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Die Mitte der Welt ist eine Bibliothek?

Die Mitte der Welt ~ Andreas Steinhöfel

„Die Mitte der Welt“ ist für Phil auf jeden Fall eine Bibliothek und diese befindet sich in seinem Zuhause namens Visible. Visible = sichtbar / und das für alle Bewohner der Stadt, auch Kleine Leute genannt. Unklar ist, wie viele Fenster und Zimmer das große Haus hat – klar ist allerdings wer darin wohnt. Phil, seine Zwillingsschwester Dianne und Mutter Glass. Die Stadtbewohner tuscheln über die merkwürdige Familie – den schwulen Phil, die sonderbare Dianne und die männerverschlingende Mutter die sich eher wie eine Jugendliche benimmt.

„Verrückt ist, dass Glass, Dianne und ich nicht nach den Regeln der Kleinen Leute leben, dass jeder von uns Grund genug hat, sich als Außenseiter zu empfinden, dass wir so viel mehr miteinander gemein haben als nur das Blut, das durch unsere Adern fließt, und dass es uns trotzdem unmöglich ist, miteinander zu reden.“ (Seite 270)

Glass bringt zwar ständig neue Männer mit, aber diese können noch längst nicht den fehlenden Vater ersetzen. Phil beschäftigt es sehr, wer sein Vater ist, doch seine Mutter gibt keine Informationen preis. Seine beste Freundin Kat bekommt Konkurrenz, als Nicholas neu an die Schule kommt. Phil verliebt sich und Nicholas ist keinesfalls abgeneigt. Aber ist es wirklich Liebe? Und was passiert noch?

Visible = sichtbar

War es das jetzt schon, Andreas Steinhöfel? Mal ehrlich – so richtig spannend und/oder gefühlvoll klingt das jetzt nicht. Oder was sagst du? Moment, klick mal noch nicht weiter, sondern lies, was ich zum Roman zu sagen habe, denn ich bin auf jeden Fall angetan. Wir schreiben jetzt das Jahr 2018 und das eigentliche Ersterscheinungsjahr ist 1998. Ich habe auch gestaunt und noch mehr, als ich gehört habe, dass es sogar schon eine Verfilmung gibt und dass das Buch schon viele kennen. Schon aus diesem Grund musste ich zur Neuauflage aus dem Hause Carlsen greifen und außerdem hat mich der Autor bereits mit „Anders“ begeistert.

Ich habe alles richtig gemacht, so meine Feststellung nach dem Lesen. Wie das geht? Du schlägst den Roman auf und lässt dich einfach in die fiktionale Geschichte fallen, ohne Fragen zu stellen. Einfach lesen und abtauchen auf eigenen Gefahr, ohne irgendwelche Analysen. Mir ist das bestens gelungen und Phil ist so ein netter Kerl, das er mir umgehend ans Herz gewachsen ist. Dianne ist da schon etwas spezieller und das die Mutter das absolute Highlight ist, kannst du dir ja denken.

Die Mitte der Welt ~ Andreas Steinhöfel

„Liebe ist ein Wort, das du nur mit blutroter Tinte schreiben solltest. Liebe treibt dich dazu, die seltsamsten Dinge zu tun. Sie lässt dich regenbogenfarbene Bonbons verteilen, lässt dich in roten Schuhen durch die Straßen tanzen und sie schreckt nicht davor zurück, dich nachts mit blutenden Händen Gräber in paradiesische Gärten hacken zu lassen. Liebe schlägt dir tiefe Wunden, aber auf eine ihr eigene Art heilt sie auch deine Narben, vorausgesetzt, du vertraust ihr und gibst ihr die Zeit dazu.“ (Seite 450/451)

Andreas Steinhöfel schreibt besonders, seine Charaktere sind durchgehend besonders und auch alle Handlungen, die ganze Geschichte, ist besonders. Normalität findet im Roman „Die Mitte der Welt“ nicht statt. Das Buch möchte nicht in eine Schublade gesteckt und auch keinem Lesealter zugeordnet werden, darum betitel ich es einfach als den besonderen Roman der für deine besondere Lesezeit gedacht ist.

Eine ganz besondere Mitte

Mich hat das Buch in eine Art Lesestrudel gezogen. Ich konnte nicht wirklich auftauchen, ich bin mit Phil in der Gegenwart unterwegs gewesen, habe aber auch zurück geblickt. Viele Nebengeschichten bilden das Grundgerüst und nach und nach ergeben sich die Zusammenhänge und die Tatsachen kommen ans Licht. Ein breites Spektrum an Gefühlen begleitet und Leser. Wir schwanken – so mag ich es benennen. Wir lieben, wir hassen, wir gehören nicht richtig dazu, obwohl wir mittendrin sind und wir vertrauen genauso viel, wie wir misstrauen. Und ja, wir zweifeln und haben Angst und doch glauben wir und hoffen, erschrecken uns und zwischen Naivität und Selbstvertrauen liegt so viel Atemluft.

Autor Steinhöfel ist bekannt, besonders zu schreiben und seine Charaktere sind auffällig und trotzdem macht er diese auffälligen Besonderheiten die in unserer Gesellschaft als nicht normal angesehen werden, nicht zum Mittelpunkt des Buches. Er nimmt brisanten Themen ganz unauffällig die Luft und dieser Kniff macht seinen Roman aus.

Seine Protagonisten nehmen uns mit und erzählen uns ihre Geheimnisse, wachsen an unserer Seite und dann – les selbst…

Auch wenn ich Nachwörter nicht wirklich mag, da ich gern nach dem letzten Wort das Buch schließe, ist hier das Nachwort wohl die Krönung. Andreas Steinhöfel rückt auf den letzten Seiten namens „Die Wahrheit hinter der Fiktion“ seine Wort in ein ganz anderes Licht und öffnet uns Lesern noch eine zusätzliche Ebene, eine andere Mitte der Welt. STARK!

Eure
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König der Marionetten ~ Joanne Owen

König der Marionetten ~ Joanne Owen
König der Marionetten ~ Joanne Owen

Dong. Dong. Dong.

Die astronomische Uhr auf dem Altstädter Ring in Prag schlägt fünf. Davor steht Milena Prochazka, hat die Hände tief in den Taschen ihres roten Mantels und wartet auf ihren Freund Lukas. Eigentlich sollte er schon längst da sein. Während Milena wartet, schweifen ihre Gedanken ab und sie denkt wie jeden Tag an ihre geliebte Mutter. Ludmilla, ihre geliebte Maminka, ist verschwunden und auch ihr Vater ist nicht mehr bei ihr. Sie lebt bei ihrer Oma, Baba, die für sie sorgt, genau wie ihre beiden Tanten Tereza und Katerina.

