Monat: Januar 2016

Ich bin nur für kurze Zeit erhältlich ~ that vanilla moment

that vanilla moment & das Buch
that vanilla moment & das Buch

Kolumne 05/2016: #thatvanillamoment

Lassen wir den üblichen Blick auf den Kalender und die Gedanken, an die mega schnell rennende Zeit mal weg und reden wir heute auch mal nicht sofort übers Wetter, sondern übers Bad. Ihr möchtet doch ein wenig Wetter und Kalender? Okay – es ist der letzte Sonntag im Monat Januar – wir haben schon einen Monat des neuen Jahres verbraucht und das Wetter ist von Haus zu Haus unterschiedlich: einfach mal aus dem Fenster gucken.

B wie Bad. Okay, eigentlich verbinde ich den Buchstaben B auch mit meinem Vornamen und viel lieber noch mit Bücher, aber heute wird es eine Mischung, die im Bad ihren Anfang gefunden hat. Vor einiger Zeit habe ich die Duschcreme the raspberry kiss der Marke treaclemoon getestet. Ich war super angetan und habe mich nun täglich damit geduscht. Seit letzter Woche habe ich nun die Sorte gewechselt. Ab sofort rieche ich nach dem Duschen nach Vanille.

Ob ich den Duft besser oder eher nicht ganz so gut finde, dass sei mal so dahin gestellt. Mir geht es heute und hier weniger um den Duft, sondern um die Optik der Flasche und meine buchigen Gedanken beim Duschen. Ich erwische mich immer wieder, wie ich mir die Worte auf der Vorderseite der Flasche beim Duschen durchlese und darüber nachdenke.

„Verrführerisches Nichtstun…meine Gedanken sind federleicht und segeln davon… Woran ich jetzt denke? – Pustekuchen! Ich kann doch nicht alles verraten.“

Ich lese und lese die Worte immer und immer wieder und merke, dass  meine Gedanken federleicht sind, sich aber eher ums Thema Buch drehen, als um die Worte, denn irgendwie geben mir diese nicht wirklich etwas. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle sagen, dass ich schon überlegt habe, wer wohl hinter diesen Worten steckt und wie man darauf gekommen ist, ebendiese Worte auf der Flasche anzubringen. Es geht hier um eine Duschcreme, dies möchte ich noch einaml erwähnen. Wen möchte man hier neugierig machen und wer spricht da überhaupt zu mir, während ich meinen Körper mit Duschcreme reinige? Wer von euch treaclemoon-Duschcreme-Sucht-Spezialisten kann mir Antworten geben?

Trotzdem schafft es die Verpackung nicht, meine Gedanken an sich zu fesseln – das Buch ist hier einfach stärker. Der seitlich angebrachte Aufdruck: „Ich bin nur für kurze Zeit erhältlich“ gibt den letzten Impuls und ich frage mich, was wäre denn, wenn morgen ein Buch erscheinen würde, welches ebendiesen Aufdruck hätte? Was würde uns bibliophilen Menschen passieren? Würde es uns so gehen, wie es mir mit dem Kauf der Duschcreme ging? Würden wir einfach zugreifen? Einfach mal ausprobieren?

Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn der Aufdruck nicht nur auf einem Werk wäre. Und dann auch noch auf dem Werk unserer Lieblingsschriftstellerin, unseres Lieblingsschriftstellers. Ich mag daran überhaupt nicht denken. Sämtliche Buchkaufverbote würde es nicht mehr geben, oder? Für mich gibt es sowieso kein Kaufverbot, aber einige von euch, halten sich dran. Was wäre aber, wenn bestimmte Bücher nur für eine kurze Zeit erhältlich wären? Habt ihr euch darüber mal Gedanken gemacht? Wir würden zugreifen und uns ganze Regale füllen – richtig?

Diese Dinge spuken mir beim abendlichen Duschen durch den Kopf. Bibliophil? Auf jeden Fall. Der Gedanke ist gruselig und ich denke, so schnell wird dieser Satz (zum Glück) auf keinem Buch zu finden sein. Es wäre ja nicht nur für uns tragisch, sondern auch für den Schöpfer des Inhalts. Gruselige Vorstellung – du bist Autor und dein Buch ist nur für kurze Zeit erhältlich. Du schreibst über ein Jahr an deinem Herzenswerk und dann kannst du nur hoffen, dass du Leser findest, die es in dieser kurzen Zeit kaufen. Wie kurz ist eigentlich diese kurze Zeit?

Was ich allerdings nicht gruselig finde, sind die Worte auf der Rückseite der Duschcreme. Auf buchig umgedichtet könnte da stehen:

„Dieser Gute-Laune-Roman hat viele Talente:

  • Verdreht jedem Wortliebhaber den Kopf

  • Mit komischen Situationen so bunt wie das eigene Leben

  • Ein echter Romeo unter den Humorbolzen

  • Zaubert schöne Gedanken und Träume aus Worten

  • Im Team unschlagbar – mit Comic und Witzebuch“

Ich bin eindeutig für eine buchige Duschcreme, vielleicht mit Seitenzahlenpeelingperlen, einem aufgedruckten Inhaltsverzeichnis, einem Zitatschnappverschluss, natürlich mit viel Buchduft und nicht nur in der 500ter Seitenzahlenlänge. Verschiedene Größen wären wünschenswert. Extra einfoliert werden muss die buchige Duschcreme nicht unbedingt. Ein Duschbändchen wäre eine Überlegung wert. Hardcover würde ich bevorzugen und falls es keine Umstände macht, den ET bitte auf Sommer 2016 setzen. 🙂

Eure

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Teo ~ Lorenza Gentile

Teo ~ Lorenza Gentile
Teo ~ Lorenza Gentile

„Ich heiße Teo, ich bin acht Jahre alt, und ich will mit Napoleon reden. Ich muss eine sehr wichtige Schlacht gewinnen, und er ist der Einzige, der mir dabei helfen kann. Aber wenn ich mit ihm reden will, muss ich sterben, denn Napoleon ist schon tot.“ (Seite 11)

Habt ihr euch auch an den ersten Zeilen festgelesen und ist euch auch bei dem Wort „tot“ die Gänsehaut den Rücken hoch gekrabbelt? Also mir schon und zwar in einer Buchhandlung in Leipzig und eigentlich wollte ich dort nicht raus, ohne das Werk und am liebsten hätte ich das Buch auch gleich vor Ort verschlungen.

Finden wir Bücher oder finden Bücher uns? Ein paar Tage später wusste ich die Antwort. Hatte ich das Buch doch schweren Herzens zurück gelassen, da im Zuhause viele ungelesene Schätze warten, die einfach Vorrang haben, spang es mir doch unerwartet bei meiner besten Freundin in die buchigen Armen. Zufall? Buch findet Bini? Jedenfalls konnte ich nicht anders und musste TEO (dtv) von Lorenza Gentile mitnehmen und auch gleich lesen.

Teo – ich musste einfach immer wieder an ihn denken und ich wollte wissen, warum er denn sterben wollte. Teos Gedanken auf den ersten zwei Seiten lassen erahnen, dass es ihm wirklich Ernst ist. Aber warum?

Die nächsten Seiten lassen uns Leser schon schwer erahnen, was in Teo vorgeht. Sein Eltern streiten sich in einer Tour und er steht in der Mitte oder eher am Rand. Er bekommt weder von Vater noch Mutter Gehör, steht im Weg und eigentlich ist er eher störend und überflüssig, als der achtjährige Sohn Teo, der seine Eltern gern als Eltern betrachten würde und vor allem Eltern braucht.

Seine Schwester ist keine wirkliche Bezugsperson für ihn. Sie ist mit ihrem eigenen Leben beschäftigt und meidet ihre Eltern. Teo selbst hat keine engen Freunde, aber seit seinem Geburtstag gibt es jemanden, den er ins Herz geschlossen hat.

Kaiser Napoleon.

