Zum Glück bemerkt mich niemand...dachte ich ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich ~ Liv Marit Weberg

Lagerfeuer außer Kontrolle

Seit unserem ersten Gespräch am Lagerfeuer („Der Wald der träumenden Geschichten“ ~ Malcolm McNeill) wussten wir, dass wir bald wieder ein Buch gemeinsam lesen und dann darüber plaudern wollen.

Schnell waren wir uns einig, dass es der Roman Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich  von Liv Marit Weberg (FISCHER SAUERLÄNDER) sein soll. Ein Lagerfeuer läuft so ab, dass jeder für sich liest und dann stellt jeder seinem Gegenüber 3 bis 5 Fragen. Bei diesem Lagerfeuer lief alles komplett anders. Der Roman brachte das ganze Lagerfeuergespräch außer Kontrolle.

Wir haben das 223 Seiten Werk relativ schnell verschlungen und waren erstmal sprachlos. „Durchwachsen…untenschlossen…also ähnlich wie bei dir…“ so die ersten Worte zum Gesamtwerk.

Schnell haben wir gemerkt, dass dieses Gespräch völlig anders laufen wird, da wir beide eher reden wollten und nicht die typischen Fragen zur Hand hatten, wie es sonst eigentlich üblich ist. Nach und nach kristallisierte sich heraus, dass auch keiner von uns beiden mehr in der Lage ist, diese Fragen zu stellen, höchstens gemeinsam, denn dazu hatten wir uns zu viel ausgetauscht, waren einer Meinung und stellenweise unsicher, was die Formulierung betrifft, denn das Lagerfeuergespräch soll logischerweise keine Spoiler haben.

Darum gibt es jetzt und heute für euch das erste WhatsApp-Lagerfeuer zu lesen – pur und authentisch – zwei Mädels über ein besonderes Buch.

P.S. Die wundervollen WhatsApp-Smileys müsst ihr euch leider denken, denn WordPress mag die nicht abbilden. *heul*

Zum Glück bemerkt mich niemand...dachte ich ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich ~ Liv Marit Weberg

WhatsApp an:

Nanni Fantasie: Ich bin schon zur Hälfte durch, schaffe den Rest vielleicht noch heute Abend.

Binea: Und? Erster Eindruck?

Nanni Fantasie: Ich mag den Sarkasmus, aber diese Oberflächlichkeit nicht so.

Binea: Dito. Das wird ein außergewöhnliches Lagerfeuer.

Nanni Fantasie: Das glaube ich auch. Wobei ich nicht so richtig negativ eingestellt bin…mal gucken was noch kommt.

Binea: War ich auch nicht. Bis zum Schluss offen.

Nanni Fantasie: Ooookay … So wird das Lagerfeuer ja auch noch interessanter

Binea: Absolut. Freue mich total drauf. Wird spannend. Ich muss mich dringend mit dir austauschen, aber vorher vielleicht Fragen überlegen oder diesmal so, dass wir reden und dann gemeinsam Fragen finden, in denen wir gezielt Dinge verpacken können?

Nanni Fantasie: Ich hab schon eine, aber ich denke auch, dass es ganz gut wäre wenn wir die zusammen entwickeln, wenn wir vorher schon einiges zu besprechen haben.

Binea: Jajajaaa. Freue mich so. Lies schnell weiter!

Nanni Fantasie: Ich geb mir Mühe.

Binea: Das Cover finde ich aber toll.

Nanni Fantasie: Eigentlich ist es mir ein bisschen zu rosa. Ich finde es ein bisschen nervig wie Anne Lise redet, wenn sie redet.

Zum Glück bemerkt mich niemand...dachte ich ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich ~ Liv Marit Weberg

Binea: Zu rosa…auf jeden Fall, aber ich finde es hat was. Hab mich ins Cover verliebt. Tut mir leid um den nicht passenden Inhalt. Auf welcher Seite bist du?

Nanni Fantasie: 177. Ich mag allerdings echt gern, dass die Autorin nicht so viel drum herum redet. Wenige, aber klare Infos. Passt zur Protagonistin.

