Was gesagt werden muss - Günter Grass

Muss man erst sterben in diesem Land?

Mit diesem Artikel habe ich mich einst als bekennender Verfechter der Grass`schen Literatur vor mein schreibendes geistiges Idol gestellt! Damals schrieb ich:

Muss Günter Grass erst sterben? Muss er unter der Erde liegen, um die Wertschätzung zu erfahren, die der wohl größte deutsche Schriftsteller unserer Zeit mehr als verdient? Was hebt dann das Geschrei an vom Verlust “unseres” Nobelpreisträgers, vom Fehlen des letzten und größten zeitgenössischen Gesellschaftskritikers und vom Verstummen der gewaltigsten literarischen Stimme einer Generation.

Kritiker gäben sich die Klinke in die Hand beim schluchzenden Eintrag in das Kondolenzbuch einer frisch geborenen, obschon gerade erst verstorbenen Legende. ”Deutschland ein Jammertal – die Blechtrommel hat ihren letzten Schlag getan” – so oder so ähnlich würden die Schlagzeilen des BILDungsbürgertumblättchens lauten.

Das schrieb ich einst!

Was gesagt werden muss - Günter Grass

Und nun liegt sein „Gedicht“ „Was gesagt werden muss“ vor mir und ich halte inne. Schlucke, lese und versuche aus allen Teilen schlau zu werden. Es fällt mir nicht leicht. Günter Grass ist mein Idol – und nun?

Wir gehören hier mitnichten zur von Günter Grass so bezeichneten „gleichgeschalteten Presse“ – ich bin lebenslanger Lesewegbegleiter des für mich immer noch größten Schriftstellers Deutschlands. Ich habe immer wieder darauf gehofft, dass er der großen Schar der Kritiker mit einem Schlag den Wind aus den Segeln nehmen würde, indem er sich offen mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzte.

Dies hat er beim „Häuten der Zwiebel“ und auch zuletzt in „Grimms Wörter“ immer wieder in Ansätzen getan, aber nie geschafft, die Zwiebel so zu Häuten, dass die wahre und reine Essenz des Günter Grass künftig unbelastet zu den Themen unserer Zeit Stellung nehmen kann.

Und genau deshalb muss ich heute widersprechen – das muss auch mal gesagt werden:

NEIN – Herr Grass, Sie mussten nie schweigen – nicht in diesem Land.
NEIN – der Iran ist nicht geeignet für die verharmloste Opferrolle.
NEIN – Herr Grass, Israel ist nicht per se als Kriegstreiber zu bezeichnen.
NEIN – es ist fatal, eine Diskussion zur Sicherheitspolitik auf die Substanz des vorgehaltenen Antisemitismus zu verdichten.

Und:

NEIN – es ist nicht legitim, sich poetisierend endlich dahin zu stellen, wo man ohne den Kunstgriff dieses „Gedichtes“ nie gestanden hätte: Auf die Seite derer, die mit reinem Gewissen moralisieren dürfen.

Und doch möchte ich ihm gerne zuhören. Mich auf ihn einlassen. Auf „meinen“ Günter Grass:

Und so gelingt es ihm, mit einem Schlag eine Diskussion in Gang zu setzen, die vielschichtiger nicht sein kann. Die wenigsten Leser seiner Zeilen begeben sich auf die rein inhaltliche Seite seines Gedichts, sondern polemisieren auf der Grundlage der selbstgewählten Lebensideologie vor sich hin. Die Vielzahl unsachlicher Kommentare in den großen Onlinemedien spricht hier Bände. Und Zustimmung erhält Grass ausgerechnet dort, wo er sie zeitlebens nicht gesucht und vermutet hätte… am rechten Rand der politischen Deutschlandkarte.

Eine Diskussion auszulösen, dies sei seine Absicht gewesen – als Intellektueller unseres Landes gar seine Pflicht. Und gerade hier liegt das Hauptproblem. Gerade er hätte wissen müssen, dass diese Diskussion sich nicht um den Kern seiner Aussagen drehen wird, sondern fast ausschließlich um ihn selbst. Seiner Sache – seinem Anliegen hat er damit keinen guten Dienst erwiesen und den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Er hätte erklären können, warum er zu sich selbst geschwiegen hat. Denn dies ist unstrittig.

Ja – Herr Grass! Sie haben geschwiegen zu Ihrer Vergangenheit.

Und: JA – Herr Grass! Das hat Sie zu einem normalen Schriftsteller gemacht. Sie sind keine moralische Instanz, die nun durch verklärten Perspektivwechsel auf eine Ebene gelangt, die eine Diskussion lostritt, die so wenig zeitgemäß ist, wie dieses Gedicht!