Milena gibt die Hoffnung nicht auf, ihre Mutter wieder zu treffen und sucht den transparenten Faden, der sie zu ihr hin führt. Sie geht die Zelezna-Straßen entlang, denn auf dieser befindet sich ihr Lieblingsplatz: „Das Haus der schönen Träume“, das Marionettentheater ihres Vaters. Doch ihre volle Aufmerksamkeit hat das Plakat, was sie dort vorfindet. Ein Meister der Marionetten ist in der Stadt, ein Wandertheater. Ihr Herz füllt sich mit Freude und sie hat Sehnsucht nach einem Stück mit vielen Marionetten und will unbedingt diese Aufführung sehen. Plötzlich spricht eine Stimme zu ihr. Eine Person, so groß wie ein Riese und mit leuchtenden Augen, sieht sie an. Der Meister der Marionetten. Seit dieser Begegnung ziehen die unsichtbaren Fäden an Milena, denn der Meister und seine Zwillinge Zdenko und Zdenka haben keine guten Absichten mit ihr und ganz Prag.

Marionetten sind Macht, Legenden die Zukunft

König der Marionetten ~ Joanne Owen
König der Marionetten ~ Joanne Owen

Der 12. bis 18. Januar 1898 ist ein wirklich besonderer Zeitraum. Sieben Tage voller Abenteuer, sieben Tage die Stadt Prag, sieben Tage voller Hoffnung, sieben Tage lauert die Gefahr.

Danke Joanne Owen, danke Mutt Ink. Dieses Romandebüt ist nicht nur inhaltlich besonders und unnachahmlich, nein, auch das Buch selbst und jede einzelne Seite ist ein wahres Meisterwerk. Schon anhand des Gewichtes des Buches merkt man, dass es in seinem Inneren viel bereit hält.

Ein malerischer Blick über die Stadt, ein Überblick über den Inhalt und über die Mitwirkenden im Roman ist der erste Vorgeschmack. Der Hauptteil überschlägt sich förmlich. Die Illustrationen von Mutt Ink sind mit Liebe gemacht, sogar persönliche Gegenstände und Unterlagen der Autorin sind Bestandteil. Verschnörkelte Seitenzahlen, ein Rezept, kurze Geschichten und Briefe sind gerade erst der Anfang von dem, was den Leser als Bonus erwartet. Obwohl man am Ende des Buches noch ganz umgarnt von den Fäden ist, wird man noch tiefer in das Geschehen gedrückt, indem der Anhang Hinweise zur Aussprache bereit hält, tschechische Nachnamen erklärt sowie die Stadt Prag und die Marionettentradition tief in das Holz des Lesers schnitzt.

Etwas gruselig ist es trotzdem. 😉

Eure
König der Marionetten ~ Joanne Owen

[Eins] Zwei Schwestern. Ein Körper.

Eins ~ Sarah Crossan

Eins.

Wir sind eins. Wir sind Tippi und Grace. Wir sind Freaks. Uns glotzen die Leute an und vor allem grübeln die Leute über uns. Das stört uns am meisten. Wir sind Ischiopagus Tripus-Typ – zwei Köpfe, zwei Herzen.

In etwa so haben sich mir die Zwillingsschwestern vorgestellt. Und zurecht kann ich sagen, dass dieses Buch der absolute Wahnsinn ist. Es ist eine Perle der Jugendliteratur und aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass das Buch für den deutschen Jugendliteraturpreis 2017 nominiert ist. Und nein, es ist aus meiner Sicht kein sogenanntes „Problembuch“, es ist mehr als lesenswert, es ist lustig, es ist wichtig, es ist verdammt cool und ja klar, es ist auch traurig, aber das darf es.

Aber lasst mich doch ein wenig mehr über die Schwestern erzählen und vor allem über die Aufmachung des Buches – die ist nämlich genauso andersartig und einmalig wie die Schwestern selbst. Wusstet ihr überhaupt schon, dass der Verlag Mixtvision so grandiose Literatur auf Lager hat? Ich gestehe, dass ich mir dessen bewusst war, allerdings nur im Bereich der Bilderbücher. Sehr schwach von mir, aber nun habe ich gelernt und ihr auch. 😉

Kein Problembuch

Als ich das Buch öffnete, habe ich mich kurz erschrocken, denn es sieht überhaupt nicht aus, wie ein Roman eigentlich aussieht. Die ersten Seiten sind schmal beschrieben, nur das Wort, der Monat „August“ begrüßt uns auf der ersten Seite. Auf der nächsten finden wir ein Kapitel, welches mit „Schwestern“ überschrieben ist und wie ein kurzes Gedicht aussieht. Und so geht es weiter. Kurze aber kräftige Kapitel die wie Gedichte aussehen, linksbündig angeordnet sind. Schnell hat man sich daran gewöhnt und in diese „Kapitelart“ verliebt. Schon vor dem ersten Öffnen besticht der klare und feste Umschlag. Macht man ihn ab, trennt man die Schwestern. Bewegend, anders, Gänsehaut.

Eins ~ Sarah Crossan

Ich denke, es geht euch ähnlich wir mir und ihr habt bisher auch noch nicht die Erfahrung gemacht, wie es ist, mit einem anderen Menschen im gleichen Körper zu stecken. Es ist nicht so einfach, wie in einem Körper, klar, aber es geht und die Schwestern Grace und Tippi leben sonst so wie wir auch. Sie lachen, sie lieben, sie haben die ganz normalen Probleme, wie alle anderen Jugendlichen auch, sie testen sich gern aus und genießen so gut es geht.

Eine Schwester hilft der anderen und es ist überhaupt ein Glück, dass beide am Leben sind. Doch von Tag zu Tag wird es schwieriger, so zu leben. Die Schwestern müssen über eine Trennung der Körper nachdenken, wenn beide bei Gesundheit bleiben wollen. Eltern, Freunde und natürlich Grace und Tippi werden auf eine harte Lebensprobe gestellt. Es bedarf großen Mut…

Berührend – andersartig – einfach groß!

Was für ein berührendes und andersartiges Buch. Es hat mehr als 415 Seiten, aber wisst ihr was? Ich habe es komplett hintereinander gelesen. Durch die wirklich schmal bedruckten Seiten, kann man nicht aufhören. Und nein, man hätte es nicht enger und somit nur auf 200 Seiten drucken können – glaubt mir. Es muss so sein, wie es ist und derzeit ist es das wohl beeindruckendste Jugendbuch, was ich gelesen habe. Beeindruckend, wirklich beeindruckend und ja, ich habe am Ende so verdammt geweint und das muss so und das darf ich hier auch sagen. Warum, solltet ihr dringend selbst herausfinden.

Ihr werdet eine fantastische Zeit mit den Zwillingen verbringen, das verspreche ich euch! Werdet EINS.

