Leninplatz ~ Mark Scheppert

Bis 1992 konnte Mark Scheppert noch zum Leninplatz gehen, heute muss er zum Platz der Vereinten Nationen. Dennoch trägt sein Buch den ehemaligen Namen und ist Mittelpunkt seiner in der DDR spielenden Geschichten. Noch ein Buch über die DDR und das im Jahr 2018? Moment – alle Vorurteile bitte mal hintenan stehen, denn hier schreibt Mark Scheppert und er erzählt über sein Leben und nicht über die DDR an sich. Er öffnet für uns, nach seinen Roman „Mauergewinner„, erneut sein Lebenstagebuch.

Auch wenn ich nur über zwei seiner Bücher auf Literatwo berichtete, habe ich alle seine Romane gelesen. Ich habe mich immer prächtig amüsiert, egal ob Mark über Fußball, Australien oder seinen Opa geschrieben hat. Darum hat es mich gefreut, Überraschungspost von ihm mit persönlichen Worten zu bekommen.

DDR-Schulzeit

Das Gefühl nach Hause zu kommen, erzeugten die ersten Seiten bei mir, obwohl „Mauergewinner“ nun schon sieben lesende Jahre zurückliegt. Seine herzerfrischende Art zu schreiben, holte mich schnell in seine frühe Jugendzeit zurück. Seine Kurzgeschichten drehen sich nun um die Schulzeit und die Erlebnisse mit seinen Klassenkameraden. Ob der erste Kuss, die erste Liebe, der Zirkusbesuch mit Mutter und Bruder, die Gruppenratswahl, Westbier und die erste Zigarette, alle kurzen Episoden sind lustig und regen natürlich dazu an, an die eigene Jugend zu denken. Ich musste oft lachen und habe deshalb einige Auszüge laut vorgelesen. Diese sorgten für anregende Diskussionen unter den Männern mit 78-er Baujahr.

Mark Scheppert hat nicht nur für sich und seine Familie ein weiteres Tagebuch verfasst, sondern löst mit jeder seiner Geschichte auch im Leser eine Erinnerung aus. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die DDR selbst erlebt hat oder ob man ein Bürger der alten Bundesländer ist. Das behaupte ich – Baujahr 1985. Mark Scheppert unterhält mit 30 Einblicken in seine Jugendzeit, die oft nur drei Seiten lang sind. So gibt er uns Leser die Möglichkeit, sein 150-Seiten Buch immer wieder auf Seite zu legen, um selbst zurück zu denken. Auch ich hatte in meiner Schulzeit noch Russisch und kann mich ganz gewiss an den Begriff достопримеча́тельность / Sehenswürdigkeit erinnern. Die Eislöffel mit Namen drauf, kenne ich natürlich auch. 😉

Mauergewinner / Leninplatz

Mit „Mauergewinner“ hat Mark Scheppert gut vorgelegt, mit „Leninplatz“ gut nachgelegt. Mich hat er einfach oft zum Lachen gebracht, da seine kuhlen Erlebnisse oft an die eigene Jugend und deren Streiche und Abenteuer erinnern. Natürlich gab es in der Schulzeit auch Fußball und ich konnte erneut über Ereignisse lesen, die mit Dynamo Dresden in Verbindung stehen. Alles echt, alles real, außer seine Geschichte Mädchen in Westberlin. In dieser beschreibt er, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er selbst als Mädchen in Westberlin geboren wäre. Grandios!

Erfrischend, verdammt ehrlich, voller Komik und Humor, lebensecht!

Eure
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