Miriam – die Weihnachtselfe

Es war unser ganz besonderes Projekt für die Adventszeit 2012. Eine gemeinsame Weihnachtsgeschichte der Leser von Literatwo war das Ziel. Tägliche Fortsetzungen sollten aus der Startvorgabe von Literatwo eine dynamische und unkalkulierbare Handlung entstehen lassen, Protagonisten entwickeln und pünktlich zum 20. Dezember ihr Ende finden.

Ob uns dies gelungen ist, überlassen wir der geneigten Meinung der Leser. Wir haben die Zeit genossen und im täglichen Austausch mit den unzähligen Autoren dieser Geschichte ein kreatives Teamwork der besonderen Art erleben dürfen. Es war pures Vergnügen. Diese Weihnachtsgeschichte widmen wir dem ehrenden Andenken einer lieben Freundin, die kurz vor Weihnachten von uns gegangen ist. Eine kleine Elfe trägt fortan ihren Namen.

Für Miriam….

Ratlos stand er im Schneetreiben. Der Bus ließ wie immer auf sich warten, aber ausgerechnet heute durfte nichts mehr schiefgehen. Nicht am Heiligabend – nicht schon wieder. Seit drei Stunden wuchtete er nun schon drei prall gefüllte überdimensionale Einkaufstaschen voller Weihnachtsgeschenke durch die Stadt, aber es fehlte noch das wichtigste. Unverzeihlich, wenn er in diesem Jahr erneut versagen würde. Das wäre sein Ende. Ihm blieb noch eine Stunde – unmöglich…

Panik machte sich in ihm breit, als er sie zum ersten Mal sah. Die junge Frau auf der anderen Straßenseite. Gemütlich schlenderte sie zu ihrem riesigen Auto, öffnete die Heckklappe und legte ihren leichten Rucksack mit fröhlichem Schwung in den ansonsten gähnend leeren Kofferraum. Sie hatte alles, was ihm fehlte! Zeit, ein Auto und Platz ohne Ende. Und er war genau das, was sie heute nicht gebrauchen konnte: Ein weihnachtlicher Notfall!

„Hey… Hallo! Sie…“, rief er und setzte sich in Bewegung…

1. Tür – Markus Heitkamp

Mit einer Hand wild gestikulierend, mit der anderen die Taschen greifend betrat er die Straße. Was hatte seine alte Frau Mutter immer gesagt? “Erst links, dann rechts, dann geradeaus.” Der Straßenverkehr machte ihm keinen Strich durch die Rechnung, wohl aber die aktuelle Witterung.

“Junge Frau. Hallooooooo …” Sein erneuter Ausruf endete in einem Schmerzensschrei, als er bedingt durch den, unter dem Schnee nicht sichtbaren Eisbelag der Straße, einen preisverdächtigen Sturz auf den Hosenboden zum Besten gab.

Neben einem wahrscheinlich geprellten Steißbein, dreier ihren Inhalt über die Straße verteilenden Einkaufstüten und dem spöttischen Gelächter einiger Passanten, erzielte er mit seiner Einlage aber doch noch einen für ihn wichtigen Erfolg. Er hatte die Aufmerksamkeit der jungen Frau gewonnen, die ihn amüsiert aber auch ein wenig mitleidsbekundend anschaute.

2. Tür – Vero Nefas

“Verdammter Mist”, fluchte er, rappelte sich auf und versuchte hektisch seine, auf dem Boden verstreuten Geschenke zurück in die Tüte zu stopfen, bevor sie entweder durchweicht waren oder ungewollte Bekanntschaft mit einem Autoreifen schlossen. Die junge Frau bückte sich und reichte ihm einen der Kartons.

“Meine Güte – Sie müssen ja ein ganzes Regiment an…”, sie stockte, als sie sah, was in den Tüten war: Parfüms, Schals und Pralinen, jeweils in mindestens 3 facher Ausfertigung, dazu haufenweise Spielzeug. “… an Frauen Zuhause haben, wenn sie das alles brauchen!” Er richtete sich langsam auf, klopfte sich den Dreck von der Hose und grinste sie an, als er ihren verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte. Dann humpelte er langsam Richtung Gehsteig.

“Ist Ihnen etwas passiert?”, fragte sie, mittlerweile eher besorgt als belustigt, als sie sein schmerzverzerrtes Gesicht sah. Er schüttelte den Kopf. “Ach was, halb so wild. Was dich nicht umbringt macht dich härter. Aber vielleicht könnten Sie mir helfen und mich ein Stück mitnehmen, ich … Ach wo hab ich nur meine Manieren. Ich heiße Ted, Theodor Bäcker, aber alle nennen mich Ted.”

Er streckte ihr die Hand entgegen. Sie griff langsam danach. “Lisa Miller. Und ja vielleicht könnte ich Ihnen helfen, aber dann müssen sie mir erzählen was es mit dem Inhalt der Tüten auf sich hat und warum sie diesen irren Stunt hingelegt haben”.

