Schlagwort: Aufbau Verlag

Realitätsgewitter

Realitätsgewitter ~ Julia Zange

Abgedrehter konnte das Realitätsgewitter zu Silvester wohl nicht sein. Okay, so krass wie Protagonistin Marla bin ich nicht, denn mein Vorsatz lautet nicht, meine Eltern ignorieren, aber ich lese gern krass und es ist immer wieder abgefahren, wenn sich der Zeitraum im Buch mit dem Zeitraum der Realität gleicht. Zumindest geht es mir so und aus diesem Grund habe ich die 152 Seiten wohl auch recht schnell inhaliert. Angestachelt hat mich zudem eine Leserin, die den Roman zu ihrem Flop 2016 zählt.

Nun hat sich das Realitätsgewitter ein wenig gelegt und ich habe Marla in Berlin zurück gelassen. Wie es ihr geht? Keine Ahnung, denn das erfahren wir Leser am Ende nicht wirklich. Ich hoffe aber, dass es ihr gut geht und sie endlich einen Stamm gefunden hat, an den sie sich lehnen kann.

Einsamkeit in Gesellschaft

Marla ist einsam und merkt es nicht. Sie treibt durch Menschenmassen, ist immer umgeben von vielen Leuten, sie ist online, sie treibt sich auf angesagten und weniger angesagten Partys herum und versucht aufzufallen, mitzumischen, sich einzubringen. Was bleibt ist die allumfassende Einsamkeit, die regelrecht aus den Buchseiten herausgeströmt kommt. Marla hat sich selbst noch nicht gefunden. Eher sucht sie andere, die ihren Tag beleben, egal wie. Ob mit tanzen, oberflächlichen Gesprächen, Sex oder gar der ein oder anderen Droge. Wobei sie bei letzterem standhaft bleibt, denn zuviel Elend treibt schon um sie herum auf dem See der Gesellschaft.

Marla will einfach nur geliebt werden. Und sie braucht Geld, denn im Geld ausgeben ist sie wirklich gut. Ihr unorganisiertes Chaos-Leben will finanziert sein und bisher hat sich das Portemonnaie des Elternhauses immer geöffnet. Wenn es nicht mehr auf geht, muss ein Job her. Der findet sich bei einem Modemagazin. Wer sich allerdings nicht findet, ist Marla.

Realitätsgewitter ~ Julia Zange

Letztendlich trifft Marla doch auf ihre Eltern und die Situation eskaliert und Marla flüchtet auf Sylt. Von der Mutter als Prostituierte bezeichnet zu werden, bringt das eigene Lebensseil ganz schön ins Schwingen.

Schwarz und gelb

Schwarz und gelb, wie die Augen einer Katze, ist das Realitätsgewitter. Marla will nur Liebe und gekuschelt werden, wie eine Katze. Sie sucht Geborgenheit und Wärme, sicheren Schutz vor der lauten Welt. Die Traurigkeit umspannt sie und Julia Zange stellt uns eine Protagonistin an die Seite, die immer mehr bricht und bricht und letztendlich ganz unten liegt. Und die Welt? Unsere Welt? Die tobt ohne kurz innezuhalten weiter und weiter und ist dabei brandaktuell. Großstadt, Anschläge, Merkel, Emoji Lindt Schokolade, Brexit und unsere Sprache die immer mehr gemischt wird. Wir beginnen den Satz in Deutsch und beenden ihn mit Englisch und dabei vergessen wir ab und an die Tiefe.

Realitätsgewitter hat mir gezeigt, was ich im letzten Jahr wieder und wieder erkennen durfte. Sei kein sozialer Schmetterling, sondern lebe vor allem für dich und die Menschen, die zu schätzen wissen, dass es dich gibt. Sonst wir die Welt zu groß.

