Erschreckend, wichtig & aus einer selten beleuchteten, aber mindestens genau so schlimmen Perspektive geschrieben.
Als ich das Buch in meiner Lieblingsbuchhandlung Findus sah, wusste ich, dass ich es lesen muss. Ein jüdisches Schicksal in Dresden – schon das Cover erzeugte in mir Gänsehaut, da ich sofort an die Bank im Großen Garten mit den Worten „HINSEHEN“ denken musste, die an das damalige Verbot erinnert, dass dort Juden nicht sitzen durften. Und natürlich an die Bombennacht – die Nacht, die Henny Brenner rettete, so unglaublich es klingt.
„Den Bomben, die in jener denkwürdigen Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 die Stadt Dresden dem Erdboden gleichmachten, verdanke ich mein Überleben.“ (Seite 15)
Dieser erste Satz, nach dem Vorwort von Iring Fetscher, zog mich sofort zu Henny Brenner. Ihr Schicksal spielt ganz in der Nähe meiner Wohnung. Unweit von mir befindet sich der Fetscherplatz, wie auch die Mutschmannvilla. Diese Nähe bringt mich natürlich noch intensiver zwischen die Seiten.
Mit nur 21 Jahren erhielt Henny Brenner die Post, die man im Jahr 1945 nicht erhalten wollte. Sie sollte sich auf einen Arbeitseinsatz – beginnend am 16. Februar – außerhalb Dresdens – vorbereiten. Kurz – der Deportationsbefehl. Bis zu diesem Brief konnte sich Henny Brenner retten und in Dresden leben. Doch noch vor dem 16. Februar kamen die Bomben vom Himmel, brachten Tod und Leid, aber auch Glück, so merkwürdig das auch klingt.
Henny Brenner hat gelitten, aber sie hat überlebt! Auf über 100 Seiten erfahren wir, wie sie das geschafft hat und welches Schicksal sie durch die Nazis erfahren musste.
Was für ein Leben – schon in der Kindheit musste das Mädchen in Angst leben. Sie ist Jüdin, Kind von Eltern die in einer sogenannten Mischehe leben. Ihre Mutter ist jüdisch, ihr Vater protestantisch. Schon in der Schule begannen die Abgrenzungen – dann kam der Judenstern, der sichtbar getragen werden musste und ständig kam ein weiteres Verbot dazu. Von Tag zu Tag wurde es schlimmer, Jude zu sein und die Gefahr lauerte ständig. Ohne ihren nichtjüdischen Vater hätte Henny wohl nicht überlebt.
Rettende Bombennacht
Wir wissen alle, was damals passierte und wir haben schon einige Bücher über jüdische Schicksale gelesen. Sie waren blutig, voller Gewalt und endeten oft mit dem Tod. Wir haben über Arbeitslager und Vergasung gelesen. Henny Brenner musste nie in ein KZ und doch hat sie ein Schicksal und ihre Erlebnisse sind kaum weniger schlimm. Lehrreich, anders, faszinierend schrecklich und erneut Augen öffnend.
Einen weiteren Roman über die Bombennacht möchte ich hier erwähnen. Denn oft wird ein Buch gesucht, welches bedenkenlos Kindern/Jugendlichen in die Hand gedrückt werden kann. „Elefantenwinter“ von Michael Morpurgo heißt der Roman, in dem auch die Bank im Großen Garten eine Rolle spielt. Lest euch nach Dresden – lest und lebt „Gegen das Vergessen“.
Streut Liebe, begrabt Hass!
Vielen lieben Dank für diese wertvollen Tipp! Auch den verlinkten „Elefantenwinter“ habe ich mir gleich gemerkt. Lg Petra
Liebe Petra,
Danke für die Rückmeldung – sehr gerne doch. Nicht nur merken – sondern auch lesen. 😉
Viele literarische Grüße zu dir – Bianca