Hellwach ~ Hilary T. Smith
Hellwach ~ Hilary T. Smith

Hellwach wird man beim Anblick des Covers. Oder macht es eher betrunken? Wen man es lange ansieht, wird einem ein wenig schwummerig und wenn man die erste Seite liest, ist man high. Zumindest wenn man es in Amsterdam liest. 😉  Hauptprotagonistin Kiri ist high, sie ist verrückt und ich scheine gerade in diesen Lesestunden perfekt zu ihr zu passen. Bücher finden uns eben immer wieder, „Hellwach“ hätte es nicht besser treffen können.

Wer mich kennt weiß, dass ich verrückte Bücher mag, das ich vor allem Bücher mag die anders sind, sagen wir abgedreht und doch tiefgründig berührend.

Ist Hellwach ein solches Buch mit einer knallbunten Wörterexplosion?

Kiri habe ich von Anfang an gleich ins Herz geschlossen. Sie ist ein munteres Mädchen, was nicht auf den Kopf gefallen ist. Sie sagt was sie denkt und sie schmeißt gerade den ganzen Haushalt alleine und kümmert sich um den Garten. Ihre Eltern sind verreist und sie kann sich nun in diesen Wochen beweisen.

Musik ist Kiris Leben

In Kiris Fokus steht der anstehende Musikwettbewerb. Tag und Nacht übt sie Klavier, um zu entsprechen, um zu gewinnen. Wenn es ums Klavierspielen geht, ist ihr Ehrgeiz und ihre Hingabe grenzenlos. Sie liebt die Musik und sie liebt Lukas, mit dem sie in einer Band spielt. Mit dieser steht ebenfalls ein Wettbewerb an.

Hellwach ~ Hilary T. Smith
Hellwach ~ Hilary T. Smith

Ein Anruf unterbricht sie beim Üben. Dieser Anruf unterbricht ihr bisheriges Leben und schmeißt sie von der bisherigen Lebensbahn auf eine andere. Ihr Schwester Sukey ist seit 5 Jahren tot und nun wird sie für Kiri wieder lebendig, denn der Mann behauptet nicht nur sie gekannt zu haben, sondern er hat auch noch Sachen von ihr. Den Tod ihrer Schwester hat Kiri nie richtig verarbeitet, er blieb ihr rätselhaft und nun scheint der Moment gekommen zu sein, der die Auflösung bringt.Sie schwingt sich auf ihr Rad und fährt los. Ein Platten beendet ihre Fahrt und das Ende der Fahrt ist gleichzeitig die erste Begegnung mit Skunk.

„Sich mit Skunk zu unterhalten, ist wie am Sand nach Muscheln zu graben. Man sieht die typischen Bläschen aufsteigen und fängt an zu buddeln, aber die Muschel buddelt auch los und gräbt sich ein, und diese kleinen Mistviecher sind fast immer schneller als man selbst.“ (Seite 179)

Buntes Leben

Das nicht langweilige einfarbige Leben von Kiri wird plötzlich bunt und noch unlangweiliger. Haben ihre Eltern Geheminisse in Bezug auf Sukeys Tod vor ihr? Ist sie wirklich in ihren Bandkollegen Lukas verliebt? Ihr Leben verwandelt sich in Chaos und Kiri ist hellwach.

„Die Liebe ist siegreich im Angriff und unverwundbar in der Verteidigung.“ (Seite 255)

Da Kiri hellwach ist, sind wir Leser es auch und die Erzählweise von Hilary T. Smith macht uns keinesfalls müde. Ich habe die 367 Seiten regelrecht verschlungen. Viele Zitate habe ich mir markiert und einige habe ich hier festgehalten, um ein wenig zu zeigen, welche Worte euch erwarten.

„Das Schwere begründet das Leichte, und die Stille beruhigt das Laute.“ (Seite 347)

Hellwach ~ Hilary T. Smith
Hellwach ~ Hilary T. Smith

In Kiris Alter ist es normal, wenn die Lebensbahn noch nicht verfestigt ist, vor allem dann nicht, wenn das Üben für einen Wettbewerb mit einem mysteriösen Anruf aufeinander trifft. Eigentlich ist Kiri sorgenfrei, so strahlt sie es jedenfalls nach außen hin aus. Ihre Welt scheint heil zu sein, bis Kiri ausbricht und sich neuen Erfahrungen stellt.

Autorin Hilary T. Smith spricht genau die Themen an, die in diesem Alter eine Rolle spielen. Gewagte Themen wie Drogen, aber auch Psychosen. Wir stehen Kiri bei und sind mit ihr hellwach und durch die bildliche Erzählsprache gelangen wir in einen regelrechten Rausch, der uns hautnah dabei sein lässt.

Hellwach

„Mir geht auf, dass das Universum voller kleiner Fackeln ist. Manchmal muss man selbst eine der Fackeln aus dem Feuer hinaustragen – weil die Welt das gerade braucht oder die eigenen Familie oder man selbst, damit sich die Seele nicht zu einer Form verbiegt, die die falsche ist. Also geht man los und kommt zurück mit Farbe an den Händen und Wunden an den Knien und den Rest eines Lieds im Kopf.“ (Seite 366)

Hellwach wird von Seite zu Seite schneller, bis die Wortbombe explodiert und die Welt bunt wird. Kiri nimmt uns mit durch ihren Sommer, auf ihrer Achterbahn der Ereignisse und Gefühle und beweist nicht nur sich selbst, dass man sich von vielem befreien und seinen eigenen guten Weg finden kann. Stellenweise war ich recht hilflos, denn vieles ging zu schnell, war zu verrückt, zu außergewöhnlich, doch Kiri ist stark und ich passte mich ihr an.

Rasant, verrückt, provokativ, etwas wirr und doch wahnsinng realistisch und liebevoll. Zudem erzeugt es Redebedarf und verankert sich im Kopf.

Achso – ich teile die Empfehlung der Autorin: Das Buch sollte am besten zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden gelesen werden!

Eure
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