Realitätsgewitter ~ Julia Zange

Flop oder Top – weder noch, kann ich sagen. Anfangs suchte ich Provokation im Buch, doch ich fand Marla. Dennoch kenne ich Marla nicht wirklich, ihre Mitmenschen allerdings überhaupt nicht. Der Roman ist wie Marlas Leben. Wild, schnell, einsam, aber auch zäh und nie wirklich richtig tief, denn dafür fehlt einfach die Ruhe, die sich eine Katze längst genommen hätte.

Wer das Realitätsgewitter erlesen hat, wird ein wenig anders denken. Die Welt von der anderen Seite beleuchten, sich selbst neue Fragen stellen und sogar lernen, den Regen- oder Sonnenschirm im richtigen Moment zu öffnen. Also schalt einfach mal das Handy mit allen sozialen Verlockungen aus und begebe dich ins Leben.

Hin und wieder musste ich beim Lesen an Ronja von Rönne mit ihrem Buch Wir kommen denken. Außerdem liebe ich das Wort Realitätsgewitter!

Eure
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Wir kommen ~ Ronja von Rönne

Wir kommen ~ Ronja von Rönne
Wir kommen ~ Ronja von Rönne

Wir kommen (Aufbau Verlag) von Ronja von Rönne – ich habe da ein Foto vom Buch gesehen und dort eins und dort mal einen Kommentar und dort ein Freudenschrei der Vorfreude. Und ich? Wurde neugierig. Erst habe ich gedacht: „Das Cover macht neugierig – gepaart mit dem Titel“ – habe aber nicht weiter geschaut. Dann dachte ich: „Der Autorenname zieht Kreise – wer ist diese Ronja?“ – ich habe einen zweiten Blick geworfen. Und dann dachte ich: „Oh der Postmann.“ – und halte das Buch in der Hand.

So ist manchmal das Leserleben eben. Und dann? Hab ich mich kaum bremsen können mit dem Loslesen. Hab das Buch wahllos aufgeschlagen und mal hier und mal dort einen Satz gelesen – nein, eher konsumiert. Keine Ahnung was in mich gefahren ist, an dem Tag. Sowas hab ich nie vorher gemacht. Scheinbar hat mich Ronjas „Art“ dazu animiert. Ich folge ihr auf Instagram und habe mir ihre Bilder und vor allem ihre Worte unter den Bildern angesehen – studiert. Sie schreibt anders, sie ist anders, sie ist speziell und vielleicht doch ganz normal.

Ich suche guten Stoff – anderen Buchstoff. Ich lese gern extrem, ich lese gerne außergewöhnliche Texte. Gern provozierend. Stellenweise musste ich an Tu dir weh denken – ein Roman, der mich fasziniert hat und ein wenig hat mich die Schreibe von Ronja von Rönne an die Schreibe von erinnert. Ja…irgendwie schon.

„Mein Zimmer ist sehr ordentlich. Ich habe probeweise meinen Stiftebecher zu Boden gestoßen, um zu sehen, ob ich Lust auf Aufräumen habe. Habe ich nicht.“ (Seite 13)

Wir kommen ~ Ronja von Rönne
Wir kommen ~ Ronja von Rönne

Wir kommen – geht es um Sex?

Wir kommen – auf in ein anderes, ein neues Leben?

Wir kommen – der Vergangenheit entgegen?

Wir kommen – eine Mischung aus Leben, Sex, Zukunft, Vergangenheit und noch so viel mehr.

Wir kommen – ich bin schnell in Ronjas Debütroman angekommen. Es war leicht, den ersten Schritt zwischen ihren Worten zu machen und dann weiter zu laufen. Nora lebt. Maja ist tot. Ihre Freundin soll es angeblich nicht mehr geben. Im Brief der vor ihr liegt, steht das Wort Beerdigung. Das kann nicht sein. Los Maja, komm her, lass uns an die guten alten Kindheitstage zurück denken und Spaß haben, Blödsinn machen.