Teo ~ Lorenza Gentile
Teo ~ Lorenza Gentile

Napoleon hat alle Schlachten gewonnen und er hat sich in das Comic, welches er von seinen Eltern bekommen hat, verliebt. Endlich ein Geschenk, welches ihm gefällt. Was bildet und gleichzeitig Hilfe bietet. Teo hat endlich ein Ziel vor Augen. Er will Napoleon treffen und zwar so schnell wie möglich, denn nur er kann ihm helfen. Nur Napoleon kann wissen, wie er die wichtige Schlacht ins einem Elternhaus gewinnen kann. Gemeinsam mit Napoleon wird er es schaffen, dass seine Eltern aufhören zu streiten. Nur dazu muss er sterben, denn Napoleon ist tot…

„Mal fängt Mama an, mal Papa. Sie streiten nur noch. Und keiner der beiden gewinnt, denn gewinnen bedeutet Frieden schließen, und sie schließen niemals Frieden.“ (Seite 17)

Was ist mir der kleine Teo schnell ans Herz gewachsen. Vor allem die Situation in seiner Familie ging mir schnell an die Nieren, wobei diese nicht ausgiebig thematisiert wird. Aber als Leser merkt man, wie einsam Teo ist und das er eben nicht, so wie ich damals, in einem Umfeld aufwächst, welches von Harmonie durchzogen ist. Er hat kein normales Elternhaus und unnormale Elternhäuser hinterlassen Spuren, die lebenslang bleiben. Das ist bekannt und jeder kennt wohl Menschen, bei denen es so war und vielleicht sogar noch so ist…

Teo flüchtet sich zwischen die Seiten. Er sucht in seiner naiven Art, die für einen achtjährigen normal ist, Napoleon. Er denkt, dass er ihn tatsächlich finden kann und versucht einen einfachen Weg zu finden, um zu ihm zu gelangen. Als Leser kommen wir in die Lage des Hin- und Hergerissensein. Wir schmunzeln über den kleinen Teo und seine liebenswert-tapsige Art und gleichzeitig staunen wir über seine tiefgreifenden Gedanken und dennoch rollt uns eine Träne über die Wange, wenn wir seine Lebenssituation und seinen Wunsch betrachten.

Lorenza Gentile lässt uns einen kleinen Helden an die Hand nehmen. Durch ihn lässt sie Themen wie Sehnsucht und Träume und Hoffnung sprechen. Aber auch die Frage nach dem Jenseits wird aufgeworfen. Ein großes Buch voller Gefühle aus Sicht eines Kindes, was seinen Platz in der Welt noch finden muss. Aber er wird ihn finden, daran glaube ich.

Warum? Lest das nachfolgende Zitat, mein absolutes Lieblingszitat und dann folgt Teo. Er muss euch was erzählen – über sein Leben, über seine Eltern, über seinen neugewonnenen chinesischen Freund und über Napoleon…

„Ich muss mir nur vorstellen, dass mein Leben ein Buch ist und jeder Tag eine Seite, und wenn ich die von heute umblättere, steht da geschrieben: NOCH DAS GANZE LEBEN.“ (Seite 195)

Eure
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Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters

Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters
Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters

„Was geschieht, wenn eine junge Ausreißerin und ein pedantischer Witwer aufeinanderprallen?“

Schon dieser eine Satz auf der Rückseite des Buchumschlages lässt erahnen, dass Veronika Peters bestimmt keinen bitterernsten Roman geschrieben hat. Allerdings lassen die Zeilen auch schon erahnen, dass es kein Roman voller Komik ist. Was erwartet den Leser also? Ganz richtig – ein tiefgreifender Roman mit allerhand humorigen Stellen. Ein Roman zum Abschalten, zum Verweilen, zum starken Schmunzeln, zum Freuen, zum Fallenlassen – eine wunderbare Kombnation – guter Stoff!

Aller Anfang fällt vom Himmel“ (Goldmann) von Veronika Peters – ich habe euch schon in groben Zügen erzählt, auf was ihr euch freuen könnt, zumindest was die Lesestimmung betrifft. Und inhaltlich?

Ja, da gibt es auch einiges zu erzählen, wobei ich da eigentlich überhaupt recht zurückhaltend bleiben will. Warum? Ihr müsst einfach erlesen, was dem lieben Protagonisten, namens Korbinian Gerhard, passiert. Vorweg muss ich sagen, dass der Namen an sich schon echt Programm ist. Korbinian – so kultig genial. Korbinian Gerhard ist Witwer, wie ihr schon erfahren habt und er ist sehr, sehr ordentlich. Er liebt die Ordnung und sein Tagesablauf ist sehr strukturiert. Seit seine Ehefrau die Welt verlassen hat, ist er darauf bedacht, einige Dinge unberührt zu lassen und die Wohnung einfach sauber zu halten. Seine Sachen haben feste Plätze und es gibt niemanden, der seine Angewohnheiten ändern könnte, geschweige denn, Dinge in seiner Wohnung verändern könnte.

„Nachdem seine Frau so völlig unerwartet gestorben war, hatte er sich das Alleinsein wie einen Mantel umgelegt, der ihn vor dem Mitleid und der Anteilnahme anderer schützte.“ (Seite 18)

Allerdings wird aus dem niemand ein Mädchen namens Billa.

Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters
Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters

Doch woher taucht denn plötzlich ein Mädchen bei einem zurückgezogenen Eigenbrötler auf? Ja, dass hab ich mich auch gefragt, aber jeder Mensch hat doch seine andere Seite und wenn da ein Mädchen sitzt…im Winter…hungernd…da kann auch ein Korbinian Gerhard nicht anders und hilft, wo er nur kann. Krank ist Billa, die 17-jährige Ausreißerin, auch noch und kurzerhand findet sie sich in der Wohnung des Witwers wieder. Doch was nun?

Die zweite weibliche Figur, sein Schwesterherz – mehr Schwester, als Herz – ist auch nicht gerade gut aufgestellt. Ihr Leben läuft mehr wie eine Achterbahn, als eine gut funktionierende Lebenstraßenbahn. Nunja – sie ist ebenso hilfsbereit und versucht zwischen den beiden Generationen zu vermitteln und mit Rat und Tat zur Seite zu sehen. Aber wie sieht es jetzt nur in seiner Wohnung aus?

Der Lehrer ist verzweifelt, denn sein gewohnter Trott ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Alles ist anders, alles ist neu und doch dauerte die Zeit der Umgewöhnung nicht lang. Ist da vielleicht sogar schon langsam Gewohnheit? Aneinander wachsen? Miteinander leben?

Oder doch nur das pure Chaos was so einige Dinge gekonnt unter den Tisch der Verdrängung fallen lässt?

„Das Schlimmste aber war: Er war nicht allein. Da konnte er sich noch so gut selbst sortieren, Tatsache blieb: Im Gästezimmer lagerte eine minderjährige Person mit schwerer Virusgrippe, und im Schlafzimmer wartete seine jüngere Schwester, die unter einem akuten Helfersyndrom litt, auf ihren Einsatz.“ (Seite 61)

Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters
Aller Anfang fällt vom Himmel ~ Veronika Peters

Was hat sich dieser Roman weggelesen. Er hat sich währenddessen sogar regelrecht ins Herz geschlichen. So ganz leise, wisst ihr? So wie eine Katze mit Samtpfoten, die man überhaupt nicht hört, wenn sie sich auf ihren heimlichen Lieblingsplatz verzieht. Und dabei ist der Roman jetzt kein Roman mit wahnsinnig umfassender Handlung, wie gesagt…

Knappe 290 Seiten die sich einfach so weglesen. Es bedarf hier keinen megagroßen Spannungsbogen, es bedarf keiner Action, es bedarf keinen Mord und auch kein sonst wie großen emotionalen Verstrickungen. Lest das letzte Zitat über dem Bild – genauso liest sich der Roman, einfach wundervoll herrlich und mit sprachlich angewitzten Worten. Ja, angewitzt. Das sagt man so. 🙂

Und die Charaktere sind so…ach, stellt euch mal selbst vor:

„“Naja, wenn man sich uns von außen anschaut, ein griesgrämiger Lehrer aus dem letzten Jahrhundert, eine langsam welkende Blumenfrau und dazu ein virenverseuchtes Straßenkind auf der Flucht – drei traurige Gestalten in der Luxusetage, das ist auch schon ziemlich komisch, findest du nicht?““

Und am Schluss? Ist noch kein Ende in Sicht. Ich habe diesen kleinen ruhigen Schatz sehr genossen und ihn mit einem dicken Grinsen im Gesicht geschlossen. Herrlich – einfach herrlich zum Entspannen.

Lasst die Worte auf euch einplätschern und ich sag mal so: aller Anfang fällt vom Himmel…also guckt immer mal nach oben. 🙂

Eure
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Buchmesse Leipzig

Buchmesse Leipzig 2016
Buchmesse Leipzig 2016

Kolumne 04/2016: #Buchmesse

Messezeit – es ist fast wieder soweit! Wenn ich heute so an den Kalender schaue, sehe ich zwar die Messe noch nicht, aber ich sehe, dass es Zeit wird, die Akkreditierung für die Buchmesse in Leipzig vorzunehmen.

Messezeit – ich schreibe hier und heute tatsächlich von der Buchmesse in Leipzig. Ich kann es ja selbst noch nicht glauben, aber das März-Messe-Jahr ist fast rum und Leipzig kommt in großen Schritten auf uns buchige Menschen zu oder wir lesen uns nach Leipzig. Die Zeit fliegt und nun darf ich heute endlich verkünden, dass ich da sein werde. Überall in den großen Weiten des Internets, sind auf den buchigen Seiten und Netzwerken Meldungen zu vernehmen. „Ich werde da sein.“  – „Sehen wir uns in Leipzig?“„Endlich – ich bin auf der Buchmesse in Leipzig.“ – überall sind begeisterte Worte zu finden und ich darf mich in die Reihe der Jubelschreie mit einordnen. Endlich. In Frankfurt konnte ich im letzten Jahr nicht sein, aber dahin wurde ich gedanklich mitgenommen. Welch Glück – Danke Arndt! In diesem Jahr bin ich wieder selbst vor Ort und Leipzig ist ja gleich um die Dresdner-Ecke. 🙂

Messezeit – wie wirst du werden? Wie werde ich dich erleben? Du bist immer buchig, aber sonst immer anders, immer ein wenig neu und doch immer wieder vertraut. Was wird mich in diesem Jahr erwarten?

