Monat: November 2015

Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther

Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther
Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther

Karl-Heinz war in der Regel kein sehr beeindruckbarer Mensch. Doch als er das Werk zum ersten Mal gesehen hatte, bekam er eine Gänsehaut. Einige Tage, bevor sich ihr Leben von den Füßen auf den Kopf stellte, hatte Sigi ihm erklärt, dass er schon seit längerem ein Pendant dazu plante: Das Bild der Zeit.

2010. Sigi ist ein begabter Künstler, glücklich verheiratet aber pleite. Karl-Heinz ein erfolgreicher Antiquitätenhändler, der genug Geld hat und die Frauen schnell wechselt. Trotz der Unterschiedlichkeit sind die beiden Freunde. Eines Abends, nach einigen Flaschen Wein spekulieren sie darüber, ihre Leben für eine Woche zu tauschen. Kaum ausgesprochen, kommt ein Fremder an ihren Tisch, der ihnen verspricht, ihren Wunsch zu erfüllen.

Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther
Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther

1941. Kamila ist eine junge Polin, die von den Feldern weg, nach Deutschland gebracht wurde, um dort als Ostarbeiterin zu dienen. Während sie in der Fabrik Feldstecher zusammenbaut, wird nicht nur ihr Vorarbeiter auf sie aufmerksam, sondern auch ihr Chef. Der eine beschuldigt sie der Sabotage, der andere findet sie faszinierend.

Die Geschichte besteht aus den zwei Erzählsträngen, die in den angegebenen Jahren spielen. Zu Beginn ist nicht ersichtlich, wie sie zusammenpassen. Die Erzählungen werden erst am Ende des Buches zusammengebracht und eine schlüssige Erklärung für die Zusammenhänge gegeben. Auch das „Bild des Raumes“ und das „Bild der Zeit“, die im Klappentext und Titel vorkommen, tauchen erst langsam auf. Vorerst kommt es zu einem Körpertausch, der die Protagonisten vor einige Probleme stellt. Dabei ist die Idee zwar nicht neu, die Umsetzung entspricht aber keinem Klischee. Die Charaktere ziehen weder aus, ihr wahres Ich zu suchen und kommen damit zu einer verhaltensverändernden Erkenntnis, noch müssen sie eine gute Tat vollbringen um den Wechsel rückgängig zu machen. Im Gegenteil scheint der Körpertausch auch negative Seiten aus ihrem Inneren zu zerren. Moralvorstellungen, denen sie bisher gefolgt sind, scheinen hinterfragt und teils über Bord geworfen zu werden. Dabei hat auch ihre Freundschaft zu leiden.

Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther
Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther

Der Schreibstil wechselt zwischen einer leichten, erzählenden Art, wenn Szenen des Alltages zwischen den Freunden beschrieben werden, und einem mit Metaphern und Bildern unterlegtem Erzählen, bei dem besonders Sigi als Künstler seine philosophischen Gedanken mit einfließen lässt. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass er sich in Gedanken und Bilder versinken lässt, die hochgeistig und fast schon abgehoben beschrieben werden. Aber gerade diese Dualität der Sprache in Verbindung mit den Erzählsträngen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, machte die Geschichte für mich sehr interessant und lesenswert.

Fazit: Die Sprache des Romans machte es nicht immer einfach, ihn locker dahin zu lesen. Sie machte aber zusammen mit den philosophischen Gedanken, der aufrechterhaltenen Spannung und den fantasiereichen Elementen des Körpertausches den Charme der Geschichte aus. Für mich ist das Buch eine absolute Leseempfehlung!

© Annlu

Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther
Das Bild der Zeit ~ Ruprecht Günther

Euch hat die Vorstellung von Annlu über den Roman Das Bild der Zeit vom adakia Verlag gefallen? Warum habt ihr Lust, sofort ins Werk einzutauchen? Schreibt die Antwort bis zum 06.12.2015 ins Kommentarfeld und drückt euch die Daumen, denn ihr könnt den Roman gewinnen.

In der Zwischenzeit empfehle ich euch auf der Homepage des Verlags zu stöbern.

Den Gewinnernamen gebe ich zeitnah bekannt, also guckt spätestens am 08.12. mal wieder vorbei. 🙂

Update: Herzlichen Glückwunsch an Maggi – das Werk wird bald bei dir eintreffen. Lass uns doch deine Meinung wissen, nachdem du es gelesen hast. Viel Lesefreude!

Eure
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Weinlesung – im Wein lesen & aus Büchern trinken

Weinlesung ~Buchhandlung Findus
Weinlesung ~Buchhandlung Findus

Kolumne 30: #Weinlesung

Guten Morgen liebe Literatwo-Leser,

ich wünsche euch gleich zu Beginn einen wundervollen 1. Advent im Kreise eurer Familien. Auch für mich wird es gleich zu meinen Lieben gehen, aber vorher möchte ich euch noch von einem wundervollen Freitagabend in der Buchhandlung Findus in Tharandt erzählen und euch an ein paar Werken und Weinen teilhaben lassen. Zudem gibt es für euch ein paar Fotos, damit ihr ein wenig in die weingeschwängerte Leseluft eintauchen könnt.

Wir lesen im Wein und trinken aus den Büchern…

Habt ihr schon einmal an einer Weinlesung teilgenommen? Nein? Bis gestern hatten das Lesebienchen und ich auch keine Ahnung, wie ein solcher Abend ablaufen wird. Unsere Vorfreude war recht groß und 19.30 Uhr ging es endlich los.

Zuerst stellte sich Gerhard Bohrn vor. Aus Österreich ist er extra mit einem Teil seiner Familie angereist, um uns in Tharandt seine edlen Tropfen persönlich vorzustellen. Er brachte uns 40 neugierigen Weinprobierern das Weingut Bohrn näher und dann hieß es für uns nicht „Genießen auf dem Winzerhof“, sondern „Genuss in der Buchhandlung Findus“.

Mit „New Bohrn 2015“ starteten wird in den Weinabend. Ein fruchtiger Tropfen der mir als nicht wirkliche Weißweintrinkerin besonders gut schmeckte. Der Abend ging also gut los. Kurz darauf ging es schon buchig weiter. Annaluise Erler brachte uns eines ihrer Herzenswerke Lady Africa von Paula McLain näher. Ich selbst habe ich noch nicht gelesen. Lesebienchen wird allerdings bald darin tauchen und es euch näher bringen. Ich kann euch allerdings ihr Werk Madame Hemingwaywärmstens ans Buchherz legen. Wer die Madame hat, muss die Lady ebenso haben.

Weiter ging es mit dem Wein namens „Welschriesling“ – mir persönlich war er zu zitronig. Buchig brachte uns Annaluise das Werk von Lilly King Euphoria näher. Ich wollte es damals lesen, habe es bis heute nicht und werde es wohl nun auch nicht mehr. Frau muss Buchprioritäten setzen.

