1913 – Der Sommer des Jahrhunderts – In memoriam Else Lasker-Schüler

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1913 – Der Sommer des Jahrhunderts von Florian Illies schwingt deutlich nach in unseren Herzen. Viele Ansichtskarten haben wir euch von unserer Reise in dieses mehr als faszinierende Jahr geschickt. Und von unseren Erinnerungen zehren wir noch jetzt. Besonders heute.

Eine dieser Karten machte uns zu Blauen Reitern auf Blauen Pferden. Sie war an Else Lasker-Schüler adressiert und stammte von ihrem guten Freund Franz Marc. Else selbst war 1913 fast mittellos und auf die Unterstützung der Menschen angewiesen, die ihr am nächsten standen. Allesamt Künstler – allesamt später weltbekannt. Marc, Kandinsky, Kokoschka, Kirchner und ganz besonders Gottfried Benn.

1913 trafen wir auf eine Frau, die als die bedeutendste Expressionistin ihrer Zeit galt und mehrere große Künstler durch ihre Gedichte inspirierte. Die Kunst des 21. Jahrhunderts wäre ohne sie nicht dort, wo sie heute steht. Franz Marcs Pyramide der blauen Pferde, die er auf die Karte an sie malte, ist das einzige originale Zeugnis für das später verschollene legendäre Gemälde.

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Es hätte mir genauso – Ali Smith

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Der Titel des Romans von Ali Smith bietet sich sehr gut an, um ihn ein wenig abzuändern. Dies wollen wir tun und euch den Inhalt des Romans aus unserer Sicht darstellen.

Es hätte uns genauso – wir stellen uns vor, dass wir jährlich eine Dinnerparty geben. Zu dieser laden wir Menschen mit speziellen Charakteren ein, Menschen die wir nicht immer bei uns haben, eine alternative Party. Wir bereiten alles in Ruhe vor, freuen uns auf den besonderen Abend und sind gespannt auf die vielfältigen Gespräche die uns erwarten werden.

Ein wenig gestresst sind wir auch, denn es gibt viel vorzubereiten. Zu solch einer Party sollte es möglichst schön werden und wir wissen auch, dass wir erleichtert sein werden, wenn alle Gäste zufrieden sind und den Heimweg antreten. In unserer literatwoischen Villa im Bücherwald kehrt dann wieder die literarische Ruhe ein und wir können uns unseren Seiten hingeben.

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1913 – Der Sommer des Jahrhunderts – Literatwo reist in ein besonderes Jahr

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„Wenn Jemand eine Reise thut,
So kann er was verzählen;
Drum nahm ich meinen Stock und Hut
Und thät das Reisen wählen.“

(Matthias Claudius)

Auch Literatwo hat sich dem Reisen verschrieben – zumindest einer ganz besonderen Form der gedanklichen Fernreise. Hand in Hand mit Schriftstellern aller Genres reisen wir in und durch die Zeit, erkunden Epochen der Weltgeschichte, Gegenwart oder Zukunft und versuchen unsere Gedanken bei diesen Ausflügen mit Impressionen und Bildern anzureichern. Von jeder dieser Reisen kehren wir ein wenig verändert zurück. Jedes Mal mit Gedanken im Gepäck, die wir zu Beginn der Reise gar nicht eingepackt hatten. Bereichert.

Das war auch unser Ziel, als wir uns entschlossen, genau 100 Jahre zurück in die Vergangenheit zu reisen. Florian Illies hatte uns verheißungsvoll in das Jahr „1913“ und damit in seinen „Sommer des Jahrhunderts“ eingeladen. Was er damit meinte, war uns schon klar, als wir unsere Vorbereitungen trafen – es war wohl das letzte jungfräuliche Jahr des 20. Jahrhunderts.

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„Am Dienstag kommt das Glück“ – Luisa Preyß

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Was haben wir mit Luisa Preyß´ Protagonistin Franka Mainke gemeinsam? Wir bloggen im Internet.