3. Tür – Julia Groß

„Ja, helfen können Sie mir wirklich!“ sagte Ted und kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Ich muss furchtbar dringend in die Westmister Road etwas abholen. Mein Auto hat einen Totalschaden und ich bin auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Aber bei dem Wetter…. Keine Chance!“

„Die Westminster Road also? Zwielichtige Ecke, aber naja, das geht mich ja nichts an. Lassen Sie uns einen Kaffee trinken und das Geheimnis Ihrer Einkäufe lüften. Dann bringe ich Sie hin,“ sagte Lisa und hakte sich bei ihm unter, nachdem alle Taschen im Auto verstaut waren.

Ted stolperte vor Überraschung über die vertrauliche Geste gleich noch einen Schritt nach vorn, was Lisa mit einem Grinsen quittierte. „Nur dass Sie nicht noch einmal fallen.“

Er entspannte sich etwas, da er seinem Ziel nun einen großen Schritt näher war und dachte bei sich: „Es ist ja nur ein Kaffee, mehr nicht, aber wie soll ich ihr die Sache mit Lucy, Linda und Elena erklären? Eigentlich geht es sie ja auch nichts an,…. Ich muss mir etwas einfallen lassen!“

4. Tür – Volker Brückner

„Seine Gedanken kreisten, während sich Lisa gekonnt in den Feierabendverkehr Richtung Westminster Road einordnete. „Was treibt Sie denn nun in diese schummrige Gegend, Ted?“ Lisa hatte ihre Frage vom Einpacken natürlich nicht vergessen und er hatte sich auch spontan eine Strategie zurechtgelegt, die der Wahrheit am nächsten kam.

„Ich muss dort unbedingt einen Verwandtenbesuch machen und ein paar Blocks weiter wohnen gute Freunde von mir.“ Geschickt vermied Ted den Gebrauch der femininen Form, um Lisa nicht noch weiter bohren zu lassen. Doch die ließ nicht locker, hatte den Inhalt der Einkaufstüten mit eigenen Augen wahrgenommen und natürlich sofort bemerkt, dass diese Weihnachtsgeschenke nur einem Geschlecht gelten konnten.

„Das Frauenparfüm für den Herrn Papa?“, witzelte sie. Ja, nun war guter Rat tatsächlich teuer, denn vor ihnen tauchte schon die Reklame des kleinen Eckcafés auf, wo sie einen Kaffee trinken wollten. „Sie wollen es aber auch ganz genau wissen, oder? Wo wollen Sie eigentlich heute Abend noch drauf los?“

Während sie einparkte, hoffte er, dass er das Geheimnis von Lucy, Linda und Elena noch ein wenig wahren konnte.

Sie schlenderten zusammen in das Eckcafé und er hoffte, dass sie ihre letzte Frage einfach vergessen würde. Sie suchten sich einen Tisch in einer ruhigen Ecke in der Hoffnung, dort alle seine Einkäufe verstauen zu können. Doch da passierte es schon wieder: die Parfüms, Schals und Pralinen verteilten sich erneut auf dem Boden, nun war ihm klar, dass ihr ihre Frage sofort wieder einfallen würde.

Die Bedienung kam und beide bestellten sich einen Milchkaffee, sobald die Bedienung nicht mehr am Tisch war, fing sie an erneut zu bohren: „Was haben sie denn nun vor, mit all den Geschenken?“. Ted kam ins Stottern: „äähhh…naja…wissen Sie…

6. Tür – Eveline Groß

„..Nun ja das kann man nicht so leicht erklären.“ Worauf Ted nur einen fragenden Blick von Lisa erntete. „Nun eigentlich sind diese Geschenke gedacht für“…, stockte plötzlich und drehte sich ebenfalls neugierig um, wie all die anderen Gäste, die durch ein seltsam aussehendes Trio von Ihren Gesprächen abgelenkt wurden. Laut und fröhlich unterhaltend spazierten sie durch die Eingangstüre und suchten nach einem freien Platz. Jetzt erst erkannte Ted in den drei Damen Lucy, Linda und Elena. Naja eigentlich waren die drei bis vor kurzem noch Mitglieder des männlichen Geschlechts und hatten die ganze Prozedur der Wandlung bereits hinter sich. Der Schreck war ihm ins Gesicht geschrieben. Auf keinen Fall durften die drei ihn hier sehen. Und noch dazu ohne Damenkleidung.

„Verzeihen Sie mir bitte mal kurz, bin nur mal für kleine Königstiger.“ Flüsterte Ted leicht nach vorne gebeugt. Nervös mit eingezogenen Schultern stand er vorsichtig auf um kein Aufsehen zu erregen. Er versuchte sich ganz heimlich mit verkehrt gedrehtem Rücken an den Drei vorbeizuschummeln. Doch durch sein ungeschicktes und auffälliges Verhalten war es schon geschehen. Er stolperte kurz über seine eigenen Beine.

„Herr Bäcker! Wie kommt es dass wir Sie hier antreffen?“ flötete Lucy, die schrillste der drei Damen und fragte ihn mit zwinkerndem Auge. „Sollten Sie nicht schon längst eine Straße weiter sein?“ Nun saß Ted in der Falle. Wie kam er nur aus dieser Situation ungeschoren davon. Am liebsten hätte er sich im nächsten Mauseloch verkrochen.

