Hätte von uns irgend jemand geahnt, dass wir dieses Jahr noch auf die Schatzinsel reisen?

Hätten wir irgend jemandem geglaubt, wenn er uns gesagt hätte, der Autor Robert Louis Stevenson würde im Sommer eine große Rolle bei uns spielen?

Eher nein, ganz sicher nicht. Wobei – wenn man das Foto sieht, das auf der Buchmesse in Leipzig von uns entstanden ist, hätten wir es ja eigentlich ahnen müssen oder? Wir beide auf einer Insel – um uns herum das Meer, Strand, Palmen und ein Schatztruhe. Weist das nicht alles auf den weltbekannten Jugendbuchklassiker „Die Schatzinsel“ von Robert Louis Stevenson hin? Schon oder? Scheinbar ist uns da wieder was ganz besonderes passiert.

Alles fing wohl mit diesem Bild an.

Dann fiel uns der wunderschöne Roman „Das Licht der Flüsse“ von Robert Louis Stevenson in die Hände, der beim Aufbau Verlag erschienen ist. Dieser bewegte uns, ließ uns träumen und vor allem entschleunigen. Ein großer Bericht um den Autor und sein Werk wurde verfasst, um das Erlebte unvergesslich zu machen und dies immer wieder anschauen zu können. Wir genossen die Zeit mit dem Buch zutiefst und hofften, die Reise mit dem Kanu durch Belgien und Frankreich würde kein Ende nehmen.

Was auch nicht passierte, denn wir sehnten uns nach mehr, mehr Meerwasser. Und so packten wir unser Boot, wandelten es in die Hispaniola und gingen mit Jim Hawkins auf die Reise. Eine Reise, die der vorherigen auf den Flüssen ähnelte und doch auch viele neue Abenteuer bereit hielt. Die Piratenflagge, die auf dem Arena – Buchcover prangt, immer vor Augen.

Wir sind zu Abenteuerlesern geworden und die bekannten Protagonisten haben sich in unserem Herz einen großen Platz geschaffen. Das Andenken, unser Foto von der Schatzinsel, deren Ort immer geheim bleiben wird, haben wir mitgebracht und es erinnert an die großartige Reise.

Besonders beeindruckt waren wir vom Vorwort des irischen Jugendbuchautors Eoin Colfer, der sich selbst mit den Abenteuern von „Artemis Fowl“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat und immer noch weiter daran bastelt. Sein aufrichtiger Neid um die Vielfalt der Figuren in Stevensons Roman, seine Bewunderung für den Ideenreichtum und seine Liebe diesem Buch gegenüber öffnen dem Leser die Tür zu dieser geheimen Abenteuerwelt mehr als nur ein Spalt weit.

Was zeichnet die Schatzinsel wirklich aus – was macht dieses Buch auch heute noch zu einem ganz einzigartigen Werk?

Diese Frage haben wir uns gestellt und die Antworten prasselten im Gespräch nur so auf uns ein.

Jim Hawkins ist ein einfacher Junge – man mag es kaum glauben und es ist eigentlich vollkommen unvorstellbar für ein Buch der heutigen Prägung. Jim verfügt weder über Zauberkräfte, er kann nicht fliegen, ist nicht mit Vampiren befreundet oder in einem Weltuntergangsszenario gefangen. Nichts hat er drauf – null und nada – nur seine jugendlichen Ängste und Hoffnungen sind Maßstab seines Verhaltens. Und nirgends – wirklich nirgends taucht ein Mädchen auf, in das Jim sich auch nur ansatzweise verlieben könnte…. Fast unmöglich, dass eine solch „gestrickte“ Handlung tragen kann!

Allein an der Figur des blutjungen Jim Hawkins hat Stevenson verdeutlicht, dass jeder – wirklich jeder – unversehens in das Abenteuer seines Lebens gestürzt werden kann, um daran zu scheitern, oder als strahlender Held aus selbigem zu erwachsen. Dabei begegnet er weiteren Romanfiguren, die in dieser prägnanten Häufung in der Weltliteratur ihresgleichen suchen.