Und doch gibt es einen großen Unterschied, denn wir bloggen über Literatur, Franka über Sex.

Ja, richtig gelesen, denn Franka braucht dringend Geld. Sie ist pleite und lebt seit einiger Zeit getrennt von Richard, dem Vater ihrer beiden Kinder, Nele und Leon. Er zahlt ihr keinen einzigen Euro Unterhalt für die Kinder, ihre Wohnung ist alles andere als schön, zudem sitzt ihr auch noch der Vermieter wegen der unpünktlichen Mietzahlung im Nacken. Ihr Job als Journalistin läuft mehr schlecht als recht und unter all diesen Bedingungen funktioniert es natürlich nicht, ihre Träume zu verwirklichen.

Franka möchte ihr Geld mit schreiben verdienen, sich voll und ganz der Literatur widmen. Ein eigener Roman ist ihr Traum, doch um sich Schreibzeit zu verschaffen, ist ein finanzielles Polster notwendig. Als Quereinsteigerin in der Journalistenbranche ist dies jedoch mehr als mühsam und so entschied sie sich für ihren Bekannten Guido mehrere Sex-Blogs zu betreuen. Ihre Aufgabe besteht darin mit erotischen Texten die Männer zu animieren, einen Anruf bei der Telefonsexhotline zu tätigen. Trotz ihrer Unerfahrenheit in den außergewöhnlichen Fetischbereichen und einigen zuvor nie gehörten Fremdwörtern schlägt sich Franka wacker und ist selbst erstaunt, welche Fantasien sich in ihr verstecken.

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Rutscht mit uns rein – Literatwo begrüßt das Bücherjahr 2013

Eigentlich gäbe es diesen Artikel ja gar nicht, denn jeder hat sich der Prophezeiung des Maya-Kalenders angeschlossen und ist davon ausgegangen, dass wir das Jahr 2013 nicht erleben würden. So ein Blödsinn aber auch – wir haben noch so viele Bücher zu lesen, dass wir noch mindestens tausend weitere Jahre benötigen, um den Stapel der ungelesenen Kostbarkeiten in den Griff zu bekommen.

Und als hätten wir es nicht geahnt – die Erde dreht sich weiter und Literatwo wünscht allen lesebegeisterten Menschen im Bücherland einen guten Rutsch und einen kreativen Explosivstart ins neue Jahr.  Wir würden euch gerne mit unseren Artikeln und Aktionen durch dieses Jahr begleiten und bieten einfach an, dass ihr hier einen kleinen gemütlichen Platz findet, der sich der guten Literatur verschrieben hat und zum Entspannen einlädt.

Unser neues Jahr besteht typischerweise nicht aus Zahlen, sondern aus Büchern. Zweitausend Herbste und dreizehn Gründe, warum tote Mädchen nicht lügen – so sieht unser 2013 aus. In dieser Form könnt man ja auch mal einen Kalender machen. Aber alles zu seiner Zeit! Heute ist ein Tag, der unserer ungetrübten Vorfreude auf ein tolles Jahr mit Buchmessen und anderen tollen Veranstaltungen vorbehalten ist.

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Literatwo – Streetworker in Sachen Literatur

Die Leser-Fänger von Hof
Die Leser-Fänger von Hof

Wenn man sein Leben der Literatur verschreibt, dann reicht es nicht aus, sich in der eigenen kleinen Blogger-Villa in den Tiefen des Internets zu bewegen, sondern man muss raus in die Welt und quasi als Streetworker den Kampf um neue Leser aufnehmen. Literatwo hat schon seit vielen Jahren ein kleines gemütliches Städtchen im Fokus, das wir in regelmäßigen Abständen heimsuchen und mit unseren Ideen überfluten.

Das Oberfränkische Hof ist wie eine zweite Heimat für uns und viele Ideen sind hier geboren. Eigentlich befindet sich hier auch die Wiege unseres Blogs. Normalerweise versuchen wir ja immer relativ unbeobachtet durch dieses malerische Städtchen zu schlendern, aber dies scheint uns nicht immer zu gelingen. Wann sitzen schon zwei Literatur-Blogger auf der Straße und fragen die Menschen, warum sie gerne lesen? Damit sorgt man schon für ein wenig Verwunderung und Aufsehen.

