernt man eine äußerst facettenreiche und bewundernswerte Frau kennen. Aufgewachsen in Kenia lernt Beryl früh sich in einer Männerwelt zu behaupten. Ob sie als kleines Mädchen zusammen mit den Kipsigis-Jungen jagen geht oder später als erste weibliche Pferdetrainerin arbeitet, stets überschreitet sie eine bis dahin unsichtbare Grenze, doch nicht um zu beweisen, wie großartig sie ist, sondern einfach um frei ihre Entscheidungen zu treffen.

„Die Kunst bestand darin, die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen, und zwar voll und ganz, ohne Wiederstand oder Angst oder den Versuch, sie zu fest zu packen oder zu verbiegen.“ (S. 417)

Lady Africa ~ Paula McLain
Lady Africa ~ Paula McLain

Und Beryl packt das Leben an. Immer wieder findet sie aus schier ausweglosen Situationen heraus und auch wenn sie sich vermeintlich verloren hat, findet sie dennoch immer wieder zu sich selbst zurück.

Lady Africa (Aufbau Verlag) beschreibt das Leben einer Frau, die sich stets treu blieb, die sich nicht verbiegen ließ weder für Geld, Macht und auch nicht für die Liebe. Paula McLain ist ein eindrucksvolles Portrait einer emanzipierten Frau gelungen. Vor der atemberaubenden Kulisse Afrikas zeichnet sie in satten Farben voller Poesie das Leben dieser furchtlosen Entdeckerin, die trotz ihrer Erfolge eine Bescheidenheit zeigte, die mehr als bewundernswert ist.

Ja, vielleicht konnte nur eine Frau wie sie als erste den Himmel in einem Flugzeug bezwingen. Wer aber denkt, dieser Roman drehe sich hauptsächlich um ihren Flug, den muss ich enttäuschen. Lediglich die letzten Seiten behandeln diesen unsterblichen Rekord. Doch dies stellt für die Dramaturgie des Romans kein Hindernis da, ganz im Gegenteil. Beryl Markhams Leben wäre auch ohne Rekordflug mehr als lesenswert. Die 440 Seiten schmelzen während des Lesens nur so dahin, so gebannt ist man als Leser von Beryls Erlebnissen.

„Ich hatte Angst…ich habe mich bloß nie davon aufhalten lassen.“ (S. 435)

Auf einer der letzten Seiten finden sich diese Worte, die ganz klar noch einmal die Persönlichkeit dieser großartigen Frau aufzeigen. Der Rekordflug war mir persönlich egal, für mich sind diese Worte unsterblich.

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Impressionen aus der Spiegelwelt

Reckless Spiegelwelt
Reckless Spiegelwelt

In drei Romanen der großartigen Autorin Cornelia Funke konnte man die Abenteuer der Gebrüder Reckless in der Spiegelwelt verfolgen.

Man erlebte, wie Will zu einem Goyl wurde, wie Jacob für Fuchs es sogar mit einer Baba Jaga aufnahm und überhaupt begegnete man allerlei Märchenfiguren, die jedoch irgendwie recht schonungslos und realistisch von der Autorin zum Leben erweckt worden sind.

Am Ende des dritten Bandes „Das goldene Garn“ ließ man die lieb gewonnenen Gestalten einigermaßen glücklich zurück. Einigermaßen, denn alles hat in der Spiegelwelt seinen Preis.

Und auch als Leser musste man mal wieder einen hohen Preis zahlen: man musste den erneuten Verlust der Spiegelwelt verkraften. Wie lange wird ein neuer Band auf sich warten lassen? Gibt es denn einen Nachfolger?

Reckless Spiegelwelt
Reckless Spiegelwelt

Dieses dunkle, schmerzhafte Leseloch wurde jedoch rasch von einem magischen Buch beseitigt, was eine erneute Reise in die Spiegelwelt ermöglichte: ein Kompendium der Spiegelwelt.

Allein die Aufmachung ist sagenhaft. In einem wunderschön gestalteten Schuber hat die Autorin selbst, wobei wohl auch Albert Chanute da seine Hände mit im Spiel gehabt haben muss, Wissenswertes über die Spiegelwelt gesammelt.

„Diese Schachtel macht das Reisen hinter den Spiegel hoffentlich etwas sicherer.“ So heißt es in dem Brief von Frau Funke an uns Spiegelwelt-Leser.

Und sie hält Wort, denn der Schuber ist vollgepackt bis oben hin mit liebevoll gestalteten Dingen. Ob nun Visitenkarten, gruselige Rezepte, Postkarten oder ein Lexikon. Das Spiegelwelt-Leserherz weiß vor lauter Details gar nicht, wo es anfangen zu schmökern soll.

Reckless Spiegelwelt
Reckless Spiegelwelt

„Es gibt in ihr Schätze, Kreaturen und Orte zu entdecken, von denen ich in meinen Büchern noch nicht berichten konnte.“

Oh ja, und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, es wird wieder schauerlich.

„…und neue Geschichten über vertraute Freunde und noch unbekannte Figuren.“

Ja, ein Wiedersehen mit Jacob, Fuchs und Chanute. Neue Facetten lernen wir kennen und die lieb gewonnenen Figuren werden dadurch noch vertrauter.

An alle Spiegelwelt-Leser: taucht unbedingt ein in dieses Sammelsurium der schauerlich-schönen Spiegelwelt. Das Warten auf den nächsten Band wird dadurch erheblich verkürzt, denn immer wieder kann man darin stöbern und Neues entdecken.

