Monat: Oktober 2015

Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell

Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell
Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell

Liebe – Liebe – Liebe – immer wenn ich das Cover sehe und den Titel lese, denke ich an die Liebe. Eigentlich könnte ich Seiten mit dem Wort Liebe füllen, da dieses Werk so viel davon enthält, so viel davon versprüht und einfach wunderbar glücklich macht. Ja, Romane können glücklich machen und das ganz ohne zu schnulzig zu sein.

Das geht?

Oh ja, dass geht, denn Autorin Rainbow Rowell versteht ihr Handwerk, nicht nur die jugendlichen, sondern auch die erwachsenen Leser zu verzaubern und in den liebevoll magischen Schleier ihrer Protagonisten Eleanor & Park einzuhüllen.

Wie sie das macht, solltet ihr selbst erlesen, so viel ist klar. Und doch werde ich euch erzählen, was mich an diesem Werk so umhaut, warum ich es einfach liebe.

Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell
Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell

Schon die Tatsache, dass mein Mann mir Eleanor & Park (Hanser) zum Valentinstag geschenkt hat, ist so besonders, dass ich es einfach schon deshalb liebe. Aber das sagt ja noch lange nichts über den Inhalt aus und ein geschenktes Werk muss ja noch lange keinen wundervollen Inhalt beinhalten, so viel ist klar. Aber ich schreibe nicht umsonst, dass diese Tatsache dem Werk noch ein regelrechtes Sahnehäubchen obendrauf gesetzt hat, denn es ist einfach unglaublich.

Kommt mit mir mit…

Ich möchte euch mehr über Eleanor & Park erzählen und ich möchte euch Sätze präsentieren, an denen ihr gleich merken werdet, dass dieses Werk besonders ist, dass ihr es wohl lesen müsst. Eigentlich möchte ich nur immer und immer wieder sagen, dass dieses Werk voller Liebe ist und euch nicht mehr vom Inhalt erzählen, als das es um zwei grundauf verschiedene Menschen geht, zwei Außenseiter, die eine Gemeinsamkeit, den gleichen Herztakt haben. Und dieser Herztakt ist es, der dafür verantwortlich ist, dass die Liebe so zart wachsen kann, wie sie wohl nur selten wächst.

„Das neue Mädchen atmete tief durch und lief weiter. Niemand schaute sie an. Park versuchte es ebenfalls, aber es war wie bei einem Zugunglück oder einer Sonnenfinsternis: Man konnte den Blick nicht abwenden.“ (Seite 13)

Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell
Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell

Das Werk ist voller Sätze wie:

„Selbst in eine Million verschiedene Moleküle zerlegt, spürte Eleanor immer noch, wie Park ihre Hand hielt. Spürte sie immer noch, wie sein Daumen ihre Handfläche erforschte.“ (Seite 82)

oder

„Als sie am Morgen aufwachte, war ihr, als hätte sie Geburtstag – so wie sie sich früher an ihrem Geburtstag gefühlt hatte, als es immerhin noch eine geringe Chance auf Eis gegeben hatte.“ (Seite 109)

oder

„“Wenn wir nicht zusammen sind, habe ich das Gefühl, dass ich kaum atme“…“und das heißt, wenn ich dich am Montagmorgen sehe, kommt es mir so vor, als hätte ich in sechzig Stunden nur einmal geatmet. Wahrscheinlich bin ich deswegen so missmutig und schnauze dich an. Wenn wir getrennt sich, denke ich nur an dich, und wenn wir zusammen sind, bin ich nur panisch. Weil mir jede Sekunde so wichtig vorkommt.““ (Seite 129)

und solche Worte die tief in uns arbeiten

„Sie sah aus wie ein Kunstwerk, und Kunst musste nicht schön sein; Kunst sollte etwas in einem auslösen.“ (Seite 189)

Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell
Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell

Haben euch die Sätze berührt? Haben sie euch neugierig gemacht? Habt ihr euch in die rowellsche Sprache verliebt?

Schon wenn ich das Cover sehe, verspüre ich den Drang, mir Kopfhörer aufzusetzen oder eine Kassette in die Hand zu nehmen. Ich denke an Comics und an blindes Verstehen. Ich sehe mich im Bus sitzen, Eleanor & Park beobachtend. Ich sehe wie sie in sein Comic schaut und heimlich mitliest und ich sehe ihn, wie er bemerkt, dass sie mitliest, aber so tut, als ob er davon überhaupt nichts mitbekommt. Dieses Werk benötigt keine Krankheit, um zu berühren, dieses Werk besticht mit tausend Gefühlen. Dieses zeitlupenlangsame Berühren ist einfach so intensiv, dass es keine Worte dafür gibt. Mich überzieht einfach Gänsehaut, wenn ich an die Emotionen denke, die mir Autorin Rainbow Rowell beschert hat.

Unausgesprochene Worte können so viel bedeuten, so viel in uns auslösen, so tief unter die Haut gehen. Für mich ist es immer noch sagenhaft, wie es die Autorin schafft, so eine gewaltige Portion Liebe zu transportieren, ohne zu übertreiben, ohne nur ansatzweise kitschig zu wirken oder das Gefühl der Unplausibilität zu vermitteln. Ebenso schafft sie es, Gewalt nicht bis in Details zu beschreiben, denn sie schafft es diese genau wie die Liebe

Nicht nur der Inhalt ist einfach so liebevoll und schön und real und echt und lebensnah und einfach so intensiv und stark, auch die Gliederung,

Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell
Eleanor & Park ~ Rainbow Rowell

Was soll ich noch sagen, außer: LESEN! Ich bin schwer begeistert und dieser Roman ist einer meiner Lebensromane aus dem Genre der Jugendliteratur. Dieses Buch ist ganz großes Gefühlskino und für jeden Buchliebhaber mit Herz!

Eure

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Wart ihr schon in Sungs Laden?

Sungs Laden ~ Karin Kalisa
Sungs Laden ~ Karin Kalisa

Wart ihr denn schon in Sungs Laden?

Mir wurde der Laden von Frau Erler aus der Buchhandlung Findus ans Herz gelegt. Er sei lustig, vor allem sehr kurzweilig und vom Thema her ganz interessant. Ein kultureller Ausflug bei dem man schon sehr oft ins Schmunzeln kommt.

Ich muss sagen, dass ich schon vor ihrer Empfehlung bereits um das Werk geschlichen bin. Das Cover lädt zum Zugreifen ein. Es hat dieses besondere Etwas. Oder was sagt ihr? Also zögerte ich nicht lange und begab mich zu Sung…

Sungs Laden ~ Karin Kalisa
Sungs Laden ~ Karin Kalisa

Berlin. Prenzlauer Berg. Weltoffene Woche.

Ohne den Direktor und ohne seine Idee eine weltoffene Woche an der Schule zu veranstalten, wäre das alles nicht passiert. Jeder Bürger würde sein Berliner Leben führen, nicht ausbrechen und auch keinen Gedanken daran verschwenden, sich mit der vietnamesischen Kultur näher zu beschäftigen. Doch es gibt den Direktor und die Idee und so kommt es, dass Sungs Sohn seine Großmutter befragte, was er seinen Mitschülern aus Vietnam zeigen könnte. Die Vorstellung mit der Holzpuppe, in der Aula der Schule, war der Anfang einer großen Völkerfreundschaft, der Anfang einer Holzpuppenwelle der Begeisterung.

Auf diese Welle sprang ich auf und schwamm durch das Berliner Viertel, welches sich in ein Viertel des Multikulit verwandelte. Mit Sung an meiner Seite tauchte ich in die Geschichte der vietnamesischen Gastarbeiter in der DDR ein, von der ich peinlicher weise recht wenig Wissen hatte. Die ersten Seiten flogen nur so dahin und war offen für die deutsch-vietnamesische Begegnungsstätte namens Prenzlauer Berg. Eine bunt fröhliche Welt entsteht, ein Märchen nimmt seinen Lauf und regt zum kritischen, aber auch offenen Nachdenken über die Kulturen und das Zusammenleben an.