Binea: Da stimme ich zu.

Nanni Fantasie: Fertig. Zum Ende fand ichs noch mal richtig cool.

Binea: Also besser, richtig cool nicht wirklich. Was wollte uns die Autorin damit sagen?

Nanni Fantasie: Das Thema ist grob ja soziale Phobie/ Beziehungsstörung / Bindungsstörung. Lieber auf nichts einlassen, als einen Abbruch zu erleben. Strategien entwickeln, dies zu umgehen. Für mich wäre ein Problem gewesen, wenn die Autorin nicht mal Ansatzweise dahin geführt hätte, wo der Ursprung des Problems liegt. Hat sie aber. Trennung der Eltern (ist natürlich auch nichts richtig neues), Vater hat ein Problem mit Frauen bzw. diese anzuerkennen. Das führt auch dazu, dass sie sich minderwertig fühlt. Und Knut ist vermutlich nicht der gute Freund des Vaters…

Binea: Wenn wir lange darüber reden…dann wird es noch gut. Fazit war für mich ist, dass jeder das tun sollte, was er kann und mag und sich dabei über Grenzen hinweg setzen muss, wenn es nicht anders geht. In dem Fall die Eltern… Ein Studium war erwartet… Dennoch kann ich es nicht richtig empfehlen, dazu ist es zu schwach und ich meine, bis Seite 100 waren wir beide voller Erwartung und nicht recht zufrieden, oder?

Wenn ich es mir gekauft hätte, als normaler Leser vorfreudig und mit Erwartungen, ich hätte es an die Wand geschmissen. Zwei für mich total bekloppte Stellen die unplausibler nicht hätten sein können (dabei bin ich tolerant, kann mir viel vorstellen), waren für mich die Sache mit dem Arbeitsamt & Nichtraucherin wird spontan zur Kettenraucherin? Nur um die Eltern nicht in der eigenen Wohnung zu haben? Da gibt es plausibler Möglichkeiten und sie ist äußerlich eine graue Maus und innerlich ein Rebell…okay…aber wer sagt beim Arbeitsamt: ich hab Hunger…

Ansonsten stimme ich deinen Worten zu. Ursprung ist da, wenn auch schwach, aber da…dennoch fehlt das gewisse Etwas…

Zum Glück bemerkt mich niemand...dachte ich ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich ~ Liv Marit Weberg

Nanni Fantasie: Ich mag es ja, wenn Bücher so unterschiedliche Gedankengänge bei den Lesern auslösen wie es hier der Fall ist. Aber stimmt, hätte ich es gekauft, dann wäre ich auch enttäuscht gewesen, weil es andere Erwartungen weckt. Aber ein bisschen ist auch der Verlag Schuld. Fischer weckt falsche Hoffnungen.

Binea: So…nun an die Fragen. Hihi. Ging dir das bei den zwei Stellen auch so? Freu mich auf deine Antworten. Lass uns hier plaudern und ich schreibe daraus ein Gespräch am Lagerfeuer. Das wird bestimmt auch gut. Wie denkst? Findest du sie mutig und welche Erwartungen hattest du?

Nanni Fantasie: Danke. Ich mag es auch total gern. Ich hab mir schon Fragen notiert und schreibe dir ganz, ganz bestimmt morgen Abend.

Binea: Keinen Stress. Würde es hier nur so im Gespräch weiter laufen lassen und später in Form bringen.

Nanni Fantasie: Ja sehr gute Idee. Das wird sicher flüssiger und spannender, als reines Fragen hin und her schicken .

Binea: Ich glaub das wird fetzig.

Nanni Fantasie: Ja cool. Ich glaub auch, gerade weil wir da so etwas unterschiedliche Meinung zu haben. Das belebt das Ganze.

