Schlagwort: Motorrad

Fachliteratur?

Kawasaki - Reparaturanleitung
Kawasaki – Reparaturanleitung

Kolumne 27/2016: #Fachliteratur

Seit wann gibt es denn auf Literatwo Fachliteratur zu finden? Ja, die Zeiten ändern sich und ab jetzt wird es hier nur noch technisch. Meine Ausbildung zur Zweiradmechanikerin ist in vollem Gange und Rezensionen zu Romanen werden ab sofort der Vergangenheit angehören. Macht euch also bereit für ganz anderen Stoff. Ihr werdet nicht nur über neue Literatur aus dem Bereich Krad informiert, sondern ich werde euch auch bald Bücher über Autos und LKW vorstellen. Schließlich sollte doch jeder wissen, was er bei einer LKW-Panne zu tun hat und wie er sein Auto mit wenig Handgriffen fachgerecht in einen Turbojet verwandeln kann.

Ich bin gespannt, welches Feedback ich von euch erhalten werde und ich freue mich auf viele neue Leser, die bisher hier vorbeigezogen sind, weil sie mit Jugendbüchern und Gegenwartsliteratur nichts anfangen können.

Herzlich Willkommen, liebe motorisierte Leserschaft!

Kawasaki ER-6n
Kawasaki ER-6n

Rad ab?

Sieht das nicht ulkig aus? Ein Reifen hier und ein Reifen da und schon ist nur noch das Filet-Stück vom Motorrad übrig und das will natürlich in der Luft hängen.

Ich wechsel hier natürlich nicht das Literatur-Genre, ich hoffe, dass ihr das nicht zu sehr geglaubt habt. Aber in der heutigen Kolumne schreibe ich tatsächlich über Fachliteratur und auch über einen Wechsel, auch wenn es „nur“ der Reifenwechsel am Krad ist.

Vor ein paar Wochen habe ich bereits beim Hinterreifenwechsel geholfen. Neue Gummis mussten her, um wieder gut über den Asphalt zu kommen. Zudem durfte ich beim Wechseln der Bremsflüssigkeit und dem Entlüften der Bremse mitwirken und auch die Kette wurde etwas gesäubert. Das hat mir auf jeden Fall Spaß gemacht. Eine kleine Runde schrauben, so als Abwechslung zum Lesen – fetzt!

Vor einer Woche habe ich zudem mal endlich wieder den finalen Schritt gewagt und bin selbst ein paar Kilometer mit dem Motorrad gefahren. Aus bekannten Hintergründen habe ich versucht das Thema Motorrad und überhaupt das Motorradfahren seit 2013 zu meiden. Aber ich bin jetzt endlich wieder soweit und nähere mich mit kleinen Schritten wieder dem Thema. Tschakka!

Kawasaki ER-6n - Bremssattel
Kawasaki ER-6n – Bremssattel

Für Amateure geeignet

Wer braucht schon Fachliteratur, wenn er fachkundige Freunde hat? Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch und Bücher sind immer gut und vor allem hilfreich, wenn es um bestimmte Einstellungen geht. Denn wer hat schon im Kopf, mit wie viel Nm die Schraube mit dem der ABS-Sensor befestigt ist, festgezogen werden muss? Oder die Achsmutter?

Fachliteratur ist eben Fachliteratur und hält nicht nur die wichtigen Zahleninformationen bereit, sondern es befinden sich darin noch viele wichtige Hinweise und Tipps. Zudem gibt es viele Bilder mit detaillierten Erklärungen, die es Amateure möglich machen, auch ohne professionelle Unterstützung, zu schrauben.

Zukünftig sollte es mir also möglich sein, die Kawa komplett auseinander und wieder zusammen zu bauen. Und nein – das habe ich natürlich nicht vor, aber es wäre mit dem Buch möglich. Ich möchte damit sagen, dass das Buch Kawasaki Band 5283 aus dem Bucheli Verlag eine sehr gute Anschaffung ist (Bücher kann man ja eh nie genug haben). Wartung – Pflege – Reparatur – alles gut und leicht verständlich erklärt.

