Sieben Nächte ~ Simon Strauss

Sieben Nächte hätte ich mir zum Lesen Zeit lassen sollen. An einem Tag hat es sich angefühlt, als ob ich mich überlesen hätte. Wortüberflutung. Seitenüberdosis. Emotionschaos. Einfach drüber.

Du kannst mir nicht erzählen, dass es dir noch nie so ging. Wenn du die 30 erreicht hast oder sagen wir sogar schon die 35, dann kennst du diese Gedanken, die immer mal wieder von recht und links aus dem Gebüsch kommen und uns anspringen. Eigentlich immer dann, wenn wir sie nicht brauchen, wenn wir unser Ziel im Blick, den festen Weg vor den Füßen haben.

„Kompromisse schwächen den Händedruck. Wer zu oft den Fahrstuhl nimmt, findet nicht mehr den Weg zur Hintertreppe. Der bleibt in der Bequemlichkeit stecken, verliert die Sehnsucht, den Drang.“ (Seite 14)

Diese Gedanken, die die Frage „Was wäre wenn?“ mit sich bringen bzw. die Zweifel und die vergleichenden Blicke zu anderen gleichaltrigen Mitmenschen hervor holen. Da ein Kinderwagen, dort ein dicker Bauch. Ein Haus mit großem Grundstück, ein schnelles Auto. Hochzeit hier, Einschulung da und Karriereleitern an allen Ecken. Nach und nach „beenden“ alle ihr Leben und werden so verdammt erwachsen. Oder ging es dir noch nie so, weil du einfach schon erwachsen bist und es dir damit einfach gut geht?

Simon Strauss will noch einmal richtig leben, bevor er erwachsen wird. Er will leben und er möchte nichts verpassen, aber er ist auch einsam und muss dazu den Schritt in die Welt wagen. „Sieben Nächte“ sollen ihm helfen, den Weg der Wege zu finden, alle Sünden kennenzulernen und das Gute und das Schlechte draus zu filtern und mitzunehmen.

Sieben Nächte ~ Simon Strauss

Sieben Nächte…

„Dieser Mann, er steht auf der anderen Seite, ist über dreißig, hat ein Leben und einen Lauf. … Ich werde eingehen auf seinen Vorschlag: Werde gierig, hochmütig und faul sein, neiden und wüten, Völlerei und Wollust treiben. … um der drohenden Zukunft noch einmal zu entkommen.“ (Seite 21)

Sieben verschiedene Ort, sieben Ängste, sieben Erlebnisse und drumherum massig Gedanken an die Zukunft, die Vergangenheit und an das jetzt.

Simon Strauss verlangt von seinem Leser sehr viel ab. Zum einen schreibt er tief, stellenweise sperrig und schwer, zum anderen holt er den Leser so ab, dass er sich und sein Leben selbst betrachtet und sich hinterfragt. Keine leichte Kost auf nur knapp 140 Seiten.

Keinesfalls sollte man diesen Roman an einem Tag lesen. Den Fehler solltet ihr nicht begehen. Sieben Tage müsst ihr dafür einplanen, denn der gelesene Stoff möchte verinnerlicht werden. Die Süden müssen durchdacht werden, denn wir durchleben diese mit Strauss gemeinsam. Auch wir ziehen unsere Schlüsse aus dem Erlebten, filtern für uns wichtige Erkenntnisse. Es wird ernst, aber auch lustig, auf jeden Fall skurill und steinig.

„Vielleicht hat er ja doch Recht. Vielleicht ist Träumen irgendwann nicht mehr genug.“ (Seite 127)

LEBT – STELLT EUCH DER ZUKUNFT.

Eure
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