81127_Boyne_zuschnell_P04_DEF.inddEs sind die Augenblicke im Leben, die auf einen Schlag alles verändern können, vor denen wir uns oftmals so sehr fürchten. Es sind diese schicksalhaften Momente, die das bisherige Leben in ein DAVOR und DANACH aufteilen. Es ist unsere Angst vor der Hilflosigkeit im Angesicht dieser Situationen, die uns nachts aufschrecken lässt. Es ist eine menschliche Urangst, die uns allen innewohnt.

Zu schnell“ von John Boyne greift dieses Thema auf einzigartige Weise auf. Er wählt nicht nur die Perspektive eines 12jährigen Jungen, dessen Leben sich in genau dieser einen Sekunde dramatisch verändert, John Boyne geht noch einen bedeutenden Schritt weiter und erzählt diese Geschichte in der Sprache eines Heranwachsenden. Dieses Stilmittel erzeugt eine unmittelbare Nähe zum Protagonisten und lässt uns in eine Situation eintauchen, die so noch nicht erzählt wurde.

Danny freut sich eigentlich auf einen sorglosen Sommer und nicht enden wollende Fußballspiele mit seinem besten Freund Luke. Das Leben ist unbeschwert und Danny wächst in einem intakten Umfeld auf. Eine schöne Jugend, könnte man sagen. Bis er an einem Mittwochabend im Juli nach Hause kommt und feststellt, dass er völlig alleine ist. Mit seinem Vater kann er erst in einer Stunde rechnen, aber dass er seine Mutter nicht antrifft ist mehr als ungewöhnlich.

Als sein Vater von der Arbeit kommt fehlt immer noch jede Spur von Dannys Mutter Rachel. Ratlosigkeit macht sich breit – sie hat keine Nachricht hinterlassen und überraschende Ausflüge kennt man nicht von ihr. Wie es sich in solchen Situationen gehört, wird der 12jährige erstmal ins Bett geschickt – alles weitere würde sich finden. Typisches Elternverhalten eben.

Doch dann kommt alles anders, als Rachel in sichtlich schockiertem Zustand von der Polizei nach Hause gebracht wird. Danny erfährt noch am gleichen Abend von seinem Vater, dass sie einen Unfall hatte. Ein kleiner Junge sei ihr vors Auto gelaufen, er liege im Krankenhaus und es ginge ihm zwar nicht gut, aber Danny solle sich keine Sorgen machen! „Alles wird wieder gut“ – ein typischer „Vaterspruch“.

„Hoffentlich wurde er wieder gesund. Aber irgendetwas sagte mir, dass er nicht wieder gesund werden würde. Und dass bei uns zu Hause nichts je wieder so sein würde wie vorher.“

Dannys Gefühl scheint sich zu bestätigen, als erste Gerüchte an sein Ohr dringen: Seine Mutter sei schuld gewesen, weil sie wohl betrunken war und der Junge liege im Koma und es sehe nicht gut aus – unvorstellbar. Alles kommt zum Erliegen – das Leben steht still und die erdrückenden Schuldgefühle legen sich auf das Elternhaus wie ein dunkler Schatten. Und Dannys Mutter liegt nur noch im Bett – nicht ansprechbar.

Danny bleibt nur die Rolle des passiven Beobachters – ihm bleibt nur zuzuhören, wie Vorwürfe von allen Seiten laut werden und er fühlt die Isolation zunehmend Raum ergreifen. Bis wenige Tage nach dem Unfall plötzlich ein fremdes Mädchen vor dem Haus der Familie zu lauern scheint, um Danny zu beobachten.

So lernt er die gleichaltrige Sarah kennen – die Schwester des Jungen, der im Koma liegt und schnell bemerkt Danny, dass sie ein schreckliches Geheimnis mit sich herumschleppt. Beide vertrauen einander ihre Gefühle an und begehen in ihrer Hilflosigkeit einen verhängnisvollen Fehler!

„Wir waren wie zwei Geheimagenten, die von dem ganzen Theater die Schnauze voll hatten und beschlossen, aus der Deckung zu kommen.“

Ein langer gemeinsamer Leseweg verbindet Literatwo mit John Boyne. Wir müssen nicht mehr erwähnen, dass er der Autor des Welt-Bestsellers „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist, da man dieses Prädikat nicht mehr benötigt für einen Schriftsteller, der mit Büchern wie Der Junge mit dem Herz aus Holz und Das späte Geständnis des Tristan Sadler mehrfach gezeigt hat, dass er genreübergreifend zu faszinieren vermag.

Seine Romane verbindet das Schicksal von Menschen, die sich in ihrer jeweiligen Situation allein fühlen,  isoliert werden und in aller Ausweglosigkeit doch ihren eigenen Weg finden. „Zu schnell“ reiht sich nahtlos in diese Lebensbibliothek des irischen Erfolgsautors ein und setzt eben aufgrund der sprachlichen Dimension erneut Maßstäbe.

Ein herausragendes Jugendbuch über den Umgang mit Schuld, Verlustängsten und den Kampf um Akzeptanz in der Welt der Erwachsenen. Sprachlich eignet sich „Zu schnell“ in besonderer Art und Weise für Schüler, die in Dannys Alter sind. Der Fischerverlag hat anschauliches Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt und es bleibt zu hoffen, dass diese Geschichte bald Einzug in die Lehrpläne unserer Schulen hält.

Wer darüber hinaus wissen möchte, wie sehr sich John Boyne mit seinen Charakteren identifiziert, dem sei unser exklusives Buchmesseinterview ans Herz gelegt. Es war eine magische literatwoische Begegnung mit einem überraschenden Geständnis des Schriftstellers!

0 comments on „Zu schnell“ von John Boyne… Eine Sekunde, die alles verändert

  1. ICH LIEBE DIESES BUCH ♥♥♥
    ES IST EINFACH NUR TOOLL!!!!!!!
    ES ZEIGT SO VIEL EMOTIONEN UND ES IST MANCH MAL AUCH SEHR BERÜHREND!!!!!!!!!!!!!!!
    I♥ZU SCHNELL

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