Leonie aus Hof haben unsere Leser dieses einmalige Bilddokument zu verdanken, das uns fernab des Internets bei der wichtigen Basisarbeit an der Leserfront zeigt. Es ist wahrlich eine unserer Schokoladenseiten und ob ihr es glaubt oder nicht – auch diesmal haben wir viele gute Ideen für das Jahr 2013 aus der Wiege gehoben. Aus der Wiege von Literatwo, die sich für uns immer in Hof befinden wird!

Die Schokoladenseite von Literatwo
Die Schokoladenseite von Literatwo

Bevor wir allerdings mit dem gesamten Schwung der letzten Monate in ein neues Jahr starten, möchten wir euch noch einige Impressionen zeigen, die uns erreicht haben. In unserem Artikel Frohe Weihnachten wünscht Literatwo haben wir euch eine kleine Kollektion an Weihnachtskarten in unserem Design zur Verfügung gestellt und darum gebeten, uns ein besinnliches Foto zu schicken, auf dem eine dieser Karten zu sehen ist.

Mit einem Buch wollten wir den Gewinner dieser kleinen Aktion überraschen. Und dies in der Hoffnung, dass dieses kleine Geschenk an jemanden weitergegeben wird, für den es manchmal schwierig ist, mal eben 20 Euro für ein neues Buch auszugeben. Der Wert der Literatur ist manchmal eben – neben dem rein ideellen Aspekt – auch eine rein materielle Hürde, die in Zeiten wirtschaftlicher Probleme nicht leicht zu überwinden ist.

Markus Rybacki und unsere Weihnachtskarte
Markus Rybacki und unsere Weihnachtskarte

Viele Einsendungen haben uns erreicht, aber die schönsten Bilder kamen mit einer gemeinsamen Mail von besonders treuen Literatwo-Lesern. Markus Rybacki und Katja Zettelchen haben uns in ihr edles weihnachtliches Wohnzimmer eingeladen und unseren Karten einen multimedialen Platz eingeräumt. Darüber hinaus sind beide auch noch die Gründungsmitglieder, Präsidenten und Vorstände des einzigartigen Offiziellen Literatwo-Fan-Clubs„, der uns in allen Vorhaben absolut bewundernswert unterstützt.

Schon morgen – am letzten Tag des aufregenden Jahres 2012, geht ein kleines literarisches Überraschungspaket an beide und wir sind schon gespannt, wie sie die kleine Idee aus dem Weihnachtskarten-Artikel umsetzen werden. Auf diesem Wege möchten wir euch für alles danken. Und wenn wir „ALLES“ sagen, dann meinen wir das genau so und aus tiefstem Herzen!

Und natürlich legen wir dem Paket eine schöne Karte bei, die wir gestern gemeinsam in Hof für euch geschrieben haben.  Freut euch drauf 😉

Katja Zettelchen   literatwoisch weihnachtlich
Katja Zettelchen literatwoisch weihnachtlich

Zum Abschluss möchten wir euch natürlich auch die Bilder nicht vorenthalten, die uns von den Gewinnern unserer großen Advent-Aktion „Schreibt eine Weihnachtsgeschichte“ erreicht haben. Zwanzig Tage lang haben Leser von Literatwo im täglichen Wechsel eine faszinierende und berührende Kettengeschichte entstehen lassen, die wir so nicht erwartet hatten.

Miriam – Die Weihnachtselfe ist einerseits ein feiner Schmelztiegel der kollektiven Kreativität und andererseits haben wir in der tiefen täglichen Kommunikation mit den „Schreiberlingen“ festgestellt, wie sehr man sich gegenseitig den jeweiligen Tagessieg gegönnt hat.

