Schlagwort: Gegen das Vergessen

Als gäbe es einen Himmel…

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Literatwo hat sich das Schreiben „Gegen das Vergessen“ auf die literarische Fahne geschrieben. Bücher, die geschrieben wurden, um uns die Vergangenheit vor Augen zu führen und die dafür Sorge tragen, dass Begriffe wie Holocaust, Genozid, Deportation und Verfolgung nie in Vergessenheit geraten, stehen hierbei im Vordergrund.

Sie bilden für uns die Ausgangssituation, ein neues Aufflammen solcher Ideologien schon in unserem Denken für alle Zukunft einzudämmen und viele dieser Neuerscheinungen oder Klassiker sollten zur Pflichtlektüre in unseren Schulen erhoben werden, da sie nicht nur stilistische Meisterwerke sind, sondern eine Botschaft transportieren, an der man nicht achtlos vorübergehen darf!

Mit dem Roman „Als gäbe es einen Himmel“ von Els Beerten nähern wir uns diesem Herzensanliegen diesmal von einer Seite, die für diktatorische Systeme idealtypisch ist. Die Beeinflussung Jugendlicher, ihre Verführung und die kollektive Verblendung sowie die lebenswichtige Entscheidung zwischen Mitlaufen, Kollaborieren oder Widerstand sind die zentralen Themen des zeitlos bewegenden Jugendbuches.

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Der Wind trägt die Worte – Waldtraut Lewin erzählt Geschichte und mehr

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„Was ist Geschichte?“ – fragen wir uns immer wieder, wenn wir über deren Signalwirkung für die Zukunft schreiben. Können wir aus der Geschichte lernen? Auch bei Literatwo eine oft gestellte Frage. Besonders in unseren Artikeln unter der Überschrift Gegen das Vergessen.

Dabei sollte man sich auf die Suche nach dem Begriff „Geschichte“ im eigentlichen Sinn machen. Doppelt gesicherte Quellen untermauert mit archäologischen oder moderneren Artefakten, historisch relevante Dokumente und Bilder, Stammbäume und wissenschaftliche Analysen – die Summe all dieser Erkenntnisse definiert für uns den Begriff Geschichte… Zahlen, Daten, Fakten… aufgeschichtet – Schicht um Schicht zum Berg der Historie, könnte man sagen.

Aber lässt sich so die Geschichte der Menschheit oder die eines Volkes erzählen und verstehen? Waldtraut Lewin verneint dies in ihrem großen zweiteiligen Lebenswerk Der Wind trägt die Worte. Ihr Ansatz reicht weiter und ihre Vorgehensweise, uns die Geschichte des Jüdischen Volkes näher zu bringen, macht dieses Buch zu einem unermesslichen Schatz aus Geschichte und Geschichten. Sie selbst schreibt dazu:

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Dresden brennt… am 13.02.1945…

Dresden, 13. Februar 1945. Es ist eine kalte Dienstagnacht – man hört ein sonores Geräusch am Himmel und die „Volksempfänger“ warnen vor feindlichen Bomberverbänden. Sirenen heulen, Lichtkegel erhellen die Nacht. Sekunden später versinkt eine Stadt im Flammenmeer. Für tausende und abertausende Menschen bedeutet dieses barbarische Flächenbombardement den sicheren Tod.

Zum finalen Schlussakkord des Zweiten Weltkrieges hatten die künftigen Siegermächte die Vernichtung ziviler deutscher Ziele beschlossen, um das nationalsozialistische Regime endgültig in die Knie zu zwingen. An Dresden wird das erste und nicht letzte Exempel in einer außergewöhnlichen Dimension vollzogen. Hätten die Alliierten zu diesem Zeitpunkt bereits über eine Atombombe verfügt – nicht Hiroshima wäre das erste Atomziel in einem Krieg gewesen. Das Ergebnis jedoch ist vergleichbar.

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Eva Mozes Kor – ein Zwilling von heute nimmt Stellung – LISI

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Auf den heutigen Tag haben (nicht nur) wir sehnsüchtig gewartet. Unser SchreibLeseProjekt „Gegen das Vergessen“ hat unsere innige Herzensangelegenheit in den vergangenen Wochen zu Artikeln werden lassen. 

Eva Mozes Kor und ihr bewegendes Buch „Ich habe den Todesengel überlebt“ machte den Auftakt in diesem Jahr und wir wollten das Buch gerne an einen Zwilling weitergeben, um den Blickwinkel Evas um die Sichtweise eines Zwillings aus dem 21. Jahrhundert zu erweitern. Dank unserer Freunde in Facebook und einiger schöner Zufälle konnten wir im Artikel über Gedankenketten bekannt geben, dass LISI das Buch erhält. Besonders froh waren wir, als wir bemerkten, dass sie selbst bloggt und auch gerne bereit war, das Buch zu besprechen.

