Monat: April 2016

Kreuzweg ~ Diane Broeckhoven

Kreuzweg ~ Diane Broeckhoven
Kreuzweg ~ Diane Broeckhoven

Ich wusste es, von Anfang an, was mir passiert, wenn ich Kreuzweg von Diane Broeckhoven lese. Es ist mein dritter Roman von ihr, den ich zur Hand nehme und mich in eine ganz ruhige Leseecke zurück ziehe. Bereits Ein Tag mit Herrn Jules und „Einmal Kind, immer Kind“, brauchten Ruhe und Zeit.

Zeit, weil beide Romane so tief geschrieben sind und meist um die 100 Seiten umfassen, die auch in einem Zug gelesen werden wollen.

Ruhe, weil Diane Broeckhoven so tief, emotional und ergreifend schreibt, dass man sich während des Lesens und danach sammeln muss, um den Schritt in die Realität wieder gehen zu können.

Ihre Protagonisten haben jedes Mal eine starke Besonderheit und sind einfach anders, als ich und du. Ob der kleine Junge in „Ein Tag mit Herrn Jules“ oder das Mädchen in „Einmal Kind, immer Kind“.

Kreuzweg (C.H. Beck) musste wieder genauso berührend sein, wie die anderen Werke. Das Cover ähnelt ebenfalls den anderen Romanen der Autorin. Ich mag diese zarte Verspieltheit, eine Mischung aus Gegenständen. Der Blick von oben auf einen unangetasteten Frühstückstisch, verstreutes Konfetti und jetzt eine bunte Mischung aus wichtigen Utensilien der Protagonistin.

Karfreitag. Im Prolog treffe ich Theo Jespers, welcher gerade seinen letzten Arbeitstag als Bahnhofsvorsteher mit einem Stück Torte einläutet. Eine ältere Dame hält sich an den Bahngleisen auf, er lädt sie kurzerhand auf ein Stück Torte ein. Ebendiese junge Frau kennt sich auf diesem Bahnhof mehr als gut aus, denn ein Stück ihres Geheimnisses verbindet sie mit diesem Gelände, in dessen Nähe sie einen großen Teil ihres Lebens verbrachte. Judith ist ihr Name, welchen die Autorin erst auf der letzten Seite Preis gibt.

Kreuzweg ~ Diane Broeckhoven
Kreuzweg ~ Diane Broeckhoven

Als sie 16 Jahre war, verließ sie ihr Elternhaus. Es zog sie schon längere Zeit in die Weiten der Welt. Dem Elternhaus den Rücken kehren, in ein französisches Internat und wenn möglich, in der Sorbonne studieren, so lauteten ihre Ziele. Ihre Eltern verstanden ihren Weggang nicht, sie selbst allerdings umso mehr und jeden Dienstag feierte sie auf ruhige Art mit sich selbst und einigen Süßigkeiten diesen Schritt. Der Dienstag, ein bedeutender Tag für sie, der Tag an dem ihre Mutter abends zur Chorprobe außer Haus ging.

Jetzt endlich ist das normale Leben, von welchem sie träumte, zur Realität geworden.Dass die Heranwachsende so schnell nach Hause zurückkehren muss, lässt sie verzweifeln. Ihre Mutter ist von einer Sekunde auf die andere nicht mehr da, ein tödliches Unglück am Bahnübergang. Die Rückkehr macht ihr zusätzlich zu schaffen und ein kleiner Riegel an ihrer Zimmertür soll sie schützen. Fast hätte sie ihr gehütetes Geheimnis einer Nachtschwester im Internat anvertraut, auch ihrer Mutter wollte sie davon erzählen, sie wollte, aber es funktionierte nicht und war nun zu spät. Das Weglaufen vor der plagenden Unerträglichkeit sollte helfen, der vorübergehende Umzug zu ihrer gläubigen Oma Gleis sollte alles mildern. Doch der Tag kommt und das Geheimnis wird größer, so groß, dass das Vergessen kaum noch möglich ist.

Ich wusste es, ganz genau wusste ich es, dass sich in mir während des Lesens alles zusammen zieht, dass ich diejenige sein werde, die das Geheimnis auch unausgesprochen kennt und hilflos die Geschichte von Judith erzählt bekommt. Meine Hände sind zusammen gebunden, mein Mund verschlossen, ich kann nur zusehen, zuhören und komme mir nackt und ebenso hilflos vor. Über 30 Jahre hütet die nun 50 jährige Frau ihr Geheimnis und kann nach dieser langen Zeit nichts mehr tun. Ein Leben voller Schmerz, Verlust, ein wahrlich geraubtes Leben liegt hinter ihr.

15 Kapitel, 15 tiefe Lebenssituationen habe ich nun zu verarbeiten. Der Vergleich mit Jesus, als er zum Tode verurteilt wurde, bis hin zu seiner Auferstehung, der am Ende erst richtig ins Auge sticht, ist sehr authentisch. Kein Buch über Glaube und Religion, aber ein Roman in dem sich die Protagonistin fühlt wie er –  seine und ihre 15 Lebensetappen.

Nun heißt es tief durchatmen und die facettenreiche, schmerzvolle, einsame, aber auch mutige Lebensgeschichte von Judith, wirken lassen.

Ob ich es gekonnt hätte, so zu leben wie sie?

Ich denke nicht und ich hoffe, dass es kein Mädchen, keine Frau gibt, die so leben muss. Und ich hoffe ebenso, dass es keinen Jungen, keinen Mann gibt, der so leben muss. Doch diese Hoffnung ist schon beim Aussprechen begraben, denn es gibt sie, die Mädchen und Jungen, die Frauen und Männer. Leider. Leider – und viel zu oft…

Eure
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Welttag des Buches 2016

Welttag des Buches
Welttag des Buches

Kolumne 17/2016: #WelttagdesBuches

Heute ist nicht nur der Geburtstag von meiner Mama und von Karla Paul (und vielen weiteren Geburtstagskindern) – meinen herzlichen Glückwunsch – sondern auch der Welttag des Buches. Eigentlich ist für uns Büchermenschen jeden Tag Welttag des Buches, aber heute ist eben der richtig offizielle Welttag und darum ist er doppelt so buchig, als jeder andere Tag. Oder?

Viele Blogs veranstalten heute große Aktionen unter der Überschrift Blogger schenken Lesefreude, in den Buchhandlungen heißt es heute Ich schenk dir eine Geschichte und einige Verlage veranstalten Gewinnspiele mit ausgewählten Buchlogs. Heute solltet ihr euch aber nicht nur im Internet umschauen, wenn ihr leidenschaftliche Leser seid.

Bevor ich euch allerdings verrate, was ich heute im Gepäck habe, möchte ich euch noch einmal darauf hinweisen, dass sich ein Besuch in der Buchhandlung Findus in Tharandt am 25.04. lohnt. Natürlich nicht nur an diesem besagten Montag, versteht sich, aber an diesem könnt ihr die neuen vorübergehenden Inhaber kennenlernen, denn Annaluise Erler gibt für einen Tag die Leitung an die Gymnasiasten ab.

Es gibt wahnsinnig viele Online-Aktionen zum heutigen Tag. Bei mir soll es ein wenig anders sein, denn ich zelebriere den Tag offline und zwar an einem buchigen Ort, den ich euch schon ein paar mal präsentiert habe.

Welttag des Buches
Welttag des Buches

Richtig – in der Hellerauer Zelle, wie ihr sehen könnt.