„Er lernte liebend und liebte lernend. Er war glücklich.“ (Seite 117)

Sungs Laden ~ Karin Kalisa
Sungs Laden ~ Karin Kalisa

Vorweg sei gesagt, dass man sich als Leser zu Beginn des Werkes bewusst sein sollte, dass es sich hier um eine Utopie handelt. Vielleicht ist es an dieser Stelle hilfreicher, diesen Gedanken während des Lesens immer wieder zu aktivieren und vor Augen zu halten. Wer sich nicht auf das Werk unter diesen Bedingungen einlassen kann, wird mit einer wohl sehr zwiespältigen Meinung das Werk zu klappen. So ging es mir, wie ich gestehen muss.

Karin Kalisas Roman Sungs Laden (C.H. Beck) ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil hat mir am besten gefallen und ich hätte nie in den nächsten Teil wechseln wollen. Anfangs hat er mir noch recht gut gefallen, doch es fiel mir schwer, mich von Sung stellenweise zu trennen und in andere Leben und deren Alltag umzusiedeln. Die kurzgeschichtenartigen Kapitel machten mir zu schaffen, ich konnte mich nicht so schnell auf andere Charaktere und deren Welt einstellen. Merkwürdigerweise habe ich diese Probleme sonst nicht, aber scheinbar wollte ich Sung nicht missen und lieber mehr von ihm, als von anderen Figuren wissen. Die Utopie brach zudem von allen Seiten herein und steigerte meine zunehmenden Leseunzufriedenheit, gegen die ich immer wieder ankämpfte.

„Aber sie trafen einander sooft es ging, um sich zu spüren. Denn ohne einander spürten sie sich nicht. Wenn sie einander spürten, spürten sie auch ihren Schmerz. Aber es war besser, sich im Schmerz zu spüren, als sich nicht zu spüren.“ (Seite 36)

Sungs Laden ~ Karin Kalisa
Sungs Laden ~ Karin Kalisa

Und doch hat mich Karin Kalisas Roman, den ich lieber als Erzählband betiteln möchte, aufmischen können. Die vielen einzelnen Stränge im Zusammenspiel mit kultureller Verbindung, sind hochaktuell und beginnen im Inneren des Lesers zu rütteln. Es wird geträumt, die Gedanken reisen und kreisen, aber auch Ratlosigkeit macht sich breit.

„Der Lack war eingetrocknet wie ihr Liebesleben, in dem sie mit seiner Hilfe Akzente hatte setzen wollen.“ (Seite 199)

Ich selbst identifiziere mich sehr gut mit der balancierenden Frau auf dem Cover. Ich schwanke mit meiner Meinung zum Werk und bin unschlüssig, ob es mir gefallen hat oder nicht. Seitenweise wurde ich mitgerissen von Worten aus der Feinkostabteilung, allerdings wurde ich auch seitenweise ausgebremst von Worten mit Langeweileglasur. Nun freue mich auf die Lesung von Karin Kalisa am 10. Dezember in der Buchhandlung Findus und bin gespannt, ob sie mich auf dem Seil weiter nach vorn oder eher nach hinten balancieren lässt.

Eure
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Edel hineingeschaut

edel & electric
edel & electric

Kolumne 27: #edel hineingeschaut

Verlegerin Karla Paul ist gerade frisch von der Buchmesse aus Frankfurt zurück im Verlag. Sie hat wohl mehr Interviews, als wir Finger an unseren Händen haben, gegeben und ihr seid aus diesem Grund rundum informiert, was „edel & electric“ betrifft. Wahrscheinlich habt ihr schon das komplette Verlagsprogramm inhaliert und sicher auch schon ein Werk lesetechnsich konsumiert. Ihr seid mit den edel-Verlagsmenschen vertraut und kennt die edelwild-Bloggeschichten. Wozu dann noch ein Interview? Wozu noch mehr Informationen?

Ganz einfach – hier gibt es ein paar Worte abseits vom Mainstream-Interview unter dem Titel: „edel hineingeschaut“

eWie weit ist dein Weg in den Verlag und wie nutzt du die „Reisezeit“?

Glücklicherweise wohne ich praktisch in Laufnähe und kann so entweder zu Fuß gehen (20 Minuten) und in der Zeit ein Hörbuch hören oder aber mit dem Bus fahren (8 Minuten) und in der Zeit fix meine E-Mails checken. Zum Lesen reicht es leider auf dem eigentlichen Weg nicht, dafür kann ich aber morgens noch länger im Bett bleiben und damit auch beim ersten Tee in den Seiten bzw. bei E-Books in den Bits & Bytes schmökern!

Um welche Zeit findest du dich morgens im Verlag ein?

Wir haben unterschiedliche Bürozeiten, im Normalfall bin ich aber von 10-18 Uhr im Verlag zu erreichen. Je nach Projekt, Meeting oder Jahreszeit (vor der Buchmesse z.B.) geht es aber durchaus gern mal früher los bzw. länger. Den Feierabend nutze ich dann für die vielen Manuskripte, die mir von Autoren und Agenturen zugeschickt werden.

Wer ist schon vor dir da und wer kommt oft zuletzt an?

Die Edel-Familie fasst sehr viele Mitglieder und wir haben insgesamt in Deutschland über 700 Kollegen. Bei edel & electric sind wir aktuell ein Kernteam von vier Mitarbeitern, drei Kolleginnen aus dem Vertrieb und viele Externe für Lektorat, Satz, Covererstellung uvm.. Wie in allen kreativen Bereichen gibt es selten feste Arbeitszeiten und manche Projekte können auch besser im Homeoffice erledigt bzw. abgearbeitet werden. Zudem erleichtern uns die Smartphones und iPads die ständige Erreichbarkeit und all unsere Daten und Projekte sind in verschiedenen Cloudsystemen gespeichert. So kann ich auch mal schnell mitten in der Nacht oder auf einer Geschäftsreise Ideen notieren oder auf die Fragen der Kollegen antworten. Final gesagt sind wir also eigentlich immer anwesend!

eWelche Gedanken toben dir durchs Verlegerinnenhirn, wenn du die heiligen Hallen betrittst?

Ich gehe meist schon kurz nach dem Aufstehen die wichtigsten To-Do’s des Tages durch und beantworte im Bus ein paar Emails, d.h. im Büro bin ich dann im Kopf schon voll drin. Welche Meetings müssen vorbereitet werden, wie sehen die aktuellen Verkaufszahlen aus, welche Verträge müssen in die Kanzlei – alles recht unromantische, aber notwendige Überlegungen. Allerdings sitzt der Verlag direkt am Elbhafen und so hat man dann diese trockenen Gedanken wenigstens bei weltbestem Ausblick und die Verlegerin wird in den Pausen recht schnell zum Deichkind!

Welche Farben haben ebendiese Hallen?

Betongrau. Ach, lassen wir das – wir haben dafür umso buntere Inhalte!

Welche Zeit magst du im Job am liebsten und warum?