Messezeit – warst du immer voller buchiger Gedanken, voller buchiger Treffen, voller buchiger Erlebnisse und voller buchiger Projekte – wirst du wieder buchige Momente des Innehaltens, des Verinnerlichens, des Träumens, des Denkens, des Erinnerns, des Buchzukunftsblickens dabeihaben?

Messezeit – du bist schon fast in greifbarer Nähe. Einige wichtige Termine stehen fest und ich möchte nicht zuviel verraten, aber ich werde nicht alleine auf der Messe sein. Das könnt ihr euch denken, weil in jedem Jahr mehrere tausende Besucher durch die Hallen streifen? Das stimmt, aber ich werde die Tage in Leipzig nicht alleine verbringen. Ihr werdet bei den meisten Begegnungen nicht nur mich antreffen und ich freue mich sehr, dass ich eine sehr wichtige Begleitung haben werde. Mehr gibt es an dieser Stelle noch nicht für euch zu lesen. Ihr dürft gespannt sein. Ich bin vorfreudig – sehr! Es wird eine wichtige Messe – auf jeden Fall!

Messezeit – die Zeit der Begegnung mit den Menschen, die einem extrem ans buchige Herz gewachsen sind. Menschen, die man nicht oft sehen kann, aber in Leipzig ganz gewiss treffen wird und viel drücken und umarmen darf. Ich freue mich schon wahnsinnig auf euch – ihr bekannten wunderbaren Buchgesichter! Und ich freue mich, auf viele neue Treffen, neue Buchmenschen, neue Begegnungen, neue Lesewegbegleiter – es wird toll!

Messezeit – Der Urlaub ist genehmigt, die Unterkunft ein magischer (Zu-) Fall und hinkommen werde ich auch irgendwie – hier wird sich noch ein Transportmittel oder eine Fahrgemeinschaft finden.

Messezeit ICH FREUE MICH.

Wirst du da sein? Sehen wir uns?

Eure

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H wie Habicht ~ Helen Macdonald

H wie Habicht ~ Helen Macdonald
H wie Habicht ~ Helen Macdonald

Schon seit dem Sommer umkreist mich der Habicht. Er war ständig in meiner Nähe, fast hätte er mich berührt und doch sollte unsere Begegnung erst nach Weihnachten stattfinden. Was lange währt wird gut und der Habicht ist einfach nicht nur gut, sondern grandios. Ja – ich schwärme und wie ich schwärme.

H wie Habicht (Ullstein Buchverlage) von Helen Macdonald war das letzte und wohl auch beste Buch, welches ich im Jahr 2015 gelesen habe. Es hat mich emotional gegriffen und mir eine Lesezeit beschert, die ich nicht vergessen werde.

Aber warum nur?

„Das Heilmittel für Einsamkeit ist das Alleinsein.“ (Seite 50)

Eine Freundin und Bloggerkollegin meinte zu mir, dass sie bisher nicht wirklich vom Werk überzeugt ist und sich nicht traut es zu lesen, obwohl es schon seit langer Zeit bei ihr im Regal wohnt. Sie sagte zu mir: „Bisher kam bei mir an: Ein Sachbuch über Falknerei und eine depressive Frau. Ich weiß nicht.“

„Greifvögel kann man nicht bestrafen. Sie würden eher sterben, als sich zu unterwerfen.“ (Seite 116)

Wir ihr vielleicht schon gemerkt habt, sind die Zitate sehr tiefgründig und laden zum Nachdenken und zum Verweilen ein, obwohl sie recht kurz sind. Mich haben die Sätze gepackt und immer tiefer und tiefer ins Werk gezogen. Der Habicht hat sich von Anfang an auf mich gestürzt. Dabei mag ich überhaupt keine Vögel, falls ich das noch nicht erwähnte, zumindest als Haustiere. Vögel finde ich sogar regelrecht doof, wenn ich das mal so sagen darf. Einzig faszinierend finde ich den Mäusebussard.

Mäusebussarde sehe ich ständig, denn diese sitzen oft auf den Zaunstangen an der Autobahn und halten auf den angrenzenden Feldern nach Mäusen Ausschau. Die Tiere beeindrucken mich einfach. Ich weiß nicht wieso, aber ich glaube, es hat mit deren Größe zu tun und der erhabenen Gestalt. Mit regelrecht geschwellter Brust sitzen die geflügelten Jäger da und warten auf ihre Beute. Beeindruckend – ich bin immer und immer wieder fasziniert und halte nach Mäusebussarden Ausschau.

Ausschau habe ich auch nach diesem Werk gehalten und dann habe ich mit jedem einzelnen Wort meinen Habicht-Lesehunger gestillt.

„Einen Greifvogel freit zu fliegen ist immer mit Ängsten verbunden, denn dabei werden die Verbindungen auf die Probe gestellt. Und es ist noch schwieriger, wenn man das Vertrauen in die Welt verloren hat und das Herz im eigenen Leib zu Asche geworden ist.“ (Seite 219)

H wie Habicht ~ Helen Macdonald
H wie Habicht ~ Helen Macdonald

„Sich zu verlieben ist eine verheerende Erfahrung, außer man verliebt sich in eine Landschaft.“ (Seite 59)

Helens Vater ist tot.

Helen zieht sich aus dem Leben zurück. Helen verbündet sich mit der Natur. Helen will einen Habicht abrichten. Helen trifft auf Habicht Mabel und es beginnt ein Jahr voller Spannung – Enttäuschung – Mut – Wut – Angst – Glück – ein Jahr voller Leben

Eine ganz einfache Geschichte und doch so viel mehr, denn dieser Roman ist mitnichten ein Sachbuch. Dieser Roman ist mit keinem anderen Roman vergleichbar, zumindest für mich bis zum heutigen Tag. Er ist brilliant, er ist groß, er ist voller Gefühl. Während ich diese Worte tippe, läuft mir schon wieder ein Gänsehautschauer über den Rücken. Jene Gänsehaut von der ich im Buch ständig überfallen wurde. Eine Gänsehaut aus Angst, eine Gänsehaut vor Glück  – eine Gänsehaut aus glücklicher Angst – eine Gänsehaut aus ängstlichem Glück.

„Wenn einem das Herz bricht, dann flieht man. Manchmal läuft man allerdings nicht einfach weg, sondern vor lauter Hilflosigkeit stattdessen auf etwas zu.“ (Seite 68)

Helen Macdonald ist nicht depressiv. Helen ist traurig und wandert an der Kante eines emotionalen Abgrundes entlang, denn ihr Vater ist gestorben. Sie leidet, sie trauert, aber sie ist nicht depressiv. Jeder Mensch muss trauern und den Tod verarbeiten, gerade wenn es ein naher Angehöriger ist. Doch Helen versucht ihre Trauer zu wandeln und zwar in einen Lebenstraum, der sie unter anderem mit ihrem Vater verbindet. Sie ist fasziniert von Greifvögeln, der Falknerei und von einem Buch über ebendiese, welches Autor T. H. White verfasst hat und den Titel The Goshawk trägt. Dieses Buch wird für sie zum Handbuch, zum Lebensbuch und wird sie auf ewig mit ihrem Habicht Mabel verbinden…

„Dieser kleine Ort der Ungewissheit ist ein seltsamer Ort. Du fühlst dich sicher, gerade weil du dich komplett ausgeliefert hast. Es ist wie ein Rausch, in dem du dich verlierst. Und du willst ihn wieder und wieder erleben.“ (Seite 243)

Die Geschichte von Helen und ihrem Habicht Mabel ist einfach atemberaubend. Anders kann ich es kaum beschreiben. Der Roman liest sich wie ein Thriller, er ist packend und emotional unberechenbar – genau wie ein Greifvogel. Für mich durch und durch ein Meisterwerk, gerade weil der Inhalt nicht nur eine Geschichte ist, sondern Helens Leben, Helens Gefühle, Helens Ängste und Helens Habicht-Lebenswerk. Ich habe mich völlig in ihre Welt fallen lassen und wahnsinnig viel über Habichte gelernt. Jeder Freiflug wurde zum Abenteuer, erzeugte Schweißausbrüche und schürte die Hoffnung zugleich. Ich bin nur so durch die Seiten gejagt. Langsames Lesen war unmöglich. Spannung – Freiheit…

„Wie kann man etwas lieben, wie kann man für seinen Schutz kämpfen, wenn alles, was dieses etwas bedeutet, Verlust ist?“ (Seite 248)

Die Schilderungen im Werk haben sich in meine Leserhaut gegraben, mich von Anfang an mitgerissen und die Gefühle haben mich komplett eingehüllt. Dies sage ich – eine Leserin die keine Vögel mag, selten Biografien liest, Sachbücher umgeht und größtenteils in anderen Genres unterwegs ist.

