Wer ist Edward Moon? ~ Sarah Crossan

Wer ist Edward Moon?

Edward Moon ist Joes großer Bruder. Er hat ihn seit 10 Jahren nicht mehr gesehen. Er war da, dann nicht mehr. Ed wird am 18. August hingerichtet. Ist Ed wirklich ein Mörder?

Auch das dritte Buch von Sarah Crossan hat mich an den Rand meiner Gefühle gebracht. Eine ganz große Leseempfehlung!

Ich bin immer noch wie im Rausch, die Tränen sind getrocknet, die Spuren bleiben. Mir hätte bewusst sein müssen, dass ich das Buch in einem Rutsch lesen werde. Ihre Worte sind so spitz gesetzt, der Inhalt so spannend, wie auch emotional, dass höchstens kurz die Augen geschlossen werden können.

Joe ist noch ein kleiner Junge, sieben Jahre, als sein Bruder zum ersten Mal anruft und ihm mitteilt, dass er verhaften worden ist. Seine Mutter ist ratlos und entweder Männern oder dem Alkohol verfallen. Seine Schwester Angela ist ebenfalls minderjährig, der Vater tot – einzige Stütze ist Tante Karen, mit deren Auto Ed abgehauen ist…

Zerbrochene Familie

Ein harmonisches und heiles Elternhaus haben die drei Geschwister nie gekannt, wenn Tante Karen nicht wäre, würde wohl nicht nur Ed in der Todeszelle sitzen.

Als das Hinrichtungsdatum bekannt ist, macht sich Joe auf dem Weg zu seinem Bruder. Ohne Geld, ohne Perspektive, mit dem Ziel, die Wahrheit zu erfahren und Ed vor der tödlichen Spritze zu retten.

„Bleib im Heute, Joe,

denn das Morgen ist eine Geschichte,

die noch nicht geschrieben wurde.

Es bringt nichts, sie zu proben.

Rein gar nichts.“ (Seite 255)

Wer ist Edward Moon? ~ Sarah Crossan

Auch ihr neuster Roman „Wer ist Edward Moon“ (Mixtvision) ist in freien Versen geschrieben, die Crossan-Zauberformel. Regelrecht unnachahmbar perfekt. Von Autorin Sarah Crossan möchte ich nie einen normalen Roman lesen, das würde wohl nicht ihr entsprechen.

Vergebung – Wahrheit

Wer sich Joe anschließt, muss stark sein, das steht außer Frage. Wer auf Distanz bleiben möchte, wird schnell erfahren, dass das nicht möglich ist. Joe wächst sofort ins Herz, spätestens die Rückblicke an einigermaßen schöne Kindheitserlebnisse, rühren das Herz. Selbst die Mauer zu seinem Bruder Ed, beginnt nach und nach zu bröckeln. Trägt er wirklich die Schuld? Ab wann können wir verzeihen? Wollte Ed aus der Familie ausbrechen und hat er sich mit diesem Ausbruch den eigenen Tod bestellt?

Über 350 Seiten schwitzen wir mit dem mittellosen Joe in Texas, zweifeln, bangen, hoffen, versuchen trotzdem irgendwie zu leben und verinnerlichen die tiefe Liebe zwischen Brüdern, die zwischen Trümmern entstand. Die Wut lodert, die Ungerechtigkeit flammt oder ist doch alles richtig?

Joe geht an seine persönlichen Grenzen und bleibt bis zum Schluss.

Sarah Crossan hat mich in die Todeszelle geführt und ich musste beim Lesen oft an den Film The Green Mile denken. Eine wichtige Geschichte, die für einige nicht nur eine Geschichte ist. Schaut immer mal hoch zum Mond, lernt verzeihen und lest dieses Buch!

„…du musst die Wahrheit kennen.“ (Seite 8)

P.S. Wer sich nicht gleich an Edward Moon traut, liest bitte „Nicu & Jess“ oder „Eins“  Pflichtlektüre!

Eure
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