Weinlesung ~Buchhandlung Findus
Weinlesung ~Buchhandlung Findus

Während wir uns dem „Weinviertel DAC Klassik“ näherten, stellte Joern Erler uns eines seiner Lieblingswerke vor. Er hat sich zwischen die Seiten von Die vielen Tode unseres Opas Jurek fallen lassen und uns erzählt, warum er es nur empfehlen kann. Er hat uns allen richtig Lust auf das Werk von Matthias Nawrat gemacht und die Zuhörermenge gut unterhalten.

„Urknall 2014“ – Wein Nr. vier – so langsam wurde die Stimmung, die so schon sehr gut war, immer besser und besser. Die ersten Wangen färbten sich rot und der Urknall machte seinem Namen wohl alle Ehre. Zum Urknall stellte Annaluise Erler den Roman von Karin Kalisa vor. Die Utopie namens Sungs Laden habe ich gelesen und euch vor einigen Tagen vorgestellt. Am 10.12. wird die Autorin in der Buchhandlung sein und gemeinsam mit dem Lesebienchen werde ich ihren Worten lauschen.

H wie Habicht und „Exklusiv“ gaben sich in der fünften Runde die wein-buchige Hand. Schon lange kreisen meine Gedanken um das Werk von Helen Macdonald. Selbst wer Vögel nicht mag, wird bei diesem Werk hängen bleiben und nicht aufhören können, mit dem Lesen. Annaluise Erler schwärmt von der Geschichte und ich denke wieder darüber nach, es mir doch zu kaufen. Hach…ach nee, H…wie Habicht.

Die Stimmung wird ausgelassen und es wird nötig, ein wenig ernster zu werden. Joern Erler legt uns beim Genuss vom „Zweigelt Rosé“ ein Sachbuch ans Herz. Es trägt den Namen Black Earth – Der Holocaust und warum er sich wiederholen kann. Er sagt: „Das Buch will provozieren und schafft es auch! “ Klingt gut, oder? Gerade in der heutigen Zeit mit all den brisanten Themen ist es mehr als wichtig und sehr lesenswert. Guckt es euch dringend an!

„Gelber Muskateller“ – nein, den kosten wir nicht mehr. Uns hat die Weinrunde nicht überzeugen können, dafür aber die buchige Empfehlung. Das Lesebienchen musste sich nach den Worten von Annaluise Erler unbedingt das Werk namens Ein Leben mehr von Jocelyne Saucier kaufen. Die Zitat-Kostprobe hat gewirkt und das Cover hat den letzten Überzeugungsfunken gegeben. Ihr dürft euch bald auf eine Vorstellung freuen.

Weinlesung ~Buchhandlung Findus
Weinlesung ~Buchhandlung Findus

Sobald es um die Familie Mann geht, könnte das Lesebienchen ausrasten und doch finde ich diese Familie irgendwie beeindruckend – grausam. Der Chardonnay 2013 breitete sich in unserem Mund aus und unsere Ohren hörten Worte über Die Manns. Für Fans ist das Werk aus der Feder von Tilmann Lahme sicher ein Muss – für andere eben nicht…

Beim Weißburgunder 2013 ergriff Joern Erler erneut das Wort und zwar sprach er über Deutschland von Neil MacGregor. Für alle Liebhaber der Geschichte wohl das Buch schlechthin. Aber auch für Bürger bei denen es Wissenslücken gibt, ist das Werk mit seinen 335 farbigen Abbildungen und 8 Karten mehr als empfehlenswert. Er liest es sich abends gegenseitig mit seiner Frau vor und vom gemeinsamen Nachdenken bis Lachen ist alles dabei.

Endlich ging es zum Rotwein über und ich muss sagen, dass der „Blauburger“ mir sehr gemundet hat. Dazu stellte Annaluise Erler ein echtes Liebhaberwerk vor. In Leinen gebunden, illustriert und mit Lesebändchen.Erinnerungen des Malerbruders von Ludwig Emil Grimm – ihr solltet es euch noch in diesem Jahr näher anschauen, denn im nächsten Jahr steigt der Preis von den jetzigen 79€ (Einführungspreis) auf 100€.

„Zweigelt Selektion 2013“ und Nopi von Yotam Ottolenghi und Ramael Scully bildeten in der 11. Runde ein Team. Wer gerne kocht und bereit für etwas Neues ist, sollte sich das Kochbuch mal näher anschauen. Gutes Gelingen!

Der Abend neigte sich so langsam dem Ende zu, aber nur was die Verkostung und die Buchvorstellung anbetraf. Die ältesten Lebewesen der Erde von R. Sussman und „Noah 2013“ brachten zusätzlich Schwung in die so schon sehr schwungvolle Runde. „Die Fotografin und Künstlerin Rachel Sussman hat sich auf eine ganz besondere Reise gemacht. Fast ein Jahrzehnt lang hat sie in allen Kontinenten die ältesten Lebewesen dieser Erde aufgespürt. Entstanden ist so ein wunderschönes Werk. Eine beeindruckende und einzigartige Sammlung, die Kunst, Wissenschaft und Philosophie verbindet. Ein beglückendes Buch. Eine Erinnerung an das, was sich in unserer Welt zu bewahren lohnt.“ so steht es in der Inhaltsangabe und ihr solltet einen Blick in die Prachtausgabe werfen.

Letzter Wein, letztes Buch – aber nur für den Abend und nach der Verkostung und der Buchvorstellung, war der Abend natürlich noch lange nicht zu ende. Das könnt ihr aber wissen. 🙂 „Cabernet Sauvignon“ und Das Weihnachtsmarktwunder von Ralf Günther bildeten einen wunderbaren Abschluss. Das Werk von Günther habe ich bereits auf der Schriftgut sehr gerne verkauft, obwohl ich es selbst noch nicht gelesen habe. Seit Freitag habe ich es nun, zumindest indirekt, da ich es dem Engel für den Weihnachtsmann gegeben habe. 🙂 Lesebienchen kennt den Inhalt bereits und ist schwer begeistert. Ihr werdet es bald vorgestellt bekommen.

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Die Weinlesung war einfach wundervoll und wir werden die nächste auf jeden Fall wieder besuchen.

War für euch das ein oder anderen Buch dabei, was vielleicht in den Weihnachtsmannsack darf und am 24.12. für leuchtende Augen sorgen wird?

Eure

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Das Triumvirat der Fantasyliteratur: Tolkien, Martin, Rothfuss

Rothfuss ~ Tolkien ~ Martin
Rothfuss ~ Tolkien ~ Martin

Lange habe ich Bezeichnungen wie „der neue Tolkien“ oder „ein würdiger Nachfolger Tolkiens“ belächelt und als Quatsch abgetan, schien es mir doch unvorstellbar, dass es irgendein Autor im Fanatsy-Bereich je schaffen würde, der Genialität dieses Mannes gleichzukommen. J.R.R. Tolkien ist für mich Begründer und Meister einer fundierten, überzeugenden, mythologischen Fantasyliteratur aus der Feder eines echten Könners, der weiß, wovon er schreibt. Wer sollte das denn noch erreichen?