7. Tür – Torsten Exter

Obwohl die Damen mit ihrem Eintreten einen eisigen Wind in das gemütliche Café gebracht hatten, spürte Ted, wie eine Hitzewelle in ihm empor kroch. Er unterdrückte den Impuls sich hektisch nach Lisa umzusehen. Er musste für sie unter allen Umständen unauffällig wirken, gar harmlos und vielleicht etwas tollpatschig.

Elena blickte ihn stumm an, starrte geradezu, und ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske, die jeder Pokerspieler beneidet hätte. Ted musste Zeit gewinnen, für eine plausible Antwort, die keine Nachfragen provozierte. Zugleich war er in Eile. Lucy hatte Recht. Eine Straße weiter. Dort sollte er jetzt sein, mit seinen Tüten, einem fröhlichen Lächeln und dem kribbelnden Gefühl im Bauch, dass dieser Weihnachtsabend etwas ganz besonderes werden würde.

„Sie haben sich ja einen Bart wachsen lassen, Herr Bäcker“, fuhr Lucy, in ihrer aufgeregten Plappermanier fort. Sie betonte das Wort „Herr“ auf eine Art und Weise, die ihn necken sollte.

8. Tür – Vero Nefas

Ted wusste weder ein noch aus. Wie sollte er hier nur wieder raus kommen? Und die Zeit lief ihm davon. Er würde es nie schaffen … Plötzlich klingelte es irgendwo, ein penetrantes, nervenzerfetzendes Geräusch. Vielleicht ein Telefon? Eine willkommene Ablenkung. Aber eine verdammt nervige Ablenkung. Er wollte die Bedienung anschnauzen, dass sie endlich an den Apparat gehen sollte, drehte sich schwungvoll nach ihr um und landete mit einem unsanften Knall auf dem Boden – vor seinem Bett. Verdutzt setzt er sich auf. Er war schweiß gebadet, atmete heftig und es dauert einige Minuten bis ihm klar wurde, dass er sich in seinem Schlafzimmer befand. Kein Café, keine Transvestiten, keine Lisa. Vor allem letzteres verstöre ihn irgendwie. Aber es war ein Traum gewesen. Alles nur ein Traum. Seine Atmung beruhigte sich langsam und er zog sich mühsam aufs Bett.

Plötzlich vernahm er hinter sich ein leises Hüsteln. Er zuckte zusammen und drehte sich dann langsam um. „Tja Ted, das war wohl nichts, oder?“ Vor ihm stand eine kleine, zierliche Frau, höchstens 15 cm groß, aber soweit er erkennen konnte wunderschön. Sie schenkte ihm ein Lächeln. Ted nickte, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, sagte aber nichts. Sie klopfte sich ein bisschen Staub aus dem glitzernden Kleid und sah ihn wieder an. Ted sagte immer noch nichts. „Ach, dass ihr Menschen aber auch immer so sprachlos seid, wenn ich auftauche. Das ist nicht wirklich nett, nein gar nicht.“ Sie tat als wäre sie beleidigt. Aber dann grinste sie wieder. „Naja, wie dem auch sei. Der Chef meinte du verdienst noch eine Chance um dich zu beweisen“, sie deutete mit dem Finger nach oben. „No… no… noch eine Chance?“ stammelte Ted? Sie nickte eifrig. „Ja, ja. Aber pass diesmal besser auf, was du tust! Wenn du wieder versagst, dann ist es vorbei! Endgültig!“ Dann schnippte sie mit dem Finger …

Ratlos stand er im Schneetreiben. Der Bus ließ wie immer auf sich warten, aber ausgerechnet heute durfte nichts mehr schiefgehen. Nicht am Heiligabend – nicht schon wieder …

9. Tür – Claudia Marina

Vielleicht wäre es das Beste, er würde einfach hier stehenbleiben. Sich nicht mehr von der Stelle rühren. Letzte Chance hin oder her. Bei seinem Glück würde er eh nur unter einen Schneepflug geraten. Er schaute auf die Uhr. Eine Stunde. Scheiß aufs Karma, dachte er sich noch, da wurde ihm unsanft am Ohrläppchen gezogen. Er spürte ein Flattern neben seinem Kopf und eine vertraute Stimme raunte ihm ins Ohr.

„Wehe, du versaust das hier! Das fällt auch alles auf mich zurück. Ich hab ja gleich gesagt, dass man dich nicht alleine lassen kann, aber sie haben noch gesagt, Miriam, haben sie gesagt, sei nicht immer so pessimistisch, gib ihm eine Chance. Und das hab ich jetzt davon. Ich darf das jetzt alles ausbaden und für dich den Babysitter spielen, dabei würde ich jetzt auch lieber mit einem Glas Whisky und einem guten Buch vor dem Kamin sitzen, aber nein, das geht ja nicht. Wegen dir!“

Sie tauchte flatternd vor seinem Gesicht auf, das kleine Gesicht in Falten gelegt, den Zeigefinger drohend auf ihn gerichtet. Wie konnte ein so schönes Wesen nur so gemein sein? Andererseits, sie war so klein, so zerbrechlich, er könnte doch einfach seine Finger um ihren Hals…

„Denk nicht mal dran!“ Ihre kleine Faust traf schmerzhaft seine Wange.