Im Februar habe ich euch die Bücherzelle zum ersten Mal vorgestellt und seitdem bin ich fast wöchentlich dort, um nach Büchern zu schauen. Ab und an findet ein Buch aus meiner großen Sammlung den Weg dahin und einige Bücher finden auch den Weg aus der Zelle in meine große Sammlung. Guckt euch gern mal um, in der Helle(rauer) Zelle.

In der Zelle gibt es meist die ein oder andere Überraschung. Mal ist es in der Zelle knackig buchig voll und man kann kaum die Bücher von Regalfach zu Regalfach räumen, um besser zu stöbern. Mal ist es relativ buchig leer und die Regale sind übersichtlich. Und dann gibt es noch Tage, an denen sich „komische“ Bücher darin befinden.

Ich sag nur Bücherzelle vs. Geocaching. Hä? Ja, ich habe mich auch gefragt und gestaunt und so einiges dazu gelernt und euch natürlich darüber berichtet.

Gern würde ich mich mal den ganzen Tag an der Zelle niederlassen und auf die Buchzellenbesucher warten. Ich habe schon versucht, „Kontakt“ zu den Lesemenschen aufzunehmen, in dem ich das ein oder andere Lesezeichen von mir dort hinterlassen habe. Bisher hat sich leider noch niemand gemeldet. Sind Buchmenschen scheu?

Zu der Kategorie gehöre ich dann wohl eher nicht. 🙂

Welttag des Buches
Welttag des Buches

Heute, zum Welttag des Buches, war ich also mal wieder in der Bücherzelle und habe vier Bücher dort hinterlassen. (Eins habe ich mitnehmen müssen – wieder ein Trompeterbuch – juhu).

Ich bin also buchig offline unterwegs und nun frage ich mich, ob schon jemand ein Buch gefunden hat. Vier Bücher – vier Mal eingepackt – vier Mal mit Hinweisen zum Inhalt beschriftet.

Thriller – Gefühl – Jugend oder Krimi? Welches würdet ihr nehmen?

Hibbelig sitze ich nun hier und warte und warte. Ob sich jemand meldet? Ob sich die Büchermenschen über meine kleine Aktion zum Welttag freuen? Mein Lesezeichen habe ich in allen vier Büchern hinterlassen – vielleicht meldet sich ja ein Leser oder eine Leserin. Ich hoffe es doch. Vielleicht ergibt sich ein neuer buchiger Kontakt.

Ich bin buchig gespannt und so wie ich mich kenne, werde ich dann noch mal bei der Zelle vorbei schauen müssen…

Genießt den buchigen Tag, liebe Bücherfreunde.

Eure

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So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan
So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan

Zwei Menschen im Schnee…

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag (Hanser Literaturverlage) von Elizabeth LaBan habe ich mir vor ein paar Wochen an einem Freitagabend gekauft. Ich bin durch die Jugendbuchregale gestöbert und meine Augen sind einfach am Cover und am Titel kleben geblieben. Lustkäufe sind immer gut und meist entpuppen sich diese immer als absolute Volltreffer. Als ich den Klappentext kurz überflog, war mir klar – kaufen, kaufen, kaufen, egal wie viele Bücher daheim warten. Das Buch brauchst du – so meine Gedanken.

Immer den Spuren im Schnee nach – den zwei Jugendlichen auf dem Cover hinterher. Das Tor steht offen, also los…

Mit Duncan bin ich durch den Torbogen hindurch. Duncan ist gerade in New York angekommen, genauer gesagt, in der Irving School. Er ist nun Abgänger und muss sich der Jahresarbeit stellen. Aber nicht nur diese beschäftigt ihn, sondern auch die Zimmerfrage, denn die letzten des Jahrgangs leben in einem Haus im Innenhof und bekommen ein Zimmer zugeteilt.

Als er sein Zimmer findet, ist es nicht sein Traumzimmer, aber er weiß, wer dort vor ihm gewohnt hat und er ist gespannt, was er ihm hinterlassen hat. Der Schatz entpuppt sich als CD Stapel. Klingt nicht berauschend, aber der Brief von Tim weckt Duncans Neugierde und es dauert nicht lange, bis er die erste CD abspielt…

„Duncan hatte Tim immer seltsam gefunden, und neben allem anderen hatte es auch Gerüchte gegeben, die sich um Tim und die hübsche Vanessa rankten. Die hatten sich zwar nie bestätigt, aber nach den dramatischen Ereignissen zu wilden Spekulationen Anlass gegeben.“ (Seite 48)

Ein offenes Tor…

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan
So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan

Spuren im Schnee…

Play…

Tim ist auf dem Weg zur High School, doch auf dem Flughafen ist vorläufiges Ende, denn das Schneechaos verhindert das Weiterfliegen. Während seine Mutter mit ihrem neuen Mann in Italien heimisch wird, sitzt er in der Wartehalle. Ein Mädchen gerät in sein Blickfeld. Vanessa. Tims Mutter bekommt ein Hotelzimmer organisiert und Vanessa verbringt mit ihm die Nacht dort. Doch Vanessa kennt Tims Reiseziel nicht. Tim kennt allerdings Vanessas Ziel und Tim kennt ihren Freund…

„Er hatte den Moment miterlebt, als die Dinge kippten, als aus etwas Schönem etwas Schreckliches wurde. … Er musste wissen, was zu jener schrecklichen Nacht geführt hatte.“ (Seite 54)

Stop…

Duncan stoppt die CD und ruft damit das Auftauchen hervor. Nein – nicht anhalten. Hey Duncan, mach die CD wieder an, los…

Gebannt lauschen wir gemeinsam mit Duncan, was Tim passiert. Er ist Albino und erzählt, was damals geschah. Duncan soll es wissen. Vanessa soll es wissen. Sie sollen beide alles wissen, vor allem seine Gedanken und Empfindungen. Nur er und sie sind im Besitz der CDs. Und wir – wir Leser.

Die Spannung steigt von Seite zu Seite und Autorin Elizabeth LaBan hält uns zwischen ihren Worten gefangen. Wie gern würden wir alle CDs komplett hören, denn wir hängen an Tims Lippen. Aber ganz richtig ist das auch nicht, denn im realen Leben, in Duncans Welt, ist es keinesfalls langweilig.

„Das Wort Tragweite brachte ihn dazu, alles kritisch zu betrachten.“ (Seite 189)

Elizabeth LaBan hat genau das richtige Gefühl, ihre Leser im Buch zu halten. Sie lässt uns Leser nicht kapitelweise hin und her springen. Sie gibt uns die lange Leine, damit wir jeweils tief tauchen können. Sie setzt uns neben Duncan und lässt uns völlig in Tims Leben abschweifen. Jede Unterbrechung von Tims Erzählung lässt uns aufschrecken und spannt in uns den Bogen der Neugierde.

Ein offenes Tor…

So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan
So wüst und schön sah ich noch keinen Tag ~ Elizabeth LaBan

Spuren im Schnee…

Was ist Tim damals passiert? Wie geht es Vanessa? Warum hat ausgerechnet Duncan die CDs?

Fragen, auf die es Antworten gibt. Antworten die uns erschüttern, die uns befriedigen und Antworten, die uns sprachlos machen, die in uns die pure Emotionalität wach küssen und noch viel mehr.

Mein inneres Buchgespür hat den Buchdeckel auf den Lesezeichenkopf getroffen. Der Lustkauf war ein Volltreffer, denn ich habe das Buch förmlich gefressen. Dieses Buch hat mir erneut gezeigt, wie tief Jugendliteratur ist. Genau diese Art Roman ist es, die mein Lesen bereichert.