Und auf einmal tauchten zwei Namen am Fantasyfirmament auf, beide mit dem mir so verhassten Prädikat „wahrer Tolkien-Nachfolger“ betitelt: George R.R. Martin und Patrick Rothfuss. Lange habe ich mich geweigert und doch fiel irgendwann meine innere Lesemauer und ich begab mich nach Westeros. 10 Bücher und eine begonnene Fernsehserie später, stand ich vor der Frage: „Hilfe, was nun??? Was lese ich jetzt??“. Da erinnerte mich ein kleines Stimmchen an die Geschichte eines Königsmörders und ich reiste an Kvothes Seite an die Universität. 3 Bücher später ist es nun an der Zeit ein Resümee zu ziehen und die eigene Engstirnigkeit vielleicht etwas geradezurücken. 🙂

Rothfuss ~ Tolkien ~ Martin
George R. R. Martin

Ja, ich muss zähneknirschend einräumen, dass es beide Autoren verdient haben, als Nachfolger des großen Meisters bezeichnet zu werden. Sowohl Martin als auch Rothfuss erzählen in epischer Breite eine Geschichte, die mythologisch fundiert und ausgearbeitet ist. Zählt man die Seiten beider Werke zusammen, kommt man auf überschaubare 8228 Seiten, wohlgemerkt ohne Anhänge, die bereits einen ersten Hinweis auf die Akribie und das Streben nach Perfektion beider Autoren geben. Martin und Rothfuss erzählen keine Geschichte, in der mythologische Gestalten im Fokus stehen, sondern Einzelschicksale, menschliche Entscheidungen. Das erinnert doch sehr an Tolkien, der mit seinem Werk von Menschen erzählt, die über sich hinauswachsen, die Mut zeigen und füreinander einstehen, selbst wenn der Weg aussichtslos erscheint.

Inhaltlich vergleichbar sind alle drei Werke zum Glück nicht, jedes einzelne steht und wirkt für sich. Neben Tolkiens Mammutprojekt, mit der Geschichte Mittelerdes England eine mythologische Vergangenheit zu geben, wirken die Werke Martins und Rothfuss zwar vergleichsweise winzig, doch beide sind noch unvollendet und sollten auch nicht mit dem Lebenswerk eines Menschen konkurrieren. Beide Geschichten sind aber in ihrer Ausarbeitung und Detailfülle absolut stimmig und überzeugend. Wer gern politische Ränkespiele verfolgt, dem sei Das Lied von Eis und Feuer empfohlen. George R.R. Martin zeigt mit seiner Geschichte von Westeros den knallharten Kampf um Macht, die Gnadenlosigkeit des Krieges und das Ausgeliefertsein des Menschen. Helden werden zu Mördern, Mörder können geläutert werden und mittendrin steckt Tyrion Lennister, der bitterböse und geniale Kommentator des Spiels um den Eisernen Thron.

Patrick Rothfuss
Patrick Rothfuss

Rothfuss erzählt nicht die Geschichte eines Landes, sondern die Geschichte eines einzelnen Mannes, Kvothes, des größten Zauberer seiner Zeit. In seinem Werk erzählt Kvothe selbst von seinem Werdegang und lässt den Leser an allen Höhen und Tiefen in seinem Leben teilhaben.

So unterschiedlich die inhaltliche Konzeption auch sein mag, eines ist allen dreien gleich. Sie erzählen von echten Figuren, keinen eindimensionalen Helden oder Bösewichtern, sondern von Personen, die lieben, hassen, Erfolg haben und scheitern. Es sind echte Schicksale, die man als Leser verfolgt, die sich tief in das Leserherz eingraben, die nicht mehr loslassen. Man liebt und hasst die Charaktere dieser Bücher, die Einstellung zu einem Charakter kann sich im Verlauf des Lesens sogar mehrfach ändern: Jaime Lennister ist dafür ein genauso gutes Beispiel wie Gollum oder auch Kvothe selbst, der zuweilen recht tief in seinem Selbstmitleid versinkt.

J.R.R. Tolkien
J.R.R. Tolkien

Ja, es gibt sie also doch die „wahren Nachfolger Tolkiens“, die dieses Prädikat auch zurecht verdient haben, denn sie haben die Fantasywelt neben Mittelerde mit Orten wie Königsmund oder Imre, mit Personen wie John Schnee oder Bast mehr als bereichert und ein Stück bunter gemacht.

„Es war wieder Abend geworden. Das Wirtshaus zum Wegstein lag in Stille, und es war eine dreistimmige Stille. (Der Name des Windes, S, 11.)

„Drei“ – wie passend.

Euer Lesebienchenliteratwo_banner

Novemberleseausklang

Novemberleseausklang
Novemberleseausklang

Kolumne 29: #Novemberleseausklang

Guten Morgen liebe Literatwo-Leser,

genießt ihr das wundervolle Wochenende? Eigentlich sollte es gestern nicht so schön sein, aber hier im Osten war es sehr, sehr sonnig und auch teilweise dynamisch. 🙂 Das Wochenende war bisher recht abwechslungsreich. Ich war bummeln, ausgiebig mit meiner besten Freundin und Mann und Kumpel in der Buchhandlung Findus in Tharandt und auf einer Geburtstagsfeier bowlen. Nun aber zum Buchthema, denn aus diesem Grund seid ihr hier, wie ich mal vermute. 🙂

Vor ein paar Wochen habe ich keine Kolumne, sondern einen buchigen Artikel unter der Überschrift Buchiger Leseherbst“ veröffentlicht. Dieser kam bei euch sehr gut an und wenn ich zurückblicke, bin ich selbst erstaunt, denn dass mein Leseweg auch genauso bleibt, wie angedacht, hab ich bezweifelt. Ich habe tatsächlich diese drei Werke hintereinander gelesen und zwei der drei Werke, sogar schon in Artikelform veröffentlicht. Ihr könnt euch also schon ein ausgiebiges Bild anhand meiner Worte zu Die Stellung von Meg Wolitzer und In den Augen der Nacht von Inés Garland machen.

Auch im November haben sich die Bücher vermehrt, wie die kahlen Äste an den Bäumen. (der Mann sagt: aber das ganze Jahr über schon!). Aber ich will nicht jammern, sondern lesen. 🙂

Nun habe ich gestern drei Werke auserwählt, die ich nun erlesen möchte. Auch heute möchte ich euch kurz erzählen, warum ich wie folgt gewählt habe. Um eine Inhaltsangabe zu erhalten, müsst ihr nur auf die jeweilige Titelüberschrift klicken.

Seit „Letztendlich sind wir dem Universum egal freue ich mich auf ein weiteres Werk von David Levithan. Jetzt habe ich es endlich bei mir im Regal stehen und kann meine Vorfreude abstellen und in Lesefreude umwandeln. Noch heute werde ich hinein lesen und hoffentlich genauso fasziniert sein, wie vom Universum. Ich empfehle dieses konstant seit März 2014 und habe schon viele Menschen damit erfreuen können. Ich bin gespannt, wie der Autor seine schwulen Charaktere handeln lässt. In meinem Umfeld kenne ich das ein oder andere homosexuelle Pärchen – lesend habe ich mich dem Thema aber noch nicht wirklich genähert. Es wird also Zeit und ich freue mich drauf, denn seine Worte werden voller Liebe stecken.

