Kolumne 02/2016: #Lesegefühle
„S“ ist gerade in aller Lesermunde. „S“? Ja, das Werk von J. J. Abrams und Doug Dorst. „S“? So lautet der Originaltitel. „S. – Das Schiff des Theseus„ (Kiwi) – so ist es bei uns bekannt und ebendieser Roman, nein, – dieses grandiose Werk, macht mich einfach sprachlos und ich stecken mittendrin. Sprachlosigkeit durch und durch – aber die Gefühle sind an, die Gefühlssprache ist vorhanden und will jetzt raus…
Ob ich das Werk jemals vollständig rezensieren werde, bleibt ungewiss. Ob ich je heil aus dem Werk wieder auftauchen werden, bleibt ungewiss. Ob ich mithilfe der zwei „Mitleser“ und Studenten Jen und Eric ans „Ziel“ kommen werde, bleibt ungewiss. Überhaupt ist die Ungewissheit meines Lesens genauso stark ausgeprägt, wie die Sprachlosigkeit und das ständige Erstaunen über dieses wahnsinnige Buch. Schon optisch bin ich mehr als beeindruckt. Ich staune über alle Beilagen zwischen den Seiten und bin von der Lebendigkeit geplättet, die mir beim Aufschlagen immer und immer wieder entgegen kommt und mich einhüllt.
Jedes Buch was wir lesen, erzeugt in uns Gefühle, ruft in uns Gefühle hervor und lässt uns irgendwie gefühlig werden. Gefühlloses Lesen ist undenkbar, ich kann es mir nicht vorstellen und ich glaube, es ist mir bisher auch noch nie passiert. Jeder Autor schafft es, uns anhand bestimmter Worte gefühlig zu machen. Auch wenn ich Stand heute noch nicht ganz 50 Seiten gelesen habe, bin ich durch und durch voller Gefühl und weiß, dass dieses Werk besonders ist und viele Spuren in mir hinterlassen wird.
Bücher rufen in mir immer den Austausch mit anderen Lesern hervor. Aber auch so habe ich oft das Bedürfnis, über das eben Gelesene zu sprechen. Natürlich nicht immer, aber es gibt in Büchern einige Textstellen, bei denen man nicht alleine sein will. In der Vergangenheit, aber auch in Gegenwart bin ich mir sicher, eine Herzensperson zu haben, bei der es nicht viele Worte braucht, um mich zu verstehen. So ist es und so wird es immer bleiben. Diese Herzensperson ist ebenfalls im gleichen Werk – auf dem Schiff – unterwegs und hat bereits zwei Artikel veröffentlicht, die viele Hintergründe zum Werk liefern. Schaut euch doch mal in Arndts Artikeln „S – Das Schiff des Theseus„ und „[Originalausgabe] “S” von J.J. Abrams und Doug Dorst„ um.
Gerade auf dem „Schiff des Theseus“ wächst das Verlangen, beim Lesen nebeneinander zu sitzen. Zwei Menschen, zwei Bücher, parallel lesend und immer wieder unterhaltend. Das Bedürfnis über die Worte von Jen und Eric zu lachen, zu grübeln, zu fühlen, einfach alles – ist immer da. Während ich den beiden Protagonisten lesend lausche, möchte ich nicht alleine sein. Lautes Vorlesen ist hilfreich, wie ich finde und das gemeinsame Bestaunen der vielen Beigaben im Werk ebenso. Dieses Buch fasziniert durch und durch – sagte ich das schon?
Während ich lese, versuche ich immer alle Stifte und Füller weit von mir zu halten. Was habe ich mich schon dabei ertappt, selbst hineinschreiben zu wollen. Da zucken die Lesefinger, wenn Jen und Eric sich unterhalten. Ab und an möchte man so gern helfen, selbst Worte hinterlassen, mitraten und seine eigenen Gedanken auf die Seiten und zwischen die Kommentare schreiben. Ich muss mich echt bremsen, wie ich immer wieder feststelle.
Und dann dieses Kribbeln im Bauch – diese Vorfreude und diese Erleichterung – eine Mischung. Ich versetze mich gedanklich gern in die Lage der zwei. Ich könnte an manchen Tagen wohl kaum vor Spannung einschlafen. Wenn ich nur dran denke, was ich mich fragen würde…wie lange dauert es, bis er antwortet? Was wird er schreiben? Werden wir gemeinsam das Rätsel lösen? Wird das Buch da sein? …
Aber ich als Leserin bekomme den puren „Luxus“ – ich kann alles sofort lesen – den Roman und die Kommentare von Jen und Eric. Was für ein Glück!
Mein Respekt vor dem Werk ist gigantisch – das muss ich hier noch einmal erwähnen. Wann ist für so ein „aufwendiges“ Werk der richtige Lesezeitpunkt? Weihnachten – so meine Antwort oder in der Urlaubszeit, die von Ruhe und wenigen Unternehmungen geprägt ist. Weihnachten ist zwar vorbei, aber in eben diese Zeit passt es aus meiner Sicht perfekt. Wie beim Roman „Die Karte meiner Träume„ von Reif Larsen bietet es sich auch hier an, in Ruhe zu lesen, sich eine richtige Lesezeit zu nehmen und den Austausch mit anderen Lesern zu suchen.
Und was ist mit den ganzen Beilagen im Werk? Können die rausfallen und was ist dann? Diese Fragen habe ich mir auch gestellt und ich bin sehr vorsichtig beim Lesen. Behutsam blättere ich die Seiten um und gebe acht darauf, dass mir keine Beilage herausfällt. Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, diese mit der Seitenzahl zu versehen – mit Bleistift, versteht sich. Doch nein – ich möchte weiterhin ganz penibel darauf achten, mehr als vorsichtig zu sein und meinen Leseplatz wenig zu verändern. Wenn allerdings doch was passieren sollte, gibt es natürlich Hilfe, also nur keine Angst. Auf der Seite des Kiwi-Verlags findet ihr weitere Informationen zum Buch, über das Material und ihr bekommt neben dem Trailer auch eine Übersicht zu den Beilegern. Also keine Angst – lest los…
Meine innere Stimme sagt mir, dass ich das Werk doppelt brauche. Einmal gelesen und mit meinen Lesespuren anhand von leuchtenden Klebezetteln versehen und einmal komplett ungelesen und eingeschweißt.
Und nun? Lesegefühle an…
Eure