LaBan hat zwei männliche Charaktere geschaffen, die mit ihrem Verhalten beeindrucken. Zum einen der Außenseiter Tim, der schwer verliebt ist und mit Vanessa ein merkwürdig besonderes Band der Verbundenheit aufrecht erhält. Zum anderen ist es Duncan, dem eine große Aufgabe bevor steht und in dem ganz langsam der Mut wächst, den Mut den er braucht, um etwas zu erreichen und zu bewältigen.

Ein Buch für Jungs – endlich. Aber auch ein Buch für Mädchen, völlig klar. Ein Buch für jeden, der bereits in Schulzeiten vor großen Aufgaben stand. Aufgaben die mit Gefühlen zu tun haben, Aufgaben, die mit Mut zu tun haben und Aufgaben, die nicht ganz ohne sind.

Ich mag es einfach sehr – es ist eine Einheit. Der Inhalt ist tief und doch ohne Kitsch. Die Handlung ist umfassend spannend und doch schlüssig und unvorhersehbar. Die Gestaltung und der Inhalt gehen Hand in Hand, was heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

So wüst und nah sah ich noch keinen Tag – wohl wahr, wohl wahr..

Eure
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Buchparadies Findus in Tharandt

Buchhandlung Findus
Buchhandlung Findus

Kolumne 16/2016: #Buchparadies

Willkommen im Buchparadies – willkommen in der Buchhandlung Findus in Tharandt. Wer bisher noch nicht in der Buchhandlung war, der sollte sich mal richtig umgucken -> Buchhandlung Findus & Literatwo

Gestern war ich endlich mal wieder ausgiebig dort. Und es war, als ob ich täglich dort bin – wie immer sehr herzlich. Inhaberin Annaluise ist einfach durch und durch literarisch und eine Buchhändlerin mit Seitenherz. Wenn wir einmal literarisch reden, sind wir kaum zu bremsen und reihen ein Buchthema ans andere. Einfach schön – Literatur ohne Ende.

In ihrem Buchladen gibt es immer wieder Neues zu entdecken. Damit meine ich nicht die Bücher, die sich natürlich ändern, sondern die vielen neckigen Kleinigkeiten, die uns bibliophile Menschen beim Lesen begleiten und unsere Wohnungen schmücken.

Bücher mit farbigen Schnitt und auch noch gelb, ziehen meine Buchaugen magisch an. Dennoch ist das BuchEndgültig nichts für mich, da ich momentan keine Thriller lese. Ansonsten hat mich der Roman Solitaireangezogen und ist direkt auf meine innere Wunschliste gehüpft. Kennst du es schon? Einmal mit dem Buch beschäftigt, bin ich gleich auf der Seite vom Verlag mit vielen Fotos und Beiträgen hängen geblieben.

Buchhandlung Findus - Leben mit Büchern
Buchhandlung Findus – Leben mit Büchern

Eine richtig gediegene Ecke in der Buchhandlung ist die Klavierecke. Die Bücher wirken besonders edel, wenn sie auf dem Klavier stehen. Auch das Regal dahinter beinhaltet spezielle Schätze, die es wohl nicht in jeder Buchhandlung zu finden gibt. Bücher über Bücher – ganze Welten voll. Und wir leben alle mit Büchern, da passt es doch, so ein Buch selbst in den eigenen vier Wänden zu haben und ausgiebig darin zu stöbern.

Ein paar Meter weiter, befindet sich eine kleine Auswahl von Büchern, die näher betrachtet werden sollten. Mir sind gleich zwei Schätze ins Auge gesprungen, die ich gelesen und hier vorgestellt habe. Bücher die ihr nicht verpassen solltet, darum begebt euch in den Literaturexpress und vor allem lebt Das achte Leben. Mit beiden Romanen habe ich unendlich schöne Stunden verbracht. Wenn Nino Haratischwili daruf steht, ist Qualität hinter den Buchdeckeln. Ganz gewiss!

Buchhandlung Findus - Schätzetisch
Buchhandlung Findus – Schätzetisch

Auf dem nächsten Bild geht es mal ganz klassisch zu. Auch diese drei Bücher habe ich euch schon vorgestellt. Diese eignen sich besonders gut zum Verschenken.

Opernmouth – es wird rumgeopert…– bitte was? Klickt euch mal in den Artikel rein, denn Erfinderin der Bücher – Petra Sprenger – beantwortet einige meiner Fragen.

Buchhandlung Findus - Oper
Buchhandlung Findus – Oper

Piraten aufgepasst! Guckt ihr euch mal diese wundervolle Karte auf dem nächsten Bild an? Zugeklappt sieht die Karte so normal aus, dass man diesen bombastischen Inhalt nicht erwartet. Und dann klappt man sie auf und wawusch…schon entfaltet sich ein wahnsinnig filigranes Piratenschiff. Es segelt auf einer Schatzkarte dahin und erobert wohl nicht nur Piratenherzen.

Die Idee ist einfach wundervoll und wer eine außergewöhnliche Karte sucht, muss nicht mehr suchen. Ob Geburtstag oder Konfirmation oder eine Kartenfreude zwischendurch – diese hier ist beeindruckend und sticht wohl aus der Masse der handelsüblichen Karten heraus.

Echte Handarbeit – die es in der Buchhandlung Findus zu erwerben gibt.

Buchhandlung Findus - Piraten aufgepasst
Buchhandlung Findus – Piraten aufgepasst

Für alle die sich in die Dresdner Frauenkirche verliebt haben – egal ob Einheimische oder Touristen – gibt es auch eine Karte. Guckt ihr mal bitte? Ist die nicht genauso klasse?

Zum Verschenken und zum dauerhaften Ausstellen einfach schön. Neben dem Piratenschiff und der Frauenkirch gibt es noch andere Motive. Zum Beispiel eine Ritterburg, Pferde und einen gigantischen Blumenstrauß – um hier ein paar weitere zu nennen. Die Entscheidung für ein Kartenmotiv ist wahrlich nicht einfach.

Buchhandlung Findus - Frauenkirche
Buchhandlung Findus – Frauenkirche

Mit Büchern leben – mit buchigen Gegenständen leben – alles kein Problem. In der Buchhandlung Findus gibt es auch da Abhilfe. Ich sage ja nicht umsonst, dass ich im Paradies war.

Das große Buch fürs Teelicht habe ich euch schon mal gezeigt. Nun gibt es noch ein weiteres, wie ihr sehen könnt. Eine kleine Keramikschale für die Kerze an deren Rand sich ein kleines Buch befindet. Buchig hüsch, oder?

So wird der Leseabend zum Vergnügen und auch am hellichten Tag, ohne die wärmende Flamme, sind die zwei Kerzenhalter zwei buchige Dekorationen. Schmuckstücke…

Buchhandlung Findus ~ Buchkeramik
Buchhandlung Findus ~ Buchkeramik

Nächsten Samstag ist nicht nur der 23. April, nicht nur der Geburtstag meiner Mama, sondern auch der Welttag des Buches. Den habt ihr hoffentlich dick im Kalender stehen? Ich selbst werde eine örtliche Aktion veranstalten und euch darüber berichten. Mal sehen, ob meine Idee so umsetzbar ist und mal sehen, wie diese ankommt. Die Bücher sind schon verpackt und warten nun darauf, an ihren Einsatzort umzuziehen.

Der Welttag des Buches findet auch in Tharandt statt. Ich habe schon einen Blick in die vorbereiteten Büchertaschen werfen dürfen. Die SchülerINNEN dürfen sich schon jetzt freuen. Und was passiert noch?

In Tharandt gibt es eine Besonderheit, denn der Welttag des Buches wird verlängert. Am 25. April wird er ganztägig zelebriert und zwar von den Schülern des Evang. Gymnasiums in Tharandt.