Eure
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Fangirl ~ Rainbow Rowell

Fangirl ~ Rainbow Rowell

Es gibt keinen WOW-Effekt, aber es liest sich richtig entspannt und schnell in Caths Leben. Ich habe mich sehr wohl und gut unterhalten gefühlt, obwohl ich mit Fanfiction nicht wirklich viel anfangen kann.

Als mir vom neuen Roman „Fangirl“ (Hanser) vorgeschwärmt wurde, hat sich die Vorfreude auch gleich eingestellt. Logisch, denn „Eleanor & Park“ habe ich geliebt. Das sich Autorin Rainbow Rowell damit die Messlatte gut hochgesteckt hat, ist ja nicht unser Leser-Problem. Der Roman wird völlig anders, so viel war im Vorfeld klar, zumal ich die zwei Bücher, die zusammen gehören, aber einzeln ebenso vollwertig sind, zusammen bekam.

Wie jetzt? Fangirl ist doch ein Roman, warum jetzt zwei?

Ganz einfach – Fangirl handelt von Cath, sie beginnt gerade ihr Studium und verlässt ihr Elternhaus gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Wren. Sie schreibt für ihr Leben gern und zwar Fanfiction. Bitte was? Genau, Cath liebt die Bücher von Autorin Gemma T. Leslie und erzählt die Abenteuer von Simons Snow gerne weiter. Sie ist vernarrt in diese fantastische Welt und könnte ohne Pause die Seiten im Internet für ihre Fangemeinde füllen. Ihre Geschichten sind grandios und sie hat unzählige Fans die es nicht gerade mögen, wenn sie mehrere Tage lang keine neuen Snow-Geschichten auf dem Blog finden. Während Cath schreibt, blüht sie auf und verdrängt anfangs recht bewusst, dass bald der letzte und achte Teil der Snow-Serie erscheint…

Fanfiction – Simon Snow

Na, macht es Klick? Genau – es gibt einen zweiten Roman, in dem es nur um Simon Snow und seine Abenteuer geht. Er trägt den Namen „Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow“ (dtv) und das Cover vom Buch findet sich als Poster auf dem Cover von „Fangirl“ wieder. Das ist doch mal ein geschickter Schachzug für uns Leser von Autorin und Verlag. Echt genial und wir können entscheiden, ob wir nur Zeit mit dem Magier Snow verbringen wollen oder nur in der realen Welt mit Cath und ihrer Fanfiction-Liebe. Oder ob wir das volle Programm wollen. Ich habe mit Fangirl begonnen und erzähle euch noch ein wenig mehr über das Buch.

Fangirl ~ Rainbow Rowell

Da ich nicht der Fantasy-Fan bin, habe ich mir gedacht, dass ich zuerst mit Cath ein wenig Zeit verbringe und mir mal anschaue, wie sie ihre Liebe zu Simon Snow zelebriert. Hier finden sich wohl alle Harry-Potter-Fans wieder – ihr könnt den Hype sicher richtig gut nachvollziehen und wie schlimm es ist, wenn eine Serie endet…

Als Autorin hat man es nicht einfach, vor allem dann nicht, wenn man neben diesem zeitaufwendigen Hobby ein Studium beginnt. Klingt bis hier hin noch harmlos, aber Cath muss aus ihrem Elternhaus in ein College-Zimmer ziehen. Das wollte sie gern mit Wren, ihrer Zwillingsschwester teilen, doch die hat ganz andere Anwandlungen und wendet sich ab. Alles ist neu und anders und Cath ist einsam. Natürlich lassen die männlichen Studenten nicht lange auf sich warten. Gleich am Einzugstag begegnet sie Levi und auch ihrer verrückten Mitbewohnerin Reagan. Für Cath beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt und wir dürfen sie begleiten.

„Fangirl“ hat mich keinesfalls umgehauen, aber ich habe mich zwischen den Seiten sehr wohl gefühlt. Die Charaktere sind typisch Rowell und einfach liebenswert. Es fühlt sich gut an, an deren Seite zu sein. Ob Levi, Cath, Wren oder Reagan – alle vier Protagonisten sind vielseitig und für Überraschungen gut. Über 450 Seiten nehmen wir an Caths Leben teil. Wir erfahren die erste Liebe mit Enttäuschungen, eine Zwillingsschwester die sich völlig verändert, ein unvollständiges Elternhaus und besagte Fanfiction.

Rainbow Rowell versteht es zu unterhalten, auch wenn sie stellenweise knapper, dafür an anderen Stellen aber tiefgründiger hätte sein können. Meckern möchte ich aber nicht, denn ich habe eine neue Art Roman kennengelernt und nun finde ich heraus, ob ich in die magische Welt des Snow einsteigen mag…

Eure
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Die Mitte der Welt

Die Mitte der Welt

Das 19. Türchen ist zwar nicht die Mitte des LiterAdventskalenders, aber heute geht es um die Mitte und zwar um die Mitte der Welt. Kennt ihr den Titel schon?

Das Buch gibt es schon wahnsinnig lange, es ist schon verfilmt und im nächsten Jahr könnt ihr euch den Film auf DVD holen. Das Buch wird sogar im Unterricht behandelt und es hat schon jede Menge Auszeichnungen bekommen.

Der siebzehnjährige Phil ist auf der Suche. So wenig er über seine Vergangenheit weiß, so chaotisch ist seine Gegenwart. Da ist zum Beispiel seine Mutter Glass mit ihren ständig wechselnden Liebhabern. Oder seine Zwillingsschwester Dianne, schroff und eigenwillig, mit Geheimnissen, die sie längst nicht mehr mit Phil teilt. Oder Annie, die verrückte Alte mit den roten Schuhen, die sich ausschließlich von Kirschlikör zu ernähren scheint und Nicholas, der Unerreichbare, in den sich Phil unsterblich verliebt hat. Phil sehnt sich nach Orientierung und Perspektiven. Und vor allem danach, mehr über sich selbst zu erfahren …

[© Text/Inhaltsangabe Carlsen]

Die Mitte der Welt

Die Mitte der Welt

Kennt ihr den Titel aus dem Hause Carlsen schon?

Ihr habt heute die Möglichkeit, euch die Mitte der Welt nach Hause zu holen. Und das ist auch noch ganz einfach, denn ihr müsst mir nur eine Mail an literatwo@aol.de senden und im Kommentar verraten, welches Buch aus dem Hause Carlsen euer Lieblingsbuch ist.

Mein Lieblingsbuch kommt von Carlsen, speziell aus dem Imprint Königskinder, und trägt den Titel Anders, Und wer hat es geschrieben? Ganz genau – Andreas Steinhöfel. Setzt euch ans literatwoische Lagerfeuer zu Verena Julia und mir und lauscht unseren Worten.