Huhu, so nun kann ich dir schreiben. Zu deiner ersten Frage: Vielleicht würde ich diese Stellen auch blödsinnig finden, wenn ich nicht gerade tatsächlich mit einem Mädchen arbeiten würde, das mehr Energie dafür aufwendet Dinge, die kompliziert sind oder ihr Angst machen, zu umgehen, als diese zu bewältigen. Vielleicht ist die Stelle mit dem Rauchen etwas übertrieben, was allerdings wieder zu dem sarkastischen Unterton passt. Auch wenn viele ihrer Handlungen seltsam sind – an welchen Punkten kannst du ihr handeln gut nachvollziehen? Warum?

Mutig finde ich sie auf jeden Fall. Sie stellt sich ihren Ängsten, auch wenn es lange Zeit dauert, bis sie über ihren Schatten springt. Und auch, wenn sie vor Dingen Angst hat, die für uns nicht ganz nachvollziehbar sind. Aber hat nicht jeder von uns so einen kleinen schwarzen Angstschatten, der von anderen evtl. nicht nachvollziehbar ist? Und wer von uns stellt sich seinen Ängsten tatsächlich? Jeder entwickelt doch irgendwie Kompetenzen Unannehmlichkeiten zu umgehen.

Was hättest du dir anders gewünscht? Welche Erwartungen hättest du gern erfüllt bekommen?

Zum Glück bemerkt mich niemand...dachte ich ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich ~ Liv Marit Weberg

Binea: Welche Erwartungen hattest du? Wie findest du den Titel? Hättest du dir ein anderes Cover gewünscht? Was sagst du dazu, dass sie die Menschen als Ratten bezeichnet?

Nanni Fantasie: Den Titel finde ich super und sehr passend. Das Cover ist nicht so meins. Es ist mir zu leicht, zu rosarot. Nicht passend zu Anne Lises ernstem Problem. Meine Erwartungen zu beschreiben fällt mir schwer. Ich glaube, ich habe erwartet eine andere Persönlichkeit anzutreffen. Jemanden, der offensichtlich hart vorm Knie ist, und nicht erst durch die Erfahrung des selbstständig, des Erwachsenwerdens dorthin zu gelangen. Die Bezeichnung der Menschen als Ratten ist etwas gewöhnungsbedürftig. In der Regel verbindet man mit diesen Tieren ja Abscheu, das Gefühl bedrängt zu werden. Ich finde es trotzdem von der Autorin gut gewählt, denn nachher verknüpft sie ja diesen Vergleich mit Anne Lises neuem Ratten Hobby. Ich mag das Buch mehr, je mehr ich dahinter schaue.

Binea: Das war das Fazit. Mir geht es ähnlich. Wenn wir jetzt nochmal lesen würden, wäre es besser. Haha. Ich gehe selten mit richtigen Erwartungen an ein neues Buch. Ich lasse mich gern fallen und treiben und war zu Beginn von den vielen kurzen Kapiteln überrascht. Diese verleiten zum schnellen Lesen und lassen kaum Pausen zu. Aber irgendwie habe ich erwartet, dass es um das Thema Essstörung geht, wegen den Worten „unsichtbar“ oder „in einem schwarzen Loch versinken“. Das habe ich irgendwie damit assoziiert. Ihre Ängste kann ich verstehen, aber gerade auch wegen der Ängste, ist mir ihr Charakter zu speziell, sie tickt mir zu schräg…teils zu überspitzt, teils zu spröde, zu giftig…

Fazit: Würden wir es noch einmal lesen, wären wir wohl begeistert!

Was sagt ihr liebe Leser?

Wer von euch kennt den Roman? Wer von euch mag ihn lesen? Möchtet ihr uns Feedback zum WhatsApp-Lagerfeuergespräch geben?

Ihr solltet auf jeden Fall noch bei Nanni von Fantasie und Träumerei vorbeigucken und ihre Rezension lesen.

Wir danken euch fürs Lesen und Zuhören!