Ja – dies sage ich.

Lasst euch von „H wie Habicht“ gefangen nehmen. Es wird nicht lange dauern und ihr werdet der Schreibe von Helen Macdonald nicht widerstehen können. Sie wird euch mit ihren Worten um den Finger wickeln und euch schwer beeindrucken.

Dieses Buch ist ein absolutes Highlight, wie ich finde – wie nicht nur ich finde, denn schaut euch mal auf der Verlagsseite um. Dort gibt es neben vielen positiven Stimmen auch ein Interview mit der Autorin, welches ich euch nur ans Herz legen kann.

Hat dich der Habicht schon geholt?

Eure
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Fli- Fla- FLOW

flow - Ausgabe 15 ist da
flow – Ausgabe 15 ist da

Kolumne 03/2016: #flow

Heute ist es endlich soweit und ich stelle euch das aktuelle Flow-Magazin vor. Immer und immer wieder habe ich es euch versprochen, doch irgendwie habe ich es bis heute nicht richtig geschafft. Dennoch gibt es schon ein wenig „flow“ auf Literatwo. Vor ein paar Tagen konntet ihr unserem Gespräch – Zwei Mädels im Flow der Achtsamkeit – lauschen und seit dem Herbst des Jahres 2014 könnt ihr meinen Lesweg verfolgen – 365-Tage-Projekt.

Wie? – die neue flow gibt es schon? Kommt die nicht immer erst am Dienstag? Richtig – am 19. Januar gibt es die erste Ausgabe im neuen Jahr 2016.

Warum kannst du die neue Flow uns da heute schon vorstellen? Ganz einfach – das Abo macht es möglich und oft kommt die Ausgabe immer schon am Samstag vor dem richtigen Erscheinungsdienstag ins Haus geflattert. Klingt komisch? Ist es aber ganz und gar nicht, denn so kann ich gleich das Wochenende nutzen, um darin zu stöbern.

Gleich zu Beginn musste ich schon schmunzeln, denn das Vorwort von Sinja ist grandios. Ich mag die ersten Einstimmungszeilen zu „Tempo machen“ von der Chefredakteurin, da sie so herzerfrischend und frei von der Leber weg schreibt.

Nach dem Inhaltsverzeichnis geht es auch schon los. Die flow-Leser erwartet das große Titelthema. In dieser Ausgabe geht es um „Abschied & Neuanfang“. Jeder von uns kann sich zwischen den vielen Zeilen einfach wiederfinden. Haben wir nicht alle davon schon etwas erlebt? Jobwechsel? Umzug? Das Ende einer Partnerschaft, einer Freundschaft? Haben wir nicht alle schon neue Menschen in unserem Leben begrüßen dürfen? Neue Ufer erkundet? Gewohnheiten auf Seite gelegt, um Ungewohnheiten zu erleben? Mit vielen Bildern wird das Thema farbenfroh in Szene gesetzt und uns Lesern bleibt Platz zum Denken, Vor- und Zurückblicken.

Regelmäßige flow-Leser wissen, dass es in der Ausgabe die Lesezeichen-Seiten gibt. Diese sind nützlich, um die verschiedenen Bereiche im Magazin für sich selbst abzugrenzen und schnell wieder zu finden bzw. aufzublättern. In der ersten Ausgabe des Jahres ist alles anders. Diese überrascht mit herrlichen nostalgischen Ölgemälden und ich als Nichtkunstliebhaberin bin recht angetan. Ich vermisse die Lesezeichen auch nicht wirklich, da ich sie sowieso nicht nutzte. Die verstärkten Gemälde auf natürlich besonderem Papier, sind ein guter Lesezeichenersatz. Mal was anderes – Veränderungen sind nicht schlecht.

flow - feel connected
flow – feel connected

Feel connected – Ein Blick auf die Welt und die Menschen um uns

Besonders klasse finde ich in der flow die kleinen Anregungen auf der ersten Doppelseite nach jeder neuen Rubrik. Diese beinhalten oft praktische Links, Geschenkideen, Tipps und Empfehlungen.

Richtig gerne lese ich „Was machst du gerade?“ – drei Menschen werde befragt. Ich mag die kurz und knackigen Vorstellungen der oftmals kreativen Menschen und die dazugehörigen Bilder, die viel Einblick in deren Leben geben. Meist lese ich diese Seite zuerst. Und danach lese ich immer „Die Bücher meines Lebens“. Das ist nicht verwunderlich, oder? Bettina Mayer stellt in dieser Ausgabe 5 Bücher vor. Zwei davon kenne ich sogar. Oftmals sind nämlich Bücher dabei, die wahre Schätze und meist unbekannte Perlen zugleich sind. Oft habe ich mich schon befragt, welche Bücher ich wohl vorstellen würde – eine schwere Frage, aber mittlerweile könnte ich sie wohl beantworten. Könnte ich?

Bis ins Detail möchte ich euch das Magazin natürlich nicht auseinander nehmen, darum werde ich mir jetzt noch ein paar Seitenperlen heraus picken. Unter – Einsicht – geht es diesmal um Freunde fürs Leben und unter – Lebenslauf – stellt sich Modedesignerin Sibilla Pavenstedt vor. Besonders schön ist an diesen Lebensläufen, dass es zur Person viele Bilder gibt, nicht nur über die Gegenwart geschrieben, sondern auch in die Vergangenheit zurück und vor in die Zukunft geblickt wird. Klasse!

„Währenddessen in Nepal“ – ein Lebensbericht ist immer dabei und ganz besonders klasse ist die Kolumne in der Merle Wuttke dieses Mal über ihre Konsumneigungen schreibt. Ich muss jedes Mal grinsen und ich mag ihre Schreibe sehr. Herrlich, einfach herrlich.

Kommt mit in die nächste Rubrik…

Live mindfully – Leben im hier und jetzt

Gleich zu Beginn gibt es wieder herrliche Tipps – besonders lustig finde ich die App, welche vorgestellt wird und die Schokolade. Ich mache euch neugierig? Ups…das wollte ich nicht.

„Keine Angst vor Gefühlen“ – wichtige Worte, tiefe Worte, wahre Worte. In diesem Artikel könnt ihr versinken und eurer Gefühl-Herz wird schlagen.

„Die Line deines Lebens“ – hier habt ihr die Möglichkeit die inneliegende Papier-Lebenslinie auszufüllen und dann aufzuhängen. Eure Worte und eure Kreativität ist gefragt –  schaut zurück und bewertet, ordnet und entdeckt.

flow - live mindfully
flow – live mindfully

„Erobern wir uns die Nacht zurück“ – was für ein Thema. Ich glaube gerade in den Zeiten von Handy, PC und Co. sehr wichtig. Schlafen wir alle die gesunden 7 Stunden? Wie schlafen wir und wie sollten wir schlafen? Hier habe ich mich gleich festgelesen und einiges gelernt. Unsere Welt schläft kaum noch…

„Von der Kunst aufzuhören“ – Beharrlichkeit ist nicht immer gut. Immer weiter und weiter oder lieber mal STOP?

„Leben ohne Plan – geht das?“ – Der Artikel trifft wahrscheinlich viele von uns wie die Faust aufs Auge. Am 03. Januar schrieb ich darüber – Alles – nur keine Pläne – könnt ihr euch erinnern? Was ist wirklich wichtig? Weg mit den Plänen – rein ins Leben. Darum war ich heute mal ganz lange spazieren. Winterwaldluft – klar, ich hätte lesen können, ich hätte schreiben können, ich hätte und hätte und hätte – na, und? Ich war draußen, ich habe tief geatmet und es war schön.

Spoil yourself – Zeit für eine kleine Verwöhnpause

Jetzt wird es lustig und natürlich bleibt es kreativ und außergewöhnlich. Ich mag in dieser Rubrik den Blick ins WEB. Da gibt es lustige Dinge und tolle Geschenkideen oder einfach Kleinigkeiten für sich selbst zu entdecken, die man sonst wohl nie gefunden hätte. Wie wäre es mit einer Bücheruhr? Buchtipps gibt es zudem auch zu finden.

Gemüsesuppe kochen? Gutes aus dem Ofen? Küchenliebhaber werden auf ihre Kosten kommen und Küchenbeginner lernen was dazu.