So spannend ich die organisatorische Arbeit als Verlegerin finde und natürlich voller Leidenschaft in Finanzmeetings sitze und Businesspläne erstelle sowie Verträge durchgehe (hüstel, tschuldigung, Nachmessehusten) – am liebsten wühle ich mich durch Dutzende Manuskripte, immer auf der Suche nach DEM bestimmten Buch, nach Worten, die bereits auf der ersten Seite begeistern und tauche in den Text ab. Gleich dem Drogensüchtigen auf der Suche nach dem nächsten Rausch, immer bereit alles dafür aufzugeben, nur noch einmal so einen Schatz zu finden, der mich bis ins Mark trifft. Diese Stunden mit der Literatur retten mir mein Leben und ich darf es Berufung nennen.

eWenn du nachdenken willst, begibst du dich während der Arbeitszeit…

Da zitiere ich Bernd Begemann: „Unten am Fluss, unten am Hafen, wo die großen Schiffe schlafen.“ Also direkt vor der Tür, eine halbe Stunde vom Wind durchpusten lassen – danach sind die größten Probleme ganz klein und die Träume wieder da, wo sie hingehören: an die erste Stelle.

Um welche Zeit verlässt du in der Regel den Verlag am liebsten?

Eigentlich gar nicht – tatsächlich arbeite ich mich meist erst am Nachmittag richtig ein und hätte gern eine schicke Penthousewohnung direkt über dem Büro. Aber ansonsten meist zwischen 17-19 Uhr und danach ins „Homeoffice“ zur Manuskriptsichtung.

Welche Frage stellst du dir ab und zu gern selbst?

Jeder Tag beginnt mit vielen Fragen und im Idealfall habe ich zu wenigstens ein paar davon am Ende auch eine sinnvolle Antwort gefunden. Aber Literatur ist Kreativität, hier gibt es meist kein eindeutiges Ja oder Nein, kein Schwarz oder Weiß, damit muss man sich abfinden. Habe ich das Manuskript aus guten Gründen abgelehnt? Hat mein Lektorat dem Autor geholfen? Bekomme ich den Businessplan oder das neue Projekt durch? Wird der Leser den Text ebenso mögen wie ich? Davon habe ich noch hunderte Alternativen, die windschnell durch meine Synapsen fegen und stets Fragezeichen hinterlassen, manchmal findet man keine Antwort und das ist dann auch in Ordnung. Ich weiß, dass ich für mich das perfekte Leben führe. Ich darf mit Literatur arbeiten, meine Stunden sind voll davon. Neben dem Meer und meiner Hundeliebe gibt es keine alternative Leidenschaften und diese darf ich voll ausleben, ich bin gesund und habe tausend Möglichkeiten – vielleicht darf man unter so einen Lebensabschnitt auch einfach still und glücklich einen Punkt setzen.

eDein Verlegerinnenlieblingsmoment?

In Rezensionen lesen, dass dem Käufer bzw. Leser die literarische Reise gefallen hat, auf die wir ihn eingeladen haben. Der Autor schenkt uns viel Vertrauen, sein Herzblut, er arbeitet hart daran, er hat nicht weniger als das verdient und es ist ein ganz besonderer Moment, wenn ich ihm dann solche Rückmeldungen geben darf.

Sollte er schlechte Rezensionen bekommen, dann ist das natürlich seine Schuld und er erhält nie wieder einen Vertrag mit uns – aber das versteht sich natürlich von selbst. (Hier sollte ich wohl auf Anweisung meiner Presseleiterin für den letzten Satz eine Ironiekennzeichnung einfügen.)

Ergänze: Ich fühle mich im Verlag wie…(aber jetzt nicht zuhause 🙂)

Danke, liebe Karla, für deine erfrischenden Worte – so habe ich mir den „Edelblick“ vorgestellt.

Literatwo wünscht dem Edel-Team weiterhin super viel Erfolg und den richtigen buchigen Griff!

Eure

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Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder

Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder
Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder

BINGO! Volltreffer! Dieses Buch ist absolut starker Stoff! Ich bin begeistert, absolut begeistert. Wenn ich die knapp 350 Seiten fast in einem Stück hintereinander regelrecht inhaliere, dann kann sich das Werk aber wirklich etwas drauf einbilden. Besser – die Autorin. Das Fazit muss in diesem Artikel wirklich gleich zu Beginn genannt werden, ich kann mit meiner Begeisterung nicht länger an mir halten.

Die Worte die Sabine Schoder aus ihrer Schreibfeder aufs Papier gezaubert hat, sind einfach grandios. Ihr fahrt in den Urlaub? Ihr wollt einen packenden Roman der voller Humor, Spannung und Liebe strotzt? Dann greift zu Liebe ist was für Idioten. Wie mich. (Fischer KJB)

Nicht nur das bunte Cover (ich liebe es!) und nicht nur der geniale Titel (er könnte einfach nicht besser sein) haben mich gleich zu Beginn fasziniert. Der eindringliche Prolog hat den Startschuss zum Inhalieren gegeben. Als ich Viki das erste Mal begegnete, wusste ich, dass ich sie mögen werde. Sie hat mich mit ihrer Art sofort verzaubert. Wer jetzt denkt, dass sie das brave Mädchen von nebenan ist, was immer nur gute Noten mit nach Hause bringt und aus einem wahnsinnig fürsorglichen Elternhaus stammt, der irrt gewaltig. Viki hat innerliche Narben – sie erzählen ihre Lebensgeschichte. Viki ist aber keinesfalls depressiv, denn davon hält sie ihre beste Freundin Mel, welche ich ebenso gleich ins Herz geschlossen habe, ab. Mel und Viki sind ein Herz und eine Seele. Jede kann schon am Atem der besten Freundin hören, ob es Probleme gibt und es reichen nur Silben aus, um zu wissen, was die andere denkt und fühlt. Keine kann der anderen etwas vor machen. So wie es sein soll, zwischen Freundinnen.

Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder
Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder

So ist es in Vikis Leben allerdings nur in Hinsicht auf ihre beste Freundin. Der Rest ihres Lebens ist nicht wirklich ansehnlich und eine Art mittlere Katastrophe. Ihre Mutter hat sie mit 7 Jahren verloren (Krebs – fuck!), ihr Vater ist seitdem keine Hilfe (Gewalt, Alkohol – shit!) und ihre Zensuren lassen zu wünschen übrig. Obendrauf kommt noch, dass sie von ihrem ersten Freund entjungfert wurde und er sie anschließend verlassen hat – er hat sie allerdings nicht geliebt, sondern hat nur auf das eine spekuliert (Arschloch!). Vollkatastrophe.

Kiffen hilft – her den Joint, Party, Jungs – der nächste Morgen. SHIT! Viki hat die Nacht bei dem Typen verbracht, den sie eigentlich nie angefasst hätte. Jay Feretty. Schon der Name genügt, um ihn zu meiden. Er ist Mr. Schönling, Mr. Ichkannjedehabeundhabejede, Mr. Rockstar, Mr. Weltverbesserer, Mr. Weilichskann und Mr. Ichhabesdrauf. Viki findet ihn einfach lächerlich, nicht wirklich attraktiv und schüttelt den Kopf über die Mädchen, die sich mit ihm einlassen.

„Drogen, Viki, Drogen rauben dir den Verstand.“ (Seite 19)

Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder
Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder

So – jetzt noch einmal von vorn. Viki war wo die Nacht? Richtig – bei Jay. Es müssen mehrere Dinge schief gelaufen sein – zuviel geraucht, Alkohol und überhaupt. Viki kann es kaum glauben und berichtet es Mel. Es ist ihr verdammt unangenehm. Schlimmer ist allerdings, dass Viki immer noch an ihn denken muss. Scheinbar geht es Jay ähnlich. Was will er von ihr? Weiteren Sex? Könnte sie vielleicht schwanger sein? Oder hat sie mit dem Spruch „Ihr Sohn hat ein Drogenproblem“ eine große Problemlawine ausgelöst? Diese Worte hat sich nämlich Jays Mutter entgegen geschleudert.