14 Comments on Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich ~ Liv Marit Weberg

  1. Eine tolle neue Rezi, die sehr neugierig auf das Buch macht. Wüsste jetzt nicht, ob es so unbedingt auf meiner WuLi landen würde, aber Appetit habt ihr auf jeden Fall gemacht. Und dieser Whatsapp Stil ist mal eine interessante Abwechslung *lach* gefällt mir gut und gibt auch mal Einblicke in das private Leseerlebnis 🙂

  2. Ah….was soll ich sagen….du bist mir zuvor gekommen, denn unseren Stammtisch wollte ich aus aktuellem Änderungsgrund nicht im FB- sondern im WhatsApp-Style designen *heul*
    Nicht dass es dann heißt „Nachmacher“
    Ansonsten: Tolle Idee, sie hätte von mir sein können 😉

    Die normalen Lagerfeuer mag ich auch sehr, aber diese Variante ist noch was spritziger, impulsiver und bringt einen noch näher ans Buch.
    Aber ich glaube, dieser TItel ist nicht wirklich was für mich…und im BuLa würde mich schon das zuckerrosa Cover abschrecken…

    Habt ihr gut gemacht 🙂

    • Das Cover ist wohl ein bisschen wie der Inhalt…entweder es zieht einen total an oder man findet es echt seltsam (mmmh…vielleicht das falsche Wort).
      Ich finde, dass der Chatstil vor allem auch zum Schreibstil der Autorin passt. Modern, klar, ein bisschen frech 😉

      LG Nanni

  3. Die idee zusammen ein Buch zu lesen und darüber über whats app zu schreiben, finde ich super. Das cover ist mir zwar auch ein wenig zu pink aber trotzdem ist es ein Blickfang und sieht schön aus.
    Ich habe das Buch noch nicht gelesen aber es klingt auf jeden Fall lesenswert.

    Liebe Grüße,
    Vanessa

    • Ja,ne? Sollte man öfters machen. War richtig gut und verlief auch irgendwie total optimal und relativ spoilerfrei.

      Vielleicht ja mal wieder.

      Der Roman bietet beinhaltet wahnsinnig viel Diskussionsstoff. Ich glaube wir könnten unendlich drüber reden. Meinungen gibt es sicher genügende.

      LG

  4. Hi, danke für die Einladung. Ich bin grad total im Lernstress und habe deshalb das Gespräch nur überflogen. Auch meine Erwartungen wurden nicht erfüllt, aber ich weiß nicht, ob es mir beim 2. Lesen besser gefallen würde. Anne Lise ist so speziell, und ich mochte sie einfach nicht. Ich finde auch, dass der Klappentext falsche Erwartungen weckt!

    LG, Bianca

    • Hey Bianca – ohje…Lernstress klingt nicht gut – du solltest dich ab und an mit einem neuen Buch belohnen oder etwas Lesezeit zwischendurch.

      Ich freue mich, dass du hier vorbeiguckst. Ja, der Klappentext…da stimme ich zu. Aber vielleicht hättest du dich dann auf Anne Lise anders eingestellt? Kritische Stimmen muss es auch geben und auch Protagonisten die unsympathisch sind. Danke für deine Meldung hier.

      LG

  5. Hi Bini und Nanni, dieses Lagerfeuergespräch war toll! Ich selbst finde mich sehr in Nannis Aussagen und Gedankengängen, war aber beim Lesen stellenweise so entsetzt (und genervt!) wie du, Bini. Wie Anne Lise „Lästiges“ umgeht fand ich sehr krass (Arbeitsamt, Rauchen, Gespräche mit den Eltern, …). Umso mehr ich mich mit dem Buch beschäftigt habe, umso deutlicher wurde ihr Verhalten – und umso mehr mochte ich es 🙂 Am Ende hat Anne Lise ihren Weg gefunden, aber wieder auf ihre Art. Das passte super.
    Viele liebe Grüsse,
    Damaris

    • Das freut mich/uns liebe Damaris, dass du dich hier meldest. Wohl wahr – umso mehr mochte ich es – trifft es – so geht es uns auch, kann ich wohl zusammenfassend sagen.

      Anne Lise würde ich gern mal treffen, mal mit ihr reden. Keine einfache Person – den Rebell in ihr mag ich sehr und doch ist sie nicht einschätzbar und eine Tüte voller Verhaltensüberraschung.

      Grüße zu dir

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