Wir kommen – am Meer an. Noras Panikattacken bleiben, aber sie ist am Meer. Die 390 Gramm (eine Schildkröte) sind mit und auch Karl, der Schreibende, Leonie, die Essgestörte, ihre Tochter Emma-Lou und Jonas, der Depressive. 4 Erwachsene – 4 Charaktere und doch ein gemeinsames Leben ohne Tabus. Alle dürfen alles. Alle flüchten gemeinsam, alle rennen ins Zukunftslicht, alle werden vom Vergangenheitsschatten berührt und alle sind nicht immer ALLE.

Wir kommen…

„Jeder Unglückliche denkt, er sei der Einzige auf der Welt, dem es so schlecht geht, und jeder Unglückliche weiß, dass das nicht stimmt und trotzdem stimmt.“ (Seite 80)

Ronja von Rönne schmeißt uns entzündliche Worte entgegen. Sie schreibt auf 205 Seiten – heißen Seiten – über gefährliche Lebens-Seiten. Entzündlicher Stoff – legt die Streichhölzer nicht in die Nähe des Romans – der Funken wird anders auf euch überspringen. Seitenbrandgefahr.

Wir kommen ~ Ronja von Rönne
Wir kommen ~ Ronja von Rönne

Von Rönne schreibt über die Wichtigkeit von Träumen, die nicht aufhören dürfen zu existieren, wenn sie Realität geworden sind, über offene Beziehungen, die nur eine Rettung für etwas sind, was nicht mehr gerettet werden will, über die Freude beim Streiten, weil streiten ein Verb ist, und bei Verben passiert etwas, ohne Verben bleiben nur Adjektive, schnöde, langweilige, redundante Adjektive und sie schreibt über vier Egoisten, die sich vor lauter Angst aneinanderklammerten, obwohl sie sich eigentlich hassten und über noch viel mehr…

Ihr Roman ist dunkel, voller Schmerz, voller Depressionen und dann auch noch voll mit trockenem Humor und Sätzen, an denen man total hängen bleibt. Protagonisten die wie alte Möbel allerhand Kratzspuren haben. Mangelnde Liebe und fehlende Geborgenheit sind die Namen der Narben die sie zeichnen und das Gefühl immer ein Rad und nie der Motor zu sein, ist dauerhaft. Die Handelnden haben sich selbst in den Nebel der Blindheit gehüllt. Absurde Situationen kommen als Sahnehäubchen dazu und natürlich findet sich im Roman nicht nur Gegenwart, sondern auch Vergangenheit. Ein stetig voller werdendes Tagebuch ist dabei und etwas Zukunft irgendwie auch.

Ronja von Rönne provoziert, unterhält und lässt den Leser am Ende mit einem Knall zurück. So gehört sich das. Danke! Aber Ronja von Rönne treibt nicht nur voran, sondern macht auch Pausen, bei denen man als Leser auch abhanden kommen kann, wenn man es nicht schaffen will. Nicht nur die Charaktere stehen vor Lebensweichen – Leser stehen vor Leseweichen.

Verunsichert? Neugierig? Ich kann es euch nicht verübeln. Ich würde diese Autorin, die ich jetzt einfach als „anders“ bezeichne, da ich denke, Ronja kommt mit dem Wort zurecht und auch mit der Tatsache, dass ich sie hier einfach duze, gern mal live erleben und verpasse leider die Gelegenheit sie in der Buchhandlung Findus in Tharandt am 16. März zu treffen. Dennoch darf ich eine erste „Wortberührung“ auf Instagram mit ihr verzeichnen.

Gehört und gesehen habe ich sie dennoch schon und zwar in drei verschiedenen Videos, die in mir Fragen aufrufen. Ronja von Rönne ungeschminkt und ehrlich? Lesend! Oder/und doch maskiert und in einer Rolle?  (ab Minute 2:44)

Rebellisch – anders – provozierend – ZÜNDSTOFF!