Kawasaki ER-6n - Kette reinigen
Kawasaki ER-6n – Kette reinigen

Mir hat es viel Spaß gemacht, die Reifen am Motorrad zu wechseln bzw. bei einigen Schritten einfach zuzusehen. Doch nicht nur die Reifen sind neu, auch die Kette ist sauber und wieder gut geschmiert. Denn wer gut schmiert, der gut fährt. *zwinker*

Das Kettenreinigungsset wurde einem Test unterzogen und wie ihr seht, ist es schon eine schöne Schweinerei, aber recht effektiv. Kann man mal machen, muss man aber nicht unbedingt.

Um den „Schraubertag“ gut in Erinnerung zu behalten, habe ich einen schwarzen Fingerabdruck im Buch hinterlassen. Diese Art von Literatur muss nämlich Spuren von Arbeit enthalten und darf innen und außen ein wenig schmutzig sein. Während der Arbeit ist es verboten, die Hände zu waschen. Das hab ich auch gelernt. *zwinker*

Lest ihr auch Fachliteratur? Wenn ja, welche und wenn nein, warum nicht? Ich bin sehr auf eure Kommentare gespannt.

Eure

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[LBW 30] Leidenschaft…

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Heute mal ganz anders…

Kolumne #18: Leidenschaft

Als sie den Fahrtwind spürte, fühlte sie sich frei. Sie fühlte sich angekommen und sicher, wie in einem Hafen. Die kalte Fahrtluft erreichte ihre verschwitzte Haut. Zwar nur durch die Lüftungsschlitze in der angeblich atmungsaktiven Motorradkombi, aber sie kam an. Sie kühlte und erfrischte. Es fühlte sich gut an. Sie sagte zu ihm: „Los, und jetzt zieh mal richtig auf.“ – Worte die sie lange nicht aussprechen konnte, da sie seit zwei Jahren auf keinem fahrenden Motorrad mehr gesessen hatte. Erst vor kurzer Zeit hat sie sich getraut, auf einem Motorrad zu sitzen, probiert, ob sie es halten kann, es vom Seitenständer genommen. Eine vorsichtige Annäherung. Erst letzte Woche folgte der zweite Versuch, das zweite vorsichtige Testen. Daraufsetzen, hin und her rollen, das Gefühl zu bekommen, 250 kg unter sich zu haben, die auch kippen können, wenn die Balance nicht vorhanden ist.

120 km/h nach zwei Jahren – für sie und für ihn. 120 km/h die so viel bedeuten. Leidenschaft trifft Angst – Leidenschaft verdrängt Angst – Angst fährt mit, aber sie muss lernen sich unterzuordnen. Es kann immer etwas passieren und es ist passiert, aber jetzt ist alles wieder gut. Das Leben läuft weiter, die Welt dreht sich und die gemeinsame Leidenschaft soll aufflammen. Die Flammen sind nie weg gewesen, der Gedanke an die frühere Zeit war nie ausgedacht.

Lange Zeit war klar, der Tag rückt näher. Der Tag an dem sie sich der Angst stellen muss und vor allem will. Mehr muss als will – das Will tauchte immer wieder ab, hatte es schwer, sich ans Tageslicht zu kämpfen. Immer wenn sie ihn ansah, leuchteten seine Augen. Er will, er sehnt sich danach, er möchte probieren, ob er es noch kann. Seit zwei Jahren und einem halben noch obendrauf, sehnt er sich nach diesem Moment. Der Moment des Startens, des Fahrens, des Testens, ob es seine Handgelenke mitmachen, ob es sein Körper, der zwar noch viele Spuren und Narben des Unfalls trägt, aushält. Die Belastung analysieren und den Genuss des Zweirads leben. Hoffnung – es wird klappen, der Tag muss kommen.

