Monat: Oktober 2016

Girl on the Train ~ Buch top – Film flop?

Girl on the Train ~ Paula Hawkins
Girl on the Train ~ Paula Hawkins

Girl on the Train – diese Worte genügen, um mich gedanklich in einen Zug zu katapultieren.“

Mit eben diesen Worten beginnt mein Artikel zu Paula Hawkins Buch. Vor ein paar Stunden war ich im Kino, denn seit heute ist die Buchverfilmung bei uns in den deutschen Kinos zu sehen. Ich war etwas aufgeregt, denn das Buch hat mir stellenweise Gänsehaut beschert. Da ich nicht der Kinotyp bin und erst Recht keine Filme mit „Psychoelementen“ außerhalb des heimischen Wohnzimmers sehen kann, war ich etwas skeptisch. Ja, so will ich es nennen. Der Trailer hat mich total gepackt, gedanklich ins Buch zurück versetzt und ich war einfach mega gespannt und musst ihn einfach sofort sehen.

Kennt ihr den Trailer schon?

Was sagt ihr zum Trailer? Spannend oder?

Mich hat er total gepackt und ich war lange nicht so schnell im Kino. Da ich zwei männliche und zwei weibliche Begleiter an meiner Seite hatte, durfte ich wieder nichts verraten. Für mich ist es zudem jedes Mal spannend, wie mein nicht lesendes Umfeld reagiert. Heute hatten wir allerdings sehr ähnliche Meinungen.

Buch top – Film flop? Ja, zumindest ist die Tendenz richtig. Durch das Buch bin ich gejagt. Ich habe es förmlich verschlungen und kaum aus der Hand legen können, wie ihr es in meinem Artikel lesen könnt. Im Kino habe ich mich allerdings stellenweise gelangweilt. Popcorn hätte ich nicht gebraucht und meine Zweifel dass Stellen kommen könnten, bei denen mich die Gänsehaut überrollt, waren völlig falsch.

Vom Trailer verführt

Richtig schlecht möchte ich den Film aber auch nicht machen, denn das hat er nicht verdient. Der Film ist gut, keine Frage. Aber er ist nicht so schnell und spannungsgeladen, wie es der Trailer verspricht. Ich bin sogar geneigt dazu zu sagen, dass der Film nicht mal annähernd so gut ist.

Meine Bilder aus dem Buch hat der Film sehr gut wieder gegeben. Ich kenne mich mit Schauspielern nicht aus, aber alle Rollen sind perfekt besetzt. Rachel, Tom und Anna sind sehr nah an meinen eigenen Bildern, die Autorin Hawkins bei mir während des Lesens erzeugte, dran. Megan habe ich mir etwas anders vorgestellt, aber dennoch ist die Rolle stimmig.

Fazit: Wer viel Spannung erwartet, wird gnadenlos enttäuscht. Der Film ist viel ruhiger als das Buch. Kinogänger die das Buch nicht kennen, werden den Film als „ganz okay“ einstufen. Und ich Leser? Ich bin irgendwie enttäuscht, denn der Trailer hat meine Erwartungen einfach zu hoch getrieben…

Eure

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George – Mädchen oder Junge?

George ~ Alex Gino
George ~ Alex Gino

Mädchen oder Junge?

Bisher habe ich noch keinen Transgender-Roman gelesen. Ich bin immer und immer wieder drumherum geschlichen, doch nie habe ich zugegriffen. Wegen des Themas? Weil ich zu den Leuten gehöre, die diese Menschen verachten? Um Himmels willen – nein, niemals!

Ich selbst bin ein sehr offener und toleranter Mensch und jeder Mensch kann leben und lieben, wie und wen er möchte, wenn er sich selbst und keinen seiner Mitmenschen damit gefährdet. Meine Omi würde jetzt die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, denn sie gehört leider noch zu der Generation, die mit Scheuklappen vor den Augen durchs Leben geht. Sie hält sich die Ohren zu, wenn wir über unseren schwulen Nachbarn reden oder über eine lesbische Kollegin. Sie findet es ekelhaft, wenn sich gleichgeschlechtliche Menschen küssen. Gegen die Menschen selbst hat sie nichts, aber sie möchte es einfach nicht sehen, nicht wissen und es wäre ein Drama für sie, wenn es Homosexualität bei uns in der Familie gäbe. Das ist traurig, aber daran kann ich nichts ändern, wobei ich es oft versucht habe. Mir bleibt nur übrig, zu akzeptieren. Aber ich versuche dennoch weiterhin, ihr Weltbild zu ändern.

