Kategorie: Teamwork

Eine Autorin und zwei Bücher – eigentlich nichts besonderes…

EIGENTLICH!

Gitta Becker ist über Lovelybooks an uns heran getreten, wir waren gespannt was uns erwartet, wie Gitta Becker persönlich ist und vor allem um was es überhaupt in ihren Romanen geht. Dann sollte schnell ein Blogbericht folgen mit der Buchvorstellung und auch ein Interview. Doch auch heute ist der Bericht noch nicht getippt.

Zeitmangel? Keine Lust über die Autorin Gitta Becker zu schreiben? Keinen Kontakt zur Autorin gefunden? NEIN! Das ganz sicher nicht. Eher genau das Gegenteil.

Wie es hinter den Kulissen aussieht? Blogautoren und Autorin  treten in Kontakt und tauschen sich über Romane und deren Sichtweisen, Leseweisen, Gedanken und Gefühle aus?  Hier nun ein kleiner Einblick.

Seit zwei Monaten bin ich mit Gitta Becker per Email in Kontakt, kann sie bei Twitter finden, sie schreibt auf einem eigenen Blog über ihre Bücher und ihr Leben und gerade eben, habe ich mit ihr telefoniert. Ein langes Telefonat über Emailinhalte, Inhalte und Meinungen zu beiden Büchern, die Zukunft, das vielschichtige Drumherum des Lebens.

Das „Gänseblümchen“ brachte den Stein ins Rollen, ihr Buch um ihren behinderten Sohn Andreas. Dann entwickelte sich ein nach und nach ein reger Emailaustausch um Andreas, Andreas sein Leben in der Familie – mit der Familie -, seinen Tod und schließlich um seine Eltern und Geschwister. Gänseblümchen rief im Nachhinein viele Fragen auf. Gitta war bereit, sich diesen Fragen zu stellen, auf eine kurze und knappe Frage, nahm sie sich die Zeit und antwortete so umfassend es ihr möglich war. Keine Beschönigungen, keine Rechtfertigungen – warum auch. Gitta antwortet so, schilderte so, wie sie es auch in Gänseblümchen tat. Durch den Emailaustausch wurde wohl auf beiden Seiten umfassend verarbeitet und viele Gefühle und weitere Erlebnisse ausgetauscht. Eine erste Rezension wurde getippt und ein paar Fragen aus Emails ausgekoppelt um bald zu darüber ausführlich zu berichten.

Und es gibt neben dem Roman „Gänseblümchen“ noch den Roman „Das Rosenspiel“. Diesen hat Gitta Becker zuerst geschrieben. Ich allerdings habe ihn nach dem „Gänseblümchen“ gelesen.

Liest man die Bücher in der Reihenfolge? Liest man es „Das Rosenspiel“ sofort im Anschluss oder lässt man es? Oder möchte man vielleicht um beide Romane nicht zu vermischen, Gedanken von einem Buch ins andere Buch zu nehmen,  eine ganze zeitlang später?

Gitta Becker hat mir die Entscheidung abgenommen, denn so nach und nach kamen wir auf ihr Buch „Das Rosenspiel“ in den Emails zu sprechen. Sie weckte meine Neugier, sagte, ich soll sie fragen, wenn ich Fragen habe, soll ihr meine Lieblingsstellen nennen oder welche, die mir komisch vorkommen, mich nachdenklich machen. Gitta brannte darauf zu hören, wie beide Bücher in mir arbeiten, was diese in mir auslösen und wollte gern Antworten und Meinungen hören.

Und in der Tat kam mir beim Lesen einiges bekannt vor, was ich schon einmal gelesen habe. Gänsehaut machte sich etwas breit, ein merkwürdiges Gefühl und viele Fragen bahnten sich den Weg zu Gitta Becker.

Das heutige Telefonat hat unseren Kontakt abgerundet und bald gibt es nun den Bericht um „Das Gänseblümchen“ und um „Das Rosenspiel“.

Gitta Becker erzählte auch viel zu ihren Schreibgewohnheiten und was sie selbst erreichen möchte. Gern den Leser vom Buchdeckel an mit zu nehmen, ohne Punkt und Komma, flüssig durch das Buch zu leiten und zu begleiten. Am Ende dann den Leser etwas entlasten, ihn aber dennoch ohne eine vollkommende Lösung, ohne alle Fragen zu beantworten, aber mit gutem Gefühl das Buch schließen zu lassen. Und das gelingt in beiden Büchern.

Und für mich bleibt noch offen, wie nun aus beiden Büchern, dem engen Kontakt zur Autorin, dem Wissen, den Gedanken und, und, und, ein Blogbericht wird, der Leser erreicht und neue Lesewelten öffnet.