Buchhandlung Findus ~ Welttag des Buches
Buchhandlung Findus ~ Welttag des Buches

Wie das aussieht? Am besten geht ihr selbst vorbei und lasst euch von den Schülern beraten, bedienen und in literarische Gespräche verwickeln. Annaluise Erler übergibt ihre Buchhandlung an die Schüler und lässt diese buchig walten und schalten. Zudem wird ein Vorlesewettbewerb durchgeführt.

Ein kleines Büchlein ist bei mir gestern doch noch eingezogen. Annaluise hat es mir geschenkt und darin finden sich Worte, die wohl jeder von uns unterschreiben kann. Buchhandlungen sind so wundervoll. Mark Forsyth ist bekennender Bibliophiler und er erzählt über seltsame Bücher, über die gute Buchhandlung, den Geist der Buchhandlung, über die Zukunft der Bücher, über Theologie und über die romantische Buchhandlung. Schmale Seiten voller Buchtiefe – herrlich.

Ich hoffe der kleine Ausflug hat euch gefallen und ich habe euch Lust auf den nächsten Buchhandlungsbesuch gemacht. Falls es euch gleich in den Fingern juckt und ihr unbedingt bald eine Postkarte oder einen buchigen Teelichthalter euer eigenen nennen wollt, dann schreibt an tharandt@findusbuch.de.

Eure

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Ein Tag mit Herrn Jules ~ Diane Broeckhoven

Ein Tag mit Herrn Jules ~ Diane Broeckhoven
Ein Tag mit Herrn Jules ~ Diane Broeckhoven

Schon einige Zeit ist vergangen, als ich diesen eindringlichen Roman las. Ich musste ihn jetzt noch einmal lesen, vor allem, nachdem ich Kreuzweg besprochen habe. Kreuzweg – ich wusste es, ich wusste, was mir passiert! Genau aus diesem Grund, wollte ich mir „Ein Tag mit Herrn Jules“ noch einmal in Erinnerung rufen.

Herr Jules ist tot. Diese Feststellung muss Alice machen, nachdem sie wie gewohnt aufsteht, sobald der Kaffeeduft in ihre Nase dringt. Jeden Morgen haben Alice und Jules das gleiche Ritual. Er deckt den Tisch, holt die Zeitung, liest ihr daraus vor und sie starten mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag. Doch dieser Tag, ist anders, Jules ist tot. Er sitzt auf dem Sofa, sein Kopf ist in Richtung Fenster gedreht, er rührt sich nicht. Alice muss diese Tatsache erst einmal verdauen, denn ein gemeinsamer Tag mit ihm, wird nicht mehr möglich sein.

Doch was tun? Alice möchte ihren Mann, den sie gehasst, wie auch geliebt hat, noch nicht hergeben. Noch einen Tag möchte sie mit ihm verbringen, sein Tod soll zumindest heute noch geheim bleiben. Alice gelingt es, die Zeitung unbeobachtet nach oben zu holen, doch als das Telefon klingelt, erschrickt sie. David hatte sie total vergessen. Er hat Ferien und kommt jeden Morgen in der Zeit von 10 bis 10.30 Uhr zu Jules um mit ihm eine Partie Schach zu spielen.

David ist Autist und schweigt oftmals nur, handelt nach seiner strengen inneren Uhr und braucht eben diese feste Struktur, die ihm Halt gibt. Gerade heute fragte seine Mutter an, ob David nicht etwas eher vorbei kommen kann, da ihre Mutter einen Unfall hatte und sie gern ohne ihn zu ihr möchte. Alice nimmt den Nachbarsjungen sehr gern auf, doch gerade heute, kann dies mehr als schwierig werden. Jules ist tot, David sein Schachpartner und außerdem ist es nicht genau 10 Uhr.

Alice hofft, einen Verbündeten in ihm zu finden, hofft, dass der Junge erkennt, was mit Jules los ist, aber dennoch gegenüber seiner Mutter schweigt. Sie schafft es, David ohne Zwischenfälle zu betreuen. Als sie wieder alleine ist, hat sie endlich Zeit, um mit Jules weiter zu reden. Sie möchte ihm noch sagen, was sie damals gefühlt hat, damals, als sie es erfuhr, als sie es spürte. Während sie ihm alles sagt, wandern ihre Augen zu seinen Händen und Erinnerungen an ihre Kindheit werden wach.

Ein einseitiges Gespräch, ein Nebel aus Worten und Gefühlen umhüllt den kalten Jules. Eine abrupte Unterbrechung reißt Alice aus dem Erzählfluss, denn David braucht erneut und unerwartet Betreuung.

Ein Tag mit Herrn Jules ~ Diane Broeckhoven
Ein Tag mit Herrn Jules ~ Diane Broeckhoven

Ein Tag mit Herrn Jules (rowohlt) von Diane Broeckhoven hat mich berührt und mit diesem Roman habe ich gleichzeitig eine wunderbare Autorin entdeckt.

Es ist schwer in Worte zu fassen, was mich am meisten im Buch gefesselt und berührt hat. Der Rückblick auf die Ehe zwischen Jules und Alice, wie Alice mit der Leiche ihres toten Mannes umgeht oder David, der autistische Junge und seine Reaktionen. Eine Mischung aus viel Gefühl, ein wenig Spannung, Poesie und der puren Realität. Ein Roman in dem Lebensgeheimnisse aufgedeckt werden, in dem sich ein kleiner Junge ganz groß verhält und dies in ungewohnter Atmosphäre in einer kleinen Wohnung.

Broeckhoven hat den Blick auf die Details, erzielt mit Kleinigkeiten eine große Wirkung und weiß, welche Dinge geschärft sein müssen und welche unscharf dargestellt bleiben können.

Weniger ist manchmal mehr, scheint wohl ein Motto der Autorin zu sein. Auch in diesem Werk benötigt sie nur zwei Hauptprotagonisten, für knappe 100 Seiten Tiefgang. Dennoch schafft sie es Trauer, Tod, Alter, Hoffnung, wie auch tragische und komische Momente einfließen zu lassen.
Mich haben die wenigen Seiten auch ein zweites Mal genauso fühlen lassen, wie beim ersten Lesen dieses Romans. Zudem musste ich damals unbedingt das Schauspielhaus in Dresden besuchen, um das Theaterstück anzusehen und bin heute nachhaltig immer noch begeistert. Die Schauspieler haben den Roman absolut perfekt nach gespielt, Auszüge aus meinem persönlichen Kopfkino habe ich wieder gefunden.

Traurig aber schön – es lohnt sich immer wieder, einen Tag mit Herrn Jules zu verbringen. Bei mir waren es jetzt schon drei, zweimal Roman und einmal Theaterstück und ganz sicher wird es auch noch einen vierten Tag geben.

Eure
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6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel

6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel
6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel

6 Uhr 41(Hanser) von Jean-Philippe Blondel habe ich wohl regelrecht inhaliert. Aber ist es ein Buch, welches man inhalieren kann? Inhalieren im Sinne von aufsaugen, vor Spannung kaum weglegen können? Nein, definitiv nicht, denn was passiert schon in einem Zug? Der Zug fährt und die Passagiere sitzen oft wie gewohnt nebeneinander oder sich gegenüber und warten auf die Ankunft des Zuges am Ort ihrer Wahl und sie hängen alle in Gedanken fest, wenn sie nicht gerade lesen oder spielen oder sich unterhalten.

Was soll denn an dieser Kulisse spannend sein? Wie kann so ein träges Bild faszinieren und ein scheinbar standbildmäßiger Ort geliebt und inhaliert werden?