Der Tag stellte sich als der 25.07.2015 heraus. Eigentlich sollte es schon unter der Woche sein, doch die Temperaturen sahen kein Kradfahren vor. Es war einfach zu heiß und eben diese Hitze war ihr Schutzschild. Das Schutzschild unter dem sie ihre Angst verstecken konnte. Sie wollte es und doch. Das Versprechen es am Wochenende zu probieren, war nie gelogen und wäre es nicht so heiß gewesen, hätte sie es eher eingelöst. Der Schritt sollte gemeinsam gewagt werden und dann war er da, der Moment.

Er fuhr. Er fuhr und er strahlte vor Glück. Sein Körper machte mit, er hält es aus, es funktioniert. Seine Augen schlugen Purzelbäume vor Freude. Und sie setzte sich hinten drauf, fragte gefühlte tausend Fragen, ob es wirklich geht, ob sie sich genau so festhalten kann, ob er es wird halten können, mit ihr, dem Mehlsack hinten drauf. Es funktionierte. Auch in den Kurven, die ihr immer und immer wieder Bauchschmerzen bereiten. Unbegründete Bauchschmerzen, die Panik auslösen, unbegründete Panik, die auf einmal da war. Sie fuhren langsam durch die Stadt, ins Gewerbegebiet. Und dann hatte sie alleine die Maschine unter sich. Er sollte neben ihr bleiben. Beide Beine auf dem Boden, starten, den Motor aufheulen lassen. Und dann von N in den ersten Gang. Das Geräusch des Einlegen des Ganges, ist Musik in ihren Ohren. Sie mag dieses Gefühl. Losrollen, einfach mal losrollen, nur mit der Kupplung spielen. Der erste Moment seit 2012. Unsicherheit. Freude. Eine unbeschreibliche Mischung und das Kraftpaket unter ihr. 50 kg sie, 250 kg es. Auf die Technik kommt es an und wenn es fährt, fährt es.

Er sollte immer noch neben ihr bleiben, sollte ihr redende Sicherheit geben. Sie wollte testen, was passiert, wenn sie ausgeht. Kann sie den Ruck abfangen. Ja, sie kann. Kann sie es ein zweites Mal? Ja, auch das klappt. Okay, dann mal los. Grundfahrübungen, vor allem den Lenker eingeschlagen. Kreise. Fahr Kreise. Sie fährt Kreise. Mit großem Respekt. Doch das Spiel aus Kupplung, Gas und Balance gelingt. Erst ein Kreis. Pause. N-Stellung. Ein zweiter Kreis. Pause. N-Stellung. Die Hände beginnen sich daran zu gewöhnen, an die merkwürdige Haltung. Die Handgelenke spüren die Kraft. Die ständige Anspannung, das ständige Loslassen. Die Sicherheit kommt, nicht gleich, aber sie kommt. Sie wartet im Hintergrund auf den Moment, in dem sie es schafft, mindestens drei Kreise hintereinander zu fahren. Es geht und dann, einfach raus aus dem Kreis, den Berg hoch und das nicht nur im ersten Gang, sondern im dritten. Hochschalten, gucken, fahren, genießen. Oben angekommen, der Blick zurück. Zu ihm. Er freut sich, er ist stolz, was er auch signalisiert. Sein Stolz und mein Stolz vermischen sich. Und nun?

„Dreh einen Kreis und komm zu mir zurück.“ Gesagt, getan. Jetzt ist sie da, die Sicherheit. Und es macht so viel Spaß, es ist einfach so schön. 60 km/h für den Anfang, mehr ist auf dieser Strecke nicht möglich. Für heute ist es gut. Ich bin gefahren, er ist gefahren, wir sind gefahren.

Der große Schritt ist gegangen, besser: gefahren. Ab jetzt ist die große Angst weg, die Leidenschaft soll in den Vordergrund und sie kommt. Nass geschwitzte Sachen, das Shirt klebt auf der Haut, aber die Freude ist übermächtig und es fühlt sich so gut an. So gut.

Allzeit gute Fahrt und die Bilder der Woche findet ihr oben in der kleinen Diashow. Passt auf euch auf! Immer!

Danke für euch!

Eure