Eine Buchvorstellung von nur einem der beiden Romane?

Oder zwei getrennte Buchvorstellungen?

Oder eine Buchvorstellung über beide Bücher?

Oder nur ein Interview?

Oder, oder, oder…bald mehr auf dem Blog.Lovelybooks, sobald die Antwort auf die Fragen vorliegt ;o)

 

Gänseblümchen
Gänseblümchen

 

 

Das Rosenspiel

 

Steiniges Teamwork was alles andere als steinig ist..

…denn es geht um die Leinwand. Keine Leinwand an sich, sondern „Die Leinwand“ als Buch…wobei…

Bücher verbinden. Man kann Bücher alleine lesen, aber auch zu zweit lesen macht Spaß und ist vor allem effektiver. Es verbindet ungemein und ruft eine Themenvielfalt auf, die mit wenig Worten einfach nicht abgehandelt ist.
So begaben wir uns mal wieder auf eine ganz andere buchige Ebene und nahmen uns die Leinwand, also „Die Leinwand“ als Buch des Buches vor.

Viel mehr muss hier nicht gesagt werden, denn eine gemeinsame Rezension ist das Ergebnis eines wunderbaren Erlebnisses. Nicht nur das Lesen des Buches, sondern die verschiedenen Sichtweisen, ein Treffen mit dem Autor und eine große Anzahl Gespräche sind der große Gewinn des Projektes – „Die Leinwand“.

Binea und Mr. Rail erzählen von Ihrem ganz persönlich-leinwandig- buchigen Erlebnis.

Rezension – „Die Leinwand“ von Binea und Mr. Rail

BINEA:

Wie liest man die Leinwand? Wo ist vorne? Wo ist hinten?

Gute Frage.

Als Benjamin Stein meine Leinwand signierte, kamen diese Fragen auf. Selbst er meinte, ja wo ist denn vorn? Letztendlich ist für mich selbst die Frage auch nicht geklärt und somit habe ich beide Seiten signieren lassen.

Für mich ist die Leinwand kein normales Buch, eher ein Projekt, eher ein gemeinsames Hineinfühlen und Reinleben in zwei verschiedene Personen. Die absolute Leseerfüllung, zu zweit dieses Buch lesen und von verschiedenen Seiten beginnen. Also ich für meinen Teil begann mit der Geschichte des Amnon Zichroni und ließ mich darin gleich zu Beginn fallen. Nach den ersten Seiten Lesevergnügen war ich dennoch versucht, nach Gesprächen mit meinem Lesepartner, jetzt und sofort in die Geschichte des Jan Wechsler einzusteigen. Ich wollte auch wissen, wie er gerade lebt und denkt, wer er ist, gleichzeitig aber auch Seite an Seite die ersten Lebensschritte mit Zichroni gehen. Wo steckt der tiefe Sinn des Buches, was haben der schwarze Pilotenkoffer auf der einen, was die weißen Handschuhe auf der anderen Seite zu bedeuten? Dennoch kam für mich ein Springen zwischen den Kapiteln, zwischen den Leben der beiden Protagonisten nicht in Frage, ich wollte jeden Lebensweg einzeln gehen und nach und nach die Verbindungen erfühlen und mich jeweils mit dem Einen dem Anderen entgegen treiben lassen.

Wer sind wir, was sagen unsere Erinnerungen aus und was können diese bezwecken?

„Mit jedem Erinnern formen wir um, filtern, trennen und verbinden, fügen hinzu, sparen aus und ersetzen so im Laufe der Zeit das Ursprüngliche nach und nach durch die Erinnerung an die Erinnerung. Wer wollte da noch sagen, was einmal wirklich geschehen ist?“

Amnon Zichroni ist in Meah Shearim, Yerushalayim, geboren und hat in seinen jungen Jahren eine im wahrsten Sinne des Wortes, Schlüsselszene mit seinem Vater. Daraufhin wird er zu seinem Onkel Nathan Bollag nach Zürich in die Schweiz geschickt. Nicht der wirkliche Onkel ist es, sondern ein Steinschleifer und Juweliergeschäftbesitzer, bei dem Amnon nun fortan wohnte und dort die jüdische Jungen-Schule besuchte. Für ihn blieb kaum Zeit für Träume, sein Leben war oft lückenlos verplant. Sein weiterer Lebensweg verschlug ihn nach Pekesville, Baltimore, wo er Medizin studierte und ihm vor allem auf der psychologischen Ebene seine Begabung viel weiterhalf. Der Verknüpfungspunkt, die Verbindungsfigur zwischen den beiden Hauptprotagonisten, ist der jüdische Geigenbauer Minsky. Amnon Zichroni nimmt sich seiner an und arbeitet Schritt für Schritt Minskys Vergangenheit auf und animiert ihn zum Niederschreiben seiner Vergangenheit. Diese Erinnerungen Minskys lebt Zichroni teilweise mit, er spürt hautnah die Kindheit in der Nazizeit und in den Vernichtungslagern. Das Buch wird bekannt, ist in aller Munde und erste Preise sind gewonnen. Genau an diesem Punkt wendet sich das Blatt. Denn ein Journalist namens Jan Wechsler tritt auf die Bühne des Lebens und behauptet, das Buch sei frei erfunden.

„Geduld, sagte er, sei auch eine der Übungen auf dem Weg der Frommen. Denn Ungeduld rühre immer von einem Ego her, das sich wichtiger nimmt als die Aufgabe, die ihm zugedacht ist.“

„Was ist eine Wahrheit, die tötet, wert gegenüber einer Wahrheit, die jemanden leben lässt?“

Benjamin Stein gibt dem Leser tiefe Einblicke in die jüdische Kultur, in das Leben mit seinen Sitten, Bräuchen und Gewohnheiten. Er zeigt viele Facetten im damaligen wie auch im heutigen jüdischen Leben auf und bringt diese dem Leser durch den kontrastreichen Wechsel von humorvollem Schreibstil und ernsteren Themenhintergründen nahe. Mit dieser Leinwand werden viele Fragen aufgerufen, denen sich der Leser stellen muss und welche er nach diesen beiden Büchern weiterhin in sich trägt und ständig darüber nachdenken muss. Das Glossar im Anhang klärt viele Begriffe auf, dennoch enthalten beide Geschichten viele Fragen und diffizile Situationen, die nicht von jetzt auf gleich entwirrt werden können. Die weißen Handschuhe und der schwarze Pilotenkoffer tragen dazu wohl den größten Teil bei.

Amnon Zichroni und Jan Wechsler sind für mich teils vergleichbar mit den Bewohnern auf dem Nordpol und auf dem Südpol. Der Pol ist die Gemeinsamkeit, dennoch ist ein Rollentausch oder die richtige Begegnung auf vorbeischwimmenden Schollen nicht möglich. Oder doch?

Mr. Rail:

Die Leinwand von Benjamin Stein zu lesen ist mehr als eine Herausforderung aber auch Vergnügen zugleich. Ein Buch beginne ich normalerweise Vorne! Dieses Vorne ist bei Büchern gar nicht so schwer zu finden. Und ich beende es eigentlich auf der letzten Seite. Eine einfache Übung. Sollte man denken.

Diese etablierte Vorgehensweise ist bei der „Leinwand“ nicht möglich, hat das Buch doch zwei unterschiedliche Frontseiten und damit auch verschiedene Lesewege, die zum Ende in der eigentlichen Mitte führen.

Ich entschied mich schnell für meinen Weg. Ein Einstieg im „Jan Wechsler“ Teil und ein schnurgerades Befolgen dieses Weges – das sollte meine Richtung werden. Unterstützt wurde ich von Binea, die das „Pferd“ andersrum aufzäumte, damit wir gleichzeitig lesend doch von unterschiedlichen Erfahrungen berichten konnten.

Jan Wechsler, orthodoxer Jude in München, erhält eines Tages einen Pilotenkoffer mit einem Inhalt der ihm nicht das Geringste zu sagen scheint.

Ein Paar weiße Handschuhe
Einige Bücher
Eine Sammlung von Zeitungsausschnitten
Ein Schmuckkästchen mit einem wertvollen Edelstein
Eine medizinische Fallstudie
Rituelle jüdische Kleidungsstücke

Der Kurier bedauerte, dass es so lange gedauert habe, bis der Koffer seinen Besitzer schließlich, nachdem er auf einer Rückreise von Israel nach Deutschland verloren gegangen war, wieder gefunden hatte.

Nur – Jan Wechsler war in letzter Zeit nicht in Israel gewesen, seine einzige Reise dorthin liegt mehr als zehn Jahre zurück, und er hatte niemals einen solchen Koffer verloren. Die Sichtung des Inhaltes lässt ihn aufschrecken. Neben dem Kofferanhänger mit seiner Adresse und in seiner Handschrift geschrieben findet sich auch ein Buch mit dem Titel Maskerade von Jan Wechsler. Dabei hat er nie ein Buch geschrieben. Maskerade handelt von der Enthüllung eines Betrugsfalles in dem ein gewisser Minsky angegeben hatte, als Opfer die Konzentrationslager Nazi-Deutschlands überlebt zu haben. Jener Jan Wechsel konnte das widerlegen und zerstörte damit die schriftstellerische Karriere Minskys. Aber Jan Wechsler kennt keinen Minsky.

Was soll dies alles – was passiert gerade – diese zentrale Frage treibt Jan Wechsler um, als er sich entscheidet dem Verlag zu schreiben, der Maskerade herausgegeben hatte. Die Antwort ist beunruhigend, denn der Verleger bittet Jan in alter Verbundenheit, doch keine Späße mit ihm zu veranstalten, sondern auf dem Boden zu bleiben.

Ist Jan Wechsler wirklich Jan Wechsler – warum erinnert er sich nicht an sein eigenes Buch – diese Frage beschäftigte mich eindringlich. Gemeinsam begeben wir uns auf die Suche, reisen spontan nach Israel und ich erlebe, wie Jan Wechsler festgenommen und verhört wird. Hierbei geht es auch um den Verfasser der medizinischen Fallstudie, einen gewissen Amnon Zichroni, der nach einem Einbruch vor kurzer Zeit als vermisst gilt.

Und als Binea mir im Telefonat erzählte, dass sie auf dem anderen Weg durchs Buch erfahren hatte, wer den Koffer an Jan Wechsler geschickt hat, da war ich endgültig gepackt – gebannt und getrieben durch das Labyrinth einer einzigartigen Geschichte um Identität und deren schmerzhaften Verlust. Und mich beschäftigte die Frage, warum Binea sprachlos war, als ich erzählte, dass ich mit der medizinischen Fallstudie Zichronis noch nichts anzufangen wisse.

Nicht nur Jan Wechsler suchte – auch Rail und Binea. Ein einzigartiges Buch – ein Erlebnis und wir haben gefunden wonach wir suchten.

„Und angesichts eines solchen Beweises bleibt dann von meinen Erinnerungen nicht viel mehr als ein literarischer Irrtum.“

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Das soll aber nur der Anfang sein, denn auf dem Blog.Lovelybooks.de geht es weiter ! Ein Blick hinter die Kulissen, weitere persönliche Erfahrungen und viel mehr…

Viel Spaß und mal so ganz nebenbei…„Die Leinwand“ – ein MUSS.

Wenn Träume zu Bildern werden

Was entsteht, wenn man merkt, dass die Liebe zu Büchern zentraler Lebensschwerpunkt ist? Was geschieht, wenn man einen Menschen trifft, dessen Lebenswaagschale eindeutig auf die buchige Seite zieht? Was passiert, wenn diese Buchebenen einander durch einen Zufall und durch freundliche Vermittlung von David Foster Wallace finden?

Es entstehen Gemeinsamkeiten und gemeinsame Träume und Visionen. Manchmal wenig greifbar und geheim und manchmal so anschaulich, dass man sich wundert, was man sieht, wenn man sich traut genauer hinzuschauen.

Schauplatz Leipzig. Nach einem aufregenden Tag auf der Buchmesse 2010 – ein gemeinsamer Stadtspaziergang in ruhiger Atmosphäre. Den Weg zum Gewandhaus suchend – in Gespräche über Anna Mitgutsch und Björn Kern vertieft –  lachend, denkend, planend und zaudernd, dass die Zeit sich dem Ende neigt. Man geht achtlos an einem Haus vorbei, das anscheinend zum Verkauf steht und wechselt doch die Straßenseite – aus dem Nichts entsteht ein Photo – wenig belichtet – unscharf – und eigentlich nicht gerade das schönste Erinnerungsphoto an eine schöne Zeit. Aber das Photo ist gemacht.

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Endlich – es ist soweit, wir stehen in der Zeit…

Mr. Rail steht (Arndt Stroscher) früher als früh auf dem Bahnhof und fragt sich vergeblich nach der Zeit durch. „Die Zeit“ bitte…doch niemand hat diese am Kiosk liegen, zu früh. Doch dann an einem kleinen Stand liegt die begehrte Ausgabe vom 04.02.2010.

Er kauft gleich mehrere Exemplare, denn es gibt folgendes zu lesen:

Auch Binea (Bianca Raum) kann es kaum erwarten, die Zeitung in den Händen zu halten. Am Abend ist es dann soweit, wir stoßen auf unseren Erfolg – den Gewinn in der Hauptkategorie und in der Sonderkategorie –  an.

Und das ist erst der Anfang von einem spannenden Wochenende in München. Seit 2009 haben wir uns nicht mehr gesehen und hatte viel zu besprechen, haben Buchhandlungen unsicher gemacht, am Lovelybooks Social Web im Literaturhaus in München teilgenommen und, und, und.

Das Literatwo-Team Binea und Mr. Rail

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