Die Protagonisten sorgen dafür, dass aus dem scheinbaren schwarz-weißen Bild, ein buntes wird. Um wieviele Charaktere geht es denn, um den Zug mit Leben zu füllen? 10? 20? Nein, denn Autor Blondel benötigt nur zwei. Eine Frau namens Cécile Duffant und einen Mann namens Philippe Leduc. Das klingt nach schön kitschig und nach so einer Liebesstory auf der sich schon Spinnweben bilden. Nein, was denkt ihr denn.

Aber es wird gleich noch viel langweiliger klingen, wenn ich euch verrate, dass die zwei Personen überhaupt nicht miteinander reden. Zumindest kann man erst auf den letzten 20 des 188 Seiten dicken/dünnen Buches von miteinander reden, sprechen. Wieso das denn?

Tja, stellt euch vor, ihr kommt gerade aus dem Wochenende von euren Eltern und seid auf dem Weg nach Paris und trefft euren Ex-Freund, mit dem ihr mal vor fast 30 Jahren zusammen wart. Oder stellt euch vor, ihr seid auf dem Weg zu eurem Freund, der in Paris im Krankenhaus liegt und trefft im Zug dahin eure Ex-Freundin, mit der ihr mal vor fast 30 Jahren zusammen wart. Könnt ihr euch vorstellen, was dann passiert?

6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel
6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel

„Man kann sich nie vorstellen, wie tief bestimmte Sätze sich für immer verankern, dem anderen wie Holzsplitter unter der Haut stecken – um in ganz bestimmten Situationen seines Lebens aufzutauchen und alles kaputtmachen.“ (Seite 118)

Es passiert wirklich kaum etwas aktives. Was soll in einem fahrenden Zug, in dem die Menschen sich höchstens bewegen, um auf die Toilette zu gehen, schon passieren? Nichts – seht ihr. Aber es passiert doch allerhand, denn die Gedanken der Protagonisten fahren Achterbahn. Mit rasender Geschwindigkeit bewegen sich diese vor und zurück und zurück und vor und biegen ab und schlagen zur Seite aus. Wie Ameisen wimmeln die Gedanken durch die Seiten durch. Umtriebig, rastlos, emsig und immer wieder bereit auf Konfrontation zu gehen, wenn es zu feinfühlig, zu nah wird.

Cécile hat sich damals mit einer Ameise verglichen. Damals. Kein Mensch soll sie heute noch mit einer Ameise vergleichen können. Niemand. Außer…

„Schluss mit der Ameise!“ (Seite 156)

Und was ist mit Philippe? Ist er seit dem gemeinsamen Londonbesuch glücklicher? Was wäre wenn…

6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel
6 Uhr 41~ Jean-Philippe Blondel

…ja, was wäre wenn.

Diese Frage schwebt über 95 Minuten zwischen Cécile und Philippe und gleichzeitig pflanzt Autor Blondel diese Frage seinen Lesern ein. Wir werden zum dritten Charakter und wir holen uns automatisch weitere Charaktere hinzu, welche uns damals enttäuscht haben, obwohl sie uns hätten nie enttäuschen müssen. Oder wir holen Charaktere hinzu, die wir selbst enttäuscht haben und schlüpfen im Gedankenexperiment ständig in den Rollen hin und her.

Was wäre wenn…

Ohne das Buch überhaupt zu kennen, huschen uns doch gleich viele Fragen durch Kopf, wenn wir daran denken, wenn uns das passieren würde, was den beiden Ex-Liebenden passiert. Wir würden zurück denken, wir würden die aktuelle Situation analysieren. Wir würden die schönsten und die schlimmsten Momente hervor kramen und wir würden Fantasien und Sehnsüchten Freiräume gewähren. Und am Ende von der ganz bestimmt nicht eingleisigen Gedankenfahrt, stehen wir vor einer Weiche. Eine Lebensweiche?

Ihr sucht ein Buch, welches in der ganz normalen, aber wirklich völlig normalen Gegenwart spielt, die Vergangenheit allerdings stark im Blick hat und trotz Gegenwart und Vergangenheit die Zukunft verändern könnte, verändern wird?

Dann nehmt den 6 Uhr 41 Zug und seid gespannt, was in den nächsten 95 Minuten passiert. Einfühlsam und doch erschreckend ehrlich und direkt nimmt uns Jean-Philippe Blondel mit auf eine Reise, die wohl keinem von uns gänzlich fremd ist…

Eure
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Bücherzelle vs. Geocaching

Geocaching
Geocaching

Kolumne 15/2016: #Geocaching

Die Woche ist fast schon wieder um, vor allem das Wochenende. Ist denn das die Möglichkeit? *seufz*

Achso, auf dem Foto ist nicht mein Bücherregal zu sehen, sondern ein Teil der Bücher aus der Hellerauer Zelle. Bini in der Zelle? So ungefähr. Im Februar habe ich euch die Bücherzelle vorgestellt und seitdem bin ich dort recht regelmäßig anzutreffen. Bald werde ich euch mal wieder einen Artikel über die Bücherbewegungen präsentieren.

Heute allerdings möchte ich euch erzählen, welches besondere Buch mir letztes Wochenende dort begegnet ist. Ihr wisst was Geocaching ist? Ich auch, zumindest kann ich grob erklären, dass es sich um eine Art Schnitzeljagd handelt. Vor allem am Wochenende kann man so einige Wanderer beobachten, die auf ihr Smartphone gucken, es drehen und wenden und sich anhand der angezeigten Lage in Richtung „Schatz“ bewegen. Auf jeden Fall mag ich das auch irgendwann mal ausprobieren – so meine Langzeitgedanken zum Thema Geocaching. Da ich mich nicht wirklich auskenne, mag ich jetzt auch nicht mit Fachbegriffen um mich werfen, aber einen mag ich bringen: Muggel.

Wer das ist? Ich zum Beispiel, denn Muggels sind sogenannte Nicht-Geocacher die den geheimen Verstecken nah kommen könnten. Verstecke müssen geheim bleiben. Der Begriff Muggel kommt euch bekannt vor? Kein Wunder, wenn ihr Harry Potter Fans oder Kenner seid, denn der Begriff wird dort im Bezug auf Personen ohne magische Fähigkeiten verwendet. Wieder was gelernt. Grins.

Was hat nun die Bücherzelle mit Geocaching zu tun? Neben den Büchern in der Zelle stand ein ganz besonderes Buch und zwar ein Logbuch. Guckt mal auf dem Foto – unten rechts in dem kleinen Fach. So ein rotes Notizbüchlein und wenn ihr gute Augen habt und euch das Bild etwas größer zoomt, könnt ihr es sogar lesen. Logbuch. Ahja – ich blätterte interessiert darin herum und war völlig fasziniert davon, so ein Buch in der Hand zu halten. Die Geocacher sind ja wahnsinnig organisiert und ich wusste bis dahin weder vom Logbuch, noch von den genialen Stempeleien die darin zu finden sind. Wahnsinnig kreative Stempelabdrücke strahlten mir entgegen mit den jeweiligen Botschaften, dass das Logbuch gefunden wurde. Genial. Meine Neugierde stieg und gleichzeitig kam ich mir schlecht vor, da ich der gefürchtete Muggel bin. Keine Angst – ich habe es nicht entführt, sondern wieder zurück gestellt.

War das richtig oder falsch? Wo ist denn eigentlich der Schatz an sich oder wie darf ich das verstehen? Ein Logbuch zwischen Büchern? Hätte ich den Schatz hinter den Büchern suchen sollen? Anschließend machte ich mir Sorgen, ob die Idee das Logbuch in eine Bücherzelle zu stellen, eine gute oder eher eine schlechte ist. Denn ich bin eine Art wissender Muggel – aber was tut ein unwissender? Nimmt er das Logbuch mit? Ist es dann verloren?