Viki zweifelt und ihr Leben könnte gerade nicht schlimmer sein. Eine wilde Achterbahnfahrt ist nix dagegen. Die Schule macht ihr Bauchschmerzen, die Aufeinandertreffen mit ihrem Vater sind der Horror, sie kann Mel nicht sagen, dass sie Jay scheinbar nett findet und was macht ihr Herz? Dinge die es nicht tun sollte, jedenfalls nicht bei Jay.

Doch was dann kommt – damit hat Viki nicht gerechnet. Überhaupt nicht…

„Liebe ist was für Idioten. Wie mich.“ – sprüht vor frischer Worte. Es ist einfach wahnsinnig lebensecht geschrieben. Autorin Sabine Schoder kann sich mehr als gut in die fast 18-jährigen Protagonisten hinein versetzen, egal ob männlich oder weiblich. Vor allem Viki ist wahnsinnig grandios dargestellt. Während des Lesens ist man ihr so verdammt nah, als ob man die ganze Zeit neben ihr ist. Ihre Gedanken, ihr wahnsinnig genialer Humor, mit vielen schwarzen Züge, göttlich. Was habe ich gegrinst über ihre Schlagfertigkeit und stellenweise habe ich mir ein paar Sprüche merken müssen, was mir Viki hoffentlich nicht übel nehmen wird.

Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder
Liebe ist was für Idioten. Wie mich. ~ Sabine Schoder

Sabine Schoder stellt hauptsächlich das Thema Liebe und Beziehung in den Vordergrund und doch schiebt sie still und leise andere Lebensbaustellen dazu. Gefühlvoll verbindet sie die Schwerpunkte der jugendlichen Gedankenwelt und thematisiert Verlustängste, häusliche Gewalt und plötzliche unaufhaltsame Veränderungen. Viel mehr möchte ich kaum verraten. Ab und an kann man erahnen, was passieren wird, was vielleicht aber nicht jedem so gehen wird und letztendlich bleibt es bis zum Schluss spannend, ob es überhaupt eine Zukunft für Viki und Jay geben kann.

Einfach durch und durch ein perfekter Jugendroman (den auch Erwachsenen unbedingt lesen dürfen) der unter die Haut geht! Das Leben ist bunt – lest los!

„Ich denke plötzlich, das Leben ist nicht schwarz, sondern bunt. Ich war nur farbenblind.“ (Seite 256)

Lest euch durch dieses Werk – ihr werdet keine Lesesekunde davon bereuen. Wer Jojo Moyes liebt, wird Sabine Schoder ebenfalls lieben! Darauf könnt ihr Gift (sagen wir einen literarischen Drink) nehmen!

Eure

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Realismus: Endlich ist 1 + 1 = 2

Realismus
Realismus

Endlich, endlich konnte ich mich einer meiner Lieblingsepochen zuwenden, dem Realismus.

„Die realistische Dichtung löste in Deutschland seit etwa 1850 die romantische ab. […] Das Leben wurde gezeigt, wie es ist, nicht, wie es nach den Klassikern sein sollte, nicht wie die Romantiker es erträumten.“[1]

Genau das liebe ich an dieser Epoche: sie bildet die Wirklichkeit ab, ohne großen Schnick-Schnack, präzise, auf den Punkt und dennoch so tiefgreifend, dass man sich in diesen Werken geradezu verlieren kann, allen voran natürlich im Werk Fontanes. Wie kein zweiter vereint der gelernte Apotheker so viele verschiedene Genre meisterhaft in seinem künstlerischen Schaffen.

Realismus
Realismus

Wer kennt sie nicht, die so traurige Ballade des tapferen Steuermannes „John Maynard“. Als mein Deutschlehrer diese in der 7. Klassen vortrug, standen mir die Tränen in den Augen, so ergriffen war ich. Vielleicht wurde da der Grundstein gelegt für meine Liebe zu Fontane gelegt. Besiegelt wurde diese aber dann, als ich seine wunderbaren Frauenfiguren kennenlernen durfte, die tragische Effie Briest und die großartige, willensstarke, unglaublich modern anmutende Lene aus „Irrungen, Wirrungen“, einem meiner liebsten Fontane-Romane.

Dieses Jahr habe ich mich nun einem mir bisher weitgehend unbekannten Schaffensgebiet Fontanes zugewandt, der Reiseliteratur. In dem kleinen Büchlein „Im Paris des Nordens“, das alle Texte über seine Reisen nach Kopenhagen und Dänemark vereint, habe ich einen ganz neuen Autor kennengelernt. Einen scharfsinnigen und z.T. auch scharfzüngigen Beobachter, einen präzisen Kriegsberichterstatter, der ohne überbordenden Patriotismus gesellschaftliche Zustände schildert, einen enthusiastischen Kunstliebhaber, der detailliert jede Kirche beschreibt und vor allem einen wundervollen Landschaftsillustrator.

Realismus
Realismus

„Man sieht nur, was man weiß.“(S.206) Treu nach dieser Devise reist Fontane durch ehemalige Kriegsgebiete, besucht Kopenhagen oder auch Frederiksborg. Seine Schilderungen lesen sich allesamt sehr flüssig, was ungewöhnlich ist, da es sich um Texte unterschiedlichen Genres, zu unterschiedlichen Zeiten verfasst, handelt. Aber genau daran erkennt man wieder den meisterhaften Schriftsteller, der alles wie aus einem Guss wirken lässt.

Eine weitere dichterische Größe des Realismus ist ohne Zweifel Friedrich Hebbel, schuf er mit „Maria Magdalene“ das erste soziale Drama überhaupt, ein Drama, welches den Konflikt in der bürgerlichen Gesellschaft selbst entwickelt und nicht aus Standesunterschieden evoziert. Doch es war nicht das dramatische Werk, was mich interessiert, sondern das lyrische. Während des Schmökerns darin, stieß ich auf dieses poetische Kleinod. Schöner geht’s fast nicht mehr.

Realismus
Realismus

Ich und Du[2]

Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht.
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich Eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in Eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

Euer realistisches Lesebienchen

[1] aus: Deutsche Literaturgeschichte. hrsg. von Haerkötter/Trautmann. Winklers 2008, S. 98/99

[2] aus: http://www.gedichte.levrai.de/gedichte_von/hebbel_friedrich_hebbel_gedichte.htm, Stand 12.09.2015

Leseparty – ich bin dabei!

 Leseparty ~ Primaballerina´s books

Leseparty ~ Primaballerina´s books

Ihr seid traurig, weil ihr nicht zur Frankfurter Buchmesse könnt? Ich auch. Es geht uns also ähnlich und eigentlich haben wir keinen Bock auf Party. Aber wollen wir trotzdem feiern?

Eine Buchparty? Aber klaro doch! Ihr müsst auch nicht tanzen, falls ihr das vermutet, wenn ihrPrimaballerina´s books lest. Aber buchig tanzen wäre doch auch eine fetzige und neuartige Idee? Habt ihr Lust?

Heute startet die große Leseparty und zwar auf Facebook, twitter, Instagram und hier und da auf einigen Literaturblogs. Wo genau jetzt? Und nur einen Tag Party?

Schaut am besten gleich mal bei der lieben Primaballerina vorbei, dort gibt es eine Blogliste mit allen feierwütigen Teilnehmern. Ich habe mich schon durch die Blogs geklickt und konnte einige neue literarische Gesichter entdecken. Die Anzahl der Partygäste wächst und ihr könnt euch jederzeit noch melden.

Du hast kein eigenes Blog? Kein Problem, dann klinke dich über twitter und Facebook #Leseparty – die Alternative zur #fbm15 mit ein. Benutze am besten den Hashtag #Leseparty und berichte über dein aktuelles Buch, gib deine buchigen Gedanken preis, diskutiere über literarische Themen und lerne neue Literaturgesichter kennen. Wie klingt das?