Alex Ginos Protagonist George ist allerdings nicht schwul, sondern er möchte gern ein Mädchen sein. Er sieht sich selbst als Mädchen an, als Mädchen im falschen Körper.

George ~ Alex Gino
George ~ Alex Gino

Falscher Körper

George ist 10 Jahre jung und merkt von Tag zu Tag mehr, dass sie kein Junge ist. Sie in Zusammenhang mit Junge? Ja, denn genau in der Form ist auch Ginos Roman geschrieben. Eine Form die ich persönlich sehr mag und an die man sich schnell als Leser gewöhnt. George habe ich dadurch von Anfang an als Mädchen vor mir gesehen.

George liebt es Mädchenzeitungen zu lesen. Sie stellt sich immer vor, dass die Mädchen darin ihre Freundinnen sind. Allerdings muss sie diese verstecken, denn es wäre nicht wirklich gut, wenn die Mutter diese findet. Was würde sie über ihren Sohn denken? Was will ein Junge mit Schminktipps? George liebt es außerdem, jede Menge Zeit mit ihrer besten Freundin Kelly zu verbringen. Bei Kelly hat Georg das Gefühl, so sein zu können, wie sie gern sein mag. George nennt sich selbst Melissa.

„George wusste also, dass es möglich war. Ein Junge konnte zu einem Mädchen werden.“ (Seite 55)

George ihr größter Wunsch ist es, die Rolle der Charlotte im Theaterstück an der Schule zu spielen. Mit Kelly übt sie die Rollen, um beim Vorsprechen richtig gut zu sein. George fasst allen Mut zusammen und schlüpft als einziger Junge in die Rolle von Charlotte. Kelly drückt George die Daumen, doch Charlotte soll von einem Mädchen gespielt werden. Kelly soll Charlotte sein. Eine Welt bricht für George zusammen…

George ~ Alex Gino
George ~ Alex Gino

Wandlungen

Was dann passiert, möchte ich euch an dieser Stelle nicht verraten. Mir schnürt es das Herz zusammen, wenn ich an die nächsten Ereignisse denke. Ereignisse die wahnsinnig schön, bewegend, lustig und traurig zugleich sind.

Autor Alex Gino kennt seit über 20 Jahren die transgender Bewegung und konnte durch seine Erfahrungen dieses Kinderbuch schreiben. Genau das merkt man, denn Gino legt wahnsinnig viel Feingefühl und Gespür in seine Figuren. Sie fühlen sich lebensecht an und man ertappt sich selbst dabei, seine eigenen Gedanken zwischen den Seiten zu finden.

Mit Freude habe ich gelesen, was George passiert, welchen Mut sie in sich hat und wie sich ihr Umfeld verhalten und gedreht hat. Wie soll man sich verhalten, wenn das eigene Kind das Gefühl hat, im falschen Körper zu stecken? Georges Mutter ist im Zwiespalt. Will man als Mutter nicht immer nur das beste? Oder will man durchsetzen, was man für sich als das beste empfindet? Gino öffnet Augen und gibt indirekte Antworten.

Was liebe ich dieses Buch. Oh, was liebe ich es. So ein Goldstück der Literatur! Die Charaktere sind so stark gezeichnet, so plausibel, so offen und Gino schreibt so authentisch, so kindgerecht.

Du bist heterosexuell? Oder bist du homosexuell? Du hast das Gefühl im falschen Körper zu sein? Oder das Gefühl im richtigen Körper zu sein? Du bist ein Kind? Nein, du bist kein Kind mehr? Du hast Kinder? Du hast keine Kinder? Ach, du bist Pädagoge? Du bist kein Pädagoge? Du bist zwischen 8 und 99 Jahren alt? Sobald du eine Antwort mit JA geben kannst, gehörst du zu den Menschen, die dieses Buch lesen sollten. Es erweitert den eigenen Horizon, beinhaltet viel Gefühl und eine Geschichte, die jeder kennen sollte.

Lies GEORGE und SEI, WER DU BIST!