Kennst du es schon?

Wie soll es anders sein – ich möchte wissen, wie die Trilogie nun endet. Nachdem ich mich durch das erste Buch der Träume und das zweite Buch der Träume geträumt habe, will ich wieder träumen. Nach dem zweiten Werk muss ich zwar sagen, dass mir ein wenig die Traumluft ausgegangen ist, aber ich möchte das Ende einfach kennen. Am meisten freue ich mich allerdings auf die liebe Secrecy und ihre Blogeinträge auf dem Tittle-Tattle-Blog und ich hoffe, dass ich erfahren werde, wer hinter Secrecy steckt. Also Traum an – es geht los…

Kennst du bereits den dritten Teil der Trilogie? Sieht es bei dir silbrig aus oder bist du kein Gier-Leser?

Die ruhigen Farbtöne des Covers und der poetische Titel des Werks, sind wohl der ausschlaggebende Lesepunkt. Mit diesem Werk möchte ich die Jugendbuch-Lesestrecke unterbrechen. Vor allem locken mich die Worte: „Was geschieht, wenn eine junge Ausreißerin und ein pedantischer Witwer aufeinanderprallen?“ Ich möchte diese Frage beantworten können und freue mich schon, den zwei Protagonisten zu begegnen.

Lasst ihr euch auch gern von geschickt gestellten Fragen verleiten, provozieren, lesend anstacheln?

Und nun? Ab zwischen die Seiten, aber vorher noch zu meiner Familie Kaffee trinken. Genießt den Sonntag!

Eure

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Verschenkte Lieder – Chansons Cadeaux von Uta Hauthal

Verschenkte Lieder
Verschenkte Lieder ~ Uta Hauthal (Coverdesign: Moritz Schade)

Heute mache ich die Literatwo-Bühne frei für Uta Hauthal. Sie möchte euch von sich und ihren verschenkten Liedern erzählen. Da ich selbst kaum Ahnung von der Lyrik habe, übergebe ich einer Fachfrau das Wort, denn ich weiß, dass ihr hier ab und an lyrische Seiten vermisst und Uta so einige Hörherzen erfreuen wird.

Lyrischer Vorhang und Ohren auf…

Im vergangenen Jahr schrieb ich 13 Gedichte, die ich auch vertonte, für Künstlerkollegen und Freunde, mit denen oder deren Werk ich zum Teil seit langem verbunden bin. Zusätzlich inspiriert wurden die Lieder durch meine Tätigkeit als Moderatorin im Literaturhaus Villa Augustin, die mir die Möglichkeit gab, Schriftstellern, deren Bücher mir besonders nah sind, zu begegnen.

Diese Lieder werden durch den Komponisten und Pianisten Konrad Möhwald, der sich bereits, neben ganz klassischen Kompositionen, u.a. als Bühnen- und Filmmusiker einen Namen gemacht hat, arrangiert. Das bedeutet, er richtet sie für Singstimme und Klavier ein, wobei es vor allem darauf ankommt, die Einzigartigkeit der Lieder insgesamt und die Besonderheiten eines jeden einzelnen zu verdeutlichen und zu unterstützen. Das geschieht durch folgende Mittel: zusätzliche harmonische und rhythmische Komponenten machen es möglich, bestimmte Bilder und Aussagen der Texte zu hinterfragen und dadurch entweder zu verstärken oder ihnen eine andere Ebene entgegenzusetzen. In den ursprünglichen Melodien der Lieder vordergründig oder unterschwellig vorhandene Motive werden als Vor-, Nach- und Zwischenspiele kompositorisch weitergeführt, das durchgängige Variieren der allesamt mehrstrophigen Lieder spielt eine wichtige Rolle.

Im Sommer 2015 erfolgt im Literaturhaus Villa Augustin die Aufnahme durch das Zöllner Studio Dresden, Ende November 2015 feiern wir die Premiere der CD und des dazugehörigen Programms eben dort (26.11.2015).

Das Booklet erscheint zweisprachig (deutsch/ französisch), die Übersetzungen liegen bereits vor und wurden von der Münchner Übersetzerin Julia Charlotte Kersting besorgt.

Zu den beschenkten Künstlern gehören der französische Schriftsteller Andrei Makine -2 Lieder-, der sich für die Texte (die Vertonungen kennt er ja noch nicht) u.a. mit dem Satz bedankte: … vos beaux poemes. Merci de tout coeur pour leur superbe musique … ( … Ihre schönen Gedichte. Von ganzem Herzen Dank für deren herrliche Musik …), der Schweizer Tänzer Fabrice Mazliah -2 Lieder-, der griechische Komponist Mikis Theodorakis, die bildende Künstlerin Christina Simon, die Schriftsteller Tanja Dückers und John von Düffel, die Insel Hydra u.a.

Das Programm auf der Bühne und die Aufnahme der CD bestreiten der Pianist Konrad Möhwald und ich als Sängerin. Dabei bieten wir die Chansons im deutschen Original dar. Zwischentexte auf der Bühne (zum Beispiel, um Anekdoten zur Entstehung der Lieder zu erzählen) erfolgen je nach Aufführungsort auf deutsch oder englisch.

Verschenkte Lieder – Chansons Cadeaux

Premiere des Konzertprogramms sowie der CD am 26.11. 2015, im Literaturhaus Villa Augustin Dresden

Das Konzert wird gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz.

Danke, liebe Uta, für diese lyrische Hörvorstellung!

Eure

In den Augen der Nacht ~ Inés Garland

In den Augen der Nacht ~ Inés Garland
In den Augen der Nacht ~ Inés Garland

Literatur und das eigene Leben – oft ein Gleichtakt, oft Zufall, oft Bestimmung – es ist manchmal wirklich Wahnsinn, wie wir Leser im Einklang mit den Büchern sind. An dem Tag an dem ich mit Inés Garlands Werk begann, war ich im Wald. Ich trug das Werk bei mir, ich fotografierte das Werk im Wald und tat dies, ohne je eine einzige Zeile darin gelesen zu haben.

Als ich abends auf dem Sofa lag, lief mir die Gänsehaut über den Rücken, denn gleich die erste Szene im Werk, ist eine Waldszene. Wahnsinn – oder? Ich finde solche Zufälle immer echt irre.

Garland hat mich im letzten Jahr bereits mit ihrem Werk Wie ein unsichtbares Band verzaubert, berührt und mich mit ihren Worten von ihrer Schreibkraft überzeugt. Den deutschen Jugendliteraturpreis hat sie wahrlich verdient. Ich schrieb damals folgende Worte in meinem Artikel:

Inés Garland schreibt vom Erwachsenwerden, sie schreibt von tiefen Freundschaftsversprechen und sie schreibt von Liebeskummer und jenem unsichtbaren Band, welches jedem im Leben irgendwann begegnen wird.