Und natürlich geht die Party nicht nur einen Tag. Bis Sonntag 18 Uhr könnt ihr buchig feiern und zwar rund um die Uhr, so lange eure Augen mitlesen.

Ich selbst nehme zum ersten Mal teil und bin gespannt, wie die Party wird. Mal sehen wie ich es zeitlich schaffe, denn im Job und während einiger Freizeittermine kann nicht gefeiert werden, aber positiv denken und auf das Buch – richtig?

Los geht es – auf eine richtig buchig-genial-literarische Leseparty!

Die Stellung
Die Stellung ~ Meg Wolitzer

#Leseparty – Update: 15.10.2015 – 17.30 Uhr

„Ganz untypisch heute mal ein Gruß aus der Mittagspause. Die Leseparty ist gestartet und ich werde mich mal ein paar Minuten einklinken. Hier geht es zu meinem Beitrag – dieser wird immer wieder aktualisiert.“

-> Diese Worte und dieses Bild habe ich heute Mittag gepostet. Jetzt hier ein kurzes Update der Fragen des Tages. Ich bin gerade vom Job zurück und nehme mir nun ein paar Partyminuten:

Aufgabe 1: Welche Bücher habt ihr als Partybegleitung gewählt?

So richtig ausgewählt habe ich nicht, sondern ich lese einfach in „Die Stellung“ weiter, welche ich am 12.10. begonnen habe. Ich mag es bisher sehr. Wollt ihr mal reinschnuppern? Dann guckt mal hier im 365-Tage-Projekt dort könnt ihr ein paar Sätze lesen. Und wenn ich damit doch vor Sonntag fertig bin, dann ist ein Buch aus dem Artikel Buchiger Leseherbst dran.

Aufgabe 2: Mit welchem Autor oder welcher Autorin würdet ihr liebend gerne mal einen Kaffee trinken gehen?

Die Antwort fällt mir reicht leicht und ich denke, dieses Kaffee trinken könnte sogar irgendwann real werden. Ich würde mich auf eine Tasse und ein richtig schönes Gespräch mit der lieben Jana Frey treffen wollen. Ich habe sie im März in Leipzig auf der Buchmesse bereits treffen können und ein Interview mit ihr geführt. Ich liebe ihr Werk „Liebeskinder“ und könnte immer noch mit ihr darüber plaudern. Zudem ist ihre Vita super spannen und ich glaube Jana hat noch viel zu erzählen. Viel Spaß beim Lesen des Interviews – es lohnt sich und das Werk erst RECHT!!! Ja – ich muss das hier noch einmal erwähnen. Auf der Messe wurde mir nachgesagt, dass ich den Liebeskinder-Virus verbreitet – gut so 🙂

Kuscheliger #Leseparty Leseabend
Kuscheliger #Leseparty Leseabend

#Leseparty – Update: 16.10.2015 – 17.30 Uhr

Gestern Abend habe ich noch ein ganzes Stück im Wolitzer Werk gelesen und mich an mein Buchkissen gekuschelt. Einig von euch fragten, woher ich es habe. Meine Ma hat es mir geschenkt. Ich mag es sehr und es kommt aus dem Handarbeitsfachgeschäft, in dem sie arbeitet.

Und heute? Heute habe ich noch keine Zeile gelesen und heute wird es auch mit dem Lesen nicht wirklich werden. Es gibt noch einige Dinge zu erledigen und ich bin mehr oder weniger gerade auf dem Sprung. Aber ich durfte gerade telefonisch an der Buchmesse teilhaben. Das hat mich echt gefreut und doch macht es mal wieder traurig, nicht vor Ort zu sein. Hach…

Bücherwand im Wohnzimmer
Bücherwand im Wohnzimmer

A3: Auf der Messe werden vor allem die vielen, vielen Bücher und Bücherwände bewundert – das können wir doch auch! Macht einfach ein Bild oder mehrere von euren Büchern, Bücherregalen, Bücherstapeln – ganz wir ihr wollt!

Eine Frage gibt es von der lieben Primaballerina schon und die werde ich natürlich gleich in Form eines Bildes beantworten. Leider ist es draußen schon wieder düster und das Bild dementsprechend nicht so schön, wie bei Tageslicht, aber ihr könnt schon einen Ausschnitt der Wohnzimmerbuchwand erkennen. Es gibt noch viel mehr Bücher, denn es geht eine Regalreihe komplett unter der Decke im Wohnzimmer lang. Zudem gibt es noch zwei Wände mit Regalen von oben unter der Decke, bis runter auf den Fußboden und es gibt noch einen Raumtrenner mit Regalen in denen ebenfalls Bücher wohnen und vor allem aber auch buchige Deko. Dies auf einem Bild festzuhalten ist schwer.

Fazit: Ich brauch ein größeres Wohnzimmer…

Buchhandlung Findus ~ Literatwo-Schaufenster
Buchhandlung Findus ~ Literatwo-Schaufenster

#Leseparty – Update: 17.10.2015 – 19.30 Uhr

Jetzt komme ich endlich mal wieder zum Aktualisieren. Der Samstag neigt sich schon seinem Ende zu, aber die Lesezeit steht mir noch bevor. Gestern habe ich nicht mehr wirklich viel gelesen, außer ein paar wenige Seiten im aktuellen Roman und ein paar Seiten im Flow Achtsamkeitsbuch. Dieses werde ich euch noch vorstellen.

Heute hatte ich schon ein ganz besonderes Erlebnis. Ich war in Tharandt in der Buchhandlung Findus und habe dort mein eigenes Schaufenster bekommen. Ab sofort darf ich dies immer mit literatwoischen Empfehlungen bestücken und heute war der erste Versuch. Es ist ein wenig voll und vielleicht auch zu bunt und vielleicht noch nicht perfekt, aber es kommt von Herzen. Es gibt so unglaublich viele Bücher die gezeigt und empfohlen werden wollen. Aber jeder Versuch wird besser und es gibt schon so einige Ideen, die bald umgesetzt werden.

Wie gefällt euch das Schaufenster denn?

Stadionmagazin "Kreisel" - Dynamo Dresden
Stadionmagazin „Kreisel“ – Dynamo Dresden

Anschließend war ich im Stadion. Nach langen Siegesserien muss es auch mal eine Niederlage geben. Wer nicht kämpft, kann nicht gewinnen. Denkt ihr im Stadion kann man nicht lesen? Oh, DOCH – und zwar im Stadionmagazin. Dafür ist die Halbzeit doch da. 🙂

Nun zu den Fragen der lieben Primaballerina:

A4: Erzählt mal, wie sieht eure Blog-Routine aus – habt ihr bestimmte Tage/Zeiten, an denen ihr bloggt? Schreibt ihr Rezensionen gleich nach Beenden der Bücher oder erst später?

Bloggen wird wohl nie zur Routine – oder? So mein erster Gedanken. Es gibt Tage, da fließen die Wörter nur so durch die Rezensionsfinger und diese Tage nutze ich zum Schreiben. Mein Wunschgedanke ist es immer schon während des Lesens, gleich nach dem Beenden des Werkes, eine Rezension zu verfassen. Ab und an gelingt mir das nur leider nicht. Momentan hat es sich so eingebloggt, dass ich immer dienstags und donnerstags eine Rezension veröffentliche und sonntags versuche ich mich an einer Kolumne oder an einem Wochenrückblick. Letzteren habe ich ein wenig zurück gestellt, da mir die kleinen Schreibübungen einfach besser gefallen.

A5: Was darf euch so beim Lesen begleiten? Schokolade oder Kekse, Tee oder Kaffee, Musik oder keine Musik – erzählt uns von euren Lese-Begleitern!