Gestern erreichte uns die freudige Nachricht, dass sie eine Besprechung veröffentlicht hat. Wir sind berührt und bewegt… haben immer wieder gelesen und zeigen in kurzen Auszügen, was LISI gelungen ist… zu ihrem vollständigen Artikel gelangt ihr über die angelegten Verlinkungen:

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Bücher lösen Gedankenketten aus…

439_40109_109945_xxlVor einiger Zeit schrieben wir einen besonderen Artikel über das Buch „Ich habe den Todesengel überlebt“ von Eva Mozes Kor. Das Buch wurde zugeklappt, aber der Inhalt hat sich festgebrannt in die Leserseele und die Gedanken wurden angekurbelt.

So sah ich mich im KZ-Buchenwald ankommen. Damals war ich 14 Jahre, die Zeit vor meiner Konfirmation. In der DDR war es damals üblich, in den Jugendstunden das Thema Holocaust zu besprechen und ein Konzentrationslager zu besuchen. Auch heute ist dies oftmals noch so üblich. Während ich die Zeilen Eva Mozes Kor las, überkam mich ein mehr als bedrückendes Gefühl. Das Gefühl, welches ich während der Besichtigung in Buchenwald hatte. Beklemmung, Traurigkeit, Hass, Wut und Entsetzen.

Lange Gespräche mit Mr. Rail über das Buch, holten letztendlich noch mehr Erinnerungen an die Oberfläche. Das große Eingangstor mit der Aufschrift „Jedem das Seine“ machte mir damals Angst. Es zu durchschreiten, war als ob ich in eine anderen Welt ging, in die ich nie gehen wollte, die es für mich am Liebsten nie gegeben haben sollte. Eva Mozes Kor musste das Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ damals in Auschwitz kennen lernen, ein Tor welches auch sie ganz sicher nie durchschreiten wollte. Ihr war kalt, mir war an diesem Tag kalt und doch war ich nur zur Besichtigung dort, sie musste um ihr Überleben kämpfen. Bedrückend, ungeheuerlich, eine Vorstellung die schmerzt.

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Der Wind trägt die Worte…

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Nun sitzen wir doch ein wenig sprachlos vor unseren literatwoischen Manuskripten, Büchern, Leseproben und Gedanken, da wir nicht im Leben damit gerechnet hätten, dass wir allein im Bereich unserer Facebook-Freunde eine so große Resonanz zu Eva Mozes Kors berührendem Buch Ich habe den Todesengel überlebt erreichen würden.

Unsere Themen sind eure Themen und wir haben unsere Schwerpunkte für 2012 mit Bedacht gewählt. „Gegen das Vergessen“ ist einer dieser Schwerpunkte. Wir versuchen Erinnerungen wach zu halten – Erinnerungen an dunkle Kapitel der Geschichte und Erinnerungen an tragische Schicksale. Voller Emotionen blicken wir nach vorne und freuen uns schon jetzt auf jeden Artikel zu diesem Themengebiet.

Habt ihr in den letzten Tagen eigentlich einmal daran gedacht, dass heute vor 100 Jahren sehr viele glückliche Menschen in England die ersten Tickets für die Atlantiküberquerung mit der Titanic vor sich liegen hatten. Flankiert von Landkarten, Träumen und gepaart mit riesiger Vorfreude auf die Reise in eine neue Zukunft. Im April beginnt die Fahrt mit der Unsinkbaren. Habt ihr daran gedacht? Wir schon… ganz ehrlich, denn auch an diese Schicksale wollen wir erinnern – anlässlich des traurigen Tages vor 100 Jahren, als die Unsinkbare ihre Fehlbarkeit bewies und das unerschütterliche Vertrauen der Menschen in die moderne Technik in den Grundfesten erschütterte. Wir haben unsere Tickets auch schon… Aber auch ein eigenes literatwoisches Rettungsboot…

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HHhH – Ein Buchtitel?!

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Außergewöhnlich – bereits das Cover zieht unsere Blicke an.
Außergewöhnlich – auch der Titel mit seinen vier Buchstaben, drei große und ein kleiner.
Außergewöhnlich – auch sein Inhalt, denn der Autor schreibt sein Buch, während der Leser es liest.
Außergewöhnlich – und doch so bekannt ist der Inhalt seines Werkes.