Die Autorin hat gerade mich tief mit ihren Worten bewegt und ich hatte oftmals beim Lesen Gänsehaut, da ich Sätze fand, die mich selbst schon oft beschäftigten. Sätze über die ich immer wieder nachdenke und nun gedruckt vor mir fand. Magische Worte, tiefe Worte, bewegende Worte, Augen öffnende Worte.

In den Augen der Nacht ~ Inés Garland
In den Augen der Nacht ~ Inés Garland

In den Augen der Nacht (Fischer KJB) sollte mich nun ebenso mit seiner großen Schrift und den knapp 200 Seiten überzeugen.

Also machte ich mich mit Dalila auf in den Zelturlaub in die argentinische Einöde, um abzuschalten und doch nachzudenken. Dalila, eine Protagonistin die viel denkt, die ihren Platz im Leben noch sucht und über sich selbst sagt: „Ich trage den Namen einer Verräterin.“ (Seite 28)

Ein Urlaub nur mit Freundinnen hält Spannungen bereit. Zudem ist Dal gedanklich mit ihrer zerstrittenen Beziehung beschäftigt und mit einem Mann namens Tharo, der ihr nicht mehr aus dem Kopf geht.

„In dieser Nacht dachte ich vor dem Einschlafen an unerfüllte Liebe. Was bringt uns dazu, hartnäckig jemanden zu lieben, der unsere Gefühle nicht erwidert? War dieser Hunger nach etwas, das nie eintrat, Liebe?“ (Seite 106)

Inés Garland schafft es, nicht nur Jugendliche von ihrem Werk zu überzeugen. Ihr gelingt es wohl bei uns Erwachsenen noch viel besser. Wir wissen, wie wir als Jugendliche waren und wir sind stellenweise noch immer so. Wir wachsen an unseren Aufgaben, haben verschiedene Wege eingeschlagen und vor allem denken wir oft nach und suchen ab und an erneut unseren Platz im Leben.

In den Augen der Nacht ~ Inés Garland
In den Augen der Nacht ~ Inés Garland

„Liebe, die man nicht zeigt, verwandelt sich in etwas anderes.“ (Seite 185)

Die Autorin ruft eine ähnliche Leseatmosphäre wie in ihrem ersten Werk hervor und ich konnte darin versinken. Liebe, Hass, Zweifel – eine emotional-spannende Mischung bietet das Werk mit viel Platz für eigene Gedanken und Gefühle. Ich bin schon jetzt gespannt, mit welchem Roman mich die Autorin als nächstes erfreuen wird. Garland lesen ist wie eine Massage mit Lesebalsam.

„Ich mag die Person, die ich bin, wenn wir zusammen sind. Ich glaube, wenn du bei mir bist, komme ich mir selbst näher. Das klingt vielleicht seltsam, aber verstehst du, was ich meine?“ (Seite 188)

Sind ihre Worte nicht wundervoll? Anhand der Zitate könnt ihr erlesen, wie literarisch Inés Garland mit Worten jonglieren und Sprache entblättern kann.

In den Augen der Nacht ~ Inés Garland
In den Augen der Nacht ~ Inés Garland

Bisher ist es nicht einfach, Worte über das Werk von anderen Lesern zu finden. Allerdings habe ich von Ulf Cronenberg eine ganz frische Besprechung gefunden und finde mich zwischen seinen Worten wieder. Ich möchte euch seine Worte ans Empfehlungsherz legen, aber auch so solltet ihr mal auf Jugendbuchtipps.de vorbei schauen, es lohnt sich.

Eure
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#PrayforParis – Tage ohne dich

Tage ohne dich - Linda Wolfsgruber
Tage ohne dich – Linda Wolfsgruber

Kolumne 28: #PrayforParis

#PrayforParis – ein Hashtag den ich am liebsten nicht kennen würde. Ein Hashtag der so viel sagt und in mir die vielen Bilder aus dem TV abspielt. Ich sehe weinende Menschen, viel Blut, viel Schrecken und spüre in mir die Angst. Eine Angst die ich nicht haben möchte, Angst die nicht sein darf, denn Mut wäre an dieser Stelle das einzig richtige und diesen Mut möchte ich nach oben holen. Ich bin derzeit fassungslos, ich bin derzeit schockiert und ich spüre das Gefühl der Ohnmacht in mir. Ich kann nichts tun, nur hoffen und signalisieren, dass ich traurig bin und mein Beileid ausdrücken.

In mir stellt sich die Frage: wie weiter? Weiter trauern und Angst haben oder weiter leben und Mut machen? Wieder zum normalen Leben übersiedeln oder das normale Leben blockieren und anders gestalten?

Ich möchte Mut machen und ich möchte meine buchige Seite dabei ausleben und ein wenig ablenken und doch viele Emotionen streuen. Wir brauchen Liebe – die Liebe ist der Mut und mit Liebe und Mut können wir Lebensenergie aufbringen und diese schürt die Kraft gegen die dunklen Seiten, die schlimmen Anschläge.

Bücher sind für uns wichtige Lebenswegbegleiter. Sie können uns trösten, in eine andere Welt entführen, sie können Kraft spenden und auch ein Anker sein.

Bilderbücher sind es oftmals, die wir gemeinsam lesen und anschauen, die uns zum Schmunzeln und vor allem zum Innehalten bringen.

Tage ohne dich (Tyrolia) haben wir von der lieben Moni zur Hochzeit bekommen.

Tage ohne dich - Linda Wolfsgruber
Tage ohne dich – Linda Wolfsgruber

Einsamkeit ist nicht schön und die Tage ohne die zweite Hälfte können grausam sein. Die Sonne leuchtet an diesen Tagen nicht so hell wie sonst und allein ist alles nur halb so schön. Jeder kennt diese Zeit, in der er sich nur halb fühlt, nicht vollständig eben, weil jemand fehlt.

Autorin Linda Wolfsgruber weiß genau, wie das Vermissen und das Wiederfinden am besten illustriert und beschrieben werden können.

Mal stärker und mal schwächer, mal laut und mal leise, mal lustig und mal traurig ruft sie in uns die Emotionen hervor. Bilder und Worte harmonieren und lassen unsere Gedanken fliegen. Die Hoffnung steckt in ihren Zeilen und irgendwann wird die Hoffnung sichtbar, vielleicht sogar nach einem Sommer ohne dich – denn der Herbst mit dir macht alles wieder gut.

Dieses Bilderbuch ist ein Seelenstreichler mit Hoffnungseffekt und Wohlfühlcharakter. Es strahlt Ruhe aus und lässt uns innehalten. Es eignet sich natürlich hervorragend dazu, darin allein zu versinken oder es zu verschenken. Die Steigerung ist das gemeinsame Lesen oder aus dem Werk vorgelesen zu bekommen.

