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Henning Bröhmann. Diesen Namen sollte man sich zuerst auf der Zunge zergehen lassen und dann im polizeilich geschulten Lesergedächtnis verankern. Lag das hessische Vogelsberg bisher im tiefsten Schatten der Weltliteratur, idyllisch versunken zwischen Bauernmarkt, Karnevalsverein und industrieller Diaspora, so rückt der malerische Landstrich nun plötzlich in den Mittelpunkt des regionalkriminalistischen Interesses.

Henning Bröhmann könnte schuld daran sein… er ist es auch mit Sicherheit. Bröhmann ist Kriminalkommissar und für die Aufklärung aller Kapitalverbrechen des Kleinstädtchens verantwortlich. Natürlich steht er hier nicht alleine gegen die geballte Macht der hessisch mafiösen Krimikultur… nein – ein gutes Team hat er um sich geschart, um mit aller Akribie seiner Profession zu folgen….

Ähm Stopp… das stimmt nicht so ganz! Eigentlich stimmt bis auf Vogelsberg gar nichts. Wenn ein Kommissar das Klischee eines Kommissars nicht bedient, dann eben jener Hennig Bröhmann.

Als Sohn des ehemaligen und Neffe des aktuellen Polizeichefs fühlt er sich wohl in der lauschigen Umgebung einer Region, die aufgrund ihrer eher geringen Verbrechensrate kaum Erwähnung in der Weltpresse findet.

Kurz gesagt, Bröhmann ist ebenso tot wie die Region, die ihn umgibt… Toter geht`s nicht

Seine wahren Probleme liegen in ihm selbst und in seinem unnachgiebigen Umfeld begraben. Als Vater einer pubertierenden Tochter und eines nervenaufreibenden Sohnes, als Halter eines in die Literaturgeschichte eingehenden unerzogenen Monsterhundes namens Berlusconi und Ehemann einer mit sich und der Welt unzufriedenen Frau bleibt ihm nun wirklich kaum Zeit für den langweiligen Beruf.

[PS: Hier geht es zu Biancas Rezension aus der Perspektive von Berlusconi 😉]

Er lässt lieber andere für sich arbeiten und flüchtet sich in die abstrusen Wege, die das Schicksal für ihn wählt… Eigendynamik… nein – das ist nicht Henning Bröhmann.

Das Bröhmann`sche Trägheitsprinzip wabert durch den Roman wie der Morgennebel über Vogelsberg….

Bis zu dem Tag, an dem das schier Unfassbare geschieht… oder wie nennt man den Plural von unfassbar? Chaos? Schon eher. In Vogelsberg geschieht ein Mord, auf offener Straße, beim Karnevalsumzug und das Opfer ist als Gevatter Tod maskiert. Gleichzeitig wird Bröhmann von seiner Frau verlassen, die sich vollkommen überraschend eine Auszeit genehmigen muss. Und zu allem Überdruss bleibt sein umtriebiger Kollege, der bisher Bröhmanns Arbeit mit erledigt hatte, dem Dienst fern.

Großes Kino… Tochter an der Hand, Sohn im Arm, Berlusconi an der Leine, Vater im Nacken und Onkel am Hals soll nun aus Bröhmann ein Spürhund werden? Gelächter…! Und doch erwacht so eine Art von Instinkt in ihm, als alle Spuren zu einem Schlagersänger führen, der mit dem Welthit „Lass uns fummeln, Pummel“ seit geraumer Zeit die Charts anführt. Kann Bröhmann die Kurve kriegen oder wird er zum Opfer der wilden Abschussfahrt auf seinem lethargischen Gemüt? Bröhmann ist jedoch immer für eine Überraschung gut… für eine – wie gesagt.

Toter geht`s nicht – ein mehr als gelungenes Regionalkrimi-Debüt, in dem sich viele Elemente bester Unterhaltung die Hand reichen. Facettenreiche Spannungscomedy – tiefgründige Selbstbetrachtung mit Gut-gegen-Nordwind-Mailpassagen – liebenswerte Charaktere und über allem thront jener Henning Bröhmann, bekennende Memme und Kriminalist wider Willen…

Kommen wir zu der Frage aller Fragen: Wer hat dieses Energiebündel erfunden und mit welchem Gefühl lehnt sich der Autor nun zurück und verfolgt das Chaos, das er angerichtet hat?

Nähern wir uns dem erfolgreichen Kabarettisten Dietrich Faber an. Ganz langsam… auf der Buchmesse in Frankfurt… am Rowohlt–Stand, der mit Sicherheit nicht mit Vogelsberg zu vergleichen ist…!

Und los geht`s mit dem literatwoischen Kreuzverhör auf dem Blog.Lovelybooks!

Mit nur einem Klick könnt ihr Dietrich Faber näher kennen lernen – im Kreuzverhör…

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