FAKE ~ Frank Rudkoffsky

Alles nur FAKE? Alles geschwindelt, gefälscht?

Glaubst du alles, was du in den Weiten des Internets zu lesen bekommst? Nimmst du alle Kommentare ernst? Glaubst du den Stimmen in den vielen Foren? Nicht alle Bilder sind real, es gibt haufenweise Trolle und natürlich millonenweise falsche Wörter und Behauptungen. Sie lauern überall – kommen sogar in unscheinbaren Familien vor. Oder hast du gedacht, dass das Pärchen da drüben mit dem kleinen Sohn unschuldig und normal ist?

Was ist überhaupt normal? Bist du echt oder bist du Fake?

Katze und Baby sind sich vielleicht ab und an ähnlich, jedoch liegen Welten zwischen einer Katzenmutter und einer Säuglingsmutter. Da stimme ich Sophia voll zu, auch wenn ich derzeit „weder noch“ bin. Genauso wenig ist es auch Autor Frank Rudkoffsky, der mich gleich auf der ersten Seite ins Leben von Sophia wirft. Sie ist Mutter, genervt, gestresst und doch glücklich über ihr Schreikind Moritz. Vater Jan scheint auf den ersten Blick glücklicher, da er keine blutigen Brustwarzen hat und sich den Frust von der Seele laufen kann. Er ist unabhängiger und doch geplagt von der Karriereleiter die morsch ist und vielleicht auch von der angeschlagenen Beziehung.

FAKE

Mit Mitte 20 Eltern sein, obwohl doch die Weltreise ein großer Traum war, ist nicht wirklich einfach. Die Kanister der Belastbarkeit sind in den ersten Monaten zu dritt schnell voll und quellen über. Die Luft ist geladen, das Spannungsknistern ist zu hören. Wäre da nicht das Internet mit seinen Mütterforen und der Facebookaccount von Rita, die es gar nicht gibt, hätte es schon längst einen Knall und jede Menge schwarze Erde gegeben…

Die Netiquette kann Sophia mal, schließlich holt sie sich durch ihr neues Hobby „quer durchs Netz zu trollen“ etwas Freiheit, vor allem aber Spaß und sie baut Stress ab. Warum hat sie sich nicht schon eher mehrere Accounts angelegt und Shitstorms entfacht und dann in der Genugtuung gebadet?

Trolle

FAKE ~ Frank Rudkoffsky

Das ihr Freund Jan sich ebenfalls im Internet aufhält, ist Sophia teilweise bewusst. Er bekommt keinen Fuß auf die Journalisten-Karriereleiter und schlägt neue Wege ein. Dresden weckt sein Interesse, Pegida, um genauer zu sein. Was genau ihn aber umtreibt, weiß Sophia nicht, genauso wenig ist Jan über das ALS-Spendenkonto informiert. Jan und Sophia werden zu Spielfiguren in einem gefährlichen Spiel. Beide sind wissend und mindestens genauso unwissend.

Alles nur FAKE?

Wuhuuuu – das sich die knapp 240 Seiten so zuspitzen, habe ich nicht vermutet. Am Ende fühlt sich „Fake“ (Voland & Quist) wie ein Krimi an. Grandios, grandios, wenn man bedenkt, dass ich den Roman fast auf Seite gelegt hätte. Der Grund war die Gänsehaut, als ich meine Heimatstadt antraf und diese im grottigen Zusammenhang mit Pegida. So ausgelatscht und fad wie ein alter Kaugummi. Meine Gedanken „or nee, ni schon wieder„. Doch ich blieb tapfer und die Tapferkeit hat sich gelohnt, Auto Frank Rudkoffsky hat den geglaubten alten Kaugummi sofort gegen einen neuen ausgetauscht.

Ich mag den Roman sehr – er kommt ohne poetische Sätze aus und liest sich schneller weg, als der Kaffee leer ist. Ich vermisse Sophia und Jan sehr, da ich so nah an ihren Leben dran war, ich habe regelrecht mit bei den beiden gewohnt. Beide haben abwechselnd erzählt – rasant, amüsant, nicht nur lustig, sondern auch ernst und über sehr wichtige Themen.

Sophia & Jan

Vor wenigen Tagen habe ich mich im Café erst dabei ertappt, wie ich an Sophia denken musste, wie sie reagiert hätte. Ein gefrorenes Stück Kuchen gibt genug Anlass, um auch im Internet Zeichen zu setzen, auch wenn das Beispiel nicht ganz passt. Aber das ich an sie denke, bedeutet schon viel, denn nicht alle Protagonisten bleiben in Erinnerung.

Ich schrieb schon, dass ich den Roman sehr gern gelesen habe und absolut empfehlen kann? Er lohnt sich sehr, vor allem das große Finale am Ende fühlt sich an wie ein schweres Gewitter – nicht alles ist danach anders, aber Spuren hinterlässt es immer. Es blitzt nach – definitiv!

Kein Fake 😉

Eure
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