Erebos ~ Ursula Poznanski
Erebos ~ Ursula Poznanski

„Kommst du bitte essen?“
„Nein – jetzt nicht.“
„Es ist zwei Uhr nachts – gehst du jetzt bitte schlafen?“
„Nein – jetzt nicht.“

Ich bin gefangen – Erebos“ (Loewe Verlag) hat mich gefangen und hat mich in seinen Händen.

Mir geht es so, seit ich Nick kenne. Nick geht in die 9. Klasse und genau in dieser ist eine merkwürdige Stimmung. Heimlich wird eine DVD von Schüler zu Schüler gegeben, keiner sagt warum dies heimlich geschieht, keiner sagt was für ein Spiel sich auf dieser DVD befindet.
Alles geschieht stillschweigend und alle Schüler sind in sich gekehrt, sind in der Schule unkonzentriert und müde. Sie haben Augenringe, sind emotionaler als sonst und haben Geheimnisse.
Nick wird vorerst zur Randfigur, nicht mal sein bester Freund Colin redet noch normal mit ihm.
Doch dann, endlich. Von Brynne, einem hübschen Mädchen, bekommt Nick die DVD. Aber es gibt Bedingungen, die er erfüllen muss. Er darf diese niemandem zeigen und die DVD nur abspielen, wenn er alleine ist und er darf mit niemandem darüber reden.

EREBOS taucht in roten Buchstaben auf dem Bildschirm auf, danach wird er schwarz.

Ein Wald und eine Spielfigur sind als nächstes zu sehen, doch keine Karte wohin man laufen soll, keine Erklärungen, kein Spielziel. Erebos beginnt, Nick erkundet mit seiner noch vorerst namenlosen Spielfigur die Umgebung und macht die ersten Begegnungen. Der erste Kampf und das erste Aufeinandertreffen mit dem „Boten“ stehen an.
Nick ist gefangen im Spiel, er will mehr. Das nächste Level erreichen, den nächsten Auftrag erfüllen, doch genau dieser findet nicht vor dem PC statt, sondern mitten in London.

Der Bildschirm wird schwarz, bis Nick den Auftrag erledigt hat und erst dann geht das Spiel weiter. Wird der Auftrag nicht erfüllt, ist Erebos vorbei. Es gibt nur eine Chance und ist diese vertan, wird man gnadenlos vom Spiel ausgeschlossen.
Nick ist auf der Hut, er will keinen Fehler machen, beginnt immer tiefer in der reißenden Strömung des Spiels zu versinken. Ein Unfall in der Realität und auch eine Aufgabe die wohl zum Scheitern verurteilt ist, bringen ihn wieder etwas an die Oberfläche.

Doch kann er dem Sog widerstehen und Erebos entkommen?

„Mit jedem neuen Tag verliert meine Realität an Wert. Sie ist laut und ohne Ordnung, unvorhersehbar und mühevoll. Was kann sie denn, die Realität? Hungrig machen, durstig, unzufrieden. Sie verursacht Schmerzen, sie schlägt mit Krankheit um sich, sie gehorcht lächerlichen Gesetzen. Vor allem aber ist sie endlich. Immer führt sie zum Tod.“

Ich halte kein Buch in der Hand, sondern die Tastatur, ich lese nicht, sondern ich spiele.
Ich blättere keine Seiten um, sondern laufe in anderen Welten, ich zähle keine Kapitel, sondern blicke auf meine Spiellevel die ich erreiche.
In mir ist nicht mehr der gewohnte Lesedrang, sondern der Drang zu spielen, nächtelang, ohne Pause, ohne Ende in der Welt von Erebos.
Ich bin süchtig nach Erebos.

Ursula Poznanski schafft für den Leser eine eigene Welt, lässt vor dem Auge bildlich das PC-Spiel erscheinen und verpackt durch den Wechsel aus Realität und Spielgeschehen eine facettenreiche Geschichte mit einem unerwarteten Ende. Sie legt dem Leser Fährten, doch egal welcher man folgt, die richtige zeigt sich erst dann, wenn man nicht damit rechnet. Das große Finale vereint Realität und Spiel und entschlüsselt die Welt von Erebos auf einer großflächigen Ebene.

Bist du bereit für Erebos? Dann blick ihm ins Auge und passe bitte auf dich auf, denn Erebos spricht mit dir, es droht dir, es beobachtet dich, es prüft dich. Du hast nur diese eine Chance es zu spielen, also halte dich an die Regeln.

Schaffen. Erhalten. Zerstören.

EREBOS

Eure
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