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Infernale ~ Sophie Jordan

Infernale ~ Sophie Jordan
Infernale ~ Sophie Jordan

Och nee, bitte nicht schon wieder so ein Jugendbuchauftakt mit einer 17 jährigen Protagonistin, die in einer schlimmen, schlimmen Welt lebt, dann den Held ihrer Träume trifft, den unnahbaren, maximal attraktiven Jungen, in den sie sich prompt verliebt und darüber all ihre Probleme vergisst.

So oder so ähnlich waren meine Gedanken, als mir Binea vorschlug, das neue Buch von Sophie Jordan zu lesen. Ich musste diesmal wirklich einen großen Lesewiderstand bekämpfen, denn pubertäres Liebesgeplänkel vor einer Fantasy-Kulisse wollte ich eigentlich nicht mehr lesen.

So begann ich also zu lesen und tauchte schnell in ein dystopisches Zukunftsszenario in den USA.

„Das neue Gutachten zum Homicidal Tendency Syndome (HTS) belegt, dass das Gen gefährlicher und verbreiteter ist als bisher angenommen. Träger des HTS-Gens neigen zu extremer Gewalttätigkeit.[…] Diese Erkenntnisse […] legen die Durchführung flächendeckender Maßnahmen nahe, um unsere Bevölkerung vor Trägern des HTS-Gens zu schützen…“ (S. 9)

Mittels eines einfachen DNA-Test ist die Wissenschaft also in der Lage festzustellen, wer ein potentieller Mörder ist und wer nicht.

Wer trägt das Mördergen in sich und stellt eine Bedrohung in einer Welt dar, die an sich schon von hoher Kriminalität und Gewalt geprägt ist?

Infernale ~ Sophie Jordan
Infernale ~ Sophie Jordan

Vielleicht ist es ja Davy: 17 Jahre, musikalisches Wunderkind, Musterschülerin, Anwärterin auf einen Studienplatz an der Juliard. Bei ihr wird das Mördergen festgestellt und von jetzt auf gleich bricht ihre perfekte Welt zusammen: Ausschluss aus der Privatschule, Verlust des Freundeskreis, angespannte Familiensituation. Sie muss auf eine staatliche Schule gehen, wird dort eingepfercht mit anderen, sogenannten Trägern unter Ausschluss der Öffentlichkeit unterrichtet und ist ohne jegliche soziale Kontakte. Ein harmloser Streit zwischen ihr und ihrem Exfreund führt darüberhinaus noch zur Tätowierung des gefürchteten „H“s an ihrem Hals, das sie endgültig und für alle sichtbar als „Mörderin“ brandmarkt.

„Das tintenschwarze Band von zweieinhalb Zentimetern. Das eingekreiste H. Es erinnert mich an das Brandzeichen von Rindern. Dunkel. Tief. Dauerhaft. Wenn man es einmal gesehen hat, sieht man nichts anderes mehr. Nicht den Menschen. Und das ist genau der Zweck.

Der Mensch zählt nicht.

Es zählt kein wer mehr. Nur noch was.“ (S. 90)

Recht schnell und schmerzhaft wird Davy bewusst, dass sie keine Rechte mehr besitzt, sondern dass die Bevölkerung vor ihr und ihren möglichen Gewaltexzessen geschützt werden muss.

Als es in den USA zu einem furchtbaren und tödlichen Zwischenfall kommt, steht für die Regierung fest: die HTS-Träger müssen interniert werden zum Schutz aller.

Davy entgeht einem Internierungslager nur knapp. Da sie über spezielle Fähigkeiten verfügt, wird sie in ein Ausbildungscamp geschickt mit der Aussicht, bei guter Führung, sogar wieder das „H“ zu verlieren. Was sich nach einer echten Chance anhört, wird jedoch bald zu einem bitteren Überlebenskampf.

Und wo bleibt nun die pubertäre Liebeswolke?? Wo bleibt der strahlende Held??

Zum Glück gibt es ihn nicht, jedenfalls nicht so, wie man das Szenario aus anderen Jugendbüchern kennt.

Ja, es gibt eine ganz zarte Geschichte, die sich in all dieser Grausamkeit und Ungerechtigkeit entwickelt. Doch diese bleibt vage, denn die Probleme, mit denen sich Davy und alle übrigen Träger konfrontiert sehen, sind überwältigend und ersticken beinahe jegliche Emotion. Überhaupt stellt sich die Frage, ob sich ein Träger Emotionen leisten kann ob er überhaupt zu diesen fähig ist? Schließlich trägt er ein Mördergen in sich, sein Schicksal steht fest, da ist kein Platz für die Liebe.

Infernale ~ Sophie Jordan
Infernale ~ Sophie Jordan

Sophie Jordan ist ein großartiges Buch gelungen. Ohne Schmalz, ohne Teeniegeplänkel behandelt sie wohl eine der wichtigsten Fragen überhaupt: wie selbstbestimmt handeln wir? Wer entscheidet: wir oder unsere DNA?

Wer nach den großartigen Büchern von Suzanne Collins etwas ähnliche sucht, dem sei Infernale (Loewe) mehr als empfohlen. Wie Katniss so ist auch Davy eine Hauptfigur, mit der man mitleidet, mitkämpft und fassungslos zusieht. Mit ihr ist Sophie Jordan eine absolut glaubwürdige Protagonistin gelungen, die sich fragt, inwieweit ihr Schicksal genetisch vorherbestimmt ist. Sie reift im Verlauf des Romans immer mehr zu einer starken Persönlichkeit heran, die wieder eine Chance im Leben haben möchte, die kämpfen möchte.

Ähnlich wie Suzanne Collins gelingt es auch Sophie Jordan um die Entwicklung dieser Hauptfigur herum eine mögliche Liebesgeschichte anzudeuten, die jedoch absolut nicht im Fokus steht, gar nicht Hauptthema sein kann, da die Figuren buchstäblich um das nackte Überleben kämpfen müssen.

