Die Farbe von Milch ~ Nelly Leyshon
Die Farbe von Milch ~ Nelly Leyshon

Ihr Haar hat die Farbe von Milch, sie kann nicht schreiben und nicht lesen, aber sie hat ein Mundwerk, mit dem sie sich nicht zurückhält. M.A.R.Y – ich kenne nun deine Geschichte. Ich habe sie unter innerlichen Schmerzen in einem Atemzug gelesen, so wie du sie unter Schmerzen aufgeschrieben hast. Ich muss mich sammeln, nachdenken, tief fühlen, weinen und einfach Pause machen.

Ein verstörend bewegender Roman, an den ich seit gestern immer denken muss, wenn ich mir Milch in den Kaffe gieße.

Die Begegnung mit Marz ist nun ein paar Tage her, ich habe ein wenig Abstand zum Roman und kann immer noch behaupten, dass er zu den besten Roman zählt, die ich je gelesen habe. Es ist die Wucht vom Ende die Augen öffnet und gleichzeitig erschlägt. Es sind nicht nur die großen Geschehnisse, es sind die vielen kleinen Momente im Buch die während des Lesens zwicken, am Ende dann aber richtig kneifen und kratzen. Mary hat mir ihre Geschichte nun erzählt und nun erzähle ich euch ganz kurz, warum ihr diese Geschichte kennen solltet.

M.A.R.Y.

Dies ist mein Buch und ich schreibe es eigenhändig. Es ist das Jahr des Herrn achtzehnhundertundeinunddreißig… (Seite 7)

Mit diesen Worten beginnt jeder der vier Teile – Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Diese Worte sind wichtig und werden bis zum Ende des Romans immer schwerer und um sich an das Buch später zurück zu erinnern, braucht es wohl nur diese Worte.

Als Mary uns ihre Geschichte erzählt, ist sie junge 15 Jahre, sitzt am Fenster und kann viele Dinge sehen. Sie erzählt von Anfang bis Ende. Wir erfahren, dass ihr Elternhaus nicht gerade voller Wärme ist, dass sie hart arbeitet und das sie keinesfalls mit Worten zurück halten kann. Sie sagt was sie denkt, ohne zu überlegen, was ihr Gegenüber davon halten könnte. Das macht Mary so unglaublich sympathisch und liebenswert. Sie ist trotz aller Widrigkeiten ein junges Mädchen, hat ein kleines Handicap und sucht ein wenig Unbeschwertheit..

Die Farbe von Milch ~ Nelly Leyshon
Die Farbe von Milch ~ Nelly Leyshon

Sie kann nicht lesen, nicht schreiben, aber sie ist tüchtig und stellt dies bald im Haushalt des Dorfpfarrers unter Beweis. Sie kann erzählen und auch zuhören und sie kann Geheimnisse für sich behalten. Und dann dreht sich ihr Leben..

Mary erzählt und erzählt und wir Leser ahnen und ahnen und dann begreifen wir und der offene Kreis schließt sich. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an ihre Schwestern denke, an ihre Mutter, an ihren Vater und natürlich an ihren Großvater. Nell Leyshon bewegt dadurch, dass sie uns am Ende die Augen so richtig weit geöffnet hat.

Milch

Anfang – Es wird rau, ihr werdet fassungslos sein, ihr ahnt und hofft und bangt und kämpft und bewundert und glaubt und haltet euch die Hände vor die Augen, reibt darin und möchtet nicht lesen, was ihr lesen werdet. Und es wird weh tun und wenn ihr denkt, dass es schon genug weh tut, wird es noch ein wenig mehr weh tun. Der Kreis schließt sich, ihr begreift, ihr verknüpft, ihr müsst akzeptieren… – Ende.

Wundert euch nicht über die merkwürdige Sprache – ihr lest euch schnell ein, wundert euch nicht über das Jahr, sondern merkt es euch und jetzt zögert nicht, denn Mary hat euch ihre Geschichte zu erzählen und ich schwöre euch, dass ihr diese nie vergessen werdet.

„Die Farbe von Milch“ von Nelly Leyshon (Eisele Verlagsolltet ihr alle kennen. Und seid gewiss, jede noch so große Vorahnung wird übertroffen!

Eure
Die Farbe von Milch ~ Nell Leyshon