Marina – Carlos Ruiz Zafón

Marina - Carlos Ruiz Zafón - Bestseller
Marina – Carlos Ruiz Zafón – Bestseller

Marina, Marina, Marina – lange habe ich überlegt, wann der richtige Zeitpunkt für einen weiteren Zafón ist. Diese Überlegung wird dem Leser spätestens bei den Zeilen des Meisters selbst abgenommen. Dieser lässt es sich nicht nehmen, dem Leser ein paar persönliche Worte und Hintergründe mit auf den Leseweg zu geben. Überraschend anders und sehr persönlich…

„Marina sagte einmal zu mir, wir erinnerten uns nur an das, was nie geschehen sei.“

Mit diesem Satz beginnt der Roman und gleich dieser erste Satz lässt innehalten. Könnte man über diese Worte nicht ewig nachdenken? Ein sofortiges Weiterlesen fiel mir schwer, da nur ein Satz vorher Zafón selbst schrieb:

„…und ich werde mich, wie Marina sagen würde, wieder an das erinnern können, was nie geschah.“

Diese zwei Sätze, diese Aussage, die Idee, die ganze Botschaft an sich, kann so umfassend ausgeweitet werden und ein begonnenes Gespräch kann ganze Abende füllen, so viel Potenzial steckt in diesen wenigen Worten. Sagenhaft.

Marina -
Marina – Zitate mit Langzeitnachdenkwirkung

Marina (Fischer Verlag) ist mein zweiter Zafón nach „Der Schatten des Windes“ und dank der Worte des Autors konnte ich mich mit einer anderen Art von Leseerwartung in den Roman begeben, da ich wusste, dass dieser völlig anders wird. „Der Schatten des Windes“ hat mich regelrecht umgehauen und zwar so sehr, dass ich immer noch nicht fähig war und bin, eine Rezension zu schreiben.

Marina_Carlos Ruiz Zafón-Spacer

Oh, ein schwarzer Schmetterling umschwirrt den Bildschirm um mir mitzuteilen, dass ich jetzt endlich erzählen soll, was euch mit Marina passieren wird und was mir passierte…

Óscar Drai – diesen Namen trägt der Protagonist welcher gleichzeitig Erzähler ist und sich nach und nach ins Herz des Lesers schleicht, denn was er von sich preisgibt, ist sein Geheimnis. Die gestohlene Taschenuhr mit einer besonderen Gravur bedrückt den Internatsschüler immer mehr und schließlich kann er nicht anders, als diese in das verwunschene alte Haus zurück zu bringen. Durch dieses Zurückbringen lernt Óscar das geheimnisvolle und Geheimnis liebende Mädchen namens Marina und ihren kranken Vater Germán, den eigentlichen Eigentümer der Uhr und früheren Künstler mit bewegender Geschichte, kennen.

Marina -
Marina – gestohlene Taschenuhr

Die gegenseitige Sympathie ist vorhanden und ein zweites Treffen ist vorprogrammiert, die Wurzeln einer tiefen Freundschaft sind gelegt. Marina weiht Óscar in ihr kleines Geheimnis, in die Entdeckung die sie auf dem Friedhof gemacht hat, ein. Ein schwarzer Schmetterling, die Dame in schwarz und mehrere Puppen, scheinbar unvollendet und doch lebendig sind der Auftakt zu einer Geschichte, der Auftakt in die Vergangenheit und der Auftakt um das Leben des ehemals reichsten Mannes von Barcelona.

Michail Kolwenik, das Abnormale liebend und an Leichen experimentierend, ist verbrannt! In inniger Umarmung mit seiner geliebten Ewa Irinowa. So jedenfalls heißt es und doch scheint alles ganz anders, denn ein Kuvert, welches Óscar in die Hand gedrückt bekommt, führt ihn zu einer Spur, die wenig Gutes bereit hält.

Marina -
Marina –

Zwei Jugendliche, ein noch dünnes Liebesband und ein umfassendes Geheimnis, was in den Gassen  Barcelonas ergründet wird, sind die Wegmarkierungen im Roman. Was mit viel Poesie und einem breitem Leseweg beginnt, verändert sich schnell in ein regelrecht gruseliges Abenteuer mit vielen schmalen Seitenwegen die sogar Horrorszenen enthalten und erschüttern.

Zafón warnt vor, dass hier ein Roman vorliegt, der wirklich komplett anders ist. Jedem Leser sollte bewusst sein, dass hier etwas geschieht, was voller Magie steckt, die stellenweise keinen realen Bezug hat. Der Roman balanciert auf mehreren Genrekanten. Mysteriöses trifft Horror, Fantasy trifft Liebe – Jugendbuch mischt sich mit Erwachsenenroman. Ab und an wandelt sich die Spannungsgänsehaut zu Gänsehaut des Ekels…

Marina -
Marina – schwarze Damen

Ich bin wieder gern durch die Straßen Barcelonas gestreift, habe mich mitreißen lassen und ich habe mich geekelt und gegruselt. Jeder Zafón bringt neben dem Romaninhalt Barcelona näher und näher und irgendwann wird wohl eine Reise in die spanische Großstadt nicht mehr zu verhindern sein. Im Nachhinein empfinde ich es wichtig, ohne Erwartungen an diesen speziellen Zafón hineinzulesen, da sonst die Welle der Enttäuschung wohl nicht lange auf sich warten lässt.

Ebenso wie die Zartheit von 0 auf 100 zur Brutalität umkippt, verhält es sich mit der Sogkraft des Romans, denn die zafonsche Mischung ist und bleibt unbeschreiblich gut.

Marina -
Marina – Schmetterlingsserum

Auf 350 Seiten spult der Meister förmlich ein breites Theater an Begebenheiten ab und vergisst nicht zwischen allen außergewöhnlichen Dingen, für einen Überraschungseffekt am Ende zu sorgen. Dieser lässt „Marina“ in einem magischen Licht erstrahlen und alle Anfangsgedankenblühten öffnen, die bis dahin noch geschlossen sind.

P.S. „Marina“ steh in meinem Bücherregal nicht weit entfernt von Die Insel der besonderen Kinder, Die hässlichste Frau der Welt und Madame Jakublonskis Monstrositäten-Cabinet entfernt, damit sich diese miteinander austauschen können. 

[Erlebnis] Schneckenmühle – Jochen Schmidt

Schneckenmühle - Jochen Schmidt
Schneckenmühle – Jochen Schmidt

30 min von meinem Wohnort (Dresden) entfernt, liegt das Kinderdorf namens Schneckenmühle. Es ist heute noch, wie auch damals in der DDR, ein Ferienlager, welches ich allerdings nicht selbst besuchte.

Überhaupt nicht weit von mir entfernt war allerdings Schneckenmühle (C.H. Beck) in gebundener Buchform aus der Schreibfeder von Jochen Schmidt. Also machte ich mich bereit für den Sommerausflug ins Ferienlager und versetzte mich gedanklich in meine Kindheit zurück und der Ausflug ins Ferienlager, in eine unberührte Zeit in der es noch keine wirklichen Probleme gab, konnte beginnen. Ich roch die Freiheit und freute mich auf die Auszeit.

Schneckenmühle - Postkartengrüße
Schneckenmühle – Postkartengrüße

Neben dem Roman war es für uns Literatwos allerdings interessant, wirklich jemanden zu finden, der genau das Ferienlager Schneckenmühle kennt. In Facebook gibt es eine Gruppe in der ehemalige Schneckenmühle-Kinder zu finden sind und nicht nur die, denn auch die aktuellen Betreuer und Ferienlagerbewohner, konnte ich aufstöbern. Eine zögerliche Annäherung begann und aus dem langen Suchen, wurden ein Finden.

Wie es der Zufall manchmal will, fand sich eine ehemalige Besucherin namens Annika, die zudem auch noch Jochen Schmidts Roman gelesen hat. Annika war bereit über ihre damalige Zeit, ihre schönsten Erlebnisse,  zu berichten und ein paar Bilder zur Verfügung zu stellen.

Schneckenmühle -
Schneckenmühle – ein Doppelstockbett voller Erinnerungen

Sie selbst ist 1995 das erste Mal über ihre Mutter, deren Freundin zu den Gründern gehörte, per Klassenfahrt hingefahren und seit 1998 so ziemlich jedes Jahr als Kind dort gewesen. Später half Annika in der Küche und seit dem Jahr 2000 ist sie Betreuerin. Diesen Job übt sie ehrenamtlich in ihrem Haupturlaub aus. Annika wohnt in Berlin, ist 29 Jahre, ist gelernte Restaurantfachfrau und kann einfach nicht ohne Schneckenmühle.

Ihre spontanen Erinnerungsworte zu schönsten Erlebnissen lauten: „Es gibt nirgendwo einen so schönen Sternenhimmel, die Hochzeit auf der Abschlussdisco, wenn man 1-2 Wochen um einen Jungen kämpft, sich unglaublich unsicher ist, man (in welcher Form auch immer) versucht herauszubekommen wie er übers „Heiraten“ denkt und über einen selber und wenn er dann ja sagt.

Genau das Gleiche beim Tanzen zu Kuschelmusik, wenn man dann eng umschlungen mit dem Jungen seiner „Träume“ zusammen tanzt. Und dann der tragische furchtbare Abschiedstag voller Tränen. Egal ob man die neuen Freunde schon vor der Ankunft in Berlin vermisst oder noch schlimmer „den“ Jungen.

Schneckenmühle - erste Liebe, großes Glück (Bild: Annika)
Schneckenmühle – erste Liebe, großes Glück (Bild: Annika)

Als Betreuerin finde ich es immer super klasse, wie kreativ die Kinder doch sein können, wenn sie sich zum Beispiel etwas zum Open Air ausdenken sollen du wie stolz sie dann sind, wenn alle auf einen gucken, man selber im Rampenlicht steht, aber das Publikum nicht sehen kann, durch die Lichter und danach alle applaudieren und einem ein riesiger Stein vom Herzen fällt…

Den Roman „Schneckenmühle“ habe ich bisher zur Hälfte gelesen, aber ich muss sehr oft lachen, weil ich absolut verstehen und nachvollziehen kann, was geschrieben und beschrieben wird. Vor allem so kleine Details, wie die Rhabarberpflanzen am Wegrand, die Kurven usw., stimmen einfach überein und gehören zu den Dingen, die man sich nebenbei einfach merkt -auch die Kinder. Und man fiebert einfach mit weil man es jahrelang selber erlebt oder beobachtet.“

Annikas Worte treffen sich mit Jochen Schmidts Worte, der den Ausflug anhand des 14-jährigen Protagonisten und Ich-Erzählers namens Jens, möglich macht.

Alte schwarz-weiß Bilder bekommen in den Köpfen Farbe und alte Zeiten werden durch Schmidts Worte wieder bunt.

Schneckenmühle
Schneckenmühle – Kindheitserinnerungen (Bild: Annika)

Jochen Schmidt schreibt in kindlicher Komik, die uns „Erwachsenen“ nur allzu gut bekannt ist. Die erste Liebe, der Bezug eines Doppelstockbetts, Nachtwanderungen, Mädchen, Jungen, Ausflüge, Natur, Abenteuer und jede Menge Blödsinn und das in eine Zeit verpackt, in der sich das Rad der Mühle in eine andere Richtung zu drehen beginnt.

Ich selbst konnte viel lachen, fühlte mich wieder wie 14, völlig sorgenfrei, wie auf Urlaub im Ferienlager und trotz einigen Wortwirrungen sehr wohl im sächsischen Ferienlager und Jens seinen Gedankengängen.

Eine Empfehlung für alle Leser die entschleunigen, einen Ferienlagersommer verleben und gedanklich in die Zeit der Pubertät zurück wollen. Ein langsamer, leicht melancholischer Roman der frische DDR-Wendeseiten enthält.

Schneckenmühle - Ferienlager (Bild: Saskia)
Schneckenmühle – Ferienlager (Bild: Saskia)

P.S. Es scheint viele „Schneckenmühler“ zu geben und vielleicht liest diesen Artikel der ein oder andere. Wer Lust hat sich lesend nach Schneckenmühle zu begeben, der braucht sich nur zu melden und wir Literatwos schicken den Roman auf die Reise, denn wir würden uns freuen, noch mehr Stimmen zum Roman von Schneckenmühlern zu bekommen.

So nah und doch so fern – Eine Liebes-Zeitreise von Ann Brashares

So nah und doch so fern von Ann Brashares

Die innere Bereitschaft des Lesers, sich einem ganz bestimmten Thema zu öffnen bestimmt die Fallhöhe aus der man sich persönlich in die Tiefen einer Geschichte fallen lässt. Sie ist verantwortlich dafür, wie intensiv man glaubt, nachempfindet und fühlt – und letztlich läuft es immer wieder darauf hinaus, dass man lachen und weinen kann, wenn man den tiefen Fall in die wogenden Fantasiewellen wagt.

Ein Roman, der sich dem Leitgedanken einer ewig währenden Seelenwanderung zweier Menschen verschreibt und uns Leser auf diese schier unendliche Reise auf der Suche nach ewiger Liebe einlädt, sollte nur gelesen werden, wenn man als Leser zumindest zu einem kleinen Funken bereit ist, an die Möglichkeit einer solchen Reise zu glauben.

So nah und doch so fern“ von Ann Brashares (carl´s books) ist in sich eine der ungewöhnlichsten Einladungen zum tiefen Eintauchen in eine unfassbar emotionale Geschichte um die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zweier Liebender, die man einfach nicht ausschlagen darf. Schenkt dem Leitgedanken eine Sekunde eurer Zeit und versucht, einen kleinen Moment nicht daran zu zweifeln, dass Liebe nicht nur ewig währt, sondern schon vor langer Zeit entstanden sein kann. In einem Leben, an das ihr euch nicht erinnern könnt… oder glaubt, euch nicht erinnern zu können

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Lockwood & Co. – Literatwo trifft Jonathan Stroud

Jonathan Stroud - Lockwood & Co. - Der Geist des Lesens
Jonathan Stroud – Lockwood & Co. – Der Geist des Lesens

Manchmal ist es schon trist und langweilig, das Leserleben. Manchmal hat man das Gefühl, keine auch noch so abgedrehte Geschichte könne noch überraschen und fesseln. Alles schon mal da gewesen, denkt man und irgendwie riecht und schmeckt manches nach altem Kaffee.

Vampire, Serienkiller, Engel, Zauberkinder, Elfen, Magier und so weiter und so weiter…. Langweilig.. echt. Manchmal zumindest. Literatwo wird zwar immer wieder auf der Suche nach Buchperlen fündig, aber dann und wann droht man im gebundenen Einheitsbrei zu versinken. Dies ist ein absolut lesensgefährlicher Zustand, aus dem es kaum ein Entrinnen gibt..

Wäre uns da nicht ein kleines Stellenangebot ins Auge gefallen, das unsere Aufmerksamkeit erregte. Ganz dezent aufgemacht und doch nicht zu übersehen. Riesengroß und doch ganz unscheinbar. Eine Agentur suchte Verstärkung… Und wir stellten mit einem Blick fest: DIE SUCHEN UNS…

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[Fruchtig-humorig] Erdbeerschorsch von Joachim Seidel

Himbeertoni & Erdbeerschorsch
Himbeertoni & Erdbeerschorsch

Seit „Himbeertoni hat sich vieles geändert und nicht nur die Himbeere wurde zur Erdbeere, sondern auch Anton Hornig, der uns sehr gut bekannte Hauptprotagonist, vom Alt Punk zum Vater von Zwillingen.

Die wilde Zeit liegt nun hinter ihm und das Familienleben beginnt. Ähm… sagen wir mal so, es sollte beginnen. Anton versucht sich immer mehr darauf einzulassen und in seiner Rolle als fürsorglicher Vater von 3-jährigen Zwillingen anzukommen, wenn ihm das auch an einigen Stellen schwer fällt. Aber der Versuch zählt und das damalige chaotische in den Tag Hineinleben bekommt nach und nach Struktur.

Sinniert Anton immer mal wieder den genialen Zeiten von damals, der fliegenden Freiheit und des ungebundenen Lebens nach, wird er doch schnell wieder anhand einer Ladung Kleinkinderblödsinn auf den Boden der Realität geholt. Also das leckere Astra Biergetränk mal auf Seite und das Spielzeug herangeholt und bei all dem ganzen Neuland, was sich auch nach drei Jahren immer mal wieder wie neu anfühlt, die eigene Frau nicht vergessen.

Erdbeerschorsch -
Erdbeerschorsch – rockender Humor

Anton ist soweit, sein Inneres schreit nach Hochzeit und er macht seiner Ada einen Heiratsantrag. Es könnte alles so schön sein, denn die Kinder sind bereits 3 Jahre auf der Welt, die Wohnung ist zusammengelegt und Anton liebt Ada. Wenn nicht jetzt, wann dann…

Es könnte so schön sein, ist es aber nicht, denn Ada sagt:

NEIN.

N – E – I  – N.

Nein! Nein? Ja, nein!

Anton wäre nicht Anton, wenn er nicht erst mal der „Nein-sage-Sache“ auf den Grund gehen und den Kampf um Ada beginnen würde. Dabei dürfen Bier und die Punkmucke nicht fehlen, sonst wäre das Leben kein Leben. Doch was ihm bei der Ergründung passiert, schlägt dem Bierfass doch wirklich fast den Boden aus. Alles beginnt mit A wie Ada, setzt sich über I wie Ikea fort und missglückt mit S wie großer Sylturlaub. Als sich dann noch ein W wie Wohnungskündigung und M wie Musterhaussiedlung dazwischen mogeln und das Ganze von einem E wie Erdbeerschorsch gekrönt wird, ist Anton fast am Kollabieren. Natürlich ist alles mit melodischen Zeilen unterlegt, sonst würde etwas fehlen!

Erdbeerschorsch -
Erdbeerschorsch – vorsicht Lachmuskelkater

Absoluter Lachmuskelkater ist nach dem zweiten skurrilen Kracher aus der seidelschen Schreibfeder vorprogrammiert. Eine verrückte Situation jagt die nächste und wer die unterschiedlichen Charaktere von nicht wirklich erwachsenen Männern kennt, ahnt was im Roman alles passieren wird. Zumal sich in die ganze Situationskomik stellenweise obertrockener Humor mischt, wo es letztendlich kein Halten gibt und so laut gelacht werden muss, dass die Bücherregale wackeln oder Mitmenschen denken, dass man als Leser selbst gerade zum Erdbeerschorsch mutiert ist.

Auf Anton Hornig und seine Freunde ist Verlass oder ist Anton mit seinen Freunden eher verlassen? Auf diese und einige weitere Fragen gibt es Antworten die unbedingt erlesen werden sollten. Wir haben uns sehr gut unterhalten gefühlt und können zweistimmig sagen, dass hier vorwiegend die Männer zugreifen und sich auf einiges gefasst machen sollten. Jeder Mann wird sich in Joachim Seidels zweitem Roman wiederfinden und danach grinsend wissen wollen, was im Himbeertoni passiert ist. Ein grelles Männerbuch der Extraklasse!

Erdbeerschorsch - Joachim Seidel rockt
Erdbeerschorsch – Joachim Seidel rockt

Den „Himbeertoni“ haben wir ebenso gemeinsam genossen und Arndt kann einiges erzählen, denn er hat mit Seidels Debütroman eine Lebenswellenbewegung bewältigt und er verknüpft das pinke Buch mit einer tiefgehenden Herzensangelegenheit. Eine Berg- und Talreise mit pinkem Gefühlsanstrich.

Joachim schreibt nicht nur genial unterhaltsam, er ist es auch, was er uns vor knapp drei Jahren in München bewiesen hat. Er kann ganze Buchgeschäfte rocken, denn wenn sich seine rauchige Lesestimme mit Gitarrensound mischt, gibt es kein Halten mehr. Einen unvergesslichen Abend, an den wir uns gern immer wieder erinnern, haben wir gemeinsam verlebt.

Der „Erdbeerschorsch“ wäre wohl kein „Erdbeerschorsch“, wenn die punkige Mischung, der heldenhafte Sound der Seiten nicht zu spüren wäre. Egal was passiert, die Situation wird und muss gerockt werden, es gibt keine andere Wahl. Drama, Humor, Ironie, Gefühl, Musik, Komik – eine Mischung bei der es kracht und das ist gut so!

Erdbeerschorsch -
Himbeerschorsch & Erdbeerschorsch – Literatwonovelpreis

Unser fruchtiger Lesetipp für den Sommer: „Himbeertoni“ und „Erdbeerschorsh“ von Joachim Seidel (Piper Verlag).

P.S. Joachim Seidel hat den Literatwonovelpreis gewonnen. Echt jetzt, wirklich wahr! Lest selbst, wenn ihr es nicht glaubt: Literatwonovelpreisträger 2011 – Joachim Seidel

[Liberty Bell] Wenn die Freiheitsglocke nach uns ruft…

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Wer kommt mit uns nach Oregon um nach dem Mädchen im Wald zu sehen? Wir hören da ganz sachte den Ruf der Freiheitsglocke…

Stopp mal, Oregon? Genau, Oregon, scheinbar zieht es uns lesend immer wieder dahin. Erst hat sich Arndt alleine dahin begeben, um den großen Trip zu starten, danach waren wir gemeinsam dort und haben in den Wäldern den Wölfen der Nacht gelauscht und jetzt finden wir uns wieder genau dort wieder…

Der Wald hält ständig andere Abenteuer bereit und nun haben wir von einem Mädchen gehört. Eine nackten Mädchen, in einer Hütte mitten in der Einsamkeit des Waldes. Wir haben uns der Clique um Ernesto angeschlossen und uns mit allen Jungen aus der Gruppe in ein Abenteuer gestürzt. Haben wir erst nicht wahrhaben wollen, dass wirklich ein Mädchen allein im Wald haust, mussten wir es dann glauben und spürten in uns das Gefühl ihr helfen zu wollen.

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Zauberworte

Zauberworte aus magischer Feder
Zauberworte aus magischer Feder

Das würde ich dann gerne nehmen. Das ist ein so traumhaft schönes Notizbuch und wie geschaffen für ganz besondere Zauberworte.  Das muss mit!

Nein – unmöglich, das kann ich Ihnen nicht einzeln verkaufen!

Was? Hab` ich mich gerade verhört? Muss ich etwa ein Kilo Notizbücher kaufen oder nur in haushaltsüblichen Mengen? Ich brauche nur eins!

Stimmt nicht – Sie brauchen genau zwei davon. Ansonsten würde das ja bedeuten, dass nur Sie in der Lage sind, Zauberworte zu erfinden – und das ist falsch!

Sorry – aber das wird mir jetzt zu bunt! Ich nehme ganz genau ein Notizbuch und dann wünsche ich ein schönes Wochenende. Das macht?

15 Euro. Geschenkt eigentlich für zwei Notizbücher… oder?

Hallo! Was ist an der Zahl EINS so falsch zu verstehen? 

Nichts… eigentlich, aber Sie sind ja auch mehr als EINS… oder?

Zauberworte - Lass Dich verzaubern
Zauberworte – Lass Dich verzaubern

Schon… aber wie kommen Sie jetzt darauf?

Ihr T-Shirt… steht da nicht in goldenen Lettern LITERATWO? Und heißt das nicht, dass Sie ZWEI sind? Und da schreibt wohl nur EINER zauberhafte Worte? Aufwachen, der Herr…!

Nein… Natürlich schreiben wir schon beide zauberhafte Dinge und in dieses kleine Buch sollen eigentlich besondere Zitate aus einem ganz besonderen Buch und natürlich die eigenen Gedanken, die dadurch das Licht der Welt erblicken.

Und wer hat Ihnen das Buch empfohlen? Wer war`s? Und sagen Sie jetzt nicht „Die Schweizer“!

Bianca… Sie sagt mir immer wieder, ich solle „Der Zauber der ersten Seite“ unbedingt lesen!

Wusst` ich`s doch – und jetzt stehen Sie hier und denken nur an Ihre Zauberworte und nicht an die traumhaften Formulierungen aus der Dresdner Feder… Na? Jetzt wach?

Aber…

Zauberworte von Literatwo
Zauberworte von Literatwo

Hier gibt es jetzt kein ABER. Sie nehmen jetzt die Beiden… sie sind absolut gleich und das passt sehr gut zu Literatwo…

Hm… Sie haben ja fast Recht, aber ich wollte das eigentlich nicht für mich, sondern es nach Dresden schicken, um mich für eine liebevolle Widmung in einem Artikel zu bedanken. Sie können sich nicht vorstellen, wie mich das berührt hat.

Och wie süß… Und was denkt Bianca dann, wenn es das kleine Buch nur einmal gibt bei Literatwo?

Hab` ich gar nicht dran gedacht. Ich wollte ihr eine Freude machen.

Na dann machen sie das doch. Eins für Sie – eins für Bianca. Schreiben Sie Ihre Traumworte nieder und vergleichen Sie die Einträge. Sie werden sich sehr wundern. Das sind besondere Notizbücher… Es gibt genau ZWEI davon… Und viel Vergnügen mit den schönsten Worten der Welt. Tragen Sie bitte ihre Inspiration gemeinsam in die Welt.

Mit einem klick beginnt der Zauber
Mit einem klick beginnt der Zauber

Es ist schwer geworden einfach so einkaufen zu gehen. Und wenn die Buchhandlung auch noch „Das gute Buch“ heißt und die freundliche Dame mehr weiß als sie wissen sollte, dann beginnt es schon beim Notizbuch-Kauf magisch zu werden. So könnte es gewesen sein. Heute Mittag – als ich ein kleines Dankeschön für die schönste Widmung der Welt und natürlich auch für einen magischen Buchtipp gesucht habe.

Flieg, Päckchen flieg…. Und nie vergessen, Bianca… Wir haben ZWEI davon 😉

Ein Update…. Ich liebe es, wenn ein Päckchen heil sein Lebensziel erreicht!

Hach.... schön...
Hach…. schön…

[Erotik] Ein Versprechen von Gegenwart – pures Lustlesen

Ein Versprechen von Gegenwart -
Ein Versprechen von Gegenwart – pures Lustlesen!

Setzt euch, macht es euch bequem und bestellt euch etwas zu essen und zu trinken und beobachtet das Geschehen um euch, denn jetzt wird es prickelnd.

Habt ihr euch in einem Restaurant schon mal beobachtet gefühlt oder habt ihr schon die anderen Gäste um euch beobachtet? Ja? So eine tiefgreifende Beobachtung  allerdings, wie sie der Kellner in einem Wiener Restaurant macht, sicher noch nicht.

Er trägt den Namen Valentin und ist von ihrer Schönheit geblendet, als er sie zum ersten Mal sieht. Sie, Irina, die Wildkatze. Ihre Begleitung, ein im Gegensatz zu ihr eher unscheinbarer Mann, der Löwe, an ihrer Seite. Valentin kennt die verschiedenen Arten von Pärchen, Verhaltensmuster und Gepflogenheiten. Dieses Pärchen ist anders, es raubt dem Kellner den Atem, sobald es das Lokal betritt. Sie kann er kaum in Worten beschreiben, kein Wort würde ihr gerecht werden.

Die Wildkatze verzaubert jeden Mann und jeder Mann würde sie gern an ihrer Seite haben. Wahrlich eine Frau von Frau. Irina. Valentin ist sich sicher, dass dieses Paar kein Paar in der Öffentlichkeit außerhalb des Restaurants ist und er ist sich sicher, dass beide definitiv Sex miteinander haben. Er liest es aus ihren Gesichtern, analysiert die Kleidung, ihre Bewegungen, das ganze Paket namens Wildkatze und Löwe.

Ein Versprechen von Gegenwart -
Ein Versprechen von Gegenwart – geheime, prickelnde Liebe

Die Besuche des Pärchens häufen sich und Valentin kann seine Augen nicht von beiden lassen und lässt sich während ihrer Anwesenheit auch nicht davon ablenken. Er ist umfassend fasziniert und sein Kassenbuch wird voller und voller, denn er hält darin sämtliche Informationen über die beiden fest.

Die Besuche werden häufiger und Valentin sehnt sich nach der Zeit kurz vor oder nach Mitternacht. Er nähert sich ihnen aus der Distanz an, da sein Wissen von Besuch zu Besuch größer wird. Valentin selbst nährt sich am Anblick von ihr, dem Verhalten des heimlichen Paares und wird zum Mitwisser eines Geheimnisses, welches beide miteinander teilen.

Vor Valentin öffnet sich eine neue Welt, wenn er die Wildkatze und den Löwen sieht und er taucht gern darin…

Diesen kleinen aber feinen Roman des österreichischen Schriftstellers Clemens Berger kann ich kaum in empfehlende Worte packen. Ein Werk über einen Meister der Umfeldanalyse, welches so voller prickelnder Erotik und Detailverliebtheit steckt, dass man während des Lesens immer mehr von der Nahrung die Berger streut gesättigt wird.

Ein Versprechen von Gegenwart -
Ein Versprechen von Gegenwart – erotische Nachsicht

Clemens Berger wirft den Leser in einen regelrechten Wörterfluss der durch und durch prickelt. Ein Roman mit Nachsicht aus der Perspektive des Kellners erzählt, welcher nicht nur auf das Pärchen schaut, sondern immer wieder von seinen Gedanken dazu veranlasst wird, in sein eigenes Liebes- und Beziehungsleben zu blicken. Während er umfangreich das Verhältnis der Wildkatze und des Löwen offen legt und Stein für Stein aufeinandersetzt, traut er sich nach und nach an die bruchstückartige Öffnung seines eigenen Lebens.

Wer bisher zu wissen dachte, was Erotik ist, kann dieses Wissen nach diesem Roman vernichten. Clemens Berger definiert Erotik neu und was er schreibt, ist Erotik, facettenreiche Erotik.

Auf jeder Seite hätte ich Post´its unterbringen können, solche Zitatefluten strömten mir entgegen. Bergers Worte möchte man am liebsten in sich tief verankern und mit seinen Worten sprechen. Es fällt schwer, Worte für seine Worte zu finden, denn für seine im Roman verwendeten gibt es einfach keine anderen.

Ein Versprechen von Gegenwart - Clemens Berger
Ein Versprechen von Gegenwart – Clemens Berger

Als Frau habe ich mich in den Roman verliebt und einem Mann dürfte dies mittels der gewählten Erzählperspektive ebenso leicht fallen. Erotik muss kein Sex sein, aber auch dieser wird in einigen Szenen beschrieben und zwar so treffend, wie alle anderen Szenen zuvor.

Am Ende dieser knapp 160 Seiten hängen die Gedanken immer noch im Roman und die Augen öffnen sich weit. Ein erneutes Lesen ist wohl die Krönung des Lesegenusses, denn genau dann werden sich weitere Wortäste finden, die noch tiefere Details ausleuchten und Kleinigkeiten aufsaugen lassen.

„Ein Versprechen von Gegenwart“ aus dem Hause Luchterhand ist ein Roman voller Nachsicht – und um in Clemens Bergers Worten zu sagen: „der in ein Reich der Lust und Verführung führt, auf einen Spielplatz gegen den Alltag, gegen die Wirklichkeit, gegen ihre Geschichten, in dem alles außer Kraft gesetzt war.“

Gefühlsflut – Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes

Ein ganzes halbes Jahr - Liebe - © Sarah Gibb (Illustration)
Ein ganzes halbes Jahr – Liebe – © Sarah Gibb (Illustration)

An einigen Romanen kommt man einfach nicht vorbei. Kennt ihr das? Ihr seht den Roman immer wieder in einer Buchhandlung, auf Facebook postet fast jeder literarische Freund, wie gut der Roman ist und im Internet stolpert man immer wieder über die Abbildung des Covers.

So ging es mir bei diesem Werk von Jojo Moyes. Irgendwann hat es mir einfach „gereicht“ und ich habe mir diesen absoluten Lustkauf gegönnt. Ob ich dies bereut habe? Keineswegs, denn welches Leseabenteuer ich erfahren durfte, kann ich kaum in Worte fassen. Der Roman ist aus meiner Lebensbibliothek nicht mehr wegzudenken und alle die immer noch überlegen, ob sie ihn lesen sollten, kann ich nur dringen raten es zu tun. Aber seid gewarnt…

Es wird tief, hochemotional und Taschentücher müsst ihr unbedingt bereithalten, denn durch die große Gefühlsflut wird kein Auge am Ende trocken bleiben. Es sei denn, ihr habt noch nie bedingungslos geliebt…

Ein ganzes halbes Jahr_Jojo Moyes_Spacer

Vor kurzer Zeit habe ich mich noch dem Roman Das Schicksal ist ein mieser Verräter hingegeben und möchte gleich zu Beginn sagen, dass dieser schon mehr als Tiefgang hatte und wer ihn mag, kann und darf sich Ein ganzes halbes Jahr nicht entgehen lassen.

Für empfindliche Gemüter ist ein wenig Vorsicht geboten, denn gerade zu Beginn ist es heftig, den im Prolog passierenden Unfall zu akzeptieren. Unfälle können Leben verändern und ich weiß genau, wie sich dies anfühlt. Das kräftige Hinunterschlucken des Kloßes im Hals beginnt recht schnell.

Lernen wir Will zu Beginn als lebensfrohen jungen hübschen und erfolgreichen Mann kennen, verändert sich diese Bild ganz heftig und abrupt. Will verwandelt sich von heute auf morgen vom Senkrechtstarter zum kompletten Gegenteil und seine Empfindungen können absolut nachvollzogen werden. Ein Schicksalsschlag der auch seine nicht ganz intakte Familie völlig aus der Bahn wirft.

Ein ganzes halbes Jahr - Emotionen pur

Louisa Clark, kurz Lou, wird ebenfalls aus der Bahn geworfen, allerdings ist dies nicht mit Will zu vergleichen. Sie verliert ihren Job und muss sich zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Begriff arbeitssuchend auseinander setzen. Doch diese Arbeitslosigkeit ist familienübergreifend, denn ihre Eltern sind finanziell von ihr abhängig. Ihre Schwester Treen mit ihrem kleinen Sohn Thomas wohnt ebenfalls noch zuhause und trägt nichts zur finanziellen Unterstützung bei. Zudem hat Lou zu ihrer Schwester nicht das beste Verhältnis, da diese jünger und schon immer besser als sie selbst war. Ein Zickenkrieg und eine Art Wettrennen steht untereinander einfach immer auf der Tagesordnung.

Als alle Jobstricke reißen nimmt Lou die Stelle bei Familie Traynor an. Ihr Sohn Will muss betreut und unterhalten werden und zwar für genau 6 Monate. Eine Herausforderung die Lou, die gern wieder in einem Café arbeiten würde, nicht wirklich annehmen möchte, doch die sehr gute Bezahlung lockt. Ihr bleibt im Anbetracht der Familie die sie mit zu versorgen hat, auch keine andere Wahl als ein ganzes halbes Jahr Will zu betreuen.

Ein ganzes halbes Jahr - ein vielsagendes außergewöhnliches Tattoo
Ein ganzes halbes Jahr – ein vielsagendes außergewöhnliches Tattoo

Die erste Begegnung der zwei Hauptprotagonisten verläuft kühl, Will ist voller Hass und er möchte nur seine Ruhe und eigentlich möchte er sein Leben so schnell wie möglich beenden. Seit dem Unfall ist er gelähmt und fast vollständig von anderen Menschen abhängig. Keine Entscheidung kann er mehr treffen, der lebensfrohe Abenteuerfreak möchte dieses neue Leben nicht leben und lässt vor allem auch Lou spüren, wie ernst er es meint. Will ist abweisend, zynisch und möchte Lou loswerden.

Lou steht kurz davor das Handtuch zu werfen, denn das tägliche Zusammensein mit dem dauernd schlecht gelaunten Will und seinen Anordnungen sind nicht wirklich ertragbar. Doch dies kann sie ihrer Familie nicht antun. Ihr Freund Patrick beginnt sich ebenfalls mehr und mehr zu verändern und kann ohne seinen Sport nicht leben. Dieser wird immer mehr zu seinem Lebensschwerpunkt. Lou ist eher der nette Entspannungsbonus für ihn, den er dann beansprucht, wenn ihm danach ist und das wird immer seltener und ihr Zusammensein immer oberflächlicher.

Ein ganzes halbes Jahr_Jojo Moyes_SpacerLou fühlt sich im Hause Traynor unwohl, was auch an Wills unfreundlicher Mutter und ihrem Vater, der lieber in einer anderen Familie wäre, liegt. Als Lou allerdings ein Gespräch belauscht, was wirklich nicht für ihre Ohren angedacht war, gibt es in ihr einen Knack und sie stellt sich ans Lebensruderrad und gibt ihr bestmögliches. Was sie nicht weiß: sie selbst ist wohl die einzige Chance die es noch gibt…

Was Jojo Moyes für ihre Leser bereit hält ist eine Geschichte die sehr an die Realität verknüpft, regelrecht mit ihr verankert ist. Es fehlen die Worte um gleich nach dem Lesen dieses Werkes, was einen Platz ganz weit vorn im Regal meiner Lebensbibliothek bekommen wird, darüber zu reden oder zu schreiben. Ein tiefes Durchatmen und Tränen wegwischen sind die ersten zwei Schritte nach dieser Liebesgeschichte der anderen Art. An keinem Leser wird dieser Roman ohne gewisse Spuren zu hinterlassen, vorbei gehen. Und genau das wollen wir Leser doch – die Spuren der Romane in uns tragen und immer wieder daran erinnern.