Mein Lieblingsgetränk ist wohl Kaffee. Alle die mich kennen, wissen dies und darum begleitet mich wohl häufiger die Tasse Kaffee. Tee trinke ich auch recht gerne, aber Kaffee geht vor. Schokolade – lecker. Ich liebe Schokolade und ja, klar gibt es hin und wieder ein oder zwei oder drei oder ach, ihr wisst schon viele Stücke zum Roman dazu. Logisch. Musik höre ich eher weniger zum Lesen. Im Hintergrund läuft ggf. mal der Fernseher – ich kann auch gut kombinieren oder die Playstation oder so. Mich stört es nicht, wenn mein Mann TV guckt oder zockt. Ich mag es eher, denn ganz im Stillen lese ich eher selten. Zudem begleiten mich immer jede Menge bunte Klebezettel, da ich in den Werken bestimmte Sätze für immer markieren mag. Lesezeichen gehören ebenso dazu – normale und auch magnetische. Durch mein 365-Tage-Projekt nehme ich diese täglich.

Jetzt geht es zwischen die Seiten – ich versuche mich mal parallel in Twitter und Facebook auszutoben. Achso…vorher noch Pizza 🙂

Kaffee & stöbern
Kaffee & stöbern

#Leseparty – Update: 18.10.2015 – 20 Uhr

Der Sonntag und auch die Leseparty neigen sich dem Ende. Was gab es heute für schöne Seiten? Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht so viel gelesen, dafür war ich viel unterwegs. Ich habe die Reifen am Auto gewechselt und ich war bei meinen Eltern und habe mit Mama die neue Flow angesehen. Zudem war ich ausgiebig an der frischen Luft. Kopflüften tut immer gut und spazieren sowieso. Nun werde ich vom Mann bekocht und danach geht es aufs Sofa mit Buch natürlich. Ich freue mich auf ein paar Lesestunden, bevor der Montag wieder naht.

Die heutige Frage beantworte ich aber noch – logo!

A6: So viele Blogs haben bei der #Leseparty mitgemacht – und tun es immer noch – welche neuen Blogs und Blogger habt ihr entdeckt? Welche Posts gefallen euch besonders? Stöbert euch durch!

In den letzten Tagen habe ich mich immer und immer wieder auf den anderen Blogs umgesehen. Einige kannte ich schon und besuche ich regelmäßig, aber auch einige neue sind mir unter die Bloggerfinger gekommen. Damit die Liste nicht zu lange wird, habe ich mich mal auf vier Blogs beschränkt. Das Auge liest mit und bei diesen Blogs habe ich mich gern umgesehen und werde immer mal wieder schauen, was es für neue Beiträge gibt:

A touch of Paper – sehr übersichtlich und cool Header über den Artikeln

Buchstabentraeumerei – auch hier gefällt mir das Design sehr und unser Lesegeschmack ist sehr ähnlich

Frau Hauptsachenbunt – schon oft hab ich ihren Namen gehört, nie hab ich bisher gestöbert. Nun habe ich mich ausgiebig umgesehen und ggf. mache ich bei ihrem Literaturplausch mal mit

Nur lesen ist schöner – bei der lieben Stephanie gefallen mir die Kinderfreuden so gut. Echt niedlich!

Ein dickes DANKE an die liebe Primaballerina! Es hat mir echt viel Spaß gemacht, mit euch die Leseparty zu feiern. Die nächste Messe findet dann aber mit uns statt!

Einen schönen Leseabend!

Eure

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Schnee im Sommer?

Der Sommer, in dem es zu schneien begann ~ Lucy Clarke
Der Sommer, in dem es zu schneien begann ~ Lucy Clarke

Schnee im Sommer? Es kann im Sommer schneien, es kann sogar richtig eisig kalt werden und es kann dir sogar den Boden unter den Füßen wegziehen, wenn es hart auf hart, eisig auf eisig kommt.

Eva und Jackson sind glücklich verheiratet. Die Liebe ist fest und frisch und das Wochenende soll eine kleine Auszeit sein, in der beide neue Kraft tanken wollen. Die letzten Tage waren stressig und die Küstenluft soll entspannen. Jackson macht sich früh zum Angeln auf, während Eva sich noch einmal umdreht, um auszuschlafen.

Als sich Eva aufmacht, um zu Jackson ans Meer zu gehen, wird sie schnell mit der Tatsache konfrontiert, dass es einen Unfall gegeben hat. Ein Angler ist ins Meer gestürzt, unauffindbar. Jackson. Ihr Ehemann.

„Es war, als würdest du in mein Innerstes fassen und einen Schmerz lindern, von dem ich gar nicht gewusst hatte, dass er existiert.“ (Seite 80)

Die wohl schwärzesten Tage ihres Lebens, brechen für Eva an. Sie ist verzweifelt, sie steht am Rande des eigenen Lebens und ihr Mut und ihre Hoffnung bewegen sich auf den Nullpunkt zu. Ein weiter Flug in Jacksons Heimat soll ihr neue Kraft geben. Sie wollte damals schon mit ihm auf die australische Insel Tasmanien fliegen, um seine Familie kennen zu lernen. Dies konnten beide allerdings nie realisieren. Jetzt, nach dem schweren Unglück, will Eva die Menschen treffen, die ihn schon viele Jahre vor ihr kannten. Sie will sehen, wo er aufgewachsen ist, seinen Bruder und seinen Vater treffen. Bisher hatte sie nur Briefkontakt nach Tasmanien. Mit ihrer Freundin Callie macht sie sich auf die Reise, die ihr Leben erneut erschüttern soll.

Der Sommer, in dem es zu schneien begann ~ Lucy Clarke
Der Sommer, in dem es zu schneien begann ~ Lucy Clarke

Das Eva in Tasmanien nicht mit ausgebreiteten Armen empfangen wird, hätte sie nicht erwartet. Auch das Jacksons Tod so gut verkraftet wird, hätte sie nicht gedacht. Eva fühlt sich einsam und allein. Doch was sie dann erfährt, fühlt sich für sie an, wie Schnee im Sommer. Ihr Mann Jackson hat einiges vor ihr verborgen gehalten. Hat er sie überhaupt geliebt? Eva steht vor einem Scherbenhaufen, der facettenreicher kaum sein könnte…

„Das war das Schlimmste – das Allerschlimmste -, was passieren konnte. Ich hatte die Person verloren, mit der ich mein Leben teilen wollte. Aber es war gar nicht das Schlimmste“  …“Das Allerschlimmste ist – dass ich jetzt auch noch meine Vergangenheit verloren habe.“ (Seite 198)

Mit dem Roman „Der Sommer, in dem es zu schneien begann aus der Schreibfeder Clarks, habe ich schon eine ganze Weile geliebäugelt. Positive Stimmen sind von einigen Seiten in mein Leserohr gedrungen und letztendlich hat meine Mama das Werk gekauft und auch gleich innerhalb kürzester Zeit gelesen. Eigentlich lese ich die Romane zuerst und sage ihr dann, ob es sich lohnt oder nicht, da meine Mama ein anderes recht zeitintensives Hobby hat. Hier war es andersrum und ich musste natürlich wissen, was Mama bewegte, also zögerte nicht lange und stürzte mich förmlich zwischen die Wellen.

Cover, Titel und Inhalt könnten hier wirklich nicht stimmiger sein, wie ich finde. Die Wellen durchziehen das Werk nicht nur thematisch, sondern auch gefühlsmäßig. Es geht hoch und runter, der Leser wird hin und her geschaukelt und an einigen Stellen wird er schier untergetaucht. Es wird nach Luft gejapst, es wird gerudert und gepaddelt und das Schlucken von Wasser bleibt nicht aus.