Update: 21.12.2016 – Glückwunsch Sandra, die Mitte kommt zu dir.

Eure
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Fünf Viertelstunden bis zum Meer

Fünf Viertelstunden bis zum Meer ~ Ernest van der Kwast
Fünf Viertelstunden bis zum Meer ~ Ernest van der Kwast

Meer

Du willst ans Meer und wenige Tage vorher kommt bei dir ein Buch an, was genau passt. Natürlich ist es nicht machbar, in fünf Viertelstunden am Meer zu sein, aber es ist mehr als machbar in dieser besagten Zeit zwischen Ernest van der Kwasts Worten zu tauchen.

Ein Buch darf nur 96 Seiten haben, wenn es einfach groß ist. Ihr wisst sicher was ich meine, wenn ich das so schreibe. Wenn der Inhalt uns umhaut, in uns nachhallt, unser Denken und unser Fühlen beeinflusst, muss ein Buch nicht 400 Seiten haben. Autor Ernest van der Kwast schaffte es mit nur 96 Seiten das Meer des Lebens zu mir zu bringen.

Habt ihr eigentlich einen guten Postboten? Mit Postboten sollte man es sich nicht verscherzen, denn schnell könnte ein wichtiger Brief abhanden kommen. So wäre es nämlich fast passiert, denn während der Bote den Umschlag durch den Schlitz schob, hörte er seine Frau am Telefon rufen, dass die Kinder kommen. Zwillinge.

Fünf Viertelstunden bis zum Meer ~ Ernest van der Kwast
Fünf Viertelstunden bis zum Meer ~ Ernest van der Kwast

Brief

Der Brief landete auf dem Boden und konnte gefunden werden. Von Ezio Ortolani. Lebenslang Apfelpflücker und verliebt. Mehr als sechzig Jahre.

Ein Brief verändert alles. Ein Brief in dem eine Frau schreibt, dass sie diesen Brief vielleicht sogar hundert Mal geschrieben hat. „Ich habe so oft versucht, Dir nicht zu schreiben. Die Sehnsucht hat gewonnen, die hartnäckigen Gedanken an uns.“ (Seite 8)

Eigentlich wartet Ezio auf den Tod. Eigentlich. Nun hat das Warten ein Ende. Der Brief liegt vor ihm. Tausend Gedanken gehen ihm durch den Kopf. Er denkt an damals. An die erste Begegnung, an ihre Treffen, an ihre Spaziergänge, die Zeit am Meer und an ihren Nabel.

Giovanna„Ich liebe dich.“

Fünf Viertelstunden bis zum Meer ~ Ernest van der Kwast
Fünf Viertelstunden bis zum Meer ~ Ernest van der Kwast

Liebe

Es ist nie zu spät für die Liebe. Nie. Mehr möchte ich inhaltlich kaum zu dem kleinen Büchlein verraten. Ich denke jeder kann sich vorstellen, wie man sich mit über 80 Jahren fühlen wird, wenn man einen Brief von der Lebensliebe geschickt bekommt.

Oder? Gänsehaut vorprogrammiert. Schon der kleinste Gedanken an so einen Brief erzeugt Gefühlsfluten. Die erste Liebe, der erste Kuss, die erste Ablehnung…

„Man darf den Zusammenhang zwischen Lachen und Liebe nicht unterschätzen, aber ein leichtherziges Lachen ist etwas anderes als ein Lachen, das Liebe beantworten will.“ (Seite 45)

Van der Kwast schreibt Liebe, er schreibt Sehnsucht, er schreibt Gefühl!

„Fünf Viertelstunden bis zum Meer“ – ein Buch was nicht sinnlos auf dieser Welt ist, vor allem dann nicht, wenn es geteilt wird und nicht nur eine Träne zum Rollen bringt.

Das reicht euch nicht? Dann gibt es hier noch mehr Gefühl und eine Leserträne.

Eure

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Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano

Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano
Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano

Ein bedrückendes Gefühl stellt sich beim Lesen der ersten Seiten bei mir ein. Diese handeln von Alice Della Rocca. Sie hasst die Skischule, aber ihr Vater möchte, dass sie dahin geht. Jeden Tag hat sie Angst auf den Berg hinauf zu fahren. Ihre Angst geht soweit, dass sie ihre Blase nicht kontrollieren kann und sich heimlich von der Gruppe abgrenzt, um das Unaufhaltbare heimlich zu verrichten. Doch an diesem Tag ist es schlimmer als sonst und Alice mag nicht zur Gruppe zurückkehren. Sie versucht alleine den Hang hinunter zu fahren, doch die schlechte Sicht und die verbotene einsame Skipiste bringen sie zum Stürzen.

Wie ein Engel im Schnee bleibt Alice liegen. Dieser Tag verändert Alice und das Verhältnis zu ihrem Vater, indem sie das Vertrauen verliert und sich in ihre Einsamkeit zurückzieht.

Mattia hat eine Zwillingsschwester, die allerdings das komplette Gegenteil von ihm ist. Er ist schlau und entwickelt sich stetig weiter, seine Schwester hat eine Behinderung und kann sich nicht artikulieren. Beide sind dadurch zu Außenseitern geworden und werden von den Mitschülern eher gemieden. Mattia erhält eine Einladung zu einer Geburtstagsfeier, auf die er seine Schwester mitnehmen muss. Obwohl er weiß, dass er nur eingeladen wurde, weil die Eltern des Mitschülers das wollten, geht er hin. Für ihn selbst schon ein schwerer Schritt, das allerdings seine Schwester ihn noch begleiten soll, ist eine zu große Belastung für ihn. Er weiß sich nicht anders zu helfen und lässt sie in einem Park für eine Zeit lang alleine, um sie dann unbemerkt wieder abzuholen. Eine fatale Entscheidung, denn sie ist nicht mehr dort, wo sie bleiben sollte.

Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano
Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano

Sieben Jahre später treffen sich Alice und Mattia auf einem Gymnasium. Beide scheinen magisch voneinander angezogen zu werden. Beide sind Außenseiter, ihre Mitschüler ignorieren sie oder treiben böse Spiele mit ihnen. Vor allem Alice ist vor ihren angeblichen Freundinnen nicht sicher und wird immer wieder ausgenutzt. Wie zwei Primzahlenzwillinge kommen sich die beiden vor und auch wenn sie nicht allzu viel miteinander reden, ist die Verbindung sehr stark. Keinen anderen als Mattia würde Alice bitten, mit einem Messer ihr Tattoo zu entfernen. Im Gegenzug gibt Mattia ihr seinen innerlichen Schmerz preis und vertraut sich ihr an.