Beim nächsten Besuch in der Zelle war es weg. W – wie weg. Hat es der Besitzer geholt? Wurde es neu versteckt? Ist es vielleicht verloren, weil es ein Leser mitgenommen hat? Bis heute ist es nicht zurück gekehrt. Seit dem 01. April 18.46 Uhr hab ich es nicht mehr gesehen. Einer Kollegin von mir erzählte ich davon. Sie ist eine erfahrene Geocacherin und hat mir gleich die App präsentiert und mit mir geschaut, ob dort in der Zelle ein Cach registriert ist. Leider war er nicht – nichtmehr? – registriert. Also bin ich nun immer noch voller Ungewissheit. Wo ist das Logbuch?

Ich hoffe, dass es in guten Händen ist, denn es war wirklich schon gut gefüllt und beherbergte tolle Einträge. Positiv denken – so mein Motto. Vielleicht liest jemand aus der „Szene“ hier und hat es vielleicht sogar gesehen. Dresdner? Geocacher? Hinweise bitte ins Kommentarfeld. 😉

Und sonst? Ich habe mich gefreut, diese neuartige Bucherfahrung zu sammeln und mich in Sachen Geocaching weiterzubilden. Einen richtigen Plan habe ich noch nicht, aber kommt Zeit, kommt Ausflug und Erfahrung. Die App habe ich nun auf dem Smartphone und es wimmelt nur so vor Verstecken hier in Dresden und Umgebung. 320 Meter ist ein Rätselcache von meiner Haustür entfernt. Verrückt. Oder?

Seid ihr Geocacher? Was sollte ich beim nächsten Logbuchfund machen? Ich freue mich auf eure Worte.

Eure

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Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

„Das kleine, durchsichtige Tütchen hatte Julia Roberts mitgebracht. Es hatte auf der Innenseite der Pretty-Woman-DVD geklebt, die Lela von diesem Mondscheinbazar in Malicov mitgebracht und mir geschenkt hatte.“ (Seite 45)

Lela und Lisa – beste Freundinnen. Unzertrennlich. Beide eigenständige Charaktere, Jungs schwirren um sie herum und sie teilen all ihre Gedanken miteinander. Sie möchten nicht ohne sich sein, denn sie können sich so viel geben, was sie in ihren Elternhäusern nicht bekommen – jeden Falls nicht vollständig und konstant.

Und dann taucht die kleine Tüte auf. Crystal Meth? Beide sind angeekelt und haben sich schon mehrmals selbst mit dem Thema konfrontiert. Ob im TV oder der Vortrag über Drogen in der Schule – beide waren sich sicher, dass sie nie so enden wollen, wie die Personen die sich in den Klauen der Sucht befinden. Nicht Lela und Lisa. Nein.

Nur einmal probieren? Es wird schon kein Crystal Meth, kein Ice sein. Wieso sollte es auch? Lela und Lisa brechen ihre Prinzipien und wagen den Versuch. Sie werden high, fühlen sich frei und glücklich…

Einmal ist keinmal – oder wie sagt man so schön? Das Glück ist vorüber, die Wirkung lässt nach und Lela ist einsam und allein. Nur noch einmal, nur ein bisschen, nur noch etwas Glück…

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth (Loewe) von Jana Frey öffnet Augen. Nein, die Autorin schreibt keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger. Nein – Freys Protagonistinnen handeln frei und leben ihre Leben, wie es kommt.

Beide Mädchen kommen aus keinem heilen Elternhaus und haben, wie wohl jeder von uns, einen Lebensstempel, eine eigene Geschichte und mussten schon ein paar Hürden meistern. Ihre Leben leben sich so dahin und dann liegt plötzlich eine Tüte Abenteuer vor den beiden.

Jana Frey schreibt wahnsinnig real. So real, als würde man mitmachen, direkt dabei sein. Die Nähe erzeugt sie, in dem sie abwechselnd über Lela und Lisa schreibt. Man fühlt den Schmerz von Lisa, als sie ihre Freundin Lela entgleiten sieht. Man fühlt das Glück in Lela, als sie berauscht durchs Leben schwebt.

Eine Gefühlsmischung der Extraklasse – ein Gefühl was betäubt und berührt, ein Gefühl was anekelt und ernüchtert.

Die Kluft zwischen den beiden Freundinnen wird größer – Drogen verändern. Freundeskreise bilden sich neu, Randgruppen entstehen. Die Liebe stellt sich bei Lisa ein. Die Flucht vor dem Leben wird bei Lela akut.

„Hauptsache, nicht zu Hause. Hauptsache, sie hatte Spaß. Hauptsache, sie war mit den anderen zusammen.“ (Seite 136)

Liebe – Lebensabgrund – zwei Worte die mit L beginnen und doch völlig ungleich zueinander sind. Mich persönlich hat der knapp 180 Seiten umfassende Roman wahnsinnig bewegt. Ich habe nicht nur meine eigenen Gedanken gedreht und gewendet und immer wieder neu gedacht. Ich habe mich viel über das Thema mit Menschen unterhalten, die ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben und durfte in einen Lebensspiegel gucken.

In mir knotet es sich heftig zusammen – ein sensibles und doch so wichtiges Thema.Jana Frey habe ich einige Fragen zu ihrem Buch stellen können, die mich beim Lesen umtrieben haben.

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

Lest selbst im literatwoischen Akrostichon, wie sie meine Fragen beantwortet hat.

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isa und Lela. Warum hast du weibliche Protagonisten gewählt?

Mein Verlag ist der Meinung, dass es sinnvoller ist, weibliche Protagonisten zu wählen, weil sich die weibliche Leserschaft dann intensiver und leichter angesprochen fühlt – und weil eben mehr Mädchen als Jungen zu Büchern greifen… Ich selbst schreibe sehr gerne auch aus männlicher Sicht (siehe beispielsweise „Die vergitterte Welt“ und „Liebeskinder“), aber schlussendlich hat da (leider) der Verlag das letzte Wort.

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n welchem Moment kam dir die Idee das Thema Drogen in einem Roman zu thematisieren?

Ich habe mich ja schon mehrfach mit dem Thema Drogen beschäftigt und verfolge mit Sorge die Entwicklung in Bezug auf harte Drogen wie Crystal Meth. Was in den 1980er Jahren sehr bewusst geworden war, ist erschreckenderweise längst wieder größtenteils aus dem Bewusstsein der Jugendlichen „raus“. Drogen betreffen heute eine viel größere Bandbreite von Jugendlichen, was nicht zuletzt seine Ursache in der sogenannten „Spaßgesellschaft“ hat, in der schlimme und gefährliche Dinge sehr leicht auf die leichte Schulter genommen werden.

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hema Droge – Welchen Stellenwert haben Drogen für dich in unserer heutigen Gesellschaft, im Jahr 2016?

Wenn ich an Schlagzeilen wie die von Volker Beck (Die Grünen) in der jüngsten Zeit denke, wird mir sehr beklommen zumute. Drogen scheinen sehr „gesellschaftsfähig“, „harmlos“ und allgegenwärtig geworden. Dem gilt es entschieden entgegenzutreten. Ballermann, sogenannte Saufspiele, Vorglühen, studentisches Prahlen von StudentInnen in Bezug auf durchgesoffene Nächte stimmen mehr als nachdenklich. Jugendlichsein scheint da oft sehr trostlos und krankmachend und sinnentleert.