Ich bin mehr als froh, meinen Lesewiderstand überwunden zu haben, denn mir wäre ansonsten ein genialer Auftakt einer vielversprechenden Jugendbuchreihe entgangen, die nicht nach Schema F abläuft, sondern einen ganz eigenen Weg geht.

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Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier

Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier
Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier

„Er liebte sie, wie man einen Vogel liebt, einen seltenen Vogel, der dir von weit her zugeflogen ist und der sich in deiner Hand ein Nest gebaut hat.“ (S. 174)

„>Ein Leben mehr< ist ein beseelter und berührender Roman[…]. Ein Roman wie das Leben selbst: traurig und schön.“ (Klappentext)

Nach diesen Worten von Annaluise Erler zur Weinlesung in ihrer Buchhandlung war es um mein Leserherz geschehen. Es stand fest, dieses Buch musste sofort in meine Leserhände übergehen.

Gesagt, getan. Das erste Adventswochenende stand nun ganz im Zeichen des vierten Romans der Schriftstellerin Jocelyne Saucier.

Bereits nach den ersten Zeilen war ich tief im Wald. Zurückgezogen leben dort drei alte Männer, die ihre eigenen Entscheidungen treffen, in Freiheit und in Würde leben und sterben wollen. Es ist die Geschichte von Charlie, Tom und Ted, die zusammen gut und gerne 250 Jahre sind und ihren Lebensabend in selbst gebauten Holzhütten verbringen wollen.

„Man ist frei, wenn man sich aussuchen kann, wie man lebt. Und wie man stirbt.“ (S. 7)

Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier
Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier

Für die Welt sind sie tot, spurlos verschwunden, ausgelöscht. Und doch findet eines Tages eine junge Fotografin den Weg zu ihnen. Sie sucht Überlebende der großen Brände von Matheson im Jahr 1916, um sie deren Geschichte kennenzulernen, Ted ist einer, wenn nicht sogar der berühmteste von ihnen. Er ist der Junge, der durch die Flammen ging, denen seine gesamte Familie zum Opfer fiel, der noch tagelang nach dem Brand scheinbar ziellos und blind durch die Trümmer lief, als suche er etwas oder jemanden. Seine Geschichte fehlt der Fotografin noch, doch sie kommt zu spät, Ted ist tot. Charlie und Tom hoffe, dass ihr Interesse damit erschöpft ist, doch das Gegenteil ist der Fall. Das exzentrische Einsiedlerleben der beiden fasziniert die Frau und sie kommt wieder. Und nicht nur sie, denn „der kleinen Gemeinschaft am See stehen große Veränderungen bevor“…. (S. 88)

Ein Leben mehr (Suhrkamp) ist ein wunderbar sanftes, feinsinniges und philosophisches Buch, was perfekt in diese Zeit der Besinnung und Ruhe passt. Jocelyne Saucier zeigt, dass man zu jeder Zeit seines Lebens selbstbestimmt leben kann, Entscheidungen nur für sich treffen kann, ohne darüber nachzudenken, was andere davon halten. Selbst der Tod verliert in diesem Buch, obwohl es mit der Geschichte um die großen Brände so viel Schreckliches zeigt, sein Grauen.

„Sie fanden den Tod weder traurig noch schlimm, er war einfach nur eine Möglichkeit, die sie beiläufig erwähnten.“ (S. 45)

Jocelyne Saucier erschafft in ihrem Roman Charaktere, die originell und liebenswert sind. Es sind keineswegs drei liebe alte Opis, die im Wald leben, sondern drei Männer, die von ihrer jeweiligen Lebensgeschichte tief, vielleicht sogar zu tief, gezeichnet worden sind. Und doch haben sie nicht aufgegeben, sondern neue Wege zu leben gefunden.

„Zum Glücklichsein braucht es nicht viel, man muss es nur wollen.“ (S. 192)

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LovelyBooks – Weihnachtswichteln 2015 – wir packen aus…

Weihnachtswichteln 2015
Weihnachtswichteln 2015

Hallo ihr lieben Leser, hallo Wichtelmamas,

hier gibt es unseren Auspackbericht für euch. Für uns war es nun das zweite Lovelybooks-Weihnachtswichteln und es war wieder genial – so viel vorab. Wer zuerst gucken will, was es im letzten Jahr gab, kein Problem -> LovelyBooks – Weihnachtswichteln 2014 – wir packen aus…

Und nun plappern wir einfach mal drauf los – Lesebienchen und ich, Binea.

Viel Lesefreude.

Lesebienchen

Endlich war es wieder so weit: 24.12.2015. Binea und ich waren mit Scheren bewaffnet startklar, die Pakete, die wir lange sehnsüchtig angeschmachtet haben, auszupacken.

Dieses Jahr war es für mich komfortabel: das Paket war nicht eingepackt, sondern kam in einem schönen Weihnachtskarton. Somit war ich noch schneller am Ziel meiner Wichtelwünsche, den kleinen Päckchen im Inneren.

Zuerst lachte mich aber ein liebevoll gestalteter Brief meiner Wichtelmama an. Die liebe Saskia hat mich dieses Jahr beschenkt und war selbst sehr aufgeregt, denn es war ihr erstes Wichteln. Liebe Saskia, du hast meinen Geschmack absolut getroffen!!!!! Ich habe mich sehr gefreut.

Weihnachtswichteln 2015
Weihnachtswichteln 2015

Auspacken durfte ich:

  • ein Buch von meiner Wunschliste
  • einen wunderschönen Buchbeutel (der ist auch schon fleißig im Einsatz)
  • leckere Schoki
  • ein tolles Lesezeichen

Und der für mich absolute Knaller:

  • eine selbst gestaltete Tasse, auf der alle meine Lieblinge (Harry Potter, Herr der Ringe, GOT usw) schriftlich vereint sind, ein Unikat, klasse

Liebe Saskia, nochmal vielen Dank für das tolle Paket. Ich hab mich sehr gefreut!