Eure
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Niagarafälle und Handfeuerwaffen

Smith & Wesson ~ Alessandro Baricco
Smith & Wesson ~ Alessandro Baricco

Handfeuerwaffen besitze ich keine, an den Niagarafällen war ich allerdings schon. Also, warum nicht wieder hin? Oft verweilte ich noch nicht an Alessandro Bariccos Seite, wenn ich aber an seiner Seite verweilte, dann intensiv. „TORNATE – O MORIRÒ…“ – Arndt hat mich an Seide herangeführt und ich folgte auch seinen Rufen und zog die Smith & Wesson.

Baricco hat schon einmal gezeigt, dass er sich vor allem in schmalen Büchern sprachlich und inhaltlich verausgaben kann. Also setzte ich voraus, dass er mich mit über 100 Seiten ebenfalls fesseln und begeistern wird. Schnell wird klar, dass hinter dem Titelnamen keine Firma steckt, sondern zwei Menschen. Einer trägt den Nachnamen Smith, der andere trägt den Nachnamen Wesson. Beide können einander kaum glauben und einigen sich darauf, sich bei dem Vornamen zu nennen. Diese sind allerdings Tom und Jerry.

Bei uns Lesern ist also nach 20 Seiten das Grinsen schon im Gesicht verankert und die leise Vorahnung, wie es wohl weiter geht, scheint lauter zu werden. Zu den zwei recht sonderbaren Figuren, gesellt sich eine weibliche, namens Rachel, dazu. Dabei wollte Wesson doch eigentlich nur in Ruhe im Bett liegen und seine inneren Organe mit Bohnenpüree wieder in Ordnung bringen. Erst hindert ihn der oberkluge Meteorologe Smith daran, nun kommt auch noch die dreiundzwanzig Jahre alte, von zu Hause weggelaufene und erfolgslose Neu-Journalistin daher.

Smith & Wesson ~ Alessandro Baricco
Smith & Wesson ~ Alessandro Baricco

Vorhang auf

Das schmale Buch beginnt nicht nur wie ein bühnenreifes Theaterstück, sondern sieht auch optisch so aus. Das Schriftbild präsentiert ein Bühnenstück, wie auf nachfolgendem Bild zu erkennen ist. Man nehme sich zwei weitere Leser und schon kann man selbst die Szenen nachstellen. Anfangs war ich skeptisch, ob ich mich mit dieser Form anfreunden kann. Es hat aber nicht lange gebraucht und schon hatte ich drei Stimmen im Kopf und das lesende Schauspiel konnte beginnen.

Alessandro Baricco ist und bleibt ein schreibender Meister und er probiert sich gern neu aus, was ihm erneut gelungen ist. Einen Baricco hinterfragt man an dieser Stelle wohl kaum, man liest ihn, man genießt ihn.

Seine gescheiterten Charaktere tanzen nun an den Niagarafällen entlang, um eine Stelle zu suchen, die das Unmögliche wahr machen soll. Eine Stelle die in die Geschichte eingehen und ihre Namen in die Welt hinaus tragen soll. Drei graue Menschen sollen bunt werden…

Smith & Wesson ~ Alessandro Baricco
Smith & Wesson ~ Alessandro Baricco

„21. Juni 1902, morgen. Im kristallklaren Licht eines strahlenden Sonnentages wird Rachel Green, dreiundzwanzig Jahre alt, der erste Mensch auf der Welt sein, der die Niagarafälle in einem leeren und leidlich neuen Bierfass hinabstürzen wird. Fortan wird niemand ihren Namen je wieder vergessen können.“ (Seite 93)

Wird dieses Unterfangen von Erfolg gekrönt sein? Kann Rachel endlich mit der Geschichte ihres Lebens Karriere schreiben? Ändern sich die drei Leben oder muss das Scheitern akzeptiert werden?

All diese Fragen beantwortet Baricco auf seine Art. Und am Ende stellen wir Leser fest, dass sich kleine Bühnenstücke genauso sehr in unserem Herz verankern können, wie die großen Romane mit tausenden von Seiten. Es braucht eben nur die richtigen Worte, außergewöhnliche Charaktere die auf den ersten Blick nicht greifbar erscheinen und kleine Wasserspritzer voller Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt und auch Mut, das Unmögliche zu wagen.

Passt auf euch auf, wenn ihr an den Niagarafällen seid. Es geht tief runter und doch ist der Blick einmalig, regelrecht gigantisch und kraftvoll.

Eure
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Zum Glück braucht mich niemand

Zum Glück braucht mich niemand ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück braucht mich niemand ~ Liv Marit Weberg

Braucht mich niemand?