HHhH

Ein Buchtitel bestehend aus vier gleichen Konsonanten? Richtig gelesen. HHhH… Himmlers Hirn heißt Heydrich – ein geflügeltes Wort der französischen Resistance wird hier zum programmatischen Aufmacher. Ungewöhnlich der Titel – ungewöhnlich das Buch – in jeder Beziehung.

Der Roman ist in Frankreich erschienen und dies ist schon deshalb eine Bemerkung wert, da der Franzose sprachlich den Buchstaben H nicht beherrscht. Wie mag es sich angehört haben, wenn in einer kleinen französischen Huchhandlung nach diesem Roman gefragt wurde? Denn diese vier Buchstaben prangten auf der Originalausgabe, ist der deutsche Spottspruch doch im Französischen ebenso eingänglich, wie sämtliche Anglizismen in unserer Sprache.

Der historische Plot ist wohl schnell erzählt. Reinhard Heydrich, rassenideologischer Vordenker und Initiator aller technischen Fragen der „Endlösung“, Erfinder der Verfahrensweise eines realisierbaren „Genozids“ an der jüdischen Bevölkerung Europas wird im Jahre 1942 in Prag auf offener Straße erschossen. Die Attentäter rekrutieren sich aus der Gruppe nach England emigrierter Exiltschechen, die einzig zum Zweck des politischen Widerstands ihr Heimatland infiltrieren.

Schnell erzähltein Fallschirmabsprung in der Gegend von Prag, Unterschlupf in Prag, Auskundschaften der Routinewege des Platzhalters des großen Diktators und „Rums“AttentatOperation Anthropoid erfüllt und das dramatische Ende der „Terroristen“. Alles bekannt – keine Frage ist offen. Das ganze wurde beschrieben, vertont und verfilmt. Also – ein Buch von vielen zu einem bekannten Thema…. Dachten wir… und damit lagen wir falsch… so falsch…

Was der Autor Laurent Binet mit diesem Roman vorlegt ist wohl eines der ungewöhnlichsten Bücher, das in den letzten Jahren den Weg zu uns gefunden hat. Ein Buch im Buch, da er in vielen eingeschobenen und verwobenen Kapiteln nicht nur den Handlungsfaden spinnt, sondern auch die Entstehung des Romans in äußerst skurriler Art und Weise in das gesamte Geflecht mit einwebt. Er beantwortet sich selbst die Frage, warum dieses Buch geschrieben wird, er erliegt Täuschungen und Fehlinterpretationen, die er selbst im Fortlauf der Geschichte einräumt und korrigiert und er vergleicht sein Schaffen mit all Jenen, die sich diesem Thema zuvor genähert haben. Sensationell. Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell und Vaterland von Robert Harris begegnen uns auf der Suche nach der Wahrheit, verzerren diese, unterstreichen sie und lassen uns dann doch wieder mit Binet alleine. Die Bücher reden miteinander…. Wie immer…

Binea hat während des gemeinsamen Verfassens dieser Rezension ein passendes Bild für diese literarisch außergewöhnliche und teilweise etwas groteske Vorgehensweise formuliert:

„Sagenhaft was der Autor Laurent Binet mit mir macht… wie bei einem Fußballspiel, welches man kennt und in der Wiederholung sieht, geht er mit meinem Empfinden um. Ich kenne das Ziel, kenne den Tatverlauf und doch ist die Spannung vorhanden, aber er möchte nicht schnell zum Ziel kommen, spielt den Wortball in den Rückraum, dann ein Stück nach vorne, wechselt über die komplette Wortseite um etwas Lesezeit heraus zu holen, passt dann wieder nach vorne, beschleunigt ungemein, um dann kurz vor dem finalen Tor doch noch kurz zu stoppen, damit sich der Leser bereit machen kann für das was kommt…

Das tut Laurent Binet nicht nur für den Leser, sondern auch für sich… ein Gleichtakt… bei dem keiner den Schlusspfiff möchte…

Einerseits begleiten wir in einer geheimen Kommandoaktion die tschechischem Attentäter, erfahren Hintergründe aus ihrem Leben, als würden sie uns selbst Rechenschaft ablegen – andererseits sitzen wir neben dem Schriftsteller und erleben sozusagen live, an welchem Tag und wo er diese Erkenntnis erlangte. Wir werden Teil des Rechercheteams und Teil der Geschichte. Und dabei lässt uns der Autor allen Spielraum, selbst zu denken, selbst Schlüsse zu ziehen und räumt dabei ein, auch nicht immer den 100%ig richtigen Weg gefunden zu haben. Geschichte wird lebendig und das Prag zweier unterschiedlicher Perioden erwacht vor unseren Augen. Litertwo blickt tief…

Zeitgeschichte zum Anfassen – eine Geschichte der Zeit – es wurde Zeit für diese Geschichte.