Es war eine sehr intensive Erfahrung, nicht nur die Geschichte wachsen zu sehen, sondern festzustellen, wie viele Menschen täglich mit dieser Story und ihren möglichen Fortsetzungen im Herzen durch die Vorweihnachtszeit spaziert sind.  Alle Buchpakete sind pünktlich zum Heiligen Abend bei den Gewinnern eingetroffen und wir sind stolz darauf, mit welch warmen Worten uns die Bilder zugeschickt wurden.

Der Hauptgewinn ist da - Mark Twain bei Vero Nefas
Der Hauptgewinn ist da – Mark Twain bei Vero Nefas

Nicht nur Mark Twain ist mit seiner geheimen Autobiografie bei Vero Nefas angekommen, aber er hat sofort ihr Herz erobert und einen ganz besonderen Platz im Bücherregal ihres Lebens eingenommen. Und auch die anderen Pakte haben den Weg in die Leserherzen unserer Geschichtenschreiber gefunden. Literatwoische Lesezeichen sind darüber hinaus inzwischen auch ihre Wegbegleiter.

Auch bei Julia Groß und Claudia Marina sind die Bücher wohlbehalten eingetroffen. Markus Heitkamp hat uns deren Eingang auch sofort bestätigt, konnte aber noch kein Foto davon machen, da er wie immer im turbulenten „Grummel-Leben“ gefangen ist 😉

Auch Julia Groß konnte sich freuen
Auch Julia Groß konnte sich freuen

Der Name unserer Geschichte hat einen besonderen Hintergrund. Wir haben sie einer jungen Frau gewidmet, die kurz vor Weihnachten von uns gegangen ist und die hier einen kleinen Platz für die Ewigkeit einnehmen wird. Für Freunde haben wir kurz vor dem Fest zwei Kerzen entzündet. Miriams Kerze ist zwar im realen Leben erloschen – nicht jedoch in unseren Herzen. Unser Dank gilt hierbei allen Teilnehmern, die an der Geschichte mitgewirkt haben. Ihr habt alle einen wichtigen Teil dazu beigetragen, dass Miriam uns nicht verloren geht.

Die kleine Elfe auf dem Bild von Claudia Marina sollte Miriam noch erreichen, so wie viele kleine persönliche Geschenke ihrer Freunde. Sie haben es nicht mehr geschafft. Alles ging dann viel zu schnell. Aber auf diesem Wege – so denken und fühlen wir – sind die kleinen Freundschaftsbeweise genau da angekommen, wo sie ankommen sollten.

Claudia Marinas Päckchen und eine besondere Elfe
Claudia Marinas Päckchen und eine besondere Elfe

Die letzte kleine Kerze leuchtet noch und sie wird weiter leuchten. Bianca hat sich im Krankenhaus davon überzeugt. Oft hat das Kerzlein in den letzten Tagen bedrohlich geflackert und Bianca war tief bewegt zu sehen, welche Opfer dort gerade gebracht werden und wie groß die konstante Belastung ist, die dort zu ertragen ist. Aber so ist das mit Kämpfen – und ganz besonders mit Kämpfen auf Leben und Tod.

Der Kampf ist gewonnen – der Weg zurück ist für alle mehr als schwer. Wir sind da… nicht nur mit Worten!

„Blumen für den Führer“ – Jürgen Seidel

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„Blumen für den Führer“ ist der erste Roman der Betrogenen-Trilogie aus der Feder Jürgen Seidels. Im klassischen Sinne handelt es sich hierbei nicht um eine Trilogie, sondern um drei unabhängige Bücher bei denen der Nationalsozialismus die Klammer um die gesamte Handlung bildet.

ABER – bevor wir euch jetzt dieses Werk näher bringen wollen, ein paar Worte vorab.

Literatwo gibt es nun schon fast drei Jahre und wir blicken auch gern zurück, wie ihr wisst. Genauso gern lesen wir auch zurück. Klingt komisch? Ist aber so, denn besagten ersten Roman haben wir uns gemeinsam gekauft, als wir im März 2010 die Buchmesse in Leipzig besuchten und natürlich gemeinsam gelesen.