„Und jetzt setz dich gefälligst in Bewegung! Du hast noch eine Stunde, also trödel hier nicht so rum. Du Pussy!“

10. Tür – Markus Heitkamp

Sie hatte gut reden. Eine Stunde um einen Menschen zu finden, der an diesem Abend so garnicht weihnachtlich gestimmt war und sich von ihm überzeugen lassen musste, dass die Heilige Nacht eben doch etwas ganz Tolles ist. Ted fragte sich selbst oft genug, was an Weihnachten so besonders wäre.

Bis vor zwei Jahren hatte er immer Plätzchen backen, Geschenke verpacken oder Schlittenflugrouten ausarbeiten müssen. Dann hatte man ihm gesagt, wenn er sich beruflich entwickeln wolle, dann müsste er in den Außendienst. Letztes Jahr war sein erster Einsatz und den hatte er gründlich versaut. Und nun eine neue Chance.

Mit einem fünfzehn Zentimeter großen Pitbull an der Backe. Er seufzte resignierend, packte die vor ihm stehenden Tüten voller Geschenke, blickte sich um … und traute seinen Augen nicht. Auf der anderen Straßenseite stand ein riesiges Auto mit einem gähnend leeren Kofferraum und eine junge Frau warf gerade ihren Rucksack mit fröhlichem Schwung hinein. Das konnte kein Zufall sein.

War sie etwa der Mensch, den er suchte? Aber sie machte so einen glücklichen Eindruck. „Glaubst du vielleicht, sie kommt rüber und fragt, was du für sie tun kannst?“ Miriams Stimme klang genervt an seinem Ohr.

11. Tür – Volker Bruckner

Natürlich hatte Miriam Recht. Von allein geht´s nicht, ohne eigene Aktivitäten ist ein weiteres Scheitern tatsächlich vorprogrammiert. „Pass´ bitte gut auf Deine nächsten Schritte auf, alter Junge“, sprach er zu sich selbst. Sein geträumter Sturz lief in Bildern nochmal vor ihm ab, als er – ganz besonders aufmerksam auf den Londoner Heiligabendverkehr achtend – seine Schritte in Richtung der jungen Frau lenkte, deren Fröhlichkeit ihn fasziniert hatte und die Lisa aus dem Traum verblüffend ähnlich sah. „Entschuuldiiiiigung“, stammelte Ted verlegen, darf ich Ihnen mal eine Frage stellen?“ Kaum überrascht drehte sich die Angesprochene um, zwei helle blauen Augen musterten ihn kurz und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.

„Na, klar, was gibt´s?“ antwortete sie mit einer Stimme, die auch die letzte schlechteste Laune vergessen ließ. Für einen Moment vergaß Ted seine eigentliche Aufgabe und blickte die blonde Schönheit einen Blick zu lange – leicht träumend – an. „Wollen Sie nun schauen oder haben Sie etwas auf dem Herzen?“ Ruckartig war Ted wieder im Hier und Jetzt.

„Sorry, ich stelle mich am besten erstmal vor. Ich heiße Ted Bäcker und ich bin Außendienstler der „Himmlischen Weihnachts-Wachrüttel-Agentur“, kurz HWW. „Von was, bitte?“ fragte die junge Frau, die so recht nicht zu dem großen Fahrzeug, an dem sie angelehnt stand, passen wollte.

„HWW, wir bringen den Menschen Weihnachten zurück“, erwiderte Ted und bemerkte schnell das verschmitzte, jedoch leicht dezente Lächeln seiner Gesprächspartnerin. An seinem rechten Ohr summte es plötzlich und schnell war klar, dass Miriam bei diesem „flotten Dreier“ in nächster Zeit ständig dabei sein würde.

„Weiter so“, hörte er sie ganz leicht wispern.

12. Tür – Britta Koch

„Ja, also,“ stammelte er, „so ist das.“ Die junge Frau schaute ihn erst völlig konsterniert an, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. „HWW, ja?!“ gluckste sie. „Das ist der bescheuertste Anmachspruch, den ich je gehört habe, aber auch irgendwie der beste…“

Jetzt war es an Ted, konsterniert zu gucken. Zusätzlich hörte er ein empörtes Zischen an seinem Ohr. Oh ja! Miriam hatte ja so recht! „Nein, hören Sie…“ Mist, er stotterte ja schon wieder. „Hören Sie, nichts liegt mir ferner, als Sie anzumachen.“ Oh, Mist, das war auch nicht gerade gentlemanlike. „Ähm, also, natürlich ist es nicht so, dass ich sie nicht attraktiv fände…“ Ein erneutes Zischen neben seinem Ohr ließ ihn innehalten.

