Ganz ehrlich? Ich hatte keine Erwartungen, aber das hätte ich nie erwartet.
Aber mal ganz von vorne. Ich bin keine Leserin von Liebesgeschichten, aber da ist scheinbar auch schon der Fehler, oder? Auf dem Cover seht ihr zwar ein Paar was sich küsst und doch steht in Großbuchstaben fett abgedruckt, dass es keine Liebesgeschichte ist.
Ich bin keine Leserin von Frauenromanen, sagen wir es eben so. Also Romane in denen es um Liebe geht und ersichtlich ist, dass es ein glückliches und vorhersehbares Ende geben wird. Wie sag ich immer so schön zur Oma, wenn Sie ihren Groschenroman beendet hat „Und? Ham se sich gefunden?“. Grundsätzlich folgt ein JA und ich bin einfach nicht für solche Bücher gemacht.
Von der lieben Sabrina C. von den Bookwives habe ich ein ganz liebes Päckchen bekommen, in dem sich dieser Roman befand. Meine Freude war groß, denn mir wurde bewusst, dass dieser Roman außergewöhnlich sein muss. Sabrina würde mir kein Buch schicken, welches nicht zu mir passen würde. Also wagte ich den Sprung zwischen die Seiten…
…und traf sofort auf Penny. Penny ist 17 Jahre jung, lebt in Middletown in England, einem Dorf in dem sich Hase und Igel „Gute Nacht“ sagen und sie ist genervt von ihrer Mutter. Es gibt keine Spur von hübschen Jungs, die Tage plätschern so vor sich hin und bis auf die bevorstehende Band-Night, sind keine Abenteuer oder Erlebnisse in Aussicht. Die Band “ Pains“ soll also Penny begeistern, zumindest der heisse Gitarrist, laut den Aussagen ihrer Freundin Lizzie.
Ohne große Erwartungen lässt sich Penny auf den Abend mit ihren Freundinnen Amanda, Ruth und Lizzie ein. Die große Liebe wird ihr schließlich nicht gleich um den Hals fallen, ihren Seelenverwandten wird sie auch nicht treffen und erst recht nicht ihre Unschuld verlieren. Einzig eine Panikattacke könnte sich von hinten anschleichen und sie überfallen. Wegen zunehmenden Ohnmachtsanfällen, deren Ursachen unbekannt sind, ist sie in psychologischer Behandlung, was ihr ziemlich auf die Nerven geht.
Der Abend zeigt sich schnell von seiner atemberaubenden Seite, denn Penny wird tatsächlich von einem Ohnmachtsanfall heimgesucht. Während ihre Freundin Ruth sich um den Gitarristen namens Noah kümmert, päppeln die zwei anderen Mädels Penny auf und stehen ihr bei. Als sich die Lungen wieder mit Luft füllen, zögert Penny nicht und lässt ihrem Unmut freien Lauf. Noahs Anwesenheit lässt Penny schwanken und sie wird von einer großen Ladung Gefühle überrumpelt. Liebe? Vielleicht sogar Seelenverwandtschaft?
„Liebe ist im Grunde ein chemischer Prozess. Wenn man sich in jemanden verliebt, ist das, als ob man einen chemischen Sprengstoff in den Körper kriegt. Und man kann nichts gegeben tun. Alles wird überflutet vom Dopamin, unserem Glückshormon, und das Hochgefühl ist das gleiche wie beim Drogenkonsum…Und dann gibt´s noch Noradrenalin,…, meist einfach Adrenalin genannt. Das ist das Hormon, dem wir all die schwitzigen Handflächen und das Herzrasen zu verdanken haben. Dann rührt man noch Serotonin dazu – noch ein Glückshormon das dran schuld ist, dass sich Liebeskranke wie Schwachköpfe aufführen.“ (Seite 460)
Nein – doch nicht mit Penny Lawson – der sarkastischen Zynikerin. Penny mag Romeo und Julia nicht, Twilight sowieso nicht und mit anderen Liebesschnulzen braucht man ihr erst recht nicht zu kommen. Abstand ist das Zauberwort, welches scheinbar nur bedingt funktioniert.
