Raum ~ Emma Donoghue
Raum ~ Emma Donoghue

„Das Buch „Raum“ müsst ihr unbedingt lesen und auf eurem Literatwoblog besprechen. Ein tolles Buch, vor allem kam mir der Gedanke dass es passt, wenn Frau Raum „Raum“ bespricht.“

Das sagte Herr Kummer von der Buchhandlung „Treffpunkt Wagner“ zu Arndt. Eine tolle Idee, wir sind sofort neugierig geworden und als wir den Roman und vor allem den englischen Trailer dazu anschauten, waren wir mehr als gespannt. Ein Buch das sicher unter die Haut gehen wird, ein Buch in dem ein fünfjähriger Junge über sich erzählt, ein Buch das Gänsehaut erzeugen und vor allem sehr emotional sein wird. Wir begannen mit „Raum“ und trafen den kleinen Jack…

Jack ist in Raum. Jack ist heute fünf Jahre und Jack schläft mit Zudeck in Schrank. Jack ist auch in Raum geboren, ganze 12 Quadratmeter hat Jack seitdem zum Spielen, zum Leben und zum Aufwachsen. Jack schaut gern Fernsehen, denn dann sieht er die Figuren in den Trickfilmen und er sieht andere Menschen. Die sind zwar nicht echt, aber Jack gefällt es zwischen den verschiedenen Planeten hin und her zu schalten. Jack spielt gern mit seiner Ma fangen, verstecken und bastelt gern mit ihr, wenn sie nicht gerade Zahnschmerz hat und müde ist von den Scherztabletten. Jake mag seinen Jeep und die Fernsteuerung, die Eierschlange, er mag Spaghetti und ist der beste Eierbläser. Durch Oberlicht kann Jack hell und dunkel sehen, das kommt von draußen. Jack freut sich immer auf Sonntags, denn an diesem besonderen Tag gibt es ein Sonntagsgutti. Das bringt Old Nick, wenn er nachts zu Ma kommt, da liegt er aber schon in Schrank und schläft oder ist ganz leise. Jack mag Old Nick nicht, er hat Angst vor ihm. Früh ist Old Nick wieder weg und Jack wieder mit Ma ganz alleine. Jack liebt es drinnen in Raum zu sein, er mag nicht nach draußen. Ma erzählt Jack seit einigen Tagen von einem Draußen, wo sie gern hin möchte. Jack macht das was Ma sagt Angst, er möchte das nicht hören. Ma lügt, es gibt kein Draußen, ganz bestimmt nicht und er will auch nicht dahin.

Ein Kinderbuch? Schließlich ist ein fünfjähriger Junge der Hauptprotagonist und der Buchtitel auf dem Cover schön bunt und mit Fingermalfarbe gestaltet. Nein, dies ist es auf gar keinen Fall.

Es ist ein Buch für erwachsene Leser, aber aus Kindersicht geschrieben. Aus diesem Grund wählt wohl die Autorin Emma Donoghue diese kindliche Sprache. Treffender kann man den Leser nicht berühren, diese Sicht aus den Augen eines Kindes, dringt direkt in den emotionalen Gedankenbereich. Bereits nach den ersten Worten auf der ersten Seite stellt sich ein beklemmdes und ergriffenes Gefühl ein, in dem man erfahren möchte, warum Jack mit seiner Mutter in Raum lebt und wie man den beiden helfen oder wenigstens zur Seite stehen könnte.

Der eigene Blickwinkel verändert sich und die Gedanken beginnen darum zu kreisen, wie man selbst damit klar kommen würde. Seit fünf Jahren in einem Raum, ohne zu wissen, dass es eine Welt um Raum herum gibt. Als erwachsene Frau zu wissen, dass man über fünf Jahre lange in einem Raum ist und vielleicht nie wieder die Welt außerhalb des Raumes zu Gesicht bekommt. Außerdem wird das eigene Kind immer größer und größer, braucht mehr Wissen um in der Entwicklung nicht stehen zu bleiben. Nur der Fernseher ermöglicht es zu erfahren, was in der Welt passiert, wie und in welche Richtung sie das Leben anderer Menschen und der Technik verändert.

Jacks Mutter ist darauf angewiesen die Erziehung so gut wie möglich zu gestalten und muss sich an Hand der gegebenen Mittel und Gegenstände abenteuerliche und vor allem lehrreiche Wege suchen. Einen Spielplatz gibt es nicht, Kontakt zu anderen Kindern ist nicht gegeben, auf wenigen Quadratmetern muss vor allem auch die körperliche Beweglichkeit erlernt und ausgeübt werden können.

Der Roman ist leider nicht nur ein Roman, sondern diese Situation, wie sie Jack und seine Mutter über Jahre leben müssen, müssen und mussten leider auch schon Menschen aus unserer Umgebung meistern. Eine Geschichte die für einige unter uns auch die tägliche Realität ist. Dieser Gedanke, dass Menschen anderen Menschen dies zumuten, ist grauenhaft und schürt die Wut im Leser an. Ein Gefühlsstrudel aus Hochachtung vor Jacks Mutter, Trauer und kleinen Freuden. Aber vor allem auch ein Strudel der Wut auf den Menschen der dieses Schicksal bewusst eingeleitet hat, bringt den Tränensee des Lesers in Wallung und lässt das Becken überlaufen.

Das Begleiten von Jack und seiner Mutter in Raum hinterlässt tiefe Spuren im Herzen und man muss unweigerlich, nicht nur Buchliebhabern, von dem Gelesenen erzählen.

Herzergreifend einmalig verändert Emma Donoghue den Leser, öffnet ihm die Augen auf das eigene Leben, schärft die Sicht und nistet sich mit diesem bedeutenden Roman im Gedächtnis ein.

Draußen ist nicht real real ist in Raum.

Vielen Dank für diesen Buchtipp an Herrn Kummer und wir möchten nun aufgrund des bewegenden Themas ein Buch weitergeben. Zu diesem Buch soll es kein Gewinnspiel geben, sondern wir möchten es gerne einem Leser oder einer Leserin unseres Blogs zur Verfügung stellen, der/die bereit ist eine Gastrezension aus dem Blickwinkel eines Alleinerziehenden zu verfassen.

„Raum“ ist vor allem gerade in dieser Situation, in der man sich  rund um die Uhr um ein Kind oder Kinder kümmert, hilfreich und bestimmt auf ganz eigene Art und Weise packend…

Dazu bitte kurz diesen Artikel kommentieren und eine Email an literatwo@aol.de schreiben. Das Buch wird so schnell wie möglich verschickt.

Als Geheimtipp für euch diesen Filmausschnitt. Dieser erfolgreiche Roman scheint nicht nur ein Roman zu bleiben…wir sind erfreut, gespannt, staunen, schauen und hören.

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