Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski

Wanderbuch – da bist du wieder!

Ende Juli habe ich zur 2. Wanderbuchaktion ~ Autoren fragen Leser ~ aufgerufen und genau nach DIR gesucht. Das Leben läuft nicht immer rund und manchmal gibt es Verzögerungen, aber nun ist alles gut und letztendlich haben die drei Mädels – Julia, Katja und Evy – mitgemacht. Der Roman Wo ein bisschen Zeit ist (FISCHER FJB) ist wieder da und gut gefüllt, so wie ich es mir erhofft habe.

Es ist immer wieder eine Freude in Wanderbüchern zu lesen und wieder in die Zeit zurück zu kehren, in der man es selbst gelesen hat. Genial zu lesen, wie die anderen Leserinnen dachten, als sie an der Stelle waren, wo ich lachte, weinte, zögerte, grübelte und, und, und.

Klebt HaftMarker – markiert Zitate – hinterlasst Bemerkungen – tobt euch beim Lesewandern aus – so schrieb ich und keine der Leserinnen zögerte. Auch wenn es schwerfällt, in einen Roman zu schreiben, ist es ab und an auch leicht, denn das Ergebnis ist einmalig. Ein wundervoller Lesewanderweg ist entstanden und ich bedanke mich fürs Mitmachen!

Nun bitte ich euch einzusteigen, denn der Fluchtwagen steht bereit. Setzen wir uns zu den drei Teenagern, dem Baby und dann auf in Richtung Sinn des Lebens. An dieser Stelle möchte ich gleich vorweg greifen und sagen, dass es keine Rolle spielt, dass ihr bei diesem Roadtrip wisst, dass am Ende alles gut wird (verrät der Klappentext). Es gibt Romane, da ist der Weg das Ziel und gerade dieser Weg ist das Erlebnis.

Also einsteigen…

Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski – 1. Station bei Katja

Frage 1: Wenn du mit irgendeinem Charakter aus dem Roman auf einen Roadtrip gehen würdest, welcher wäre es und warum ausgerechnet dieser?

Julia: Ich würde definitiv mit Tommy auf die Reise gehen, denn mit so einem besten Freund kann im Leben einfach nichts schief gehen. Wirklich ein Typ zum Pferde stehlen, der seinem besten Kumpel bedingungslos loyal zur Seite steht, ganz egal, wie verrückt seine Ideen auch sind. Dazu noch sein Humor und seine ganze Art mit den Dingen umzugehen! Einfach nur herrlich! Jeder sollte einen Tommy in seinem Leben haben.

Katja: Also ich glaube, ich würde mit Tommy auf einen Roadtrip gehen, weil er einfach so ein cooler Typ ist und nie sauer wird und immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, das finde ich klasse und deswegen wäre es Tommy.

Evy: Ich würde mit Jack wegfahren. Er redet zwar viel, hat aber ein gutes Gefühl für Genuss und ist sehr feinfühlig. Tommy ist mir zu lustig und Jess zu zickig.

Binea: Ich glaub es wundert keinen, wenn ich jetzt auch Tommy sage – er ist einfach herrlich und hat mein Leseherz im Sturm erobert. Wenn ich eure Kommentare lese und auch hier eure Antworten, dann ging es uns fast allen so. Meine zweite Wahl wäre dann aber auch Jack gewesen, denn wie Evy sagt, Jess ist zu zickig. Lach.

Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski – 2. Station bei Evy

Frage 2: Jack und Socrates debattieren über das Gute und das Schlechte in der Welt und Socrates schlägt vor, dass das Gute frei wählbar sein müsste. Wenn es die Möglichkeit zum Guten gibt, muss es auch das Gegenteil, die Möglichkeit zum Bösen geben. Stimmst du Socrates zu oder nicht?

Julia: Puh, eine schwierige Frage… Würden wir jetzt wie Jack und Sokrates handeln, würden wir sicher versuchen, diese Frage mit der Philosophie zu klären. Doch käme man da wirklich auf die Antwort? Rousseau glaubte ja, dass alle Menschen gut geboren sind und erst durch die Einflüsse ihrer Gesellschaft verdorben würden. Ganz anders sieht das jedoch Thomas Henry Huxley, der das Böse im Menschen anhand seiner tierischer Vorfahren sieht. Für ihn ist die Gesellschaft das einzige Mittel, das mächtig genug ist, um diese bösen Triebe im Zaum zu halten.

Dazu gibt es sicher noch tausende Theorien mehr, aber eines wird deutlich: Gut und Böse hängen immer irgendwie mit der Gesellschaft zusammen und ich denke, dass es auch immer die Möglichkeit für beides geben muss. Das Wichtige dabei ist, ein Gleichgewicht zu finden, welches die Menschen aufrechterhalten müssen, sodass keine der beiden Seiten ins Extrem fällt. Eine Welt nur in Gut oder nur in Böse kann es meiner Meinung nach nicht geben, da stimme ich Sokrates zu! Selbst wenn alle Menschen zufrieden wären und alles gut wäre, käme sicher irgendwann ein Punkt, wo diese Harmonie zerstört werden würde – Naturkatastrophe oder Ähnliches. Eine böse Sache, aus der dann unweigerlich auch das “Böse” im Menschen erwachen würde. Andersherum würde eine Welt, die im Krieg und im Bösen liegt, unweigerlich das Bedürfnis nach Verbesserung, Harmonie etc. erwecken und die Menschen dazu bringen, in diese Richtung (das Gute) zu agieren.

Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski - 3. Station bei Julia
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski – 3. Station bei Julia

Katja: Also ich glaube schon, dass das Gute nicht ohne das Schlechte existieren kann, weil wenn es nicht die Unterscheidung in gut und böse gebe, dann könnte man ja nicht gewichten, was eher gut und was eher böse ist. Deswegen gibt es die Möglichkeit des Wählens und deswegen stimme ich Socrates zu.

Evy: Ich glaube, das Böse zeigt uns unsere Grenzen auf – es zeigt, was passiert, wenn das Gute überhand nimmt. Viele gute Taten driften ins Böse, weil man sie als alleinige, beste Tat ansieht. Nach dem Guten streben wir, das Böse verurteilen wir. Wir erforschen die Ursache und können uns dem gesunden Mittelmaß annähern.

Binea: Was wäre denn die Welt, wenn es das Gute und das Böse nicht gäbe, sondern nur eine gesunde Mischung davon? Ich glaube, dann wäre die Welt nicht mehr die Welt und dann würde es kein Streben mehr geben. Wir würden wohl alle innerlich ausbrennen. Das Gute beflügelt uns und das Böse gibt uns wieder den Rückschlag den wir wohl brauchen, um dem Guten entgegen zu laufen. Ich stimme Socrates völlig zu. Gut und Böse gibt es nur im Doppelpack und (leider) nicht immer einzeln, zumindest oft nicht von langer Dauer.

Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski

Frage 3:Der Roman handelt u.a. von einer Suche, einer unmöglichen Reise und vor allem vom Leben als einer Art unmöglichen Reise. Wenn du eine solche unmögliche Reise antreten würdest, wohin würdest du gehen und noch wichtiger, wen würdest du besuchen?

Julia: Auch eine sehr gute Frage! Ich denke, ich würde daraus eine Art Lebensreise machen. Also Stationen aus meinem Leben, mit denen ich wichtige Dinge, Erlebnisse, Bekanntschaften etc. verbinde erneut besuchen und in diesem Zusammenhang natürlich eben auch die dort gefundenen Bekanntschaften und schauen, wie es da heute so ist. Da wären wichtige Stationen beispielsweise Paris, Luxemburg, London, aber auch viele kleine Städte in Deutschland.

Dazu kämen noch einige Orte, die ich eigentlich gemeinsam mit meinen Eltern besuchen wollte, da sie diesen viel bedeuteten. Da das so ja leider nicht mehr funktioniert, würde ich es dennoch machen, einfach um auch zu verstehen, was es so besonders für sie gemacht hat, dort gewesen zu sein. Besuchen würde ich niemanden spezielles, sondern wie schon angedeutet, lieber alte Freundschaften auffrischen.

Katja: Das ist eine schwierige Frage, aber wenn ich eine Möglichkeit hätte, mal durch die Zeit zu reisen, dann würde ich gerne mal in die Vergangenheit reisen und würde das Mittelalter besuchen. Ich könnte mir denken, dass ich dann als Hexe auf dem Scheiterhaufen lande, aber es ist einfach eine interessante Zeit, die ich mir gerne ansehen würde.

Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski - Blick ins Buch
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski – Blick ins Buch

Evy: Für mich ist die Reise nicht unmöglich. Das Wort steht eher für ‚besonders‘ oder… ‚gesellschaftlich nicht geachtet‘ – denn real ist die Reise durchführbar. Wir bekommen immer Steinchen in den Weg gelegt, weil wir vielen, vielen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen begegnen.

Ich glaube, ich würde niemanden besuchen, weil das voraussetzt, dass die Menschen perfekt sind. Sind sie aber nicht. Ich akzeptiere, dass manches nicht möglich ist. Daher verzichte ich.

Binea: Die Frage ist einfach schwierig und ich möchte mich nicht festlegen. Die Art „unmögliche“ Reise kann nur erträumt werden, da sie sowieso nicht möglich ist. Ich könnte mich nicht einfach losreißen, dazu ist das Band zu meiner Familie und zu meinen Freunden einfach zu dick. Emotional würde ich es wohl einfach nicht schaffen.

Wenn ich allerdings Herzensmenschen mitnehmen kann, dann würde ich besonders reisen und dann würde ich in die USA fliegen oder nach Australien.

Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski - wahre Worte
Wo ein bisschen Zeit ist ~ Emil Ostrovski – wahre Worte

Fazit von Julia: Ein sehr emotionales und philosophisches Buch, das persönlich zum Nachdenken anregt und dabei auch noch mit ordentlich Humor punkten kann! Für mich ein besonders herzerwärmender Roadtrip voller Liebe, Zuneigung, Freundschaft, Abschied und Trauer, der seine Spuren tief im Herzen hinterlassen hat.

Fazit von Katja: Ein Roadtrip mit einem Baby und drei Jugendlichen, das ergibt ein rasantes aber auch tiefsinniges Buch mit nachdenklichen Momenten. Das Buch ist einfach ein Moment des Nachdenkens über sich und über das Leben und das macht es so wirklich interessant, auch wenn es man manchmal etwas sperrig zu lesen war, weil die vielen philosophischen Einschübe manchmal etwas überhand nehmen.

Fazit von Evy: Sokrates, Homer und ein Vater, der seinen Sohn beschützen will. Die Philosophie.

Fazi von Binea: Ein Roman der entweder das Herz erwärmt oder völlig erkalten lässt, da er anders ist, da er gefüllt mit Verrücktheit ist. Jeder Leser sollte sich darauf einstellen, dass ihn ein besonderer Roadtrip erwartet, bei dem man nicht zu sehr darauf achten sollte, ob dieser tatsächlich in der Realität so durchführbar ist und der mahnende Zeigefinger sollte unten bleiben, stattdessen empfehle ich lachen und tief denken.

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