„Liebe mit zwei Unbekannten„ (Atlantik) von Antoine Laurain ist ein Titel, welcher bei mir lesetechnisch ja schon längst überfällig ist. Vor einem Jahr hat der Roman das Licht der deutschen Buchwelt erblickt und ich wollte es schon längst gelesen haben. Nun ist sein zweiter Roman „Der Hut des Präsidenten„ erschienen und bevor ich mich in diesen lesend fallen lasse, wollte ich die zwei Unbekannten treffen.
Oft habe ich das Buch schon in der Hand gehalten und mich gemahnt und auf später vertröstet. Vor ein paar Tagen war es dann aber soweit, ich habe mich auf den Weg nach Frankreich gemacht, um die zwei Unbekannten endlich zu treffen, um die Liebe zu fühlen.
Würde man das Buch ganz grob beschreiben wollen, ist der Titel total ausreichend. Anhand des Titelnamens kann fast der ganze Inhalt abgeleitet werden. Es geht um zwei unbekannte Menschen, die sich logischerweise treffen werden, damit die Liebe eine Rolle spielen kann. Ein Buch zum Verlieben, zum Träumen, zum Freuen – denn das Happy End wird es geben. Einige Leser lesen nur Bücher, bei denen sie sich gewiss sein können, einen guten Ausgang auf den letzten Seiten zu finden. Hier kann ich getrost versprechen, dass es so sein wird, denn sonst würde der Titel wohl anders lauten und Autor Antoine Laurain wäre wohl nicht ebendieser Autor. Ein Buch fürs Herz erwartet uns hier.
Ohja – ein Buch fürs Herz und mir fallen so einige Menschen ein, die gut zwischen diese Seiten passen.
Zum Inhalt brauche ich wohl nicht viel zu erzählen, schaut euch das Cover an. Zwei Menschen in rot wie die Liebe und eine Tasche in weiß – die Unbekannte. Buchhändler Laurent findet auf der Straße eine Tasche und nimmt sie mit. Eine gut gefüllte Frauenhandtasche. Er macht sich auf die Suche nach seiner Eigentümerin und beginnt sich anhand der vielen Kleinigkeiten, die er darin findet, in die Frau zu verlieben.
Neugierig hangelt er sich von Gegenstand zu Gegenstand, um den Namen der Frau herauszufinden. Eine schwierige Aufgabe und in einer großen Stadt wie Paris ist diese Suche mit der Suche einer Nadel im Heuhaufen gleichzusetzen. Doch Laurent gibt nicht auf und weiht seine Tochter Chloé ein.
Was dann passiert, müsst ihr nun selbst erlesen. Und ich sage euch: Paris ist groß und es wird aufregend. Habt ihr eigentlich Übung im Suchen anderer Menschen?
„Wie mochte diese Laure wohl aussehen, die gern in Gärten zu Mittag aß, Angst vor roten Ameisen hatte, von Sex mit ihrem in einen Mann verwandelten Haustier träumte, korallenroten Lippenstift trug und sich von Patrick Modiano ein Buch signieren ließ? Laurent hatte eine Puzzlefrau vor sich.“ (Seite 60)
Antoine Laurain ist ein Autor mit Herz und er weiß, wie er die Frauen schreibend berührt. Oder eher – seine Leser. Er hat einen Roman geschrieben, aus dem die Liebe blüht, ohne zu überblühen. Er schreibt von einem Mann, dem die achtlos weggeworfenen Handtasche gerade recht kommt, denn sein Leben braucht einen neuen Anstrich. Dies wird ihm allerdings erst bewusst, als er sich auf die Suche begibt und seine Beziehung von jetzt auf gleich endet, ohne Tränenvergießen, ohne Gefühl, ohne große Worte. Mir gingen einige Passagen zu schnell, aber wenn es keine Gefühle gibt, warum unnötig in die Länge ziehen.
Für uns Leser und Liebhaber von Buchhandlungen hält der Autor wundervolle Szenen bereit und lässt uns ins Literaturherz von Laurent blicken. Buchige Gedanken – einfach wunderschön.
Neben den zwei Hauptprotagonisten Laure und Laurent ist mir Laurents Tochter Chloé besonders ans Herz gewachsen. Was für eine grandiose Figur. Rebellisch, außergewöhnlich, frech, einfach anders und doch so herzlich. Ihr müsst die drei treffen. Es lohnt sich durch und durch.
Ihr sucht die Liebe? Dann schlagt dieses Buch auf. Ich freue mich, euch einen Roman empfehlen zu können, in dem ihr der Liebe begegnet, eine großartige Suche vor euch habt, einen Buchhändler mit Herz trefft und einfach mit strahlenden Augen die letzte Seite lest.