Kategorie: Artikel / Buchvorstellung / Rezension

Steidl, Kampa, etwas Staub und Verlagsvorschauen

Kampa Verlag & Verlagsvorschauen

Mindestens zweimal im Jahr kommen sie via Post oder via Email oder auf beiden Wegen – die Verlagsvorschauen. Fluch oder Segen? Habe ich nicht gerade erst in den Vorschauen gestöbert? Gibt es schon wieder die neuen? Ein gemischtes Gefühl macht sich in mir breit – Vorfreude auf die vielen neuen Bücher und gleichzeitig ein wenig Trauer, denn die derzeit aktuellen Bücher sind noch gar nicht alle gelesen und besprochen und was ist mit den vielen literarischen Schätzen aus den Jahren davor? Zudem fühlt es sich merkwürdig an, mitten im Sommer zu überlegen, welche Weihnachtsbücher dringend gelesen werden sollten. Trotzdem möchte ich nicht meckern, verrate aber dennoch, dass ich die Vorschauen meist eine zeit lang unangetastet auf einem Stapel in einer Ecke liegen lasse. Mails mit Verlagsvorschauen bleiben ungeöffnet, eine kleine Flucht vor der neuen Bücherflut.

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Spinster Girls – was ist schon normal?

Spinster Girls – was ist schon normal?

Also ich trage weder ein Shirt mit einem feministischem Aufdruck, noch würde ich mich als aktive Feministin bezeichnen und doch bin ich für Gleichberechtigung. Fest steht: Ich bin ein Spinster Girl, denn ich sage was ich denke, ich lasse mich in kein Rollenbild hinein pressen und ich gebe gern Frauenpower. Außderdem habe ich einen Spinster Girls Mitgliedsausweis, wie auf dem Foto zu sehen ist. #ichbineinspinstergirl

„Ein Spinster Girl sein heißt, sich immer um seine Freundinnen zu kümmern und sie durch alle Hochs und Tiefs zu begleiten.“ (Seite 184)

Evi, Amber und Lottie sind Spinster Girls. Sie entstauben die Bezeichnung der alten Jungfer und definieren neu, denn alle drei lassen sich auf keinen Fall den Mund verbieten, sprechen alles aus und würden sich auf keinen Fall für einen Jungen verändern oder verbiegen. Zudem halten sie zueinander, egal was passiert. So haben es die Mädchen für sich beschlossen, doch können diese Vorhaben immer umgesetzt werden?

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Möwengelächter ~ Kristin Marja Baldursdóttir

Möwengelächter ~ Kristin Marja Baldursdóttir

Möwengelächter habe ich vor Jahren gelesen, wie ich soeben feststellte. Mir war gerade danach, mal in meiner Lovelybooksbibliothek zu stöbern und ein paar ältere Schätze auszugraben. Damals habe ich noch keine Markierungen in den Büchern hinterlassen. Damals – so im Jahre 2001. Die Seiten sind inzwischen schon etwas angegilbt und ich denke, dass ich es demnächst „frei lassen“ werde, im Sinne von in die Bücherzelle in Dresden Hellerau schaffen. Dort mangelt es ein wenig an Büchern, die Ferienzeit beginnt und ich helfe doch gerne in Sachen Lesestoff aus. Nun aber zum Buch selbst.

2001 schrieb ich:

Keine dramatische Action oder fesselnde Spannung, dafür aber viel Gefühl und noch mehr Stimmung und Atmosphäre auf 350 Seiten — das macht den Roman auf charmante Art äußerst lesens- und liebenswert.

Es ist ein kleines isländisches Fischerdörfchen, wo Agga, zwölf Jahre alt, bei ihren Großeltern lebt, in einem Haus, „wo es höchstens Krach gibt, wenn die Sozialdemokraten die Wahlen“ verlieren. Eines Tages kommt Tante Freya aus „Ämärrika“ und die dörfliche Idylle hat schlagartig ein Ende. Die Frau mit den „eisblauen Augen“ und der „Figur wie eine Coca-Cola-Flasche“, die kein Fleisch isst und „kälter als eine Leiche“ scheint, wirbelt den Ort komplett durcheinander — besonders die männlichen Einwohner. Seltsame Dinge geschehen, mancher bezahlt mit dem Leben.