Die Zeile: „Warum sage ich erst jetzt, gealtert und mit letzter Tinte“ macht mich traurig, weil ich ahne, dass der Stift bald versiegt sein wird und trotzdem formuliere ich meine Frage von damals um:

Muss man erst moralischen Selbstmord begehen in diesem Land…? Ich bin traurig…

Ein Leseleben lang...

0 comments on Mit Verlaub, Herr Grass – Sie mussten nie schweigen!

  1. „Was gesagt werden muss“ war mutig und sicherlich auch befreiend. Einfach mal beim Namen nennen, was in den Gedanken herumgeistert. Ich sage nicht nur, es war mutig, denn man muss die Wahrheit erkennen. Wir schweigen zu viel!

  2. Mein Kommentar bezieht sich nur auf die freie Meinungsäußerung, die mit Füßen getreten wird. Endlich haben wir jemanden, auf den wir den Finger richten können.Ich sehe die Dinge ein wenig anders als in Mr. Rails Bericht, akzeptiere aber jede Meinung.

    • … akzeptieren heißt:
      ich höre mir verschiedene Meinungsäußerungen an, oder lese mir sie durch. Das heißt nicht, dass ich diese Ansichten und Meinungen teilen muss!

  3. Meinung äußern und anderen zuhören – das ist menschlichen Stärke. Ich habe auch nicht geschrieben, um andere zu überzeugen – ich habe mit mir genug zu tun, wenn ich über „meinen Grass“ nachdenke.

    Deine Meinung ist hier willkommen und über das Schweigen müssen wir nicht reden (komisches Wortspiel), – wir schweigen oft zu viel! Richtig. Aber dann kommt es beim Reden eben auch darauf an, wie und wer…

  4. Der Inhalt dieses Gedichtes sollte stets im Fokus stehen und nicht der Verfasser. Worauf will Herr Grass hinweisen? Wie lautet die Aussage dieser Zeilen?

    In diesem Land darf man zu so ernsthaften Themen nicht schweigen. Man sollte sich klar äußern dürfen und auch Stellung beziehen. In unserer Gesellschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter geöffnet hat und einen regen Meinungsaustausch förderte, sollte eine ernsthafte Diskussion möglich sein, nicht wahr?

    Der Inhalt bezieht sich doch schließlich auch auf die Ängste, die so viele von uns haben. Eine Radikalisierung durch politische und gesellschaftliche Gruppierungen sorgte dafür, dass man im „Nahen Osten“ eine stetige Gefahr für den Weltfrieden sah. Doch einfach ausgedrückt lässt sich sagen: Zum Streiten gehören immer zwei!

    Die aggressive Haltung des Iran und die nicht minder stark auftretende Regierung in Jerusalem verschärfen den Ton. Man könnte also sagen, dass etwas unheilvolles in der Luft liegt und der lange Zeit „Kalte Krieg“ heiß ausgehen könnte. Doch wer begann mit den Aggressionen, wer hat „den ersten Stein geworfen?“

    Herr Grass weist lediglich darauf hin, welche Gefahren hinter diesem „Säbelrasseln“ lauern. Er gehört zu einer Generation, die verführt und missbraucht wurde, um „einem höheren Ziel“ zu dienen. Die Verantwortung vor der Geschichte wird nicht abgestritten. Allerdings wird oftmals – und das ist meine ganz persönliche Ansicht – der „Nazi-Stempel“ herausgezogen, wenn man sich kritisch mit Fragen beschäftigt, die den Staat Israel betreffen.

    Die Vergangenheit von Günter Grass und seine Rolle im „Dritten Reich“ spielen für mich in diesem Fall keinerlei Rolle – warum? Seine Person ist schließlich nicht Inhalt dieser Zeilen, sondern die Angst.

    Es ist die Angst, seine Meinung nicht frei äußern zu können!
    Es ist die Angst, in eine „braune Schublade“ gesteckt zu werden!
    Es ist die Angst, vor einem atomaren Desaster!
    Es ist die Angst, nur noch eine Sprache sprechen zu können!

    Politische Ideale und der Wunsch nach einer Verbesserung der Lage im „Nahen Osten“ können erst Früchte tragen und umgesetzt werden, wenn die „Falken“ beider Lager den Dialog suchen und nicht auf Aggression setzen. Doch dies ist nicht möglich, wenn man auf der einen Seite die Moral „predigt“ und als Staat auf der anderen Seite verantwortlich zeichnet für Waffenlieferungen an beide Kontrahenten. Dieses „Öl ins Feuer gießen“ sorgt für eine weitere Stufe der Eskalation.

