Der Garten über dem Meer ~ Mercè Rodoreda

Hätte die Buchhänderlin Maria-Christina Piwowarski (ocelot Berlin) nicht zur gemeinsamen Onlineleserunde auf Instagram aufgerufen, wäre ich wohl nie auf das Buch der katalanischen Autorin Mercé Rodoreda aufmerksam geworden. Besagtes Buch hat bei der Wahl die meisten Stimmen bekommen und natürlich wollte ich gern mitlesen. Vielleicht hätte ich es doch lieber lassen sollen?

Die Leserunde hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht und optisch ist der Roman auch sehr stimmig, er passt vor allem zur blumigen Deko. 😉

„Der Garten über dem Meer“ gehört dem Gärtner des Herrenhauses, der auch der Erzähler des Romans ist. Wir sehen durch seine Augen, was in den sechs Sommern passiert, blühen auf und verwelken. Mercé Rodoreda entführt uns nach Spanien und lässt uns erleben, was passiert, wenn der Sommer anbricht und das Haus von Francesc und Rosmaria wieder voller Leben ist.

Der Garten über dem Meer

Es wird geliebt und gehasst, die Eifersucht sprüht, es gibt nicht nur glückliche Zeiten – doch wir bekommen nur das zu sehen, was der neugierige Gärtner erfährt. Dabei hat er mächtig zu tun, auch seine Vergangenheit ist keine einfache – er ist Randfigur, Hauptprotagonist und Erholpunkt für Leser und Protagonisten zugleich. Sein Garten beherbergt die Ruhe, die Natur trifft die Entscheidungen, im blumigen Paradies. Er sieht aus der Ferne zu, sein Augenmerk liegt auf seinem Garten und doch vermittelt er einige dunkle Momente, die dem luxuriösen Leben den Glanz nehmen.

Der Garten über dem Meer ~ Mercè Rodoreda

Ganz ehrlich? Ich wäre gern überzeugter, ich würde den Roman gern lieben, aber es geht nicht. In Wellen war ich von den Worten gefangen, aber konstant wurden bei mir keine Emotionen, trotz einiger tragischer Begebenheiten, ausgelöst. Ich wurde immer wieder weggespült, der Roman welkte mit jedem Sommer und blühte nicht so auf, wie ich es mir erhoffte. Der Garten ist dominant, es passiert sehr wenig – mich als Leser hat der Roman kaum angetrieben, stellenweise in der Tat gelangweilt.

Blumen & Beobachtungen

Ich habe mir oft in Erinnerung gerufen, dass wir uns in den späten Zwanzigern befinden und mich auch über einige blumige Worte gefreut. Natürlich musste ich ab und an schmunzeln und ich bin gern mit dem Gärtner durch den Garten über dem Meer geschlendert. Aber überwiegend hat mich das Geschehen zwischen den Herrschaften kalt gelassen, die reiche Gesellschaft konnte mich nicht berühren. Keine Figur hat sich geöffnet und dabei hätte ich doch gern mehr über Miranda erfahren, das Dienstmädchen, was mich zum Lachen brachte. Immer wenn ich tiefer bei einer Figur angekommen bin, kamen irgendwie die Blumen dazwischen…

Teilweise habe ich mich gefragt, ob ich den Roman überhaupt so verstanden habe, wie ich ihn verstehen sollte. Das Nachwort von Roger Willemsen hat mir einige Stellen näher gebracht, mir Welten geöffnet, die mir bei Lesen verborgen blieben. Liest sich komisch, ist aber so.

Ein blumiger, leiser, melancholischer und auch zäher Roman. Mehr stiller Fluss als aufbrausendes Meer voller Emotionswellen und Tiefe.

Eure
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1 Comment on Der Garten über dem Meer ~ Mercè Rodoreda

  1. Hallo Bini,

    ich bin auch in Marias Lesekreis, aber dieses Buch wollte ich von Anfang an nicht lesen und bin nun ein wenig froh, ob der Zeitersparnis.
    Beim neuen Lesekreisbuch werde ich wieder nicht dabei sein. Gerade bin ich mit „Gespräche mit Freunden“ von Sally Rooney gestartet und bin gespannt, wie sich das entwickelt.

    Eine gute Woche,
    Simone.

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