Literatwo: "Der Oberlippenbartmörder" ~ Thomas J. Hauck
Literatwo: „Der Oberlippenbartmörder“ ~ Thomas J. Hauck

Spontane Aktionen machen Spaß! Richtig?

Aus diesem Grund gab es nach kurzen Überlegungen, gemeinsam mit Peggy Salomo vom Dresdner Buchverlag im Hause des Dresdner Buchverlags, am 10. September den folgenden Facebook-Aufruf:

ACHTUNG – ACHTUNG

Finnisch lesen ~ Wer hat Lust für Literatwo.de den Roman „Der Oberlippenbartmörder“ von Thomas J. Hauck bis zum 30. September zu besprechen?

„Ein herrlicher skurriler Finnlandkrimi – nicht nur für Oberlippenbartmörder!“

Die liebe Kerstin Wiegard meldete sich daraufhin (Ich liebe skurrile Krimis.Und übrigens: Finnland ist toll!!!) und hat den Roman Der Oberlippenbartmörder (Zwiebook) nun besprochen und ihren Artikel mit Bildern versehen.

Danke!

Literatwo: "Der Oberlippenbartmörder" ~ Thomas J. Hauck
Literatwo: „Der Oberlippenbartmörder“ ~ Thomas J. Hauck

Ein Krimi, der im Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse spielt – in Finnland.

Ein Krimi, der so dermaßen skurril, schräg und dennoch gemütlich daherkommt, dass er seinesgleichen sucht.

Ein Krimi, der alles und nichts ist, sowohl als auch. Und irgendwie völlig anders.

Ein Krimi, der mich grübelnd zurück lässt. Denn einerseits hat mich dieses sehr kurze Lesevergnügen auf nur 130 Seiten bestens unterhalten, andererseits bin ich sauer auf den Autor, dass er mich so im Regen stehen lässt.

Der Oberlippenbartmörder – das ist ja schon mal ein eher gewöhnungsbedürftiger Titel.
Eben jener Mörder hält Finnlands Hauptstadt Helsinki in Atem, denn er tötet deutsche Männer, indem er ihnen den Oberlippenbart samt Oberlippe abschneidet. Die Opfer werden entweder tot oder bewusstlos aufgefunden – im zweiten Fall sterben sie dann allerdings grundsätzlich kurz darauf im Krankenhaus. Sieben Tote gibt es bereits, als die deutsche Polizei Handlungsbedarf sieht und Kollege Hirzelmeier aus Lübeck zwecks Amtshilfe in den Norden schickt.

Literatwo: "Der Oberlippenbartmörder" ~ Thomas J. Hauck
Literatwo: „Der Oberlippenbartmörder“ ~ Thomas J. Hauck

Der Hirzelmeier hat definitiv den Status meiner Lieblingsfigur in diesem Buch. Bayer mit Leib und Seele, der er ist, hat es ihn in den Norden verschlagen. Seine Frau Lydia hat dort einen gut bezahlten Job bekommen, da ist er halt mitgekommen. Bei der Polizei kann man schließlich auch in Lübeck arbeiten. Das hatte er sich allerdings ganz anders vorgestellt, denn er hasst seinen neuen Chef und der hasst ihn anscheinend auch. Wenn es irgendwo einen auswärtigen Fall zu bearbeiten gibt, wird grundsätzlich der Hirzelmeier dorthin beordert. Als ob man ihn in Lübeck aus dem Weg haben wollte.

Hirzelmeier ist als Polizist denkbar ungeeignet und gerade das macht ihn so unterhaltsam. Er hat keinen Biss, kein Temperament und nimmt alles, wirklich alles, mit einer stoischen Gelassenheit hin. Er geht grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstands und ist an Gemütlichkeit nicht zu übertreffen.

Helsinki also. Als Hirzelmeier dort auf seinen Kollegen und Partner auf Zeit Mekkelaiinen trifft, kommt der Leser schnell zu dem Schluss, dass sich hier zwei gesucht und gefunden haben. Denn entweder arbeitet die finnische Polizei tatsächlich so oder Mekkelaiinen ist einfach nur der faulste Beamte, den die Literaturwelt je gesehen hat. Zu Besprechungen gibt es bei ihm grundsätzlich Wodka, der direkt im Zahnputzbecher serviert wird. Und auf einem Bein kann man natürlich auch nicht stehen – Ihr wisst schon…

Literatwo:
Literatwo: „Der Oberlippenbartmörder“ ~ Thomas J. Hauck

Ist man dann zu betrunken, um weiter zu ermitteln, vertagt man das Ganze auf den nächsten Tag. Auf dem Weg zur Sauna wird kurz in der Pathologie vorbei geschaut (kann ja keiner sagen, dass in Finnland nicht gearbeitet wird) und dort auch direkt das eine oder andere Bier gekippt.
Komischerweise sitzt Mekkelaiinen aber kein Vorgesetzter im Nacken, der auf Ergebnisse pocht.

Hirzelmeier und Mekkelaiinen tappen völlig im Dunkeln und die Leichen werden immer mehr. Hier mal fünf in einer Nacht. Dort erneut sieben auf einen Schlag. Der Fall wird immer schräger und zum Ende hin auch ziemlich makaber. Trotzdem – ich kann mich nicht daran erinnern, bei einem Krimi jemals soviel gelacht zu haben, wie bei diesem hier.

Nur leider gibt es auch Negatives: wie schon anfangs angedeutet bleibt ein bitterer Nachgeschmack zurück. Zu viele Fragen bleiben unbeantwortet, zu viele Handlungsstränge verlaufen ins Leere.
Der typische Aha-Effekt zum Ende eines Krimis bleibt hier völlig aus. Stattdessen stellt sich der Leser die Frage: Wie jetzt? Das soll’s nun gewesen sein?

Schräge Geschichte hin oder her (und ich liebe schräge Geschichten), was ich mir hier gewünscht hätte, wäre eine lückenlose Aufklärung gewesen. So wirkt das Buch leider irgendwie unvollständig.

Bilder und Text: Kerstin Wiegard

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