Die junge Frau blitzte nun spöttisch mit den Augen. Dann lächelte sie wieder und fragte mit leicht schief gelegtem Kopf – meine Güte sah das niedlich aus! – „Also, was kann ich nun für Sie tun? Sie sehen irgendwie verwirrt aus. Haben Sie sich zufällig verlaufen?“ Wieder dieses reizende Glucksen.

„Nein, äh, nicht direkt.“ Trotz der eisigen Kälte brach Ted nun der Schweiß aus. „Ich muss eigentlich dringend in die Westminster Road.“

„Und zwar schnell!“ flüsterte Miriam ungehalten. „Äh, und das so schnell wie nur irgend möglich…“ schwächte Ted Miriams Satz diplomatisch ab. „Klar,“ sagte die junge Frau, die so frappierende Ähnlichkeit mit Lisa aus seinem Traum hatte, „steigen Sie ein. Einem Mitarbeiter von HWW muss schließlich geholfen werden.“ Mit diesen Worten hielt sie ihm die Beifahrertür auf und machte eine einladende Geste.

13. Tür – Julia Groß

Ted stieg ein, lächelte die junge Frau von der Seite an und schloss die Tür. Mit einem leisen “flummmp”, das nur für Ted hörbar war, donnerte Miriam von außen dagegen. Er schaute die Elfe schuldbewusst an, konnte sich ein leichtes Grinsen jedoch nicht verkneifen. “Geschieht ihm recht, diesem kleines Biest!” dachte er bei sich und konzentrierte sich ganz auf die Fahrt.

“Wollen Sie mir nicht verraten, wie Sie heißen und warum Sie am Heiligabend so allein unterwegs sind?” fragte Ted nach einer ganzen Weile des Schweigens und wandte sich seiner “Retterin”zu. “Lucy Evans”, erwiderte diese lachend, “stets zu Diensten, um ehrbaren Mitarbeitern des HWW den wohlverdienten Weihnachtsabend zu retten!“

Ted verzog leicht die Mundwinkel und wollte etwas erwidern, als Lucy langsam abbremste. “Da wären wir auch schon! Wo wollen Sie jetzt genau hin? Ich meine, die Westminster Road ist ja ganz schön lang.” “Immer weiter geradeaus, wir können es nicht verfehlen”, antwortete ein sichtlich hibbeliger Ted.

Und recht hatte er: Inmitten der teilweise stark heruntergekommenen Häuser stach eines durch seinen wundervollen Weihnachtsschmuck hervor. Tausende Lichter, Dekoschmuck und Kunstschnee machten es zu einem wahren Weihnachtstraum. Lucy konnte es nicht fassen, so etwas in dieser unheimlichen Gegend vorzufinden und stieg aus.

Sie ging auf das Haus zu und schritt durch die Tür in den kleinen Vorgarten. “Ist das möglich?” fragte sie zu Ted gewandt. Doch just in diesem Moment kam Miriam angeflattert und warf ihr eine Hand Elfenstaub ins Gesicht, woraufhin sie bewusstlos zu Boden sank. “Träum süß, Herzchen”, sagte die Elfe und zu Ted gewandt befahl sie: “Los jetzt, komm endlich in die Puschen, die Zeit läuft…”

14. Tür – Markus Rybacki

Ted hastete die 12 Stufen bis zur Haustür hinauf und drückte dreimal schnell hintereinander die Türklingel. Ein mehrtöniges Glockengeläut ertönte in einer unbeschreiblichen Lautstärke, sodass die Tür klapperte, Schnee spritzte von den Fensterbänken nach unten.

Schon nach wenigen Sekunden hörte man langsam-schlurfende Bewegungsgeräusche aus dem Haus. „Linker Fuß… rechter Fuß…“, kommentierte Miriam die personifizierte Langsamkeit leicht genervt. Schließlich öffnete sich die große Tür ebenfalls mit eben dieser Langsamkeit. „Wurde ja auch Zeit!“, krächzte der kleine, alte Mann, der den schwarzen Kater auf seinem Arm nun auf den Boden springen ließ.

„Kommt rein und dann fangt schon mal an. Ich hole noch das Werkzeug., deutete er auf das Zimmer links neben der Tür und schlurfte davon.Miriam flog und Ted ging in das festlich geschmückte Wohnzimmer. Überall waren Tannenzweige an den Wänden, hunderte Kerzen brannten auf dem Holzboden. Der Kamin knisterte in der Ecke.

Es war sehr warm in dem Haus. Die gemütliche Couch war genau der richtige Ort, um sich kurz auszuruhen. Dachte Ted zumindest kurzfristig, bevor er anfing, seine Einkaufstüten hektisch auszupacken.

Während Miriam diese Hektik mit einem Auge beobachtete, hatte sie mit dem anderen den anschlurfenden Herrn im Blick, der mit seiner Werkzeugkiste strahlend das Wohnzimmer erreichte.