Weihnachtswichteln 2015
Weihnachtswichteln 2015 ~ Lesebienchens Wichtelpaketinhalt

Binea

Ohja – unsere Neugierde war schon recht groß, vor allem ist das Lesebienchen auch mehr als gespannt gewesen, was sich in meinem Paket befindet, denn es war schwer. Aber richtig schwer. So ein schweres Paket hatte bisher keiner von uns bekommen. Also was tun? Abwarten und am 24.12. gemeinsam reingucken.

Dann ging es los – die vielen kleinen Pakete – und wie viele!!! – wurden aus dem Karton heraus gehoben und nun ging es ans Auspacken. Aha – erstmal das Rätsel bestaunen und nebenbei herausbekommen, wer sich hinter der Wichtelmama versteckt. Um uns herum waren noch drei männliche Wichtelpaketzugucker, die sich damit auseinandersetzten und auch das ein oder andere Paket mitöffneten. Helfer sind immer gut. 🙂

Neben dem herrlichen Rätsel, der wundervoll lieben Karte und den vielen Leckereien – ich liebe Marzipan – (in der Tupperdose super leckere selbst gebackene Plätzchen), gab es noch viele weitere Dinge zu finden, die schon jetzt Ehrenplätze in der Wohnung bekommen haben.

Weihnachtswichteln 2015
Weihnachtswichteln 2015 ~ Bineas Wichtelpaketinhalt

Auspacken durfte ich:

  • zwei Tassen – einmal mit Tee- und einmal mit Kaffeespruch – FETZT AB!
  • das Lieblingskinderbuch meiner Wichtelmama: „Pelle zieht aus und andere Weihnachtsgeschichten“ von der wundervollen Astrid Lindgren – kannte ich noch nicht – wow!
  • ich habe ein Buch von meiner Wunschliste bekommen: „Haus der Geister“ von John Boyne – total klasse!
  • Magnetlesezeichen mit Federn & ein Lesezeichen – so schön
  • EULENBUCHSTÜTZEN und dabei dachte ich, dass ich ALLE habe – die zum Glück noch nicht – HAMMER!
  • ein euliges Notizbuch – voll süß
  • kleine Kettchen – die haben nicht ganz meinen Geschmack getroffen, aber sind doch niedlich
  • ein geniales Dekoschild „Winter“ – mein Vater wollte es mir schon mopsen, weil es so schön ist
  • treaclemoon duschcreme – raspberry kiss – so lecker duftend

Und alles so wundervoll liebevoll eingepackt und lauter Zuckerstangen dazwischen und Geschenkband mit Holzschaukelpferden – WAHNSINN – ich kann mich nur tausendfach bedanken! Liebe Wichtelmama „nana_fkb“ – du hast genau ins Schwarze getroffen und mich mehr als erfreut. WOW!

VIELEN DANK AN UNSERE WICHTEL – WIR SIND HAPPY!

Das Triumvirat der Fantasyliteratur: Tolkien, Martin, Rothfuss

Rothfuss ~ Tolkien ~ Martin
Rothfuss ~ Tolkien ~ Martin

Lange habe ich Bezeichnungen wie „der neue Tolkien“ oder „ein würdiger Nachfolger Tolkiens“ belächelt und als Quatsch abgetan, schien es mir doch unvorstellbar, dass es irgendein Autor im Fanatsy-Bereich je schaffen würde, der Genialität dieses Mannes gleichzukommen. J.R.R. Tolkien ist für mich Begründer und Meister einer fundierten, überzeugenden, mythologischen Fantasyliteratur aus der Feder eines echten Könners, der weiß, wovon er schreibt. Wer sollte das denn noch erreichen?

Und auf einmal tauchten zwei Namen am Fantasyfirmament auf, beide mit dem mir so verhassten Prädikat „wahrer Tolkien-Nachfolger“ betitelt: George R.R. Martin und Patrick Rothfuss. Lange habe ich mich geweigert und doch fiel irgendwann meine innere Lesemauer und ich begab mich nach Westeros. 10 Bücher und eine begonnene Fernsehserie später, stand ich vor der Frage: „Hilfe, was nun??? Was lese ich jetzt??“. Da erinnerte mich ein kleines Stimmchen an die Geschichte eines Königsmörders und ich reiste an Kvothes Seite an die Universität. 3 Bücher später ist es nun an der Zeit ein Resümee zu ziehen und die eigene Engstirnigkeit vielleicht etwas geradezurücken. 🙂

Rothfuss ~ Tolkien ~ Martin
George R. R. Martin

Ja, ich muss zähneknirschend einräumen, dass es beide Autoren verdient haben, als Nachfolger des großen Meisters bezeichnet zu werden. Sowohl Martin als auch Rothfuss erzählen in epischer Breite eine Geschichte, die mythologisch fundiert und ausgearbeitet ist. Zählt man die Seiten beider Werke zusammen, kommt man auf überschaubare 8228 Seiten, wohlgemerkt ohne Anhänge, die bereits einen ersten Hinweis auf die Akribie und das Streben nach Perfektion beider Autoren geben. Martin und Rothfuss erzählen keine Geschichte, in der mythologische Gestalten im Fokus stehen, sondern Einzelschicksale, menschliche Entscheidungen. Das erinnert doch sehr an Tolkien, der mit seinem Werk von Menschen erzählt, die über sich hinauswachsen, die Mut zeigen und füreinander einstehen, selbst wenn der Weg aussichtslos erscheint.

