Wenn es dir so wie mir geht, dann greife zu Luana.
Ich suchte ein Buch, was mich weit weg bringt, was mich tief in ein anderes Leben versetzt und mich richtig gut unterhält. Ein wenig vorhersehbar ist, Überraschungsmomente in sich trägt und ganz viel Leben mit dunklen und hellen Momenten in sich hat. So ein rundum Paket, was gut tut und gleichzeitig berührt.
Luana
Aber alles begann eigentlich mit dem Brief der mich erreichte. Der Brief mit dem der Roman beginnt…
„Lieber André,
vor ein paar Wochen habe ich zum ersten Mal im Internet nach Dir gesucht. Es war kinderleicht, Dich zu finden. … Denkst du manchmal an uns? … Ich werde Dir wieder scheiben. Ich habe dir eine Menge zu erzählen. Ich werde Dich warten lassen, so wie Du uns hast warten lassen.“
Seid ihr jetzt auch so neugierig wie ich es war, als ich den Brief / das Buch in den Händen hielt? Ich konnte kaum abwarten zu erfahren, wer Luana ist, warum sie jetzt erst schreibt und vor allem, warum sie so schreibt, wie sie schreibt. Ich möchte wissen, wer sie warten lassen hat und warum derjenige jetzt warten muss…
Rio de Janeiro / London
Andrés lebt inzwischen in London. Seine Kindheit verbrachte er in Rio de Janeiro, aber das ist schon lange her. 1985 verlor er seine Mutter bei einem Autounfall, auch das ist schon lange her. Nun ist er Vater zweier Töchter und hat eine Frau. Doch sein Leben ist kein ruhiges Leben, es ist im Umbruch und mitten in dieser Zeit erreicht ihn ein Brief von Luana.
Luana – lange ist es her, 30 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Gedanklich reist André zurück in seine Jugend, nach Rio de Janeiro und denkt an Luana, das Dienstmädchen in das er sich damals verliebte. Eine heimliche Liebe, eine unmögliche Liebe.
Klingt das jetzt irgendwie verkitscht oder nach einem typischen Liebesroman im Stil von „In der Jugend verliebt, getrennt, jeder glücklich mit seinem Partner bis zum Tag x, man trifft sich wieder, verliebt sich erneut und wird glücklich bis ans Lebensende?“
Oh nein, da liegt ihr hier ganz weit daneben. Wer sich so einen Roman erhofft, wird enttäuscht. „Luana“ von Luiza Sauma (Hoffmann und Campe) hat eine tiefgründig angelegte Geschichte zu erzählen. Sie bringt uns nach Rio de Janeiro und stellt uns Luana und André in jungen Jahren vor und zeigt uns, dass hinter so einem Brief ganz viel mehr stecken kann. Nicht nur Luana, auch André hat uns viel zu erzählen.
Schwarz-weiß & bunt
Jede Seite habe ich genossen. Wirklich jede der 302 Seiten.
Schon der Anblick des Covers entführt uns weit weg. Autorin Luiza Sauma schreibt schwarz-weiß, um dann diese Worte mit bunten Nuancen anzureichern, so mag ich es ausdrücken. Sie färbt uns ihre noch farblosen Protagonisten immer weiter ein und lässt uns schließlich sehen, welche Erlebnisse in beiden schlummern. Sie teilen viele gleiche Momente und auch Geheimnisse miteinander, aber nicht alle.
Luana hat sich in mein Herz geschlichen, genau wie André. Ich habe mit beiden mitgefiebert, versucht zu verstehen, letztendlich verstanden und schwer daran geknabbert. Aber ich habe mich auch gefreut, gelacht und einfach den Sommer, allgemein das Leben in Brassilien, genossen.
„Du warst zu jung, um zu wissen, was du tatest und ich war zu jung, um dich davon abzuhalten.“ (Seite 298)
Eine große Geschichte die berührt, eine Geschichte die gelesen, gelebt, geliebt und genossen werden will.