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rfahrung. Hattest du selbst schon Erfahrungen mit diversen Drogen bzw. stecken im Werk biografische Auszüge aus deinem Leben?

Obwohl ich niemals geraucht oder im Jugendalter Alkohol konsumiert habe, habe ich damals doch hin und wieder einen Joint mitgeraucht. Allerdings kein Haschisch, sondern frisches (tabakloses) Marihuana in meiner Zeit mit 19 Jahren in San Francisco. Das war eine interessante Erfahrung, die aber schnell vorüberging. Danach habe ich mich nur noch aus der Ferne mit der Materie „Drogen“ beschäftigt. Dennoch habe ich im Umfeld meiner Kinder (Waldorfschule) teils sehr erschreckende Erfahrungen miterlebt, die mich nachhaltig beschäftigt haben. Bis heute. Nun habe ich wieder zwei – noch kleine – Kinder und das Problem „Drogen im Jugendalter“ steht erneut, wenn auch nur mittelbar, vor mir. Man muss sehr aufmerksam sein, sehr nah am Leben der eigenen Kinder und ihrer Freunde, und sich immer wieder ein Bild von dem zu machen, was passieren könnte. Es ist ein weites Feld: Computerspiele, Drogen, Alkohol…  Jugendlich sein ist eine schwere, herausfordernde Zeit.

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echerche. Wie sah dein Schreibtag aus? Wie und wo hast du recherchiert?

Ich schreibe konsequent die Vormittage durch, solange meine Zwillinge in der Schule sind. Sie sind Erstklässler. Auf Recherche begebe ich mich nachmittags. Für dieses Buch habe ich mit vielen, vielen betroffenen Jugendlichen gesprochen. In Mainz, in Berlin, Hamburg…

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n welche LeserInnen ist dein Buch adressiert?

Ich schreibe an alle LeserInnen 🙂 Es ist ein weites Feld. Ich glaube daran, dass Bücher immer für fast alle sind. Erwachsene, Jugendliche, Lesebegeisterte, Leseanfänger, Leselustige, Leseunlustige. In einem guten Buch sollte jeder etwas finden, dass ihn fesselt und dass ihm Denkanstöße gibt!

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extstelle. Welche Stelle im Buch hat für dich die größte Bedeutung und warum?

Oh, das kann ich so gar nicht beantworten. Das wäre heute die Stelle und morgen eine völlig andere. Das kommt immer darauf an, wo ich mit meinen Gedanken und Gefühlen gerade bin. Manchmal fesseln mich traurige, schwere Passagen, weil es Tage gibt, an denen mir diese Gefühle nah sind und nah gehen – an wieder anderen Tagen bin ich ganz woanders und favorisiere darum ganz andere Textstellen.

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arum Crystal Meth und nicht Heroin, Koks oder Ecstasy?

Ich habe ja schon mal ein Buch zum Thema „Drogen“ geschrieben: „Höhenflug abwärts“ – das ist schon viele Jahre her. Dieses Mal war es Crystal Meth, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging: der Name, wie es hergestellt wird, wie erschreckend „erschwinglich“ es ist, wie es zerstört – und wie verbreitet es ist. Und wenn sich etwas einmal in meinem Kopf richtig festgesetzt hat, dann will es früher oder später raus! Zuerst trage ich es mit mir, dann wird es drängend, dann beginne ich mich damit zu beschäftigen, dann raubt es mir den Schlaf, dann fange ich an, nächtliche Notizen auf meinen Gedankenblock zu kritzeln – – – und dann wird ein Buch daraus! 🙂

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hne Drogenerfahrungen. Was rätst du Menschen die mit dem Gedanken spielen, Drogen zu nehmen?

Das ist schnell beantwortet: die Finger davon zu lassen! Ich bin ja ein ziemlicher Kopfmensch und Drogennehmen wäre vermutlich nie mein persönliches Prpblem. Aber dennoch: sogar bei einem Glas Sekt oder Wein denke ich! Ich denke: Oh, ich muss ja noch Auto fahren! Und dann lasse ich es. Oder ich denke: Oha, die Kinder sind noch nicht im Bett! Mehr als höchstens ein kleines Glas würde ich dann nicht trinken. Ich bin mir immer sehr bewusst, was ich tue. Und ich hoffe inständig, dass viele andere das eben auch sind!

F wie…Frey. Jana, magst du dir selbst eine Frage stellen, die dir zuvor nie zu diesem Werk gestallt wurde und auch gleich beantworten?

Okay! „Immer weiter Bücher schreiben?“

Hm, ich bin nicht sicher! Schreiben war immer mein absoluter Traum! Ich liebte es und habe inzwischen tatsächlich 100 Bücher geschrieben, die in viele, viele Sprachen übersetzt wurden.

Aber derzeit bin ich ziemlich desillusioniert. Jugendliche heute sind in vielerlei Weise so ganz anders als noch vor 10 oder 15 Jahren: Handys, Whatsapp, Facebook, Computer, Sendungen wie DSDS, Bauer sucht Frau und Dschungelcamp haben viel verändert. Es wird viel weniger gelesen, und wenn gelesen wird, sind da Bücher wie Twilight, Panem oder Shades of Grey.

Das ist meilenweit von dem entfernt, was ich mag. Diese Bücher, diese Schwerpunkte machen mich ratlos und verwirrt.

Wie wird es mit Büchern weitergehen? Die 1980er und 1990er Jahre – meine Lieblingszeit – scheinen weit, weit weg…

Vielen Dank, liebe Jana, für die Antworten, die Frage und dein Buch!

Eure
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Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze

Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze
Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze

Seit Nino Haratischwilis Werk – ohja, ein richtiges Meisterwerk – ist mir Georgien sehr bekannt. Ich habe mich dort lesend über einen sehr langen Zeitraum aufgehalten. Gemeinsam mit meiner Leseseele bin ich gereist und habe mich dort im Land mit ihr so frei bewegt, als wäre es mein Zuhause. Für Brilka ~ Unsere Lesereise“ eine unvergessene Leseerfahrung, die nicht nur mich geprägt hat. In Georgien habe ich mich sehr wohl gefühlt, auch wenn ich nicht nur schöne, sondern auch viele harte Lebensseiten kennengelernt habe.

Es ist also völlig klar, dass ich Lasha Bugadzes Roman lesen muss. Nino Haratischwili hat zwar nicht ihre Autorenkraft in das Buch namens Der Literaturexpress (Frankfurter Verlagsanstalt) gesteckt, aber sie hat diesen übersetzt und welcher Übersetzerin soll man bitteschön vertrauen, wenn nicht Nino Haratischwili?

Ihr ganzes Feingefühl und ihr ganzes Übersetzerinnenkönnen wird in diesem Schatz enthalten sein.

Dieses Mal musste ich nicht meine Koffer packen und nach Georgien reisen, sondern ein Georgier macht sich auf den Weg nach Europa. Lissabon – so lautet die erste Station.

Einsteigen bitte…

Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze
Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze

Gemeinsam mit Zaza besteige ich den Zug. In den nächsten Tagen werden wir weit reisen und die Fahrt wird auf jeden Fall literarisch werden. Schließlich sitzen 99 Autoren mit uns im Schienenverkehrsmittel und arbeiten eifrig an ihren Worten. Quer durch Europa soll es gehen. In Madrid wird der Zug halten, um dann weiter nach Paris zu fahren. Wir werden Brüssel sehen, in Frankfurt und Malbork aussteigen. Kaliningrad und Moskau warten auf uns und auch Warschau und Berlin werden wir sehen. Große Städte, große Autoren, große Worte – es wird groß.

Doch kann es wirklich groß werden, wenn so viele Autoren in einem Zug sitzen? Ist da wirklich Literatur vorprogrammiert?