15. Tür – Vero Nefas

„Hier habe ich es“, sagte der alte Mann und hielt Ted eine große Kiste hin. Ted sprang vom Sofa auf und nahm die Kiste an sich. Gerade als er den Deckel abheben wollte klingelte es an der Tür. Laut dröhnte die Glocke durchs Haus. Miriam hielt sich kreischend die Ohren zu und Ted stolperte vor Schreck über die Tüten und landete wieder auf dem Sofa, die Kiste sicher auf seinem Schoß. Nur der alte Mann schlurfte, scheinbar ungerührt von dem Lärm, zur Tür „Na, dann wollen wir doch mal sehen wer uns besuchen kommt“.

Ted und Miriam sahen sich an. Wer konnte das sein? Die anderen Außendienstler waren mir ihren Aufgaben längst fertig, oder im Haus mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Man hörte aus einigen Zimmern des weitläufigen Hauses Arbeitsgeräusche, Musik und Stimmen. Ted war der Letzte, der noch draußen gewesen ist.

„Da sind sie ja! Na, dann kommen sie doch rein“, hörten sie den Alten nun aus dem Flur. „Sie sehen aus, als könnten Sie einen Tee vertragen. Gehen sie doch schon mal ins Wohnzimmer. Ich bringe Ihnen gleich etwas“. Behäbige Schritte schlurften Richtung Küche, aber da war noch etwas anderes – schnelle, flinke Füße die auf die Tür des Wohnzimmers zu liefen. Ted und Miriam blickten zu Tür. Dort stand – schneebedeckt und sichtlich verwirrt – Lucy. Ted lief knall rot an, als ihm bewusst wurde, dass er die junge, hilfsbereite Frau völlig vergessen hatte.

„Aber … wie ist das denn möglich?“ stammelte Miriam fassungslos. „Ich habe sie doch mit Feenstaub betäubt. Wie konnte sie so schnell aufwachen? Das kann doch nur … wenn. Oh mein Gott“. Miriam sank ohnmächtig zu Boden während Lucy völlig entgeistert auf die kleine Elfe starrte und dann ebenfalls umkippte – allerdings weit weniger graziös.

16. Tür – Britta Koch

„Ist sie etwa diejenige welche?“ fragte Ted den alten Mann, der inzwischen zurück gekommen war und zeigte auf Lucy. Der alte Mann lächelte nur und wackelte mit dem Kopf. „Und was machen wir mit den beiden sterbenden Schwänen?“ fragte Ted weiter.

Der alte Mann griff in die Tasche seiner ausgebeulten Cordhose und warf etwas glitzerndes über die ohnmächtige Elfen- und die nicht minder ohnmächtige Menschenfrau. Als hätten sie sich abgesprochen, schlugen beide blinzelnd die Augen auf. Miriam schüttelte sich wie ein nasser Hund, stand auf und fragte verwirrt: „Wo bin ich?“, während sich Lucy nur stumm mit staunend aufgerissenen Augen umschaute.

„Du bist dort, wo Du hingehörst, Miriam!“ brummelte der alte Mann, dann deutete er auf den Werkzeugkoffer und wandte sich an Ted: „Wird Zeit, dass Du Dich endlich an die Arbeit machst, mein Junge.“ Nun war es an Ted verwirrt drein zu schauen. „Arbeit?! Hmm… im Prinzip gerne, aber was genau soll ich denn reparieren?“

Der alte Mann guckte, als habe sie Ted nicht alle. „Na, den Schlitten doch! Was dachtest Du denn? Komm schon!“ Mit einer auffordernden Geste schlurfte der alte Mann durch einen langen Gang bis zu einer Hintertür.

Er öffnete sie und wies Ted wiederum durch eine Handbewegung an, hindurch zu treten. Ted staunte nicht schlecht, als er sah, dass sich hinter der Tür eine Art Garage befand, darin stand ein riesiger roter Schlitten mit goldenen Verzierungen. „Da, die linke Verstrebung ist kaputt und vorne am Steuer stimmt auch irgendwas nicht,“ sagte der alte Mann. Ted stellte den Werkzeugkoffer, den er aus dem Wohnzimmer mitgenommen hatte, ab, öffnete ihn und suchte mit Kennerblick nach den benötigten Utensilien.

Woher weiß ich eigentlich, wie man einen Schlitten repariert? fragte er sich kurz. Dann machte er sich an die Arbeit. Dabei dachte er wieder ein Mal darüber nach, was Lucy in dieser Geschichte eigentlich für eine Rolle spielte. Sie hatte doch so fröhlich ausgesehen, wie sie ihren Rucksack in den Kofferraum geworfen hatte. Sie konnte doch unmöglich die Person sein, der er Weihnachten wieder näher bringen sollte?!

17. Tür – Claudia Marina

War diese Fröhlichkeit etwa nur gespielt gewesen? Nein, das konnte er nicht glauben, es hatte sich richtig angefühlt.

„Du bist ja auch ein echter Gefühlsexperte“, zwitscherte ihm Miriam ins Ohr. Verdammt, wieso konnte diese kleine Nervensäge Gedanken lesen, reichte es nicht, dass sie ihm am A…. Entschuldigung, an der Schulter klebte wie festgekleistert? Er hatte gerade die letzte Schraube festgezogen, da führte der alte Mann zwei Rentiere am Halfter auf den Schlitten zu und spannte sie routiniert dazu. Was sollte denn das jetzt werden?