Doch die Schule dauert nicht ewig an und es läuft draus hinaus, dass sich die Wege der beiden trennen. Es fehlt beiden an Mut, sich füreinander zu entscheiden und beide müssen sich der Zukunft stellen. Beide weiterhin einsam, ohne den anderen. Mattia flüchtet sich in die Welt der Zahlen, in der er sich sicher fühlt.

Alice flüchtet in sich, zieht sich in ihren Körper zurück und geht mit diesem so um, wie sie es weiterhin für richtig hält. Doch diese Einsamkeit kann einige Zeit dauern, aber nicht über Jahre so weiter gehen.

Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano
Die Einsamkeit der Primzahlen ~ Paolo Giordano

Der italienische Autor Paolo Giordano hat in seinem Buch Die Einsamkeit der Primzahlen (Karl Blessing) zwei sensible Protagonisten geschaffen, die sich lieber Schmerz zufügen als in eine vielleicht unbeschwerte Zukunft zu starten. Dem Leser nimmt er durch seine poetisch tiefgreifenden Sätzen und Schilderungen die Schutzhülle und macht ihn nackt. Die Leserseele liegt offen und wird dadurch empfindlich, angreifbar und mit Worten erschüttert. Man taucht in die reale Welt der Außenseiter ein, möchte beide anschreien und in eine Welt führen, die ganz anders ist. Eine Welt, in der es Geborgenheit gibt, in der es Freunde gibt und Menschen, denen man vertrauen und die man lieben kann.

Das Buch ist überzogen mit Traurigkeit, Melancholie und den Traumata der beiden Handelnden. Bis zum Ende halte ich meine ausgestreckten Hände zu beiden hin, bis mir alles schmerzt und ich sie zurückziehen muss. Ich muss das Buch zuklappen, muss beide alleine lassen. Das Ende und die sich etwas in die Länge ziehenden letzten Seite verdauen und mir einen Moment der Pause gönnen, eine Art Einsamkeit finden, in der ich über Alice und Mattia nachdenken kann.

Bewegend. Bedrückend. Beklemmend. Berührend. Besonders.

Eure
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Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

„Das kleine, durchsichtige Tütchen hatte Julia Roberts mitgebracht. Es hatte auf der Innenseite der Pretty-Woman-DVD geklebt, die Lela von diesem Mondscheinbazar in Malicov mitgebracht und mir geschenkt hatte.“ (Seite 45)

Lela und Lisa – beste Freundinnen. Unzertrennlich. Beide eigenständige Charaktere, Jungs schwirren um sie herum und sie teilen all ihre Gedanken miteinander. Sie möchten nicht ohne sich sein, denn sie können sich so viel geben, was sie in ihren Elternhäusern nicht bekommen – jeden Falls nicht vollständig und konstant.

Und dann taucht die kleine Tüte auf. Crystal Meth? Beide sind angeekelt und haben sich schon mehrmals selbst mit dem Thema konfrontiert. Ob im TV oder der Vortrag über Drogen in der Schule – beide waren sich sicher, dass sie nie so enden wollen, wie die Personen die sich in den Klauen der Sucht befinden. Nicht Lela und Lisa. Nein.

Nur einmal probieren? Es wird schon kein Crystal Meth, kein Ice sein. Wieso sollte es auch? Lela und Lisa brechen ihre Prinzipien und wagen den Versuch. Sie werden high, fühlen sich frei und glücklich…

Einmal ist keinmal – oder wie sagt man so schön? Das Glück ist vorüber, die Wirkung lässt nach und Lela ist einsam und allein. Nur noch einmal, nur ein bisschen, nur noch etwas Glück…

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth (Loewe) von Jana Frey öffnet Augen. Nein, die Autorin schreibt keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger. Nein – Freys Protagonistinnen handeln frei und leben ihre Leben, wie es kommt.

Beide Mädchen kommen aus keinem heilen Elternhaus und haben, wie wohl jeder von uns, einen Lebensstempel, eine eigene Geschichte und mussten schon ein paar Hürden meistern. Ihre Leben leben sich so dahin und dann liegt plötzlich eine Tüte Abenteuer vor den beiden.

Jana Frey schreibt wahnsinnig real. So real, als würde man mitmachen, direkt dabei sein. Die Nähe erzeugt sie, in dem sie abwechselnd über Lela und Lisa schreibt. Man fühlt den Schmerz von Lisa, als sie ihre Freundin Lela entgleiten sieht. Man fühlt das Glück in Lela, als sie berauscht durchs Leben schwebt.

Eine Gefühlsmischung der Extraklasse – ein Gefühl was betäubt und berührt, ein Gefühl was anekelt und ernüchtert.

Die Kluft zwischen den beiden Freundinnen wird größer – Drogen verändern. Freundeskreise bilden sich neu, Randgruppen entstehen. Die Liebe stellt sich bei Lisa ein. Die Flucht vor dem Leben wird bei Lela akut.

„Hauptsache, nicht zu Hause. Hauptsache, sie hatte Spaß. Hauptsache, sie war mit den anderen zusammen.“ (Seite 136)

Liebe – Lebensabgrund – zwei Worte die mit L beginnen und doch völlig ungleich zueinander sind. Mich persönlich hat der knapp 180 Seiten umfassende Roman wahnsinnig bewegt. Ich habe nicht nur meine eigenen Gedanken gedreht und gewendet und immer wieder neu gedacht. Ich habe mich viel über das Thema mit Menschen unterhalten, die ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben und durfte in einen Lebensspiegel gucken.

In mir knotet es sich heftig zusammen – ein sensibles und doch so wichtiges Thema.Jana Frey habe ich einige Fragen zu ihrem Buch stellen können, die mich beim Lesen umtrieben haben.

Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey
Lass mich glücklich sein! Im Bann von Crystal Meth ~ Jana Frey

Lest selbst im literatwoischen Akrostichon, wie sie meine Fragen beantwortet hat.

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isa und Lela. Warum hast du weibliche Protagonisten gewählt?

Mein Verlag ist der Meinung, dass es sinnvoller ist, weibliche Protagonisten zu wählen, weil sich die weibliche Leserschaft dann intensiver und leichter angesprochen fühlt – und weil eben mehr Mädchen als Jungen zu Büchern greifen… Ich selbst schreibe sehr gerne auch aus männlicher Sicht (siehe beispielsweise „Die vergitterte Welt“ und „Liebeskinder“), aber schlussendlich hat da (leider) der Verlag das letzte Wort.

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n welchem Moment kam dir die Idee das Thema Drogen in einem Roman zu thematisieren?

Ich habe mich ja schon mehrfach mit dem Thema Drogen beschäftigt und verfolge mit Sorge die Entwicklung in Bezug auf harte Drogen wie Crystal Meth. Was in den 1980er Jahren sehr bewusst geworden war, ist erschreckenderweise längst wieder größtenteils aus dem Bewusstsein der Jugendlichen „raus“. Drogen betreffen heute eine viel größere Bandbreite von Jugendlichen, was nicht zuletzt seine Ursache in der sogenannten „Spaßgesellschaft“ hat, in der schlimme und gefährliche Dinge sehr leicht auf die leichte Schulter genommen werden.

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hema Droge – Welchen Stellenwert haben Drogen für dich in unserer heutigen Gesellschaft, im Jahr 2016?

Wenn ich an Schlagzeilen wie die von Volker Beck (Die Grünen) in der jüngsten Zeit denke, wird mir sehr beklommen zumute. Drogen scheinen sehr „gesellschaftsfähig“, „harmlos“ und allgegenwärtig geworden. Dem gilt es entschieden entgegenzutreten. Ballermann, sogenannte Saufspiele, Vorglühen, studentisches Prahlen von StudentInnen in Bezug auf durchgesoffene Nächte stimmen mehr als nachdenklich. Jugendlichsein scheint da oft sehr trostlos und krankmachend und sinnentleert.

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rfahrung. Hattest du selbst schon Erfahrungen mit diversen Drogen bzw. stecken im Werk biografische Auszüge aus deinem Leben?

Obwohl ich niemals geraucht oder im Jugendalter Alkohol konsumiert habe, habe ich damals doch hin und wieder einen Joint mitgeraucht. Allerdings kein Haschisch, sondern frisches (tabakloses) Marihuana in meiner Zeit mit 19 Jahren in San Francisco. Das war eine interessante Erfahrung, die aber schnell vorüberging. Danach habe ich mich nur noch aus der Ferne mit der Materie „Drogen“ beschäftigt. Dennoch habe ich im Umfeld meiner Kinder (Waldorfschule) teils sehr erschreckende Erfahrungen miterlebt, die mich nachhaltig beschäftigt haben. Bis heute. Nun habe ich wieder zwei – noch kleine – Kinder und das Problem „Drogen im Jugendalter“ steht erneut, wenn auch nur mittelbar, vor mir. Man muss sehr aufmerksam sein, sehr nah am Leben der eigenen Kinder und ihrer Freunde, und sich immer wieder ein Bild von dem zu machen, was passieren könnte. Es ist ein weites Feld: Computerspiele, Drogen, Alkohol…  Jugendlich sein ist eine schwere, herausfordernde Zeit.

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echerche. Wie sah dein Schreibtag aus? Wie und wo hast du recherchiert?

Ich schreibe konsequent die Vormittage durch, solange meine Zwillinge in der Schule sind. Sie sind Erstklässler. Auf Recherche begebe ich mich nachmittags. Für dieses Buch habe ich mit vielen, vielen betroffenen Jugendlichen gesprochen. In Mainz, in Berlin, Hamburg…

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n welche LeserInnen ist dein Buch adressiert?

Ich schreibe an alle LeserInnen 🙂 Es ist ein weites Feld. Ich glaube daran, dass Bücher immer für fast alle sind. Erwachsene, Jugendliche, Lesebegeisterte, Leseanfänger, Leselustige, Leseunlustige. In einem guten Buch sollte jeder etwas finden, dass ihn fesselt und dass ihm Denkanstöße gibt!

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extstelle. Welche Stelle im Buch hat für dich die größte Bedeutung und warum?

Oh, das kann ich so gar nicht beantworten. Das wäre heute die Stelle und morgen eine völlig andere. Das kommt immer darauf an, wo ich mit meinen Gedanken und Gefühlen gerade bin. Manchmal fesseln mich traurige, schwere Passagen, weil es Tage gibt, an denen mir diese Gefühle nah sind und nah gehen – an wieder anderen Tagen bin ich ganz woanders und favorisiere darum ganz andere Textstellen.

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arum Crystal Meth und nicht Heroin, Koks oder Ecstasy?

Ich habe ja schon mal ein Buch zum Thema „Drogen“ geschrieben: „Höhenflug abwärts“ – das ist schon viele Jahre her. Dieses Mal war es Crystal Meth, das mir nicht mehr aus dem Kopf ging: der Name, wie es hergestellt wird, wie erschreckend „erschwinglich“ es ist, wie es zerstört – und wie verbreitet es ist. Und wenn sich etwas einmal in meinem Kopf richtig festgesetzt hat, dann will es früher oder später raus! Zuerst trage ich es mit mir, dann wird es drängend, dann beginne ich mich damit zu beschäftigen, dann raubt es mir den Schlaf, dann fange ich an, nächtliche Notizen auf meinen Gedankenblock zu kritzeln – – – und dann wird ein Buch daraus! 🙂

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hne Drogenerfahrungen. Was rätst du Menschen die mit dem Gedanken spielen, Drogen zu nehmen?

Das ist schnell beantwortet: die Finger davon zu lassen! Ich bin ja ein ziemlicher Kopfmensch und Drogennehmen wäre vermutlich nie mein persönliches Prpblem. Aber dennoch: sogar bei einem Glas Sekt oder Wein denke ich! Ich denke: Oh, ich muss ja noch Auto fahren! Und dann lasse ich es. Oder ich denke: Oha, die Kinder sind noch nicht im Bett! Mehr als höchstens ein kleines Glas würde ich dann nicht trinken. Ich bin mir immer sehr bewusst, was ich tue. Und ich hoffe inständig, dass viele andere das eben auch sind!

F wie…Frey. Jana, magst du dir selbst eine Frage stellen, die dir zuvor nie zu diesem Werk gestallt wurde und auch gleich beantworten?

Okay! „Immer weiter Bücher schreiben?“

Hm, ich bin nicht sicher! Schreiben war immer mein absoluter Traum! Ich liebte es und habe inzwischen tatsächlich 100 Bücher geschrieben, die in viele, viele Sprachen übersetzt wurden.

Aber derzeit bin ich ziemlich desillusioniert. Jugendliche heute sind in vielerlei Weise so ganz anders als noch vor 10 oder 15 Jahren: Handys, Whatsapp, Facebook, Computer, Sendungen wie DSDS, Bauer sucht Frau und Dschungelcamp haben viel verändert. Es wird viel weniger gelesen, und wenn gelesen wird, sind da Bücher wie Twilight, Panem oder Shades of Grey.

Das ist meilenweit von dem entfernt, was ich mag. Diese Bücher, diese Schwerpunkte machen mich ratlos und verwirrt.

Wie wird es mit Büchern weitergehen? Die 1980er und 1990er Jahre – meine Lieblingszeit – scheinen weit, weit weg…

Vielen Dank, liebe Jana, für die Antworten, die Frage und dein Buch!

Eure
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Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both

Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both
Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both

Schon lange habe ich keinen Roman mehr an einem Tag gelesen. Fast komplett am Stück habe ich heute „Ein Sommer ohne uns (Loewe) von Sabine Both inhaliert. Okay – ich habe Urlaub, aber dennoch. Ein Buch muss fesseln, es muss bewegen und ja, die notwendige Lesezeit muss vorhanden sein, genau wie die Leseumgebung. Alles Lesezeichen standen auf grün und aus dem kurzen Anlesen, wurde ein Auslesen. Was für eine Wohltat.

Am Ende frage ich mich – welche Autorin hat mich denn so dermaßen an die Seiten gefesselt? Sabine Both ist Franziska Moll gemeinsam. Und wer ist Franziska Moll? Sie ist das Pseudonym von Both und im Juli 2015 habe ich über ihr Buch Egal wohin geschrieben. Damals sagte ich euch, dass ich keine richtige Empfehlung aussprechen kann, dass ich aber auch nicht richtig abraten kann.

Wenn man als Leser ein Buch komplett ausliest, dann ist es ein Zeichen, dass es grandios ist. Anderes kann ich bei diesem Roman hier nicht behaupten.

Schon die ersten Worte fesselten mich, einfach weil nicht nur Inhalt, sondern auch der Schreibstil überzeugten. Ich konnte nicht aufhören zu lesen und wollte wissen, was im Teil „Fünf Jahre zuvor“ passiert ist. Die zwei Hauptprotagonisten Verena und Tom sind nicht nur Nachbarn, sondern auch enge Freunde. Zu Verenas 13. Geburtstag verändern sich allerdings die Vorzeichen und aus Freundschaft wird mehr. Tom schenkt seiner Angebeten ein Kleid und er küsst sie zum ersten Mal. Die Eltern der beiden Pubertierenden freuen sich, denn sie finden, dass die zwei einfach gut zueinander passen. Zudem kennen sich die Familien schon mehrere Jahre und treffen sich regelmäßig, denn bei Nachbarn in einer Doppelhaushälfte bleibt dies nicht aus. Die zwei nähern sich immer mehr, die Liebe zwischen den Beiden springt auf den Leser über und es fühlt sich alles so gut an.

Im zweiten Teil „Jetzt“ ist klar, dass es eine Veränderung geben wird. Verena feiert ihren 18. Geburtstag und ihre Gedanken kreisen um die vergangenen 5 Jahre. Seit dieser Zeit ist sie ein Herz und eine Seele mit Tom. Beide haben wunderschöne Momente verbracht, viel erlebt und sie hat einen Ring von ihrem Liebsten bekommen. Sie liebt Tom, sie liebt Tom wirklich, aber…

Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both
Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both

„“Eines Tages willst du es wissen. Wie es mit jemand anderem ist. Und wenn du es nicht ausprobierst, wird du den Gedanken nie los. Und das macht deine Beziehung kaputt. Erst unbemerkt, dann immer deutlicher. Und am Ende hasst ihr euch.““ (Seite 98)

Will Verena wirklich lebenslang nur einen Mann „probiert“ haben? Diese Frage stellt sie sich und der Wunsch, einen anderen Mann zu berühren, wächst. Vor allem, wenn sie ihre Freundin sieht, die beschwingt durchs Leben zieht, da sich ihr Leben ändert und dreht wie ein Karussell. Bei Verena und Tom ist eine Art Alltag eingekehrt. Alltag ist nicht schlimm, denn Alltag zeigt, dass man sich blind versteht, vertraut und einfach weiß, dass der Partner da ist. Geborgenheit, ein relativ geregelter Ablauf, grobe Zukunftspläne – ein Leben in Zweisamkeit eben.

Nicht nur ihre Freundin tobt sich aus, allgemein knistert es in ihrem Umfeld überall. Ihr Zwillingsbruder Rollo hat schon wieder ein Mädchen von der Party abgeschleppt und einige Dinge sind im Haus nicht überhörbar. Isabell wirbelt aber nicht nur Rollos Leben auf, sondern auch Verenas Gedanken und Toms Blicke.

„Her mit dem wilden Leben.“ (Seite 142)

Verena will Tom nicht betrügen. Bisher hat sie alle Versuche von Jesse abgewehrt, aber ihre Abwehr wird schwächer und schwächer. Sie bittet Tom um eine Beziehungspause, um eine Art offene Beziehung in der sich niemand in jemand anderen verlieben, sich aber körperlich ausprobieren darf. Keine einfache Bitte, aber Tom willigt ein. Eine völlig neue Lebenssituation kommt auf das Langzeitpaar zu. Doch damit nicht genug, denn das Abitur steht vor der Tür und auch im Elternhaus trügt der Schein.

Ehe Verena sich versieht, sitzt auch sie im Lebenskarussell und alle vorgezeichneten Lebensspuren scheinen zu verschwimmen…

Einen richtig guten Jugendroman hat Autorin Sabine Both geschrieben. Ich bin total begeistert, denn Both thematisiert aus meiner Sicht sehr wichtige Themen – Beziehung, Treue und Auszeit von der Treue. Wie verhalten wir Menschen uns denn, wenn wir von Anfang an mit ein und demselben Partner zusammen sind? Beginnen wir nicht automatisch irgendwann nach rechts und links zu schauen? Kommen wir nicht alle im Leben, egal wie jung wir sind, mal an eine Weggabelung und stellen in Frage, ob wir noch Abwechslung haben, ob die Partnerschaft noch richtig ist oder ob es andere vielversprechendere Aussichten gibt? Dieses sensible und oft totgeschwiegene Thema wird hier in den Mittelpunkt gestellt.

Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both
Ein Sommer ohne uns ~ Sabine Both

Als Leser ist man hin- und hergerissen. Man fühlt mit Tom, fühlt mit Verena und doch schwimmt man auf Hoher See – auf der eine Seite tobt der sichere Hafen, auf der anderen Seite das wilde Abenteuermeer.

Sabine Boths lässt uns in die Liebeswelt zweier völlig authentischen Menschen blicken. Ihre Charaktere könnten nicht lebensechter sein. Als Leser ist es schwer eine Pause einzulegen, denn die Gefühle toben und eine konstante Spannung belebt die Neugierde.

Verena und Tom werden für uns regelrecht greifbar und wir wollen wissen, welche Entscheidungen die beiden treffen. Stellenweise hatte ich das Gefühl, neben den ihnen zu stehen. Ich habe versucht zu klären, zu helfen, zu schlichten und ich habe verschiedene Schritte in verschiedene Richtungen gewagt. Um den Inhalt noch mehr zu intensivieren, erzählt die Autorin abwechselnd von Verena und Tom. Dies wird anhand unterschiedlicher Schriftarten noch verdeutlicht.

