Teo ~ Lorenza Gentile
Teo ~ Lorenza Gentile

„Ich heiße Teo, ich bin acht Jahre alt, und ich will mit Napoleon reden. Ich muss eine sehr wichtige Schlacht gewinnen, und er ist der Einzige, der mir dabei helfen kann. Aber wenn ich mit ihm reden will, muss ich sterben, denn Napoleon ist schon tot.“ (Seite 11)

Habt ihr euch auch an den ersten Zeilen festgelesen und ist euch auch bei dem Wort „tot“ die Gänsehaut den Rücken hoch gekrabbelt? Also mir schon und zwar in einer Buchhandlung in Leipzig und eigentlich wollte ich dort nicht raus, ohne das Werk und am liebsten hätte ich das Buch auch gleich vor Ort verschlungen.

Finden wir Bücher oder finden Bücher uns? Ein paar Tage später wusste ich die Antwort. Hatte ich das Buch doch schweren Herzens zurück gelassen, da im Zuhause viele ungelesene Schätze warten, die einfach Vorrang haben, spang es mir doch unerwartet bei meiner besten Freundin in die buchigen Armen. Zufall? Buch findet Bini? Jedenfalls konnte ich nicht anders und musste TEO (dtv) von Lorenza Gentile mitnehmen und auch gleich lesen.

Teo – ich musste einfach immer wieder an ihn denken und ich wollte wissen, warum er denn sterben wollte. Teos Gedanken auf den ersten zwei Seiten lassen erahnen, dass es ihm wirklich Ernst ist. Aber warum?

Die nächsten Seiten lassen uns Leser schon schwer erahnen, was in Teo vorgeht. Sein Eltern streiten sich in einer Tour und er steht in der Mitte oder eher am Rand. Er bekommt weder von Vater noch Mutter Gehör, steht im Weg und eigentlich ist er eher störend und überflüssig, als der achtjährige Sohn Teo, der seine Eltern gern als Eltern betrachten würde und vor allem Eltern braucht.

Seine Schwester ist keine wirkliche Bezugsperson für ihn. Sie ist mit ihrem eigenen Leben beschäftigt und meidet ihre Eltern. Teo selbst hat keine engen Freunde, aber seit seinem Geburtstag gibt es jemanden, den er ins Herz geschlossen hat.

Kaiser Napoleon.

Teo ~ Lorenza Gentile
Teo ~ Lorenza Gentile

Napoleon hat alle Schlachten gewonnen und er hat sich in das Comic, welches er von seinen Eltern bekommen hat, verliebt. Endlich ein Geschenk, welches ihm gefällt. Was bildet und gleichzeitig Hilfe bietet. Teo hat endlich ein Ziel vor Augen. Er will Napoleon treffen und zwar so schnell wie möglich, denn nur er kann ihm helfen. Nur Napoleon kann wissen, wie er die wichtige Schlacht ins einem Elternhaus gewinnen kann. Gemeinsam mit Napoleon wird er es schaffen, dass seine Eltern aufhören zu streiten. Nur dazu muss er sterben, denn Napoleon ist tot…

„Mal fängt Mama an, mal Papa. Sie streiten nur noch. Und keiner der beiden gewinnt, denn gewinnen bedeutet Frieden schließen, und sie schließen niemals Frieden.“ (Seite 17)

Was ist mir der kleine Teo schnell ans Herz gewachsen. Vor allem die Situation in seiner Familie ging mir schnell an die Nieren, wobei diese nicht ausgiebig thematisiert wird. Aber als Leser merkt man, wie einsam Teo ist und das er eben nicht, so wie ich damals, in einem Umfeld aufwächst, welches von Harmonie durchzogen ist. Er hat kein normales Elternhaus und unnormale Elternhäuser hinterlassen Spuren, die lebenslang bleiben. Das ist bekannt und jeder kennt wohl Menschen, bei denen es so war und vielleicht sogar noch so ist…

Teo flüchtet sich zwischen die Seiten. Er sucht in seiner naiven Art, die für einen achtjährigen normal ist, Napoleon. Er denkt, dass er ihn tatsächlich finden kann und versucht einen einfachen Weg zu finden, um zu ihm zu gelangen. Als Leser kommen wir in die Lage des Hin- und Hergerissensein. Wir schmunzeln über den kleinen Teo und seine liebenswert-tapsige Art und gleichzeitig staunen wir über seine tiefgreifenden Gedanken und dennoch rollt uns eine Träne über die Wange, wenn wir seine Lebenssituation und seinen Wunsch betrachten.

Lorenza Gentile lässt uns einen kleinen Helden an die Hand nehmen. Durch ihn lässt sie Themen wie Sehnsucht und Träume und Hoffnung sprechen. Aber auch die Frage nach dem Jenseits wird aufgeworfen. Ein großes Buch voller Gefühle aus Sicht eines Kindes, was seinen Platz in der Welt noch finden muss. Aber er wird ihn finden, daran glaube ich.

Warum? Lest das nachfolgende Zitat, mein absolutes Lieblingszitat und dann folgt Teo. Er muss euch was erzählen – über sein Leben, über seine Eltern, über seinen neugewonnenen chinesischen Freund und über Napoleon…

„Ich muss mir nur vorstellen, dass mein Leben ein Buch ist und jeder Tag eine Seite, und wenn ich die von heute umblättere, steht da geschrieben: NOCH DAS GANZE LEBEN.“ (Seite 195)

Eure
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