Der Sommer, in dem es zu schneien begann ~ Lucy Clarke
Der Sommer, in dem es zu schneien begann ~ Lucy Clarke

Den Einstieg ins Werk habe ich mir nicht so rasant vorgestellt. Allgemein muss ich sagen, dass ich dieses Tempo nicht erwartet hätte. Es gab natürlich auch ein paar zähle Stellen, aber größtenteils laß sich das Werk wie ein rasanter Kriminalfall.

Kriminalfall? Was habe ich eigentlich überhaupt hinter dem recht harmlos wirkenden Cover mit dem doch recht geheimnisvollen Titel erwartet? Ich habe einen Roman erwartet, der tiefgründig ist und mich mit Überraschungsmomenten konfrontiert. Diese Erwartungen wurden erfüllt und doch waren es mir vielleicht sogar zu viel Überraschungen, zu viel Handlung, zu viele spektakulär verwobene Lebensmomente. Ich weiß nicht, warum ich nicht nur in lobenden Worten sprechen kann, denn im Grunde hat der Roman alles, was ein guter Roman braucht, inklusive außergewöhnlicher Erzählperspektive.

Eva ist eine Hauptprotagonistin, die dem Leser viel abverlangt. Viel Gefühl, viel Geduld, aber auch viel Glaube. An einigen Stellen habe ich an ihr gezweifelt und ein wenig die Sympathie zu ihr verloren. Doch dann konnte sie mein Herz zurück erobern und mich davon überzeugen und erinnern, dass wir gerade in den dunklen Lebensmomenten nicht wir selbst sind und teilweise zu gutgläubig und naiv sind.

Wer sich zwischen die Wellen wirft, wird rätselgeschwängerte Luft atmen können, Lebenslügen zu spüren bekommen, mit dem Vertrauen kämpfen und Liebe leben…

Eure
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Buchiger Leseherbst

Leseherbst - die nächsten 3?
Leseherbst – die nächsten 3?

Kolumne 26: #Leseherbst

Guten Morgen liebe Literatwo-Leser,

ich freue mich, dass ihr da seid und ich schreibe heute gleich schon früh ein paar Zeilen. Danach muss ich mich der Steuererklärung widmen. Ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie die Vorfreude schon in mir tobt. Echt jetzt.

Jeden Sonntag versuche ich euch mit einer kleinen Kolumne (oder so etwas Ähnlichem) zu erfreuen. Es tut mir gut, ein paar Zeilen so frisch und locker aus dem Leben herunter zu schreiben. Als ich euch in den letzten Tagen fragte, was euch interessiert, kam als Antwort: Herbstbücher. Letzte Woche wollte ich euch meine buchigen Neuzugänge zeigen, doch mich hat es volle Kanne ins Bett gepackt und ich war unfähig, überhaupt zu lesen. Nun habe ich mir in den letzten Tagen überlegt, dass ich euch am „Buchdrama“ des Herbstes teilhaben lassen. Es wird auf jeden Fall ein Leseherbst, nur die Zeitfrage steht wie immer aus.

Die Bücher vermehren sich wie die herabfallenden Blätter von den Bäumen! (der Mann sagt: aber das ganze Jahr über schon!). Wie seht ihr das? Hier stapeln sich die Bücher und ich hoffe nur, dass ich immer die Wohnungstür aufbekomme, um mehr hineinlassen zu können. Lach.

Jedenfalls habe ich mir für diesen Artikel drei Werke ausgesucht, die mit euch in Verbindung stehen bzw. welche ich in den nächsten Tagen bevorzugen möchte. Es gibt dazu ein paar kleine Geschichten, die ich kurz anerzählen mag.

Auf dieses Werk freue ich mich schon sehr. Das erste Werk aus der Feder von Rowan Coleman habe ich ungefähr vor einem Jahr im Krankenhaus gelesen. Mir ging es zu der Zeit nicht wirklich gut, aber Einfach unvergesslichkonnte mich vom Schmerz ablenken und in eine andere Welt entführen. Als ich auf Facebook und auf Instagram ein Bild mit dem Werk postete, kamen gleich viele begeisterte Leseaufrufe. Die Begeisterung ist groß und bestärkt mich, es bald zu lesen. Ich freue mich drauf.

Kennst du es schon?

Auch von Inés Garland kenne ich schon einen Titel. Ihr wahnsinnig starkes Werk Wie ein unsichtbares Band“ ist mir noch gut in Erinnerung. Es wurde zudem 2014 mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und den hat es mehr als verdient. Jetzt, Ende Oktober, erblickt ihr neues Werk das Licht der Buchwelt. Das Gefühl, es gerade hier neben mir liegen zu sehen, ist richtig schön und ich denke, es wird wohl gleich heute noch angelesen. Zumindest sagt das meine innere Leseuhr gerade. Ich kann mir nicht vorstelle, dass mich Garland enttäuschen wird. Sie schreibt einfach zu eindringlich, zu gut.

Kennst du bereits „Wie ein unsichtbares Band“? Es erscheint Ende Oktober als Taschenbuch!

Zu diesem Werk gibt es ein wenig mehr zu erzählen. Als ich letzte Woche in der Buchhandlung Findus war, fiel mir das Werk in die Hände. Es juckte mir sehr in den Fingern, es mitzunehmen. Allerdings dachte ich an die vielen Werke, die in den heimischen Regalen wohnen und blieb richtig tapfer. (sehr selten) Zuhause ging mir das Werk allerdings weiterhin nicht aus dem Kopf und ich klickte mich auf das Bild der lieben „Bibliophilin“ – guckt euch mal bei ihr um! – und sah, dass sie es nach dreimaligem Versuch aus der Hand legte. Eigentlich erhoffte ich mir ihre positive Meinung. Kurzerhand schrieb sie mich an, ob ich es haben und lesen mag. Echt jetzt? Ja, aber na klar. Also war Schluss mit meiner Tapferkeit und ich überhörte alle Mahnrufe der anderen Werke und gab grünes Licht. Seit gestern nun wohnt das Werk hier und ich bin gespannt, ob ich ebenfalls abbreche oder ob es mich fasziniert.

Habt ihr euch schon mit der Stellung auseinander gesetzt? Macht euch der Titel neugierig?

Nun zur Steuererklärung und anschließend zwischen die Seiten. Es würde mich freuen, wenn ihr Lust habt, im Kommentarfeld zu plaudern.

Eure

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Die wilde Ballade vom lauten Leben

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

Meistens denke ich mir für die Überschriften der Rezensionen etwas Besonderes aus, etwas, was die Seele des Buches pointiert. Diesmal musste ich nicht lange grübeln, denn der Titel des neues Romans von Joseph O‘ Connor sagt alles. Dieses Buch ist laut wie Punkrock, elegisch und poetisch wie die schönste Ballade und voller Leben.

Erzählt wird die fiktive Geschichte einer Bandkarriere aus den 80er Jahren. Aus der Sicht des ehemaligen Gitarristen der „Ships“, so der Name der Band, werden Aufstieg, Höhepunkte und die Niederlagen einer Rockband geschildert. Alles schon mal dagewesen, nix Neues könnte man jetzt denken. Doch weit gefehlt, denn Joseph O‘ Connor verbindet in seinem Roman die Geschichte einer Band mit der Geschichte einer außergewöhnlichen, zutiefst berührenden Freundschaft.