Gleich auf der ersten Seite finden wir einen Satz, der schon erahnen lässt, was auf den nachfolgenden 300 Seiten passieren wird.

„Erst teilte man mir mit, dass ich mit neunundneunzig anderen Autoren durch Europa reisen sollte, kurz darauf sah es so aus, als würden die russischen Bomben mich umbringen, und am Ende stellte sich heraus, dass ich nicht das Unschuldslamm war, für das Elene mich gehalten hatte.“ (Seite 7)

Zaza sieht sich nicht in der Lage zu schreiben. Überhaupt kommt er sich zwischen den emsig arbeitenden Kollegen überflüssig und falsch vor. Warum ist er überhaupt in diesem Zug? Nicht erst im Zug stellt er fest, dass er nicht der einzige Georgier ist. Zwiad ist auch im Zug – ein Lyriker – muss ich mehr sagen?

Mit diesen zwei Charakteren braucht Lasha Bugadze kaum weitere Protagonisten, denn es gibt viel zu erzählen. Der neue Alltag bietet so viel Platz für Ereignisse, komische Situationen und quere Gedankenströme, dass man denken könnte, dass für zwischenmenschliche Begegnungen und Gefühle kaum Platz ist.

Literaturbetrieb ~ Liebe ~ Lebensrhythmus…

Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze
Der Literaturexpress ~ Lasha Bugadze

Der Literaturexpress ist eine Art Spiegel der schreibenden Welt. Schreiben Autoren wirklich gern in solch großer Gesellschaft? Will jeder der beste sein? Wie verhält es sich mit Eitelkeit, Geheimnissen und Schreibtechniken? Kann jeder beim ersten Fingerschnippen losschreiben und sich in einem Text bis zum Galaabend in Berlin verewigen?

Zaza kann es auf keinen Fall – er beobachtet lieber das Publikum um sicher herum, verliebt sich in die schöne Helena aus Griechenland und beteiligt sich an themenreichen Diskussionen. Wer ist echt – wer spielt falsch?

Lesevirus – Schreibvirus – Selbstfindung – Rebellion – Sex – jede Menge bunte Gedanken um die literarische Welt, in einer realen Welt, in einer Literaturumgebung – die halbecht ist.

„Wenn man nicht anfängt zu hassen, dann kann man auch nicht aufhören zu lieben!“ (Seite 276)

Lasha Bugadze nimmt uns nicht nur mit in einen literarischen Zug voller Autoren und Buchgedanken, sondern er vereint in seiner Hauptfigur Zaza viele Facetten der 99 anderen Autoren. Er lässt tief blicken, greift ebenso nach der Oberfläche und wechselt völlig die Perspektive, in dem er uns verschiedene Tagebucheinträge präsentiert. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass der Zug immer weiter und weiter fährt, das Leben sich dreht und jede Fahrt ein Ende hat…

Und das Ende? Mein Fazit in einem Wort? GENIESTREICH!

Eure
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Raum im Kino

Raum ~ Emma Donoguhe
Raum ~ Emma Donoguhe

Kolumne 14/2016: #Kinotag

Ich und Kino. Letzten Donnerstag war es mal wieder soweit.

Im August 2011 habe ich mich, damals noch mit Nachnamen Raum, in Raum begeben. Raum liest Raum. Eine bewegende Lesezeit habe ich genossen. Ich war nicht alleine in Raum – Arndt war mit dabei. Wir haben viel über den Roman gesprochen und haben die Nachricht gern vernommen, dass der Roman verfilmt und im Jahr 2016 im Kino zu sehen sein soll.

Der Filmstart war am 17. März und schon heute läuft der Film nicht mehr in den großen Kinos – zumindest hier hin Dresden nicht. Ich bin keine regelmäßige Kinogängerin, aber die Tatsache scheint daraufhin zu deuten, dass es nicht viele Zuschauer/Fans des Streifens gibt. Schade.

Dennoch gab es eine gute Nachricht – im Programmkino Ost ist der Film noch zu sehen. Ich kenne bisher nur 3 der keine Ahnung wie vielen Kinos in Dresden – das Programmkino Ost durfte ich nun am Donnerstag kennenlernen. Was für ein schönes Kino und so anders und so speziell und so ruhig und so gemütlich und so leicht alternativ. Aber OHNE Popcorn. Da konnte das Abendbrot beim Italiener und der Pubbesuch vor dem Kinogang noch so sättigend und gut sein – aber Popcorn – MUSS. Also gut – dann ohne, es geht auch…

Im Kinosaal selbst – eher im Kinoraum – war es voll, aber ebenso gemütlich. Von den ca. 50 Plätzen, waren bestimmt 30 belegt. Sehr schön. Eine ruhige und gediegene Atmosphäre.

Es wurde dunkel, der Vorhang öffnete sich: RAUM

Details. Jack. Seine Mutter. Stille. Einzelne Gegenstände. Raum. Oberlicht. Waschbecken. Klo. Bett.

Beklemmung macht sich im Zuschauer bereit, genau wie beim Leser. Vor meinen Augen läuft genau das ab, was ich im Jahr 2011lesend sah.

Raum ~ Emma Donoguhe
Raum ~ Emma Donoguhe

Jack ist in Raum. Jack ist heute fünf Jahre und Jack schläft mit Zudeck in Schrank. Jack ist auch in Raum geboren, ganze 12 Quadratmeter hat Jack seitdem zum Spielen, zum Leben und zum Aufwachsen. Jack schaut gern Fernsehen, denn dann sieht er die Figuren in den Trickfilmen und er sieht andere Menschen. Die sind zwar nicht echt, aber Jack gefällt es zwischen den verschiedenen Planeten hin und her zu schalten. Jack spielt gern mit seiner Ma fangen, verstecken und bastelt gern mit ihr, wenn sie nicht gerade Zahnschmerz hat und müde ist von den Scherztabletten. Jake mag seinen Jeep und die Fernsteuerung, die Eierschlange, er mag Spaghetti und ist der beste Eierbläser. Durch Oberlicht kann Jack hell und dunkel sehen, das kommt von draußen. Jack freut sich immer auf Sonntags, denn an diesem besonderen Tag gibt es ein Sonntagsgutti. Das bringt Old Nick, wenn er nachts zu Ma kommt, da liegt er aber schon in Schrank und schläft oder ist ganz leise. Jack mag Old Nick nicht, er hat Angst vor ihm. Früh ist Old Nick wieder weg und Jack wieder mit Ma ganz alleine. Jack liebt es drinnen in Raum zu sein, er mag nicht nach draußen…

Puh – was für eine emotionale Reise durch Raum. Mich hat der Film wahnsinnig beeindruckt. Vor allem Jack. Seine Worte, sein Aussehen, sein Verhalten – der Roman ist wahnsinnig nah am Film dran, wie ich finde. Ich bin durch und durch begeistert, wenn man begeistert in dem Fall mal durchgehen lässt, denn der Inhalt an sich ist die Beklemmung pur und einfach grausam. Die Vorstellung, 7 Jahre in Raum zu sein, ein Kind zu gebären und dem Kind die ersten 5 Jahre so schön wie möglich zu gestalten. Jede Nacht kommt ein Mann und uff…

Roman und Film sind sich wahnsinnig nah – meine Kopfbilder habe ich alle wiedergefunden. Wirklich alle. Ich habe Taschentücher gebraucht, ich habe immer und immer wieder feuchte Augen bekommen und heftig schlucken müssen.

Klare Empfehlung von mir!

Schaut euch Raum an, lest Raum – schautlest!

Eure

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