Eigentlich war uns so als ob wir euch dieses Werk, welches in der Zeit des Nationalsozialismus spielt, schon längst vorgestellt hätten. Doch in der großen Literatwo-Bücherflut konnten wir es nicht finden und auch sonst zeigte uns die Weite des Internets an, dass keine Rezension von uns zu finden ist.

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Miriam – die Weihnachtselfe (Eine Geschichte der Leser von Literatwo)

Miriam – die Weihnachtselfe

Es war unser ganz besonderes Projekt für die Adventszeit 2012. Eine gemeinsame Weihnachtsgeschichte der Leser von Literatwo war das Ziel. Tägliche Fortsetzungen sollten aus der Startvorgabe von Literatwo eine dynamische und unkalkulierbare Handlung entstehen lassen, Protagonisten entwickeln und pünktlich zum 20. Dezember ihr Ende finden.

Ob uns dies gelungen ist, überlassen wir der geneigten Meinung der Leser. Wir haben die Zeit genossen und im täglichen Austausch mit den unzähligen Autoren dieser Geschichte ein kreatives Teamwork der besonderen Art erleben dürfen. Es war pures Vergnügen. Diese Weihnachtsgeschichte widmen wir dem ehrenden Andenken einer lieben Freundin, die kurz vor Weihnachten von uns gegangen ist. Eine kleine Elfe trägt fortan ihren Namen.

Für Miriam….

Ratlos stand er im Schneetreiben. Der Bus ließ wie immer auf sich warten, aber ausgerechnet heute durfte nichts mehr schiefgehen. Nicht am Heiligabend – nicht schon wieder. Seit drei Stunden wuchtete er nun schon drei prall gefüllte überdimensionale Einkaufstaschen voller Weihnachtsgeschenke durch die Stadt, aber es fehlte noch das wichtigste. Unverzeihlich, wenn er in diesem Jahr erneut versagen würde. Das wäre sein Ende. Ihm blieb noch eine Stunde – unmöglich…

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Schattengrund von Elisabeth Herrmann – ein Winteralbtraum

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Elisabeth Herrmann? Ehrlich gesagt, sagte uns der Name der Autorin nichts. Wir sind zwar belesen und strecken unsere Bücherfinger auch so breit gefächert wie möglich aus, um an den Bücherbällen der Welt zu bleiben, aber Frau Herrmann ist für uns Neuland.

Der eindringlichen Empfehlung: „Lest unbedingt ihren neuen Roman „Schattengrund“, von dieser Autorin müsst ihr etwas gelesen haben!“ kamen wir also so schnell es ging nach und sind nun mehr als froh, ein Werk aus der herrmannschen Schreibfeder gelesen zu haben.

Wir lieben Thriller, wenn diese bereits im Prolog fesseln und nur ganz leicht ahnen lassen, in welche Richtung es gehen wird. Ganz leicht ahnten wir, auf was wir uns gefasst machen können. Dass dieses anfangs noch leichte Ahnen, uns so gewaltig packen und durcheinander wirbeln wird, war uns nicht klar. Absolut nicht.

„Eines Tages wird jemand kommen, der im Dunkeln sehen und das Flüstern im Sturm hören kann. Dann werden die Steine weinen und die Vögel tot vom Himmel fallen und die Tränen, die Tränen aus Eis werden tauen.“

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Asche & Phönix – Ash & Parker

Asche & Phönix - Kai Meyer
Asche & Phönix – Kai Meyer

Eigentlich sehen wir uns in der Rolle der Verfolger.

Wir verfolgen Autoren von deren Werken wir begeistert sind, da wir darauf brennen, möglichst bald wieder einen neuen Roman aus deren Schreibfeder zu lesen. Wir verfolgen Bücher auf die wir aufmerksam geworden sind und schaffen es sehr schnell, diese unser Eigen zu nennen und zu lesen.