Inhaltlich vergleichbar sind alle drei Werke zum Glück nicht, jedes einzelne steht und wirkt für sich. Neben Tolkiens Mammutprojekt, mit der Geschichte Mittelerdes England eine mythologische Vergangenheit zu geben, wirken die Werke Martins und Rothfuss zwar vergleichsweise winzig, doch beide sind noch unvollendet und sollten auch nicht mit dem Lebenswerk eines Menschen konkurrieren. Beide Geschichten sind aber in ihrer Ausarbeitung und Detailfülle absolut stimmig und überzeugend. Wer gern politische Ränkespiele verfolgt, dem sei Das Lied von Eis und Feuer empfohlen. George R.R. Martin zeigt mit seiner Geschichte von Westeros den knallharten Kampf um Macht, die Gnadenlosigkeit des Krieges und das Ausgeliefertsein des Menschen. Helden werden zu Mördern, Mörder können geläutert werden und mittendrin steckt Tyrion Lennister, der bitterböse und geniale Kommentator des Spiels um den Eisernen Thron.

Patrick Rothfuss
Patrick Rothfuss

Rothfuss erzählt nicht die Geschichte eines Landes, sondern die Geschichte eines einzelnen Mannes, Kvothes, des größten Zauberer seiner Zeit. In seinem Werk erzählt Kvothe selbst von seinem Werdegang und lässt den Leser an allen Höhen und Tiefen in seinem Leben teilhaben.

So unterschiedlich die inhaltliche Konzeption auch sein mag, eines ist allen dreien gleich. Sie erzählen von echten Figuren, keinen eindimensionalen Helden oder Bösewichtern, sondern von Personen, die lieben, hassen, Erfolg haben und scheitern. Es sind echte Schicksale, die man als Leser verfolgt, die sich tief in das Leserherz eingraben, die nicht mehr loslassen. Man liebt und hasst die Charaktere dieser Bücher, die Einstellung zu einem Charakter kann sich im Verlauf des Lesens sogar mehrfach ändern: Jaime Lennister ist dafür ein genauso gutes Beispiel wie Gollum oder auch Kvothe selbst, der zuweilen recht tief in seinem Selbstmitleid versinkt.

J.R.R. Tolkien
J.R.R. Tolkien

Ja, es gibt sie also doch die „wahren Nachfolger Tolkiens“, die dieses Prädikat auch zurecht verdient haben, denn sie haben die Fantasywelt neben Mittelerde mit Orten wie Königsmund oder Imre, mit Personen wie John Schnee oder Bast mehr als bereichert und ein Stück bunter gemacht.

„Es war wieder Abend geworden. Das Wirtshaus zum Wegstein lag in Stille, und es war eine dreistimmige Stille. (Der Name des Windes, S, 11.)

„Drei“ – wie passend.

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Zwölf mal Juli – zwölf Tage, zwölf Begegnungen, eine Entscheidung?

Zwölf mal Juli ~ Astrid Rosenfeld
Zwölf mal Juli ~ Astrid Rosenfeld

„Ich komme am 24. Mai

Bist du da?

Hoffe, alles gut bei Dir? – Jakob“

(S. 7)

So beginnt der neue Roman Zwölf mal Juli von Astrid Rosenfeld. In gewohnt kurzer, prägnanter Manier wirft sie den Leser mitten ins Geschehen. Diesmal begegnen wir Juli.

Juli, die irgendwie eine Schriftstellerin ist. Juli, die irgendwie komisch ist. Juli, die keinen richtigen Plan hat, wie es weiter gehen soll. Juli, die von Jakob verlassen wurde und den Grund nicht kennt. Juli, die nun von Jakob eine Nachricht erhält. Er will sie treffen, doch sie? Was will Juli?

Zwölf Tage hat sie Zeit, diese Frage zu beantworten. Zwölf Tage, in denen sie unterschiedlichen Menschen begegnet, die Einfluss auf ihr Leben nehmen: beispielsweise ihr Messie-Vater, ein eigenartiger Junge, eine rachsüchtige Eier-Frau, ein süchtiger Nachbar. All diese Begegnungen lösen in Juli Erinnerungen aus, Erinnerungen an ihre Kindheit, aber vor allem an ihre Zeit mit Jakob. In Rückblenden zeigt sich dem Leser eine problematische Beziehung, eine kalte Beziehung von wenig Verständnis geprägt. Und immer wieder Juli, die auf der Suche ist, auf der Suche nach sich selbst, nach ihrem Lebensplan. Sie setzt sich in den Kopf, Archäologie zu studieren, wie Jakob auch, und das mythische Atlantis zu suchen. Ein Vorhaben, das von Jakob mit Sarkasmus und Spott begleitet wird, denn er begreift nicht, was dieses Vorhaben für Juli bedeutet.

Zwölf mal Juli ~ Astrid Rosenfeld
Zwölf mal Juli ~ Astrid Rosenfeld

„Atlantis. Der Beginn einer Suche nach etwas, das so viel mehr war. als sie selbst. Weit und unendlich. Lass sie lachen, lass sie alle lachen, hatte Juli sich damals ermutigt.“ (S.135)

Die zwölf Tage bis zum Treffen mit Jakob, wenn sie ihm denn antworten sollte, bedeuten für Juli eine Reise. Eine Reise in die Vergangenheit, aber auch durch ihre Gegenwart. Ob sie sich findet, bleibt offen, bleibt dem Fühlen des Lesers überlassen, denn Astrid Rosenfeld ist sehr vage. Und vielleicht ist, eine genaue Antwort zu geben, auch gar nicht das Ziel dieses Romans, zeigt er doch vielmehr die Suche eines Menschen nach sich, nach seinem Platz. Juli ist nicht perfekt, sie ist stellenweise auch nicht sehr sympathisch in ihrer Naivität, ja in ihrer schieren Blödheit, einem Mann hinterherzutrauern, der sie nicht wirklich geliebt hat. Doch Julis Geschichte, so kurz sie auch ist, hallt noch lange im Leserherz nach, denn Astrid Rosenfeld hat eine wahre Geschichte verfasst, keine durch die rosarote Brille gesehene, sondern eine reale mit einer Heldin, die keine ist, die verzweifelt nach Antworten und Botschaften sucht, um einen Weg zu finden, auf dem sie gehen kann.

