2018 – das war´s …

Guten Morgen 2018, okay, guten Mittag – alles zum letzten Mal, denn das war´s mit 2018. Heute ist der letzte Tag des Jahres – für einige ist er recht emotional, für andere ein Tag wie jeder andere. Warum auch nicht, denn auch morgen geht vermutlich wieder die Sonne auf und das Leben lebt sich weiter und weiter und weiter. Nur heute vertreiben viele von uns mit Böllern die bösen Geister, ballern sinnlos in der Gegend rum und toben sich aus oder kaufen Bücher statt Böller – auch eine gute Alternative. Jeder wird da für sich ein gutes Maß finden und am Ende haben hoffentlich alle noch die Gliedmaßen an sich dran, die sie auch vorher hatten.

Ich kann zwar kaum sitzen, aber ich möchte hier noch ein wenig Kram niederschreiben, der mir in den letzten Tagen durch den Kopf gerattert ist. Es war jede Menge, da ich gut Zeit zum Denken hatte und da kam nicht immer nur positives Gut zu Tage. Ich kann auch gut negativ, ich kann auch depri, aber das bin ich nicht wirklich. Ich lache gern, ich lebe gern, auch wenn ich jetzt noch eine OP mitmachen durfte, so ganz ungeplant und spontan. Das tat gut, liebes 2018, so ein schöner Arschtritt zum Abschluss. Doch keine Angst, ich kämpfe mich wieder hoch und DANKE auch hier allen Freunden, die immer da sind – immer, egal wie scheiße ich bin, wie albern ich mich verhalte – ihr wisst schon.

2018 – das war´s

Das wird nun kein Jahresrückblick mit vielen Wegpunkten und auch kein Jahresrückblick in Listenform, sondern ich möchte hier festhalten, was ich am 27. & am 28.12. gelernt habe. Eine nennen wir es – Routineuntersuchung – hat mir mal schnell den Boden unter den Füßen weggezogen und ich durfte mich auf Station begeben und auch gleich noch einer eiligen OP stellen. So von jetzt auf gleich. Tschakka. Als ich das Zimmer bezog, traf ich auf Sie, ein liebes Mädel, so alt wie ich, nur mit viel größeren Problemen, nämlich Krebs. Ich habe mich auf der Stelle nicht mehr getraut zu jammern. Das was mir passiert ist, ist hart, sehr hart, wenn man die ganzen Hintergründe und eben meine Geschichte kennt, was ihr aber passiert ist, ist einfach nur gewaltig.

Das Krebs ein Arschloch ist, ist bekannt. Ich möchte hier nur sagen, dass ich großen Respekt vor ihr habe. Sie kennt ihr Schicksal erst seit Mitte November und hat sich seitdem 4 Operationen gestellt und heute kann ich sie noch nicht besuchen, da sie immer noch auf der Intensiv sein muss. Was ist das manchmal für eine Ungerechtigkeit? Ein kleines Mädchen wartet auf Sie, ein liebevoller Mann, ihre Mutter – ach, fuck Leute, echt – FUCK. Ich hoffe und hoffe und habe ihr ein gehäkeltes Glücksklee geschenkt. Es ist so unbegreiflich, wieso man von jetzt auf gleich so den Boden weggezogen bekommt. War nicht gerade alles so normal? 40 Stunden arbeiten, Kind im Kindergarten, nebenbei ein Studium, Haus, Familie, Freunde – bums…alles anders. Wie ein Kartenhaus fällt das Leben in sich zusammen und Beerdigungen werden geplant. War das alles zu viel? Wie oft achten wir wirklich auf uns? Haben wir das NEIN sagen verlernt? Wollen wir zu viel? Was können wir tun?

Krebs ist ein Arschloch

Ich habe gelernt, dass das Jahr 2018 gesundheitlich schon fies zu mir war, ich durfte so einige blöde Tage verbringen und hatte das Gefühl, mich trotzdem rechtfertigen zu müssen. Aber das liegt wohl auch in meiner Natur und an den vielen doofen Menschen mit ihren Vorurteilen. Auch ich habe die manchmal, stempel schnell ab und urteile – daran arbeite ich aber weiterhin. Bevor man scharf schießt – einfach mal nachfragen, bevor man lästert, einfach mal nachfragen – manchmal sind es die kleinsten Missverständnisse, die so viel verdrehen können. Warum machen wir es uns untereinander oft so schwer? Freier Leben – genießen, einfach machen und nicht zögern. Wir leben tatsächlich nur einmal und es kann morgen schon vorbei sein.

Das durfte ich jetzt schon oft erfahren. So offen wie heute, habe ich hier nie geschrieben –  ich bin doch eigentlich die, die immer lacht, immer fröhlich nach außen hin scheint, diejenige die auch mit derben Sprüchen umgehen kann. Doch auch ich weine viel über Ungerechtigkeit und bekomme so einige Tritte, dich ich verarbeiten muss. Klar, ich zeige das nicht gern, wer zeigt seine Schwäche schon gern, wer jammert schon gern und Mitleid? Nein – das möchte ich nicht.

Ungestellte Fragen

  • wollt ihr nicht auch mal Kinder haben?
  • wann heiratet ihr eigentlich?
  • willst du nicht auch mal einen Partner?