    Wir sollten daher unseren „Weitblick“ nicht verlieren und uns hüten, Partei für eine Seite zu ergreifen, ohne die Fakten zu kennen.

    Ein Staat, der sich „von Feinden umzingelt“ sieht, sorgt bereits mit dieser Aussage für Zündstoff. Ebenso ist es nicht dienlich, wenn man vom „zionistischen Westen“ redet, der als „Kriegstreiber“ in der arabischen Welt angesehen wird. Eine funktionierende Propaganda kann mehr Schaden anrichten, als ein atomarer Sprengkopf! Die Engstirnigkeit beider Lager sollte aufgebrochen werden. Die Versuche waren bisher erfolglos und wurden von selbsternannten Märtyrern und Patrioten zunichte gemacht (man erinnere sich an das Attentat auf Rabin oder zuvor an Männer wie Sadat).

    Wir können uns die Schrecken des Krieges nicht ausmalen, da die wenigsten von uns in solch einer Situation steckten. Herr Grass hat die „Stunde Null“ durchlebt und den Anfang und Aufbau einer neuen Gesellschaftsstruktur erlebt. Wenn jemand wie er auf die Gefahren einer Eskalation hinweist, sollte er nicht selbst zum Gegenstand einer Diskussion werden – man sollte beim gewählten Thema bleiben!

  5. Danke für diese grandiosen Zeilen…. sie sagen in sich so viel mehr als jenes „Gedicht“. Sie schreiben neutral und aufrüttelnd, weisen keine Schuld zu und verharmlosen nicht. Wenn Sie dies Gedicht nennen würden, dann wäre es konkurrenzfähig!

    Grass verharmlost die Rolle des Iran und unterstellt dem Westen pauschal jahrzehntelang Heuchelei.

    Ihre Zeilen sind vernünftiger und regen zum Denken und Diskutieren an. Nur in einem gehen Sie aus meiner Sicht fehl… Grass thematisiert sich durchaus auch selbst – darauf bin ich in meinem Text eingegangen.

    Er musste nie schweigen und hat dies auch nur und ausschließlich in Bezug auf sich selbst getan!

    Danke für Ihre wertvollen Zeilen…

  6. Ein Titel, der mir in den Sinn gekommen ist, wäre „Spiegelung“. Ich danke ihnen, für den Zuspruch und für den möglichen Beginn einer funktionierenden Diskussion.

    Es grüßt,

    Oliver (ehemaliger Zeitsoldat und angehender Erzieher)
    🙂

  7. Spiegelung… und vielleicht doch ein kleiner Sprung in einer Ecke… – ein gut gewählter Begriff… Ich denke nicht, dass Sie bei Ihrer Argumentation Zuspruch brauchen;-) Den bräuchte GG heute!

    Gruß zurück…

  8. Herr Grass erhält zumindest Zuspruch bzgl. der Tatsache, dass er mich durch sein „Gedicht“ als Leser zum Nachdenken gebracht hat. Oftmals verkennen wir die Notwendigkeit, „unser Hirn einzuschalten“, bevor etwas „dummes“ geschieht (so würde es wohl meine liebe Mutter ausdrücken!).

    Wir haben in der Vergangenheit politische Ideale höher eingeschätzt, als es heute der Fall ist. Das Problem ist, dass viele Mitbürger „zu müde sind“, um an einer politischen Diskussion oder am politischen Leben überhaupt teilzunehmen. Ich habe oftmals das Gefühl, dass unser Politikverständnis spätestens seit den frühen 80er Jahren „verkümmert“ ist und durch „einfache Unterhaltung“ ersetzt wurde. Doch das ist sicherlich Gegenstand einer anderen Diskussion!

  9. @oliver1977 … sehr gute und sehr treffende Kommentare. Der Kommentar zum Gedicht drückt zu 98% auch meine Meinung aus aber ich hätte es nicht so treffend formulieren können.
    In deinem letzten Kommentar schreibst du das viele Mitbürger zu müde sind für eine politische Diskussion dazu möchte ich eins sagen:
    Die Dikussion in den letzten Tagen über GG hab ich verfolgt weil ich es eigentlich gut finde dass das Thema mal angesprochen wurde und auch mal von einer anderen Seite betrachtet wird. Was dabei leider zuerst auffällt ist auf welchem niedrigen Niveau die Diskussion von allen Seiten geführt wird. Ich finde es erschreckend wie unsachlich Argumentiert wird, wie übertrieben und polemisiert wird und am schlimmsten wie sogar beleidigt wird. Gar nicht zu ertragen ist wenn man zum Beispiel bei Spiegel Online mal die Leserkommentare zu dem Artikel über das Gedicht liest. Welcher „normale“ Mensch hat schon Lust sich an einer solchen Diskussion zu beteiligen? Schön das hier ein andere Ton herscht und sehr schön finde ich das ein Kommentar wie deiner von einem ehemaligen Zeitsoldaten kommt (das soll nicht abwertend, arrogant oder beleidigend klingen es ist eben nur nicht das Lager aus dem ich einen solchen Kommentar erwartet hätte) … LG