Zum Glück bemerkt mich niemand…dachte ich von Liv Marit Weberg habe ich im Februar 2015 gelesen. Ein nicht ganz einfach zu verstehender Roman – ich habe mich mit Nanni darüber ausgetauscht und zwar ganz einfach über Whatsapp. Nach unserem Gespräch ging es uns dann mit dem Gelesenen besser.

Nun trudelte in den letzten Tagen das neue Buch von der Autorin ein. Ich war ziemlich überrascht, da ich überhaupt nicht damit rechnete. Im ersten Buch war kein Hinweis zu finden, dass es eine Art Fortsetzung geben wird, denn die hat es auch nicht gebraucht. Dennoch können beide Bücher einzeln gelesen werden, es besteht kein direkter Zusammenhang. Neugierig habe ich mich in das fast gleichnamige Buch begeben. Wurde Protagonistin Anne Lise zuerst nicht bemerkt, wird sie nun nicht gebraucht. Jedenfalls nimmt sie das an.

Innerhalb von einem Tag habe ich mich durch das Buch, welches aus vielen kurzen Kapiteln besteht und mit knackigen Worte zum jeweiligen Inhalt überschrieben ist, gelesen. Und nun fühle ich nach und denke und bin mir wieder nicht sicher, ob ich es empfehlen kann.

Zum Glück braucht mich niemand ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück braucht mich niemand ~ Liv Marit Weberg

Erträgt uns niemand?

„Zu schüchtern für eine Beziehung – aber so verliebt, dass es kaum auszuhalten ist.“ – diese recht spritzigen Worten begegnen uns auf dem Rücktext des Buches. Worte die mich erreichen und neugierig machen und kurzerhand ins Buch ziehen. Anne Lise – wir kennen uns sozusagen und eigentlich müsste ich wissen, wem ich da gegenüber trete. Anne Lise – ein recht eigenartiges und vor allem schüchternes Mädchen.

Nun ist alles gut – sie hat einen Freund namens Stian, auch Brille genannt. Sie lebt mit ihm zusammen und sie arbeitet mit ihm gemeinsam in einer Tierhandlung. Die erste große Liebe, alles fühlt sich wunderbar an. Doch wunderbar ist nicht genug und genau in dem Moment, als Anne Lise das vollkommene Glück hat, nimmt sie es nicht wahr. Sie läuft weg.

Zurück zu den Eltern, die keine Eltern im Sinne von einem Paar mehr sind. Ihre Mutter hat einen neuen Freund, es gibt neue Geschwister und überhaupt ist alles neu und nicht mehr so wie alles einmal war. Anne Lise muss wieder weiter, sie zieht es jetzt nach Oslo in eine WG mit Marianne. Die meint recht schnell zu ihr, dass Drogen eine gute Lösung sind, denn „…Du musst wissen, Glück lässt sich chemisch herstellen.“ (Seite 102)

Zum Glück braucht mich niemand ~ Liv Marit Weberg
Zum Glück braucht mich niemand ~ Liv Marit Weberg

Oslo da bin ich

Eine neue Arbeit muss her und die ist relativ schnell gefunden. Es ist wieder eine Tierhandlung und ihr Chef heißt Roy. Er bleibt nicht ihr einziger neuer Kontakt, denn bald kann sie Yasmin als ihre Freundin nennen. Doch ist das ihr neues Leben, das Leben, was Anne Lise wollte?

„Das Leben ist zu kurz, um nicht ganz genau das zu machen, worauf man Lust hat.“ (Seite 131)

Anne Lise ist kein alltäglicher Charakter. Man mag sie oder man mag sie nicht. Ich selbst bin mir nicht sicher, denn Liv Marit Weberg schreibt so spritzig frisch und stellenweise so schön trocken, dass man weiterlesen, sie mögen und vor allem verstehen will. Ihr Ziel ist einfach und klar: sie möchte ertragen werden.

Doch während sie immer weiter in eine depressive Phase schlittert, macht sie es sich nicht nur selbst, sondern auch ihren Mitmenschen schwer. Ihr Leben ähnelt einer Berg und Tal fahrt. Sie rennt weg und ist alleine, dann kommt sie mit neuem Selbstbewusstsein zurück und versucht im Mittelpunkt zu stehen. Sie taumelt wie ein Blatt im Wind hin und her und versucht auf ihre Art auszubrechen, anzukommen und negative Gedanken durch positive zu ersetzen.