„Die Geschichte hinter den Bildern“ und auch die Kategorie „Inspiration“ haben es in sich. In dieser Ausgabe erfahrt ihr einiges über Russland. Bilder und Text erzeugen absolute Gänsehaut. Als Gegenpol könnt ihr Evas Haus kennenlernen – Vintageladen und Wohnhaus in einem. Es kann also durchaus sein, dass das Sofa nicht mehr da steht…

Make it simple – Es muss gar nicht so kompliziert sein

„Das Geschenk des Schenkens“ – lieber selbst schenken oder lieber selbst etwas geschenkt bekommen? Nina Siegal öffnet ihre Lebensgeschichte und macht Mut.

„Mein Leben in Serie“ – Christine Ritzenhoff und jede Menge Gesprächsstoff…

„Farbenfroher Webteppich“ – jetzt kommt der Teil für die ganz kreativen Handarbeitsjunkies oder für die LeserINNEN die es werden wollen. Habt ihr schon einen Teppich gewebt? Nein? Na, dann wird es Zeit und es ist einfach und es entspannt. Ihr werdet ein Unikat erschaffen und die Anleitung ist so leicht zu verstehen – ihr müsst nur losweben…

„Sieh es doch mal so…“ – guckt mal aus einem anderen Blickwinkel

Zum Schluss gibt es das Minibilderbuch voller Kunst von Blexbolex und ein Interview mit dem Künstler. Angucken – die Begriffe oder Personengegenüberstellungen noch weiter angucken – überlegen – die Verbindungen in dem Angeguckten suchen. Was soll das bringen? Wir sollen unser alltägliches Leben ein bisschen anders sehen…

flow -
flow – ein Blick hinein

Fazit – ein paar Worte geflowt

Anfangs gab es in der flow kaum Werbung. Dies ist jetzt nicht mehr so und ab und an nervt es mich, wenn ein Brief oder ein dickeres Prospekt aus den Seiten fällt. Aber die Werbung ist recht angepasst (teilweise viel Buchwerbung), auch was die Werbung auf den Seiten betrifft. Dennoch – so ganz ohne war auch nicht schlecht. Dies muss ich an dieser Stelle mal erwähnen.

Und sonst? Ich mag die flow. Klar, es gab auch Ausgaben die einfach mal nicht so schön waren, die wohl zur falschen Zeit kamen und einfach von den Themen her nicht so tiefgründig waren. So ist es eben, nicht immer passt alles, nicht immer sind die Ecken rund. Diese 15. Ausgabe hat mich aber begeistert. Ich bin noch nicht ganz durch, ich werde mich zum tiefen Lesen noch ausgiebig zurücklehen, aber der erste Blick zwischen die Seiten hat mich schon sehr überzeugt. Die Beilagen sind in dieser Ausgabe nicht so toll, zumindest nicht für mich.

Entspannung habe ich gefunden, ich habe neues dazu gelernt und ich liebe diese kleinen Tipps nach jedem flow-Abschnitt. Und ich hoffe, dass ich nun einigen „noch-nicht“ LeserINNEN einen relativ umfassenden Einblick geben konnte. Jetzt wisst ihr alle, was DIE FLOW ist und eigentlich könnte ich euch das nächste Magazin wieder vorstellen. Bis März müsst ihr euch dann aber noch gedulden. 🙂

Und was sagt ihr? Kennt ihr die flow schon oder wollt ihr sie demnächst kennenlernen? Oder ist die flow überhaupt nix für euch? Was gefällt euch und was nicht?

Flowt euch also mal rein – viel Freude dabei!

P.S. Die drei flowigen Ausgaben sind noch nicht vergeben…

Eure

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Die Karte meiner Träume ~ Reif Larsen

Die Karte meiner Träume ~ Reif Larsen
Die Karte meiner Träume ~ Reif Larsen

Es gibt wahrlich viele Karten. Landkarten, Speisekarten, Spielkarten, Postkarten, selbstgebastelte Karten und es gibtDie Karte meiner Träume (S. Fischer Verlag).

Das Telefon klingelt und es gibt viele Möglichkeiten, was ein einziger Anruf alles bewirken kann. Der Anruf des Smithsonian Institut in Washington bewirkt bei Tecumseh Sparrow Spivet, von allen nur T.S. genannt, so einiges, denn genau er soll den Baird-Preis verliehen bekommen und das verändert sein bisheriges kurzes, aber vielseitiges Leben vollends.

Eine Ranch in einer winzig kleinen Stadt nähe Divide in Montana.
Hier lebt der erst 12-jährige T.S. mit seiner Schwester Gracie, seiner Mutter, der Wissenschaftlerin Dr. Clair, meist vertieft in Käferstudien und seinem Vater, einem echten Cowboy, der oft auf den Feldern verschwindet und dort seine Ruhe zusammen mit einer Whiskyflasche findet. Seinen Bruder Layton hat er verloren, eine Kugel setzte seinem Leben ein Ende und an diesem Tag gab es einen Riss in der Familie, eine Schneide im Leben aller.

T.S.’ Leben sind seine Notizbücher, in denen er alles ganz genau festhält, ein Stück Gleichgewicht und Ordnung in einem. Er zeichnete sein Umfeld, Leute bei der Ausübung von Tätigkeiten jeglicher Art, macht zoologische, geologische und topographische Darstellungen, hält die Anatomie von Insekten fest und hat alle praktischen Arbeiten der letzten vier Jahre, die auf der Farm verrichtet worden sind, festgehalten.
Sogar in seinem Zimmer haben alle Instrumente einen festen Platz und die Wand dahinter enthält den Umriss des jeweiligen Gegenstands, der Ordnung halber.

„Es hat nie eine Landkarte gegeben, auf der alles stimmte, und Wahrheit und Schönheit haben es nie lange miteinander ausgehalten.“ (Seite 19)

Der große Tag ist gekommen, T.S. stiehlt sich am frühen Morgen aus dem Haus, im Gepäck alle 25 Positionen von seiner Inventarliste, die auf dem Koffer klebt, alles Notwendige, was er für sich persönlich zum Leben braucht, und ein Notizbuch seiner Mutter mit der Aufschrift EOE.

Die Reise seiner Träume beginnt, die Karte seiner Träume hat er im Herzen, nun muss sich der Traum nur noch erfüllen und das Ziel Washington erreicht werden.

„Ist es möglich, den gesamten Inhalt der Welt zu sammeln? Und wenn man die ganze Welt in seiner Sammlung hat, ist es dann noch eine Sammlung?“ (Seite 199)

Ein Buch, was gefangen nimmt, was fasziniert, was nicht mehr loslässt, was viele Parallelen hat und vor allem verbindet.

Eine Augenweide ist das Buch von Anfang an, ohne den Inhalt zu kennen, zeigt es sich in einem anderen Format und bietet bereits vor der ersten Kapitelseite genügend Anschauungsmaterial und besticht mit Karten und ersten Wegweisern.

Drei Teile – Der Westen, Die Reise, Der Osten – hat das Buch und alle drei haben spezielle graphische Höhepunkte. Zeichnungen, Abbildungen, Briefe, Vergleiche, Fotos, Diagramme, Auswertungen, Notizen und vieles mehr schmücken die Ränder neben dem eigentlichen Kapitelinhalt. Der Leser wird ganz sanft anhand von Pfeilen an die wichtigen Bemerkungen gelenkt und sein bisheriges Bild des Gelesenen wird verstärkt und extrem intensiviert. Geschickt bringt Reif Larsen ab und an den Leser aus dem Lesefluss und lässt ihn aufschauen und tiefer über Text und das zugehörige Bild denken.

Fiktion ist nicht gleich Fiktion und in jeder Fiktion steckt etwas Realität.

Die Karte meiner Träume ~ Reif Larsen
Die Karte meiner Träume ~ Reif Larsen

An dieses Werk muss ich ständig denken, wenn ich im „Schiff“ lese. Ihr kennt das Schiff – „S – Das Schiff des Theseus“ von J. J. Abrams und Doug Dorst noch nicht? Am Sonntag habe ich im Artikel Strakanische Theseus Lesegefühle darüber geschrieben.

Dieses Werk kann ich euch nur ans Herz legen – egal ob ihr mit aufs „Schiff“ kommt oder nicht. „Die Karte meiner Träume“ von Reif Larsen ist fast genauso aufregend gestaltet und vor allem detailliert und voller abenteuerlicher, wissenswerter Botschaften. Eine Karte die ihr dringend lesend erkunden müsst. Mir hat das Werk meine Weihnachtszeit im Jahr 2009 verschönert, denn ich bin in einer großen Lesegruppe durch den Roman gereist. Eine Reise – im wahrsten Sinne des Wortes.