Heydrich hallt nach. Das Attentat verblasst in der Weltgeschichte, als hätte es nie stattgefunden. Der Technokrat der Vernichtung hat über seinen Tod hinaus den Maßstab der Vernichtung definiert. Zuletzt mussten wir feststellen, dass sein Name sogar im Jahr 1944, also zwei Jahre nach seinem Tod, im KZ Auschwitz bei zwei 10jährigen Zwillingsschwestern das Synonym für Leid und Verlust der gesamten Familie bedeutete. Sie gerieten dort an den Arzt Josef Mengele, dessen Taten erst durch den Vordenker Heydrich ermöglicht wurden.

Heydrich und Mengele… zwei Namen – nur zwei Namen… unter dem Dach des Nationalsozialismus allerdings skrupellose Henker der Neuzeit.

Literatwo empfiehlt….

Ich habe den Todesengel überlebt ~ Eva Mozes Kor

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Literatwo hat sich auf die Fahne geschrieben, neben den bunten Büchern der guten Unterhaltung auch jene Werke ins Licht des Betrachters zu rücken, deren Themen aus einer ganz besonders dunklen Welt zu stammen scheinen. Verfolgung aus religiösen oder politischen Gründen, Genozid, Vertreibung und Deportation beschäftigen Binea und mich in hohem Maße. Besonders dann, wenn es sich in diesen Büchern um die Erlebnisse von Kindern oder Jugendlichen handelt.

Lernen können wir aus der Vergangenheit. Erste Zeichen von Fehlentwicklungen richtig deuten und im Schulterschluss mit den Opfern von einst dafür Sorge tragen, das wir den Tätern von heute mit aller Gegenwehr begegnen, die uns zur Verfügung steht. Jedes Buch über dises Themen ist ein lauter Appell an unsere Zivilcourage – ein Schrei nach Gerechtigkeit aus längst vergangener Zeit.

Verbunden sind diese Bücher meist sehr eindringlich durch ein Zeichen für den Verlust von Freiheit und Identität. Stacheldraht – Synonym für „Wegsperren“, „Absondern“ und „Entsetzen“.

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Und in mir der unbesiegbare Sommer…

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…unscheinbar, leise und weiß wie frisch gefallener Schnee schleicht sich der unbesiegbare Sommer ins literatwoische Wohnzimmer. Das Buch scheint eingefroren zu sein. Der Schutzumschlag fühlt sich kalt an. Und doch zieht es magisch an, etwas unbesiegbares scheint in ihm zu warten. Es ruft, es möchte gelesen werden, es trägt eine Geschichte in sich, die warm und kalt zugleich ist. Die wunderschön und doch so grausam ist, die etwas Liebe und mehr Leid in sich bereit hält. Weiß die Hauptfarbe des Covers – rein, unbefleckt, unschuldig, frisch. Weiß – die Farbe des Glaubens, des Lichts, der Bescheidenheit, der Wahrheit und der Klugheit.

Bereits die erste Begegnung mit Lina, einem fünfzehnjährigen Mädchen aus Litauen, verläuft hektisch. Lina muss packen, jetzt sofort. Es stehen Männer vor der Tür, böse uniformierte Männer, sie reden mit ihrer Mutter in einem unfreundlichen Tonfall. Lina soll sich beeilen, es bleiben 20 Minuten in denen sie schnell ein paar Sachen einpacken soll, viele warme Sachen und auch wertvolle Gegenstände, nur nützliches darf mit. Lina versteht die Welt nicht mehr, sie steht unter Schock, ihr Vater ist nicht da, ihr 10jähriger Bruder Jonas ist völlig durcheinander und ihre Mutter ist voller Panik und die Männer der sowjetischen Geheimpolizei schauen auf die Uhr und warten ungeduldig.

Aufbruch ins Ungewisse

Sie müssen los, ein Lastwagen steht vor der Tür, in dem bereits einige andere Menschen mit ihrem Gepäck sitzen. Menschen die auch auf der Liste stehen. Angstvolle Gesichter blicken Lina an, Lina die noch immer ihr geblümtes Nachthemd an hat, wie sie erst jetzt merkt. Eine lange Reise ins Ungewisse beginnt, eine Reise die leider kein fürchterlicher Alptraum ist.

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