Long John Silver – der unvergessene einbeinige Pirat, Doktor Livesey, Baron Trelawney, Kapitän Smollett und der „Robinson Crusoe“ des Romans, Ben Gunn prägen der Geschichte ihren unverwechselbaren Stempel auf. Und über allem steht die nicht erzählte Geschichte des gefährlichsten aller Piraten „Käpt`n Flint“. Wir waren mit ihnen an Land, haben uns auf die Suche nach dem Schatz begeben und abends am Lagerfeuer lauthals gesungen:

„15 Mann auf des toten Manns Kiste – jo-ho, jo-ho, jo-ho und `ne Buddel voll Rum“ .

Ob wir den Schatz gefunden haben? Klar doch – das Buch selbst war die Entdeckung. Wollt Ihr nicht anheuern und uns auf der nächsten großen Fahrt begleiten? Hat jemand Lust – vielleicht suchen wir ja irgendwann einmal nach unseren gespaltenen Persönlichkeiten… Mal sehen… Ahoi… 😉

Dieser Artikel ist einem ganz besonderen Menschen gewidmet – hoffentlich macht das Lesen im Himmel ebenso viel Vergnügen, wie zeitlebens auf unserer Lesewelt. Literatwo in Trauer – aber kraftvoll, wie man es sich von uns gewünscht hätte!

In Memoriam O. H.

0 comments on Literatwo auf der „Schatzinsel“…

  1. Wow, was für ein Titelbild!!! Ich würd‘ schon gerne mitkommen. Ich hätte nur vorher noch eine Frage: „Gibt`s eigentlich auf Eurer Schatzinsel ein Feldbett mit integriertem Zelt?“ 🙂
    LG
    Silvia

  2. Ich selber habe „Die Schatzinsel“ auch noch nicht gelesen, aber dafür habe ich schon – um es literatwoisch auszusprechen – meine gespaltene Persönlichkeit entdeckt. Und das mehrfach – gelesen und gehört. Ich bin immer wieder begeistert wie viel Kritik in positiver und negativer Hinsicht Stevenson in seinen Text gesteckt hat. Man gewinnt immer wieder neue Eindrücke. Wenn ihr euch also gleich zweimal entdeckt, gebt mir Bescheid. 🙂

  3. Mich verbindet mit diesem Roman sehr sehr viel. Die Schatzinsel war der erste Roman, den ich gelesen habe. Das erste dicke Buch – mit 8 Jahren habe ich es in die Finger bekommen und noch heute höre ich die Musik, die mich dabei begleitet hat und wenn ich den gleichen Sound noch einmal höre sehe ich Jim auf seinen Abenteuern. Die düstere Nacht in der alles begann. Ich kann dann noch immer das Salzwasser auf der Zunge schmecken.

  4. Genau das ist es – so öffnet sich die Tür zur Literatur und unvergessen ist die Atmosphäre des „ersten Mals“ – schön, dass diese Erinnerungen wach sind und vielen Dank für diesen sehr emotionalen salzigen Kommentar!

    Bleib noch ein Weilchen auf der Schatzinsel – sie ist ein sicherer Ort der Jugend!

  5. In der Ausgabe 5 / 2011 der Zeitschrift „PM-History“ zum Thema Piraten steht viel wissenswertes zum Roman „Die Schatzinsel“ und im Hintergrund bietet man uns einige Links, die viel über Autor und Buch verraten.

    Von der Bildergalerie bis zum Rundgang durch sein Haus auf Samoa – absolut sehens- und lesenswert.

    http://www.pm-magazin.de/a/stevenson

    Und außerdem lasse ich mal eben Herrn Stevenson persönlich ein Gedicht vortragen… 😉

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