Packt zusammen und auf geht´s…

Eure
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Strakanische Theseus Lesegefühle

Lesegefühle
Lesegefühle

Kolumne 02/2016: #Lesegefühle

„S“ ist gerade in aller Lesermunde. „S“? Ja, das Werk von J. J. Abrams und Doug Dorst. „S“? So lautet der Originaltitel.S. – Das Schiff des Theseus (Kiwi) so ist es bei uns bekannt und ebendieser Roman, nein, – dieses grandiose Werk, macht mich einfach sprachlos und ich stecken mittendrin. Sprachlosigkeit durch und durch – aber die Gefühle sind an, die Gefühlssprache ist vorhanden und will jetzt raus…

Ob ich das Werk jemals vollständig rezensieren werde, bleibt ungewiss. Ob ich je heil aus dem Werk wieder auftauchen werden, bleibt ungewiss. Ob ich mithilfe der zwei „Mitleser“ und Studenten Jen und Eric ans „Ziel“ kommen werde, bleibt ungewiss. Überhaupt ist die Ungewissheit meines Lesens genauso stark ausgeprägt, wie die Sprachlosigkeit und das ständige Erstaunen über dieses wahnsinnige Buch. Schon optisch bin ich mehr als beeindruckt. Ich staune über alle Beilagen zwischen den Seiten und bin von der Lebendigkeit geplättet, die mir beim Aufschlagen immer und immer wieder entgegen kommt und mich einhüllt.

Jedes Buch was wir lesen, erzeugt in uns Gefühle, ruft in uns Gefühle hervor und lässt uns irgendwie gefühlig werden. Gefühlloses Lesen ist undenkbar, ich kann es mir nicht vorstellen und ich glaube, es ist mir bisher auch noch nie passiert. Jeder Autor schafft es, uns anhand bestimmter Worte gefühlig zu machen. Auch wenn ich Stand heute noch nicht ganz 50 Seiten gelesen habe, bin ich durch und durch voller Gefühl und weiß, dass dieses Werk besonders ist und viele Spuren in mir hinterlassen wird.

Bücher rufen in mir immer den Austausch mit anderen Lesern hervor. Aber auch so habe ich oft das Bedürfnis, über das eben Gelesene zu sprechen. Natürlich nicht immer, aber es gibt in Büchern einige Textstellen, bei denen man nicht alleine sein will. In der Vergangenheit, aber auch in Gegenwart bin ich mir sicher, eine Herzensperson zu haben, bei der es nicht viele Worte braucht, um mich zu verstehen. So ist es und so wird es immer bleiben. Diese Herzensperson ist ebenfalls im gleichen Werk – auf dem Schiff – unterwegs und hat bereits zwei Artikel veröffentlicht, die viele Hintergründe zum Werk liefern. Schaut euch doch mal in Arndts Artikeln S – Das Schiff des Theseus und [Originalausgabe] “S” von J.J. Abrams und Doug Dorst um.

Gerade auf dem „Schiff des Theseus“ wächst das Verlangen, beim Lesen nebeneinander zu sitzen. Zwei Menschen, zwei Bücher, parallel lesend und immer wieder unterhaltend. Das Bedürfnis über die Worte von Jen und Eric zu lachen, zu grübeln, zu fühlen, einfach alles – ist immer da. Während ich den beiden Protagonisten lesend lausche, möchte ich nicht alleine sein. Lautes Vorlesen ist hilfreich, wie ich finde und das gemeinsame Bestaunen der vielen Beigaben im Werk ebenso. Dieses Buch fasziniert durch und durch – sagte ich das schon?

Während  ich lese, versuche ich immer alle Stifte und Füller weit von mir zu halten. Was habe ich mich schon dabei ertappt, selbst hineinschreiben zu wollen. Da zucken die Lesefinger, wenn Jen und Eric sich unterhalten. Ab und an möchte man so gern helfen, selbst Worte hinterlassen, mitraten und seine eigenen Gedanken auf die Seiten und zwischen die Kommentare schreiben. Ich muss mich echt bremsen, wie ich immer wieder feststelle.

Und dann dieses Kribbeln im Bauch – diese Vorfreude und diese Erleichterung – eine Mischung. Ich versetze mich gedanklich gern in die Lage der zwei. Ich könnte an manchen Tagen wohl kaum vor Spannung einschlafen. Wenn ich nur dran denke, was ich mich fragen würde…wie lange dauert es, bis er antwortet? Was wird er schreiben? Werden wir gemeinsam das Rätsel lösen? Wird das Buch da sein? …

Aber ich als Leserin bekomme den puren „Luxus“ – ich kann alles sofort lesen – den Roman und die Kommentare von Jen und Eric. Was für ein Glück!

Mein Respekt vor dem Werk ist gigantisch – das muss ich hier noch einmal erwähnen. Wann ist für so ein „aufwendiges“ Werk der richtige Lesezeitpunkt? Weihnachten – so meine Antwort oder in der Urlaubszeit, die von Ruhe und wenigen Unternehmungen geprägt ist. Weihnachten ist zwar vorbei, aber in eben diese Zeit passt es aus meiner Sicht perfekt. Wie beim Roman Die Karte meiner Träume von Reif Larsen bietet es sich auch hier an, in Ruhe zu lesen, sich eine richtige Lesezeit zu nehmen und den Austausch mit anderen Lesern zu suchen.

Und was ist mit den ganzen Beilagen im Werk? Können die rausfallen und was ist dann? Diese Fragen habe ich mir auch gestellt und ich bin sehr vorsichtig beim Lesen. Behutsam blättere ich die Seiten um und gebe acht darauf, dass mir keine Beilage herausfällt. Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, diese mit der Seitenzahl zu versehen – mit Bleistift, versteht sich. Doch nein – ich möchte weiterhin ganz penibel darauf achten, mehr als vorsichtig zu sein und meinen Leseplatz wenig zu verändern. Wenn allerdings doch was passieren sollte, gibt es natürlich Hilfe, also nur keine Angst. Auf der Seite des Kiwi-Verlags findet ihr weitere Informationen zum Buch, über das Material und ihr bekommt neben dem Trailer auch eine Übersicht zu den Beilegern. Also keine Angst – lest los…

Meine innere Stimme sagt mir, dass ich das Werk doppelt brauche. Einmal gelesen und mit meinen Lesespuren anhand von leuchtenden Klebezetteln versehen und einmal komplett ungelesen und eingeschweißt.

Und nun? Lesegefühle an…

Eure

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Zwei Mädels im Flow der Achtsamkeit

Zwei Mädels im Flow...
Zwei Mädels im flow…

Seit langer Zeit lese ich die flow. Ich glaube ab Ausgabe 4 habe ich die flow im Abo und somit habe ich alle bisher erschienenen Zeitschriften, denn die ersten drei habe ich mir einfach nachbestellt. Dies kann man übrigens immer noch machen, wie ich vor kurzer Zeit erst erneut festgestellt habe. Mich schrieb ein Leser an und wollte wissen, wie er an die abgedruckte Ideenliste zum 365-Tage Projekt kommt. Dieses hat er bei mir entdeckt und ebendieses ist verantwortlich dafür, dass mich die flow-Redaktion angeschrieben hat, um mich fürs Sonderheft „Ferienbuch“ zu interviewen. Das 365-Tage-Projet ist auch daran schuld, dass ich nun das Sonderheft „Achtsamkeit“ vor mir liegen habe. Ich wurde gefragt, ob ich es meinen Lesern vorstellen möchte und klar, möchte ich. Aber ich bin nicht alleine, denn meine Freundin und flow-Leserin Julia steht mir zur Seite, denn wir haben uns ausgiebig über das Heft unterhalten und an dieser Unterhaltung möchten wir euch teilhaben lassen.

Also setzt euch ans buchige Lagerfeuer zu Julia und mir und lasst euch „beflowen“

Ich glaube ich habe die Sonderausgabe „Achtsamkeit“ bei dir als erstes entdeckt, genau wie das Ferienbuch. Alles was den Namen „flow“ beinhaltet, findet bei dir ein Lesezuhause, oder?

Haha schön hast du das gesagt, aber irgendwo ist es ja wahr. Eigentlich ist es ganz witzig, wie ich zur flow kam, bzw. wie sie mich gefunden hat. Letztes Jahr sind ja einige wirklich unschöne Dinge passiert, die mich auch ordentlich durcheinander gewirbelt haben und in diesem Moment kam die flow daher. Ich stand am Bahnhof und habe dort gestöbert und da war sie: die flow. Sah interessant aus, das Design hat mich sofort angesprochen und schwupps war sie an Bord. Habe in der folgenden Zeit dann einige Zeitschriften diesen Kalibers ausprobiert, aber es gibt keine, die flow das Wasser reichen kann. (Meine Meinung, eingefleischte Happyness-Leserinnen denken das von ihrer Zeitung sicher genau so *lach*). Seither bin ich regelmäßige flow-Leserin, ganz einfach weil diese Zeitschrift wie ein Kurzurlaub ist. Sie ist so vielseitig, inspirierend und gibt auch ab und an den Schubs in die richtige Richtung. Und dazu die tollen Papierprodukte… *hach*

Was für eine Leserin bist du? Hast du das Heft oder eigentlich müsste man es als Buch bezeichnen, einmal durchgeblättert und hier und da drin gestöbert und gelesen oder hast du hintereinander Artikel für Artikel gelesen?

Oh ich bin noch mitten drin *lach* – ich genieße die Beiträge und lese sie gemütlich wie es die Zeit gerade zulässt! Wie machst du es? Hast du direkte flow-Time oder stöberst du immer mal wieder durch die Seiten?

Ich bin eher von der Sorte einmal komplett durchblättern. Dabei lasse ich meine Augen von Seite zu Seite wandern, über die genialen Bilder streifen und ich erfühle das wundervolle Papier. Die flow ist vor allem nicht nur optisch, sondern auch haptisch ein Genuss. Meistens blätter ich dann gleich ein weiteres Mal durch und sondiere gleich, welche Artikel ich sofort lesen mag und welche her für später mal passen werden und passend sind. Zudem schweifen beim Durchblättern auch oft meine Gedanken zu meinen Freunden, denn bei manchen Worten muss man einfach an Herzensmenschen denken und ebendiese sollen bestimmte Worte einfach erfahren. Artikel für Artikel lese ich selten, aber ich gebe zu, ab und an nehme ich mir es vor.

Hihi das klingt doch prima! Ich gebe zu, meine letzte flow ist ganz und gar noch ungelesen, aber das wird sich jetzt hoffentlich bald ändern, wenn es etwas ruhiger wird.

Welche Extras hast du schon verwendet?

Ich hab schon Postkarten versendet und das “Ein Gedanke am Tag” Notizheft begonnen und du? Bist du schon aktiv?

Manchmal habe ich Hemmungen, die wundervollen Beilagen zu verwenden. Aus diesem Grund habe ich die flow auch im Abo. Da gibt es alle Beilagen doppelt und ich kann ohne darüber nachzudenken und ganz befreit, die wundervollen Papiere, Karten, Hefte etc. benutzen und verschenken und damit basteln.

Oh ja, da hast du recht. Ich hab da auch manchmal ein richtig schlechtes Gewissen, die tollen Produkte zu verwenden. Sie sind immer so mit Liebe gemacht, dass man gar nicht reinschreiben mag! Aber manchmal überwinde ich mich dann doch. Beilagen im Doppelpack ist da schon praktischer! Bin ich ja direkt bissl neidisch *hihi*

Bei der flow-Achtsamkeit ist das nicht so, es gibt alles einzeln und ja, ich gestehe, es fällt mir schwer und ich habe noch nicht wirklich losgelegt. Die Karten, welche gleich zu Beginn im Heft sind, habe ich aber schon verwendet, denn die waren mal in einer flow-Ausgabe dabei. Das Heft – Ein Gedanke am Tag – finde ich echt genial. Das kommt dem 365-Tage-Projekt so nah und ich finde es grandios und auch schwer, einen Gedanken pro Tag festzuhalten. Heute wäre es wohl der Gedanke – Glühwein – denn ich habe wundervolle Stunden mit Ehemann, Oma, Mama und engem Freund auf dem Striezelmarkt hier in Dresden verbracht. Das Papier ist wieder richtig grandios und die Karten „Schneckenpost“ ebenso. Ich mag die flow genau aus diesem Grund.

Dank flow und meiner eigenen Situation und einer anderen sehr lieben Freundin bin ich ja aufs Thema “Achtsamkeit” gestoßen. Ist ja mittlerweile ein richtiger Trend geworden, aber eben auch hilfreich, wenn man sich gescheit damit auseinandersetzt. Man muss in seinem Leben achtsam sein, nicht auf sein Umfeld, sondern auf sich selbst – eine Tatsache, die ganz schön schwierig ist, aber an der man arbeiten muss – gerade in unserer heutigen schnelllebigen Zeit!

Alles ging gut, man hat funktioniert, ist den Ansprüchen gerecht geworden, bis zu dem Tag, wo dein Körper dir die Grenzen zeigt. Das passiert über kurz oder lang jedem, der irgend eine gravierende Veränderung durchmachen muss. Erst dann erkennst du, wer Freunde sind, wer dir hilft, was dir gut tut. Aber meist fällt es dann schwer, auf die negativen Einflüsse zu verzichten. Wer will schon gern wissen, dass zum Beispiel eine langjährige Freundschaft nur so lang gut geht, wie man es den anderen stets und ständig recht macht und sobald man lernt “Nein” zu sagen nur noch der Depp ist, der schräg behandelt wird?

Da beginnt die Achtsamkeit. Man lernt, oft auch mit Schmerz, was einem nicht gut tut, ausbremst oder wie kraftraubend Dinge, Situationen und auch Menschen sein können. Und dann heißt es, effektiv dagegen anzugehen – für sich selbst. Es ist wirklich schwer, aber ich merke nun nach fast 1,5 Jahren wirklich gute Fortschritte, gerade letzte Woche meinte ein enger Freund so: “Boah, wie geerdet du bist!”. Macht stolz und froh, heißt aber nicht, dass es keine doofen Situationen mehr gibt. Man verfällt ab und an in alte Muster und muss sich besinnen auf sich selber.

Vor allem muss man aufräumen im eigenen Leben, mit Dingen, mit Menschen. Ein schwerer Schritt – aber er lohnt sich wirklich!

Zwei Mädels im Flow...
Zwei Mädels im flow…

Was denkst du zum Thema Achtsamkeit? Was bedeutet sie für dich?

Ohja – in den Punkten, die du aufzählst, kann ich dir nur uneingeschränkt zustimmen. Ja, Achtsamkeit ist nun immer öfter zu lesen und Achtsamkeit ist wichtig. Es gibt Wissenschaften darüber, dicke Wälzer und, und, und. Aber gerade an der flow mag ich, dass die Achtsamkeit so spielend rüber gebracht wird. Kleine Sätze, die wirken, befinden sich in den Artikeln, die uns zum Nachdenken anregen und uns richtig schön bremsen. Die Achtsamkeit ist bei mir in letzter Zeit sehr kurz gekommen. Ich habe mir vorgenommen, dies nun ab dem Heiligen Abend zu ändern. Ich möchte mehr mich wahrnehmen, mehr meine innere Stimme hören und ich muss lernen, auch nein sagen zu können und ich muss lernen Prioritäten zu setzen. Aber eigentlich ist doch das Leben zu kurz, um nicht überall und nirgends zu sein – oder? Manchmal will ich einfach zu viel, mein großer Fehler. Lesen, schreiben, bloggen, mit Freunden und Ehemann und Familie draußen unterwegs sein, einfach nichts tun, diverse Geschenke basteln, tanzen gehen, häkeln, telefonieren und Co –ich mag am liebsten alles sofort und gleichzeitig und das zu 100%. Achtsamkeit – AN – so das neue Motto.

Achtsamkeit ist für mich, im hier und jetzt leben und den Moment zu genießen. Ich ertappe mich gern dabei, dass ich zwar hier und jetzt lebe, aber meine Gedanken schon längst viel weiter in der Zukunft feststecken. Wann mach ich dies? Wann tue ich das? Das Gedankenkarussell kreist und kreist und ich merke ab und an nicht, was gerade eben passiert. Man darf vor und zurück denken, aber dann, wenn es passt und nicht den ganzen Tag. Genauso mit den Sorgen. Manchmal überkommen sie mich und ich möchte lernen, sie wegzuschalten, auf später zu verschieben, um mir die kostbaren Momente nicht davon zerdrücken zu lassen.

Oh, das kann ich dir sehr gut nachfühlen. Ertappe mich auch so oft, wie ich in die Vergangenheit schweife, oder wie mich Zukunftsängste plagen. Dann heißt es: tief durchatmen und sich feste auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Man verpasst so viel, weil man schon aus der Gesellschaft heraus zu einer Art funktionierendem Duracell-Häschen mutiert und darüber die kleinen Schönheiten des Moments einfach übersieht. Man müsste einfach mal den Verstand ausschalten können, weniger grübeln und dafür mehr leben und genießen. Aber leider ist das auch leichter gesagt als getan.

Hast du die Karten mit den schönsten Momenten schon gefüllt? Ich noch nicht, wie du dir denken kannst. Wohin steckst du die ausgefüllten Karten? Hast du ein Sammelglas?

Nein, die habe ich noch nicht gefüllt, obwohl es einige sehr schöne Momente gab. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Wenn ich es beginne, werden sie auf jeden Fall in meine wundervolle Paris-Schachtel wandern, die im Regal steht und Platz für kleine Papierschätze, Briefe und Ähnliches bietet. Sie ist so schön und ich schaue sie so gern an, da passen die schönsten Momente einfach dazu. Und du? Wo wirst du sie hin tun? Wie bewahrst du die Papierschätze überhaupt auf? Lässt du sie im Heft oder lagerst du sie einzeln?

Wie gefällt dir das Buch „Eins nach dem Anderen Büchlein“? Es passt ja genau zu meinen oben geschilderten Gedanken. Ich mag alles gleichzeitig und das Buch hält an, eine Sache zu tun und sich auf diese zu konzentrieren.