Wir werden alle gebraucht und wer eine recht eigenartige und doch liebenswerte Protagonistin braucht, der sollte Anne Lise kennenlernen.

Eure

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Buchhandlungspreis 2016

Buchhandlungspreis 2016
Buchhandlungspreis 2016

Kolumne 28: #Buchhandlungspreis 2016

Jetzt wollte ich schon fast schreiben: wenn es draußen stürmt und schneit, dann zieht es uns in die Buchhandlungen. So schlimm ist es vom Wetter her nicht, aber dennoch ist dieser verregnete Herbsttag doch gerade dafür gemacht, um früh nach dem Aufwachen, im Bett zu lesen und anschließend in eine Buchhandlung zum Bücher kaufen zu fahren. Wie passend, dass sogar der 08. Oktober einen buchigen Namen trägt. Heute ist nämlich #WorldBookshopDay. Klingt modisch und darum gleich in Hashtagstyle.

Auf dem ersten Artikelbild könnt ihr die strahlende Buchhändlerin Annaluise Erler sehen. Yeah – genau wie im letzten Jahr, wurde die Buchhandlung Findus in Tharandt mit dem Buchhandlungspreis ausgezeichnet. In der Kategorie hervorragende Buchhandlung ist meine literatwoische Lieblingsbuchhandlung zu finden. Sagenhaft – ich freue mich von ganzem Herzen und wer schon einmal die heiligen Bücherhallen betreten hat, wird mir wohl zustimmen. Wer also in Dresden weilt, sollte einen Abstecher nach Tharandt einplanen. Es lohnt sich so sehr.

Über zwei Stunden konnte ich heute buchige Luft atmen. Die Preisträgerin Annaluise hat sich in einer liebevollen Dankesrede bei ihrer treuen Lesekundschaft bedankt. Gemeinsam haben wir mit Sekt und Schnittchen auf ihr und das Buchhandlungswohl getrunken und gegessen. Natürlich hat sie vom großen Tag der Preisverleihung berichtet, regelrecht geschwärmt, auch wenn ein fader Beigeschmack namens Neid, auch bei dieser Preisverleihung zu spüren war. Aber die Literatur muss mit Leidenschaft und Kreativität gelebt werden. Wer das nicht kann und ununterbrochen tut, kann keinen Preis in der Hand halten. Bei Findus ist eben anders und diese Leidenschaft und literarische Kraft muss belohnt und prämiert werden. Verdient!

Buchige Feier

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Zwischen den vielen Gästen habe ich natürlich bekannte Gesichter getroffen. Könnt ihr euch an Petra Sprenger oder viel mehr an ihre Opernmouth-Bücher erinnern? Ich habe im letzten Jahr ein umfassendes Interview-Akrostichon geführt. Sie heute zu treffen, hat mich sehr gefreut und musste bildlich festgehalten werden. Sie erzählte mir, dass immer mehr Leser auf ihre Bücher aufmerksam werden. Klasse! Ich mag die kleinen Wissensträger sehr gern verschenken und konnte selbst schon viel daraus lernen.

Außerdem habe ich heute die Verlegerin Barbara Miklaw kennenlernen können. Eine sehr sympathische Frau. Kennt ihr den Mirabilis Verlag? Ich gestehe, dass ich heute zum ersten Mal den Namen gehört habe, darum muss ich mich gleich mal schlau machen.

Und welches Buch habe ich heute allen Findus-Kunden empfohlen? Natürlich Die Nachtigall von Kristin Hannah. Doch ich durfte nicht nur empfehlen, sondern ich durfte mir auch eine große Empfehlung anhören. Diese trägt den Namen „Buchhändler“ im Titel. Na, wer errät das Buch? Ich habe ich mir gleich bestellt und hole es am Mittwoch in Tharandt ab. Meine Erwartungen sind hoch.

Ich habe den #WordBookshopDay also ausgiebig genutzt und ein Buch gekauft, auf die Buchhandlung angestoßen und nun werde ich mich den literarischen Seiten widmen. Buch, Decke, Kaffee und los gehts ins Gemütlichkeitswochenende. Und ihr so?

