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Battle ~ Maja Lunde

Battle ~ Maja Lunde

Ich behaupte jetzt einfach mal, dass ziemlich wenige Jugendliche den Film „Save the Last Dance“ kennen. Richtig? Kennst du den Film? Ich liebe diesen Film so sehr – die hübsche hellhäutige 17-jährige Balletttänzerin Sara (gespielt von Julia Stiles) und der attraktive dunkelhäutige Hip Hop Tänzer Derek (gespielt von Sean Patrick Thomas) könnten gegensätzlicher nicht sein, verlieben sich ineinander und bringen sich ihren jeweiligen Tanzstil bei.

Es ist aber nicht schlimm, wenn der Film an dir vorbei gegangen ist, denn Maja Lunde hat mit ihrem Jugendbuch „Battle“ die zwei Themen aufgegriffen – Tanz & Liebe. Die 17-jährige Amelie hat einen großen Freundeskreis, sie ist beliebt und wohnt in einer Villa mit Pool in einem Nobelviertel in Oslo. Sie tanzt für ihr Leben gern und sie möchte den großen Durchbruch schaffen. Ihr Vater unterstützt sie so gut er kann, sie besucht die beste Schule und bekommt genügend Geld, um mit ihren Freundinnen oft shoppen zu gehen. Doch die Luxusblase platzt, als ihr Vater zahlungsunfähig wird und Amelie verschlägt es von der hellen Seite Oslos auf die dunkle. Kleine Wohnung, kein Geld, andere Menschen…

Amelie ist dieser Absturz verdammt peinlich und sie schämt sich, ihren Freundinnen davon zu erzählen. Sie verheimlicht alles, leiht sich nur von ihrer besten Freundin notgedrungener Maßen Geld und zieht sich immer mehr zurück. Ihr Vater vergräbt sich ebenfalls in seiner Welt und die Stimmung ist schlecht und angespannt. Als Amelie in ihrem neuen Wohngegend auf Migrant Mikael trifft, der genauso gerne tanzt wie sie, dreht sich ihre Welt erneut und sie merkt, dass sie für ihren Freund Axel keine Gefühle mehr hat…

Battle

Es beginnt ihr ganz persönliches Battle mit sich selbst, ihrem alten und dem neuen Leben und es gibt ein tänzerisches Battle zu gewinnen.

Battle ~ Maja Lunde

Maja Lunde lässt zwei Welten aufeinandertreffen, die eigentlich wenig Berührungspunkte miteinander haben, wenn das Leben geradlinig verläuft. Ich muss dir jetzt auch gleich sagen, dass ich das Buch absolut toll finde, obwohl der Start nicht ganz unholprig war. Wer allerdings für sein Leben gern tanzt und sogar sein schulisches/berufliches Leben dem Tanzen widmet, wird sich sofort zwischen Lundes Worten wiederfinden. Hauptprotagonistin Amelie wächst sofort ans Herz, auch wenn die plötzliche Lebensveränderung recht plump daher kommt. Doch auch darüber kann ich großzügig hinwegsehen, da der Roman sonst völlig lebensecht ist.

Ich musste immer wieder an Save the Last Dance denken, da sich die Szenen einfach wahnsinnig ähneln. Wer nicht so gern Filme schaut, findet mit dem Jugendbuch „Battle“ literarischen Ersatz. Wirklich toll.

Gefühl & Klartext

Maja Lunde thematisiert auf 220 Seiten recht viel und doch ist ihr Jugendbuch keineswegs überladen oder gar unglaubwürdig. Sie zeigt auf, was einem Mädchen passieren kann, wenn es sich mitten in ihrer Entwicklung einem neuen Umfeld stellen muss. Zumal ihre Protagonistin nur einen Vater hat und ihrer Mutter etwas passiert ist, was uns Lesern sehr lange verheimlicht wird. Lunde schreibt einfühlsam, kann aber genauso Klartext schreiben, wie es das Leben verlangt. Da der Roman aus Sicht von Amelie erzählt wird, sind die Gefühle und Empfindungen umso besser nachzuvollziehen. Ich habe mit ihr mitgefiebert, gedanklich den Arm und sie gelegt, aber auch oft den Hut vor ihr gezogen, da sie sich persönlich sehr verändert hat und diese Veränderung viel Mut erforderte.

Ich habe dieses Buch wirklich sehr gerne gelesen und wahnsinnig mitgefiebert, als Amelie sich neu sortieren, lügen und sich verändern musste. Der Cliquendruck war enorm, die Freundschaften haben einiges abhalten müssen und auch das Mikael Migrationshintergrund hat, brachte Amelie zusätzliche Zweifel ein. Beim Battle hatte ich wahnsinniges Herzklopfen und am Ende ein richtig gutes Gefühl.

Es lohnt sich also nicht nur „Die Geschichte der Bienen(btb) zu kennen, sondern auch ein „Battle“ (Urachhaus) zu bestreiten. Und weißt du was sich noch lohnt? Nicht nur davon zu lesen, wie es ist, die eigene Komfortzone zu verlassen – SONDERN es auch selbst zu tun. Ich habe es heute getan und noch einen weiteren Schritt vor mir. Auf gehts…

Eure
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Die Geschichte der Bienen – es summt

Die Geschichte der Bienen ~ Maja Lunde

Es summt zwischen den Seiten

…auch wenn auf dem Cover eine tote Biene zu sehen ist. Maja Lunde bringt uns Leser zu den Anfängen der Imkerei, führt uns mitten in den Alltag einer Imkerfamilie und zeigt uns das Leben in der Zukunft, ohne Bienen.