Ein ganzes halbes Jahr - bedeutende, besondere Geschenke
Ein ganzes halbes Jahr – bedeutende, besondere Geschenke

Dieser Roman greift so unterschiedliche Problemfelder auf, welche so grandios beschrieben und gewandelt werden, dass ich dafür kaum Worte finde. Größtenteils ist der Roman aus Lous Perspektive erzählt, was für diese unglaubliche Nähe sorgt. Ich mag Lou mit ihrem andersartigen Modegeschmack und ihrer positiven humorvollen Art. Aber auch die anderen Charaktere kommen zu Wort, genau dann wenn man nicht damit rechnet und auch wirklich nur selten und kurz, so dass diese bestimmten Zeilen zielsicher ins Herz treffen und wichtige Wegpunkte setzen. An diesen Wegpunkten rückt der Zusammenhalt der Familie in ein ganz anderes Licht und bisherige Tagesordnungen ändern sich von jetzt auf gleich.

Ein ganzes halbes Jahr_Jojo Moyes_Spacer

Die knapp 520 Seiten lesen sich wirklich in einem Stück weg, da der Leser regelrecht in die Familie integriert wird und einen festen Platz bekommt. Moyes schreibt so unglaublich nah, dass Lou und Will einem sofort fehlen, nicht erst am Ende. Die Erlebnisse der beiden Protagonisten sind so prägend und so fantastisch andersartig und besonders, regelrecht magisch. Der Besuch im Tattoostudio, die gemeinsame Zeit überhaupt oder das ganz andere modische Geburtstaggeschenk was mitten ins Herz trifft, da Will einfach mit offenen Augen durch sein neues Leben geht, obwohl er es hasst. Will würde alles tun, um Lou glücklich zu machen…

Ein ganzes halbes Jahr - Tee heilt fast alle Wunden
Ein ganzes halbes Jahr – Tee heilt fast alle Wunden

Die Bilderfluten sind so enorm und mein Gedankenkarussell hat sich so heftig gedreht, dass es schwer für mich war, im Sitz zu bleiben.

Das Verständnis ist im Roman der wichtige Faktor und auch im realen Leben ist es der Punkt der Punkte. Kein leichter Punkt, denn jeder von uns hat schon Schicksalsschläge hinnehmen müssen oder Entscheidungen ertragen müssen, wo er einfach nur ganz laut geschrien hätte und davon gelaufen wäre. Oder?

Dieser NEIN-Schrei muss einfach raus. Diese Welle des Untragbaren löst im Gegenüber einen unsagbaren Stress aus und einen Zusammenfall des bisherigen Lebens. Worte, Entscheidungen und Unfälle – ob beinflussbar oder nicht, können ganze Zukunftspläne über den Haufen werfen und Mauern aufstellen, wo noch keine waren. Es macht mich schier wahnsinnig Situation zu erleben, an denen man nichts mehr ändern kann und das nie, nie wieder. Innerlicher Zusammenbruch und Stress pur, der mich auffrisst und kaum Raum für Entspannungsminuten lässt.

Ein ganzes halbes Jahr - Jojo Moyes © by Phyllis Christopher
Ein ganzes halbes Jahr – Jojo Moyes © by Phyllis Christopher

Ich selbst habe mich oft als Lou gesehen, da wir einiges gemeinsam haben und sie genauso gehandelt hat, wie ich es getan hätte und doch musste ich feststellen, dass sie etwas mutiger ist. Akzeptanz heißt das Zauberwort, in bestimmten Situationen das härteste was es wohl gibt. Lou ist für mich bewundernswert mit ihren 26 Jahren, einfach stark und gern hätte sie zur Freundin. Ich ziehe den Hut vor ihr und bin durch und durch beeindruckt und sage ihr dies jetzt persönlich, denn gedanklich bin ich neben ihr im Café in Paris.

Jeder der liebt und das bedingungslos, wird in diesem Roman weinen müssen und eine ganz dicke Träne hat sich auf Seite 518 in die Seiten gesogen, als ich Seite 519 las.

Ein ganzes halbes Jahr_Jojo Moyes_Spacer

Auch nach diesen Zeilen hier verschwimmt mein Blick und ich muss tief einatmen und versuchen wieder klar zu sehen.

DANKE an Jojo Moyes für Lou und Will und ihre Geschichte!

P.S. Vergesst nicht die obligatorische Tasse Tee beim Lesen, denn in Lous Familie gibt es angeblich nichts, was nicht durch eine Tasse Tee besser wurde.

„Madame Jakublonskis Monstrositäten-Cabinet“ – Vorhang auf bei Literatwo

51sIWNKFVmL._SY344_BO1,204,203,200_Wir lieben unsere literarischen Zeitreisen und lassen uns immer wieder gerne von Autoren in längst vergangene Epochen entführen. Wir lieben es, zu fühlen, zu erleben, zu ertasten und letztlich auch zu erkennen, warum bestimmte Geschichten sich nur zu bestimmten Zeiten ereignen konnten. Wir möchten dabei sein… mit Haut und Haaren… mit voller Leidenschaft.

Das Jahr 1913 mit seinem Sommer des Jahrhunderts haben wir tief in unsere Herzen geschlossen und die Einladung des Dresdner Buchverlages, uns gemeinsam mit dem Schriftsteller Michael Braun in das Jahr 1923 zu begeben, war einfach zu verlockend. Was hat sich wohl in 10 Jahren verändert, wie hatte man den Ersten Weltkrieg überstanden und was würde uns in Dresden erwarten? Die Freude war riesig, als wir endlich den Hauch eines neuen Jahres erfühlen durften, auch wenn es aus heutiger Sicht schon 90 ist.

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