  10. Ja, Julsver – hier ist alles ein wenig anders als im Internet 😉 Ich bin auch dankbar für die fruchtbare Diskussion hier und andere Seiten würden mich gerade auch eher abschrecken, mit einzugreifen.

    Eine Politikverdrossenheit kann durch dieses Stammtischgepolter kaum behoben werden und man kommt nicht auf eine sachliche Ebene. Schweigen ist dramatisch – und wenn man was sagt, dann eben mit Bedacht und auf der Grundlage gegenseitiger Wertschätzung.

    Ich habe gegen die Pauschalaussagen von Grass geschrieben und heute hat er schon begonnen, ein wenig einzugrenzen und zu erklären, dass er nicht das ganze Israel meinte, sondern eher den momentanen Ministerpräsidenten. Naja – das macht es auch nicht weniger pauschal.

    Und by the way – der Kommentar eines ehemaligen Zeitsoldaten entstand zu dem Artikel eines aktiven Berufssoldaten – das ist schon manchmal überraschend, aber wir bedienen eben nicht gerne Klischees 😉

  11. Das Stammtischgepolter findet leider auch auf der vermeintlichen höheren Ebene statt. Wie kann ich zum Beispiel das Gedicht von Günther Grass mit einer Rede von Adolf Hitler vergleichen oder als Anschlag auf die Existenz Israels bezeichnen? Ich gewinne immer den Eindruck das einer den anderen zu übertrumpfen versucht damit sein Kommentar es ins Fernsehen schafft. Der Inhalt ist dann weniger wichtig hauptsache dick aufgetragen.

    ääähhh Berufssoldat??? das hätte ich nun gar nicht gedacht. Gibt es denn dort noch mehr von eurer Sorte? vielleicht überenke ich ja meine Meinung von der BW noch mal -)))

  12. Inhalt wird gerade verdrängt… richtig. Das ist auch meine Einschätzung. Schade drum – es gibt gute Themen, die moderates Sprechen möglich machen sollten!

    Und ja – es gibt unter 200 000 Staatsbürgern in Uniform ebenso viele denkende und reflektierende Menschen, wie in vielen anderen Berufsgruppen. Und schön, dass man schreibend auf diesem Weg das ein oder andere Bild ein wenig anders konturieren kann.

    Ich wäre in jedem Beruf dieser Welt der gleiche Literaturliebhaber und rede gerne mit Ärzten, Stahlbauern und Schlossern – und dies ohne ein bestimmtes vorgefertigtes Bild zu haben… 😉

  13. Tja und heute geht es weiter, wie es eigentlich weitergehen musste:

    1. Beifall aus dem Iran – Günter Grass wird von offiziellen Seiten für sein ehrliches und offenes Wort gelobt.

    2. Außenminister Westerwelle weist Vergleich zwischen der Demokratie Israel und der Diktatur Iran zurück und bezeichnet die Argumentationskette im Gedicht als „absurd“.

    3. Israel erklärt Grass zur unerwünschten Person und erteilt dem Literatur-Nobelpreisträger Einreiseverbot.

    4, Wolf Biermann bezeichnet Das „Gedicht“ als stümperhafte Prosa und eine literarische Todsünde…. und sagt: „Nun werden alle über ihn herfallen, die Journalisten, weil sie Auflage schinden müssen, die Politiker, weil sie wiedergewählt werden wollen, seine Kollegen aus echtem Neid und echter Empörung. Sogar seine Bewunderer werden sich schaudernd von Grass abwenden. Und er wird sich rotzig verteidigen und trotzig einbunkern in seinen Nobelruhm“ (Quelle: Welt online http://www.welt.de/politik/ausland/article106163688/Israel-verhaengt-Einreiseverbot-gegen-Guenter-Grass.html )

    Mein Fazit – Grass hätte im Vorfeld erkennen können, dass er nun, von welcher Seite auch immer, instrumentalisiert wird. Auf ein solches gefährliches Spiel darf man sich wissend nicht einlassen.