Das ist ein mega Extra, finde ich. Eins nach dem Andern. Wie du schon sagst, alles gleichzeitig und am besten sofort *lach*. Das kenne ich zur Genüge. Sind es schöne Sachen, ist das auch positiver Stress, wobei man da auch sehr viele kleine besondere Momente einfach verpasst. Noch wichtiger ist es aber in alltäglichen Situationen. Mir ging es jetzt im Dezember so. Unsere Chefin wurde krank und ich bin seither Vertretung. Gerade Dezember ist mit knapp 70 Vorstellungen Hardcore. Und dann voll ins kalte Wasser, musste viel zusammensuchen, herausfinden, planen, …. und alle wollten etwas von einem. Tausend Dinge zugleich. Da muss man sich dann wirklich auf die Devise “Eins nach dem Anderen” besinnen, da man sonst komplett im Chaos versinkt. Immer ist das leider nicht geglückt und ich wurde hektisch und bissl panisch, aber jetzt pegelt sich alles langsam ein. Sogar der Fakt, dass der Januar auch nochmal so extrem voll wird, bis auf die erste Woche, hat mich relativ gelassen erwischt, weil ich mich wirklich darauf zu besinnen versuche, alles ruhig und nacheinander zu machen.

Den Spruch von Louis L´Amour halte ich mir nun gern vor Augen. „Wenige von uns leben in der Gegenwart. Immerzu wollen wir wissen, was kommt, oder uns erinnern was war“. Der passt gut zu mir – er soll aber nicht mehr passen. Wie denkst du über die Worte?

Oh, diese Worte könnten mir als Lebensmotto auf die Stirn getackert sein. So viele Dinge, die meine Vergangenheit prägen, die Schicksalsschläge, die einen immer aufs Neue einholen, auch wenn man denkt, dass man darüber weg ist. Menschliche Enttäuschungen, Misstrauen… all solche vergangenen Erlebnisse prägen nachhaltig und halten auch fest. Genauso hat es sich in der Zukunft. Was wird werden, wird es nun endlich der Job sein, habe ich alles richtig gemacht, … Fragen über Fragen – habe es ja oben schon erwähnt: Man muss sich selber immer aufs Neue animieren, auch im Hier und Jetzt zu bleiben. Man lebt zu kurz, um all die kleinen schönen Momente zu verpassen. Lebe – Lache – Liebe. Mach was draus, besuche spontan Freunde, mach Kurztrips, spann aus, gönn dir ein Buch,…. denk an dich und sei lieb zu dir. Denn das ist man meist unbemerkt viel zu wenig!

Noch eine Frage von mir: Unerwartete Ereignisse oder Veränderungen. Werfen sie dich aus der Bahn oder kannst du da gelassen mit umgehen? Funktioniert die Achtsamkeit da bei dir oder musst du dich da auch immer wieder selbst ermahnen?

Eine letzte Frage an dich zum flow-Achtsamkeitsheft – wem empfiehlst du es? Hast du es schon verschenkt?

Verschenkt noch nicht, aber wir haben immer großen Spaß daran, es uns als Mädelstruppe im Rudel auf Arbeit anzuschauen, uns durch die Seiten und Extras zu wühlen und durch die Artikel zu stöbern. Was hältst du von den Malbüchern? Malst du? Ich habe ja letztes Jahr schon 2 Zeichenkurse mitgemacht, die wunderbar entspannend waren und habe mir nun mal ein Malbuch gekauft – leider war das von flow schon vergriffen – und muss sagen, es entspannt und leitet sehr gut an, zum einmal innehalten!

Also…ich kann ja gerade mal so eine Sonne malen. Im Malbuch wird vorwiegend ausgemalt und beim Ausmalen soll entspannt werden, aber es ist trotzdem nix für mich. Ich kann am besten beim Lesen entspannen. Aus diesem Grund habe ich es mir auch nicht geholt. Dennoch finde ich die Idee gut, denn was Kindern Spaß macht, macht Erwachsenen doch auch immer noch große Freude.

Ach ich mag es, mit dir über die flow zu philosophieren *lach*. Fühl dich gedrückt!

Ich freue mich schon, gemeinsam mit Julia in der nächsten flow zu stöbern. Es ist einfach herrlich, mit dem Magazin in unserem Lieblingscafe zu sitzen. Kennst du die flow bereits? Oder eines ihrer Ableger wie zum Beispiel das Achtsamkeitsbuch, das Ferienbuch oder vielleicht das Malbuch?

Du magst gern erste flow-Erfahrungen machen und die aktuelle flow-Ausgabe, das Malbuch und das Achtsamkeitsbuch gewinnen? Dann hast du hier die Chance dazu. Verrate einfach im Kommentar, warum.

Natürlich könnt ihr uns im Kommentarfeld Worte und Fragen hinterlassen, die wir gern beantworten. Wir freuen uns!

Bis zum 22.01.2016 hast du dazu Zeit.

*trommelwirbel*

Update 25.01.2016: Es wrude soeben ausgelost. Die männliche Losfee hat „Bettina“ gezogen! Herzlichen Glückwunsch! Bitte schreib schnell an literatwo@aol.de, damit die drei Schätze sich auf die Reise zu dir machen können. .-)

*trommelwirbel*

Eure

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Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier

Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier
Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier

„Er liebte sie, wie man einen Vogel liebt, einen seltenen Vogel, der dir von weit her zugeflogen ist und der sich in deiner Hand ein Nest gebaut hat.“ (S. 174)

„>Ein Leben mehr< ist ein beseelter und berührender Roman[…]. Ein Roman wie das Leben selbst: traurig und schön.“ (Klappentext)

Nach diesen Worten von Annaluise Erler zur Weinlesung in ihrer Buchhandlung war es um mein Leserherz geschehen. Es stand fest, dieses Buch musste sofort in meine Leserhände übergehen.

Gesagt, getan. Das erste Adventswochenende stand nun ganz im Zeichen des vierten Romans der Schriftstellerin Jocelyne Saucier.

Bereits nach den ersten Zeilen war ich tief im Wald. Zurückgezogen leben dort drei alte Männer, die ihre eigenen Entscheidungen treffen, in Freiheit und in Würde leben und sterben wollen. Es ist die Geschichte von Charlie, Tom und Ted, die zusammen gut und gerne 250 Jahre sind und ihren Lebensabend in selbst gebauten Holzhütten verbringen wollen.

„Man ist frei, wenn man sich aussuchen kann, wie man lebt. Und wie man stirbt.“ (S. 7)

Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier
Ein Leben mehr ~ Jocelyne Saucier

Für die Welt sind sie tot, spurlos verschwunden, ausgelöscht. Und doch findet eines Tages eine junge Fotografin den Weg zu ihnen. Sie sucht Überlebende der großen Brände von Matheson im Jahr 1916, um sie deren Geschichte kennenzulernen, Ted ist einer, wenn nicht sogar der berühmteste von ihnen. Er ist der Junge, der durch die Flammen ging, denen seine gesamte Familie zum Opfer fiel, der noch tagelang nach dem Brand scheinbar ziellos und blind durch die Trümmer lief, als suche er etwas oder jemanden. Seine Geschichte fehlt der Fotografin noch, doch sie kommt zu spät, Ted ist tot. Charlie und Tom hoffe, dass ihr Interesse damit erschöpft ist, doch das Gegenteil ist der Fall. Das exzentrische Einsiedlerleben der beiden fasziniert die Frau und sie kommt wieder. Und nicht nur sie, denn „der kleinen Gemeinschaft am See stehen große Veränderungen bevor“…. (S. 88)

Ein Leben mehr (Suhrkamp) ist ein wunderbar sanftes, feinsinniges und philosophisches Buch, was perfekt in diese Zeit der Besinnung und Ruhe passt. Jocelyne Saucier zeigt, dass man zu jeder Zeit seines Lebens selbstbestimmt leben kann, Entscheidungen nur für sich treffen kann, ohne darüber nachzudenken, was andere davon halten. Selbst der Tod verliert in diesem Buch, obwohl es mit der Geschichte um die großen Brände so viel Schreckliches zeigt, sein Grauen.

„Sie fanden den Tod weder traurig noch schlimm, er war einfach nur eine Möglichkeit, die sie beiläufig erwähnten.“ (S. 45)

Jocelyne Saucier erschafft in ihrem Roman Charaktere, die originell und liebenswert sind. Es sind keineswegs drei liebe alte Opis, die im Wald leben, sondern drei Männer, die von ihrer jeweiligen Lebensgeschichte tief, vielleicht sogar zu tief, gezeichnet worden sind. Und doch haben sie nicht aufgegeben, sondern neue Wege zu leben gefunden.

„Zum Glücklichsein braucht es nicht viel, man muss es nur wollen.“ (S. 192)

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