In Island ist Kristin Marja Baldursdóttir eine bekannte Journalistin, mit Möwengelächter erzielte sie einen Riesenerfolg; die Filmrechte sind bereits verkauft. Auch beim Lesen entstehen lebendige Eindrücke: Ärmlich ist das Leben in dem abgelegenen Dorf, wo Agga erwachsen wird und aus ihrer Sicht die Verführungen und Verwirrungen der lebenserfahrenen und sehr lebenslustigen Tante Freya miterlebt. Psychologisch feinfühlig, menschliche Schwächen im Kern treffend, schält die Autorin gesellschaftliche und familiäre Strukturen heraus, die angenehm kurzweilig sind. Das „hämische Gelächter der Möwen“ ist da unausweichlich.

Möwengelächter

Mit einem Lächeln erinnere ich mich an den Roman zurück und nun hat die Erinnerung hier einen Platz gefunden und vielleicht läuft dir das Buch mal auf einem Bücherflohmarkt oder eben einer Bücherzelle mal in Hände. Oder du holst es dir als Taschenbuch beim S. Fischer Verlag.

Wo wir schon bei Möwen im Buchtitel sind, habe ich noch eine Empfehlung. Wie wäre es mit einem Krimi namens „Mordsmöwen“ von Sina Beerwald? Viel Vergnügen.

Eure
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3 Buchempfehlungen zum Sonntag

Buchempfehlungen zum Sonntag

Heute gibt es von mir 3 Buchempfehlungen zum Sonntag. Wenn ich meine Augen durch die Regale wandern lasse, denke ich an die vielen Leseerlebnisse zurück. Es gibt nicht nur wundervolle aktuelle Literatur, sondern auch Schätze, dich ich euch immer wieder gern ans Herz lege. Natürlich ist da auch Eigennutz dabei, denn auch ich möchte mich an die damalige Lesezeit erinnern und mir die Artikel von damals wieder vor Augen halten. Also nicht lange schnacken, sondern Bühne frei für die 3 Buchempfehlungen.

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Auster und Klinge ~ Lilian Loke

Auster und Klinge ~ Lilian Loke

Knallpinker Untergrund mit knallorangem Herz – Farben die ins Auge stechen und genauso ungewöhnlich in ihrer Kombination sind, wie die zwei Protagonisten von Autorin Lilian Loke.

Völlig unbefangen begann ich während der Autofahrt mit dem Roman „Auster und Klinge“ (C.H. Beck Verlag). Nach wenigen Seiten musste ich so lachen, dass ich kurz unterbrechen musste, um dann das Gelesene erneut, aber laut, vorzulesen. Ich musste den Inhalt von Anfang an teilen, zu komisch, zu bösartig, zu außergewöhnlich.

Doch bevor ich dir erzähle, mit wem du es im Roman zu tun bekommst und warum ich dir den Roman ans Herz lege, frage ich dich: Einbruch und Kunst sind sich ähnlich, richtig? Man muss schon eine Art Künstler sein, um in Wohnungen einzubrechen. Ob Einbrecher oder Künstler – beide Typen sind für mich speziell und haben außergewöhnliche Denkweisen. Für mich sind diese nicht völlig nachvollziehbar, müssen sie aber auch nicht sein. Oder was sagst du?

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Leseflaute oder wie?

Leseflaute?

Wenn ich auf die letzten 14 Tage zurück blicke, könnte man meinen, dass ich tief in einer Leseflaute stecke. Bis zum 18.06. habe ich relativ viele Bücher verschlungen, wie du hier auch in meinem Überblick sehen kannst, aber dann? Tja, dann war wohl der Urlaub vorbei und das Leben schlug wieder zu. Längst habe ich dir auch noch nicht alle Bücher vorgestellt, aber ich arbeite daran.

Derzeit stecke ich im Roman von Marianne Fredriksson „Hannas Töchter“. Den Roman habe ich vor Jahren gelesen und nun lese ich ihn in einem größeren Kreis erneut. Danach stelle ich das Buch hier vor.

Doch wer ist nun an meiner Leseflaute schuld oder daran, dass ich hier in der Woche ab und an sogar nur einen Artikel veröffentliche? Facebook? Instagram? Ich?

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Die souveräne Leserin ~ Alan Bennett

Die souveräne Leserin ~ Alan Bennett

Souverän im wahrsten Sinne des Wortes.

Hätte der Bücherbus der Bezirksbibliothek der City of Westminster nicht neben den Abfalleimern der Küchentür geparkt und wären die Hunde nicht kläffend von ihrem üblichen Weg abgewichen…..Was dann ?