„Ein Sommer ohne dich ist wie Rotkäppchen ohne Wein und Kuchen und ein Marienkäfer ohne Punkte.“

Weitere Bilder vom Werk findet ihr hier und zudem lohnt es sich, die weiteren Werke der Autorin und Illustratorin Linda Wolfsgruber unter die Lupe zu nehmen.

Lesen, vorlesen, verschenken…

Passt auf euch auf und #prayforparis #prayfortheworld!

Eure

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Eine Frage der Stellung?

Die Stellung ~ Meg Wolitzer
Die Stellung ~ Meg Wolitzer

In welcher Stellung lest ihr eigentlich? Liegt ihr im Bett auf dem Bauch oder sitzt ihr im Lesesessel?

Ehrlich gesagt, geht es bei diesem Buch nicht wirklich um Lesegewohnheiten, sondern eher um ganz andere Stellungen. Wobei es auch nicht um Stellungen geht, sondern um eine ganz bestimmte Stellung namens „Elektrisierende Versöhnung“. Diese Stellung wurde vom Ehepaar Mellow erfunden und im Werk „Pleasuring. Die Reise eines Paares zur Erfüllung“, veröffentlicht. Die Mellows haben vier Kinder und diesen vier Kindern haben sie bisher nicht gesagt, dass sie Autoren sind bzw. was es eher trifft, Darsteller in einem mehr als erotischen Werk.

Was geht in einem 13-jährigen Jungen vor, der nicht nur ein Bild, sondern gleich ein ganzes Buch mit hunderten von Sex-Stellungen seiner Eltern vorfindet? Detaillierte Zeichnungen aus allen möglichen Perspektiven? Was würde in uns wohl vorgehen? Doch damit nicht genug, denn der Schock hält ein Leben lang an, denn eben diese Eltern sind überregional bekannt. Das Werk erregt die Öffentlichkeit und der Familienname wird sofort mit dem Buch in Verbindung gebracht, wie sollte es anders sein.

Die Stellung ~ Meg Wolitzer
Die Stellung ~ Meg Wolitzer

Die vier Kinder schämen sich und haben durch ihre Erzeuger einen lebenslangen Stempel aufgedrückt bekommen und müssen sich selbst immer wieder den besagten Bildern aussetzen. Möchten wir wissen, wie unsere Eltern beim Sex aussehen? Möchten wir, dass unsere Nachbarn wissen, wie unsere Eltern miteinander verkehren? Nein – oder? Nicht wirklich.

Für die Mellow-Geschwister gibt es keine Wahl. Sie müssen ihre Leben so gestalten und sich mit dem Lebenswerk ihrer Eltern arrangieren. Der Freitag im November des Jahres 1975 verändert das unbeschwerte Leben der vier Kinder und wirbelte es immer wieder kräftig durch. Vor allem nach dem ersten Lesen, eher dem ersten Anschauen des Werkes, bewegten sich die vier in verschiedene Himmelsrichtungen…

Nun frage ich mich: was hat dieser Roman mit mir gemacht? Wie komme ich zu diesem Werk? Schon lange hat es mich angelacht und ich habe neidische Blicke auf die Leser- und Leserinnen geworfen, die es bereits in den Händen hielten. Ich wartete gespannt auf erste Meinungen, um dann zu entscheiden, ob ich es ebenso lesen wollte. Der Titel lockte mich an, so muss ich es einfach sagen. Zudem wollte ich schon lange in den Wortefluss der Meg Wolitzer tauchen.

Die Stellung ~ Meg Wolitzer
Die Stellung ~ Meg Wolitzer

Auf Meinungen wartete ich allerdings nach einiger Zeit vergeblich. Nur negative Stimmen erreichten mein Ohr und nun wuchs meine Neugierde schließlich ins Unermessliche. Ich wollte wissen, warum das Werk abgebrochen wurde, was daran so negativ sein soll. Die liebe Dorota (Bibliophilin) schickte mir schließlich den Roman und ich begann umgehend mit dem Lesen.

„Sexuelles Unglück war eine eigene Stadt, in der die Fenster der Häuser hinaus in die Nacht blinkten, und hinter ihnen setzten sich Männer und Frauen behutsam, gelangweilt oder verärgert in ihren Betten auf und diskutierten, was schiefgegangen war, wer die Schuld trug, wie man wieder „in die Spur kommen“ und ob man es heute noch einmal probieren oder einfach der Müdigkeit und NIedergeschlagenheit nachgeben sollte.“ (Seite 33)

Als Leser entdecken wir gemeinsam das Werk der Eltern und realisieren, dass wir immer die KInder ebendieser Eltern bleiben werden. Unsere Eltern drücken uns den Stempel des Lebens auf und diesen Stempel bekommen wir nicht von uns los, zumindest nicht in dem Fall, wenn sie ein Werk veröffentlichen, was die Welt kennt.

Meg Wolitzer beleuchtet nach und nach die Leben der vier Geschwister. Die Leben könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie entblättert die Charaktere und leuchtet die Lebenswege in voller Tiefe mit allen Sonnen- und Schattenseiten aus. Nach und nach widmet sie sich ihren Protagonisten und lässt uns Leser teilhaben. Sie erzählt von Leiden und Leidenschaft. Sie reflektiert die sexuellen Leben, die Arbeitswelt und jede Menge Probleme.

Die Stellung ~ Meg Wolitzer
Die Stellung ~ Meg Wolitzer

Claudia, Dashiell, Michael und Holly stellen sich Leben und Vergangenheit zugleich.

Autorin Meg Wolitzer vereint in ihrem Werk die großen Baustellen des Lebens namens Drogen, Krankheit, Liebe, Eifersucht und Fehltritte. Sie schreibt über Homosexualität, Scheidung, Schwangerschaft und über Sex.

Die Leben sind bunt – jedes Leben ist bunt und doch stellt sich nach den 13 Kapiteln die Frage: Ist weniger nicht manchmal mehr?

„Frauen schlafen mit Männern, um reden zu können, Männer reden mit ihnen, um sie ins Bett zu bekommen.“ (Seite 288)

Ich habe mich zwischen Wolitzers besonders langen Sätzen wohl gefühlt und doch gab es ein paar Pausen der Langatmigkeit. Doch immer wieder holt Wolitzer uns Leser zurück zwischen ihre Worte und besticht mit diesen.

Die Stellung (Dumont) – ein Männerbuch? Auch diese Frage kommt beim Lesen auf, da viele Kapitel eher das Leben Michaels mit allen seinen männlichen Problemen beleuchten. Nein, es ist kein reines Männerbuch. Dieser Roman ist schlicht und ergreifend ein Roman über eine große Familie und deren verschiedene Leben. Wolitzer verziert diese Leben reichlich und hüllt diese in lange Sätze mit vielen Schnörkeln. Es sind eindringliche Schnörkel die sich unter die Leserhaut bohren und die sich einbrennen dürfen.