Gerade diese drei Fragen sind es, die bei vielen Menschen ganz viel Schmerz auslösen können. Meint ihr nicht, dass die Leute, die keine Kinder haben, nicht verheiratet sind, single sind – Gründe haben? Und es gibt noch so viele weitere schmerzhafte Fragen, die ich nicht aufschreiben mag. Ja, wir stellen die, weil die in unserer neugierigen Natur liegen, weil die drei Dinge eben so große Anker im Leben sind, sein können. Und dabei gibt es so viele Menschen, die entscheiden sich so dermaßen bewusst gegen diese drei Anker. Warum auch nicht? Habt ihr darüber schon mal nachgedacht? Haben wir das Recht diese drei tiefgründigen Fragen einfach mal so spontan zu stellen? Meist Menschen die wir gar nicht näher kennen? Gehört sich das? Auch so ein Punkt, den ich weiter beibehalten werde – diese drei Fragen werde ich niemanden stellen.

Und nun? Nun ruhe ich mich eine große Runde aus und sammel Kraft. Für mich ist klar, dass ich auch im nächsten Jahr wieder kämpfen werde. Ich möchte fröhlich sein, nicht so viel nachdenken, Sachen nicht zerdenken, in Löcher fallen und genießen, was ich habe. Tatsächlich habe ich nämlich im Jahr 2018 zwei große Schritte gemacht, die Mut bedurften – ja, ich habe mir ein Motorrad gekauft und ja, ich habe mich von meiner alten treuen „Simone Hond“ getrennt. Das war mutig, zumindest für mich. Ansonsten habe ich wunderbare Urlaube genießen dürfen, überhaupt gab es tolle Ausflüge, ich habe viel gelesen und viel gehäkelt. Es sind mir neue Menschen ans Herz gewachsen und ich habe gemerkt, von welchen Menschen ich mich eher fernhalten muss.

In unserem Haus sind zwei Menschen gestorben – einer wurde erlöst, so sage und hoffe ich, der andere mit 40 Jahren aus dem Leben geholt. Mein Freund hat seine Mama verloren und ich habe die 2. Beerdigung mitgemacht. Meine Oma in Bayern hat dem Krebs den Kampf angesagt und es gibt einige unschöne Dinge zu verzeichnen, was das Verhalten einiger erwachsener Menschen in der Familie betrifft. That´s life – stimmts?

Bücher

Ha – liebe Leser, hier gehts eigentlich immer um Bücher. Und diese Bücher geben mir auch oft Kraft, ich kann mich gut zwischen den Seiten verstecken und liebe eben das Lesen. Ich habe hier auch in diesem Jahr viele, viele, viele Bücher empfohlen und kann stolz auf einige tolle Erlebnisse zurück blicken. Ich wurde in den Magazinen von der Buchhandlung Findus abgedruckt und habe auch außerhalb des Internets einige Menschen zum Lesen animieren können. Auch im neuen Jahr 2019 wird es weiter gehen. Ich habe jetzt schon Bücher hier, auf die ihr euch im Frühjahr freuen könnt und ich bin ganz sicher auf der Buchmesse in Leipzig. Es gibt hier keine Listen und doch nenne ich noch mein Lesehighlight 2018:

Die Unsterblichen ~ Chloe Benjamin

Jetzt kurz und knapp: Das tat gut – einfach mal was runter schreiben.

DANKE fürs Lesen, DANKE für dich und pass auf dich auf!

Rutsch gut rüber ins Jahr 2019!

Eure
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4 Comments on 2018 – das war´s…

  1. Liebe Bini,
    was für ein beeindruckender Artikel. Ich habe schrecklich viel Gänsehaut bekommen.
    Das Leben ist jeden Tag eine Herausforderung. In so vielen Bereichen. Ganz oft auch im Aushalten.
    Dass dein Mann ebenfalls seine Mama verloren hat, tut mir sehr Leid. Deiner Oma und euch wünsche ich ganz viel Kraft. Ich habe seit dem Tod meiner Mama viel mehr Respekt vor Krebs, glaube aber nach wie vor fest daran, dass man ihn bekämpfen kann.
    Dass du dir ein Motorrad gekauft hast, finde ich super. Mir fehlen die Motorradausflüge ein bisschen, weil sie sich anfühlen wie ein kleiner Urlaub. Aber gut, dafür verbringen wir unsere Zeit mit den wundervollen Räuberkindern.
    Ich wünsche mir für 2019 ebenfalls, dass wir Menschen achtsamer und netter miteinander umgehen. Und erkennen, dass dies vor der eigenen Haustür beginnt.
    Und Bücher, ja die sind einfach wie allerbeste Freunde. Deinen Tipp muss ich mir unbedingt noch näher anschauen.

    Ich drück dich ganz, ganz fest.

    • Meine liebe Nani, Danke fürs Lesen und deine Worte – der Artikel soll beschäftigen und aufrütteln und vielleicht alles ein wenig besser machen.
      Es geht nicht um die Mutter meines Mannes, um die meines Freundes. Aber egal wie – alles ist schlimm oder kompliziert und das ist manchmal nicht weniger schlimm.

      Du fährst auch Motorrad? Fetzt ab.

      Hoffen wir mal, das die Menschen um uns herum besser werden und das wir unseren Weg weiter gehen, genauso verbessert und ruhiger und umsichtiger und einfach das Leben genießen. Ich drück dich zurück. Bini

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