Nachtrag – 20.03.2016:

Endlich habe ich Ronja doch persönlich treffen können. Zur Lesung nach Tharandt hatte es am 16.03.2016 nur mein Buch geschafft, welches Ronja signierte. Ich bin schon gespannt, denn ich bekomme es erst in den nächsten Tagen zurück. Die spontante Begegnung kam für mich sehr überraschend und ich freute mich, dass Ronja wusste, wer ich bin und auch diesen Artikel hier gelesen hat. Eine runde Sache – ein schöner literarischer Kreis. Danke Ronja für deine Worte.

Ronja von
Wir kommen ~ Ronja von Rönne

Eure
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Lady Africa: Die Frau, die den Himmel bezwang

Lady Africa ~ Paula McLain
Lady Africa ~ Paula McLain

„Du würdest nicht frei sein wollen, einfach für dich allein?

Um was zu tun?

Zu leben, denke ich. Deine eigenen Entscheidungen zu treffen oder auch Fehler zu machen, ohne dass dir irgendjemand vorschreibt, was du zu tun und zu lassen hast.“ (S. 163)

Dies sind für mich die wohl eindrücklichsten Worte der Helding Beryl Markham aus Paula McLains Roman „Lady Africa“. Es sind die Worte einer äußerst mutigen Frau, die trotz vieler Widrigkeiten, Schicksalsschläge, gescheiterten Ehen, sich nicht selbst verloren hat, die für sich und ihre Freiheit gekämpft hat.

Beryl Markham war mir bis zum Lesen des Romans kein Begriff, doch sie ist keine fiktive Romanfigur, sondern eine real existierende Person. 1936 überflog sie als erster Mensch non stop den Atlantik von England aus. Allein diese Tatsache spricht für ihre starke Persönlichkeit. Taucht man dann jedoch ein in den Roman von McLain lernt man eine äußerst facettenreiche und bewundernswerte Frau kennen. Aufgewachsen in Kenia lernt Beryl früh sich in einer Männerwelt zu behaupten. Ob sie als kleines Mädchen zusammen mit den Kipsigis-Jungen jagen geht oder später als erste weibliche Pferdetrainerin arbeitet, stets überschreitet sie eine bis dahin unsichtbare Grenze, doch nicht um zu beweisen, wie großartig sie ist, sondern einfach um frei ihre Entscheidungen zu treffen.

„Die Kunst bestand darin, die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen, und zwar voll und ganz, ohne Wiederstand oder Angst oder den Versuch, sie zu fest zu packen oder zu verbiegen.“ (S. 417)

Lady Africa ~ Paula McLain
Lady Africa ~ Paula McLain

Und Beryl packt das Leben an. Immer wieder findet sie aus schier ausweglosen Situationen heraus und auch wenn sie sich vermeintlich verloren hat, findet sie dennoch immer wieder zu sich selbst zurück.

Lady Africa (Aufbau Verlag) beschreibt das Leben einer Frau, die sich stets treu blieb, die sich nicht verbiegen ließ weder für Geld, Macht und auch nicht für die Liebe. Paula McLain ist ein eindrucksvolles Portrait einer emanzipierten Frau gelungen. Vor der atemberaubenden Kulisse Afrikas zeichnet sie in satten Farben voller Poesie das Leben dieser furchtlosen Entdeckerin, die trotz ihrer Erfolge eine Bescheidenheit zeigte, die mehr als bewundernswert ist.

Ja, vielleicht konnte nur eine Frau wie sie als erste den Himmel in einem Flugzeug bezwingen. Wer aber denkt, dieser Roman drehe sich hauptsächlich um ihren Flug, den muss ich enttäuschen. Lediglich die letzten Seiten behandeln diesen unsterblichen Rekord. Doch dies stellt für die Dramaturgie des Romans kein Hindernis da, ganz im Gegenteil. Beryl Markhams Leben wäre auch ohne Rekordflug mehr als lesenswert. Die 440 Seiten schmelzen während des Lesens nur so dahin, so gebannt ist man als Leser von Beryls Erlebnissen.