Eure

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Ein Mann und viel Leichtigkeit

Clara Maria Bagus schickt Leichtigkeit
Clara Maria Bagus schickt Leichtigkeit

Spontan und unerwartet, bekam ich vor ein paar Tagen ein Buch voller Leichtigkeit zugesendet. Der Postbote übergab mir ein Überraschungspaket. Ich musste es öffnen, um zu erfahren, wer mir über Amazon ein Buch zukommen lässt. Die Autorin höchst persönlich, wie ich schnell feststellte. Bevor ich allerdings öffnete, fragte ich in den sozialen Netzwerken, ob es anderen Buchliebhabern ähnlich ging und wie sie sich verhalten, wenn ungefragt Bücher eintreffen. Viele antworteten gleich, dass sie die Bücher hinten an stellen und meist nicht reagieren, da im Blog erwähnt wird, dass ungefragte Zusendungen ignoriert werden.

Als ich das Buch in den Händen hielt, habe ich mich schon gefreut, denn das Cover kam mir nicht unbekannt vor und ich muss gestehen, dass ich mit dem Roman schon selbst geliebäugelt habe. Die Worte der Autorin konnte ich nicht so stehen lassen und ich habe ihr eine E-Mail gesendet. Und dann wuchs die Neugierde auf den Inhalt und ich musste es einfach lesen.

Bereits die Aufmachung des Buches ist ein Genuss fürs Auge, wenn man den langen Titel und den dazugehörigen Untertitel gelesen hat. Durch ein Loch in Form eines Vogels, schimmert der perlmuttfarbene Buchdeckel. Es ist immer schön, wenn Aufmachung und Inhalt zusammen passen und eine Einheit bilden.

Ohne mich über den Inhalt zu belesen, folgte ich den ersten 108 von 207 Seiten…

Eine Reise zur Leichtigkeit
Eine Reise zur Leichtigkeit

Eine Reise zur Leichtigkeit

Wie der Titel bereits verrät, geht es um einen Mann der auszog, um den Frühling zu suchen. Autorin Clara Maira Bagus bringt uns in eine verschneite Winterlandschaft und stellt uns neben einen Mann, der aus dem Fenster schaut. Dann streifen unsere Augen einen Vogel und schon wird es magisch. Der Baum auf dem der Vogel sitzt, legt den Wintermantel beiseite und zieht die knospende Frühlingsjacke an. Als der Vogel den Baum verlässt, kehrt der Winter zurück. Die magische Wandlung lässt den Mann eine besondere Reise antreten. Er möchte den Vogel finden und macht sich kurzerhand auf die Suche.

„Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen“ (Ullstein Buchverlage – Allegria-Verlag) ist wie auf dem Titel angebracht: eine Reise zur Leichtigkeit. Ich habe das Sachbuch zwar abgebrochen, aber auch nach über hundert Seiten kann ich das beurteilen. Zwar macht das Buch nicht gleich leicht, sondern erschwert erst, da es in uns Gedanken aufruft, die wir bequemerweise verdrängen, aber im Endeffekt macht es uns leicht. Wer sich mit dem Mann auf die Reise begibt, reist eigentlich mit sich selbst. Die Autorin hat ihrem Protagonisten einen unsichtbaren Spiegel in die Hand gedrückt, in dem wir uns sehen.

Lebensfragen

Sind wir schon angekommen oder reisen wir noch? Was erwarten wir vom Leben? Sind wir auf dem richtigen Weg? Haben wir Träume? Sind wir neidisch?

Fragen über Fragen ganz allgemein, aber auch an uns und an unser Leben werden aufgeworfen. Immer und immer wieder habe ich mir verschiedene Stellen markiert, diese sogar weitergesendet, um darüber nicht alleine zu philosophieren und zu denken und um bestimmte Worte nicht zu vergessen. Begegnungen, kleine Geschichten und Fabeln zeichnen dieses Buch, dieses Märchen für uns Erwachsene, aus. Das stetige Nachdenken bringt den Lesefluss oft zum Stoppen und als Leser muss innegehalten werden.

Clara Maria Bagus holt unsere Gedanken über das Leben, Träume und Wünsche in den Vordergrund, während wir eigentlich dem Mann bei seiner Suche nach dem Vogel helfen. Eine spirituelle Reise voller Poesie, die Leichtigkeit bringt. Literatur die nicht rasant am Stück gelesen werden kann, sondern wohl dosiert lesend überdacht werden muss.

„Wir bekommen das Leben nur in Bruchstücken zu sehen, nie als Ganzes, und wissen daher nicht, was aus etwas folgen wird. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass die Wege des Lebens unendlich sind. Wenn sich uns ein Weg verschließt, öffnet sich ein anderer.“ ( Seite 85)

Eure
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