Seit ich Kathrin Schrockes Werk „Verdammt gute Nächte“ gelesen habe, bin ich von ihrer Schreibe fasziniert. Als ich sie im März letzten Jahres treffen konnte, habe ich ihr dies natürlich mitteilen müssen. Ich habe mir fest vorgenommen, ihre bereits erschienenen Bücher zu lesen. Die Themen die sie anspricht, sind die Themen die Spuren im Leserherz zurück lassen und lesen wir nicht genau wegen diesen Spuren?
Auf meinem Wunschzettel bei Lovelybooks habe ich aus diesem Grund ihr Werk „Freak City“ stehen. Beim Osterwichteln wurde ich mit diesem Roman überrascht und ich konnte mich kaum mit dem Lesen zurückhalten und wusste, dass ich bald zwischen den Seiten tauchen muss. Zumal mir meine Wichtelmama zu dem Werk tiefe Zeilen mitgegeben hat. Sie selbst hat ein körperliches Problem und als sie durch meine Wunschliste stöberte, blieb sie an Schrockes Werk hängen, bestellte es und zwar nicht nur für mich, sondern gleich für sich mit. Innerhalb kurzer Zeit hat sie es verschlungen und mir ihre Eindrücke schriftlich übermittelt. Mich hat eine Gänsehaut überrollt und gleichzeitig wurde ich gespannter aufs Werk.
Im letzten Urlaub nahm ich es also mit auf die Reise. Auf der Fahrt nach Rotterdam rutschte ich tiefer und tiefer ins Werk. Während des Lesens hatte ich die Meldodie und den Text von der Band Wir sind Helden „Nur ein Wort“ im Ohr. Gleich vorn im Roman ist ein Auszug vom Lied und dieser setzte sich über alle knapp 240 Seiten fort.
„Und es war ein Montagnachmittag im Juli, als diese seltsame Geschichte begann.“ (Seite 8)
Mitten im Leben des 15 jährigen Mika, mitten in der pubertären Phase, komme ich an. Mika schaut nach Mädchen, lässt sich schnell den Kopf verdrehen und seine Freundin hat ihn soeben verlassen. Es herrscht Neid unter den heranwachsenden Männern, Sex und die große Liebe liegen in der Luft und verdrehen Köpfe. Sandra fehlt und Mika weiß nicht weiter. Er lässt sich gehen, lebt lustlos durch den Tag und wartet, dass sie zurück kommt. Es gibt nichts, was ihn aus seiner trüben Stimmung herausreißen kann.
Oder doch?
Als er Lea zum ersten Mal sieht, lösen sich seine Gedanken an Sandra in Luft auf. Doch es stellt sich schnell heraus, dass Lea kein normales Mädchen ist. Lea ist gehörlos und ein Gespräch mit ihr ist nicht einfach, sondern eine Herausforderung. Mika kann weder Gebärdensprache, noch von den Lippen ablesen und eigentlich hat er keinen Nerv sich gerade jetzt auf komplizierte Dinge einzulassen. Doch Lea geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Lea ist anders und Mikas Interesse für sie wächst so weit, dass er die Gebärdensprache lernen will.
„Man machte manchmal schreckliche Dinge, obwohl man liebte.. Oder vielleicht machte man sie gerade deshalb.“ Seite 198
Er beginnt sich von seinen Freunden zu distanzieren, sucht sich eine neue Welt. Lea braucht kein Mitleid, Lea fühlt sich nicht behindert und Lea ist keinesfalls zurückhaltender als andere Mädchen und erst recht nicht einfach. Mika ist fasziniert und möchte oft an ihrer Seite sein, auch wenn es ihm Freunde und vor allem seine Familie nicht einfach machen. Sie möchte ihn und Sandra wieder verkuppeln und können nicht verstehen, dass er die Gebärdensprache lernen will. Stress vorprogrammiert. Doch Mika ist Mika…
„Freak City„ (Carlsen) ist für mich ein typisches Schrocke-Werk. Die Autorin hat mich erneut fasziniert und mit einem völlig neuartigen Thema überrascht. Ich habe mich nicht nur zwischen den Protagonisten wohl gefühlt und eine aufregende Zeit durchlebt, sondern ich habe viel über das Thema Gehörlosigkeit gelernt. Kathrin Schrocke schreibt dabei authentisch, in jugendlicher Sprache und lässt ihre Protagonisten so handeln, wie es plausibler kaum sein könnte. Habt ihr gedacht, dass Lea vielleicht Mitleid möchte und braucht? Ganz im Gegenteil, denn sie hat eine eigene Welt, aber das wird sie euch schon selbst klar machen.
Bei einem Jugendbuch liegt es auf der Hand, dass das wichtige Thema Freundschaft eine große Rolle spiel. Wir alle haben Freunde und sobald wir uns verändern, beginnen sich die Fäden der Freundschaft zu spannen. Einige davon reißen, andere halten. Echte Freunde zeigen sich dann, wenn persönliche Veränderungen keine Hindernisse sind, sondern neue Herausforderungen die gemeinsam bewältigt und gelebt werden können. Zusammenhalt und diverse Weggrenzen im Leben thematisiert die Autorin. Gefühlvoll und dennoch direkt und klar, lässt sie ihre Figuren durch die schwierigen Jugendphasen gleiten.
Freak City ist anders.
Freak City ist typirsch Schrocke.
Freak City ist ein Werk, welches im Bücherregal nicht fehlen sollte, denn dafür ist es zu gut!
Eure
Ich kann dir nur zustimmen! Ich war auch total begeistert von Freak City. Nicht zuletzt, da ich selbst Hörgeräte habe und ein paar SItuationen aus dem Buch so oder so ähnlich kenne. Dass KAthrin Schrocke das so toll hinbekommen hat, hat mich einfach begeistert. Verdammt gute Nächte fand ich auch toll…schade, dass die Autorin noch nicht so bekannt ist…