„Ich hatte Angst…ich habe mich bloß nie davon aufhalten lassen.“ (S. 435)

Auf einer der letzten Seiten finden sich diese Worte, die ganz klar noch einmal die Persönlichkeit dieser großartigen Frau aufzeigen. Der Rekordflug war mir persönlich egal, für mich sind diese Worte unsterblich.

Euer Lesebienchenliteratwo_banner

Madame Hemingway ~ Paula McLain

Madame Hemingway ~ Paula McLain
Madame Hemingway ~ Paula McLain

Lebendig.

Paula McLain schreibt einfach authentisch! Warum ich dies sagen kann, obwohl ich Hemingway leider nicht persönlich kenne? Man nehme sich nach diesem Buch einfach seinen Roman Paris, ein Fest fürs Leben (rowohlt) zur Hand. In diesem trifft man viele Bekannte aus Madame Hemingway (Aufbau Verlag) wieder und erlebt ihn genauso, wie im genannten Buch. Sein Handeln, sein Denken, seine Art – diesmal aus einer anderen Sicht. Paula McLain beschreibt Hemingway genau wie er sich selbst beschreiben, sich selbst sehen und wahrnehmen würde.

Ein Buch das Literatwo begeistert hat!

Diese Worte verfasste ich vor knapp 5 Jahren. So lange ist es her, als ich gemeinsam mit Arndt in diesem Werk tauchte. Gemeinsam befanden wir uns zwischen den Seiten, gemeinsam tauschten wir uns aus und dieses Gemeinsame bildete die Grundlage für Arndts Worte über „Madame Hemingway“, die ich euch heute und hier nicht vorenthalten möchte:

Madame Hemingway (im Original “The Paris Wife”) von Paula McLain ist ein herausragend recherchierter Roman, der die Anfänge des Schriftstellers Ernest Hemingway aus der Sicht von Hadley Richardson schildert.

Sie war die erste Frau an seiner Seite – sie lebte mit ihm in einer Zeit, in der er mit allen Mitteln versuchte, sein erstes Buch zu schreiben – sie war die Frau, die erkennen musste, dass mit zunehmender Popularität immer mehr schillernde Persönlichkeiten des Pariser Lebens an die Seite ihres Mannes drängten – sie war es, die erkennen musste, dass sie dem Bild der intellektuellen Ehefrau eines angehenden Weltstars nicht entsprach – sie war die Frau, die Ernests erstem Sohn das Licht der Welt schenkte – sie war die Frau, der es nicht gelang, ein Genie dauerhaft zu domestizieren.

Und letztlich war es Hadley Richardson, die erkennen musste, dass eine gute Freundin der Familie alle Grenzen überschritten hatte, die überhaupt denkbar waren. Pauline Pfeiffer, ihre attraktive Nebenbuhlerin, verstrickte Ernest Hemingway in eine tragische “ménage à trois”, eine Dreiecksbeziehung, bei der die Verliererin von Anfang an feststand: Hadley Richardson.

Madame Hemingway ~ Paula McLain
Madame Hemingway ~ Paula McLain

Paula McLain lässt das Paris der turbulenten Zwanziger Jahre lebendig werden und brilliert sprachlich und in der Konstruktion des Romans. Natürlich schreibt sie fiktiv, sie erfindet neu, sie gestaltet Dialoge, sie verdichtet Atmosphäre. Hierbei bleibt sie jedoch so nah an der recherchierten Geschichte, wie man es sich als Leser nur wünschen kann. Die berühmten Persönlichkeiten aus dem Umfeld der Hemingways, die Verzweiflung des angehenden Autors und der Kampf einer Frau auf verlorenem Boden werden hier greifbar und packend erzählt.

Ganz nebenbei lässt Paula McLain in uns den Wunsch erwachen, auch nur ein einziges mal in unserem Leben jenen legendären Buchladen in Paris zu betreten, deren Besitzerin damals dem jungen Ernest Hemingway den Zugang zu den Klassikern der Weltliteratur öffnete.

“Shakespeare & Company“ – eine eigenständige und doch immer noch lebendige Legende!