Zwölf mal Juli ~ Astrid Rosenfeld
Zwölf mal Juli ~ Astrid Rosenfeld

Je länger ich über diese schmale Büchlein nachdenke, desto mehr wächst es mir ans Herz, denn es ist präzise geschrieben und gnadenlos ehrlich.

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LovelyBooks – Halloween…

Halloween - unsere Pakete
Halloween – unsere Pakete

Gestern Abend war vielleicht beim Lesebienchen und mir was los. Es war Halloween und wir haben beim großen Halloween-Wichteln bei Lovelybooks mitgemacht. Nach Ostern und Midsommar, wurde es nun gruselig und wir freuten uns auf das gemeinsame Auspacken. Wir zelebrieren es immer gemeinsam und das ganz langsam und in buchiger Ruhe. Abwechselnd widmen wir uns unseren Päckchen und begutachten die neu hinzugekommenen Schätze.

Halloween – hätte ich mir da vielleicht besser mal Gedanken machen sollen, was mich im Paket erwarten könnte? Ähm…ja. Denn vielleicht hätte ich dann weniger laut geschrien. Das Auspacken haben wir trotz meines Panikanfalls überlebt und das könnt ihr hier nachsehen und nachlesen.

Halloween - Blick in Bineas Paket
Halloween – Blick in Bineas Paket

Binea rennt schreiend vorm Paket weg…

Halloween – „Süßes oder Saures“ stand auf meinem Paket und ich war sehr neugierig, was mich darin wohl erwarten würde. Also Paket auf und schwupps – Panikanfall – Schreiattacke – Schweißausbruch – Ersthelfer…

Spinnen – Spinnen die auf Paketen sitzen, unter Wattebällchen und Papiertüchern hervor kriechen. Spinnen – ich hasse Spinnen und zwar genau diese schwarzen, dicken Krabbelviecher. Igitt. Gänsehaut überzog meinen Körper und mir musste beim Auspacken geholfen werden, denn auch wenn die Spinnen aus Plastik sind – sie müssen weggemacht werden. Als ich es dann wieder schaffte, in die Nähe des Pakets zu kommen, war meine Skepsis groß, ob  sich nicht noch weitere Spinnentiere in diesen befanden. Aber meine liebe Wichtelmama hat mir diesen Schreck zum Glück nur einmal gegönnt und was mich dann erwartete, munterte mich wieder auf. Lesebienchen brachte mich wieder zum Lachen und bescheinigte mir mehrmals, es ist doch Halloween, damit muss man doch rechnen. Ahja – na, gut zu wissen, dass Lesebienchen auch keine Spinnen mag und das nächste Halloween kommen wird. 🙂

Beim Auspacken schüttelte ich nur den Kopf – es ist immer wieder der helle Wahnsinn, wie viel Mühe sich alle beim Lovelybooks-Wichteln machen. Diese Pakete kommen alle sowas von vom Herzen – beeindruckend, immer und immer wieder. Vor allem war mein Paket wieder total schwer und so viele Päckchen und puh – das fühlte sich so nach Weihnachten an. Irre. Ein unglaubliches Gefühl. Aber ich sollte nicht so um den heißen Brei schreiben, sondern endlich sagen, was ich bekommen habe.

Halloween - buchiger Inhalt mit Herz
Halloween – buchiger Inhalt mit Herz
  • ich liebe Lesezeichen und neben der wundervollen Bücherpostkarte, die ich ebenso als Lesezeichen nehme werde und auf der ich Grüße von der lieben Wichtelmama  Sunny Rose gefunden habe, habe ich drei weitere Lesezeichen bekommen. Ein wundervoll buntes, eins mit alten Büchern und eins aus Metall. Total mein Geschmack!
  • Sunny Rose – du bist irre – ich habe ein Puzzle bekommen, ein Buchpuzzle. Der Winter naht und somit die Puzzlezeit. Fetzt ab!
  • bis jetzt habe ich erst ein Orimoto bewundern können und nun habe ich selbst eins – guckt ihr mal? Wahnsinn. Sunny Rose hat es selbst gemacht. Ich liebe es – ein Buchherz. Ohne Worte – abgefahren!
  • zwei Bücher von meiner Wunschliste waren dabei: „In den Zeiten von Liebe und Lüge“ ~ Héléne Grémillon & „länger als sonst ist nicht für immer“ ~ Pia Ziefle
  • „Bleib bei uns, Beate!“ ~ Berte Bratt  – meine Wichtelmama hat mir ihr liebstes Kinderbuch beigelegt – ich freue mich drauf und finde es toll, dass ich so eine Herzensempfehlung habe
  • eine Büchertasche und was für eine – der Stoff ist ja total genial und ich mag grün und wow – sagenhaft!
  • ich weiß nicht, ob ihr es auf dem Bild erkennen könnt – ich habe ein selbstgemachtes Buch(arm)band bekommen
  • eine neue eulige Tasse war auch noch dabei

Ich bin total begeistert und bin total sprachlos über die vielen neuen buchigen Begleiter und die Bücher. Wie alles eingepackt wurde und verziert und welche Wärme mir beim Auspacken entgegen strahlte – unbeschreiblich! Wahnsinn! Hammer!

