Meißen – eine Stadt im Zeichen der Literatur.
Wer denkt, dass so etwas in unserer Zeit nicht funktioniert, der sollte sich auf die Reise machen. Es lohnt sich. Die Altstadt, prächtig herausgeputzt, erwartet Bücherfreunde und Touristen gleichermaßen mit offenen Armen.
Auf allen Plätzen sind Lesethrone errichtet, gut beschirmt zum Schutz der Autoren und Sprecher, Sitzbänke oder Strohsäcke laden die Zuhörer zum Verweilen ein und so landet ein buntes Sammelsurium aus Menschen geplant oder zufällig inmitten einer spannenden Erzählung.
Literatur zum Anfassen, nicht aufdringlich, nicht im Geheimen – nein – im Mittelpunkt, ohne sich in denselben zu drängen. Pferdekutschen ziehen langsam durch die Altstadt, Glocken läuten aus allen möglichen Richtungen und von den verschiedenen Plätzen ertönen die Klänge der unterschiedlichen Lesungen.
Fantasy und Historisches gehen Hand in Hand. Alt und Jung folgen gebannt neuen Werken, Klassikern und diskutieren gutgelaunt mit gelösten Autoren in familiärer Atmosphäre. Weit entfernt von der Stimmung jeglicher Buchmessen. Hier ist es heimelig, kuschelig und fast intim. Eine Stimmung, die bei Lesungen nicht oft zu finden ist.
Die Stadt lebt mit der Literatur – sie lebt und pulsiert weiter. Ein Citylauf findet statt – Jugendliche mit Startnummern laufen für einen guten Zweck durch die Straßen. Hochzeitsgesellschaften strömen auf den Marktplatz, um am magischen Datum 11.06.11 das Ja-Wort auszutauschen. Und Büchermenschen genießen es, Teil dieser Normalität zu sein – nicht Randfiguren – Teil – Puzzlestein eines Wochenendes in Meißen.
Emotional, lachend und verträumt sitzt man in den malerischen Gassen.
Lachend, wenn ein Brautpaar die Kirche verlässt, während auf dem Platz die Sätze aus der Hobbit Lesung erschallen: “Smaug der gefährliche Drache verlässt jetzt seine Höhle – bringt Euch in Sicherheit!” Welch eine Begrüßung für die Braut 😉
Emotional, wenn die Mätresse des Königs in einem wehklagenden Gedicht ihre Angst mit den Zuhörern teilt: “Majestät – hab` ich Euch verloren? Majestät – habt Ihr mich verlassen?” Jede Zeile ein Volltreffer ins Herz – ein Pfeil der vor mehreren hundert Jahren losgeschickt wurde und heute noch zu treffen vermag.
Verträumt, wenn man den unterschiedlichen Gestalten durch die Gassen folgt. Kämpfende Assassinen, Musketiere, Prinzen, Zwerge, Hobbits und türkische Schachautomaten flankieren unseren Weg der Fantasie durch Meißen.
Eine Stadt prägt den Büchern ihren Stempel auf und lässt sich trotzdem von Büchern verändern. Ein modernes Festival der Literatur – ein großes Ereignis – liebenswert und leicht. Wir kommen wieder. Ihr vielleicht auch?