“Madame Hemingway” ist ein Buch, das man lesen kann, ohne jemals zuvor einen einzigen Hemingway in der Hand gehabt zu haben – ein Buch, das man lesen sollte, wenn man jemals einen Hemingway sein eigen nennen durfte – ein Buch, das man lesen muss, wenn man die Geschichte einer einzigartigen Liebe lesen möchte.

Und damit nicht genug, denn ich möchte euch zu Arndts Worten noch ein paar Zitate auf die Wörterzunge legen, damit euch das Literaturwasser im Mund noch mehr zusammen läuft. Außerdem findet ihr auf dem nachfolgenden Bild einen Gruß, der mir eine große Gänsehaut auf dem ganzen Körper bescherte.

Es gab in letzter Zeit viele Gespräche über Hemingway, ich schrieb über Hemingway und als ich mir „Madame Hemingway“ zur Hand nahm und öffnete, um zu sehen, welche Worte ich damals markierte, fiel mir der Zettel, welchen ich damals als Lesezeichen verwendete und im Buch zurück lies, in die Hand. Ein Zettel mit Worten von der „kleinen Omi“ – ein Zeichen?

Madame Hemingway ~ Paula McLain
Madame Hemingway ~ Paula McLain

Lebenserinnerungen – als meine Augen die Worte streiften, gab es sie noch – jetzt wohnt sie im Herzen und ein Stück im Buch.

Bald werde ich wieder gemeinsam mit Arndt in einem Hemingway-Buch tauchen und schon heute möchten wir euch den Roman Als Hemingway mich liebte (Hoffmann & Campe) von Naomi Wood ans Herz legen, welcher im März erscheinen wird. Er wird unseren Hemingway-Leseweg erweitern und wir werden euch davon erzählen.

Wer lieber Taschenbücher mag, muss nicht mehr warten – Madame Hemingway und Paris, ein Fest fürs Lesen – sind bereits in diesem Format erschienen.

Zitate:

„Er wollte alles, was man nur haben konnte, und noch viel mehr.“ (Seite 143)

„“Nicht das Schreiben macht mich einsam, sondern die Tatsache, dass du dann immer fort bist.““ (Seite 180)

„“Glück ist so wahnsinnig kompliziert, Freiheit dagegen gar nicht. Entweder man ist gefesselt, oder man ist es nicht.““ (Seite 250)

„Wahrhaft frei war man nur, wenn man wusste, wo die Mauern sich befanden, und sie pflegte. Wir konnten uns auf die Mauern stützen, weil sie existierten; sie existierten, weil wir uns auf sie stützten.“ (Seite 409)

Eure
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Madame Picasso ~ Anne Girard

Madame Picasso ~
Madame Picasso ~Anne Girard

Picasso – eine Liebe

Ich (Lesebienchen) gebe zu, ich bin eigentlich kein Leser, der nach Buchtitel auswählt. Tolle Cover wecken mein Interesse und natürlich der ein oder andere berühmte Autorenname, doch ein Titel hat mich bisher noch nie dazu bewogen, ein Buch sofort lesen zu wollen.

Und dann eines Abends am Telefon hörte ich die Frage: „Möchtest du das BuchMadame Picasso lesen?“

Ohne den Autor zu kennen oder das Cover zu sehen, entschied ich mich sofort, das Buch zu lesen, denn ein Name im Titel barg eine ungemeine Anziehungskraft in sich: Picasso.

Seit jeher interessiert mich dieser Ausnahmekünstler und zwar nicht, weil ich mich mit seiner kubistischen Malweise so sehr identifizieren könnte, sondern gerade weil sie mir sehr fremd ist. Ich bin Realistin und hab es gern, wenn ein Baum auch nach Baum aussieht und dennoch fasziniert mich dieser abstrakte Ansatz, die Wirklichkeit darzustellen. Keine Frage also, das Buch musste ich lesen, um mehr zu erfahren über den Maler, sein Leben und seine zwei Leidenschaften: die Malerei und die Liebe.

