Goldkind ~ Claire Adam

Wenn man erzählt, dass man ein Buch liest, welches in der Karibik spielt, dann klingt das nicht nur gut, sondern ruft auch das Fernweh hervor. Türkiesfarbenes Wasser, weiße Strände, Palmen und ganz viel unbeschwertes Leben. Wohlfühloase pur, da möchte man nicht nur lesend hin! Aber: Der Schein trügt!

In Goldkind (HoCa) von Claire Adams findet genau das Gegenteil statt, obwohl wir uns in der Karibik, genauer auf der Insel Trinidad, befinden. Der Ort in der Nähe der Hauptstadt Port of Spain ist recht abgelegen und sobald es dunkel wird, sollte man das sichere Haus nicht verlassen. Die Dschungel-Gegend ist gefährlich, die Diebstahl- und Einbruchquote sehr hoch. Das Karibikgefühl ist nicht annähernd da.

Goldkind

Als Clyde Deyalsingh von seinem recht schmutzigen Job in der Fabrik in Port of Spain zurückkehrt, ist einer seiner dreizehnjährigen Zwillingssöhne verschwunden. Clyde sorgt sich, schließlich wurde bei der Familie erst eingebrochen, versucht sich aber auch damit zu beruhigen, dass Paul vermutlich mal wieder etwas aus der Reihe tanzt. Er ist schon seit der Geburt anders als sein hochbegabter Bruder, Goldkind Peter. Einmal wäre er fast ertrunken, ein anderes Mal lag er nachts auf der Wiese, um den Sternenhimmel zu beobachten. Doch als Paul zu später Stunde immer noch nicht zurück ist und Ehefrau Joy immer panischer wird, macht sich Clyde auf die Suche nach ihm.

Langsam wird klar, dass Paul entführt wurde und Clyde eine Menge Geld für seinen Sohn zahlen soll…

Goldkind ~ Claire Adam

Ich konnte nicht annähernd erahnen, welche Gefühlswucht mich im Dschungel ereilen wird, als ich die ersten Seiten von Goldkind las.

Der Roman ist in drei Teile gegliedert und schon im ersten Teil ist das Tempo hoch. Paul ist weg und wir Leser fiebern mit und hoffen, ein erstes Lebenszeichen zu finden. Im zweiten Teil bremst Claire Adam etwas, um uns daran teilhaben zu lassen, wieso die zwei Brüder so unterschiedlich sind. Wir erfahren nicht nur von deren Geburt, sondern auch von weiteren wichtigen Lebensabschnitten. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, wie unterschiedlich die Vatergefühle von Clyde sind. Im dritten Teil steigt das Tempo dann ins Uneremessliche, denn Claire Adam bringt uns zu Paul und in aller Härte wird klar, warum ihr Roman den Titel Goldkind trägt.

Emotionswelle

Die Emotionswelle kam mit voller Wucht auf mich zugerollt und doch bin ich trotzdem ein wenig ernüchtert. Wieso lässt Claire Adam Goldkind Peter so blass erscheinen? Weil er in die Rolle des Goldkindes gedrückt wird? Am krassesten ist die Rolle von Clyde, dem Vater der Zwillinge. Sein Handeln beschäftigt über die Seiten hinaus, weil es so unakzeptabel, unbequem, und unfair ist. Auch das Ende lässt viel Platz für eigenen Gedanken und ruft Redebedarf hervor. Ich musste allerdings etwas mit dem Kopf schütteln…

Hinter Goldkind verbirgt sich kein Ausflug in die Karibik, sondern eine Familientragödie in der sich nicht nur Opfer und Entführer, sondern vor allem Lösegeld und Karriere gegenüber stehen.

Eure
literatwo_banner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert