Es war soweit, das Live-Event von RTL, Bastei Lübbe und Thalia begann. Freitag, 27. September 2013, 19 Uhr – die Tore des „Kurländer Palais“ öffneten sich. Die Location erstrahlte in neuer Pracht, der Abend konnte nur gewaltig werden.
Bereits kurz nach unserem Eintreffen, wurden wir, Cornelia Fiedler (Chefin vom Kinder- und Jugendbuch im Thalia Haus des Buches Dresden), Susann Haase (ehemalige Auszubildende im Thalia) und Jungautorin Josefine Gottwald mit einem Begrüßungssekt empfangen. Das Ambiente des Palais begeisterte uns sofort und eine bessere Location für ein solches Event, hätte es nicht geben können. Sagenhaft. Auch wenn Dan Brown selbst nicht anwesend war, er hätte diese Atmosphäre sicher sehr genossen.
Genau wie Arndt. Meine literarische Hälfte hat natürlich gefehlt, denn mit Arndt wäre dieser Abend noch grandioser geworden und er hätte ebenso gefühlt wie ich. Gedanklich war er natürlich dabei und sein Artikel zum Roman ebenso, denn der sorgte wahrlich für große Aufregung bei uns.
Ihr kennt ihn noch nicht? Dann lest hier, warum Arndt den Autor bereits im Titel anspricht: „INFERNO – Zuviel des Guten, Mr. Brown.„ Zudem hat dieser mir geholfen im Vorfeld mit Browns neustem Roman vertraut zu werden, denn selbst habe ich diesen nicht gelesen.
Bis zur Lesung konnten wir uns bereits etwas umsehen und Gespräche mit den Bastei Lübbe Verlagsmenschen führen, zum Beispiel mit Tina Pfeifer (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), die wir Literatwos sonst nur in Frankfurt oder Leipzig treffen.
20 Uhr betrat Moderator Wolfram M. Kons (RTL Punkt 6 & Punkt 9) die Bühne, begrüßte das ca. 70-köpfige Publikum und teilte mit, dass er einfach betrunken ist. Betrunken von der Schönheit der Stadt Dresden und der kitschig vom Sonnenschein illuminierten Frauenkirche. So erhielt er sofort die uneingeschränkte Aufmerksamkeit und eroberte die Herzen Dresdens.
Ein kurzer Videofilm über die Dan Brown PR-Tour in Köln leitete den Abend ein, indem die ersten Hintergründe zum sagenhaften Bestsellerroman „Inferno“ und seinen Autor Dan Brown gegeben worden. Über 1 Million Mal verkaufte sich das brownsche „Geschenk“ bisher und der legendäre Protagonist Robert Langdon, auch als „Held des denkenden Mannes“ betitelt, ist aus der Literaturlandschaft nicht mehr wegzudenken.
Bevor der bekannte RTL-Moderator zum Interview mit Programmleiter und Dan Brown-Entdecker Marco Schneiders überging, erklärte er dem Publikum noch, was eigentlich die Abkürzung RTL bedeutet. „Richtig tolle Literatur“ – war allen klar, oder?
„Illuminati“ lag eigentlich schon auf dem Absagestapel von Marco Schneiders, aber zum Glück hat er einen Tick. Denn ebendiesen Stapel schaut er noch mal durch und die 137 Kapitel auf 500 Seiten haben ihn zum Nachdenken gebracht. Er fand dies irrsinnig und begann zu lesen.
Der erste Satz begeisterte: „Der Physiker Leonardo Vetra roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes.“
Eigentlich werden selten Manuskripte mit Cover eingeschickt und Schneiders würde auch nie ein Buch wegen des Covers kaufen, aber bei Illuminati war alles anders. Das Manuskript hatte ein Cover und dieses hat geblendet. Dan Brown wurde entdeckt und nach „Sakrileg“ war nichts mehr normal, so Schneiders.
Marco Schneiders kennt ihn persönlich und gab uns Einblicke in sein Wesen. Der Autor würde am liebsten nicht mit der Öffentlichkeit zu tun haben und sich voll und ganz seinen Büchern und dem Schreiben widmen. Er ist sehr offen, nett und doch kein PR-Freund, vorsichtig, misstrauisch und auf seine Sicherheit bedacht. Brown interessiert weder positive noch negative Kritik.
Bevor Sascha Rotermund das Publikum mit seiner Stimme begeisterte und aus „Inferno“ las, fragte Moderator Kons in die Runde, wer denn ebenso schreibt. Josefine Gottwald meldete sich und kurzerhand wurde sie interviewt und Marco Schneiders vorgestellt. Vielleicht schreibt die Autorin, welche durch ihre Fantasy-Reihe „Die Krieger des Horns“ bekannt ist, demnächst für Bastei Lübbe.
Der aus dem italienischen Übersetzungsbunker entlassene Axel Merz musste ebenso von Dresden schwärmen, wie Kons und seiner Begeisterung freien Lauf lassen in dem er sagte: „Der Name Elbflorenz trifft den Nagel auf den Kopf.“
Die Spannung wuchs förmlich im Raum, als Merz mit seiner Erzählung begann. Mit einem 3-er Team (2 Übersetzer und ein Lektor) wurde 6 Wochen lang mit Hochdruck an der Übersetzung von „Inferno“ gearbeitet. Gefilzt, ohne Smartphone und ständig überwacht, begann die Arbeit in einem großen Saal, im „Bunker“.
Merz durfte nichts preisgeben, musste einen Vertrag unterschreiben, durfte nicht mit der Außenwelt kommunizieren und mit niemanden reden. Lediglich das WC durfte aufgesucht werden und die Recherche im Internet war an einem Extratisch möglich. Merz schilderte seine Arbeit und verriet so einige witzige Begebenheiten. Wir erfuhren nicht nur, dass das Manuskript in den ersten 4 Wochen noch unvollständig war und keiner der Anwesenden das Ende kannte, sondern auch von einem Alarm am Karpfenteich, der zum Glück glimpflich ausging. Schließlich hätte dieser Alarm auch als Fluchtversuch gedeutet werden können und „Inferno“ hätte nie das Buchlicht in deutscher Sprache erblicken können.
Marco Schneiders scherzte augenzwinkernd über die eingekerkerte Zeit von Merz: „Wir versuchen seitdem diese Methoden und Verträge auf Bastei Lübbe zu übertragen.“
Merz verriet, dass Brown gut übersetzt werden kann, da ihn kurze und einfache Sätze auszeichnen und er selbst seine übersetzten Texte nur 2 bis 3 Mal überarbeiten muss, während Brown selbst seine Sätze 10 mal umschreibt. „Die Lesbarkeit steht im Vordergrund“, so Merz zu seiner Arbeit und doch ist er kritisch und meint in seiner humorvollen Art, dass er mit seiner Übersetzung solange zufrieden ist, bis er sie zum ersten Mal im gedruckten und fertigen Buch liest. Dann findet er sie „Mist“. Auch in „Inferno“ stecken ein zwei Fehler, aber auch diese werden in den weiteren Auflagen immer weniger.
Um die 30 Seiten übersetzte Merz im eingekerkertem Zustand täglich und „Inferno“ verfolgte ihn bis in den Schlaf. Er selbst arbeitete Momentan an der Übersetzung eines Serienkilleromans, aus der Feder eines Autorenneulings. Wir sind gespannt!
Im Film hätte er Robert Langdon lieber in Gestalt von Johnny Depp, statt Tom Hanks gesehen, aber Hanks macht es auch „toll“.
Bei Brown werden einige Leser vielleicht merken, dass er ein Google-Recherche-Autor ist, denn einige Dinge sind zwar gar nicht möglich, aber gut. „Wenn jemand im Louvre die Mona Lisa von der Wand nimmt, danach aus einem Fenster springt und auf einem LKW landet, mit dem er flüchten kann, dann ist das eine tolle Story! Aber versuchen Sie mal, mit einem LKW am Louvre vorbei zu fahren – erst Recht da, wo die Mona Lisa hängt!“, so Schneiders.
Zudem zitierte er Kurt Tucholsky mit “Umwege erweitern die Ortskenntnis”. Ein „NEIN“ würde der deutsche Brown-Entdecker dem Autor nie erteilen, aber man könnte ja ändern, denn der Autor würde es ja nicht merken. Damit erntete Schneiders wohl den größten Lacher des Publikums.
Sein persönlicher Rat an Dan Brown wäre, dass Langdon ruhig mal Pause machen darf und er mal etwas anderes schreiben könnte und dürfte. Zudem werden wohl auch Brown-Fans nie erleben, dass sich Langdon verliebt, denn dies sei nicht seins.
Sascha Rotermund begeisterte insgesamt 3 Mal mit seiner Stimme, in dem er aus „Inferno“ las. Er ist wirklich fantastisch und im Saal hätten wohl viele auch angenommen, dass er das Hörbuch spricht.
Hörbuchsprecher ist und bleibt allerdings Wolfgang Pampel. Dieser konnte leider wegen Krankheit nicht live in Dresden sein und wurde durch Kerstin Kaiser, stellvertretende Abteilungsleiterin und Programmlektorin bei Lübbe Audio, vertreten. Moderator Kons taufte Kaiser in Mrs. Audiobook und diese erzählte vom „Germanist fürs Kämmerlein“ bzw. auch „Der Kürzer“ genannt, denn „Inferno“ wurde von 628 Seiten auf um die 300 Seiten für die Hörbuchversion gekürzt.
Die Kunst im Kürzen besteht darin, dass der Plot bestehen bleiben muss, denn dem Hörer darf nichts fehlen, so Kaiser.
Wolfang Pampels Arbeit war enorm, denn das Hörbuch sollte am gleichen Tag auf dem Mark erhältlich sein, wie das Buch in gedruckter Form. Hochleistungstage fürs Team, 11 Tage Studio ohne wirkliche Pause.
Der Abend war ein voller Erfolg und ich selbst bin froh, der Einladung von Cornelia Fiedler gefolgt zu sein. Wir hatten sehr viel Spaß, haben allerhand um den Roman „Inferno“ und den Autor selbst erfahren und konnten selbst mit allen Anwesenden vom Verlag sprechen.
Wolfram M. Kons hat diesen Abend sagenhaft humorvoll und spannend moderiert, Sascha Rotermund hat stimmlich begeistert, Merz, Schneiders und Kaiser haben Hintergründe in den Vordergrund gebracht. Der RTL-Eventabend war ein sagenhaft aufschlussreiches Erlebnis, mit großartigen Menschen.
Die Häppchen und Getränke sollten nicht unerwähnt bleiben, denn auch das Cateringteam war großes Kino.
Wer die Möglichkeit hat ein solches Event zu besuchen, sollte dies umgehend in Anspruch nehmen, denn es wird wirklich unvergesslich.
Ein im wahrsten Sinne „infernöser“ Abend, ein literarisches Eventhighlight!
Großes DANKE für die Einladung an Cornelia Fiedler und ein ebenso großes DANKE an Josefine Gottwald für die grandiosen Fotos!