Liebe kann übermächtig sein, sie kann gefährlich werden und sie kann Dinge hervorrufen, an die keiner bisher glaubte…
Wer bis hier her gelesen hat, wird sich jetzt denken, dass es doch ein typischer Frauenroman ist, in dem es letztendlich doch um die große Liebe geht. So ist es nicht, denn Autorin Holly Bourne hat in diesem Roman ein un- und außergewöhnliches Szenario entworfen, was vielleicht gar nicht wirklich un- und außergewöhnlich ist. Jedes zusätzliche Wort würde die Magie des Romans rauben, den ich tatsächlich nur ganz schwer aus der Hand legen konnte.
Wisst ihr, warum ich die Literatur so liebe? Wegen DIESER Art von Romanen. Romane die äußerlich harmlos erscheinen und dich dann mit tränenden Augen, einem angeknacksten Herzen und einer Leseerschütterung zurück lassen. Romane bei denen nach der letzten Seite die Gedankenstrudel erst richtig zu wirbeln beginnen. Mich überläuft schon wieder eine Gänsehaut, wenn ich nur ansatzweise über diesen Roman nachdenke.
Leser – ihr werdet lieben und leiden und ihr werdet vor allem dermaßen zwischen den Seiten leben. Ein Film hat sich vor meinen Augen abgespielt, Gefühlsströme durchflossen mich, ich stand teilweise unter Starkstrom und bin total fasziniert von dieser Geschichte.
…und während ich die ersten Seiten verschlang, fragte ich euch auf Facebook, ob ihr an Sellenverwandtschaft glaubt. Den Grund dieser speziellen Frage werde ich für mich behalten, aber für alle die mit JA auf diese Frage antworteten oder antworten würden ist dieser Roman das MUSS!
Dieses Werk aus dem Genre „Young Adult“ sollte ganz dringen auch von älteren junggebliebenen Lesern konsumiert werden. Penny ist einfach ein super genialer Charakter. In ihrer Art ist sie vergleichbar mit Hauptprotagonistin Alex aus „Mein Leben & Ich„. Sie ist nicht so gemein wie Alex, aber sie hat immer einen Spruch parat und Freundin Lizzie ist wie Alex Freundin Claudia. Die Comedy-Serie kam mir an der ein oder anderen Stelle immer mal wieder in den Sinn.
„This is not a love story“ (dtv) ist unvorhersehbar und von der ersten bis zur letzten 509-ten Seite absolut stark. Die Autorin schreibt in einer wahnsinnig jugendlichen Sprache, sozusagen frei von der Leber weg. Es fühlt sich durchweg so an, als ob man als Leser neben den Protagonisten steht. Es gibt keine Verbesserungen oder Korrekturen – die Worte werden so ausgesprochen, wie sie eben gerade durch den Kopf der Figuren schießen. Einfach genial, so sollte es sein.
Plötzlich und unerwartet taucht eine zweite Handlungsebene auf. Über diese werde ich nicht viel sagen, um nichts zu verraten. Die Ebene ist geheimnisvoll, dunkel und ich selbst habe diese immer versucht zu verdrängen, was durch ihr stetiges Anwachsen oder besser gesagt, was durch die Macht der Worte in den sehr kurzen Kapiteln kaum möglich ist.
Holly Bourne hat mich mit ihrem Werk sprachlos gemacht. Sie hat mich mit Schmerzen zurück gelassen und sie hat mich regelrecht aus der Lebensbahn geworfen. Die brennenden Augen nicht zu vergessen. Sie wirft die Themen Liebe und Seelenverwandtschaft nach und nach auf, lässt sie ins Blut des Lesers übergehen und setzt dann die finale Spritze, die alles verändert.
Liebe Liebenden – ihr werdet zwischen den Seiten so wahnsinnig viel erleben, so wahnsinnig leiden, so wahnsinnig lieben und so wahnsinnig magisch überrannt werden, dass ihr nicht gleich wieder aufstehen könnt. Versprochen!
XXL-Leseprobe – viel Vergnügen beim Reinlesen!
Liebe Bini, vielen Dank für diese wahnsinnig tolle Rezension! Wie soll ich da noch länger widerstehen? <3
Meine liebe Buchstabentraume – du musst, musst, musst, musst (denke dir noch x-mal musst) unbedingt bald lesen und dann können wir uns gerne austauschen. <3
Bini, ich sollte erst wieder deine Rezis lesen, wenn mein SuB auf unter 2,50 m geschrumpft ist *lach*
DAS habe ich auch gerade gedacht 😀 …aber dafür gibt es ja Wunschlisten…das ist nämlich ganz sicher genau ein Buch für mich *grins*