Lasst euch einfach auf diese Werk ein und stellt euch vor, dass es eure Eltern sind. Dann werden euch die Worte der Autorin treffen und ihr werdet auf Wellen der Emotionen schwimmen und nicht nur einmal die Stellung wechseln…

Eure
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Schriftgut 2015 – Experiment & Messeblues

Schriftgut ~ Messeblues
Schriftgut ~ Messeblues

Vor wenigen Tagen schrieb ich noch – ich bin mal Messe – und nun bin ich schon zurück und stecke mitten im Messeblues. War das anders zu erwarten? Wenn wir mal ehrlich sind, nicht wirklich. Drei Tage Messe hinterlassen jede Menge Spuren. Die meisten davon sind mehr als positiv, denn eine Messe ist eben eine Messe und es gibt immer allerhand Neuigkeiten, Neuheiten und viele neu geknüpfte Verbindungen, aus denen Projekte hervor gehen werden.

Natürlich ist eine Messe ebenso ein großes Wiedersehen und gleich an dieser Stelle möchte ich euch allen für die wundervollen Begegnungen danken. Die literarische Familie wird immer größer und es war einfach ein echtes Fest mit euch. Danke an alle, alle, alle und vor allem an Annaluise Erler, denn ohne meine „Chefin“ und ohne ihr mir entgegen gebrachtes Vertrauen, hätte ich dieses Experiment nicht machen können. DANKE!

Von der Messe selbst habe ich nicht allzuviel gesehen, da ich voll und ganz mit meiner Arbeit als Buchhändlerin beschäftigt war. Jedoch haben mich viele buchige Menschen besucht und bei mir gekauft.

Habe ich die drei Tage überstanden? Wie habe ich mich geschlagen? Was habe ich erlebt?

Meine Messe in Stichpunkten, Gesprächsfetzen, Gedankenblasen (mal kurz, mal lang 🙂 ):

  • Star Wars ist ganz groß im Kommen und fast alle Jungs haben sich auf die Bücher gestürzt -> allerdings habe ich nur eins verkauft, die Eltern waren oft dagegen (hätte ich auch so gemacht, ich hasse Star Wars *g*)
  • „Papa, kann ich das Buch mit Yoda haben?“ Vater nickt und sagt leise: „Sehr gut – ich hasse Batman und jetzt muss ich vielleicht Batman nie wieder vorlesen. Junge zum Vater: „Jetzt musst du mir Yoda und Batman vorlesen“
  • Binea zu sich: Wer war gleich noch einmal Yoda und was ist der Unterschied zwischen Star Trek und Star Wars?
  • Ein Kind stürmt zum Dinosaurierbuch und vertieft sich hinein. Kommt die Mutter um die Ecke und zieht es weg: „Hör auf zu lesen, wir gehen rüber zu den Spielen. Die Spielmesse ist viel besser, als die Literaturmesse!“ (FURCHTBAR!)
  • Drei Mädels stürzen sich auf ein Freundinnenbuch. Erst hat es Mädel 1, dann Mädel 2 und dann Mädel 3. Das Buch gibt es nur einmal. Es entsteht ein heftiges Wortgefecht zwischen den ca. 11jährigen Mädels. Die Köpfe werden rot, es wird gezickt, es wird ein wenig geschrien, es wird mit den Füßen aufgestampft. Das Buch wird hingelegt und die drei Damen ziehen schweigend und sich gegenseitig böse anguckend ab. Eine Stunde später kommen sie nicht zu dritt, sondern nur noch zu zweit zurück und fragen, ob sie ein gekauftes Mitbringsel von einem anderen Stand gegen das Freundinnenbuch tauschen können. (Taschengeld ist leider endlich)
  • 19jährige Jungs klären mich über die Reihe „Helden des Olymp“ auf 🙂
  • Gruselige Fliegen von den Olchis wurden von einem Jungen erspäht. „Geil – die leg ich meiner Mutter hin, wenn sie mir wieder auf den Geist geht.“ Ich: „Deine Mutti geht dir doch nicht auf den Geist.“ Er: „Klar doch. Und wenn ich die nicht meiner Mutter hinwerfe, dann geb ich die meiner Katze. Leider ist mein Taschengeld alle.“ Mädchen neben ihm: „Ich habe noch Geld, aber dafür geb ich dir keins.“
  • Ein Junge nimmt den Kerzen-Adventskalender und kommt den bezahlen. (14,95€) Ich nehme die 15 Euro und packe ihn ein. Seine zwei Freunde gucken ihn schief von der Seite an und fragen ihn, warum er Kerzen kauft. Er: „Da kauf ich von meinem Taschengeld mal was sinnvolles und zwar für meine Mutti einen Adventskalender.“ Nach einer Stunde kommt er zurück und sag zu mir: „Du – ich bekomme noch 5 Cent zurück“ (Das war mir vielleicht mal peinlich, aber ich stand da auch gerade vor einer großen Herausforderung – 20 Kids im Blick haben, die den Stand überfallen und vielleicht lange Finger haben 🙂 )
  • Ein wenig muss ich mir selbst auf die Schulter klopfen, denn ich habe Nachschub vom wundervollen Alice im Wunderland Buch (ich brauche es unbedingt vom Weihnachtsmann) und vom neuen Gregs Tagebuch 10 geordert und vollständig abverkauft 🙂
  • Schleckmuscheln? Aaaahhh – Schleckmuscheln. Nicht nur bei den Kids, sondern auch bei den großen Naschkatzen beliebt
  • Es gibt sie die Jung die auf viele Märchen stehen! Sehr gut!
  • Leuchtende Kinderaugen beim Anblick von Büchern – unbezahlbar!
  • Ein Junge kehrt immer und immer wieder zum Stand zurück. Star Wars Buch – Liebe. Sobald ein freies Zeitfenster von den Lehrern angesagt wurde, kam er an den Stand. Ich habe ihn einfach den ganzen Freitag adoptiert und in Ruhe lesen lassen.
  • Drei Freunde – ein neues Gregs Tagebuch Nr. 10 – alle wollen es, einer sagt: „Ich habe noch Geld, ich kaufe es mir jetzt.“ Sein Freund: „Ich hätte es auch so gerne.“ Er: „Guck einfach bei mir mit rein.“ (Jungs sind manchmal so unkompliziert.)
  • Die richtigen Werke mit auf die Messe zu nehmen, ist wie Lotto und leider können eben nicht alle Bücher mit
  • Und ja, es schmerzt, wenn du dir ein Werk, was du dir schon immer mal näher angucken wolltest, näher angucken willst, es dir aber genau in dem Moment von einer Leserin weggekauft wird. Tse! 🙂
  • Was tun, wenn das Werk eingeschweißt ist und die Bücherliebhaber einen Blick hinein werfen wollen? Kein Problem – auspacken. Ich mach dies nicht wirklich gern, was einige von euch wissen, aber ich mach es. Doch wohin mit dem Preisschild von der Folie? Meiner Unbeholfenheit ist dank Vero schnell Abhilfe geschaffen, denn sie hat den totalen Plan. Als langjährig inventurerprobte Aushilfsbuchhändlerin zeigte sie mir, wie damit verfahren wird. Ich verrate es euch: Das Preisschild auf der Folie lassen und die Folie so verkleinern, dass sie ganz bequem ins Buch gelegt werden kann. Fertig. Spitze, was? Danke Vero!
  • Bücher verkaufen ist wundervoll!

Ich hatte jede Menge Spaß, hab viel dazu gelernt und auch wenn mir heute die Füße weh tun – EGAL – ich bin im nächsten Jahr gern wieder dabei und verkaufe mit viel Herzblut Bücher.

Nebenwirkung: Den ganzen Tag von Büchern umgeben zu sein ist nicht förderlich für die Wunschliste. Überhaupt nicht förderlich!

Eure

Schriftgut 2015 – Literatwo mal anders…

schriftgut ~ 2015
Schriftgut ~ 2015

Es ist wieder Messe-Zeit in Dresden!

Endlich ist es soweit, morgen schon öffnet die Dresdner Lesemesse Schriftgut zum 4. Mal ihre großen Messetüren. Es sind schon regelrechte Messetore, denn die Messe wird von Jahr zu Jahr größer. Immer mehr Verlage und Aussteller wollen in Dresden dabei sein und das Bühnenprogramm wird bunter und bunter.

Werdet ihr da sein? Habt ihr euch schon umfassend über das Programm informiert? 

Auf der Messe-Seite könnt ihr euch intensiv umschauen, aber ich möchte es mir nicht nehmen lassen, ein paar ganz große Punkte hier zu nennen und zwar die Veranstaltungen auf der großen Hauptbühne.

Freitag-Highlights auf der Hauptbühne „Literaturbahnhof“:

  • 10.15 Uhr Ivo Pala liest aus Cornelia Funke „Herr der Diebe“
  • 12.15 Uhr Ivo Pala liest aus seinem fantastischen Jugendbuch „Der Drache hinter dem Spiegel“
  • 14.00 Uhr Ein Bestseller-Autor zum Anfassen: „Meet & Greet“ mit dem bekannten Schriftsteller Ivo Pala
  • 16.30 Uhr Der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen, Frank Richter, und die Dresdner Künstlerin Katrin Süss laden ein zu einer interaktiven Diskussionsrunde zum Thema „25 Jahre Deutsche Einheit“ – das Publikum ist ebenfalls eingeladen, seine Gedanken zum Thema vor Ort in Collagen-Form zu gestalten

Samstag-Highlights auf der Hauptbühne „Literaturbahnhof“:

  • 12.15 Uhr Musikalische Buchpremiere mit der bekannten Saxophonistin Kathrin Eipert „Ich sag’s mit Sax!“
  • 14.15 Uhr Jens Wonneberger und Norbert Weiß
    lesen aus „Prominente in Dresden“ und gehen damit auf einen Streifzug durch die Stadtgeschichte
  • 15.15 Uhr Michael Wildenhain – der Dresdner Stadtschreiber 2015 – liest aus „das Lächeln der Alligatoren“
  • 16.15 Uhr „Dresden zum Gruseln – Licht und Schatten einer alten Stadt“:
    eine Buchpräsentation mit Mario Sempf, Thomas Zahn und dem „Grauen Mönch“ von Dresden
  • 17.30 Uhr Poetry-Slam „Gartenzaun goes schriftgut“
    Mit: Lennart Hamann (Hamburg), Bonny Lycen (Dresden), Paul Weigl (Berlin), Marilisa (Dresden), Marsha Richarz (Leipzig), Gesine Schäfer (Dresden), Johann Maierhofer (Regensburg), Henning H. Wenzel (Dresden), Robert Herzog (Dresden), Moderation: Konstantin Turra

Sonntag-Highlights auf der Hauptbühne „Literaturbahnhof“:

  • 12.15 Uhr „Dresden zum Gruseln – Licht und Schatten einer alten Stadt“:
    eine Buchpräsentation mit Mario Sempf, Thomas Zahn und dem „Grauen Mönch“ von Dresden
  • 13.00 Uhr Preisverleihung des Literaturpreises „Weißer Rabe“
    der renommierten Dresdner Literaturzeitschrift SIGNUM mit anschließender Lesung des Preisträgers
  • 14.00 Uhr Florian Mayer
    – Konzert für Violine: Er überrascht mit Neuentdeckungen, mit ungewöhnlichen Spielarten und ungewohnten Programmzusammenstellungen
  • 16.00 Uhr Die Dresdner Lesebühne „Phrase 4“
    ist zu Gast auf der „schriftgut“ – es lesen: Francis Mohr, Sabine Dreßler, Lars Hitzing und Henning H. Wenzel

Hier gibt es die einzelnen Programmpunkte, das Ausstellerverzeichnis und alles zu Preisen, Öffnungszeiten und eine Geländeübersicht.

Und was macht Literatwo auf der Schriftgut?

Es wird alles ganz anders, als bisher. Ich wechsel nämlich die Seite. Natürlich werde ich wie gewohnt auf der Facebookseite der Messe Schriftgut alle wichtigen Punkte ins Netz streuen und auch so einige Dinge auf meinem Kanal Literatwo verbreiten, aber meine Hauptaufgabe wird nicht das Bloggen sein und ich werde keinen eigenen Stand haben. Zumindest wird dieser Stand nicht den Namen Literatwo tragen, denn ich betreue den Stand meiner Lieblings- und Partnerbuchhandlung „Findus“.

Ihr habt ganz richtig gelesen. Großes Vertrauen bringt mir Frau Erler entgegen, denn ich werde gleich am ersten Tag ganz allein sein und zwar mit vielen Büchern, buchigen Schätzen und einige anderen schönen Dingen, die es sonst nur direkt in der Buchhandlung gibt. Ich werde nun mein Bloggerdasein in der Realität ausüben können und zwar in Form von Buchempfehlungen, direkt vor des Lesers Nase.

Werde ich diesen nicht ganz einfachen Job denn wirklich bewältigen können? Ganz ehrlich? Ich bin mega aufgeregt, denn ich war noch nie Buchhändlerin und ich darf dies nicht nur morgen, sondern drei ganze Tage lang sein.

Ich werde euch natürlich auf dem Laufenden halten, wie es mir ergehen wird. VIelleicht ziehe ich mich einfach in eine gemütliche Ecke zurück, entführe Bücher vom Stand und lese diese ausgiebig? 😉 Wäre ja eine grandiose Idee, denn ich werde wundervolle Kinder- und Jugendbücher vor meiner Nase liegen haben. Oder werde ich selbst mein bester Kunde und kaufe mir sämtliche Romane einfach selbst und schließe dann schon am morgigen Abend den Stand, weil alles ausverkauft ist?

Es wird auf jeden Fall eine spannende Zeit und ich freue mich auf alle, die am Stand von der Buchhandlung Findus vorbei kommen.

Ich bin dann mal MESSE 🙂

Eure