Robbie und Fran lernen sich in der Schule kennen. Anstatt die Schulbank zu drücken oder später an der Uni Vorlesungen zu besuchen, erkennen beide schnell ihre gemeinsame Liebe zur Musik. Schnell sind Gitarren und Verstärker gekauft und es kann losgehen. Die ersten Versuche sind noch sehr zaghaft, doch schnell zeigt sich ihr musikalisches Talent. Vor allem Fran, der spätere Frontman der „Ships“ entwickelt eine gigantische Singstimme, die seine geheimnisvolle Aura nur noch vergrößert. Gemeinsam geben die beiden Freunde erste Straßenkonzerte und die Band vergrößert sich, die Geschwister Trez und Seth kommen hinzu. Nun heißt es, durch Bars tingeln, in versifften Hotels schlafen oder, wenn die Kohle nicht reicht, gar unter freiem Himmel. Doch das ist egal, denn sie wollen Musik machen, nichts anderes zählt. Und endlich stellt sich der erhoffte Erfolg ein…

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

Ja, „Die wilde Ballade vom lauten Leben erzählt sicherlich eine typische Geschichte von den Höhen und Tiefen des Rock`n Roll. Es wird gejammt, gesoffen, geliebt und leider auch zu harten Substanzen gegriffen.

„Ein Song hüllt dich ein, hat eine Membran, durch die du schauen kannst, und verändert den Blick und das Licht.“ (S. 379)

„Hätte ich all das nocheinmal zu tun, kann ich nicht versprechen, dass es anders liefe, denn in meinem Herzen war ein Unglück, das mich zur Musik hintrieb, und was kann ein so Getriebener schon ausrichten?“ (S. 49)

Vor allem Fran zeigt sich dem Leser als ein Getriebener, ein Heimatloser, aus Vietnam, adoptiert, misshandelt. Eine charismatische Person, die niemanden so richtig an sich heran lässt, auch den Leser nicht, Einzig Robbie scheint sein Bezugspunkt zu sein. Sein bester Freund, dem er das Herz brechen wird.

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

Die Schilderung dieser Freundschaft ist es vor allem, die das Buch so einzigartig werden lassen. Ja, vielleicht hat O`Connor hier die kongenialen Rockduos Jagger/ Richards oder Lennon/ Mc`Cartney sich zum Vorbild genommen, aber er beschreibt diese tiefe Freundschaft der beiden Musik-Getriebenen so tief und gefühlvoll, dass es mir an mehreren Stellen die Tränen in die Augen getrieben hat.

„Es war, als liefen wir in einem Konfettisturm aus Songfetzen und geborgten Hoffnungen. Unseren Frust oder unsere Selbsterkenntnis in Musik auszudrücken, wurde zu unserem einzigen Daseinszweck.“ (S. 49)

Und in diesem Zitat zeigt sich ein weiterer Grund, warum dieses Buch trotz vermeintlich durchschaubarer Gesichte so genial und außergewöhnlich ist: O`Connor kann wahnsinnig gut schreiben, witzig, pointiert und gnadenlos beschreibt und analysiert er. Seine Zeilen graben sich tief in die Leseseele, so wie diese über eine der ersten Bandproben.

„Wären die Reiter Apokalypse in diesem Moment die Rutherford Road hochgekommen, ich glaube, wir hätten ihre finsteren Ärsche zurück in die Hölle befördert, oder besser noch, ihnen Eintritt abgeknöpft. Trez griff zur Geige und entlockte ihr ein Kreischen, dass ich am liebsten die Gitarre in Jimmys Vitrine gerammt und jedes Stück Waterford im Raum geköpft hätte.“ (S. 90)

Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor
Die wilde Ballade vom lauten Leben ~ Joseph O´Connor

„Die wilde Ballade vom lauten Leben“ ist ein absoluter Lese-, aber auch Hörgenuss, denn O`Connor schafft es, die Musik hörbar zu machen. Und dass ich so manches Mal beim Lesen kurz davor war, nach den „Ships“ zu googeln, um dann immer wieder enttäuscht feststellen zu müssen, dass die Band „nur“ erfunden ist, beweist einmal mehr O`Connors Musikverständnis und schriftstellerisches Talent.

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Der Garten über dem Meer – ein Wiederfühlen des Großen Gatsbys

Der Garten über dem Meer von
Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda

„Und jetzt? Wohin geht man, wenn man einen Roman von Merce Rodoreda ausgelesen hat? Man verweilt, schwärmt, möchte aus der Sphäre nicht entlassen werden – denn er ist nicht ausgelesen. Er steht noch im Raum. Wie nach einer Begegnung mit Charme fühlt es sich an.“ (S. 225)

So beginnt das Nachwort von Roger Willemsen zu Der Garten über dem Meer(mare), dem erstmals ins Deutsche übertragenen Roman der großen katalanischen Autorin Merce Rodoreda.

Was bleibt? Ein Hauch des Duftes aus dem Garten? Das Rauschen des Meers, das unweit der Villa an den Strand spülte? Das Gläserklirren der mondänen Partys?

Ja, all dies bleibt und noch viel mehr. Dieser Roman hallt nach, lange lassen die leuchtenden Bilder das innere Leserauge nicht los. Man möchte unbedingt wieder zurück in den Garten und das Leben der Schönen und Reichen weiter beobachten, denn das ist der Clou dieses Romans, man ist nicht mittendrin, sondern nur eine Randperson. Erzählt wird aus den Erinnerungen des Gärtners, der sechs Jahre beschreibt, in denen ein junges Paar die Sommermonate in der Villa am Meer verbracht.

Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda
Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda

„Selbst wenn wir Gärtner ein bisschen anders sind als andere Leute, weil wir mit Blumen arbeiten, so arbeiten wir doch auch mit der Erde. Das eine gleicht sozusagen das andere aus. Aber bei ihr, ich meine, bei der Senyoreta, war es, als hätte man nur mit Blumen zu tun.“ (S. 13)

Ausschnitt- und somit auch bruchstückhaft sind die Erinnerungen des Gärtners. Doch gerade darin liegt der Reiz des Romans, muss man als Leser doch entstandene Leerstellen selbst versuchen zu füllen und sich damit abfinden, dass manche Fragen nicht geklärt und manche Geheimnisse eben nicht enthüllt werden können.

Sechs Jahre lang verfolgen wir die Geschehnisse in den Sommermonaten um Rosemaria und ihren Mann Francesc. Als dann noch Eugenie, Rosemarias eigentliche Liebe plötzlich auftaucht, spitzt sich die Dramatik immer mehr zu.

Eindringlich beschreibt Rodoreda die 20erJahre der Ära vor Franco, einer Ära, die im Begriff ist zu sterben, deren Dekadenz sich spiegelbildlich in der des jungen Paares zeigt. Verlust und Einsamkeit sind wiederkehrende Themen des Romans.

Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda
Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda

„Auch das gehört zum Innenleben dieses Buches: Zwar wird viel geredet, jede Figur aber hütet ihre eigene Einsamkeit. (S. 237)

Und immer wieder wartet man in dieser glanzvoll-melancholischen Atmosphäre, in der alles möglich scheint und dennoch so wenig gelingt, auf den Auftritt des großen Gatsby. Wie kein anderes Buch schafft es „Ein Garten über dem Meer“ dieselbe Atmosphäre wie der große Roman Fitzgeralds aufzubauen, ohne nachahmend zu wirken. Über beiden Werken liegt ein dichter Nebel aus Parfümwolken, Alkoholdunst, Partygelächter, ein diffuser Nebel, der an manchen Stellen undurchdringlich ist. So wie Gatsby seine Daisy anbetet, so liebten sich Eugenie und Rosemarie. In beiden Fällen stehen wir als Leser dazwischen, ob nun an der Seite des Gärtners oder Nick Carraways, wir erleben nur ausschnitthaft die große Tragik dieser Liebesgeschichte mit, können nur vermuten, ahnen, denn die Perspektive der Liebenden bleiben uns verwehrt. Wir sind Beobachter, Zuschauer.

Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda
Der Garten über dem Meer ~ Merce Rodoreda

„Der Garten über dem Meer“ ist ein stimmungsvoller, großartiger Roman, in dem man schwelgen kann und mit dem man vor allem herrliche Partys miterleben kann. Wenn auch nur am Rand, aber was solls.

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