Ich ordne „Ein Sommer ohne uns“ schon ganz vorn im Jugendbuchregal ein. Ein sehr starker Titel, den ich besonders jungen Heranwachsenden ans Herz lege, die sich schon länger in einer Beziehung befinden und sich stellenweise hinterfragen, ob sie den richtigen Weg gehen. Das Buch bestärkt und zeigt, was passieren kann, wenn das Abenteuer zu laut ruft.

Mit meiner Begeisterung könnte ich noch einige Seiten füllen, kein Wunder bei diesem Buch. Die Autorin findet das richtige Maß an Themen, überspitzt zu keiner Zeit, schreibt in einer jugendlich lockeren Sprache, die Situationen und Verhaltensweisen sind autenthisch, es gibt eine Vielzahl an Emotionen und vor allem ist die Ausgangssituation mal eine völlig andere. Es gibt ein festes Paar, was sich dem Leben, seinem Umfeld, aber vor allem sich selbst stellen muss.

„Ein Sommer ohne uns“ ist ein tiefgründiger und lockerleichter Jugendroman zugleich, der echter kaum sein könnte!

Eure
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Alles – nur keine Pläne!

Kolumne 01/2016: #allesnurkeinePläne

Ja – so möchte ich ins Jahr 2016 starten. Nicht völlig planlos, aber sagen wir mal, mit mehr Raum für spontane Ideen.

Seid ihr alle gut ins neue Jahr gekommen? Ich wünsche euch ganz viel Gutes und vor allem ganz viel Gesundheit und auch ein wenig Glück – logisch.

Aber mal zurück zum Planthema – was ich euch sagen will…

xxx
84 Charing Cross Road ~ Mein sanfter Zwilling

…ich habe im letzten Jahr sehr viele Pläne im Kopf gehabt und bin dadurch immer und immer wieder der Zeit hinterher gerannt. Dann kamen noch Dinge namens „dies und das“ dazu und schon haben sich die Pläne gestapelt und die Tage hätten mindestens 48 Stunden lang sein müssen, um alles zu realisieren. Mich hat das alles fast aus der Blogger-Lebensbahn geworfen und einige von euch kennen ein paar Details.

Deshalb – Ich mag weder einem Plan, noch der Zeit hinterher rennen, sondern ich möchte im Moment leben. Dies sage ich mir nun immer und immer wieder, wenn sich in meinem Kopf der große Planer aufschlagen mag. Ich kann nicht alles gleichzeitig, ich habe nur ein Leben und ich kann nicht alles machen und überall dabei sein. Und irgendwann kommt der Hammer und mich haut es richtig um und den versuche ich zu umgehen.

Leben im JETZT und nicht gedanklich schon 10 Leben weiter. Pläne und Zeit – wer ist das bitte? Kenn ich die Leute? Nö…also. 🙂

sss
Blätterrauschen ~ Der Nazi & der Friseur

Und doch soll es einen kleinen Plan Buchübersichtsflyer geben. Lesebienchen und ich wollen gern in bestimmten Büchern gemeinsam tauchen. Oft haben wir uns diese Schätze gemeinsam gekauft oder wir haben durch diverse Schenkungen feststellen können, dass wir gleiche ungelesene Bücher besitzen.

Was habe ich also am 31.12. gemacht? Ich bin an ihrer langen Regalwand auf und ab geschritten und habe geschaut, welche Bücher sich auch in meinem Regal tümmeln. Und siehe da, ich habe acht Romane gefunden, die wir schon lange zusammen lesen wollten. Diese acht Bücher könnt ihr hier sehen, lediglich die Ausgaben (Lesebienchen die Büchergildeliebhaberin) unterscheiden sich ein wenig. Aber das ist ja nicht schlimm, der Inhalt zählt.

Wann und mit welchem Buch wir starten? Was sind schon Zeiten – lach. Wir werden ganz bestimmt noch im Januar in ein Werk eintauchen. Lesebienchen hat Die Unvollendete (Droemer Knaur) von Kate Atkinson vorgeschlagen. Ich stimmte schon zu – mal sehen, wenn der Startschuss fällt.

yyy
Diese Dinge geschehen nicht einfach so ~ Die erstaunliche Wirkung von Glück

Acht Bücher in einem Jahr sind doch zu schaffen, oder? Klingt wenig und schaffbar, aber im großen Bücherkarussell passiert doch immer allerhand spontanes und unvorhersehbares. Da zieht ein Buch von rechts ein, dann kommt ein Buch von links und bettelt um Obdach und dann kommt auch noch der sogenannte Lustkauf dazu und es gibt diese ganz furchtbaren Hefte namens Verlagsvorschauen und diese schlimmen Massenveranstaltungen mit dem Titel „Buchmesse“. Alles Fallen die Lesepläne total durcheinander bringen könnten. Buchgefahr wohin das Leseauge reicht…

Damit aber nicht genug, denn die Lesefreunde und Buchpartner und ihr wisst schon – alle lieben Büchermenschen auf der großen Erde, also auch DU, können uns so schnell beeinflussen und zu anderen Büchern verführen.

Während ich diese Zeilen tippe, werde ich vor Schreck gleich ganz unsicher. Scheint diese kleine Aufgabe wirklich kompliziert zu sein? Was meint ihr?

Nur keine Angst vor Büchern – wir stürzen uns einfach zwischen die Seiten! No Risk, no Bookfun – oder wie? Loslesen…

xxx
Haus der Geister ~ Die Unvollendete

„Suna“ von Pia Ziefle – ups…da war doch was. Diesen Roman habe ich ganz vergessen. Es sind also neun Bücher – zumindest steht das Werk von Pia Ziefle auf der „Bald-Lesen-Liste“ recht weit oben. Schauen wir einfach mal, welche Seiten uns wann, wie und wo umhüllen werden.

Einige von euch wissen, dass ich mich sehr gerne über gelesene Bücher intensiv austauschen mag. Dies passiert ab und an verborgen, aber auch oft öffentlich, damit ihr teilhaben und mitreden könnt.

Wo? Wie immer bzw. immer öfter, am Lagerfeuer. Ihr konntet schon einige Gespräche am literatwoischen Lagerfeuer belauschen und euch selbst mir einbringen. Mein Bauchgefühl sagt mir schon heute, dass es noch das ein oder andere ganz besondere Lagerfeuergespräch geben wird. Magie liegt in der Luft…

Hier alle neun Bücher auf einen Blick mit Link auf die Verlagsseite, damit ihr einen tieferen Vorab-Einblick bekommt. Sobald wir die Werke gelesen haben, werde ich hier jeweils die Links zu unseren Lagerfeuergesprächen ergänzen.

Welche Werke habt ihr bereits gelesen? Habt ihr eine „Wunsch-Lese-Reihenfolge“? Wie denkt ihr über unser Vorhaben?

Eure zwei – Lesebienchen & Binea

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