Fast genial ~ Benedict Wells
Fast genial ~ Benedict Wells

Fast genial…

Nein, falsch, das Buch ist auf keinen Fall fast genial. Es ist alles andere als nur fast genial, man kann es kaum mit Worten sagen. Genial trifft es, genial trifft es auf jeden Fall.

Ich habe immer noch kaum Atem. Vor allem die letzten Seiten haben mir immer mehr die Luft genommen. Als ob ich Entzugserscheinungen habe, zitterten mir die Hände, ich bekam einen Schweißausbruch nach dem anderen und mein Atem kaum aus jedem Rhythmus.

Ein Buch voller kaum zu beschreibender GENialität. Das Leben von Francis Dean, ist kein schönes Leben, dafür ein recht einfaches ruhiges. Bis seine Mutter wieder in die Psychiatrie muss und er derweil alleine im Trailer wohnt. Er muss sie besuchen, doch am liebsten möchte er es nicht, sie hat ihn schon so oft enttäuscht, seine Kraft ist am Ende. In der Klinik sieht er Anne-May, ein Mädchen was sich das Leben nehmen wollte und scheinbar auch keine großartige Vergangenheit hat. Er freundet sich mit ihr an und besucht sie von nun an täglich, dabei schaut er auch bei seiner Mutter vorbei. Ein Schreck durchfährt ihn, als er sie in ihrem Zimmer sieht, ohnmächtig, sie wollte sich das Leben nehmen

Ein Abschiedsbrief an ihn, öffnet ihm die Augen, wirbelt ihn herum wie ein Wirbelsturm und lässt ihn glasklar in die Vergangenheit schauen. Sein Vater ist ein Wissenschaftler und Francis selbst das Ergebnis eines Experiments, an dem er und seine Mutter damals daran teilgenommen haben. Bei dieser Nachricht würden viele Menschen Hilfe von Ärzten benötigen, die ihnen helfen diesen Schock zu verarbeiten. Aber nicht Francis, denn er wird neugierig, möchte seinen Vater treffen und mit ihm reden. Er könnte sein Leben verändern, er könnte ihn und seine Mutter aus dem Trailerpark in Claymont herausholen und eine ganz neue Zukunft bieten. Er möchte, dass ihn sein Freund Grover, der das absolute Gegenteil von ihm ist, begleitet. Auch Anne-May möchte mit und schafft es, aus der Klinik zu flüchten. Zu dritt machen sich die drei ungleichen Charaktere vom Osten der USA auf in den Westen, um dort jenen genialen Menschen, ehemaligen Harvardstudenten und Erzeuger von Francis Dean zu treffen.

„Das Wichtigste ist, dass du deine ganzen beschissenen Träume und Hoffnungen packst und sie nie mehr loslässt. Du kannst schreien, du kannst verzweifeln, du kannst winseln. Doch selbst wenn du schon kaum mehr an dich glaubst, du darfst sie nicht loslassen. Denn wenn du´s tust, dann ist´s aus…“

Ein rasantes Roadmovie bei dem man als Leser kaum anhalten kann, weder zum Schlafen noch zum Tanken.  Benedict Wells benötigt in diesem Meisterwerk nicht viele Romanfiguren. Es reicht ihm völlig aus die drei Charaktere von seinem Protagonist Francis, von Anne-May und Grover zu beleuchten. Diese bilden eine Art Dreieck und verhalten sich wie Magneten. Anziehend und abstoßend, je nachdem welche Seiten aufeinander treffen. Eine wahrlich explosive Mischung aus Gefühlen in der die Zutaten Liebe, Eifersucht und Neid den größten Bestandteil haben. Ein Roadmovie bei dem ich persönlich ständig Gänsehaut bekam, denn an allen genannten Orten war ich bereits selbst, tausende Bilder spielten sich vor mir ab. Benedict Wells schreibt eindringlich, setzt jedes Wort so direkt, dass es zielsicher trifft.

Der atemberaubende Showdown am Ende des Buches hat meine Schweißperlen zum Rollen gebracht, mich fahrig gemacht, so dass ich es nicht aushielt und innerlich schrie: sag mir wie es ausgeht. Ich musste, ich musste es einfach wissen und habe nur den letzten Satz gelesen, der mich einerseits erlöste, es anderseits aber auch nicht tat.

Ich bin sprachlos, ringe immer noch nach Luft und kann hier nur ausdrücklich sagen, eine wahre Buchperle gelesen zu haben.

„Frozen Angels“

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