Jetzt allerdings ist uns etwas Neuartiges passiert, denn Asche und Phönix hat uns verfolgt. Überall schossen Bilder des sagenhaft schön gestalteten Covers aus dem Boden wie Pilze im Herbst. Auf Facebook wurden wir geradezu umringt.

Die Asche und Phönix Welle schlug zu. Auch im Buchgeschäft machte dieser Roman vor uns nicht Halt und zeigte sich in seiner Gestalt in sämtlichen Regalen.

Wie soll man sich als Vielleser dagegen wehren, wenn sogar die Buchhändlerin zum Mitnehmen zwingt?

Widerstand zwecklos. Mir waren die Hände gebunden und ich hörte auf mich zu wehren. Asche und Phönix besticht eben wirklich mit dem Cover. Entfernt man den Buchumschlag in der Hoffnung, dass die Anziehungskraft nachlässt, irrt man gewaltig, da sich darunter noch ein anderes Gewand verbirgt, welches inhaltlich zudem auch im Roman eine Rolle spielt.

Ein knapper Vorspann lässt auf ein fulminantes Finale schließen und weckt die Neugier. Drei Akte hält das Werk von Kai Meyer bereit. GLAMOUR heißt der erste Akt, in welchem der Grundstein um die beiden Hauptprotagonisten gelegt wird.

Parker hat die Nase gestrichen voll. Er hat ein absolutes Luxusproblem, was einige von uns vielleicht gern hätten. Doch ihm reicht es jetzt, er möchte nicht mehr der bejubelte, von mehreren tausend weiblichen Fans vergötterte Schauspieler sein. Die Filmpremiere zu GLAMOUR soll seiner Karriere ein Ende setzen. Er möchte seine Rolle als „Phoenix Hawthorne“ nicht mehr, da sein ganzer Ruhm nur seinem Vater zu verdanken ist.

Diesen falschen Erfolg, die schlechte Filmstory, er will und kann dieses falsche und verlogene Gesamtpaket nicht mehr ertragen. Vor den Medien hängt er seine Rolle an den Nagel, sagt sich von seinem Vater los und flüchtet ins Hotel.

Genauso wenig wie Parker gedacht hätte, eine Diebin in seinem Hotelzimmer vorzufinden, hätte auch Ash nicht gedacht, dass es für sie so glimpflich ausgehen würde, wenn man sie auf ihrem Beutezug erwischt. Parker ist über Ash zwar mehr als überrascht, aber innerlich auch dankbar jemandem zu begegnen, der nicht sofort beginnt zu kreischen oder in Ohnmacht fällt. Ash gibt sich kühl, versucht sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien und muss dafür nicht wirklich viel tun. Sie kann alles Geld behalten, wenn er ihn als Gegenleistung unbemerkt aus dem Hotel schleusen könnte.

Gesagt getan. Dem Pärchen, welches so unterschiedlich wie Tag und Nacht ist, gelingt die unbemerkte Flucht und Ash möchte so schnell es geht alleine in ihre Unsichtbarkeit abtauchen. Sie finanziert sich durch Diebstähle und kommt in verlassenen Wohnungen unter. Doch Parker hat nicht die Absicht von ihrer Seite zu weichen und bevor Ash großartig dagegen ankämpfen kann, müssen beide flüchten. Parker ist bekannt wie ein bunter Hund und nicht nur seine Assistentin Chimena verfolgt ihn. Durch das Lossagen von seinem Vater hat Parker einen ihm noch unbekannten gefährlichen Stein ins Rollen gebracht.

Ein alter Pakt ist gebrochen und Parker schwebt in großer Gefahr.

Ash und Parker sind mir sofort ans Herz gewachsen. Ash die starke Einzelkämpferin, die auf niemanden im Leben angewiesen ist und angewiesen sein möchte und dadurch ihre Emotionen absolut unter Kontrolle hat. Sie trägt pausenlos eine Polaroid Kamera mit sich und liebt es damit detailreiche und besondere Aufnahmen zu machen. Parker der erfolgreiche Star, der abseits aller Bühnen total bodenständig und weltoffen ist und dennoch ein für ihn lästiges Problem namens Aufmerksamkeit hat.