Tausend Dank an Sunny Rose – meine Wichtelmama. Fühl dich gedrückt und du hast mitten ins buchige Herz getroffen!

P.S. Richtig witzig und irgendwie magisch ist, dass Lesebienchen und ich das selbe Lesezeichen bekommen haben. Verrückt oder? Könnt ihr es auf den Bildern sehen?

Halloween - Blick in Lesebienchens Paket
Halloween – Blick in Lesebienchens Paket

Lesebienchen ist in jedes Detail verliebt…

Bereits beim Eintreffen des Pakets stand für mich fest, dass ich den genialen Buchaufkleber, der außen angebracht war, unbedingt abmachen und aufbewahren musste. Als ich dann mein liebevoll eingepacktes Päckchen öffnete, sprangen mir gleich weitere Buchaufkleber ins Auge, die ich ebenfalls unbedingt aufbewahren muss. Bereits zu diesem Zeitpunkt war ich schon hin und weg, so herrlich waren allein diese kleinen Details. Als ich dann auspackte, entlockte mir jedes geöffnete Päckchen einen kleinen Freudenschrei, denn die liebe Wichtelmama hatte meinen Geschmack absolut getroffen, wenn nicht sogar übertroffen. 🙂

Auspacken durfte ich:

  • 2 tolle Bücher von meiner Wunschliste
  • 2 geniale Lesezeichen (wobei eins witzigerweise dasselbe war, wie in Bineas Paket, wunderschönes Buchmotiv *seufz*)
  • 5 wunderschöne Postkarten, eine davon aus Harry Potter
  • eine kleine , süße Halloweentasche, gefüllt mit leckereren Süßigkeiten
  • 1 CD, die ich mir gewünscht habe

und….Trommelwirbel:

  • eine Funko-Pop- Figur von Game of Thrones in Form von Joffrey: genial!!!!!!!!!!!!
Halloween - Lesebienchens Buchpäckchen
Halloween – Lesebienchens Buchpäckchen

Liebe Wichtelmama, tausend Dank für dieses wunderschöne, liebevoll ausgesuchte Paket. Ich bin hin und weg von den vielen Details, den ausgesuchten Kleinigkeiten, die genau meinen Geschmack treffen. Ich freue mich jetzt noch total und kann es immer noch nicht fassen.

Vielen, vielen Dank!!!!!!!!

Ihr habt Lust in weiteren Auspackberichten zu stöbern? Dann könnt ihr das hier gern tun -> Lovelybooks-Wichteln

Eure
&

euer Lesebienchen!

Realismus: Endlich ist 1 + 1 = 2

Realismus
Realismus

Endlich, endlich konnte ich mich einer meiner Lieblingsepochen zuwenden, dem Realismus.

„Die realistische Dichtung löste in Deutschland seit etwa 1850 die romantische ab. […] Das Leben wurde gezeigt, wie es ist, nicht, wie es nach den Klassikern sein sollte, nicht wie die Romantiker es erträumten.“[1]

Genau das liebe ich an dieser Epoche: sie bildet die Wirklichkeit ab, ohne großen Schnick-Schnack, präzise, auf den Punkt und dennoch so tiefgreifend, dass man sich in diesen Werken geradezu verlieren kann, allen voran natürlich im Werk Fontanes. Wie kein zweiter vereint der gelernte Apotheker so viele verschiedene Genre meisterhaft in seinem künstlerischen Schaffen.

Realismus
Realismus

Wer kennt sie nicht, die so traurige Ballade des tapferen Steuermannes „John Maynard“. Als mein Deutschlehrer diese in der 7. Klassen vortrug, standen mir die Tränen in den Augen, so ergriffen war ich. Vielleicht wurde da der Grundstein gelegt für meine Liebe zu Fontane gelegt. Besiegelt wurde diese aber dann, als ich seine wunderbaren Frauenfiguren kennenlernen durfte, die tragische Effie Briest und die großartige, willensstarke, unglaublich modern anmutende Lene aus „Irrungen, Wirrungen“, einem meiner liebsten Fontane-Romane.

Dieses Jahr habe ich mich nun einem mir bisher weitgehend unbekannten Schaffensgebiet Fontanes zugewandt, der Reiseliteratur. In dem kleinen Büchlein „Im Paris des Nordens“, das alle Texte über seine Reisen nach Kopenhagen und Dänemark vereint, habe ich einen ganz neuen Autor kennengelernt. Einen scharfsinnigen und z.T. auch scharfzüngigen Beobachter, einen präzisen Kriegsberichterstatter, der ohne überbordenden Patriotismus gesellschaftliche Zustände schildert, einen enthusiastischen Kunstliebhaber, der detailliert jede Kirche beschreibt und vor allem einen wundervollen Landschaftsillustrator.

Realismus
Realismus

„Man sieht nur, was man weiß.“(S.206) Treu nach dieser Devise reist Fontane durch ehemalige Kriegsgebiete, besucht Kopenhagen oder auch Frederiksborg. Seine Schilderungen lesen sich allesamt sehr flüssig, was ungewöhnlich ist, da es sich um Texte unterschiedlichen Genres, zu unterschiedlichen Zeiten verfasst, handelt. Aber genau daran erkennt man wieder den meisterhaften Schriftsteller, der alles wie aus einem Guss wirken lässt.

Eine weitere dichterische Größe des Realismus ist ohne Zweifel Friedrich Hebbel, schuf er mit „Maria Magdalene“ das erste soziale Drama überhaupt, ein Drama, welches den Konflikt in der bürgerlichen Gesellschaft selbst entwickelt und nicht aus Standesunterschieden evoziert. Doch es war nicht das dramatische Werk, was mich interessiert, sondern das lyrische. Während des Schmökerns darin, stieß ich auf dieses poetische Kleinod. Schöner geht’s fast nicht mehr.