Ja, dann hätte die Queen nie Kontakt zur Bücherwelt aufgenommen.
Dort macht sie Bekanntschaft mit dem Bibliothekar Mr. Hutchings und dem Koch Norman Seakins. Obwohl der Bücherbus jeden Mittwoch für Leseratten zugänglich ist, wird er nur von Norman in Anspruch genommen, doch das wird sich ändern.

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Anne Frank und Amsterdam

Das Tagebuch der Anne Frank ~ David Polonsky – Ari Folman (Graphic Diary)

Anne Frank in Amsterdam treffen, so lautete mein Ziel. Nein, falsch – ich wollte gern „Das Tagebuch der Anne Frank“ in Form von einem Graphic Diary (S. Fischer) lesen. Am Anne-Frank-Haus war ich schon bei letzten Amsterdambesuch, aber eben ohne Buch und jetzt halte dich fest: ich habe ihr Tagebuch in zwei unterschiedlichen Ausgaben da und es bisher noch NIE gelesen. Tatsächlich, ich habe es noch nie gelesen – verrückt oder? Gefühlt hat es die ganze Welt gelesen oder die ganze Welt weiß nur um was es geht und hat so wie ich, Reportagen geschaut? Das ist jetzt die Frage.

Wie dem auch sei, ich habe mein persönliches Ziel erreicht. Ich habe mir das Tagebuch unter den Arm geklemmt und bin an diesen historischen Ort in Amsterdam gegangen und habe es Anne gezeigt, Anne damit fotografiert und natürlich habe ich es gelesen, abends im Bett im Hotel am Westerpark. Ein tolles Gefühl, nah dran und emotional.

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Herz auf Eis ~ Isabelle Autissier

Herz auf Eis ~ Isabelle Autissier

Mein Herz fühlte sich beim Lesen sehr oft eisig an. Ein ganz neuartiges Gefühl habe ich kennenlernen dürfen. Ich kann mir kaum erklären, warum mich diese unglaublich negative Stimmung überfallen hat. Aber ich stimmte Louise zu, feuerte sie an, schickte ihr Kraft und dachte kaum an ihren Mann Ludovic. Ohne weitere Wertung halte ich für mich fest, dass dieser Roman mich forderte, an meinen unteren Gefühlsschichten kratzte und auf keinen Fall so unschuldig ist, wie man anhand des Covers meinen könnte.

Der Roman „Herz auf Eis“ (mare) wurde mir in der Buchhandlung „Der Buchladen Rügen“ in Gingst empfohlen. Ohne zu überlegen, nahm ich ihn mit und fand mich wenige Minuten später bereits auf einer einsamen Insel wieder. Gestrandet. Ohne Schiff. Es ist nass, es ist nicht wirklich warm und es gibt keinen Kontakt zur Außenwelt. Ich bin mit Louise und Ludovic gefangen, es fühlt sich an, als ob wir jetzt alle den Namen Robinson Crusoe tragen und jeden Moment Freitag um die Ecke kommt. Wäre die Situation nicht so tragisch, könnte man drüber schmunzeln. Es gibt keine Einheimischen, nur ein paar Tiere und die alte Walfangstation. Louise und Ludovic sind auf sich allein gestellt, auf die Insel nähe Kap Hoorn verirrt sich niemand, ab und an höchstens ein Forscherteam.

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Das Mädchen aus der Metro ~ María Jeunet

Das Mädchen aus der Metro ~ María Jeunet

Meinst du, dass „Das Mädchen, das in der Metro las(Dumont Verlag), „Das Mädchen aus der Metro“ (Thiele Verlag) kennt? Irgendwie ein schöner Gedanken, denn Bücher verbinden doch. Zumindest habe ich mich das gefragt und ich gebe zu, dass ich die zwei Titel gern miteinander verwechsele. Zweimal Mädchen, zweimal Metro – das kann schon passieren, finde ich.

Heute möchte ich dir das andere Mädchen vorstellen, darum komm mit mir nach Paris. Bevor wir das besagte Mädchen, eher die Frau mit den blonden Haaren und dem safrangelben Mantel treffen, lernen wir zuerst Nico kennen. Nicolas Cambril ist gerade umgezogen, nicht gerade positiv gestimmt und Kinderbuchautor. So darf er sich noch nennen, obwohl er schon längst sein zweites Buch veröffentlicht haben soll. Da es mit dem Schreiben gerade nicht klappt, muss unser 32-jähriger Erzähler arbeiten gehen. Sein Job ist selten spannend und doch lässt er es zu, dass er sich Hals über Kopf verliebt.

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