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Lauras Verschwinden im Schnee ~ Pasi Ilmari Jääskeläinen

Lauras Verschwinden im Schnee
Lauras Verschwinden im Schnee ~ Pasi Ilmari Jääskeläinen

Ganz eindeutig ist hier das Cover und das Wortspiel auf der Rückseite des Romans schuld, dass ich diesen Roman gelesen, überhaupt danach gegriffen habe. Der Titel verspricht bereits eine Menge Spannung und „Ein Spiel um Lesen und Tod“ ebenso. Ich mag den Schnee auf dem Cover und mit dem Roman kurz vor den Weihnachtsfeiertagen zu beginnen, war genau richtig. Das mich allerdings so ein gewaltiges und mystisches Werk erwartet und mich so zurücklässt, wie es mich eben zurückgelassen hat, hätte ich nie gedacht. Aber mal von vorn…

Ella ist 26 Jahre jung und ist zurück im finnischen Heimatdorf namens Hasenhausen. Als Vertretungslehrerin ist sie verwirrt, als sie über ein falsches Ende in einem Klassiker stolpert. Hilfe sucht sie bei einer Bibliothekarin. Aus der sich versprochenen Hilfe werden noch mehr Merkwürdigkeiten und statt eines klaren Lebens, tauchen immer mehr Nebelschwaden auf. Sie wird als 10. Mitglied in der Literarischen Gesellschaft aufgenommen, doch sie lernt die berühmte Autorin Laura Hermelin nur kurz kennen, denn sie verschwindet einfach so im Schnee. Spurlos…

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[Kalabrien] „Zwischen zwei Meeren“ ~ Carmine Abate

Literatwo: "Zwischen zwei Meeren" ~ Carmine Abate
Literatwo: „Zwischen zwei Meeren“ ~ Carmine Abate

Wollt ihr mit uns nach Kalabrien kommen?

Wenn es in Deutschland so langsam in Richtung kalte Jahreszeiten geht, lesen wir uns gern in den Sommer zurück. Lesebienchen und ich sind lesend nach Kalabrien gereist. Autor Carmine Abate hat uns in eine Welt Zwischen zwei Meeren (Aufbau Verlag) geführt und verzaubert. Setzt euch zu uns ans literatwoische Lagerfeuer und träumt mit uns mit…

Lesebienchen fragt ~ Binea antwortet

Ich liebe Abates Romane, weil man sie nicht nur lesen, sondern auch riechen, schmecken und fühlen kann. Wie siehst du das?

Ohja – vor allem riechen, schmecken und fühlen, wohl wahr. Das Salz der Meere habe ich auf den Lippen geschmeckt, ich habe die aromatische und sonnenverwöhnte Luft eingeatmet und die Sonne Kalabriens auf meiner Haut gespürt. Ich glaube nach dem Beenden des Romans habe ich ausgesehen, als ob ich im Urlaub war.

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[Gier] „Die Gierigen“ ~ Karine Tuil

Literatwo: Die Gierigen ~ Karine Tuil
Literatwo: Die Gierigen ~ Karine Tuil

Gierig, gieriger und noch viel mehr…

Wenn dir viele positive Pressestimmen aus dem Land, in dem auch die Autorin lebt und schreibt, um die Leseohren gehauen werden, kannst du nicht anders, du MUSST den Roman lesen.

Wenn du dann in einem Roman versinkst und der Inhalt in dir haften bleibt wie der Kaugummi an der Fußsohle, dann MUSST du das Werk einfach weiter empfehlen.

Sam Tahar ist Anwalt, er ist Jude, er ist der Mann von Ruth Berg, der Tochter des berühmt berüchtigten Rahm Berg, er führt eine glückliche Ehe und er ist Vater von zwei Kindern. Klingt nach einem angenehmen Leben, doch der Blick hinter die schön gestrichene Lebensfassade zeigt, dass Samir nicht der Samir ist, der er zu glauben scheint, der er lebenslang gern gewesen wäre.

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