Realismus
Realismus

Ich und Du[2]

Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

Euer realistisches Lesebienchen

[1] aus: Deutsche Literaturgeschichte. hrsg. von Haerkötter/Trautmann. Winklers 2008, S. 98/99

[2] aus: http://www.gedichte.levrai.de/gedichte_von/hebbel_friedrich_hebbel_gedichte.htm, Stand 12.09.2015

Die wilde Ballade vom lauten Leben

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

Meistens denke ich mir für die Überschriften der Rezensionen etwas Besonderes aus, etwas, was die Seele des Buches pointiert. Diesmal musste ich nicht lange grübeln, denn der Titel des neues Romans von Joseph O‘ Connor sagt alles. Dieses Buch ist laut wie Punkrock, elegisch und poetisch wie die schönste Ballade und voller Leben.

Erzählt wird die fiktive Geschichte einer Bandkarriere aus den 80er Jahren. Aus der Sicht des ehemaligen Gitarristen der „Ships“, so der Name der Band, werden Aufstieg, Höhepunkte und die Niederlagen einer Rockband geschildert. Alles schon mal dagewesen, nix Neues könnte man jetzt denken. Doch weit gefehlt, denn Joseph O‘ Connor verbindet in seinem Roman die Geschichte einer Band mit der Geschichte einer außergewöhnlichen, zutiefst berührenden Freundschaft.

Robbie und Fran lernen sich in der Schule kennen. Anstatt die Schulbank zu drücken oder später an der Uni Vorlesungen zu besuchen, erkennen beide schnell ihre gemeinsame Liebe zur Musik. Schnell sind Gitarren und Verstärker gekauft und es kann losgehen. Die ersten Versuche sind noch sehr zaghaft, doch schnell zeigt sich ihr musikalisches Talent. Vor allem Fran, der spätere Frontman der „Ships“ entwickelt eine gigantische Singstimme, die seine geheimnisvolle Aura nur noch vergrößert. Gemeinsam geben die beiden Freunde erste Straßenkonzerte und die Band vergrößert sich, die Geschwister Trez und Seth kommen hinzu. Nun heißt es, durch Bars tingeln, in versifften Hotels schlafen oder, wenn die Kohle nicht reicht, gar unter freiem Himmel. Doch das ist egal, denn sie wollen Musik machen, nichts anderes zählt. Und endlich stellt sich der erhoffte Erfolg ein…

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

Ja, „Die wilde Ballade vom lauten Leben erzählt sicherlich eine typische Geschichte von den Höhen und Tiefen des Rock`n Roll. Es wird gejammt, gesoffen, geliebt und leider auch zu harten Substanzen gegriffen.

„Ein Song hüllt dich ein, hat eine Membran, durch die du schauen kannst, und verändert den Blick und das Licht.“ (S. 379)

„Hätte ich all das nocheinmal zu tun, kann ich nicht versprechen, dass es anders liefe, denn in meinem Herzen war ein Unglück, das mich zur Musik hintrieb, und was kann ein so Getriebener schon ausrichten?“ (S. 49)

Vor allem Fran zeigt sich dem Leser als ein Getriebener, ein Heimatloser, aus Vietnam, adoptiert, misshandelt. Eine charismatische Person, die niemanden so richtig an sich heran lässt, auch den Leser nicht, Einzig Robbie scheint sein Bezugspunkt zu sein. Sein bester Freund, dem er das Herz brechen wird.

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

Die Schilderung dieser Freundschaft ist es vor allem, die das Buch so einzigartig werden lassen. Ja, vielleicht hat O`Connor hier die kongenialen Rockduos Jagger/ Richards oder Lennon/ Mc`Cartney sich zum Vorbild genommen, aber er beschreibt diese tiefe Freundschaft der beiden Musik-Getriebenen so tief und gefühlvoll, dass es mir an mehreren Stellen die Tränen in die Augen getrieben hat.

„Es war, als liefen wir in einem Konfettisturm aus Songfetzen und geborgten Hoffnungen. Unseren Frust oder unsere Selbsterkenntnis in Musik auszudrücken, wurde zu unserem einzigen Daseinszweck.“ (S. 49)

Und in diesem Zitat zeigt sich ein weiterer Grund, warum dieses Buch trotz vermeintlich durchschaubarer Gesichte so genial und außergewöhnlich ist: O`Connor kann wahnsinnig gut schreiben, witzig, pointiert und gnadenlos beschreibt und analysiert er. Seine Zeilen graben sich tief in die Leseseele, so wie diese über eine der ersten Bandproben.

„Wären die Reiter Apokalypse in diesem Moment die Rutherford Road hochgekommen, ich glaube, wir hätten ihre finsteren Ärsche zurück in die Hölle befördert, oder besser noch, ihnen Eintritt abgeknöpft. Trez griff zur Geige und entlockte ihr ein Kreischen, dass ich am liebsten die Gitarre in Jimmys Vitrine gerammt und jedes Stück Waterford im Raum geköpft hätte.“ (S. 90)

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

„Die wilde Ballade vom lauten Leben“ ist ein absoluter Lese-, aber auch Hörgenuss, denn O`Connor schafft es, die Musik hörbar zu machen. Und dass ich so manches Mal beim Lesen kurz davor war, nach den „Ships“ zu googeln, um dann immer wieder enttäuscht feststellen zu müssen, dass die Band „nur“ erfunden ist, beweist einmal mehr O`Connors Musikverständnis und schriftstellerisches Talent.

Euer Lesebienchenliteratwo_banner