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Am 5. Dezember 1791 endet eine der bedeutendsten Epochen der europäischen Kulturgeschichte. Wolfgang Amadeus Mozart, einstiges Wunderkind und Jahrhundertalent, stirbt in Wien. „Hitziges Frieselfieber“ lautet die offiziell beurkundete Todesursache. Der größte Komponist seiner Zeit wird beigesetzt, die Akte Mozart schließt sich mit einem Schlussakkord in Moll. Seine Musik lebt weiter..

Doch kann es wirklich sein, dass eine kleine Infektion für den Tod Mozarts verantwortlich war? Warum hat er seiner Frau kurz vor seinem Tod im Geheimen anvertraut, er habe den Verdacht, vergiftet worden zu sein? Hatte Mozart inmitten der kulturellen Metropole Wien Feinde? Wer profitierte von seinem frühen Tod mit nicht ganz 36 Jahren?

Niemand scheint sich für die Wahrhheit zu interessieren. Einzig seine Schwester Nannerl reist aus der Provinz nach Wien, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Drei Jahre lang hatte sie keinen Kontakt zu ihrem Bruder. Erbstreitereien haben sie einander entfremdet und eine Distanz aufgebaut, die es in ihrer gemeinsamen Jugend nie gegeben hatte.

Gemeinsam bereisten sie Europa, gaben begeisternde Konzerte und galten als gleichermaßen hochbegabt. Jedoch nutzte nur Wolfgang Amadeus diese Begabung, um Karriere zu machen, während seine Schwester Opfer des traditionellen Frauenbildes wurde. Sie hatte zu heiraten, Kinder zu gebähren und fortan in Vergessenheit zu leben.

Mit dieser gemeinsamen Geschichte im Gepäck besucht sie Mozarts Ehefrau in Wien und bemerkt sofort, dass sie mit ihren gezielten Fragen schier in das Wespennest der europäischen Geschichte sticht. Nannerl versucht das Unmögliche: Sie will beweisen, dass ihr Bruder Opfer eines perfiden Mordplans wurde und den Täter entlarven.

Dabei begibt sie sich selbst in Lebensgefahr. Einflussreiche Politiker, Freimaurer und eine Frau mit zerschnittenem Gesicht kreuzen ihren einsamen Weg. Das hohe Risiko geht sie ein, um sich auch über den Tod hinaus mit ihrem verstorbenen Bruder zu versöhnen. Geschwisterliebe vermag ein stärkeres Band zu sein, als alle Bündnisse in einer unruhigen Epoche der Geschichte.

Vierzig Jahre nach diesen Geschehnissen übergibt sie ihrem Neffen ein Tagebuch…

Wird Franz Xaver Wolgang Mozart aus den Zeilen seiner Tante die Wahrheit über den Tod seines Vaters erfahren? Wird dieses Tagebuch die Biografie der musikalischen Legende neu schreiben? Was geschah damals im Dezember 1791 in Wien?

Matt Beynon Rees ist mit Mozarts letzte Arie weit mehr gelungen als die Untertitelung auf dem Buchcover „Ein Kriminalroman“ vermuten lässt. Er blättert versiert in der Biografie Mozarts, ordnet sein Lebenswerk spielerisch locker in den zeitgeschichtlichen Hintergrund ein und bewegt sich selbst bei den gewagtesten Spekulationen auf historisch dokumentiertem Parkett.

Mozarts Musik an der Höfen der Mächtigen muss in jener Zeit, unmittelbar nachdem der französische Adel 1789 im Zuge der Revolution den „Kopf verloren“ hatte, eine brisante Wirkung gehabt haben. Allein sein letztes großes Werk „Die Zauberflöte“ ist ein komponiertes Manifest für Gleichheit und Brüderlichkeit. Dass Wolfgang Amadeus Mozart selbst seinen „Brüdern“ unter den Freimaurern dabei oft einen Schritt zu weit gegangen ist, belegen die Texte seiner Arien und es ist durchaus möglich, dass er sich in seinem naiven Streben nach freier Entfaltung des menschlichen Geistes in die Nesseln der widerstreitenden Machtströme begeben hat.

Wir haben viel über dieses Buch diskutiert und sind am Ende überzeugt, in einer unaufdringlichen und spannenden Art und Weise mehr über Mozart erfahren zu haben. Dies ist mehr als ein kleiner historischer Roman – es ist allerdings auch mehr als eine trockene Biografie. Fast ein kleines eigenes Genre, in dem ohne schlechtes Gewissen fundiert spekuliert werden darf.

„Mozarts letzte Arie“ hat eine kleine Bücherkette ausgelöst und Werke in den Vordergrund gebracht, die wir bereits gelesen haben, oder die noch in unserem SUB schlummern. Assoziationen entstehen durch Begeisterung und Vertiefung… und genau dies ist uns auch hier wieder passiert. (Kurze Leseprobe gefällig? Hier klicken…)

Deshalb werden wir diesem Mozart-Artikel noch weitere Berichte folgen lassen. Stolz sind wir darauf, wieder einem Zufall erlegen zu sein, hat uns doch unsere Freundin Clara Luisa Demar genau in dieser Zeit eine ganz eigene Betrachtung zu Wolfgang Amadeus Mozart geschickt. Es ist ein besonderes Privileg, auch diesen Text mit Illustrationen veröffenlichen zu dürfen.

Die Musik Mozarts lebt weiter… und wir schließen die Akte Mozart keinen Moment zu früh… bleibt gespannt.

0 comments on Mozarts letzte Arie – mehr als ein Kriminalroman

  1. Wolfgang Amadeus Mozart, – leuchtendes, schöpferisches Genie, das in seinen Opern alle Schattierungen des Lebens erweckt, belebt von geheimnisvollem göttlichem Licht. Wer mag ihn so gehasst haben, anstatt ihn zu lieben? Eine Frage, die immer weiter bewegt und zum Nachdenken Anlass gibt.
    Tiefen Dank für diesen wunderbaren und auch informativen Artikel. Er regt mich an, noch vermehrter in den Zusammenhängen zu suchen.

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