    Biemann kritisiert Günter Grass liebevoll distanziert und hebt vieles hervor, was medial gerade verschwiegen wird… Das ist nobel, Herr Biermann!

  14. Ich halte es ja mit Daniel Cohn-Bendit, der mal sagte, im Leben dürfe jeder dreimal Blödsinn verzapfen. Ich halte das Gedicht von Herrn Grass für wirklich sehr schlecht und nicht durchdacht, und da stellt sich mir auch immer mehr die Frage, warum das von der Süddeutschen, die ich sonst sehr schätze, so verbraten wurde – also so prominent aufgemacht. Aber ok, da zählt wohl der Verkaufgedanke. Mich wundert es ja nicht, dass Herr Grass nicht gerade ein neues Buch auf den Markt bringt, dann hätte ich das Ganze wieder eher verstanden.

    Und der Artikel hier ist – wie ich schon geschrieben habe – sehr gut. Bravo!

  15. PS: Ich habe schon in den letzten Monaten Screenshots (z.T. auf Facebook) zum Thema Antisemitismus bzw. Israel gemacht, es macht einen sprachlos. Dass Menschen in Deutschland (z.T. mit vollem Namen, Heimatort und Arbeitsgeber auf FB) wieder öffentlich „den“ Juden beschimpfen … das hätte ich vor 10 Jahren nicht einmal im (Alb)traum für möglich gehalten.

  16. André – Du sprichst mir aus der Seele – antisemitische Tendenzen werden stärker spürbar und in aller Öffentlichkeit ausgelebt. Ein Intellektueller unseres Landes hätte wissen müssen, welche Kreise er hier erreicht und mit welchen Parolen er anschließend leben muss. Sehr fahrlässig eben.

    Danke für die lobenden Worte zum Artikel – wir sind uns gerade sehr bewusst, wer hier was kommentiert – es scheint eine der letzten sachlichen Inseln zu diesem Thema zu sein – aber ich rechne immer noch damit, dass sich irgendwelche „extremen“ Stimmen hierhin verirren. Das Netz ist voll davon – und dann geht es nicht mehr um sachliche Diskussion..

    Literatwo schreibt in vielen Artikeln offen gegen Genozid, gegen Verfolgung aus religiösen oder anderen Gründen. Das wird unsere Linie bleiben und auch in den nächsten Wochen ein Schwerpunkt bleiben.

    Autoren, wie Waldtraut Lewin, wissen genau wem sie Interviews geben und hier sind sie dann auch gut aufgehoben. Dank der Menschen, die Literatwo lesen.

  17. Gerhard Jeske 22547 Hamburg
    Das wurde schon gesagt! Betrifft Günter Grass
    Ich bin erstaunt, weil sich historische Wiederholungen einstellen und es wird oft so gemacht, wie wenn es die neuen Themen sind. Zum Beispiel : Die Massendemonstrationen gegen die Raketen mit Atomsprengköpfen. Am 11.09. 1982 hatten wir aus Hamburg Lurup unseren Stand bei der Bundesdemonstration in Bochum unter der Losung“ Der Atomtod bedroht uns alle“
    Jedes Land, dass Atombomben besitzt, bedeutet eine gefährliche Bedrohung des Weltfriedens und der Menschheit. Es gibt keinen lokalen Krieg mit Atombomben. Zum Beispiel wird Teheran unterstellt, das sie auf Israel Atombomben abwerfen könnten. Wie denn das? Dadurch werden ebenso die Palästinenser, die Jordanier und andere Anrainerstaaten getroffen und die tödlichen Strahlen kennen keine Grenzen, sie werden uns auch in Europa erreichen und ihre krankmachende Wirkung ausüben. In seinem Gedicht reduziert Herr Grass das Thema auf zwei Staaten und gleichzeitig weiß er auch, dass die größten Atommächte nicht bereit sind ihre Atomstrategie aufzugeben, genau so wenig, wie ihre Atomkraftwerke.
    Auch wenn Herr Grass das Pferd von hinten aufzäumte, so hatte sein Unkenruf eine aufrüttelnde Wirkung und dass sollte uns alle wieder aktiv werden lassen, den Kampf gegen die Atom – Lobby nicht aufzugeben.

  18. Sehr geehrter Herr Jeske!

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Die Simplifizierung der Sichtweise von Herrn Grass ist ein wichtiger Gesichtspunkt, den auch die Friedensbewegung nicht einfach im Raum stehen lassen kann und sollte. So einfach ist die Welt nicht und so funktioniert auch die polarisierende Betrachtung nicht.

    Und doch hat er etwas losgetreten… aber zu welchem Preis…?

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