„Ich dachte, der fliegt mittlerweile auch mit Ökostrom“, versuchte er die Situation zu entkrampfen und die Tatsache zu überspielen, dass er nicht wusste, wie man einen Schlitten lenken sollte. Ohne Erfolg. Der alte Mann sah ihn nur schief von der Seite an und drückte ihm die Zügel in die Hand.

„Gute Fahrt“, brummelte er und schob Lucy auf den Beifahrersitz. „Und nicht das Anschnallen vergessen!“

Er klopfte einem der Rentiere aufmunternd auf den Hintern und die beiden Tiere legten los. Hase und Igel stand auf ihren Halftern, da war aber mal jemand kreativ gewesen. Er hätte gerne noch ausführlicher über die Kreativität des alten Mannes nachgedacht, aber die Schnellkraft drückte ihn auch schon in die Sitze und raubte ihm den Atem. Sie hoben ab.

Ungeschickt versuchte er, die Rentiere mit den Zügeln zu lenken, aber für Außenstehende sahen seine Bemühungen wohl eher wie Zuckungen aus. Lucy neben ihm seufzte lautstark. „Männer“, sagte sie. „Gib mal her!“ Sie riss ihm die Zügel aus der Hand und ließ kurz die Peitsche knallen.

Ted wurde den Verdacht nicht los, dass sie das nicht zum ersten Mal machte.

18. Tür – Julia Groß

Die Rentiere zogen den Schlitten zügig durch die Lüfte und Ted presste sich ängstlich in die Schlittenpolster. Lucy, die nun erst richtig registrierte, was sie da tat, ließ erschrocken über ihre eigene Courage, die Zügel beinahe fallen. Ted griff danach und hielt sie plötzlich an der Hand. Sie schauten sich in die Augen, wurden rot und ließen sich so schnell wieder los, als hätte sie ein Blitz getroffen.

“Du… woher kannst du das denn?” fragte er die junge Frau stotternd und schaute sie fragend an. Lucy hatte ihre Fassung wiedergewonnen und strahlte ihn an. “Ich weiß es nicht, irgendwo in meinem Inneren war da das Gefühl, welches mir genau gesagt hat, was ich tun muss. Ich kann mich nicht erinnern, aber ich glaube, ich habe das schon öfters gemacht oder war zumindest dabei.”

*knall* Mit einem Mal saß Miriam auf der Schlittenlehne und grinste Ted an. “Tja, Junge, Girlpower ist eben nicht zu verachten und wie es aussieht, hast du es doch nicht ganz vermasselt. Jetzt, wo Lucy die Weihnachtsstimmung wieder in sich aufkeimen fühlt, wird es nicht mehr lange dauern, bis ihre Erinnerungen wieder komplett da sind. Und bis dahin fliegen wir noch etwas durch die schöne Winternacht. Schließlich braucht Lucy noch etwas Übung, bevor ihr dann dieses Jahr vertretungsweise in die Fußstapfen von Lucys Großvater treten könnt.”

“Moment, wie meinst du das?“ fragte Ted und runzelte die Stirn. Auch Lucy war nun etwas verwirrt. “Mein Großvater ist doch nicht etwa… Und wenn doch, wieso wir?”

19. Tür – Vero Nefas

„Und außerdem habe ich überhaupt keinen Großvater!“ Lucy sah traurig aus, als sie das sagte und endlich Begriff Ted, warum sie nicht mehr an Weihnachten glaubte, warum dieser Tag sie so kalt lies und warum sie sich so dagegen wehrte an Wunder zu glauben.

„Und deine Eltern?“ setzte er vorsichtig nach.

„Ich habe auch keine Eltern, jedenfalls keine die sich um mich gekümmert hätten!“ stieß Lucy wütend hervor. „Ich war ein Findelkind, das vor einem Kinderheim abgeben wurde. Weihnachten und das alles hier, das ist doch totaler Mist. Wahrscheinlich habe ich einfach nur einen völlig idiotischen Traum, aus dem ich hoffentlich bald wieder aufwache!“.

„Lucy, das darfst du nicht sagen“, versuchte Ted sie zu besänftigen. „Weihnachten ist so etwas schönes, besonderes, wertvolles! Es ist das Fest der Liebe!“ Er sah sie fest an. „Weihnachten!“ Lucy lachte höhnisch.

„Es gibt kein Weihnachten, keine Wunder, kein Christkind, keinen Weihnachtsmann. Das ist doch alles nur ein Märchen um Kinder folgsam zu machen und die Industrie anzukurbeln!“ Ihre Augen blitzen vor Zorn und im selben Moment fing der Schlitten an zu sinken und nährte sich in rasanter Fahrt dem Boden. Die Rentiere versuchen gegen die Schwerkraft zu bestehen, aber Lucys plötzliche Zweifel und ihre Wut raubten dem Zauber, der das Gefährt in der Luft hielt, die Kraft.

Miriam schrie und zerrte mit ihren kleinen Händen am Schlitten, versuchte ihn in der Luft zu halten – natürlich erfolglos. Lucy schlug, jetzt panisch vor Angst, die Hände vors Gesicht und Ted hatte keine Ahnung, was er noch sagen sollte, was helfen könnte. Plötzlich aber fühlte er eine ungeheure Kraft in sich und zum ersten Mal in seinem Leben wusste er, was zu tun war. Er packte Lucy, zog ihr die Hände vom Gesicht und sah ihr tief in die Augen.

„Du musst glauben, Lucy!“ Er hielt ihre Hand fest in seiner und sogar Miriam spürte, dass etwas in der Luft lag, denn sie verstummte. „Sieh dich um Lucy, denke daran was du heute alles erlebt hast. Was du gefühlt hast. Und dann, finde deinen Glauben. Ohne dich wird es kein Weihnachten mehr geben. Nie mehr!“

20. Tür – FINALE – Britta Koch

„Das ist doch Quatsch!“ schrie Lucy, als sie mit einem ziemlich unsanften Ruck, der dank der geschickten Rentiere nicht noch rumpeliger geriet, mitten auf dem Trafalgar Square landeten. Sofort waren sie umringt von Menschen mit glänzenden Augen. Kinder drängten sich nach vorne und wollten die Rentiere streicheln. Allenthalben waren ungläubige „ahs“ und „oohs“ und „was ist das denn?“ zu hören. „Ist das der Weihnachtsmann, Mami?“ rief ein kleines Mädchen, das sich, mit in die Hüften gestemmten Armen, direkt neben dem Schlitten aufgebaut hatte. „Der sieht aber komisch aus!“

Naja, Ted sah in seinen Jeans, dem Norwegerpulli, dem blonden Strubbelhaar und dem glattrasierten Kinn höchstens wie ein Weihnachtsmann für Arme aus. „Und schaut mal! Ist das da eine Elfe?“ rief ein Junge und deutete staunend auf Miriam, die aufgeregt um den bruchgelandeten Schlitten flatterte.

„Was ist denn da vorne los?“ hörte man plötzlich eine laute Stimme und ein stämmiger Bobby bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Er blickte auf den Menschenauflauf, konnte aber nichts anderes erkennen, als einen schmuddeligen Bettler in abgerissenen Klamotten, der von aufgeregt schwatzenden Menschen, hauptsächlich Kindern umringt war.

„Da,“ flüsterte ein anderes Mädchen ehrfürchtig und zog den Polizisten am Ärmel, „der Weihnachtsmann ist mit seinem Rentierschlitten, einer Elfe und einem Engel mitten auf dem Platz gelandet.“ Der Bobby schaute verwirrt in bestätigend nickende Gesichter. Er aber sah nur den alten Tom, der wie immer an seinem Stammplatz unter der Nelson-Säule saß.

„Siehst Du, Lucy,“ sagte Ted. „Diejenigen, die an Weihnachten glauben, denen es etwas bedeutet, die sehen uns. Die anderen sehen nur Tom, den Bettler.“ Lucy schaute Ted an, sie hatte Tränen in den Augen. „Es gibt also Weihnachten jenseits von Kommerz und Kitsch und schöner ihr Kassen nie klingelt?“ „Aber absolut!“ bestätigte Miriam ernsthaft, „so lange nur ein einziger Mensch uns so sieht, wie wir hier mitten unter ihnen stehen, so lange gibt es die wahre, echte Weihnacht!“

Mit einem erstaunten, aber glücklichen Lächeln griff Lucy nach den Zügeln, schnalzte mit der Zunge und sofort zogen die Rentiere den Schlitten an. Langsam aber stetig stiegen sie in die Luft auf. Sie drehten eine große Runde um den Trafalgar Square und sahen, wie einige Leute dem Bettler Tom aufhalfen, andere gaben ihm ihren Schal oder Mütze, Handschuhe. Der Bobby gab ihm eines seiner zwei Sandwiches, jemand goss ihm heißen Tee ein.

„Das da unten, das ist Weihnachten, Lucy“, sagte Ted. „Weihnachten heißt geben, ohne nehmen zu wollen. Ich glaube, Tom wird heute einen der schönsten Weihnachtsabende seines Lebens haben. Dank Dir!“

„Und was ist jetzt mit meinem angeblichen Großvater?“ wollte Lucy zum Schluss noch wissen. Miriam guckte sie grinsend an und sagte: „Aber das weißt Du doch! Du hast ihn doch gesehen!“

*** Ende ***

1. Platz – Vero Nefas

2. Platz – Julia Groß

3. Platz – Markus Heitkamp

Dies sind die Gewinner unserer Weihnachtsaktion und wir hoffen, dass die Buchpakete rechtzeitig zum Fest angekommen sind… Aber sind wir nicht irgendwie alle Gewinner dieser Geschichte, hat sie uns doch so reich beschenkt….

0 comments on Miriam – die Weihnachtselfe (Eine Geschichte der Leser von Literatwo)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert