Ein Leserleben – erlesen eben…

Diese Frage stelle ich mir in vielen Bereichen unserer Gesellschaft. Medien sind in der Lage die literarischen Talente dieses Landes in den Himmel zu heben und sie genau so schnell wieder im bodenlosen Fall in die Versenkung zu verstoßen. Erst nach dem Tod des jeweils nach medialem Bedarf hochgelobten tiefgestürzten, mit vernichtenden Zeilen geschlagenen (Schlagzeile wohl deshalb) „Begabten“ wird das Gejammer groß und die feuilletonistischen Abgesänge überholen sich unmittelbar nach der Zielgeraden eines bedeutenden Lebens.

Muss Günter Grass erst sterben? Muss er unter der Erde liegen, um die Wertschätzung zu erfahren, die der wohl größte deutsche Schriftsteller unserer Zeit mehr als verdient? Was hebt dann das Geschrei an vom Verlust „unseres“ Nobelpreisträgers, vom Fehlen des letzten und größten zeitgenössischen Gesellschaftskritikers und vom Verstummen der gewaltigsten literarischen Stimme einer Generation. Kritiker gäben sich die Klinke in die Hand beim schluchzenden Eintrag in das Kondolenzbuch einer frisch geborenen, obschon gerade erst verstorbenen Legende.“Deutschland ein Jammertal – die Blechtrommel hat ihren letzten Schlag getan“ – so oder so ähnlich würden die Schlagzeilen des BILDungsbürgertumblättchens lauten.

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