Der Roman beginnt in der Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2098, befinden uns in China und lernen Tao kennen. Sie ist eine junge Arbeiterin und mit der monotonen Arbeit beschäftigt, Bäume zu bestäuben. Sie lebt in ärmlichen Verhältnissen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn, Luxus ist für sie ein Fremdwort. Auch die freie Zeit mit ihrer Familie ist begrenzt. Während eines Ausflugs verunglückt ihr Sohn Wei-Wen. Tao und ihr Mann stehen vor einer Lücke der Unwissenheit.

In England läuft die Zeit langsam. William scheint gelähmt von seinem Leben als Forscher. Er findet nicht mehr auf seinen Weg zurück und sein Mentor steht nicht mehr hinter ihm. Das Summen der Bienen scheint verstummt, die Familie gespalten.

Im Jahr 2007, fast Gegenwart, treffen wir auf George. Er ist Imker mit Leib und Seele und möchte, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt. Doch Tom macht sich auf davon und die Bienen tun es ihm nach.

Die Geschichte der Bienen ~ Maja Lunde

Tao ~ William ~ George

Die norwegische Autorin leitet uns von Erzählstrang zu Erzählstrang, ohne sofort literarische Gewalt anzuwenden. Es braucht anfangs keine Cliffhanger, um sich mit den Charakteren anzufreunden. Sie schreibt so leicht und nah und natürlich, dass es sich so anfühlt, als ob wir nicht nur die drei Hauptprotagonisten schon ewig kennen, sondern auch deren Familien, deren Umgebung, deren Lebensstil.

Maja Lunde schreibt einfach und sehr bildlich. Sie flechtet Emotionen in ihre Worte und lässt ihre Charaktere sprechen. Obwohl weder Tao, noch William, noch George sich kennen oder von ihrer Existenz erahnen, gehören sie zusammen. Alle drei haben eine Verbindung zu den Bienen und alle drei werden mit Ereignissen konfrontiert, welche sich im Lebenslauf der Bienen verankern.

Tao – William – George – über 100 Seiten wechseln sich die Charaktere in genau dieser Reihenfolge ab. Besagte Reihenfolge geht ins Leseblut über, die Namen am unteren Rand jeder Seite bestärken diese und so verschmerzen wir die immer stärker werdenden Cliffhanger an den Kapitelenden. Doch dann kommt der geschickte Bruch, die Reihenfolge wird verwirbelt und das so schon hohe Lesetempo kann nicht mehr gestoppt werden. Das Gefühl der Hin- und Hergerissenheit, die Neugierde, wird übermächtig und ehe man sich verliest, findet man sich auf der 508. Seite und der Kopf summt…

Summ, summ, summ…

Es summt immer noch in meinem Kopf, denn Maja Lundes Fikiton ist nicht unrealistisch, was mich gruseln lässt. Vorhin war ich in einer Buchhandlung und habe gesehen, dass ihr Roman auf Platz 3 der Spiegel Bestseller Liste ist. Tendenz steigend. Wert auf diese Liste habe ich nie gelegt, werde ich auch nicht. Dieser Platz lässt sich kritisch diskutieren, umso mehr man den Roman auseinander nimmt und die einzelnen Charaktere in ihren Eigenschaften untersucht. Ich mag alle drei, mich haben alle Lebenssituationen berührt und nachdenklich gemacht und ja, alle drei haben Söhne und ja, alle drei haben nicht nur hohe Ansprüche an sich selbst und ja, alle drei befinden sich mehr oder weniger dadurch in einem Problemstrudel. Ja und? So ist es eben!

Für mich ist der Roman schlicht und ergreifend schön, sehr aktuell und ich habe ihn sehr gerne gelesen. Und nein, ich habe keine Woche gebraucht, sondern nur zwei Tage und hätte ich nicht schlafen und arbeiten müssen, hätte ich ihn wohl am Stück gelesen.

Muss ich mehr sagen?

Es summt weiter, spätestens dann, wenn ich mich wieder zwischen die Seiten des Romans „Die Bienen“ von Laline Paull begebe. Derzeit pausiere ich als Biene Flora im Bienenstock auf Seite 220. Ein Roman über Bienen aus Sicht der Biene.

Update – ein Jahr später:

Die Geschichte der Bienen ~ Maja Lunde

Wer gelesen hat muss hören – so könnte man das sagen. Gemeinsam mit meinem Mann habe ich mich in die Geschichte der Bienen begeben – hörend, lauschend, summend…

Auf langen Autofahrten haben wir das Hörbuch gehört. Knappe 13 Stunden haben wir den drei Erzählstimmen von Bibiana Beglau, Markus Fennert, Thomas M. Meinhardt zugehört und sind in deren jeweilige Welt getaucht.

Wirklich eine empfehlenswerte Alternative zum Buch.

Eure
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