Der „Kai Meyer Schreibstil“ ist einfach genial. Er schreibt mit wenigen Worten tausende Bilder vor das Leserauge. Einfach sagenhaft, wie er die Leinwand aufstellt und seine Handlung darauf bildlich präsentiert.

Der Plot selbst hat mir an sich gut gefallen, jedoch kann ich nicht bestätigen, dass ich den Roman aufgrund seiner Spannung nicht auf Seite legen konnte. Ich habe sogar mehrere Tage pausiert, da ich zwischendrin ein kleines Lesetief hatte.

Doch woran lag es? Am Schreibstil auf keinen Fall, an den Protagonisten eigentlich auch nicht, oder doch?

Vielleicht ging mir die Vermischung aus Realität und Fantastik einfach zu schnell. Auf den ersten Seiten fühlte ich mich sehr wohl, zwischen den beiden Normalen. Einzig negativ war es, dass ich immer wieder an Twilight denken musste, was vielleicht auch ein wenig beabsichtig ist. Parker und Ash unterscheiden sich zwar komplett von Edward und Bella, dennoch ertappte ich mich dabei, wie ich an sie dachte.

Auf den ersten Seiten ist alles noch sehr normal, ein stark geschriebener Jugendroman. Nach und nach tauchen dann recht schnell paranormale Gestalten auf. Für Parker ist dies nicht ungewöhnlich, da er diese Gestalten kennt, aber was ist mit Ash? Ich an ihrer Stelle hätte mich erschrocken, gewundert und eine Erklärung benötigt. Dass vieles als normal angesehen wurde, hat mich wahrscheinlich etwas abgeschreckt und innehalten lassen.

Dieser Punkt hat die Leseunterbrechung ausgelöst. Da ich allerdings gern wissen wollte, wie es mit den beiden Hauptprotagonisten weitergeht, habe ich versucht die Weiche in meinem Kopf umzulegen und darüber hinweg geblickt.

Ich schloss mich den Flüchtenden an, reiste von England nach Frankreich und tauchte zwischen den immer höher werdenden Wellen der Fantasie und der Paranormalität.

Gruseleffekte bleiben hier nicht aus, da die Wesen die Kai Meyer zum Leben erweckt nicht gerade ansehnlich sind und auch merkwürdig riechen. Zudem sind sie mehr als heimtückisch und brutal. Aber zwischen den Dunklen Seiten gibt es auch ein paar Helle. Ein zartes Liebesband knüpft sich nach und nach zwischen Ash und Parker. Zart im wahrsten Sinne des Wortes, denn beide sind sich ebenbürtig, tragen ihre Emotionen nicht pausenlos offen vor sich her und stellenweise steht der Dickkopf im Vordergrund, der einiges schwieriger macht als es manchmal sein müsste.

Kein Kitsch, keine Liebesschmonzette und dennoch Gefühl und Sätze voller Poesie.

Die Erzählperspektive ist im auktorialen Stil und kapitelweise gibt es einen Hauptrollenwechsel zwischen Ash und Parker, welcher die Spannung oben hält. Zudem sind einige Kapitel in kursiver Schrift verfasst, in denen die dunkle Macht namens Libatique, zu Wort kommt.

Fantasyfans – ihr werdet den neuen Kai Meyer lieben, euch wohl bei Ash und Parker fühlen, eine aufregende Roadmovie-Fluchtzeit verbringen und auch wenn das Ende teilweise vorhersehbar ist, ist es schlüssig und hält noch einige Überraschungseffekte bereit.

Für Kai Meyer Neulinge ist der Roman eine gute Einstiegsdroge, da es ein Einzelband ist und man sich jetzt in eine seiner Trilogien fallen lassen und der Kai Meyer Sucht hingeben kann.